SCHRIFTSTUDIEN
BAND
1 - DER
GÖTTLICHE PLAN DER ZEITALTER
Studie
2
Das
Dasein eines allerhöchsten intelligenten
Schöpfers
nachgewiesen.
Außerbiblische
Beweise, im Lichte der Vernunft geprüft.
— Eine
unhaltbare Theorie.
— Eine
vernünftige Anschauung.
— Gottes
Wesen dargestellt.
— Vernünftige
Schlussfolgerungen.
Der
unbefangene und verständige Denker wird durch ein vernünftiges
und aufrichtiges Erforschen des Unbekannten in dem Lichte bekannter
Tatsachen selbst vom Standpunkte des Zweifels aus der Wahrheit
zugeführt werden. Freilich, wahr bleibt es dabei immer, dass der Mensch
ohne unmittelbare Offenbarung des Planes und Ratschlusses Gottes der
Wahrheit sich nur nähern und nur zu unmittelbaren Schlussfolgerungen
gelangen kann. Doch lasst uns für einen Augenblick die Bibel beiseite
legen und die Dinge vom Standpunkte des Verstandes aus betrachten.
Derjenige,
welcher mit einem Fernrohr oder auch nur mit seinem natürlichen Auge zum
Himmel hinauf blickt und die Unermesslichkeit der Schöpfung, ihre Gleichmäßigkeit,
ihre Schönheit, ihre Ordnung, ihre Harmonie und ihre Vielseitigkeit sieht
und dann noch daran zweifelt, dass der Schöpfer dieser Dinge sowohl an
Weisheit als auch an Macht weit über ihm steht, oder wer für einen
Augenblick annehmen kann, dass solche Ordnung durch Zufall ohne einen Schöpfer
zustande kam, der hat die Fähigkeit seines Verstandes so weit verloren
oder beiseite gelegt, dass er mit Recht als das betrachtet wird, was die
Bibel ihn nennt, einen Toren (einen, der keinen Verstand hat oder ihn
nicht gebraucht): ,,Der Tor spricht in seinem Herzen: Es ist kein Gott.“
Wie dem auch immer sei, jeder Verständige muss wenigstens zugeben, dass
vieles in der Bibel wahr ist; denn es ist eine selbstverständliche
Wahrheit, dass Wirkungen ihre entsprechenden Ursachen haben müssen. Jede
Pflanze, ja jede Blume legt tausendfaches Zeugnis dafür ab.
Kompliziert
im Aufbau, überaus schön in ihrer Form und Beschaffenheit, alles zeugt
von übermenschlicher Weisheit und Geschicklichkeit. Wie kurzsichtig ist
die Ungereimtheit derjenigen, welche von menschlicher Geschicklichkeit und
menschlichem Scharfsinn prahlt und die Regelmäßigkeit, Gleichförmigkeit
und Harmonie der Natur anerkennt, aber gleichzeitig leugnet, dass die
Natur einen intelligenten Gesetzgeber hat.
Die
Leugner des Daseins eines intelligenten Schöpfers stellen die Behauptung
auf, dass die Natur der alleinige Gott sei, und dass alle Formen der
Entwicklungen von Tier und Pflanze von sich selbst hervorgehen, seien ohne
die Anordnung eines intelligenten Wesens und, wie sie sagen, allein von
dem Gesetz regiert werde, dass in dem Fortgang der Evolution der Stärkere
den Schwächeren überlebt.
Diese
Theorie ermangelt jeglichen Beweises; denn überall um uns herum sehen wir,
dass die verschiedenartigen Geschöpfe fest bestimmte Naturen besitzen,
die sich nicht zu höheren Naturen fortentwickeln; und obwohl die
Vertreter dieser Theorie auch wiederholte Versuche angestellt haben, so
ist es ihnen doch weder gelungen, die verschiedenen Gattungen zu
vermischen, noch eine neue feste Art hervorzubringen. Kein Fall ist
bekannt, wo eine Art sich in eine andere verwandelt hat. (Um einiger Leser
willen bemerken wir, dass solche Veränderungen wie die Verwandlungen der
Raupen in Schmetterlinge keine Veränderungen der Natur sind; die Raupe
ist nur die aus dem Ei des Schmetterlings ausgekrochene Larve.) Obwohl es
Fische gibt, die einen Augenblick lang ihre Flossen als Flügel gebrauchen
und aus dem Wasser fliegen hat man doch noch nie erlebt, dass sie sich in
Vögel verwandelt haben; und wenn es auch in der Tierwelt einige gibt,
welche eine geringfügige Ähnlichkeit mit dem Menschen haben, so fehlt
doch der Nachweis gänzlich, dass sich der Mensch aus solchen Geschöpfen
entwickelt habe. Im Gegenteil beweisen Untersuchungen, dass, obwohl
unterschiedliche Vielseitigkeiten in derselben Gattung hervorgebracht
werden können, es aber unmöglich ist, die verschiedenen Gattungen zu
vermischen oder eine aus der anderen hervorzubringen. Aus demselben Grund
kann man vom Esel und Pferd, obgleich sie einander ähnlich sind, nicht
behaupten, sie seien verwandt, denn es ist sehr gut bekannt, dass ihre
Nachkommen unvollkommen sind und sich auch nicht fortpflanzen können.
