Studies in the Scriptures

Tabernacle Shadows

 The PhotoDrama of Creation

 

 

SCHRIFTSTUDIEN 

BAND 4 - DER KRIEG VON HARMAGEDON

 

 Studie 8

Das Geschrei der Schnitter.

Das konservative Element der Gesellschaft.Bauern, Farmer.Neue Verhältnisse in der „Christenheit“.Agrarische Bewegung.Ihre Ursachen.Gold- und Silberwährung ein Faktor.Die Vorhersage der Schrift geht in Erfüllung.Diese Dinge in Beziehung zu der Schlacht des großen Tages.

„Auch ihr Silber, auch ihr Gold wird sie nicht erretten können am Tage des Grimmes Jehovas.“ - Zeph. 1:18

Wer die Weltgeschichte nicht gedankenlos studiert, mag nun, wenn er unseren Auseinandersetzungen folgt und die Richtigkeit der angeführten Tatsachen und der daraus gezogenen Schlüsse konstatiert hat, hinsichtlich des schließlichen Resultates noch einige Zweifel fühlen. Er mag sich sagen: „Der Verfasser vergisst, dass es in der ganz und in der halb zivilisierten Welt einen numerisch starken, einen großen Teil der Bevölkerung ausmachenden Stand gibt, der äußerst konservativ ist und immer gleichsam den Rückgrat der Gesellschaft gebildet hat, den Bauernstand.“ Aber wir haben das nicht vergessen und sind weit davon entfernt, die Bedeutung dieses Standes zu unterschätzen. Die Vergangenheit weist Beispiele genug dafür auf, dass Europa oft schwere innere Kämpfe hätte durchmachen müssen, wäre dieser Stand nicht gewesen. Die gewaltsamen Umwälzungen in Frankreich waren das Werk der arbeitenden Klassen der größten Städte, und die konservativen Bauern waren es, denen die Wiederherstellung von Frieden und Ruhe zu verdanken war. Die Gründe hierfür sind unschwer zu finden. Erstlich ist das Leben des Bauern weniger aufregend und bringt weniger Berührung mit anderen Gesellschaftsklassen. Sodann ist sein Sinn weniger auf Erwerb von Reichtum gerichtet; seine Wünsche in dieser Richtung sind noch nicht so recht erwacht. Der Bauer ist mehr oder weniger an die Scholle gebunden, betrachtet sich als fast ausschließlich von seiner Liegenschaft abhängig und traut derselben zu, dass sie seine Arbeit und Mühe lohnt. Seine Bildung war bisher ziemlich gering und daher sein Geist weniger entwickelt und regsam. Die Folge von allem war, dass die zivilisierte Welt den Bauernstand stets als das Muster einer Klasse betrachtete, die mit dem Wenigen glücklich und zufrieden war.

Allein die letzten dreißig Jahre haben in den Verhältnissen der Bauern einen auffallenden Wandel - in mancher Hinsicht zu ihrem Vorteil - hervorgebracht. Die Bauern in England, Irland, Kanada und den Vereinigten Staaten hatten stets vor denen der übrigen zivilisierten Welt etwas voraus: sie waren nie leibeigen, unwissend, stumpfsinnig, sondern hatten einen offenen Kopf, ohne erst viel in die Schule gegangen zu sein. In der Union kamen sie beim Bürgerkrieg in Berührung mit den verschiedensten Gesellschaftsklassen, mit den Eingewanderten aus den verschiedensten Ländern, und dies gab ihnen einige Schulung, einige Kenntnisse von Dingen und Verhältnissen. Es erweiterte ihren Gedankenkreis mehr denn das ewige Einerlei der vergangenen Jahrhunderte; es lehrte sie städtisches Fühlen, Leben und Treiben kennen und schätzen. Nun genügte das alte, baufällige Schulhaus dem Bauernknaben und Bauernmädchen nicht mehr; sie drängten sich in die höheren Schulen, Gymnasien, Universitäten, und deren gedeihliche Entwicklung führte zu einem Aufblühen der Schriftstellerei, namentlich des Zeitungswesens, das zur Aufklärung der eingeborenen wie eingewanderten Bevölkerung der Vereinigten Staaten enorm viel beigetragen hat. Die Folge davon war, dass bald städtischer Geschäftsbetrieb auf die Landwirtschaft Anwendung fand. Dazu kamen die landwirtschaftlichen Maschinen, welche den Bauern von mancher schweren Mühe befreiten und den Ertrag seines Bodens vervielfachten. So konnte denn die ländliche und mit ihr die städtische Bevölkerung schnell zunehmen und doch noch über den Bedarf der 70 Millionen Einwohner der Vereinigten Staaten hinaus Produkte im Wert von annähernd 800 Millionen Dollar (mehr als 3/4 der Ausfuhr) hervorgebracht werden. Bis ins vorige Jahrhundert hinein bedeutete dies einen großen Gewinn für den amerikanischen Farmer, und mit dem materiellen Gewinn kam der Anteil an den Annehmlichkeiten des Lebens und der Wunsch nach mehr Reichtum und mehr Annehmlichkeiten und gleichzeitig eine gewisse Unzufriedenheit mit den Verhältnissen, wiewohl diese weit besser sind als die, in denen die Bauern in anderen Ländern leben.

Ähnlich wie der Sezessionskrieg wirkte der deutsch-französische Krieg auf die Völker in Deutschland und Frankreich, doch in weniger hohem Grade und auf mehr indirekte Weise. Die seit dem Krieg bestehende Spannung hat beide Staaten und mit ihnen Österreich, Italien und Russland zu beständiger Kriegsbereitschaft genötigt, die die allgemeine Wehrpflicht zur Voraussetzung und die militärische Ausbildung jedes einzelnen und die Berührung eines jeden mit den verschiedensten Elementen zur Folge hat. Dies allein fördert schon die Bildung; außerdem sind in den Kasernen gewisse Stunden dem Bücherstudium vorbehalten. Hatte zuerst die Errichtung stehender Massenheere den Anschein eines Verbrechens am Volkswohlstand, indem sie jeden jungen Mann 1-3 Jahre der bürgerlichen Tätigkeit vorenthielt, so erwies sie sich bald als eine großartige Quelle der Aufklärung, und unter ihrem Einfluss erwachten die Nationen zu größerem Tatendrang und Ehrgeiz denn je zuvor. Natürlich, je mehr Aufklärung Platz griff, je mehr Berührung stattfand mit den Annehmlichkeiten und Vorteilen städtischen Lebens und Reichtums, um so mehr griff die Unzufriedenheit und das Gefühl um sich, dass andere weiter kommen, dass sie selber nach einer guten Gelegenheit, weiter zu kommen, Ausschau halten müssten, wobei es dann auf die Mittel, sie zu benutzen, nicht besonders ankäme.

