SCHRIFTSTUDIEN
BAND
1 - DER
GÖTTLICHE PLAN DER ZEITALTER
Studie
10
Geistige
und menschliche Naturen verschieden
und
auseinander zu halten.
Gewöhnlich
vorkommende falsche Auffassungen.
— Irdische
oder menschliche und himmlische oder geistige Naturen.
— Irdische
und himmlische Herrlichkeit.
— Was
lehrt die Bibel über Geistwesen?
— Sterblichkeit
und Unsterblichkeit.
— Können
sterbliche Wesen ewiges Leben haben?
— Gerechtigkeit
bei der Verleihung von Gnaden.
— Ein
vermeintlicher Grundsatz untersucht.
— Mannigfaltigkeit
bei Vollkommenheit.
— Gottes
unbestreitbares Recht.
— Was
Gott für den Menschen bereitet hat: „Ein schönes Erbteil.“
— Die
Auswahl Leibes Christi.
— Wie
die Verwandlung ihrer Natur bewirkt wird.
Es
wird von den meisten Christen zu erkennen verfehlt, dass in Gottes Plan
der gesamten Menschheit eine Wiederherstellung zu ihrem „vorigen Zustand“,
nämlich zu der in Eden verlorengegangenen Vollkommenheit, zugedacht ist,
und dass die christliche ,,Kirche“ dagegen, als Ausnahme von diesem
allgemeinen Plan und als Zugabe dazu, eine Verwandlung der Natur, von der
menschlichen zur geistigen, erfahren soll. Dies ist der Grund, warum die
Christenheit allgemein annimmt, dass niemand gerettet werden wird, außer
wer zur geistigen Natur gelangt. Die Schrift dagegen, obwohl sie von
Verheißungen des Segens, Lebens und einer Wiederherstellung für alle
Geschlechter der Erde redet, verheißt nur der Kirche, die während dieses
Evangeliums-Zeitalters ausgewählt wird, diese Verwandlung zur geistigen
Natur, und nicht eine einzige Schriftstelle kann gefunden werden, die
solche Hoffnung irgend für andere unterstützt.
Wenn
die gesamte Menschheit von all dem Verderben: Krankheit, Schmerz, Elend
und Tod, das von der Sünde herkommt, gerettet und zu dem Zustand der vor
dem Falle genossenen menschlichen Vollkommenheit wiederhergestellt ist,
wird sie ebenso tatsächlich und vollständig von jenem Falle geheilt sein,
wie dies bei denen der Fall ist, die unter der besonderen, während des
Evangeliums-Zeitalters ergangenen, ,,himmlischen, hohen Berufung“, der
„göttlichen Natur teilhaftig werden“.
Missverständnisse
darüber, was einen vollkommenen Menschen ausmacht, falsche Begriffe über
die Ausdrücke sterblich und unsterblich und verkehrte Vorstellungen über
Gerechtigkeit haben gemeinsam zu besagtem Irrtum beigetragen, und viele
sonst leicht verständliche Schriftstellen sind auf diese Weise verdunkelt
worden. Eine ziemlich allgemeine, doch von keiner einzigen Schriftstelle
gestützte Ansicht ist, dass es auf Erden nie einen vollkommenen Menschen
gegeben habe, dass alles, was man vom Menschen auf Erden sieht, nur
der teilweise entwickelte Mensch ist; und dass er, um vollkommen zu werden,
geistig werden müsse. Diese Ansicht bringt die ganze Schrift in
Verwirrung, statt ihre Harmonie und Schönheit klarzulegen, was geschehen
würde, wenn man ,,das Wort der Wahrheit recht teilte“.
Die
Schrift lehrt, dass es zwei, aber auch nur zwei vollkommene Menschen
gegeben hat, Adam und Jesus. Adam war im Bilde Gottes erschaffen; ein
Ebenbild in dem Sinne, dass er ähnliche Kräfte der Vernunft des Gedächtnisses,
des Urteils und des Willens und die moralischen Eigenschaften der
Gerechtigkeit, Liebe usw. besaß. „Von der Erde und irdisch“ war er
ein irdisches Ebenbild eines geistigen Wesens und besaß Eigenschaften
derselben Art, jedoch weit verschieden an Grad, Umfang und Ausdehnung. In
solchem Grad ist der Mensch ein Ebenbild eines geistigen Wesens und besaß
Eigenschaften derselben Art, jedoch weit verschieden an Grad, Umfang und
Ausdehnung. In solchem Grad ist der Mensch ein Ebenbild Gottes, dass Gott
noch zu dem gefallenen Menschen sagen kann: ,,Kommt, lasst uns miteinander
rechten.“ (Jes. 1:18)
Wie
Jehova der Herrscher des Weltalls ist, so wurde der Mensch zum Herrscher
über alle irdischen Dinge gemacht: „Und Gott sprach: Lasset uns
Menschen machen in unserem Bild, nach unserem Gleichnis, dass sie
herrschen über die Fische des Meeres und über das Gevögel des Himmels
und über das Vieh und über die ganze Erde,
über alles Gewürm, das sich auf der Erde regt.“ (1. Mose 1:26).
Mose sagt uns (1. Mose 1:31), dass Gott den Menschen, den er gemacht hatte
(nicht nur zu machen angefangen, sondern vollendet hatte), als ,,sehr
gut“ erkannte, das heißt, als vollkommen; denn nichts weniger als
Vollkommenheit ist in Gottes Augen „sehr gut“.
Die
Vollkommenheit, zu welcher der Mensch erschaffen war, wird in Psalm 8:4-8
zum Ausdruck gebracht:
„Was
ist der Mensch, dass du sein gedenkst,
und
des Menschen Sohn, dass du auf ihn achthast?
Denn
ein wenig hast du ihn unter die Engel erniedrigt;
und
mit Herrlichkeit und Pracht hast du ihn gekrönt.
Du
hast ihn zum Herrscher gemacht über die Werke deiner Hände;
alles
hast du unter seine Füße gestellt:
Schafe
und Rinder allesamt und auch die Tiere des Feldes,
das
Gevögel des Himmels und die Fische des Meeres,
was
die Pfade der Meere durchwandert.“
Es ist von solchen, die die Bibel einer Anschauung der Evolutionstheorie
anpassen möchten, die Vermutung aufgestellt worden, wie es auch die
lutherische Übersetzung wiedergibt, dass die Aussage ein „wenig“ in
Hebr. 2:7 so verstanden werden könne, dass sie meine: eine kleine Weile
niedriger, und nicht einen kleinen Grad niedriger als die Engel. Es ist
aber für solche Auslegung kein Grund vorhanden. Es handelt sich nur um
eine Anmerkung bei Psalm 8:5 in der Elberfelder Bibel, und ein genauer
Vergleich des hebräischen und griechischen Textes kann keinen Zweifel
betreffs des Sinnes übriglassen: Dem Grade nach ein wenig niedriger als
Engel.
David
weist in dem angeführten Psalm auf den Menschen in seinem ursprünglichen
(adamitischen) Zustand hin und deutet prophetisch an,
dass Gott seinen ursprünglichen Plan, den Menschen nach seinem
eigenen Bild als König der Erde zu haben, nicht aufgegeben habe, sondern
dass er seiner gedenken, ihn erlösen und wiederherstellen wird. Der
Apostel (Hebr. 2:7) lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die gleiche Tatsache
hin - dass Gottes ursprünglicher Vorsatz nicht aufgegeben sei; dass des
Menschen, der ursprünglich groß und vollkommen, der König der Erde war,
gedacht werden solle, dass Gott sich seiner annehmen und ihn
wiederherstellen werde, und es fügt dann hinzu: Diese verheißene
Wiederherstellung sehen wir noch nicht, aber was wir sehen, ist der erste
Schritt, den Gott zu ihrer Erfüllung getan hat. Wir sehen Jesus mit
dieser Ehre und Herrlichkeit einer vollkommenen Menschheit gekrönt, damit
er als ein angemessenes Lösegeld, oder als Stellvertreter von Gottes
Gnade den Tod schmeckte für jedermann und so den Weg zur
Wiederherstellung des Menschen zu allem, das verloren war, eröffnete. Die
genaue Wiedergabe des Grundtextes dieser Stelle in der Elberfelder Übersetzung
lautet: ,,Denn ein wenig hast du ihn geringer gemacht als die Engel.“
Auch
den Schluss sollte man nicht ziehen, dass dem Grade nach ein klein wenig
niedriger etwas weniger vollkommen bedeutet. Ein Geschöpf kann vollkommen
und doch auf geringerer Wesensstufe als ein anderes sein. So ist z. B. ein
vollkommenes Pferd niedriger als ein vollkommener Mensch usw. Es gibt eben
verschiedene Naturen, belebte und unbelebte. Um dies zu verdeutlichen,
verweisen wir auf die folgende Tabelle:
Stufen
von
himmlischen
oder
geistigen
Wesen
|
Stufen
von
irdischen
oder
tierischen
Wesen
|
Stufen
im
Pflanzenreich
|
Stufen
im
Mineralreich
|
Göttlich
|
Mensch
|
Bäume
|
Gold
|
---
|
Tier
|
Sträucher
|
Silber
|
---
|
Vögel
|
Gräser
|
Kupfer
|
Engel
|
Fisch
|
Moos
|
Eisen
|
Jedes
der angeführten Minerale kann rein sein, doch steht das Gold am höchsten.
Und wenn auch jede der Pflanzenarten bis zur Vollkommenheit gebracht wäre,
so würden sie doch immer noch in Natur und Grad verschieden sein. Ebenso
mit den Tieren; wenn jede Gattung vollkommen geworden wäre, würde doch
noch Verschiedenheit sein; das Vervollkommnen einer Natur verändert
dieselbe nicht. (Wir gebrauchen das Wort Natur oftmals in einem nicht
eigentlichen oder angepassten Sinn, wie z.B. wenn wir sagen, dass ein Hund
eine wilde oder ein Pferd eine sanfte oder eine bösartige Natur habe.
Aber wenn es so gebraucht wird, dann dient es nur zur Bezeichnung der
Anlage oder der Eigenart des Beschriebenen und bezieht sich nicht im
eigentlichen Sinne auf die Natur.) So ist es auch mit den Graden unter
den geistigen Wesen; obwohl vollkommen, stehen sie in der Natur oder der
Art nach zueinander im Verhältnis von höher und niedriger. Die göttliche
Natur ist die höchste und über alle anderen erhaben. Christus war bei
seiner Auferstehung „so viel besser geworden“ als vollkommene Engel,
als die göttliche Natur über der Natur der Engel steht (Hebr. 1:3-5).
