SCHRIFTSTUDIEN
BAND
1 - DER
GÖTTLICHE PLAN DER ZEITALTER
Studie
3
Die
Bibel als göttliche Offenbarung im Lichte der Einsicht und Erkenntnis
betrachtet.
Die
Ansprüche der Bibel und äußere Beweise für ihre Glaubwürdigkeit.
— Ihr
Alter und ihre Erhaltung.
— Ihr
moralischer Einfluss. — Beweggründe
der Verfasser.
— Allgemeine
Eigenart der Schriftstücke.
— Die
Bücher Mose.
— Das
Gesetz von Mose.
— Eigenarten
der von Mose eingesetzten Regierung.
— Es
war kein System der Priesterlist.
— Vorschriften
für die bürgerliche Verwaltung.
— Reich
und arm vor dem Gesetz auf gleicher Stufe.
—
Sicherheitsmaßregeln gegen das Spielen mit den Rechten des Volkes.
— Das
Priestertum keine bevorzugte Klasse; wie es unterhalten wurde usw.
— Verwahrung
gegen die Unterdrückung der Fremden, Witwen, Waisen und Dienenden.
— Die
Propheten der Bibel.
— Gibt
es ein gemeinsames Band der Einigkeit zwischen dem Gesetz, den Propheten
und den neutestamentlichen Schreibern?
— Wunder
sind nicht vernunftwidrig.
— Die
vernünftige Schlussfolgerung.
Die
Bibel ist die Fackel der Zivilisation und der Freiheit. Ihr Einfluss zum
Guten in der menschlichen Gesellschaft wurde von den größten Staatsmännern
anerkannt worden, obwohl die Bibel meistenteils durch verschiedene Brillen
der Glaubensbekenntnisse, die einander und der Bibel widersprechen,
betrachtet worden ist, welche Bekenntnisse, obwohl sie die Bibel
hochhalten, ihre Lehren sehr falsch darstellen. Das bedeutsame alte Buch
ist ohne Absicht, aber bedauerlicherweise, von seinen Freunden, und doch würden
viele von ihnen dafür ihr Leben lassen. Ja, gerade sie fügen dem Buch
schlimmeren Schaden zu als seine Feinde, indem sie behaupten, dass die
Bibel ihre so lang gehegten, durch die Überlieferung von den Vätern
empfangenen, falschen Auffassungen der Wahrheit unterstütze. Möchten sie
doch aufwachen, und ihre Orakel aufs neue befragen und ihre Gegner dadurch
zuschanden machen, dass sie ihnen die Waffen wegnehmen!
Das
Licht der Natur hat uns zu der Erwartung einer volleren Offenbarung
geleitet, als die ist, welche die Natur uns darbietet. Somit wird auch
jeder vernünftige, denkende Mensch bereit sein, wenn irgendwo Ansprüche,
eine göttliche Offenbarung zu sein erhoben werden, solche zu prüfen,
vorausgesetzt, dass sie vernünftiger Überlegung gegenüber den äußeren
Stempel der Wahrheit an sich tragen. Die Bibel beansprucht solch eine
Offenbarung von Gott zu sein, und kommt zu uns mit hinreichenden äußeren
Wahrscheinlichkeit, dass ihre Ansprüche möglicherweise richtig sind, und
gibt gegründete Hoffnung, dass genauere Untersuchung vollständigere und
bestimmtere Beweise liefern wird, dass sie in der Tat Gottes Wort ist.
Die
Bibel ist das älteste Buch, das es gibt; es hat die Stürme von 30
Jahrhunderten überdauert. Durch alle nur möglichen Mittel hat man
versucht, es von der Oberfläche der Erde zu verbannen. Man hat es
verborgen, vergraben, ein todeswürdiges Verbrechen daraus gemacht, es zu
besitzen, und die bittersten und erbarmungslosesten Verfolgungen haben
gegen die gewütet, die ihren Glauben auf dasselbe gründeten. Aber das
Buch besteht noch. Während viele ihrer Gegner im Tode schlummern, und
Hunderte von Werken längst vergessen sind, die geschrieben wurden, um sie
in schlechten Ruf zu bringen und ihren Einfluss zu brechen, hat die Bibel
heutzutage ihren Weg in jedes Volk und jede Sprache der Erde gefunden; über
200 verschiedene Übersetzungen sind von ihr gemacht worden. Die Tatsache,
dass dieses Buch so viele Jahrhunderte überlebt hat, ungeachtet solch
unvergleichlicher Anstrengungen, es zu verbannen und zu zerstören, ist
mindestens ein starkes, weil auf Tatsachen gegründetes Zeugnis, dass der
große Autor, den es für sich beansprucht, auch sein Erhalter ist.