Wenn
die unvernünftige Natur der Schöpfer oder Entwickler wäre, so würde
sie sicherlich den Entwicklungsgang fortsetzen, und dann würde es nichts
dergleichen wie eine fest bestimmte Gattung geben, da ohne Intelligenz
nichts zu einem festen Zustand gelangen würde. Fortentwicklung,
Evolution, würde heutzutage noch eine Tatsache sein, und um uns herum würden
wir sehen, wie Fische zu Vögeln und Affen zu Menschen werden. Diese
Theorie, schließen wir daher, ist sowohl wider den menschlichen Verstand,
als auch wider die Bibel, weil diese Theorie behauptet, dass intelligente
Wesen von einer Macht erschaffen wurden, welche keine Intelligenz hat.
Eine
Theorie in Bezug auf die Schöpfung (den Menschen ausgenommen) durch eine
Fortentwicklung, gegen die wir keine ernsteren Bedenken haben, stellen wir
kurz wie folgt dar: Es wird angenommen, dass die verschiedenen Gattungen
der Gegenwart fest und unveränderlich sind, soweit Natur oder Art
betrachtet wird, und obwohl die gegenwärtigen Naturen noch zu einem viel
höheren Standpunkt, bis zur Vollkommenheit hin, gebracht werden mögen,
so werden diese Gattungen oder Naturen für immer dieselben bleiben. Diese
Theorie nimmt ferner an, dass keine dieser fest bestimmten Gattungen ursprünglich
so erschaffen waren, sondern dass sie in ferner Vergangenheit durch die
Erde entwickelten wurden, und zwar durch eine allmähliche Evolution aus
einer Form in die andere. Diese Evolutionen, nach göttlich festgelegten
Gesetzen, bei welchen die Veränderungen in der Nahrung und in dem Klima
eine wichtige Teil gespielt haben, mag sich fortgesetzt haben bis die fest
bestimmten Gattungen, so wie sie jetzt zu sehen sind, erreicht waren, worüber
hinaus ein Wechsel unmöglich ist, nachdem die endgültige Absicht des Schöpfers
in dieser Hinsicht allem Anschein nach erreicht worden ist.
Obgleich
jede der verschiedenen Pflanzen- und Tierfamilien der Verbesserung oder
Verschlechterung fähig ist, so ist es doch unmöglich, sie in andere
Arten oder Familien zu verwandeln oder aus ihnen andere hervorzubringen.
Wenn auch jede derselben die Vollkommenheit ihrer eigenen fest bestimmten
Natur erreichen mag, so ist doch die Absicht des Schöpfers erreicht
worden und ein weiterer Wechsel in dieser Hinsicht ist unmöglich.
Es
wird behauptet, dass die ursprünglichen Pflanzen und Tiere, von denen die
gegenwärtigen, fest bestimmten Arten stammen, vor der Erschaffung des
Menschen untergegangen sind. Skelette und Versteinerungen von jetzt nicht
mehr vorhandenen Tieren und Pflanzen, tief unter der Erdoberfläche
gefunden, begünstigen diese Theorie. Diese Ansicht vernachlässigt und
verwirft in keiner Weise die Schriftlehre, dass der Mensch eine direkte
unmittelbare Schöpfung war und in dem geistigen und moralischen Ebenbild
seines Erschaffers erschaffen worden ist und nicht das Ergebnis eines
Entwicklungsvorganges ist, den die übrige Schöpfung wahrscheinlich
miteinander teilte. Diese Ansicht macht in keiner Weise die Behauptung der
Bibel hinfällig, sondern stützt sie vielmehr, dass die Natur, wie sie
heute ist, lehrt, dass ein intelligentes Wesen sie anordnete und ihre
erste Ursache war. Lasst die menschliche Vernunft ihr Bestes tun, um
bekannte Tatsachen auf vernunftgemäße und passende Ursachen zurückzuführen,
und dabei in jedem Fall den Naturgesetzen volle Rechnung tragen; aber im
Hintergrund von all der verwickelten Maschinerie der Natur ist die Hand
seines großen Urhebers, der intelligente, allmächtige Gott.