Wenn
nun auch die in vorstehender Tabelle angeführten Klassen verschieden und
auseinander zu halten sind, so ist doch zu beachten, dass folgender
Vergleich zwischen ihnen angestellt werden kann: Der höchste Grad der
Minerale ist geringer oder „ein wenig niedriger“ als die niedrigste
Form der Pflanzenwelt; denn Pflanzen haben Leben. So ist die höchste Form
der Pflanzen ,,ein wenig niedriger“ als die niedrigste Form des
tierischen Lebens, weil tierisches Leben sogar in seiner niedrigsten Form
Intelligenz genug hat, sich seines Daseins bewusst zu sein. Und so
gleichfalls mit dem Menschen. Obgleich er das höchste der tierischen oder
irdischen Wesen ist, so ist er doch ,,ein wenig niedriger als die Engel“,
weil Engel geistige oder himmlische Wesen sind.
Ein
wunderbarer Unterschied besteht zwischen dem von der Sünde
heruntergekommenen Menschen, wie wir ihn jetzt kennen, und dem
vollkommenen Menschen, den Gott in seinem Bild erschuf. Die Sünde hat
nach und nach seine ganze Erscheinung, wie auch seinen Charakter verändert.
Hunderte von Geschlechtern haben durch Unwissenheit, Zügellosigkeit und
allgemeine Verderbnis die Menschheit so befleckt und entstellt, dass das
Ebenbild Gottes bei der großen Mehrzahl fast ausgelöscht ist. Die
moralischen und geistigen Eigenschaften sind am Wachstum verhindert, und
die tierischen Triebe sind so übermäßig entwickelt, dass sie nicht mehr
von den höheren im Gleichgewicht gehalten werden. Der Mensch hat seine körperlichen
Kräfte in solchem Grade verloren, dass seine durchschnittliche
Lebensdauer trotz aller Hilfe von Seiten der medizinischen Wissenschaft
nur etwa dreißig Jahre zählt, während er zuerst, unter der nämlichen
Strafe stehend, neunhundert und dreißig Jahre lebte. Aber dieser durch
die Sünde befleckte und durch deren in ihm wirkende Strafe, den Tod,
verderbte Mensch soll während der tausendjährigen Herrschaft Christi und
durch sie zu seiner ursprünglichen Vollkommenheit des Geistes und Leibes
und zu seiner ehemaligen Herrlichkeit, Ehre und Herrschaft
wiederhergestellt werden. Das, was durch Christum wiederhergestellt werden
soll, ist das, was durch Adams Übertretung verloren ging (Röm. 5:18,
19). Der Mensch hat kein himmlisches, sondern ein irdisches Paradies
verloren. Unter der Todesstrafe verlor er kein geistiges, sondern ein
menschliches Dasein; und alles, was verloren war, ist durch seinen Erlöser,
der erklärte, dass er gekommen sei zu suchen und zu retten, was verloren
war, zurückgekauft worden ( Luk. 19:10).
Hierzu
kommt noch ein anderer Beweis dafür, dass ein vollkommener Mensch kein
geistiges Wesen sein kann; es wird uns berichtet, dass unser Herr, ehe er
seine Herrlichkeit verließ, um Mensch zu werden, ,,in göttlicher
Gestalt“, in einer geistigen Gestalt,
ein Geistwesen war, dass er aber,
um für die Menschheit das Lösegeld werden zu können,
die menschliche Natur des Sünders annehmen musste, dessen
Stellvertreter er im Tode werden sollte. Daher war es notwendig, dass er
seine Natur wechselte; und Paulus sagt uns, dass er nicht die Natur der
Engel annahm, eine Stufe niedriger als seine eigene, sondern zwei Stufen
herabkam und die Menschennatur annahm, ein Mensch wurde; er ,,ward Fleisch“.
- Hebr. 2:16; Phil. 2:7, 8; Joh. 1:14
Beachte,
dass dies nicht nur lehrt, dass die Engel-Natur nicht die einzige Ordnung
unter den Geistwesen ist, sondern
auch, dass sie eine niedrigere Natur ist, als die unseres Herrn,
ehe er Mensch wurde. Und zu jener Zeit war er noch nicht so hoch,
wie er jetzt ist; denn Gott hat ihn „erhöht“, „hoch erhoben“
(Phil. 2:8, 9), weil er in freiwilligem Gehorsam des Menschen Lösegeld
wurde; er ist jetzt von der höchsten Ordnung der Geistwesen; ein
Teilhaber der göttlichen Natur, der Natur Jehovas.
Aber
hiermit ist uns nicht nur bewiesen, dass die göttlichen, die engelischen
und die menschlichen Naturen verschieden und auseinander zuhalten sind,
sondern auch, dass ein vollkommener Mensch sein nicht bedeutet, ein Engel
zu sein, so wenig wie ein vollkommener Engel sein voraussetzt, dass Engel
Jehova gleich werden müssten; denn Jesus nahm nicht die Natur der Engel
an, sondern eine davon verschiedene Natur, die Menschennatur; nicht die
unvollkommene menschliche Natur, wie wir sie jetzt besitzen, sondern die
vollkommene. Er wurde ein Mensch: nicht ein verderbtes und nahezu totes
Wesen, wie es bei jedem Menschen jetzt der Fall ist, sondern ein Mensch in
voller Kraft der Vollkommenheit.
Ferner,
Jesus musste ein vollkommener Mensch gewesen sein, sonst hätte er kein
vollkommenes Gesetz halten können, welches das volle Maß der Leistungsfähigkeit
eines vollkommenen Menschen erfordert. Und er musste ein vollkommener
Mensch gewesen sein, sonst hätte er kein Lösegeld (griechisch Antilytron,
d.h. entsprechender Preis) (1. Tim. 2:6) für das verwirkte Leben
des vollkommenen Menschen, Adam, geben können: „Wie durch einen
Menschen der Tod kam, so auch durch einen Menschen die Auferstehung der
Toten.“ (1. Kor. 15:21) Wäre er im geringsten Grade unvollkommen
gewesen, so hätte das den Beweis geliefert, dass er der Verurteilung
unterworfen war, und dann hätte er kein annehmbares Opfer sein, noch
Gottes vollkommenes Gesetz vollkommen halten können. Ein vollkommener
Mensch war auf die Probe gestellt, hatte sie nicht bestanden und wurde
verurteilt; und nur ein vollkommener Mensch konnte als der Erlöser den
entsprechenden Kaufpreis zahlen.
Nun
steht die Frage in anderer Form klar vor uns, nämlich: Wenn Jesus im
Fleische ein vollkommener Mensch war, wie die Schrift es lehrt, beweist
das nicht, dass ein vollkommener Mensch ein menschliches, fleischliches
Wesen ist und nicht ein Engel, sondern ein wenig niedriger als die Engel?
Die logische Schlussfolgerung ist unverkennbar; und außerdem haben wir
die inspirierte Aussage des Psalmisten (Ps. 8:4-8) und die Bezugnahme des
Apostel Paulus darauf in Hebr. 2:7-9.
Auch
war Jesus nicht etwa eine Mischung der beiden Naturen, der menschlichen
und der geistigen. Das Vermengen zweier Naturen bringt weder die eine noch
die andere hervor, sondern ein unvollkommenes, bastardartiges Ding,
welches der göttlichen Einrichtung zuwider ist. Als Jesus im Fleische
war, war er ein vollkommenes, menschliches Wesen; vorher war er ein
vollkommenes, geistiges Wesen; und seit seiner Auferstehung ist er ein
vollkommenes, geistiges Wesen der höchsten oder göttlichen Ordnung.
Nicht vor dem Zeitpunkt seiner Weihung, bis in den Tod, wie sie in seiner
Taufe versinnbildet wurde, mit dem dreißigsten Jahre (das volle,
gesetzliche Mannesalter und daher die rechte Zeit, sich selbst als Mensch
darzubringen, zu weihen), empfing er das Pfand seines Erbteils der göttlichen
Natur (Matth. 3:16-17). Die menschliche Natur musste dem Tod geweiht sein,
ehe er auch nur das ,,Pfand“ der göttlichen Natur erhalten konnte. Und
nicht ehe er diese Weihung tatsächlich durchgeführt und die menschliche
Natur tatsächlich in den Tod geopfert hatte, wurde unser Herr völlig der
göttlichen Natur teilhaftig. Nachdem er Mensch geworden war, war er
gehorsam bis zum Tode: Darum hat ihn auch Gott zur göttlichen Natur erhöht
(Phil. 2:8, 9). Wenn diese Schriftstelle wahr ist, dann folgt, dass er
nicht eher zur göttlichen Natur erhöht wurde, als bis die menschliche
Natur tatsächlich geopfert, tot war.
Daraus
sehen wir, dass keine Mischung der Naturen in Jesu vorhanden war, sondern
dass er einen zweimaligen Wechsel der Natur erfuhr; erst von der geistigen
zur menschlichen, dann von der menschlichen zur höchsten Stufe der
geistigen, zur göttlichen Natur. Und in beiden Fällen war die eine für
die andere aufgegeben worden.
An
diesem erhabenen Beispiel vollkommener Menschennatur, welche vor der Welt
tadellos dastand, bis sie um der Erlösung der Welt willen geopfert wurde,
sehen wir die Vollkommenheit, von der unser Geschlecht in Adam fiel, und
zu welcher es wiederhergestellt werden soll. Indem der Herr Jesus des
Menschen Lösegeld wurde, gab er den Gleichwert dessen, was der Mensch
verloren hatte; und die ganze Menschheit soll durch den Glauben an
Christus und durch Gehorsam gegen die Bedingungen nicht eine geistige,
sondern eine herrliche vollkommene menschliche Natur, d.h. das
wiedererhalten, ,,was verloren war“.
Die
vollkommenen Fähigkeiten und Kräfte eines vollkommenen menschlichen
Wesens mögen unbegrenzt ausgeübt werden und auf immer neue und
verschiedene Gegenstände des Interesses sich richten, und Wissen und
Geschicklichkeit mögen unermesslich zunehmen; aber solch ein Wachstum des
Wissens oder Vermögens wird nie einen Wechsel der Natur bewirken oder sie
mehr als vollkommen machen. Es wird nur eine Erweiterung und Entwicklung
der schon vollkommenen, menschlichen Kräfte sein. Zunahme von Wissen und
Geschicklichkeit wird zweifellos in alle Ewigkeit des Menschen seliges
Vorrecht sein; doch wird er stets Mensch bleiben und nur mehr und mehr den
vollen Gebrauch der Kräfte lernen, welche die menschliche Natur schon in
sich trägt. Über ihre weitgesteckten Grenzen kann er nicht
fortzuschreiten hoffen, noch wird er es begehren. Sein Streben bleibt auf
das Gebiet seiner Macht beschränkt.