Es
ist auch wahr, dass die Bibel überall einen guten moralischen Einfluss
ausgeübt hat. Wer ihre Blätter Seiten sorgfältig durchforscht, wird
ausnahmslos zu einem reineren Leben erhoben. Andere Schriften über
Religion und sonstige Wissenschaften haben in gewissem Masse unter der
Menschheit Gutes vollbracht, sie veredelt oder segnet; aber alle anderen Bücher
zusammengenommen waren nicht imstande, der seufzenden Kreatur die Freude,
den Frieden und den Segen zu bringen, den die Bibel dem Reichen wie Armen,
dem Gebildeten wie Ungebildeten gebracht hat. Die Bibel ist kein Buch, das
man nur flüchtig lesen braucht. Sie ist ein Buch, das mit Sorgfalt und
Nachdenken studiert werden muss, denn Gottes Gedanken sind höher als
unsere Gedanken und seine Wege höher als unsere Wege. Und wenn du den
Plan und die Gedanken des unendlichen Gottes begreifen möchtest, dann
gilt es für dieses wichtige Werk alle deine Kräfte anzuspannen. Die
reichsten Schätze der Wahrheit liegen nicht immer auf der Oberfläche.
Vom
Anfang bis zum Ende zeigt das ganze Buch auf einen hervorragenden
Charakter hin, Jesus von Nazareth, der, wie es lehrt, der Sohn Gottes war.
Vom Anfang bis zum Ende wird sein Name, Amt und Werk hervorgehoben. Das
ein Mensch, Jesus von Nazareth genannt, lebte und um die Zeit herum, die
von den Verfassern der Bibel angegeben wird, bekannt geworden war, ist
eine Tatsache der Geschichte außerbiblischen Geschichte und ist
verschiedentlich und vollständig bestätigt. Dass dieser Jesus gekreuzigt
wurde, weil er den Juden und ihrer Priesterschaft anstößig geworden, ist
eine weitere von der Geschichte bestätigte Tatsache, außer dem Beweis,
den uns die Schreiber des Neuen Testaments liefern. Die Verfasser des
Neuen Testaments (mit Ausnahme von Paulus und Lukas) waren persönliche
Bekannte und Jünger von Jesus von Nazareth, dessen Lehren ihre Schriften
darlegen.
Das
Erscheinung irgendeines Buches setzt einen Beweggrund auf Seiten des
Schreibers voraus. Wir fragen daher, welche Beweggründe konnten diese Männer
haben, die Sache dieser Person zu vertreten? Jesus war von den Juden zum
Tode verurteilt und von den Römern als ein Übeltäter gekreuzigt worden.
Die jüdischen Anführer überlieferten ihn und forderten seinen Tod, als
eines Menschen, der das Leben verwirkt hatte. Und während diese Männer
seine Sache vertraten und seine Lehre verkündigten, boten sie bitterer
Verfolgung, Entbehrung und Verachtung Trotz, wagten ihr Leben und
erduldeten sogar in mehreren Fällen Märtyrertod. Zugestanden nun, dass
Jesus in seinem Leben eine bemerkenswerte Person war, sowohl in seinem
Lebenswandel als auch in seiner Lehre, was für ein Beweggrund, seine
Sache zu vertreten, konnte noch, nachdem er tot war, für irgend jemand
vorhanden sein; besonders da sein Tod ein so schmachvoller gewesen war?
Und wenn wir annehmen, dass diese Schreiber ihre Erzählung erfunden hätten,
und dass Jesus ihr frei erfundener oder idealer Held war, wie völlig fern
wäre es, anzunehmen, dass Menschen mit gesundem Verstand, nachdem sie
behaupten, dass er der Sohn Gottes war, dass er auf übernatürlichen
Weise empfangen worden sei, übernatürliche Kräfte besessen habe, durch
welche er Aussätzige geheilt, Blindgeborene das Augenlicht
wiederhergestellt, Taube hörend gemacht und sogar Tote auferweckt hätte,
die Geschichte eines solchen Charakters so zu Ende gehen ließen, wie sie
taten. Wie über alle Begriffe albern wäre es von ihnen gewesen, zu erzählen,
dass eine Handvoll seiner Feinde ihn als Betrüger hingerichtet hätten, während
alle seine Freunde und Jünger, und unter ihnen die Schreiber selbst, im
entscheidenden Augenblick flohen!
Die
Umstand, dass die Weltgeschichte in einigen Punkten mit diesen Schreibern
nicht übereinstimmt, sollte uns nicht gleich zu dem Schluss verleiten,
dass ihre Urkunde unecht sei. Wer so schließen will, sollte auf Seiten
dieser Schreiber irgendwelchen Beweggrund, falsche Angaben zu machen,
nachweisen und beweisen. Was für Beweggründe konnten sie antreiben?
Konnten sie vernünftigerweise auf Glück, Ruhm und Macht oder irgend
einen irdischen Vorteil hoffen? Solchen Gedanken widerspricht schon die
Armut der Freunde Jesu und die Unbeliebtheit ihres Helden bei der großen
religiösen Partei in Judäa; während die Tatsache, dass er als ein Übeltäter,
als Friedensstörer starb und dass er kein Ansehen erlangt hat, keine
Hoffnung auf beneidenswerten Ruhm oder irdischen Vorteilen für diejenigen
anbot, welche versuchen sollten, sich für seine Lehre wieder einzusetzen.
Im Gegenteil, wenn das die Absicht der Verkünder Jesu gewesen wäre, würden
sie es nicht so aufgegeben haben, sobald sie feststellten, dass es Unehre,
Verfolgung, Gefängnis, Entbehrung und sogar den Tod mit sich brachte?