Zugleich sind Unwissenheit und Aberglaube in religiösen Dingen im Schwinden begriffen, wiewohl der Einfluss der griechischen wie der römischen Kirche noch sehr groß ist. Zwar glaubt man nur mehr halb, dass Priester, Bischof oder Papst jemand ins Fegefeuer, in die ewige Verdammnis verstoßen oder in den Himmel führen können; gleichwohl fürchtet und respektiert man ihre Macht noch sehr. Aber im allgemeinen haben doch bei allen Klassen neue religiöse Gesichtspunkte Platz gegriffen. Bei den Protestanten werden zwar äußerlich die Formen der Gottseligkeit und Frömmigkeit noch aufrecht erhalten, aber ein großer Teil der aufrichtigen Achtung vor der Geistlichkeit ist bei den Massen geschwunden. Die sogenannte „höhere Kritik“ und die Evolutionstheorie haben auch die Achtung vor dem Worte Gottes beseitigt. Diese neuen Lehren lassen im Bunde mit orientalischer Theosophie in Europa und Amerika Hunderte und Tausende an ihrem Christentum Schiffbruch leiden.

Diese Einflüsse sind schon seit einer Reihe von Jahren unter den sogenannten konservativen Kerntruppen in der Namenchristenheit tätig, ihrem Sinnen und Trachten eine andere Richtung zu geben, und nun fügt es sich, dass gleichzeitig ein anderer Einfluss sich immer mehr geltend macht, der das Wohlergehen dieser „konservativen“ Klasse bedroht. Seit 1885 haben die Bauern in den zivilisierten Ländern immer mehr Mühe, es zu Wohlstand und Reichtum zu bringen, denn der Preis ihrer Produkte ist stetig gefallen. Sie haben den aus diesem Preisniedergang ihnen erwachsenden Schaden durch Anwendung von Maschinen wettzumachen gesucht in der Hoffnung, aus der größeren Menge verkaufter Produkte wieder den einstigen Profit herauszuschlagen. Allein diese Hoffnung erwies sich nicht minder trügerisch als die, dass die Preise wieder steigen würden, nachdem sie eine Zeitlang gefallen waren.

Schlimmer noch als dem amerikanischen Farmer erging es dem Bauer in Europa, dessen Lage sowieso schwieriger ist, weil sein Grundstück in der Regel zu klein und mit Hypotheken belastet ist, und weil er sich weniger leicht Maschinen verschaffen konnte. So war er nicht in der Lage, dem Preisniedergang durch Mehrproduktion zu begegnen, und litt daher mehr unter den billigen Preisen, es sei denn, er habe sich der Zuckerrübenkultur zugewandt.

Philosophen, Staatsmänner und Gelehrte haben diesem Übelstand ihre Aufmerksamkeit zugewandt und sind gar bald zu dem Urteil gelangt, dass das Sinken der Weizenpreise eine Folge der Überproduktion sei. Dabei blieben sie stehen in der Überzeugung, die Wahrheit entdeckt zu haben. Aber andere haben die Frage sorgfältiger ausstudiert, die Statistik zu Rate gezogen und dabei die überraschende Entdeckung gemacht, dass es gar nicht wahr ist, dass die Welt über ausreichende Weizenvorräte für die kommenden Jahre verfügt, dass vielmehr relativ wenig Weizen ins folgende Jahr hinübergenommen wird, und dass die Welt tatsächlich nicht mehr Weizen erzeugt, als verzehrt wird. Rob. Lindblom vom Chicagoer Handelsamt hat in dieser Angelegenheit an das Landwirtschaftsdepartement in Washington ein vom 26. Dezember 1895 datiertes Memorial gerichtet, worin er unter anderem folgendes ausführt:

Die Erzeugung von Weizens als Ganzes genommen hat in den hauptsächlichsten Weizengegenden nicht zugenommen; denn wenn sie irgendeine solche Vermehrung aufwies, so stand ihr eine Mindererzeugung in anderen Gegenden gegenüber. Wir wollen dies an den Ernteergebnissen des Jahres 1893, die nun vollständig bekannt sind, nachweisen. Das Material finden wir für das Ausland in den vom Chicagoer Handelsamt zusammengestellten Tabellen, für die Union in den amtlichen Tabellen Ihres Departements; dabei mussten wir Österreich-Ungarn außer acht lassen, weil uns die Angaben für das Jahr 1893 aus diesem Land fehlten. In den übrigen Weizenländern stellt sich ein Vergleich zwischen den Ernten von 1883 und 1893 wie folgt:

 

1883

1893

 

England

  76 Mill. Bushels

  53 Mill. Bushels

-   23 Mill.

Frankreich

  286 Mill.

  277 Mill.

-     9 Mill.

Russland

  273 Mill.

  252 Mill.

-   21 Mill.

USA

  421 Mill.

  396 Mill.

-   25 Mill.

Italien

  128 Mill.

  119 Mill.

-    9 Mill.

Indien

  287 Mill.

  266 Mill. 

-   21 Mill.

Zusammen

1.471 Mill.

1.363 Mill.

- 108 Mill.

 

„Daraus erhellt, dass im Jahre 1893 die hauptsächlichsten Weizenländer nicht weniger als 108 Millionen Bushels weniger produzierten als zehn Jahre zuvor. Diesem Ausfall steht nur eine Zunahme um 22 Millionen in Deutschland und 60 Millionen in Argentinien gegenüber. Einen besonders schweren Rückgang weist Großbritannien auf, das 1870 und 1872 noch 105 Millionen, 1871 sogar 116 Millionen Bushels produzierte, während die diesjährige (1895) Ernte nach den Angaben des Londoner Korrespondenten des Chicagoer Handelsamtes auf wenig mehr als 48 Millionen Bushels angesetzt werden kann.

„Wäre es wahr, dass die Vereinigten Staaten von anderen Weizenpro­duzenten überflügelt werden, dann müsste doch ihre Ausfuhr nach Europa in beständigem Rückgang gewesen sein. Das ist jedoch erst seit 1891 der Fall, wo die Einfuhr amerikanischer Brotfrucht nach Europa das Maximum von 225 Millionen erreichte, während dieselbe in den acht vorhergehenden Jahren durchschnittlich nur 119 Millionen betrug und seither, wenn auch zurückgegangen, doch weit über diesem Durchschnitt geblieben ist (1892 waren es 191 Millionen, 1893 wieder 193 Millionen und 1894 immer noch 164 Millionen Bushels). Doch haben unsere Produzenten ihre Vorräte nicht beisammen behalten, was durch die Erhebungen Ihres Departements im März dieses Jahres (1895) zur Genüge bestätigt worden ist.

„Nun wäre noch Australien zu nennen, doch fehlen uns hier statistische Angaben über die Ernteerträge. Aber wir wissen aus der Ausfuhrstatistik soviel, dass Australien 1883 noch 23,8 Millionen, 1893 aber nur noch 13,5 Millionen Bushels ausführte und in den beiden folgenden Jahren aber Getreide aus Amerika einführte.