Während
Jesus, als Mensch, eine Darstellung der vollkommenen, menschlichen Natur
war, zu welcher die Masse der Menschheit wiederhergestellt werden wird, so
ist er jetzt, seit seiner Auferstehung, eine Darstellung der glorreichen,
göttlichen Natur, welche die Überwinder in ihrer Auferstehung mit ihm
teilen werden.
Weil
das gegenwärtige Zeitalter hauptsächlich der Entwicklung dieser Klasse,
die ihre Natur wechseln soll, gewidmet ist, und weil die apostolischen
Briefe zur Unterweisung dieser „kleinen Herde“ dienen, sollte nicht
geschlossen werden, dass Gottes Plan mit der Vollendung dieser erwählten
Schar am Ende sei. Auch sollten wir auf der anderen Seite nicht zu der
entgegengesetzten Übertreibung kommen und annehmen, dass die besonderen
Verheißungen der göttlichen Natur, der geistigen Leiber usw., die jener
erwählten Schar gegeben werden, nach Gottes Absicht für die ganze
Menschheit sein sollten. Für jene sind die „teuren und allergrößten
Verheißungen“ - über die anderen köstlichen Verheißungen hinaus, die
die ganze Menschheit angehen - bestimmt. Um das Wort der Wahrheit recht zu
teilen, sollten wir erkennen, dass die Schrift die Vollkommenheit der göttlichen
Natur der „kleinen Herde“ und diejenige der menschlichen Natur der
wiederhergestellten Welt als zwei ganz verschiedene Dinge ansieht.
Lasst
uns nun noch genauer nachforschen, was Geistwesen sind, was für Kräfte
sie haben, und von welchen Gesetzen sie regiert werden. Viele scheinen in
ihrem Unvermögen, die Natur
eines Geistwesens zu begreifen, zu denken, dass es sich nur um Schatten
handle; und gar viel Aberglauben herrscht in dieser Sache. Paulus aber
macht nicht den Eindruck, als ob er solche Vorstellungen habe. Obwohl er
zugibt, dass es einem menschlichen Wesen nicht möglich ist, die höhere
geistige Natur zu begreifen (1. Kor. 2:14), so erklärt er doch deutlich,
um fabelhafte oder abergläubische Vorstellungen zu verhüten, dass es
einen geistigen Leib gibt, wie es einen natürlichen (menschlichen) Leib
gibt, dass es einen himmlischen wie einen irdischen und eine Herrlichkeit
des irdischen wie eine solche des himmlischen Leibes gibt. Die
Herrlichkeit des irdischen war, wie wir gesehen haben, durch des ersten
Adam Sünde verlorengegangen und soll während des tausendjährigen
Reiches für das Menschengeschlecht durch den Herrn Jesus und seine Braut
(den Christus, Haupt und Leib) wiederhergestellt werden. Die Herrlichkeit
des himmlischen Leibes ist für jetzt noch unbekannt, außer insofern, als
sie dem Auge des Glaubens durch den Geist mittels des Wortes geoffenbart
ist. Zwischen der Herrlichkeit beider ist ein großer Unterschied (1. Kor.
15:38-49). Wir wissen in einem gewissen Grade, was der natürliche,
irdische Leib ist, denn wir haben jetzt einen solchen, können uns aber
nur annähernd von seiner Herrlichkeit im vollkommenen Zustand einen
Begriff machen. Er besteht aus Fleisch, Blut und Knochen; denn ,,was vom
Fleisch geboren ist, das ist Fleisch“. Da sich aber diese beiden Leiber
in ihrer Art unterscheiden, so wissen wir, dass der geistige Leib, was
immer er auch sein mag, nicht aus Fleisch, Blut und Knochen
zusammengesetzt ist; er ist himmlisch, geistig. - ,,Was vom Geist geboren
ist, das ist Geist.“ Was aber ein geistiger Leib ist, wissen wir nicht,
denn ,,es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden; aber ...
wir werden ihm gleich sein“ - unserem Herrn Jesus. - Joh. 3:6; 1. Joh.
3:2
Den
Sohn Gottes ausgenommen, besitzen wir kein Zeugnis darüber, dass
irgendein Wesen, sei es ein geistiges oder ein menschliches, von einer
Natur zur anderen verwandelt worden ist; und jenes war ein Ausnahmefall für
einen Ausnahmezweck. Als Gott Engel machte, hatte er zweifellos im Sinn,
dass sie für immer Engel bleiben sollten, und so mit den Menschen; jedes
Wesen soll auf seiner eigenen Stufe vollkommen sein. Die Schrift
wenigstens gibt keine Andeutung von irgendeiner anderen Absicht. Wie in
der empfindungslosen Schöpfung eine nahezu endlose und schöne
Mannigfaltigkeit obwaltet, so ist auch in der lebendigen und vernünftigen
Schöpfung eben solche Mannigfaltigkeit bei aller Vollkommenheit möglich.
Jede Schöpfung ist in ihrem vollkommenen Zustande herrlich, aber wie
Paulus sagt: „Eine andere Herrlichkeit haben die himmlischen und eine
andere die irdischen.“ Der Natur nach sind sie voneinander verschieden.
Eine
Untersuchung der Tatsachen, die über unseren Herrn Jesus nach seiner
Auferstehung und über Engel, die auch Geistwesen sind, berichtet werden,
kann uns, wenn wir geistige Dinge geistig beurteilen (1. Kor. 2:13), dazu
verhelfen, dass wir uns einen allgemeinen Begriff von Geistwesen zu machen
vermögen.
1.
Zunächst sehen wir, dass Engel unsichtbar gegenwärtig sein können und
es häufig sind. ,,Der Engel des Herrn lagert sich um die her, welche ihn
fürchten“; und ,,sind sie nicht alle dienstbare Geister, ausgesandt zum
Dienst um derer willen, welche die Seligkeit ererben sollen?“ (Psalm
34:7; Hebr. 1:4) Haben sie sichtbar oder unsichtbar gedient? Ohne Zweifel
das letztere. Elisa war von einer Schar Assyurer umringt; sein Diener fürchtete
sich; da betete Elisa zum Herrn, und die Augen des Knaben wurden geöffnet,
und er sah die Berge um Elisa her voll feuriger Wagen und Reiter. Ferner,
während der Engel dem Bileam unsichtbar war, wurden des Esels Augen geöffnet,
dass er ihn sah.
2.
Engel können als Menschen erscheinen und sind so erschienen: Der Herr und
zwei Engel erschienen so dem Abraham, der ein Mahl für sie bereitete, von
welchem sie aßen. Zuerst glaubte Abraham, es seien drei Männer, und erst
als sie im Begriff waren, fortzugehen, merkte er, dass einer derselben der
Herr sei, und die beiden anderen jene Engel, die dann nach Sodom gingen
und Lot befreiten (1. Mose 18:1-2). Ein Engel erschien dem Gideon als
Mensch und gab sich später zu erkennen. Und ein Engel erschien dem Vater
und der Mutter des Simson; sie meinten, er sei ein Mann, bis er in der
Flamme des Altars gen Himmel fuhr. Richt. 6:11-22; 13:20
3.
Geistwesen sind in ihrem normalen Zustande herrlich und werden häufig als
glänzend und prächtig beschrieben. Das Antlitz des Engels, der den Stein
von des Grabes Tor wälzte, war „wie der Blitz.“ Daniel sah einen
Augenblick einen geistigen Leib, den er folgendermaßen beschreibt: ,,Sein
Angesicht war wie das Aussehen des Blitzes und seine Augen wie
Feuerfackeln und seine Arme und seine Füße wie der Anblick von
leuchtendem Erz; und die Stimme seiner Worte war wie die Stimme einer
Menge.“ Vor ihm fiel Daniel wie tot nieder (Dan. 10:6, 9, 15, 17).
Saulus von Tarsus hatte einen ähnlichen Blick von Christi herrlichem
Leibe, heller leuchtend denn der Sonne Glanz am Mittag. Saul verlor sein
Augenlicht und fiel zu Boden.
Wir
haben soweit gefunden, dass geistige Leiber in Wirklichkeit herrlich sind;
doch ohne das Auftun der menschlichen Augen, um sie sehen zu können oder
ohne ihr Erscheinen im Fleische als Menschen sind sie für Menschen
unsichtbar. Diese Auffassung wird noch weiter bestätigt, wenn wir die
besonderen Einzelheiten dieser Offenbarmachungen untersuchen. Der Herr
wurde von Saul allein gesehen; die mit ihm reisenden Männer hörten die
Stimme, sahen aber niemand (Apg. 9:7). Die Männer, die bei Daniel waren,
sahen das herrliche Wesen, das er beschreibt, nicht,
aber ein großer Schrecken fiel über sie, so dass sie flohen und
sich verbargen.“ Ferner, dies herrliche Wesen erklärt: „Der Fürst
des Königreichs Persien hat mir einundzwanzig Tage widerstanden.“ (Dan.
10:7, 13). Fiel Daniel, der
sehr Geliebte des Herrn, wie tot vor dem nieder, dem Persiens Fürst
einundzwanzig Tage widerstand? Wie verhält es sich hiermit? Sicherlich
erschien er dem Fürsten nicht in seiner Herrlichkeit. Nein; entweder war
er bei ihm unsichtbar gegenwärtig, oder er erschien als ein Mensch.
Seit
seiner Auferstehung ist unser Herr ein geistiges Wesen; folglich sollte er
auch die gleiche Machtfülle besitzen, die wir von Engeln (geistigen Wesen)
ausgeübt finden. Und dass dies so ist, werden wir eingehender in einem
folgenden Kapitel sehen.
So
finden wir also, dass die Schrift geistige und menschliche Naturen als
getrennt und verschieden darstellt und keinen Anhaltspunkt dafür bietet,
dass die eine in die andere übergehen oder zu ihr sich fortentwickeln
werde, sondern nur, dass eine kleine Anzahl von der menschlichen zur göttlichen
Natur, zu der Jesus, ihr Haupt schon erhöht worden ist, verwandelt werden
wird. Und dieser außerordentliche und sonderliche Teil in Jehovas Plan
ist für den außerordentlichen und besonderen Zweck angeordnet, diese Erwählten
als Gottes Werkzeuge der Wiederherstellung aller Dinge zuzubereiten.
Betrachten wir nun die Ausdrücke.