Unser Verstand lehrt uns sehr klar, dass Männer, die Heimat, Ruf, Ehre
und Leben opferten; die nicht für die gegenwärtige Zufriedenstellung
lebten; sondern deren ganzes Streben dahin ging, ihre Mitmenschen
emporzuheben, und welche die moralischen und sittlichen Grundsätze der höchsten
Art vorlebten; nicht nur schlechthin einen Beweggrund hatten und für
einen Zweck wirkten, sondern vielmehr, dass ihr Bewegrund ein reiner und
ihr Zweck ein höchst edler gewesen sein muss. Unser Verstand sagt uns rückhaltlos,
dass Männer, die Heimat, Ruf, Ehre und Leben opferten, die nicht nach
zeitlichem Genuss trachteten, sondern deren ganzes Streben dahin ging,
ihre Mitmenschen emporzuheben, und Moralität oder Sittlichkeit der höchsten
Art einzuschärfen, nicht nur schlechthin einen Beweggrund hatten und für
einen Zweck wirkten, sondern vielmehr, dass ihr Beweggrund ein reiner und
ihr Zweck ein höchst edler gewesen sein muss. Unser Verstand sagt ferner,
dass das Zeugnis solcher, nur von reinen und guten Beweggründen
getriebener Männer zehnmal das Gewicht haben und der Beachtung wert sein
sollte, als das gewöhnlicher Schriftsteller. Diese Männer waren durchaus
keine Schwärmer; sie waren Männer von gesundem und vernünftigem Geiste
und gaben in jedem Falle einen Grund für ihren Glauben und ihre Hoffnung
und waren, ausharrend bis ans Ende, ihren vernünftigen Überzeugungen
treu.
Und
was wir hier bemerkt haben, ist in gleicher Weise auf die verschiedenen
Schreiber des Alten Testamentes anwendbar. Sie waren, das ist die
Hauptsache, für ihre Treue gegen den Herrn bekannte Männer; und die
biblische Geschichte berichtet und straft ihre Schwachheiten und
Fehlgriffe ebenso unparteiisch, wie sie ihre Tugenden und Treue empfiehlt.
Das muss die in Erstaunen setzen, die sich vorreden, die Bibel sei eine
zurechtgemachte Geschichte zu dem Zweck entworfen, den Menschen vor einem
gewissen religiösen System eine heilige Scheu beizubringen. Es ist eine
Geradheit und Aufrichtigkeit, in und an der Bibel, die sie als die
Wahrheit ausweist. Ein Betrüger, der einen Mann als groß machen wollte,
und besonders wenn er begierig ist, dessen Schriften als von Gott
inspiriert anzupreisen würde den Charakter desselben ohne allen Zweifel
tadellos und im höchsten Grade edel dargelegt haben. Und der Umstand,
dass dies Verfahren in der Bibel nicht angewandt wurde, ist hinreichender
Beweis, dass sie nicht auf betrügerische Weise zurechtgemacht worden ist,
um zu verführen.
Wir
haben Ursache, eine Offenbarung über Gottes Plan und Willen und Plan zu
erwarten. Wir haben gefunden, dass die Bibel, die diese Offenbarung zu
sein behauptet, von Männern geschrieben worden ist, deren Beweggründe
anzufechten wir keinen Grund fanden, sondern denen wir im Gegenteil
unseren Beifall zollen müssen., Nun lasst uns den Charakter, die Merkmale
der als inspiriert erklärten Schriften prüfen und zusehen, ob ihre
Lehren dem Wesen entsprechen, das wir vernunftgemäß Gott zugeschrieben
haben, und ob ihr Inhalt gleicherweise den Stempel der Wahrhaftigkeit an
sich trägt.
Die
ersten fünf Bücher des Neuen Testaments und verschiedene des Alten
Testamentes sind Erzählungen oder Geschichten über Ereignisse, die zu
Lebzeiten der Schreiber geschehen sind, und die darum durch deren
Charakter verbürgt sind. Jedem Verständigen wird es einleuchten, dass es
keiner besonderen Offenbarung bedarf, um über Dinge, mit denen ganz genau
bekannt ist, einfach die Wahrheit zu sagen. Wenn aber Gott den Menschen
eine Offenbarung zu geben vorhatte, ist dann nicht der Umstand, dass diese
Geschichten fortlaufender Ereignisse etwas mit der Offenbarung zu tun
haben, ein ausreichender Grund zu der Annahme, dass Gott es auch so lenken
und leiten würde, dass die ehrlichen Schreiber, die er für dieses Werk
erwählte, mit den nötigen Tatsachen in Berührung kämen? Die Glaubwürdigkeit
dieser historischen Teile der Bibel beruht daher fast vollständig auf dem
Charakter und den Beweggründen ihrer Schreiber. Gute Menschen werden
keine Lügen sagen. Eine reine Quelle kann nicht bitteres Wasser geben.
Und das gesamte Zeugnis dieser Schriftstücke bringt jeden Verdacht, als
ob ihre Verfasser Böses sagen oder tun wollten, damit Gutes daraus käme,
zum Schweigen.