Deshalb
behaupten wir, dass das Dasein eines intelligenten Schöpfers eine klar
bewiesene Wahrheit ist. Der Beweis dafür liegt überall um uns herum; ja,
auch in uns, denn wir selbst sind sein Werk, und jede Fähigkeit unseres
Geistes und Körpers zeugt von einer wundervollen Geschicklichkeit, welche
jenseits unseres Verständnisses liegt. Er ist auch der Entwerfer und Schöpfer
dessen, was wir Natur nennen. Wir behaupten, dass er die Gesetze der Natur
geordnet und festgelegt hat, deren herrliches und harmonisches
Zusammenwirken wir sehen und bewundern. Diesen Einen, dessen Weisheit das
Weltall geplant, und dessen Macht es erhält und leitet, dessen Weisheit
und Macht unser eigenes Verstehen so unermesslich übersteigen, diesen
Einen verehren und bewundern wir, wenn auch unbewusst oder instinktiv.
Das
Dasein dieses mächtigen Gottes zu erkennen, heißt aber nur, vor seiner
allmächtigen Kraft zu erbeben, bis wir erkennen können, dass er auch
seiner Macht entsprechend, von Wohlwollen und Güte erfüllt ist. Dieser
Tatsache sind wir ebenso vollkommen sicher, und zwar aus demselben Grunde,
der uns das Dasein, die Macht und die Weisheit Gottes beweist. Nicht nur
sind wir zu der Schlussfolgerung gezwungen, dass es einen Gott gibt, und
dass seine Macht und Weisheit unermesslich weit über uns stehen, sondern
unsere Vernunft zwingt uns auch zu der Schlussfolgerung, dass das größte
erschaffene Ding seinem Schöpfer nicht überlegen ist; folglich müssen
wir schließen, dass die größte Kundgebung von Wohlwollen und
Gerechtigkeit unter den Menschen derjenigen des Schöpfers an Entfaltungsmöglichkeit
untergeordnet ist, ebenso wie des Menschen Weisheit und Macht der seinigen
nachstehen. Und auf diese Weise haben wir vor unserem Geiste das Wesen des
großen Schöpfers stehen. Er ist weise, gerecht, liebend und mächtig:
und die Entfaltungsmöglichkeit seiner Eigenschaften ist natürlich
unendlich größer als der seiner großartigen Schöpfung.
Doch
weiter: da wir hinsichtlich des Daseins und des Charakters unseres Schöpfers
zu diesem vernunftgemäßen Schluss gekommen sind, lasst uns fragen, was
sollten wir von solch einem Wesen erwarten? Die Antwort ist, dass der
Besitz solcher Eigenschaften vernünftigerweise ihre Ausübung, ihren
Gebrauch erkennen lässt. Gottes Macht muss ausgeübt werden, und zwar in
Harmonie mit seinem Wesen, das weise, gerecht und liebevoll ist. Was immer
die Mittel zu diesem Zweck sein mögen, was auch immer die Wirkung von
Gottes Macht sein mag, das abschließende Ergebnis muss mit seinem Wesen
und Charakter im Einklang stehen, und jeder Schritt muss die Zustimmung
seiner unendlichen Weisheit haben.
Was
könnte vernünftiger sein als die Ausübung der Macht, wie wir sie um uns
herum in der Schöpfung des Weltalls und in der wundervollen Vielfalt der
Erde geoffenbart sehen? Was könnte vernünftiger sein als die Erschaffung
des Menschen, ausgestattet mit Vernunft und Urteilsvermögen, fähig,
seines Schöpfers Werke zu würdigen, und über seine Erhabenheit - seine
Weisheit, Gerechtigkeit, Macht und Liebe -nachzusinnen? Alles dies ist
vernunftgemäß und stimmt vollkommen mit den uns bekannten Tatsachen überein.