Sterblichkeit
und Unsterblichkeit
Ihre
wahre Bedeutung werden wir mit dem in genauer Übereinstimmung finden, was
wir bei unserer Vergleichung von Aussprüchen der Bibel über menschliche
und geistige Wesen und über irdische und himmlische Verheißungen gelernt
haben. Man gibt diesen Worten gewöhnlich einen sehr undeutlichen Sinn;
und falsche Ansichten über deren Bedeutung rufen irrige Anschauungen über
das hervor, was mit ihnen in Verbindung steht. Dies ist sowohl im
allgemeinen als auch beim Gebrauch der Schrift der Fall.
„Sterblichkeit“
bezeichnet einen Zustand, da man dem Tod verfallen kann; nicht einen
Todeszustand, sondern einen Zustand, bei dem der Tod möglich ist.
„Unsterblichkeit“
bezeichnet einen Zustand, da man dem Tode nicht verfallen kann; nicht nur
einen Zustand des Freiseins vom Tode, sondern einen Zustand, bei dem der
Tod unmöglich ist.
Die
gewöhnliche, aber irrige Meinung über Sterblichkeit ist die, dass sie
ein Zustand sei, bei dem der
Tod unvermeidlich ist, während die gewöhnliche Ansicht über die
Bedeutung der Unsterblichkeit im ganzen richtiger ist.
Das
Wort Unsterblichkeit bedeutet nicht sterblich; schon die Wortbildung zeigt
dessen richtige Definition an. Wegen des Vorherrschens einer falschen
Auffassung über das Wort sterblich kommt es, dass so viele verwirrt
werden, wenn sie zu entscheiden versuchen, ob Adam vor dem Fall sterblich
oder unsterblich war. Man schließt, wenn er unsterblich war, so würde
Gott nicht gesagt haben: ,,Welches Tages du davon issest, wirst du des
Todes sterben“; denn für ein unsterbliches Wesen ist es unmöglich, zu
sterben. Das ist ein logischer Schluss. Andererseits sagt man: Wenn er
sterblich war, worin bestand dann die Drohung oder Strafe bei dem
Ausspruch: ,,Du wirst sterbend sterben“, da er, wenn sterblich (nach
ihrer irrigen Definition), ohnehin dem Tod nicht hätte entgegen können?
Die
Schwierigkeit liegt, wie man bemerken wird, in der falschen Bedeutung, die
dem Worte sterblich beigelegt wird. Wende die richtige Definition an, und
alles ist klar. Adam war sterblich; das heißt, er war in einer Lage, da
der Tod eine Möglichkeit war. Er hatte Leben in ganzem und vollem Maße,
jedoch nicht innewohnendes Leben (Leben in sich selbst). Sein Leben wurde
„von jedem Baum des Gartens„ unterhalten, mit Ausnahme des einen
verbotenen, und so lange er im Gehorsam und im Einklang mit seinem Schöpfer
verharrte, war sein Leben gesichert. Die Mittel zur Erhaltung desselben würden
ihm nicht entzogen worden sein. So sehen wir, Adam hatte Leben und konnte
dem Tode ganz und gar ausweichen; dennoch war sein Zustand ein solcher,
dass der Tod möglich war; er war sterblich.
Die
Frage entsteht nun: Wenn Adam sterblich war und auf die Probe gestellt
wurde, wurde er auf die Probe gestellt, um „Unsterblichkeit„ zu
erlangen? Die gewöhnliche Antwort wäre ja. Wir antworten nein. Seine Prüfung
fand statt, um zu sehen, ob er
der Fortdauer und der Segnungen des Lebens würdig oder unwürdig sei. Da
nirgends verheißen war, dass er „unsterblich" werden sollte, wenn
er gehorsam blieb, so sind wir genötigt, alle solche Spekulationen außer
Frage zu lassen. Ihm war die Fortdauer der damals genossenen Segnungen
verheißen, so lange er gehorsam blieb und der Verlust von allem, der Tod,
angedroht, wenn er ungehorsam würde. Die falsche Ansicht über die
Bedeutung des Wortes sterblich lässt die Leute im allgemeinen den Schluss
ziehen, dass alle Wesen, die nicht sterben, unsterblich sind. Hierunter
rechnet man unseren himmlischen Vater, unseren Herrn Jesus, die Engel und
die ganze Menschheit. Das ist jedoch ein Irrtum; die große Zahl der vom
Fall erlösten Menschheit, sowie auch die Engel im Himmel werden stets
sterblich sein. Obgleich im Zustand der Vollkommenheit und des Glückes,
werden sie doch immer die sterbliche Natur, die den Sold der Sünde (den
Tod) erleiden könnte, wenn sie Sünde begehen würden, besitzen. Die
Gewissheit ihres Fortlebens wird, wie es bei Adam war, durch den Gehorsam
gegen den allweisen Gott bedingt sein. Seine Gerechtigkeit, Liebe,
Weisheit und Macht, durch die er allen denen, die ihn lieben und ihm
gehorchen, alle Dinge zum Besten dienen lässt, werden dann, durch sein
Walten in Hinsicht auf die Sünde in der gegenwärtigen Zeit, offen vor
aller Augen liegen.
Nirgends
in der Schrift wird gelehrt, dass
Engel unsterblich seien, noch auch, dass die wiederhergestellte Menschheit
unsterblich sein werde. Im Gegenteil, Unsterblichkeit wird nur der göttlichen
Natur zugeschrieben - ursprünglich Jehova, dann unserem Herrn Jesus in
seinem gegenwärtigen hoch erhöhten Stand, und endlich durch Verheißung
der Kirche, dem Leibe Christi, wenn er mit ihm verherrlicht sein wird. -
1. Tim.
6:16; Joh. 5:26; 2. Petr. 1:4; 1. Kor.
15:53, 54
In
der Tatsache; dass Satan, der einst ein Mächtiger unter ihnen war,
vernichtet werden soll haben wir nicht nur einen Beweis dafür, dass
Unsterblichkeit allein der göttlichen Natur eigen ist, sondern auch dafür,
dass Engel sterblich sind. Die Tatsache, dass der Satan vernichtet werden
kann, beweist, dass Engel sterblich sind (Hebr. 2:14). (Diese Stelle
wird in der Elberfelder Übersetzung im Einklang mit der englischen und
anderen wie folgt wiedergegeben: „Auf dass er durch den Tod den zunichte
mache, der die Macht des Todes hat, das ist der Teufel.“)
So
sehen wir, dass, wenn einst die unverbesserlichen Sünder vernichtet sind,
sowohl unsterbliche wie sterbliche Wesen für immer in Freude, Glück und
Liebe leben werden; die Ersten, im Besitze einer Natur, die des Todes
nicht fähig ist, innewohnendes Leben habend, Leben in sich selbst (Joh.
5:26); die Letzten, weil sie (obwohl sie eine für den Tod empfängliche
Natur haben, doch wegen der Vollkommenheit ihres Wesens und der Erkenntnis
des Bösen und der Sündigkeit der Sünde) keine Ursache des Todes geben.
Da sie von Gottes Gesetz als erprobt erfunden wurden, werden ihnen die
Elemente, die nötig sind, um sie in Vollkommenheit zu erhalten, ewig
zuteil werden, und so werden sie niemals sterben.
Das
rechte Verständnis der Bedeutung der Ausdrücke sterblich und unsterblich
und ihres Gebrauches in der Schrift zerstört jegliche Grundlage der Lehre
von der ewigen Qual. Diese gründet sich auf die schriftwidrige Anschauung,
dass Gott den Menschen „unsterblich“ erschuf, da dieser nicht aufhören
kann, zu existieren, und dass Gott ihn nicht vernichten kann. Daher schließt
man, dass die Unverbesserlichen irgendwo und irgendwie fortleben müssen
und dass die Ewigkeit für sie, weil sie außer Harmonie mit Gott sind, in
Qual sein müsse. Aber Gottes Wort versichert uns, dass er gegen solchen
Fortbestand der Sünde und der Sünder Vorkehrungen getroffen hat, dass
der Mensch sterblich ist und dass die volle Strafe böswilliger Sünde
gegen volles Licht und Erkenntnis nicht ewiges Leben in Qual, sondern ein
zweiter Tod sein wird. ,,Die Seele, welche sündigt, die soll sterben.“
„Wer
bist du,
der du das Wort nimmst wider Gott?“
Röm.
9:20
Manche
hegen die irrige Meinung, dass Gerechtigkeit erfordere, dass Gott bei der
Verleihung seiner Gnaden für seine Geschöpfe keinen Unterschied mache;
dass, wenn er eins zu einer hohen Stellung erhebt, er gerechterweise
dasselbe mit allen tun müsse, es sei denn erwiesen, dass etliche ihr
Recht verwirkt haben. Dann sei es recht, ihnen eine niedrigere Stellung zu
geben.
Wenn
der erwähnte Grundsatz richtig wäre, so würde er beweisen, dass Gott
kein Recht hatte, Jesus höher als die Engel zu erschaffen und ihn dann
zur göttlichen Natur zu erhöhen, er habe denn die gleiche Absicht mit
allen Engeln und allen Menschen. Und um den Grundsatz weiter anzuwenden,
wenn einige Menschen bis zur Teilhaberschaft an der göttlichen Natur erhöht
werden sollen, dann müssten schließlich alle Menschen zur gleichen
Stellung erhoben werden. Und warum den Grundsatz nicht zum äußersten
ausdehnen und dasselbe Gesetz des Fortschrittes auf die Tier- und
Insekten-Schöpfung anwenden und sagen, dass, da sie alle Geschöpfe
Gottes sind, auch endlich alle die höchste Stufe des Daseins, die göttliche
Natur, erreichen müssten? Das ist ein offenkundiger Unsinn, aber eine
ebenso vernünftige Schlussfolgerung wie irgendeine andere, die von diesem
vermeintlichen Grundsatz ausgeht.
Niemand
wird wohl diese irrige Annahme so weit ausdehnen wollen. Doch wenn es ein
in einfacher Gerechtigkeit gegründeter Grundsatz wäre, wo könnte er
stillstehen und noch richtig sein? Und wenn dies wirklich der Plan Gottes
wäre, was würde aus der erfrischenden Mannigfaltigkeit in allen seinen
Werken? Aber Gottes Plan ist das nicht. Die ganze Natur, die belebte wie
unbelebte, stellt die Herrlichkeit und Vielseitigkeit der göttlichen
Macht und Weisheit dar. Und wenn ,,die Himmel erzählen die Ehre Gottes
und die Feste verkündigt seiner Hände Werk“ in wunderbarer
Verschiedenartigkeit und Pracht, wie vielmehr wird seine intelligente Schöpfung
in ihrer Vielfältigkeit die erhabene Herrlichkeit seiner Macht dartun.
Das schließen wir aus der ausdrücklichen Lehre des Wortes Gottes, aus
der Vernunft und aus dem Vergleiche mit der Natur.