Die
Zuverlässigkeit gewisser Bücher der Bibel, wie zum Beispiel die der Könige,
Chronika, Richter usw. wird in keiner Weise entkräftet, wenn wir sagen,
dass sie einfach wahrheitsgemäße und sorgfältig aufgezeichnete
Geschichten hervorragender Ereignisse und Persönlichkeiten ihrer Zeit
sind. Die hebräischen Schriften enthalten ja sowohl Geschichte als auch
das Gesetz und die Weissagungen, und ihre Geschichte und
Geschlechtsregister waren der Erwartung wegen, dass der verheißene
Messias in einer gewissen Linie von Abraham abstammen sollte, um so ausführlicher
in der Beschreibung der näheren Verhältnisse. Das erklärt zur Genüge,
warum gewisse historische Tatsachen berichtet werden, die im Lichte des
20. Jahrhunderts für unfein angesehen werden. Um z.B. einen deutlichen
Bericht über den Ursprung der moabitischen und ammonitischen Nationen und
ihre Verwandtschaft mit Abraham und den Israeliten zu geben, erschien es
dem Geschichtsschreiber aller Wahrscheinlichkeit nach für geboten, eine
volle Geschichte ihres Ursprungs aufzuzeichnen (1. Mose 19:36-38). In ähnlicher
Weise wird über Judas Kinder ein sehr ins einzelne gehender Bericht
gegeben. Von ihm kam der König David, durch welchen die Abstammung von
Maria, der Mutter Jesu (Luk. 3:31, 33, 34) sowohl als auch die des Joseph,
ihres Mannes (Matth. 1:2-16), auf Abraham zurückgeführt wird. Die
Notwendigkeit, den Stammbaum aufs genaueste festzustellen, war zweifellos
um so größer, als von diesem Stamm (1. Mose 49:10) sowohl der
herrschende König Israels als auch der verheißene Messias kommen sollte,
und daher die Ausführlichkeit, die in anderen Fällen nicht angewendet
wird (1. Mose 38).
Es
mag ähnliche oder auch verschiedene Gründe für die Aufzeichnung anderer
historischer Tatsachen in der Bibel gegeben haben, deren Nützlichkeit wir
nach und nach erkennen mögen, die wohl ohne Nachteil hätte weglassen können,
wäre es keine Geschichte, sondern nur eine Abhandlung über Sittlichkeit
oder Moral; doch niemand kann mit Recht sagen, dass die Bibel irgendwie
Unreinheit gutheißt. Man tut gut, zu bedenken, dass dieselben Tatsachen
in jeder Sprache mehr oder weniger zart dargestellt werden können, und während
die Übersetzer der Bibel mit Recht zu gewissenhaft waren, irgend etwas
von dem Bericht auszulassen, sie doch zu einer Zeit lebten, die es in der
Wahl verfeinerter Ausdrücke nicht so genau nahm, wie die unsere; und das
gleiche mag auch von den früheren biblischen Zeiten und deren Gewohnheit,
sich auszudrücken, angenommen werden.
Die
5 Bücher Mose und die darin verkündeten Gesetze
Die
ersten fünf Bücher der Bibel sind bekannt als die fünf Bücher Mose,
obgleich sie nirgends seinen Namen als ihren Verfasser nennen. Dass sie
von Mose oder unter seiner Aufsicht geschrieben wurden, ist eine wohlbegründete
Annahme, ebenfalls, dass der Bericht über seinen Tod und seinem Begräbnis
rechtmäßig von seinem Schreiber hinzugefügt wurde. Das Fehlen der ausdrücklichen
Aussage, dass diese Bücher von Mose geschrieben wurden, ist kein Beweis
dagegen; denn, hätte sie ein anderer geschrieben, um zu verführen und
einen Betrug zu begehen, so würde er sicherlich behauptet haben, dass sie
von dem großen Leiter und Staatsmann von Israel geschrieben wären, um
seine Täuschung vollständig zu machen (5. Mose 31:9-27). Über eines
sind wir gewiss, Mose hat das hebräische Volk aus Ägypten heraus geführt.
Er hat es als Nation unter den in diesen Büchern dargelegten Gesetzen
organisiert; und über dreitausend Jahre lang hat das hebräische Volk
diese Bücher einstimmig als eine durch Mose an sie verliehene Gabe
angesehen und so heilig gehalten, dass kein Jota noch Strichlein geändert
werden durfte; auf diese Weise ist die Reinheit des Textes garantiert.