„Dazu kommt erst noch der bedeutend größere Weizenverbrauch. In England betrug die Steigerung in den letzten 10 Jahren 18 Millionen, in Amerika sogar 50 Millionen Bushels, und jedes andere Land, Frankreich ausgenommen, hat Verbrauchsvermehrungen aufzuweisen, die zusammen mit denjenigen in England und Amerika hinreichen würden, die vermehrte Produktion der ganzen Welt mehr als aufzubrauchen.“

Was nun auch die Ursache des Preisniederganges für Weizen sein mag, zu dem in den letzten Jahren ein solcher für das andere Getreide kam, so viel ist sicher, dass er den Bauern in Amerika wie in Europa die Existenz immer mehr unmöglich macht. Nicht wenige Farmer in Amerika haben sogar in guten Jahren die Mittel aus ihren Produkten nicht lösen können, um den Zins für die auf ihrem Gut lastenden Hypotheken oder anderen zum Zweck von Maschinenankäufen gemachten Schulden aufzubringen. Sie beschweren sich über die Gläubiger und ebenso, wiewohl meist ohne Grund, über die Getreidetransporttarife der Eisenbahnen, und die europäischen Bauern fordern von ihren Regierungen die Einführung von Schutzzöllen, um durch möglichste Fernhaltung der fremden Einfuhr eine Preissteigerung des inländischen Getreides herbeizuführen oder wenigstens ein weiteres Fallen der Preise zu verhüten. Sie berufen sich dabei darauf - und da wird ihnen jeder billig Denkende Recht geben. Dass 50-60 Cent für den Bushel zu wenig berechnet ist, wenn die auf die Landwirtschaft verwendetet Mühe und Zeit sich angemessen rentieren soll.

Die Verhältnisse beleuchten nun grell eine auffallende Prophezeiung, die sich auf die letzten Jahre des Evangeliums-Zeitalters bezieht. Wir meinen die Bibelstelle Jak. 5:1-9. Nachdem der Apostel unsere Aufmerksamkeit auf die in der Gegenwart so hervortretende Anhäufung von Reichtümern in wenigen Händen gerichtet und festgestellt hat, dass diese Anhäufung eine schwere Drangsalszeit heraufbeschwören werde, bezeichnet er als unmittelbare Ursache der Drangsal eine Erregung in den bisher ruhigen Bevölkerungsschichten, bei den Bauern. Er scheint die Lage ganz genau so gesehen zu haben und kennzeichnen zu wollen, wie sie heutzutage von allen scharfsinnigen Beobachtern beurteilt wird, zu weiterer Aufklärung beifügend, dass sie die Folge eines Betruges ist. „Siehe“, sagt er, „der Lohn der Arbeiter, die eure (der „Reichen“) Felder geschnitten haben, der von euch vorenthalten ist, schreit, und das Geschrei der Schnitter ist vor die Ohren des Herrn Zebaoth gekommen.“ - Jak. 5:4

In der vorhergehenden Studie haben wir bereits gesehen, dass städtische Arbeiter und Handwerker bereits in gewissem Maße zu leiden haben, dass aber deren Leiden bis jetzt vorab in der Furcht vor dem bestehen, was ihnen die tägliche Entwicklung und Zunahme von Intelligenz, Maschinenbetrieb und Bevölkerung erst noch bescheiden wird, wenn die gegenwärtige Gesellschaftsordnung fortdauert. Der Bauer aber hat nicht nur alle diese Gefahren auch zu bestehen, sondern er ist noch dazu das Opfer eines Betruges, von dem sein Mitmensch, der Handwerker, profitiert.

Worin besteht nun dieser Betrug? Tatsächlich ist es nämlich eine ungerechte Beschuldigung, wenn ganz allgemein behauptet wird, dass die Arbeiter im allgemeinen und die Landarbeiter im besonderen in unserer Zeit von ihren Arbeitgebern um ihren Lohn gebracht werden. Im Gegenteil sind heutzutage die Gesetze mehr denn je zuvor so gegeben, den Lohnarbeiter vor Schaden zu behüten. Er kann, wenn ihm Lohn geschuldet wird, das Eigentum seines Brotherrn mit Beschlag belegen und verkaufen; seine Forderungen sind in den meisten Gesetzgebungen privilegiert. Somit kann eine direkte Übervorteilung des Bauern, des Ernährers der Menschheit, vom Apostel nicht gemeint sein; wir müssen uns vielmehr nach Gesetzen umsehen, welche die ganze Welt umfassen und die „Ernter“, „Schnitter“, in der ganzen Welt in gleicher Weise benachteiligen. Diese allgemein geltenden Gesetze müssen sich auf Lug und Trug gründen oder ein von den reichen Leuten dieser Welt auf dem Wege der Gesetzgebung festgegründeter Betrug sein. Finden wir einen solchen, so sind wir sicher, dass er das ist, was die Weissagung meint. Wir glauben nun und werden den Beweis dafür hier zu erbringen suchen, dass diese Weissagung aufs genaueste passt auf die Entwertung der Silberwährung.

Wir verwenden uns nicht etwa für die Rückkehr zur Silberwährung oder hoffen auf dieselbe oder erblicken gar darin das Universalheilmittel gegen alle Leiden der Gegenwart und der Zukunft! Im Gegenteil! Wir halten dafür und stützen uns dabei auf den Jakobusbrief, dass das Silber nicht wieder zum Wertmesser werden wird. Wir wollen vielmehr zeigen, dass eine Weissagung in Erfüllung gegangen ist, und alle, die es wollen, mögen an dem neuen Licht teilnehmen, das jene Weissagung über die gegenwärtigen und herannahenden Drangsale der Welt verbreitet.

Die Silberentwertung ist für die einen Klassen in der Namenchristenheit ein Vorteil, für andere ein Schaden. Letzteres ist sie für die Erzeuger von Getreide, Reis und Baumwolle, weil sie die Früchte ihrer Arbeit in Konkurrenz mit solchen Ländern verkaufen müssen, die noch die Silberwährung haben. Sie verkaufen mithin um entwertetes Silber, während sie ihre Liegenschaft, ihre Geräte, ihre Kleidung, ihre Arbeitslöhne und den Zins der auf der Liegenschaft haftenden Hypothek in Gold zu zahlen haben. Bei jeder Summe, die sie in Silber einnehmen und in Gold ausgeben, verlieren sie die Hälfte. Noch im Jahre 1873, bevor die Nationen der Namenchristenheit die Silberwährung aberkannt hatten, galt ein Silberdollar zwei Cents mehr als ein Golddollar; heutzutage entsprechen, dank der „Regelung der Münzverhältnisse“, zwei Silberdollar einem Golddollar (in wirklichem Wert; innerhalb des Landes, das ihn geprägt hat, zirkuliert der Silberdollar freilich wie die Banknote für den Nominalwert). Dementsprechend repräsentierte der Bushel Weizen 

1872 in Silber 1,51 Dollar, in Gold 1,54 Dollar

1878 in Silber 1,34 Dollar, in Gold 1,19 Dollar

1894 in Silber 1,24 Dollar, in Gold 0,61 Dollar

Aus diesen Zahlen geht hervor, dass die Getreidepreise in den Ländern, welche die Silberwährung noch anerkennen, nur wenig gefallen sind; der starke Preisrückgang hat in den Goldwährungsländern, in der Namenchristenheit stattgefunden. England, der größte Weizenabnehmer auf dem Weltmarkt, kauft jetzt in Indien um Gold gerade zweimal soviel Weizen als vor der Aberkennung der Silberwährung.