Es
ist sehr wichtig, dass man eine richtige Ansicht über Gerechtigkeit hat.
Eine Gnade oder Gunst sollte nie als ein mit Recht verdienter Lohn
angesehen werden. Eine Handlung einfacher Gerechtigkeit gibt keinen Grund
zu besonderer Dankbarkeit, noch ist sie ein Beweis von Liebe. Gott aber
preist seinen Geschöpfen seine große Liebe in einer endlosen Reihe
unverdienter Gnaden an, die wiederum ihre Liebe und ihren Dank hervorrufen
sollten.
Gott
hatte ein Recht, wenn er wollte, uns nur für eine kurze Zeit zu
erschaffen, selbst wenn wir nie gesündigt hätten. So hat er etliche
seiner niedrigeren Geschöpfe gemacht. Er hätte uns ohne die geringste
Ungerechtigkeit seine Segnungen eine kurze Zeit genießen lassen und uns
dann aus diesem Dasein wieder wegnehmen können. In der Tat, selbst solch
ein kurzes Dasein wäre eine Gnade gewesen. Nur seine Gnade ist es, dass
wir überhaupt sind, aber eine wie viel größere Gnade ist die Erlösung
des einst durch die Sünde verwirkten Daseins. Und mehr noch, Gottes Gnade
ist es, dass wir Menschen keine Tiere sind; es ist lauter Gnade, dass die
Engel von Natur ein wenig höher als die Menschen sind; und es ist auch
Gottes Gnade, dass der Herr Jesus und seine Braut Teilhaber der göttlichen
Natur werden. Es gebührt daher allen intelligenten Geschöpfen, mit
Dankbarkeit zu empfangen, was auch immer Gott verleihen mag. Jede andere
Gesinnung verdient gerechterweise Verurteilung, und wenn man darin beharrt,
wird das Ende Erniedrigung und Vernichtung sein. Ein Mensch hat kein Recht,
ein Engel werden zu wollen, da er nie dazu aufgefordert worden ist: noch
hat ein Engel ein Recht, nach der göttlichen Natur zu streben, da ihm
diese nie angeboten worden ist.
Es
waren die Begierde und der Hochmut Satans, die ihm Erniedrigung eintrugen
und in seiner Vernichtung enden werden (Jes. 14:14). „Wer sich selbst
erhöht, der soll erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt; der
soll erhöht werden.“ (Luk. 14:11), aber nicht notwendigerweise zur höchsten
Stellung.
Teilweise
durch falsche Ansicht über Gerechtigkeit und teilweise aus anderen Gründen
hat die Lehre der Schrift von der Wahl oder Erwählung zu vielem Streit
und zu vielen Missverständnissen Veranlassung gegeben. Dass die Schrift
eine Erwählung lehrt, werden nur wenige leugnen, aber auf welches Prinzip
dieses Wählen oder Auswählen sich gründet, ist ein Gegenstand beträchtlicher
Meinungsverschiedenheit. Die einen behaupten, dass die Auswahl eine willkürliche,
bedingungslose sei; die anderen, dass sie eine bedingte sei. Etwas
Wahrheit ist, glauben wir, in beiden Ansichten enthalten. Eine Erwählung
auf Seiten Gottes ist der Ausdruck seiner Wahl zu einem gewissen Zweck,
Amt oder Stellung. Gott hat erwählt oder gewählt, dass einige seiner
Geschöpfe Engel sein sollten, dass einige Tiere, Vögel, Insekten usw.
sein sollten und dass einige seiner eigenen göttlichen Natur teilhaftig
werden sollten. Und wenn Gott auch alle, die er zur göttlichen Natur zulässt,
nach gewissen Regeln auserwählt, so kann doch nicht gesagt werden,
dass diese mehr als andere eine solche Gnade verdient hätten; allein aus
Gnaden hat jegliches Geschöpf sein Dasein,
auf welcher Stufe es auch stehe.
„Also
liegt es nun nicht an dem Wollenden, noch
an dem Laufenden, sondern an
dem begnadigenden Gott“ - Gunst oder Gnade (Röm. 9:16). Gott berief die
Gewählten nicht zur göttlichen Natur, weil sie etwa besser waren als
andere, nein, denn er ging an den Engeln, die nicht gesündigt hatten, vorüber
und berief etliche der erlösten Sünder zu göttlichen Ehren. Gott hat
ein Recht, mit dem Seinen zu tun, was er will; und er will dieses Recht
zur Hinausführung seiner Pläne gebrauchen. Da es nun ganz und gar in
seiner Gnade steht, ,,wer bist du, der du das Wort nimmst wider Gott? Wird
etwa das Geformte zu dem Former sagen: Warum hast du mich also gemacht?
Oder hat der Töpfer nicht Macht über den Ton, aus derselben Masse ein
Gefäß zur Ehre und ein anderes zur Unehre (oder weniger Ehre) zu machen?“
(Röm. 9:20, 21). Alle sind durch die gleiche göttliche Macht erschaffen
worden; einige, um eine höhere Natur und größere Ehre und einige, um
eine etwas geringere Ehre zu haben.
,,So
spricht der Herr, der Heilige Israels und der es gebildet hat: Über das
Zukünftige fraget mich; meine Kinder und das Werk meiner Hände lasset
mir anbefohlen sein! Ich habe die Erde gemacht und den Menschen auf ihr
geschaffen; meine Hände haben die Himmel ausgespannt, und all ihr Heer
habe ich bestellt. Denn so spricht Jehova, der die Himmel geschaffen (er
ist Gott), der die Erde gebildet und sie gemacht hat (er hat sie bereitet;
nicht als eine Öde hat er sie geschaffen; um bewohnt zu werden, hat er
sie gebildet): Ich bin Jehova, und sonst keiner!“ (Jes. 45:11-12, 18).
Niemand hat ein Recht, Gott zu befehlen. Wenn Jehova die Erde vollendet
und nicht zur Öde hergestellt hat, sondern sie gebildet hat, um von
wiederhergestellten, vollkommenen Menschen bewohnt zu werden, wer sind wir,
dass wir mit Gott rechten wollen und sagen, er sei ungerecht, nicht auch
die Natur aller zu verwandeln und nicht auch alle zu Teilhabern einer
geistigen Natur, wie die der Engel oder wie seiner eigenen, der göttlichen
Natur, zu machen? Wie viel geziemender ist es, bescheiden zum Worte Gottes
zu kommen uni ihn über das Zukünftige zu fragen, als ihm vorschreiben zu
wollen oder zu behaupten, er müsse unsere Ideen ausführen? Herr, bewahre
deine Knechte vor der Sünde der Anmaßung; lass dieselbe nicht über uns
herrschen. Kein Kind Gottes, glauben wir, wird wissentlich dem Herrn
vorschreiben wollen; doch wie leicht und fast unbewusst fallen viele in
diesen Irrtum.
Die
Menschen sind durch die Schöpfung - das Werk seiner Hände - Gottes
Kinder, und was Gott mit ihnen vor hat, ist deutlich in seinem Worte
geoffenbart. Paulus sagt, dass der erste Mensch (der ein Beispiel von dem
war, was das Geschlecht in seiner Vollkommenheit sein wird) ,,von der Erde,
irdisch war; und seine Nachkommenschaft wird (mit Ausnahme der Kirche
Christi) nach der Auferstehung gleichfalls irdisch, menschlich, der Erde
angepasst sein (1. Kor. 15:38, 44). Der Vers 44 lautet richtig: ,,Wenn es
einen natürlichen (seelischen) Leib gibt, so gibt es auch einen geistigen.“
(Elberfelder Übersetzung). David erklärt, dass der Mensch ein wenig
geringer als die Engel gemacht und mit Herrlichkeit, Ehre und Herrscherwürde
gekrönt worden war (Psalm 8:4-8). Und Petrus, unser Herr und alle die
heiligen Propheten der erklären, dass das menschliche Geschlecht zu jener
glorreichen Vollkommenheit wiederhergestellt werden wird und die einst
durch seinen Vertreter, Adam, verlorengegangene Herrschaft über die Erde
wieder erhalten soll. - Apg. 3:19-21; Hes. 16:53, 55
Dazu
hat Gott das menschliche Geschlecht erkoren und auserwählt. Und was für
ein herrliches Erbteil! Schließe deine Augen einen Augenblick vor dem
Elend und dem Weh, vor der Entartung und den Mühsalen, die jetzt um der Sünde
willen herrschen und male vor dein Geistesauge die Herrlichkeit der
vollkommenen Erde. Kein Flecken der Sünde stört die Eintracht und den
Frieden eines vollkommenen Gemeinwesens; kein bitterer Gedanke, kein
unfreundlicher Blick, kein hartes Wort; Liebe, aus jedem Herzen quellend,
begegnet gleicher Erwiderung in jedem anderen Herzen; Wohlwollen
kennzeichnet jede Tat. Da wird keine Krankheit mehr sein; kein Weh, kein
Schmerz, noch irgendein Anzeichen von Verfall - nicht einmal die Befürchtung
solcher Dinge. Denke an alle Bilder verhältnismäßiger Gesundheit und
Schönheit der menschlichen Gestalt und Gesichtszüge, die du je gesehen
hast und wisse, dass die vollkommene Menschheit von noch weit überragenderer
Liebenswürdigkeit sein wird. Innere Reinheit und geistige und moralische
Vollkommenheit werden jedes strahlende Antlitz kennzeichnen und verklären.