Diese
Schriften von Mose enthalten die einzig glaubwürdige Geschichte, die über
den sie durchlaufenden Zeitabschnitt vorhanden ist. Die chinesische
Geschichte versucht mit der Schöpfung zu beginnen, indem sie erzählt,
wie Gott in einem Kahn hinaus auf das Wasser fährt und in seiner Hand
einen Klumpen Erde hält, den er ins Wasser wirft. Dieser Klumpen Erde,
behaupten sie, wurde die Welt usw. Aber die ganze Geschichte ist ohne
jegliche Vernunft, so dass sogar Kinderverstand dadurch nicht irregeführt
könnte. Im Gegensatz hierzu geht der im ersten Buche Mose gegebene
Bericht von der vernünftigen Voraussetzung aus, dass ein Gott, ein Schöpfer,
eine intelligente Ursache bereits schon bestand. Er handelt nicht von Gott,
als ob er einen Anfang genommen, sondern von seinem Werk - „Am Anfang
schuf Gott Himmel und Erde.“ Dann, ohne weitere Einzelheiten oder
Beschreibungen über den Ursprung der Erde zu geben, schreitet die Erzählung
fort zu den sechs Tagen (Zeitabschnitten) der Herstellung und Zubereitung
für den Menschen. Dieser Bericht wird durch Licht einer viertausendjährigen
Wissenschaft im wesentlichen bestätigt. Es ist daher bei weitem vernünftiger,
die Behauptung anzunehmen, dass sein Verfasser, Mose, göttlich inspiriert
war, als anzunehmen, dass das Verständnis eines Mannes größer gewesen
sei als das Verständnis und die Forschung der Übrigen des Geschlechts in
den drei seitdem verflossenen Jahrtausenden zusammengenommen, unterstützt
von modernen Hilfsmittel und Millionen an Geld.
Beachte
zunächst die Zusammenstellung der Gesetze, die in diesen Schriften
niedergelegt sind. Sie haben jedenfalls nicht ihresgleichen, sowohl damals
als seitdem, bis in dies zwanzigste Jahrhundert hinein; und die Gesetze
dieses Jahrhunderts sind auf die gleichen Prinzipien gegründet, die im
mosaischen Gesetz niedergelegt sind, und sind in der Hauptsache von Männern
verfasst, die den göttlichen Ursprung des mosaischen Gesetzes anerkennen
.
Die
zehn Gebote sind ein kurzer Inbegriff des ganzen Gesetzes. Sie gebieten
eine Art der Gottes Verehrung und eine Moral, die jedem aufmerksamen
Beobachter als bemerkenswert auffallen muss; und wenn sie, nie zuvor
bekannt, jetzt unter den Ruinen und Überbleibseln Griechenlands, Rom oder
Babylon gefunden würden, Nationen, die emporstiegen und wieder
herabsanken, lange nachdem diese Gesetze gegeben worden waren, man würde
sie für wunderbar, wenn nicht als übernatürlich halten. Aber lange
Gewohnheit hat ihnen und ihren Forderungen gegenüber ziemliche Gleichgültigkeit
erzeugt, so dass ihre wahre Größe, außer von Wenigen, nicht bemerkt
wird. Es ist wahr, diese Gebote lehren nicht von Christus; aber sie sind
auch nicht den Christen, sondern den Hebräern gegeben worden; und um
Glauben an ein Lösegeld zu lehren, sondern um die Menschen von ihrem sündigen
Zustand, und dass sie eines Lösegeldes bedürfen, zu überzeugen. Und der
Hauptinhalt dieser Gebote wurde von dem erhabenen Gründer der
Christenheit herrlich in die Worte zusammengefasst: ,,Du sollst den Herrn,
deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und aus deiner ganzen Seele
und aus deinem ganzen Verstand und aus deiner ganzen Kraft“, und „du
sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst“. (Mark 12:30, 31)
Die
Regierung, die von Mose eingeführt worden war, unterschied sich von allen
anderen, alten und modernen, dadurch, dass sie beanspruchte, die des Schöpfers
selbst zu sein, und dass das Volk ihm gegenüber verantwortlich war. Ihre
Gesetze und Einrichtungen, bürgerliche als auch religiöse, erhoben den
Anspruch, eine Anordnung Gottes zu sein, und waren, wie wir sogleich sehen
werden, in vollkommener Harmonie mit dem, was die Vernunft über Gottes
Wesen lehrt. Die Stiftshütte inmitten des Lagers enthielt in ihrer ,,Allerheiligsten“
Abteilung eine Darstellung der Gegenwart Jehovas als Israels König, von
wo aus es übernatürliche Belehrung zur rechten Verwaltung seiner
nationalen Angelegenheiten empfing. Eine Priesterschaft wurde gegründet,
dem die vollständige Besorgung der Stiftshütte oblag, und durch diese
Einrichtung allein war Zutritt zu Jehova und die Gemeinschaft mit Jehova
erlaubt. Der erste Gedanke den etliche in dieser Verbindung haben, möchte
vielleicht der sein: „Ah; da haben wir den Zweck von ihrer Organisation;
dort, wie bei anderen Völkern, beherrschen die Priester eigener Ehre und
Vorteiles halber das Volk, indem sie die Leichtgläubigkeit desselben
benutzten und seine Furcht erregten.“ Doch halt, Freund; lass uns nicht
zu hastig zu solcher Annahme eilen. Wo eine so gute Gelegenheit vorhanden
ist, diesen Gegenstand an Tatsachen zu prüfen, würde es nicht vernünftig
sein, ohne die Tatsachen zu Schlüssen zu eilen. Der unwiderlegliche
Augenschein ist gegen solche Voraussetzungen: die Rechte und Vorrechte der
Priester waren begrenzt; ihnen war durchaus keine bürgerliche Macht
gegeben, und ihr Amt zu missbrauchen, um gegen die Rechte und das Gewissen
des Volkes Zwang auszuüben; dazu fehlte ihnen jegliche Gelegenheit; und
von dem selben Mose war diese Einrichtung gemacht worden, der selbst ein
Glied der priesterlichen Linie war.