Den Reis- und Baumwollpflanzern der Vereinigten Staaten geht es nicht besser als den Weizenbauern. Ihre Produkte gedeihen ebenfalls in Silberwährungsländern und können mithin um den halben Preis von ehedem durch die Goldwährungsländer angekauft werden.

Indirekt hat nun der Preissturz dieser drei Produkte auch die Produzenten anderer Erzeugnisse in Mitleidenschaft gezogen. Denn nachdem die Weizen-, Reis- und Baumwollpflanzer sich von der Unmöglichkeit überzeugt haben, durch Vermehrung ihrer Produktion den früher realisierten Gewinn wiederzufinden, verlegten sie sich auf den Anbau anderer Produkte, deren Preis nicht so gesunken war, und führten nun durch Überproduktion auf diesen Gebieten einen Preisdruck herbei. So leiden alle landwirtschaftlichen Kleinbetriebe, und schließlich muss die ganze Bevölkerung bis zu einem gewissen Grad die Last, die auf den Bauern liegt, zu kosten bekommen.

Wer sind nun die, welche von der Abschaffung der Silberwährung Nutzen haben? Zunächst die Banken, die Geldverleiher, die Hypothekengläubiger, weil jeder Dollar ihres Kapitals, jeder Dollar ihres Zinses doppelt soviel wert ist denn ehedem, bzw. doppelt so große Kaufkraft hat. Sodann alle Festbesoldeten, wie Abgeordneten, Richter, Beamten, Angestellten und Arbeiter. Ob sie nun zehn Dollar per Woche, per Tag oder per Stunde verdienen, für zehn Dollar werden sie immer doppelt soviel Baumwolle, Wolle, Weizen usw. bzw. daraus hergestellte Erzeugnisse kaufen können als früher.

Als nun die Farmer die Diskussion der Silberfrage in der ganzen Union in Fluss gebracht hatten, schien es eine Zeitlang, als sollten bei den Wahlmännerwahlen des Jahres 1896 die Silberleute den Sieg davontragen. Allein da jeder nur auf sein eigenes Interesse bedacht war, begannen die Reichen, die Staatsbeamten, die Handelsangestellten, die Lohnarbeiter zu merken, dass das Gold ihnen in dem Maße zugute kam, als es die Farmer schädigte. Gleichwohl zweifelten diese an der Richtigkeit ihres Urteils und stimmten nach der Parole des Bankiers gegen ihre eigenen Interessen, und so kam es, dass das Silber gerade in einem Volk eine Niederlage erlitt, für dessen Lebensinteressen es von der allergrößten Bedeutung war, und dessen Handel, Export und Import, groß genug gewesen wäre, dem Silber wieder zur Geltung zu verhelfen.

Jetzt aber ist die Sache hoffnungslos. Das Silber wird seinen Platz, den es 1873 verloren hat, nicht wieder einnehmen, denn da Eigennutz maßgebend ist, der Bauernstand aber allein, wenn er auch der zahlreichste ist, doch nicht die Majorität ausmacht, so wird er gegen die Interessen der anderen nicht aufkommen. Bedauernswerte Farmer, bedauernswerte Schnitter im Felde! Eure Klagen aus den letzten Jahren sind zwar ein wenig verstummt, weil in Indien Hungersnot und Pestilenz wütet. Allein bald wird um so größerer Druck folgen, lauteres und vernehmlicheres Klagen der Ernter in der Namenchristenheit. So wird die Geduld und die staatserhaltende Gesinnung der geduldigsten und staatserhaltendsten Klassen erschöpft und erschüttert - eine weitere Vorbereitung auf den Tag der großen Drangsal, auf den Tag der Vergeltung.

Aber wie ist man denn überhaupt zur Aberkennung der Silberwährung gekommen? Wer konnte sich von solch drohender Weltkatastrophe Profit versprechen? Unsere Antwort ist: Die Finanzmächte selbst. Ihr Geschäft ist es, mit dem Geld zu handeln und umzugehen, wie der Farmer mit seiner Farm, für sich selbst, für ihre Syndikate und Unternehmungen einen möglichst hohen Gewinn herauszuschlagen. Englische Finanzleute regieren die Welt; sie betreiben das Geschäft am längsten und haben es gründlich studiert.

„Im Krieg ist alles erlaubt“, ist ein Sprichwort. Englands Finanzleute und Politiker, welche überhaupt der übrigen Welt um 50 Jahre voraus zu sein scheinen in solchen Dingen, scheinen auch den Handelskrieg als ganz zeitgemäß und für die Stärkeren einträglicher als den Sklavenhandel und die Raubzüge zu betrachten. Die Briten merkten bald, dass, da sie nur wenig Land zur Verfügung haben, sie ihren Profit mittels der Industrie und des Bankbetriebes nicht für sie allein, sondern soweit als möglich für die übrige Welt suchen müssten. Ihre Staatsmänner hatten Scharfsinn genug, einen guten Feldzug einzuleiten, und da England zu jener Zeit billiger liefern konnte als die übrige Welt, bekannten sie sich im Interesse des Landes zum Freihandelssystem und suchen noch jetzt dieses System der zivilisierten Welt aufzunötigen.

Vor ungefähr hundert Jahren erkannten schlaue britische Finanzleute, dass, da ihr Land nicht in erster Linie Landwirtschaft trieb, es ihr Vorteil wäre, die Preise der landwirtschaftlichen Produkte herabzudrücken, die sie vom Ausland kommen lassen müssten, und dass, da das Silber von altersher der Wertmesser gewesen sei, es gelte, das Gold an seine Stelle zu setzen und selber auf Grundlage der Goldwährung Handel zu treiben, während die übrige Welt sich der Silberwährung bediente. Ihrem Einfluss ist es zuzuschreiben, dass Großbritannien schon 1816 die Goldwährung einführte.