So werden die Bewohner der Erde sein. Da werden den Weinenden und
Trauernden alle Tränen abgetrocknet sein,
wenn so das vollständige Werk der Auferstehung vor ihren Augen
steht. - Offb. 21:4
Und
das ist nur die Veränderung, die mit dem menschlichen Geschlecht vor sich
geht. Wir bringen in Erinnerung, dass
auch die Erde, die gebildet ist, um
von solchen Wesen „bewohnt zu werden“, eine geeignete und passende
Wohnstätte für den Menschen sein soll, wie es im Paradies in Eden
dargestellt war. Das Paradies soll wiederhergestellt werden. Die Erde soll
nicht mehr Dornen und Disteln hervorbringen und den Schweiß des
Angesichts des Menschen fordern, um sein Brot zu geben, sondern „das
Land soll (leicht und natürlich) sein Gewächs geben.“ ,,Die Wüste und
das dürre Land werden sich freuen, und die Steppe wird frohlocken und
aufblühen wie eine Narzisse.“ (Jes. 35:1) Die niedrigere, tierische Schöpfung
wird ein vollkommener, williger und gehorsamer Diener sein; und die Natur
wird mit ihrer erquickenden Mannigfaltigkeit dem Menschen von allen Seiten
zurufen: siehe und erkenne die Herrlichkeit und Macht und Liebe Gottes! Ja,
Herz und Sinn wird sich erfreuen ,,in dem Herrn“. Das ruhelose Verlangen
nach etwas Neuem, das jetzt herrscht, ist kein natürlicher, sondern ein
unnatürlicher Zustand, der unserer Unvollkommenheit und unserer gegenwärtigen
ungünstigen Umgebung zuzuschreiben ist. Es ist nicht Gott ähnlich,
ruhelos nach Neuem zu begehren. Für Gott sind die meisten Dinge alt; und
am Alten und Vollkommenen hat er seine größte Freude. So wird es auch
mit dem Menschen sein, wenn er zum Bilde Gottes wiederhergestellt ist. Die
Herrlichkeit geistiger Wesen wird der vollkommene Mensch nicht vollständig
erkennen und begreifen, weil er von verschiedener Natur ist, und wird sie
deshalb nicht vorziehen, gerade wie Fische und Vögel, von denen jeder aus
demselben Grunde sein eigenes Element und seine eigene Natur allein
vorzieht und genießt. Der Mensch wird von der Herrlichkeit, die ihn auf
der menschlichen Stufe umgibt, so eingenommen und entzückt sein, dass er
eine andere Natur oder andere Lebensverhältnisse, als die, welche er
besitzt, weder wünschen noch vorziehen wird. Ein Blick auf die gegenwärtige
Erfahrung der Kirche wird das verdeutlichen. ,,Wie schwerlich„, mit
welcher Schwierigkeit, werden diejenigen, die reich sind an Gütern dieser
Welt, ins Reich Gottes (in die Kirche, die Herauswahl) kommen. Das wenige
Gute, das wir jetzt hienieden besitzen, nimmt die menschliche Natur selbst
unter der gegenwärtigen Herrschaft des Bösen und des Todes so ein, dass
wir des besonderen Beistandes Gottes bedürfen, um unser Auge und
Verlangen auf die geistigen Verheißungen gerichtet zu halten.
Dass
in diesem, die gesamte Menschheit betreffenden Plan Gottes die christliche
Kirche, die Herauswahl, der Leib Christi, eine Ausnahme bildet, geht aus
der Aussage hervor, dass ihre Erwählung schon vor Grundlegung der Welt im
göttlichen Plan beschlossen war (Eph. 1:4, 5), da Gott nicht nur den Fall
des Menschengeschlechtes in Sünde vorhersah, sondern auch die
Rechtfertigung, Heiligung und Verherrlichung dieser Schar zuvor festsetzte.
Diese hat er während des Evangeliums-Zeitalters aus der Welt heraus
berufen, dass sie sollten, gleich werden dem Ebenbild seines Sohnes“, ,,Teilhaber
der göttlichen Natur“ und Miterben Christi im tausendjährigen Reich
zur Herstellung von Gerechtigkeit und Frieden auf der ganzen Erde. - Röm.
8:28-31; 2. Petr. 1:4; Offb. 20:6; 1. Kor. 6:2
Das
beweist, dass die Erwählung oder Wahl der Kirche bei Gott eine zuvor
beschlossene Sache war; aber merke wohl, es ist keine bedingungslose
Auswahl der einzelnen Glieder der Kirche. Vor Grundlegung der Welt
bestimmte Gott, dass sie innerhalb eines besonderen Zeitraumes, des
Evangeliums-Zeitalters, und zu einem besonderen Zwecke ausgewählt werden
sollte. Wenn wir auch nicht zweifeln können dass Gott die Handlungsweise
jedes einzelnen Gliedes der Kirche vorhergesehen haben könnte und dass er
genau vorher gewusst haben könnte, wer würdig sein würde, ein Glied
dieser ,,kleinen Herde“ zu sein, so ist das doch nicht die Art und Weise,
wie Gottes Wort die Lehre von der Erwählung darstellt. Der Apostel wollte
nicht den Gedanken einer Vorherbestimmung der Personen aussprechen,
sondern den Umstand, dass in Gottes Vorsatz eine Klasse zuvor bestimmt
war, jene ehrenvolle Stellung einzunehmen, und dass deren Auswahl unter
schweren Prüfungen des Glaubens und Gehorsams und der Aufopferung
irdischer Rechte usw., selbst bis zum Tode, stattfinden sollte. So, durch
persönliche Prüfung und durch persönliches ,,Überwinden“, werden die
einzelnen Glieder dieser zuvor bestimmten Klasse erwählt oder angenommen
zu den für dieselbe von Gott zuvor bestimmten Gnadengütern und Segnungen.
Die
Worte ,,herrlich gemacht“ in Römer 8:30 kommen von dem griechischen
doxazo und bezeichnen geehrt. Die Stellung, zu der die Kirche auserkoren
ist, ist eine große Ehre. Kein Mensch könnte nur im entferntesten daran
denken, nach solcher Ehre zu streben; selbst unser Herr Jesus wurde dazu
aufgefordert, ehe er danach strebte, wie wir lesen: ,,Also hat auch
Christus sich selbst nicht verherrlicht (doxazo: geehrt), ein Hohepriester
zu werden, sondern der, welcher zu ihm gesagt hat: ,,Du bist mein Sohn,
heute habe ich dich gezeugt.“ Der himmlische Vater ehrte unseren Herrn
Jesus also. Und so müssen auch alle, die Miterben mit Jesu sein und zu
seinem auserwählten Leibe gehören sollen, gleicherweise durch Jehovas
Gnade geehrt werden. Der Kirche wird, wie ihrem Haupte, ein Anfang dieser
,,Ehre“ zuteil, wenn sie von Gott durch das Wort der Wahrheit zur göttlichen
Natur ,,gezeugt“ wird (Jak. 1:18), und sie wird voll und ganz in die
Ehre eingeführt werden, wenn sie vom Geist im Bilde des verherrlichten
Hauptes, geboren ist. Diejenigen, die Gott also ehren will, müssen
vollkommen und rein sein. Da wir aber durch Erbsünde Sünder sind, so hat
er uns zu dieser Ehre nicht nur berufen oder eingeladen, sondern auch
durch den Tod seines Sohnes die Rechtfertigung von der Sünde vorgesehen,
um uns zu ermöglichen, die Ehre, zu der er beruft, zu empfangen.
Gott
lässt, um die kleine Herde auszuwählen, den Ruf sehr allgemein ergehen,
,,viele sind berufen“, nicht alle. Zuerst, während unseres Herrn Amtstätigkeit
war der Ruf auf Israel nach dem Fleisch beschränkt; seitdem aber werden
so viele, wie die Knechte Gottes finden, aufgefordert, nicht gezwungen (Luk.
14:23), zu diesem besonderen Festmahl der Gnade zu kommen. Allein selbst
die, welche hören und kommen, sind nicht alle würdig. Ein Hochzeitskleid
- Christi zugerechnete Gerechtigkeit - ist für jeden bereit, einige aber
wollen dasselbe nicht tragen und müssen zurückgewiesen werden; und sogar
von denen, die das Kleid der Gerechtigkeit anziehen und die Ehre, zur ,,neuen
Natur“ gezeugt zu werden, empfangen, verfehlen manche, durch Treue in
ihrem Bund ihre Berufung und Erwählung festzumachen (2. Petr. 1:10). Von
denen, welche würdig sind, mit dem Lamm in der Herrlichkeit zu erscheinen,
heißt es: ,,Die mit ihm sind, sind Berufene und Auserwählte und Getreue.“
- Offb. 14:1; 17:14
Der
Ruf ist wahr. Der Beschluss Gottes, eine Kirche auszuwählen und zu erhöhen,
ist unveränderlich; wer aber zu dieser erwählten Schar gehören soll,
das ist an Bedingungen geknüpft. Alle, die diese zuvor bestimmten Ehren
teilen wollen, müssen die Bedingungen des Rufes erfüllen. ,,Fürchten
wir uns nun, dass nicht etwa, da eine Verheißung, in seine Ruhe
einzugehen, hinterlassen ist, jemand von euch zurückgeblieben zu sein
scheine.“ (Hebr. 4:1) Während die große Gnade nicht von dem ist, der
da will, auch nicht von dem, der da läuft, so ist sie doch für den, der
will, und für den, der läuft, nachdem er berufen ist.
Nachdem
wir so, wie wir hoffen, Gottes absolutes Recht und Vorsatz, mit dem Seinen
zu tun, was er will, dargelegt haben, machen wir noch darauf aufmerksam,
dass das Prinzip, welches alle Gnadenerweisungen Gottes kennzeichnet, das
allgemeine Beste aller ist.
Da
wir es also auf Grund der Heiligen Schrift für eine erwiesene Sache
halten, dass die menschlichen und geistigen Naturen getrennt und
verschieden sind - dass die Vermischung der zwei Naturen in keiner Weise
in Gottes Absicht liegt, vielmehr eine Unvollkommenheit wäre, und dass
der Wechsel von einer Natur zur anderen nicht die Regel, sondern nur eine
bei der Entwicklung des Christus statt gefundene Ausnahme ist, so entsteht
die tief interessante Frage: Wie wird der Wechsel zustande gebracht, unter
welchen Bedingungen kann er erreicht werden, und auf welche Weise wird er
bewerkstelligt?
Die
Bedingungen, unter welchen die Kirche mit ihrem Herrn zur göttlichen
Natur (2. Petr. 1:4) erhöht werden soll, sind genau dieselben, wie die
Bedingungen, unter denen er sie empfing; nämlich durch Nachfolge in
seinen Fußstapfen (1. Petr. 2:21), indem sie, wie er getan, sich selbst
als lebendiges Opfer darbringt (Röm. 12:1), und dann dieses Gelöbnis der
Selbstdarbringung getreulich ausführt, bis das Opfer mit dem Tode endigt.
Dieser Wechsel von der menschlichen zur göttlichen Natur wird denen als
Lohn zuteil, die innerhalb des Evangeliums-Zeitalters die menschliche
Natur mit allen ihren gegenwärtigen und zukünftigen Interessen,
Hoffnungen und Zielen selbst bis zum Tode opfern, wie unser Herr Jesus es
tat. In der Auferstehung werden solche erwachen, nicht um mit der übrigen
Menschheit die beglückende Wiederherstellung zur menschlichen
Vollkommenheit und zu allen dieselbe begleitenden Segnungen zu erhalten,
sondern um das unendlich größere Glück zu genießen, als Teilhaber mit
dem Herrn an der göttlichen Natur sein Wesen, seine Herrlichkeit und
seine Freude zu teilen (Röm. 8:17; 2. Tim. 2:12).