Die
Gewalt der Umstände, da er als Gottes Stellvertreter Israel aus der
Knechtschaft Ägyptens führte, hatte die Regierung in seiner Hand
zentralisiert und machte aus dem ,,sanftmütigen“ Mose einen an Macht
und Autorität unumschränkten Herrscher, obwohl er wegen seines sanftmütigen
Wesens in Wirklichkeit der geplagteste Diener seines Volkes war, dessen
ganze Lebenskraft von den beschwerlichen Mühsalen seiner Stellung
aufgezehrt wurde. An diesem Zeitpunkt war es, dass die bürgerliche
Herrschaft eingerichtet wurde, welche der Bedeutung nach einer Demokratie
gleichkam. Man missverstehe uns nicht: So wie Ungläubige es ansehen würden,
war Israels Regierung eine demokratische, aber dem, was sie selber von
sich aussagte, war sie eine Gottes-Herrschaft oder Theokratie; denn die
von Gott durch Mose gegebenen Gesetze ließen keine Verbesserung zu; man
durfte zu der Gesetzeshandschrift weder dazu tun noch davon hinwegnehmen.
So betrachtet, war Israels Regierung verschieden von irgendeiner früheren
oder späteren. „Der Herr sprach zu Mose: Sammle mir siebzig Männer
unter den Ältesten in Israel, von denen du weißt, dass sie Älteste im
Volk und seine Amtleute sind, und nimm sie vor die Stiftshütte, und
stelle sie daselbst vor dich; so will ich hernieder kommen und mit dir
daselbst reden und von dem Geiste, der auf dir ist, nehmen, und auf sie
legen, dass sie mit dir die Last des Volkes tragen, und du nicht allein trägst.“
(4. Mose 11:16, 17, 24-30) als Beispiel treuer und ehrlicher
Staatsverwaltung.) Bei der Wiederholung dieser Sache sprach Mose: ,,Da
nahm ich die Häupter eurer Stämme, weise und erfahrene (einflussreiche)
Männer, und setzte sie über euch zu Häuptern, über tausend, über
hundert, über fünfzig, über zehn, und Amtleute unter euren Stämmen.“
(5. Mose 1:15; 2. Mose 18:13-26)
Aus
dem Vorhergehenden erhellt, dass dieser ausgezeichnete Gesetzgeber, weit
davon entfernt, seine eigene Macht verewigen oder vergrößern zu wollen -
indem er die Regierung des Volkes von seinen nächsten Anverwandten, vom
Priesterstamm hätte überwachen lassen, um deren religiöse Autorität zu
benutzen, die Rechte und Freiheiten des Volkes in Fesseln zu legen, - im
Gegenteil eine Regierungsform bei dem Volke einführte, die darauf
abzielte, den Geist der Freiheit zu pflegen. Die Geschichte anderer
Nationen und Regenten liefert dazu keinen Vergleich. In jedem Falle haben
die Herrscher ihre eigene Erhöhung und vermehrte Macht erstrebt. Sogar da,
wo sie die Errichtung von Republiken mit geholfen haben, hat man aus
darauffolgenden Ereignissen erkannt, dass sie es mit List taten, um die
Gunst des Volkes und durch diese ihre eigene Macht aufrecht zu erhalten.
Unter gleichen Verhältnissen, wie die, in denen Mose sich befand, würde
jeder andere ehrgeizige Mensch, der in Schlauheit das Volk in einer Täuschung
zu erhalten versuchte, für größere Vereinigung der Macht in ihm selbst
und in seiner Familie gewirkt haben, besonders da dies durch die religiöse
Autorität, die diesem Stamme, schon eigen war, und durch den Glauben
dieses Volkes, von Gott von der Stiftshütte aus regiert zu werden, als
eine so leichte Aufgabe erschien ebenso wenig ist es annehmbar, dass ein
Mann, der fähig ist, solche Gesetze zu bilden und solch ein Volk zu
regieren, so schwach von Begriff gewesen sei, dass er nicht gesehen, wohin
sein Verfahren führen müsse. So vollständig war die Herrschaft dem
Volke in die Hand gelegt, dass, obgleich das Übereinkommen getroffen war,
die schweren Fälle, die jene Amtleute nicht entscheiden konnten, vor
Moses zu bringen, es doch für sich selbst entscheiden konnte, was vor
Moses kommen sollte: „Die Sache aber, die zu schwierig für euch ist,
sollt ihr vor mich bringen.“ (5. Mose 1:17)
So
sehen wir, Israel war eine Republik, deren Vorsteher in göttlichem
Auftrag handelten. Und zum Erstaunen derer, die, wenn auch unwissentlich,
behaupten, dass die Bibel Königsherrschaft über das Volk gut heiße und
einführte, statt ,,einer Regierung des Volkes durch das Volk“, sei es
bemerkt, dass diese republikanische Form weltlicher Regierung über 400
Jahre dauerte. Und dann wurde sie auf Verlangen „der Ältesten“ in die
eines Königreiches umgewandelt, ohne des Herrn Zustimmung, der zu Samuel,
welcher damals als eine Art Präsident handelte sagte: ,,Gehorche der
Stimme des Volkes in allem, das sie dir gesagt haben, denn sie haben nicht
dich, sondern mich verworfen, dass ich nicht König über sie sein soll.“
Auf Gottes Anweisung hin beschrieb Samuel dem Volke, wie ihre
Rechte und Freiheiten missachtet und sie selbst durch solchen Wechsel zu
Knechten werden würden. Jedoch, sie waren von der volkstümlichen Meinung,
die überall um sie herum bei den anderen Völkern vorhanden war, betört
worden (1. Sam. 8:6-22). Wem drängt sich nicht bei der Erwägung dieses
Berichtes über ihren Wunsch nach einem König der Gedanke auf, dass sich
Mose ohne Schwierigkeit zum Haupte eines großen Reiches hätte einsetzen
können?