Wenn es England gelungen wäre, die Entwicklung der Industrie in anderen Ländern zu verhindern, wie dies angestrebt wurde und (dank seiner riesigen Betriebsanlagen, seiner Gewandtheit und seiner geübten Arbeiter) Baumwolle und Wollstoffe, sowie Maschinen billiger zu liefern als die übrige Welt, so würde es schließlich selbst sehr im Vorteil gewesen sein. In keiner Hinsicht aber war der Erfolg ein ganzer. Frankreich und die Vereinigten Staaten und später auch Deutschland erhoben Schutzzoll und begünstigten somit die Industrie in dem eigenen Land, und es gelang ihnen allmählich, nicht nur den eigenen Bedarf zum größten Teil zu decken, sondern auch mit Großbritannien auf dem Weltmarkt in Wettbewerb zu treten. Wie wir sahen, gehen Indien, China, Spanien, Portugal, Südamerika, Russland und andere Länder in gleicher Weise vor, gleichwohl steht Großbritannien im Handel und der Industrie noch immer an der Spitze. Auch die Scheidung von Gold und Silber, welche beiden Metalle solange zusammen als das Geld der Welt anerkannt worden waren, brachte nicht den gewünschten Erfolg. In der Tat, während hinsichtlich des Wertes der beiden Metalle lange das Verhältnis von Gold zu Silber wie sechzehn zu eins bestanden hatte, neigte man eher dazu, dem Silber im Verhältnis mehr, dem Gold dagegen weniger zuzusprechen, weil außerhalb Englands hauptsächlich das Silbergeld im Gebrauch war. Man braucht sich daher nicht darüber zu wundern, dass der Statistik gemäß ein amerikanischer Silberdollar im Jahre 1872 zwei Cent mehr galt als ein Golddollar.

Da die Engländer erkannten, dass sie weder in Angelegenheiten des Geldes noch der Waren eine Alleinherrschaft ausüben konnten, suchten die britischen Finanzleute die Vereinigten Staaten und Europa für sich zu gewinnen in der Hoffnung, dass es ihren vereinten Bemühungen gelingen würde, eine Scheidung zwischen dem Wert des Silbers und dem des Goldes herbeizuführen, und den letzteren dadurch zu vergrößern. Wenn die zivilisierten Völker zusammen die Entwertung des Silbers in ihrem Finanzsystem einführen würden, so würde sich daraus folgendes ergeben:

1. Das Silber würde in den zivilisierten Ländern zu einem gewöhnlichen Tauschmittel herabsinken und daher billiger werden als das Gold, dessen festgesetzter Wert in demselben Maße steigen, wie das Silber sinken würde. Auf diese Weise würden die zivilisierten Nationen ihren Bedarf an Baumwolle, Weizen, Kautschuk und anderen Rohmaterialien bei den unzivilisierten Nationen mit entwertetem Geld, Silber, also zum halben Preis, einkaufen können, während die armen Heiden für alle Luxusgegenstände, Maschinen usw. die doppelte Summe würden bezahlen müssen, weil das Geld der Heiden durch die Gesetzgebung ihrer zivilisierten Brüder in seinem Wert auf die Hälfte herabgesetzt wäre unter der Anleitung der „Schylocks“, sonst Finanzmänner genannt. Diese Ausnützung der Heiden, zu welcher das zivilisierte Gehirn führte, wurde als „Geschäft“ bezeichnet; aber, war es Gerechtigkeit oder Betrug - vom göttlichen Standpunkt aus betrachtet? Sicherlich tat man den Heiden damit nicht das, was man wünschte, selbst von ihnen zu empfangen.

2. Obgleich dies auch den anderen zivilisierten Nationen Vorteil verschaffen würde, so hoffte Großbritannien doch wegen seines großen Außenhandels, den Löwenanteil des Gewinnes, der aus diesem Betrug geschlagen werden sollte, für sich zu erlangen.

Wir übersehen nicht, dass das Gesetz von Angebot und Nachfrage auch für den Handel mit Weizen gilt, haben aber gezeigt, dass Weizenüberproduktion nicht stattfindet, ja, dass die Mehrproduktion nicht einmal mit der Bevölkerungsvermehrung Schritt hält. Wir bemerken ferner, dass im Jahre 1892, welches die reichlichste Weizenernte aufwies, der New Yorker Preis mit 90 Cent per Bushel höher stand als in den drei folgenden Jahren mit weniger reichlicher Ernte. Dieser Preis wäre, wenn die außerordentlichen Verhältnisse von 1896 und 1897 (Missernten in Österreich-Ungarn, Russland und Indien) dazu gekommen wären, sogar auf 1,30 Dollar gestiegen.

Endlich ist zu beachten, dass, während der Wert des Weizens in den letzten 25 Jahren so stark gefallen ist (und zwar nicht wegen Überproduktion), andere Massenprodukte ihren Preis ungefähr haben halten können. Dies zeigt u. a. folgende kleine Tabelle von New Yorker Preisen:

 

1878

1894

Roggen per Bushel

65 Cent

68 Cent

Gerste per Bushel

33 Cent

37 Cent

Korn per Bushel

52 Cent

51 Cent

Kentucky Tabak per Pfund

  7 Cent

  9 ½ Cent

Frisches Ochsen- fleisch per Pfund

  5 ¼ Cent

  5 ½ Cent

Frisches Schweinefleisch per Pfund

  4 ¼ Cent

  5 ½ Cent

Heu per Tonne

  7,25 Dollar

  8,50 Dollar

während für Weizen, Baumwolle und Silber die Preise wie folgt gefallen sind:

 

1878

1894

Baumwolle per Pfund

11  Cent  

   7 Cent

Weizen per Bushel

  1,20 Dollar

 61 Cent

Silber per Unze

  1,15 Dollar

 63 ½ Cent

Nun wird man fragen, ob nicht die Silberentwertung von der Überproduktion an Silber herkommen könne, statt von der künstlichen Steigerung des Goldwertes.

Wir antworten: Nein. Die Produktion dieser beiden Edelmetalle hat zwar stark zugenommen, aber gleichwohl mit der Steigerung der Gewerbetätigkeit und der Zunahme der Bevölkerung nicht Schritt halten können. Alles Gold und Silber der Welt wäre für den gegenwärtigen Geschäftsverkehr nicht hinreichend und würde Gutscheine von Staaten, Banken und Handelshäusern nicht entbehrlich machen. Der Geldverleiher hat übrigens ein Interesse daran, dass der Wertmesser nicht zu reichlich produziert wird, damit er immer Nachfrage dafür hat und es zu gutem Zinsdarlehen kommt und er doppelte Sicherheit verlangen kann. Alles gemünzte und ungemünzte Gold der Welt wird auf weniger als sechs Milliarden Dollar geschätzt, während allein die öffentlichen und privaten Schulden in den Vereinigten Staaten auf mehr als das Dreifache dieser Summe geschätzt werden. Russland versucht seit 1873 sein Papier durch Silber zu ersetzen, hat es aber immer noch nicht ganz vermocht, weil es nicht genug Silber auftreiben kann.

Dies zeigt, dass die Silberentwertung etwas Gewolltes ist, dass sie auf dem Wege der Gesetzgebung herbeigeführt wurde.