Der
Anfang und die Entwicklung der neuen Natur ist dem Anfang und der
Entwicklung des menschlichen Lebens ähnlich. Wie bei diesem eine Zeugung
und dann eine Geburt stattfindet, so auch bei jener. Es heißt von den
Heiligen: Sie sind von Gott durch das Wort der Wahrheit gezeugt (Jak.
1:18; 1. Petr. 1:3; 1. Joh. 5:18; 1. Kor. 4:15). Das bedeutet, sie
empfangen den ersten Antrieb im göttlichen Leben von Gott durch sein Wort.
Wenn sie durch den Glauben an das aus freier Gnade geschenkte Lösegeld
gerecht geworden sind, dann vernehmen sie den Ruf: ,,Ich ermahne euch nun,
Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein
lebendiges, heiliges (erlöstes, gerechtfertigtes und daher) Gott wohlgefälliges
Schlachtopfer, welches euer vernünftiger Dienst ist.“ (Röm. 12:1). Und
wenn sie, diesem Ruf gehorchend, ihr gerechtfertigtes menschliches Leben
zusammen mit demjenigen Jesu weihen, so wird es von Gott angenommen; und
mit dieser Handlung beginnt das geistige Leben. Wer das an sich erfährt,
der findet, dass er von dem Augenblick an denkt und handelt, wie der neue
Geist oder erneuerte Sinn (Röm. 12:2) ihn treibt, selbst bis zur
Kreuzigung von menschlichen Wünschen. Vom Augenblick der Weihung an
betrachtet uns Gott als „Neue Schöpfungen“.
So
schwindet in diesen noch im ungeborenen Zustande befindlichen ,,Neuen Schöpfungen“
,,das Alte“ (menschliche Wünsche, Hoffnungen, Pläne usw.),
und alles wird neu. Diese noch ungeborene ,,Neue Schöpfung“ fährt
nun in dem Maße fort zu wachsen und sich zu entwickeln, als die alte
menschliche Natur mit ihren Hoffnungen, Bestrebungen, Wünschen usw.
gekreuzigt wird. Diese beiden Vorgänge gehen von dem Zeitpunkte der
Weihung an gleichzeitig nebeneinander her, bis der Tod der menschlichen
und die Geburt der geistigen Natur erfolgt. Sowie der Geist Gottes fortfährt,
durch sein Wort mehr und mehr seinen Plan zu entfalten, so belebt das
selbst unsere sterblichen Leiber, d.h. macht sie lebendig, flößt ihnen
neues Leben ein (Röm. 8:11), damit sie ihm dienstbar werden können. Zu
seiner Zeit aber werden wir neue, geistige, himmlische Leiber erhalten,
die in jeder Hinsicht der neuen göttlichen Gesinnung entsprechen.
Die
Geburt der ,,Neuen Schöpfung“ geschieht in der Auferstehung (Kol.
1:18), und die Auferstehung dieser Klasse wird die erste oder vorzügliche
Auferstehung genannt (Offb. 20:6). Es sollte nicht aus dem Auge gelassen
werden, dass wir erst von der Auferstehung an tatsächlich Geistwesen sein
werden, wenn wir auch von der Zeit an, da wir den Geist der Kindschaft
empfingen, als solche gerechnet wurden (Röm. 8:23-25; Eph. 1:13, 14; Röm.
6:10, 11). Wenn wir in Wirklichkeit Geistwesen geworden sind, wenn wir aus
dem Geist geboren sind, dann sind wir nicht länger fleischliche Wesen;
denn ,,was aus dem Geist geboren ist, ist Geist“ (Joh. 3:6).
Dieser
Geburt zur geistigen Natur bei der Auferstehung muss ein Gezeugt werden
vom Geiste bei der Weihung vorangehen, wie auch der Geburt vom Fleische
ein Gezeugt werden vom Fleische vorhergeht. Alle, die vom Fleische im
Bilde des ersten Adam, des irdischen, geboren waren, waren zuvor vom
Fleische gezeugt; und einige davon sind vom Geiste Gottes durch das Wort
der Wahrheit wieder gezeugt; auf dass sie zur festgesetzten Zeit, bei der
ersten Auferstehung, im Bilde ,,des Herrn vom Himmel“ wiedergeboren
werden mögen: ,,Wie wir das Bild dessen von Staub getragen haben, so
werden wir (die Kirche, Herauswahl) auch das Bild des Himmlischen tragen“
(1. Kor. 15:49) es sei denn, dass wir ,,abfallen“. - Hebr. 6:6
Wenn
nun auch die Annahme des himmlischen Rufes und unsere im Gehorsam gegen
denselben erfolgte Weihung an einem bestimmten Zeitpunkte zur Entscheidung
kam, so ist doch das in Einklang bringen jedes Gedankens mit dem Geiste
Gottes ein allmähliches Werk. Es ist ein allmähliches Himmelwärts
richten dessen, was der Natur nach zur Erde neigt. Der Apostel nennt
diesen Vorgang ein Werk der Erneuerung, wenn er sagt: ,,Seid nicht gleichförmig
dieser Welt, sondern werdet verwandelt (zur himmlischen Natur) durch die
Erneuerung (eures) Sinnes, dass ihr prüfen möget, was der gute und
wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.“ (Röm. 12:2)
Der
Apostel richtet diese Worte nicht an die ungläubige Welt, sondern an die,
welche er als ,,Brüder anerkennt, wie der vorhergehende Vers anzeigt: ,,Ich
ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber
darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges
Schlachtopfer.“
Man
nimmt gewöhnlich an, dass Paulus hier jene Umwandlung gemeint habe, die
bei der Bekehrung oder der Abkehr von der Sünde, vom Unglauben und von
der Opposition gegen Gott und der Hinkehr zu ihm stattfindet. Es ist wahr,
dies ist ein großer Wechsel - eine Erneuerung, aber nicht die Erneuerung,
von der Paulus hier redet. Das ist eine Erneuerung des Charakters. Paulus
aber bezieht sich hier auf eine Erneuerung der Natur, die während des
Evangeliums-Zeitalters unter gewissen Bedingungen den Gläubigen verheißen
ist, und er ermahnte die Gläubigen, diese
Bedingungen zu erfüllen. Hätte eine solche Erneuerung des Charakters
nicht schon bei denen, die er anredete, stattgefunden, so hätte er sie
nicht Brüder nennen können - Brüder sogar, die etwas Heiliges und Gott
gefälliges als Opfer darbringen könnten; denn nur die,
die durch den Glauben an das Lösegeld gerecht geworden sind,
werden von Gott als lebendig, heilig und annehmbar betrachtet. Erneuerung
der Natur wird denen zuteil, die während des Evangeliums-Zeitalters ihr
gerechtfertigtes menschliches Leben als lebendiges Opfer darbringen, wie
Jesus sein vollkommenes menschliches Leben zum Opfer brachte, indem sie
alle Rechte und Ansprüche auf ein zukünftiges menschliches Dasein
niederlegen, sowie auch gegenwärtige menschliche Befriedigung und
Vorrechte unbeachtet lassen. Das erste, was dabei geopfert werden muss,
ist der menschliche Wille; und von da an dürfen wir weder von unserem
eigenen noch von irgendeinem anderen menschlichen Willen, sondern nur vom
göttlichen Willen regiert werden. Der göttliche Wille wird unser Wille,
und wir rechnen den menschlichen Willen nicht als den unseren, sondern als
den Willen eines anderen, der ignoriert und geopfert werden wird. Wenn der
göttliche Wille unser Wille geworden ist, so fangen wir an, vom göttlichen
Standpunkt aus zu überlegen, zu urteilen und zu denken. Gottes Plan wird
unser Plan, und Gottes Wege werden unsere Wege. Wer nicht in wahrem
Glauben sich selbst zum Opfer dargebracht und folglich jene Umwandlung
erfahren hat, der kann letztere auch nicht völlig verstehen. Früher
konnten wir uns an irgend etwas, das nicht tatsächlich sündig war,
erfreuen, denn die Erde mit allen ihren Gütern ist zur Freude des
Menschen erschaffen worden, und die einzige Schwierigkeit dabei war nur,
die sündigen Neigungen zu unterdrücken. Die Gottgeweihten, die
Erneuerten aber haben noch außer der Bemühung, die Sünde zu bekämpfen,
die Aufgabe, gegenwärtige Güter und Genüsse zu opfern und ihre ganze
Kraft und Energie dem Dienste Gottes zu widmen. Durch solche Treue im
Dienste und Opfer erfahren wir täglich, dass diese Welt nicht unser
Ruheplatz ist, dass wir hier keine bleibende Stätte haben. Unsere Herzen
und Hoffnungen werden aber vielmehr zu der ,,Ruhe, die vorhanden ist dem
Volke Gottes", hingezogen. Und diese gesegnete Hoffnung ist es, die
zu neuem und fortgesetztem Opfer antreibt.
So,
durch Weihung, wird der Sinn erneuert oder umgewandelt, und die Wünsche,
Hoffnungen und Bestrebungen fangen an, nach den geistigen, unsichtbaren,
verheißenen Dingen sich zu erheben, während die menschlichen Hoffnungen
usw. sterben. Wer so umgewandelt oder im Vorgange der Veränderung ist,
wird als ,,Neue Schöpfung“ betrachtet, als von Gott gezeugt, und ist in
dem Maße ein Teilhaber der göttlichen Natur. Beachte den Unterschied
wohl, der zwischen diesen ,,neuen Schöpfungen“ und den gläubigen ,,Brüdern“,
die nur gerechtfertigt sind, besteht. Diese sind noch ,,von der Erde und
irdisch“ und, abgesehen von sündigen Lüsten, sind ihre Hoffnungen,
ihre Bestrebungen und Ziele solcher Art, wie sie in der verheißenen
Wiederherstellung aller Dinge voll und ganz werden gewährt werden. Jene
dagegen sind ,,nicht von dieser Welt“, gleichwie Christus nicht von
dieser Welt ist, und ihre Hoffnung beruht auf dem Unsichtbaren, dem ,,was
droben ist, da Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes“. Die Aussicht
irdischer Herrlichkeit, so bezaubernd für den natürlichen Menschen, hat
für die zu dieser himmlischen Hoffnung Gezeugten, für die, welche die
Herrlichkeit der himmlischen Verheißungen sehen und das ihnen im göttlichen
Plan zugewiesene Erbteil würdigen, keinen Reiz mehr. Dieser neue göttliche
Geist oder Sinn ist ,,das Pfand unseres Erbes“ der vollständigen göttlichen
Natur - Geist und Leib. Ein göttlicher Leib! möchte hier jemand erstaunt
ausrufen. Aber wird nicht von Jesu gesagt,
er sei „der Abglanz seiner (des Vaters) Herrlichkeit und der
Abdruck (ausdrückliche Nachformung) seines Wesens“ (Hebr. 1:3),
und dass die Überwinder, ihm gleich sein werden, ... ihn sehen, wie er
ist“? (1. Joh. 3:2) „Wenn es einen natürlichen (menschliche) Leib
gibt, so gibt es auch einen geistigen.“ (1. Kor. 15:44) Wir könnten uns
unseren göttlichen Vater ebenso wenig wie unseren Herrn Jesus nur als große
Geister ohne Körper vorstellen. Ihre Leiber sind herrliche geistige
Leiber; doch noch ist nicht erschienen, wie groß die Herrlichkeit ist,
und dies soll auch nicht erscheinen, bis auch wir die göttliche Natur
teilen werden.