Während
Israel als Ganzes eine Nation bildete, so wurde doch seit Jakobs Tod die
Einteilung in Stämme stets beachtet. Jede Familie, jeder Stamm, wählte
oder erkannte durch gemeinsame Zustimmung gewisse Glieder als ihre
Vertreter oder Häupter an. Dieser Gebrauch erhielt sich sogar während
der langen Zeit ihrer Knechtschaft in Ägypten. Diese wurden Häupter oder
Älteste genannt, und sie waren es, denen Mose die Ehre und Macht der
Zivilherrschaft übertrug; hätte er hingegen in sich und seiner eigenen
Familie die Macht vereinigen wollen, so wären diese Männer die letzten
gewesen, die er mit Macht und Amt geehrt hätte.
Die
Vorschriften, die diesen zu bürgerlichen Verwaltung Ernannten von Gott
gegeben wurden, sind ein Beispiel von Einfachheit und Reinheit. Mose erklärte
dem Volk in Gegenwart der Richter: ,,Ich gebot euren Richtern zu derselben
Zeit und sprach: Höret die Streitsachen zwischen euren Brüdern und
richtet in Gerechtigkeit zwischen einem Manne und seinem Bruder und dem
Fremdling bei ihm. Ihr sollt nicht die Person ansehen im Gericht; den
Kleinen wie den Großen sollt ihr hören; ihr sollt euch vor niemand fürchten,
denn das Gericht ist Gottes. Die Sache aber, die zu schwierig für euch
ist, sollt ihr vor mich bringen, dass ich sie höre.“ (5. Mose
1:16, 17) Solche schwierigen Fälle wurden nach dem Tod von Mose durch den
Hohenpriester direkt zum Herrn gebracht; die Antwort bestand im Ja oder
Nein durch das „Urim“ und „Thummin“.
Was
sollen wir angesichts dieser Tatsachen über die Anschauung sagen, die
glauben machen will, dass diese Bücher von betrügerischen Priestern
geschrieben worden, um sich Einfluss und Macht über das Volk zu sichern?
Würden solche Menschen zu solchem Zwecke Schriften unterzeichnen, die
Geradezu den Zwecken hinderlich wären, die sie fördern sollten,
Schriften, die aufs überzeugendste beweisen, dass der große Führer von
Israel, und dazu einer seines eigenen Stammes, auf Gottes Geheiß hin die
Priesterschaft von der bürgerlichen Verwaltung ausschloss, indem er sie
in die Hand des Volkes legte? Würde irgend jemand solch eine
Schlussfolgerung vernünftig nennen?
Es
ist ferner auch der Beachtung wert, dass die Gesetze der
fortgeschrittensten Zivilisation in diesem zwanzigsten Jahrhundert nicht
sorgfältigere Vorkehrungen treffen, dass Reich und Arm an
Verantwortlichkeit vor dem weltlichen Gesetz auf gleicher Stufe stehen
sollen. Das Gesetz Mose machte darin durchaus keinen Unterschied. Das
Gesetz schützte das Volk auch vor der Gefahr, dass einige sehr arm und
andere unermesslich reich und mächtig wurden. Kein anderes nationales
Gesetz ist jemals gegeben worden, das diesen Punkt so sorgfältig überwacht.
Das Gesetz Mose bestimmte auf jedes fünfzigste Jahr eine
Wiederherstellung - ein Hall - oder Jubeljahr. Indem dieses Gesetz die
absolute Veräußerung des Eigentums verhinderte, beugte es der Anhäufung
desselben in den Händen einiger Weniger vor (3. Mose 25:9,13-23, 27-30).
Sie wurden in der Tat gelehrt, sich als Brüder anzusehen und demgemäss
zu handeln; einander ohne Vergütung zu helfen und keinen Wucher von
einander zu nehmen. - 2. Mose 22:25; 3. Mose 25:36, 37; 4. Mose.
26:52-56
Alle
Gesetze wurden veröffentlicht. Dadurch wurden arglistige Menschen
abgehalten, mit den Rechten des Volkes erfolgreich ihr Spiel zu treiben.
Die Gesetze waren in solcher Weise öffentlich dargestellt, dass, wer
wollte, sie abschreiben konnte; und damit die Ärmsten und Unwissendsten
nicht in Unkenntnis über dieselben bleiben mussten, wurde es den
Priestern zur Pflicht gemacht, sie dem Volk an seinen großen siebenjährigen
Festen vorzulesen (5. Mose 31:10-13). Ist es vernünftig, zu denken, dass
solche Gesetze und Anordnungen von schlechten Menschen ausgedacht wurden,
oder von Menschen, die das Volk um seine Freiheiten und sein Wohl zu betrügen
versuchten? Ist solch eine Annahme nicht vollständig grundlos?