Und
nun kommt unser Schlusssatz. Ist es nicht vernünftig, anzunehmen, dass
solch ein unendlich weises und gutes Wesen, welches ein Geschöpf
erschaffen hat, das imstande ist, ihn und seinen Plan zu begreifen, durch
seine Liebe und Gerechtigkeit bewegt worden ist, das von ihm selbst in die
Natur jenes Geschöpfes eingepflanzte Verlangen zu stillen und ihm eine
Offenbarung zu schenken? Wäre es nicht ganz vernunftgemäß, anzunehmen,
dass Gott den Menschen über den Zweck ihres Daseins und seines Planes für
ihre Zukunft Auskunft gäbe? Im Gegenteil, fragen wir, würde es nicht
geradezu unvernünftig sein, zu denken, dass solch ein Schöpfer ein Geschöpf
wie den Menschen macht, ihn ausstattet mit Vernunft, über die Zukunft
nachzudenken, und ihm doch keine Offenbarung seines Planes gibt, um diesem
Verlangen gerecht zu werden? Solch eine Handlungsweise wäre unvernünftig,
weil es im Widerspruch steht zu dem Charakter, welchen wir vernünftigerweise
Gott zuschreiben: im Widerspruch zu der rechten Handlungsweise eines von
Gerechtigkeit und Liebe geleiteten Wesens.
Hätte
die göttliche Weisheit bei der Erschaffung des Menschen es für
ungeeignet geachtet, ihm eine Kenntnis seiner zukünftigen Bestimmung und
seines Anteils an seines Schöpfers Plan zu geben, dann hätten sicherlich
sowohl die göttliche Gerechtigkeit als auch die göttliche Liebe darauf
bestanden, dass sein Geschöpf in seiner Fähigkeit so begrenzt worden wäre,
dass es nicht beständig mit Zweifel, Furcht und Ungewissheit geplagt und
gequält würde. Die Tatsache also, dass der Mensch die Fähigkeit besitzt,
eine Offenbarung des göttlichen Planes zu erfassen, im Zusammenhang mit
dem zugestandenen Wesen seines Schöpfers betrachtet, ist überreichlicher
Grund dafür, dass Gott solch eine Offenbarung, zu solcher Zeit und auf
solche Art schenken würde, als seine Weisheit es zulässt. Auf diese
Weise würde uns unsere Vernunft, diese Überlegungen im Sinn behaltend, -
selbst ohne etwas von der Bibel zu wissen - zu der Erwartung drängen,
dass solch eine Offenbarung etwa, wie die Bibel sie zu sein beansprucht,
uns gegeben werden würde. Und ferner, wenn wir an die Ordnung und die
Harmonie der Schöpfung im allgemeinen denken, wie die Gestirne und
Sternensysteme in großartiger Aufeinanderfolge Zeit und Raum einhalten,
dann können wir nicht anders als annehmen, dass die geringeren Unregelmäßigkeiten,
wie Erdbeben, Wirbelstürme usw., nur Anzeichen dafür sind, dass das
Zusammenwirken der verschiedenen Elemente in dieser Welt noch nicht
vollkommen ist. Fragen nach einer Zusicherung, dass schließlich alles auf
Erden so vollkommen und harmonisch sein wird wie in den Himmeln, sowie
Fragen nach einiger Aufklärung, warum es gegenwärtig nicht so ist, sind
nicht unvernünftig, weder für denkende Menschen, sie zu stellen, noch für
den Schöpfer, dessen Weisheit, Macht und Liebe sich darin erweisen, sie
zu beantworten. Wir würden daher erwarten, dass die begehrte Offenbarung
solche Zusicherung und Erklärung einschließt.
Indem
wir nun gesehen haben, wie vernünftig es ist, eine Offenbarung über
Gottes Willen und Plan, unser Geschlecht betreffend, zu erwarten, werden
wir im nächsten Kapitel den allgemeinen Charakter und die Merkmale der
Bibel untersuchen, die gerade solch eine Offenbarung zu sein behauptet.
Und wenn sie Gottes Wesen in vollkommener Übereinstimmung mit dem
darstellt, was, wie oben gesehen, die Vernunft vorschreibt, so schließen
wir daraus, dass sie sich damit als die notwendiger - oder vernünftigerweise
erwartete göttliche Offenbarung ausweist, und dann nehmen wir ihr Zeugnis
als ein von Gott kommendes an. Wenn sie von Gott stammt, dann werden ihre
Lehren, wenn völlig wertgeschätzt, mit seinem Wesen übereinstimmen, von
welchem die Vernunft uns zusichert, dass er vollkommen ist an Weisheit,
Gerechtigkeit, Liebe und Macht.