Aber wie war es denn möglich, dass die Volksvertreter in allen Ländern der Namenchristenheit diese Verschwörung gegen die Heiden, ja, gegen ihre eigene Landwirtschaft treibende Bevölkerung mitmachen konnten? Weil sie gar nicht wussten, was die Verfechter der Goldwährung eigentlich bezweckten, weil sie von diesen „Schylocks“ hinsichtlich der Folgen einer solchen Gesetzgebung getäuscht worden waren. Dies bezeugte u. a. der Fürst Bismarck; dies bezeugten viele Mitglieder des Kongresses der Union. Also durch Betrug hat die Gesetzgebung das Geld der Welt in zwei Hälften geteilt, die eine entwertend, die andere im Wert steigernd, und jetzt, wo die Regenten dies einsehen, stehen sie ratlos vor der gähnenden Kluft und merken, dass, wenn sie das Silber wieder zu Ehren ziehen wollen, sie den Gläubiger schädigen würden, ohne dem Schuldner den erlittenen Schaden vergüten zu können. Überdies würde „Schylock“, nachdem er den Wert aller seiner Habe und seines Einkommens verdoppelt hat, es eher zu schweren Krisen und Revolutionen kommen lassen, als das Herzblut des Geschäftsverkehrs, das er den Mitmenschen abgepresst hat, freiwillig herauszugeben. „Schylock“ ist in der Lage, seinem Willen Geltung zu verschaffen. Er herrscht über alle, die aus seinen Klassen Darlehen empfangen, vorab über alle Regierungen, die ihm sämtlich tributpflichtig sind. Er besitzt die Presse und macht durch dieselbe die Völker vertrauensselig, damit sie an seine Ehrenhaftigkeit und seine Milde glauben und seinen Zorn nicht reizen sollen, da er so mächtig ist. Alle, die direkt oder indirekt von seinem Betrug profitieren, vorab die sogenannten „maßgebenden Kreise“, schweigen fein säuberlich dazu.

Von den Zeugnissen über den verübten Betrug und die Täuschung mögen folgende zur Bestätigung des Gesagten dienen:

Senator Thurmann sagte:

„Als das Gesetz dem Senat vorgelegt wurde, meinten wir, es handle sich nur um eine Verbesserung des Münzgesetzes, um eine Regelung. Ich glaube, dass es außer denen, welche zu dem Komitee gehören, das uns dieses Gesetz vorlegte, im ganzen Staat keinen Menschen gibt, der auch nur im geringsten geahnt hätte, dass man bei demselben die Entwertung des Silbers im Auge hatte.“ - Congressional Record, Band 7

Senator Conkling fragte am 30. März 1876 im Senat, als Senator Bogy sich über die Verbesserung des Gesetzes bezüglich des Silbers als gesetzliches Zahlungsmittel äußerte, überrascht:

„Gestattet mir der Herr Senator, ihm oder einem anderen der Senatoren eine Frage zu stellen? Ist es wahr, dass es jetzt auf Grund des Gesetzes keinen amerikanischen Dollar mehr gibt? Und, wenn dies so ist, trifft es dann zu, dass es der Zweck dieses Gesetzes ist, Halbdollarstücke oder Vierteldollarstücke zu dem einzigen gesetzlichen Zahlungsmittel in Silber zu machen?“

Senator Allison sagte am 15. Februar 1878:

„Wenn die Geheimgeschichte dieses Gesetzes einst veröffentlicht werden wird, so wird die Tatsache enthüllt werden, dass das Haus der Vertreter der Ansicht war, sowohl Gold- als auch Silbermünzen herzustellen und beide Metalle auf das französische Verhältnis zu bringen anstatt auf unser jetziges, was in bezug auf diesen Gegenstand im Jahre 1873 das Natürliche gewesen wäre, dass das Gesetz aber später umgestürzt wurde.“

Hon. William D. Kelley, der mit der Vorlage betraut worden war, sagte am 9. März in einer Rede an das Haus der Vertreter:

Bezüglich dessen, dass ich die Vorlage zur Entwertung des Silbers befürworte, habe ich zu sagen, dass ich, obgleich ich Vorsitzender war, nicht wusste, dass das Ganze auf die Entwertung unseres Silbers hinauslief. Auch die ausgezeichneten Senatoren, wie Herr Blaine und Herr Voorhees, die damals Mitglieder des Hauses waren, wussten es nicht. Einige Tage nach der Sitzung fragten sie sich gegenseitig: „Wussten Sie, was die Folge der Genehmigung des Gesetzes sein würde?“ - „Nein, wussten Sie es?“ „Nein, ich glaube, dass im ganzen keine drei Mitglieder des Hauses wussten, worum es sich handelte.“

Senator Beck sagte am 10. Januar vor dem Senat:

„Es (das Silberentwertungsgesetz) wurde von keinem der beiden Abgeordnetenhäuser verstanden. Ich spreche hiermit Tatsachen aus. Kein Zeitungsberichterstatter, und diese sind die am schärfsten sehenden Leute, mit denen ich jemals zusammenkam, entdeckte, was mit dieser Vorlage beschlossen worden war.“

Wenn es der Raum erlauben würde, so könnten wir in ähnlicher Sprache gehaltene Bestätigungen von vielen anderen anführen. Der Titel der Vorlage selbst musste irreführen, er lautete: „Akte zur Revision des Gesetzes für Münzprägung, Metallproben und Geldstücke der Vereinigten Staaten“, und die Entwertung des Silbers wurde verborgen gehalten in verschiedenen Klauseln. Herr Grant, der Präsident der Vereinigten Staaten, der der Vorlage durch Unterzeichnung Gesetzeskraft verlieh, erklärte einige Jahre später, als sich die Folgen zu offenbaren begannen, dass er auch nichts von der Bedeutung des Gesetzes geahnt habe.

Herr Murat Halstead, der Herausgeber der „Commercial Gazette“, Cincinnati, gehört zu den befähigtesten Menschen der Gegenwart. Die folgenden Worte, die seiner Feder entstammen, entnehmen wir dem „New York Journal“:

Diese britische Goldpolitik war nur das Werk von geschickten Fachmännern. Wenn man irgendwelchen Erfolg dabei erzielen wollte, so musste man eine solche Ausflucht nehmen. Wahrscheinlich weil die Münzen nicht zirkulierten und daher von der Allgemeinheit nicht beachtet wurden, konnte man einen solchen Schritt zu versuchen wagen, ohne Aufsehen zu erregen. Das Monometallsystem der großen Gläubiger-Nation wurde somit ohne Debatte der großen Schuldner-Nation auferlegt.“

Folgende Worte sollen von Oberst R. G. Ingersoll ausgesprochen worden sein:

Ich verlange die Wiederbewertung des Silbers, welches durch Betrug entwertet worden ist. Die Silberentwertung bedeutet eine Hintergehung jedes ehrenhaften Schuldners in den Vereinigten Staaten. Sie bedeutet einen Meuchelmord der Arbeit. Sie wurde unternommen im Interesse der Habsucht und des Geizes, und ehrliche Leute sollten sie wieder ungeschehen machen.