Während
diese Umformung der Gesinnung (des inwendigen Menschen) ein allmähliches
Werk ist, wird dagegen die Verwandlung aus einem menschlichen in einen
geistigen Leib keine allmähliche, sondern eine augenblickliche sein (1.
Kor. 15:52). Jetzt haben wir, wie Paulus sagt, diesen Schatz (die göttliche
Gesinnung) in irdenen Gefäßen, zu seiner Zeit, aber wird er in dem
herrlichen, ihm entsprechenden Gefäß, dem geistigen Leibe, wohnhaft sein.
Wir
haben gesehen, dass die menschliche Natur ein Abbild der geistigen ist (1.
Mose 5:1). Zum Beispiel, wie Gott einen Willen hat, so haben ihn auch
Menschen und Engel; wie Gott Vernunft und Gedächtnis hat, so sind seine
intelligenten Geschöpfe - Engel und Menschen - ebenfalls damit
ausgestattet. Der Charakter der geistigen Verrichtungen beider ist der
gleiche. Von den gleichen Voraussetzungen ausgehend, und unter denselben
Verhältnissen, vermögen diese verschiedenen Naturen zu den gleichen Schlüssen
zu gelangen. Obwohl die geistigen Fähigkeiten der Naturen ähnlich sind,
so wissen wir doch, dass die geistigen Naturen Kräfte besitzen, die der
menschlichen weit überlegen sind und die nach unserer Meinung nicht von
verschiedenen Fähig sondern, sondern von dem weiteren Wirkungskreis
derselben Fähigkeiten und von der Verschiedenheit der Verhältnisse,
unter denen sie wirken, herrühren. Die menschliche Natur, die ein vollständiges
irdisches Abbild der geistigen Natur ist, besitzt auch die Fähigkeiten
der letzteren, nur sind dieselben auf das irdische Gebiet beschränkt. Über
das Irdische hinaus vermag die menschliche Natur nur soviel zu erkennen,
als Gott für des Menschen Wohl und Freude zu offenbaren für gut achtet.
Die
göttliche ist die höchste Ordnung der geistigen Natur; und wie
unermesslich ist der Abstand zwischen Gott und seinen Geschöpfen! Nur
einen Schimmer der Herrlichkeit der göttlichen Weisheit, Macht und Güte
vermögen wir zu erfassen, gleich als ob er seine mächtigen Werke in
einem Panorama an uns vorübergehen ließe. Aber die Herrlichkeit einer
vollkommenen Menschennatur können wir annähernd ermessen und begreifen.
Diese
Gedanken klar erfassend, ist es möglich, uns einen Begriff davon zu
machen, wie die Umwandlung von der menschlichen zur geistigen Natur
bewirkt wird, nämlich durch Übertragung derselben geistigen Kräfte auf
die höheren Verhältnisse. Wenn wir mit dem himmlischen Leib bekleidet
sind, dann besitzen wir auch die himmlischen Kräfte, die dem herrlichen
Leib eigen sind, und haben den Gedankenkreis und die Machtausdehnung, die
dazugehören.
Die
Veränderung oder Umwandlung des Sinnes vom irdischen zum himmlischen,
welche der Geweihte hier an sich erfährt, ist der Anfang jener
Verwandlung der Natur. Es ist keine Verwandlung des Verstandes, noch
irgendein Wunder in seiner veränderten Tätigkeit, sondern die Richtung
des Geistes und der Wille sind es, die verändert werden. Unser Wille und
unsere Gesinnung vertreten unsere Persönlichkeit; folglich werden wir als
umgewandelt und als zur göttlichen, himmlischen Natur gehörig gerechnet,
wenn unser Wille und unsere Gesinnung verändert sind. Wohl wahr,
das ist nur ein sehr geringer Anfang; allein die Zeugung,
wie es bezeichnet wird, ist stets nur ein kleiner Anfang; und doch
ist es das Unterpfand oder die Zusicherung des vollendeten Werkes (Eph.
1:13, 14).
Man
hat die Frage aufgeworfen: Wie werden uns selbst wiedererkennen können,
wenn wir verwandelt sind? Wie sollen wir dann wissen, dass wir
dieselben Wesen sind, die vormals lebten, litten und sich aufopferten, um
Teilhaber dieser Herrlichkeit zu werden? Werden wir dieselben
selbstbewussten Wesen sein? Ganz gewiss! Sind wir mit Christo gestorben,
so werden wir ihm leben (Röm. 6:8). Veränderungen, die täglich mit
unseren menschlichen Leibern vor sich gehen, bewirken nicht, dass wir das
Vergangene vergessen oder unsere Identität verlieren.
(Unsere
menschlichen Leiber verändern sich fortwährend. Die Wissenschaft erklärt,
dass alle sieben Jahre ein vollständiger Wechsel der uns ausmachenden
Bestandteile (Atome) stattfindet. Somit wird auch der verheißene Wechsel
von menschlichen zu geistigen Leibern weder Gedächtnis noch Identität
zerstören, sondern vielmehr deren Stärke und Wirkungskreis vergrößern.
Derselbe göttliche Geist (Sinn), der jetzt unser Eigen ist, mit demselben
Gedächtnis, denselben Urteilskräften usw. wird sein Vermögen dann zu
unermesslichen Höhen und Tiefen erweitert finden, seinem neuen Leib
angemessen. Unsere ganze Laufbahn, von der frühesten Kindheit an, wird
unser Gedächtnis verfolgen können, und durch die so ermöglichte
Vergleichung sind wir in den Stand gesetzt, den glorreichen Lohn unseres
Opfers voll und ganz zu würdigen. Das wäre aber nicht möglich, wenn das
Menschliche kein Ebenbild des Geistigen wäre.)
Diese
Gedanken können uns auch zu einer Vorstellung darüber verhelfen, wie der
Sohn Gottes (als er vom geistigen zum menschlichen Zustand, zur
menschlichen Natur, verwandelt und irdischen Beschränkungen unterworfen
wurde) Mensch werden konnte. Er blieb dasselbe Wesen, dieselbe Person, im
ersten Zustand ein geistiges im zweiten ein menschliches Wesen. Weil die
beiden Naturen getrennt und verschieden sind, und doch die eine ein
Ebenbild der anderen ist, sie also dieselben geistigen Fähigkeiten (Gedächtnis
usw.) gemein haben, darum konnte Jesus sich seiner früheren Herrlichkeit
erinnern, die er hatte, ehe er Mensch geworden war, wie seine Worte
beweisen: - ,,Und nun verherrliche du, Vater, mich bei dir selbst mit der
Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war“ (Joh. 17:5) - mit
der Herrlichkeit der geistigen Natur. Und dieses Gebet ist in der gegenwärtigen
Erhöhung zur höchsten Form geistiger Wesen, zur göttlichen Natur, mehr
wie erhört worden.
Wiederum
auf des Apostels Paulus Worte Bezug nehmend, bemerken wir, dass er nicht
sagt: Gestaltet euch selbst nicht gleich dieser Welt, sondern verändert
euch selbst in das göttliche Ebenbild, sondern er sagt: ,,Seid nicht
gleichförmig ... sondern werdet verwandelt.“ Das ist klar ausgedrückt,
denn wir bilden uns weder selbst, noch können wir uns selbst verändern,
umgestalten (Luther: verklären),. aber wir unterwerfen uns, dass wir
entweder durch weltliche Einflüsse, durch den Geist der Welt um uns her,
der Welt gleichgebildet werden, oder wir unterwerfen uns dem Willen Gottes,
dem heiligen Willen oder Geist, dass wir durch die vermittelst seines
Wortes ausgeübten himmlischen Einflüsse verändert werden. Du, der du
Gott geweiht bist, welchen Einflüssen gibst du dich hin? Die
umgestaltenden Einflüsse führen zu gegenwärtiger Aufopferung und zum
Erdulden von Leiden; aber wie herrlich ist das Ende! Wenn du dich unter
diesen umbildenden Einflüssen entwickelst, dann prüfst du täglich,
welches da sei der gute, der wohlgefällige und der vollkommene
Gotteswille.
Dass
doch die, welche ihr alles auf den Opferaltar gelegt haben, beständig im
Auge behalten möchten, dass von den in Gottes Wort enthaltenen irdischen
und himmlischen Verheißungen nur die Letzteren uns gehören. Unser Schatz
ist im Himmel, lasst auch unsere Herzen jederzeit da sein. Unsere Berufung
ist nicht nur zur geistigen Natur, sondern zur höchsten Stufe derselben,
der göttlichen Natur - ,,so viel besser ... als die Engel“ (2. Petr.
1:4; Hebr. 1:4). Dieser himmlische Ruf ist auf das Evangeliums-Zeitalter
beschränkt; er war vordem nie ergangen, und mit dem Ende des
Evangeliums-Zeitalters wird er aufhören. Ein irdischer Ruf, jedoch nur
unvollkommen verstanden, erging vor dem himmlischen Ruf und wird wie uns
bezeugt ist, nach dem Evangeliums-Zeitalter fortgehen. ,,Leben (für die
als menschliche Wesen Wiederhergestellten) und Unsterblichkeit“ (der
Preis, das Kleinod, zu dem der Leib Christi berufen ist) sind beide während
dieses Zeitalters an das Licht gebracht worden (2. Tim. 1:10). Beide
Naturen, die menschliche wie die geistige, werden in ihrer Vollkommenheit
herrlich und doch voneinander verschieden sein, dabei aber beide im
Einklang mit dem Willen des Schöpfers. Keinen zu unterschätzenden Teil
der Herrlichkeit des vollendeten Werkes Gottes wird einst die schöne
Mannigfaltigkeit und doch wunderbare Einheit aller Dinge, der belebten und
unbelebten, bilden - im Einklang untereinander und im Einklang mit Gott.