„Man erkannte in den Jahren 1877 bis 1880, dass die Wirkung dieselbe sein würde, wie zahlreiche Staatsmänner vorhergesagt hatten. Manche waren dem Erlass gegenüber blind, andere blieben aus Eigennutz ruhig, und andere wiederum verließen sich auf den Rat der „Finanzmänner“.

Der verstorbene Hon. G. Blaine sagte im Jahre 1880 vor dem Senat der Vereinigten Staaten:

Ich glaube, wenn der jetzt in diesem Land wie in anderen ausbrechende Kampf um die Goldwährung Erfolg hat, wird allgemeines Unheil über die ganze Geschäftswelt gebracht. Die Vernichtung des Silbers als Geld und die Einführung einer allein geltenden Goldwährung muss auf jedes Besitztum eine vernichtende Wirkung ausüben, ausgenommen auf diejenigen Anlagen, die einen festen Ertrag in Geld bringen. Diese würden im Wert gewaltig steigen und einen Vorteil über die anderen erlangen, der in gar keinem Verhältnis stehen und höchst ungerecht sein würde. Wenn es zutrifft, wie dies die zuverlässigsten Statistiken versichern, dass es in der Welt Münzen oder Barren im Wert von gegen 7 Milliarden Dollar gibt, und ebensoviel Gold wie Silber, so ist es ganz unmöglich, das Silber als Geld zu streichen, ohne dass Millionen in Verlegenheit gebracht und Zehntausende vollständig ruiniert würden.“

Der verstorbene Senator Vance sagte später: 

„Die Geldmacht und ihre Verbündeten der ganzen Welt haben zusammen das größte Verbrechen begangen, welches je erlebt wurde. Sie haben den Wert der einen Hälfte des Geldes der Welt gestürzt und auf diese Weise den ihres eigenen verdoppelt. Die Geldwechsler haben den Tempel unserer Freiheit verunreinigt.“

Die Regierung der Vereinigten Staaten hat vor wenigen Jahren eine Umfrage an ihre Vertreter im Ausland ergehen lassen über die Münzverhältnisse. Der Bericht des belgischen Ministers Currie zeigt in bemerkenswerter Weise, wie die Erfahrungen Belgiens denen der Vereinigten Staaten entsprechen. Er berichtet, dass der belgische Finanzdirektor Hon. Alfonse Allard ihm seine Fragen folgendermaßen beantwortete:

Seit 1873 sind wir in eine Krise eingetreten, welche im fortwährenden Fallen der Preise besteht, und die wir anscheinend auch nicht aufhalten können. Dieser Sturz der Preise, der auf die Löhne einwirkt, wird jetzt zu einer sozialen und industriellen Krisis.

„Sie fragen mich, weshalb wir im Jahre 1873 zum Monometallsystem zurückkehrten, welches doch so nachteilig ist? Ich kann keine andere Erklärung dafür finden, als die, dass es einer gewissen Klasse von Finanzleuten gelegen war, die dadurch profitierte, einer Klasse, welche durch die Erfindung und Verteidigung gewisser Theorien von Seiten berühmter Wirtschaftspolitiker und Mitglieder des Instituts de France unterstützt wurde.

„Sie fragen mich, welchen Einfluss die Einführung der neuen Währung auf Industrie und Löhne hatte? Das Geld, das schon vor 1873 so wenig flüssig gewesen war, fing an, noch weniger flüssig zu werden, und der Sturz der Preise, der schon vorhergesagt worden war, setzte ein. Durchschnittlich betrug er bei allen Erzeugnissen seit 1873 50 Prozent, bei dem Getreide sogar 65 Prozent. Die Industrie ist nicht mehr lohnend, die Landwirtschaft ist zugrunde gerichtet, jedermann verlangt Schutzzölle, und unsere ruinierten Bürger tragen sich mit dem Gedanken an einen Aufstand. Dies ist die traurige Lage, in der sich ganz Europa befindet.“

In einem Brief an die Nationale Republikanische Liga, der vom 11. Juni 1891 datiert, schreibt der Senator J. D. Cameron:

Die Einführung des Goldes als einzige Währung scheint uns Ruin zu bewirken mit einer Heftigkeit, der wir nicht widerstehen können. Wenn der Einfluss derselben bleibt wie in den vergangenen zwanzig Jahren, seit Einführung der Goldwährung, so wird eine nicht entfernte Generation erleben, dass auf dem ganzen Kontinent Amerika das Geld in etwa einem halben Dutzend Städte konzentriert ist, die es dann an eine Bevölkerung von ihnen abhängiger Arbeiter verleihen, welche somit auf ihr wachsendes Getreide und ihre unbeendete Handarbeit Hypotheken aufnehmen müssen. Solche Aussichten haben sich in der Weltgeschichte schon oft genug gezeigt, wir alle aber empören uns dagegen. Reich wie arm, Republikaner, Demokraten, Volksparteiler, Arbeiter und Kapitalisten, Kirchen und Hochschulen, wir alle schaudern zurück vor einer solchen Zukunft.“

Die englischen Finanzleute wissen sehr wohl, worunter die Bauern der ganzen Welt und besonders diejenigen der Vereinigten Staaten und von Kanada, welche Weizen ausführen, zu leiden haben, und bisweilen geben sie zu, dass ihre eigene Selbstsucht die Ursache ist. Als Beispiel führen wir aus den „Financial News“ (London) folgendes an:

Wir haben häufig politische Differenzen mit den Vereinigten Staaten, in der Regel besteht aber dabei wenig Feindseligkeit zwischen dem Volk der beiden Länder, und das Gezänk geht vorüber und wird vergessen. Wir wissen natürlich, dass unsere Geldpolitik von nichts anderem als von selbstsüchtigen Erwägungen geleitet wird, so dass wir uns nicht einmal darum kümmern, wenn wir sehen, wie Indien noch viel mehr leidet als Amerika. ...

„Herr Cameron weist darauf hin, dass die Vereinigten Staaten ganz Amerika und Asien auf ihrer Seite haben würden, wenn sie sich rächen würden, indem sie sich aufs Geratewohl von Europa lossagten, und dass sie den Markt beider Weltteile beherrschen würden. Die Schranken zwischen Goldwährungs- und Silberwährungs-Ländern würden dann verhängnisvoller sein als diejenigen der Zollhäuser. Die Bande zwischen Silberwährungsländern würde stärker sein als diejenigen jedes Freihandelsystems. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, dass der englische Handel noch vor Ablauf des Jahres vernichtet sein würde, wenn Amerika morgen wieder zur Silberwährung zurückkehren würde. Jeder amerikanische Industriezweig würde dann geschützt sein, nicht nur in Amerika selbst, sondern auf allen Märkten. Natürlich würden die Vereinigten Staaten zu Anfang Schwierigkeiten haben, indem sie die ausländischen Verpflichtungen in Gold zu begleichen hätten, der Verlust beim Wechsel würde aber ganz gering sein im Verhältnis zu dem Nutzen, den sie durch Südamerika und Asien, nicht zu reden von Europa, erzielen würden. Man muss sich nur wundern, dass Amerika die Gelegenheit noch nicht längst ausgenutzt hat, und wenn es nicht glaubte, dass der Weg über England notwendigerweise zu Fortschritt und Gedeihen im Handel führen muss, so würde es dies zweifellos schon lange getan haben. Jetzt erkennen die Amerikaner, dass sie uns so lange nicht schlagen können, als sie „ihren Ehrgeiz, ein zweites England zu werden“, noch beschränken. Wir können von Glück reden, dass es noch nie den Amerikanern eingefallen ist, uns im Handel aus dem Feld zu schlagen durch Einführung der Silberwährung, und es kommt uns gerade recht, dass die Amerikaner durch die hochmütige Gleichgültigkeit unserer Regierungen irregeleitet werden.“

In der ganzen „christlichen Welt“ beklagt sich die Landwirtschaft über den Schaden, den ihr die Goldwährung getan hat. Der internationale Landwirtschaftskongress, der 1896 in Budapest tagte, erklärte in einem Sympathietelegramm an den Kandidaten Bryan:

Wir wünschen Ihnen Erfolg in Ihrem Kampf gegen die Herrschaft der Gläubiger, welche seit 23 Jahren in Europa und Amerika eine Münzgesetzgebung erzwingt, die die Landwirtschaft ruiniert. Wir glauben, dass ohne Rückkehr zur Doppelwährung das Goldagio die Bauern weiter des Ertrages ihrer Arbeit berauben wird, dass Ihre Wahl aber Europa vor den drohenden Wirren bewahren wird.“

Fürst Bismarck erklärte im selben Jahre 1896:

Ich habe mich hinsichtlich der von mir empfohlenen Münzgesetzgebung getäuscht, und wenn die Regierung die einzige Klasse, deren Übergang zur Opposition sie hindern kann, die Landwirtschaft, für sich gewinnen will, so muss sie die Münzgesetzgebung revidieren.“

Die Wirkung der gegenwärtigen Entwertung des Silbers und aller auf Grund der Silberwährung verkauften Waren machte sich nur sehr allmählich geltend - aus zwei Gründen. Erstlich bedurfte es der Zeit und des geschickten Manöverierens, um einen bei mehr als der halben Welt geschätzten Wertmesser zu verdrängen. Sodann suchten die Silberminenbesitzer und ihre Mitinteressierten, sowie weitblickende Staatsmänner dem Übel zu wehren, und ihren Anstrengungen sind die silberfreundlichen Gesetze der Union (von 1878 und 1890) zu verdanken. Aber diese Maßregeln waren ungenügend. Silber muss entweder ein fester Wertmesser (wie das Gold) oder aber eine Ware sein (wie Diamanten, Weizen) und dann die Preisschwankungen gemäß dem Verhältnis von Nachfrage und Angebot mitmachen. So rief denn die Festlegung des Silberwertes auf die Hälfte des Goldwertes (1 Silberdollar = 1/2 Golddollar) im Jahre 1893 neue Krisen hervor, die sich 1895 besonders fühlbar machten.

So ziehen wir denn hier den Schluss aus dem Vorhergehenden:

1. Die Schnitter der Welt, die Bauern in der Namenchristenheit, sind in Verzweiflung trotz der Hilfe, die ihnen die Maschinen gebracht haben, und rufen laut um Abhilfe, die sie von der Gesetzgebung erwarten.

2. Die Gesetzgeber sehen die Schwierigkeiten, in die die Landwirtschaft geraten und woher sie gekommen ist, und erklären, dass sie die Folge eines Betruges seitens der Finanzleute seien.

3. Die Gesetzgeber sehen aber auch, dass sie den Silberwert nicht wieder (auf ein Sechzehntel Gold) erhöhen können, ohne eine allgemeine Panik, ja, eine Revolution heraufzubeschwören, und halten deshalb dafür, das Übel sei weniger schlimm als das Heilmittel und bleiben daher untätig.

4. Alles gibt zu, dass der erwähnte Betrug nicht nur die Bauern schädigt und entmutigt, sondern auch die bisher staatserhaltende Klasse erbittert und schließlich zur Empörung treiben wird.

5. Alle wissen, dass die Industriearbeiterklasse zur Revolution entschlossen ist und sicher losschlagen wird, wenn einst die noch konservativen Bauern zu ihr übergehen.

6. Es braucht nur wenige Jahre, vielleicht 10-12, um dies herbeizuführen.

Wer diese Tatsachen mit der Weissagung des Jakobus. vergleicht, muss von der Genauigkeit, mit der sie in Erfüllung gegangen ist, überrascht sein und diese Weissagung als einen Beweis dafür ansehen, dass Gott die heutigen Verhältnisse vorausgewusst und in ihnen die Vorbereitung zu der großen Drangsal gesehen hat, die dem Herrn und seiner glorreichen Herrschaft, dem Frieden auf Erden und dem Wohlgefallen an den Menschen, die Wege ebnen soll.

Lasst uns noch einmal Jakobus 5:1-9 lesen:

„Wohlan nun, ihr Reichen, weinet und heulet über euer Elend, das über euch kommt! Euer Reichtum ist verfault (wertlos), und eure Kleider sind mottenfrässig geworden. Euer Gold und Silber ist verrostet, und ihr Rost wird zum Zeugnis sein wider euch und euer Fleisch fressen wie Feuer; ihr habt Schätze gesammelt in den letzten Tagen. Siehe, der Lohn der Arbeiter, die eure Felder geschnitten haben, der von euch (durch Betrug) vorenthalten ist, schreit, und das Geschrei der Schnitter ist in die Ohren des Herrn Zebaoth gekommen. Ihr habt in Üppigkeit gelebt auf der Erde und geschwelgt; ihr habt eure Herzen gepflegt wie an einem Schlachttage. Ihr (eure Klasse) habt verurteilt, ihr (eure Klasse) habt getötet den Gerechten (Christus); er widersteht euch nicht.“ (Wünschte der Herr, wir sollten beachten, dass die jüdischen Bankiers und Finanzleute, mehr als andere, im Vordergrund dieses Betruges stehen, der den Lohn der Schnitter vorenthält? und liegt nicht eine besondere Bedeutung in den Worten: Ihr habt verurteilt, ihr habt getötet den Gerechten?) 

„Habt nun Geduld, Brüder, bis zur Gegenwart des Herrn (der die Dinge gerecht ordnen wird, der den Armen und den, der keinen Helfer hat, aufrichten und an allen Übeltätern Rache nehmen wird). Siehe, der Säemann wartet auf die köstliche Frucht der Erde und hat Geduld ihretwegen - bis sie den Früh- und den Spätregen empfange. Habet nun Geduld, festigt eure Herzen, denn die Gegenwart des Herrn ist nahe gekommen. Seufzet nicht widereinander, auf dass ihr nicht (auch) gerichtet werdet. Siehe, der Richter steht vor der Tür.“

 

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