In
der Rücksichtnahme auf die Rechte und Interessen Fremder, ja der Feinde,
war das mosaische Gesetz zweiunddreißig Jahrhunderte seiner Zeit voraus,
wenn die zivilisiertesten und verfeinertsten Gesetze von heute ihm überhaupt
an Gerechtigkeit und Wohlwollen gleichkommen. Lasst uns diesen Punkt kurz
untersuchen. Wir lesen: „Einerlei Recht sollt ihr haben: wie der
Fremdling, so soll der Eingeborene sein; denn ich bin Jehova, euer Gott.“
(2. Mose 12:49; 3. Mose 24:22)
„Und
wenn ein Fremdling bei dir weilt in eurem Lande, so sollt ihr ihn nicht
bedrücken. Wie ein Eingeborener unter euch soll euch der Fremdling sein,
der bei euch weilt, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn
Fremdlinge seid ihr gewesen in Ägypten.“ (3. Mose 19:33, 34)
„Wenn
du den Ochsen deines Feindes oder seinen Esel umherirrend antriffst,
sollst du ihn demselben jedenfalls zurückbringen. Wenn du den Esel deines
Hassers unter seiner Last liegen siehst, so hüte dich, ihn derselben zu
überlassen; du sollst ihn jedenfalls mit ihr losmachen.“ ( 2. Mose
23:4, 5)
Selbst
die stummen Tiere waren nicht vergessen. Sowohl Grausamkeit gegen sie als
auch gegen menschliche Wesen war streng verboten. Einem Ochsen sollte
nicht mit einem Maulkorb verbunden werden, während er das Getreide drosch,
aus dem guten Grund, dass ein Arbeiter seines Lohnes wert ist. Sogar Ochse
und Esel durften nicht zusammen pflügen, weil sie so ungleich an Kraft
und Schritt sind; es würde grausam sein. Ihre Ruhezeit war auch
vorgesehen. ( 5. Mose 25:4; 22:10; 2. Mose 23:12)
Es
mag von einigen behauptet werden, die Priesterschaft eine selbstsüchtige
Einrichtung sei, weil der Stamm der Leviten durch den jährlichen Zehnten
oder den zehnten Teil des persönlichen Verdienstes ihrer Brüder aus den
anderen Stämmen unterhalten wurde. So hingestellt, ist es eine bei
Zweiflern ziemlich allgemein beliebte unrichtige Darstellung der Sache. Möglicherweise
missbrauchen sie unwissentlich zugunsten ihrer Anschauung einen der
schlagendsten Beweise für Gottes Urheberschaft der Organisation dieses
Systems, und somit dafür, dass es nicht das Werk einer selbstsüchtigen
und Pläne schmiedenden Priesterschaft war. Es wird allerdings nicht
selten von einer modernen Priesterschaft falsch dargestellt, wobei sie
jenes als vorgängiges Beispiel, oder als eine Bestätigung im voraus
gebraucht, ohne das Sachverständnis, auf das es sich gründet, noch die
Art der Bezahlung, zu erwähnen.
Es
war in der Tat auf die genaueste Gleichheit aufgebaut. Als Israel in den
Besitz des Landes Kanaan kam, hatten die Leviten sicherlich dasselbe Recht
auf einen Anteil des Landes wie die anderen Stämme; doch auf Gottes ausdrücklichen
Befehl erhielten sie keinen. Nur gewisse Städte oder Dörfer, die unter
den anderen Stämmen, denen sie in religiöser Beziehung dienen sollten,
verstreut lagen, wurden ihnen als Wohnsitze zugeteilt. Neunmal vor der
Verteilung des Landes wurde dieses Verbot gegeben. Anstatt des Landes
musste ihnen von Rechts wegen irgendeine genügende Entschädigung
zugesichert werden, und der Zehnte war diese genügende und gerechte
Entschädigung. Doch das ist nicht alles. Obgleich der Zehnte, wie wir
gesehen haben, eine gerechte Schuld war, so wurde er doch nicht wie eine
Steuer eingetrieben, sondern wurde als freiwilliger Beitrag bezahlt. Keine
Drohung zwang sie, die Beiträge zu leisten. Es hing ganz von der
Gewissenhaftigkeit ihrer Brüder in den anderen Stämmen ab. Die einzigen
Ermahnungen an das Volk über diese Sachen waren:
„Hüte
dich, dass du den Leviten nicht verlassest, alle deine Tage in deinem
Lande. Und den Leviten, der in deinen Toren ist, den sollst du nicht
verlassen; denn er hat kein Teil noch Erbe mit dir.“ (5. Mose 12:19;
14:27)
Ist
es vernünftig, fragen wir, anzunehmen, dass diese Anordnung der Dinge von
selbstsüchtigen und ehrgeizigen Priestern aufgestellt worden sei? - eine
Anordnung, sich selbst zu enterben und sich von der Unterstützung ihrer
Brüder abhängig zu machen? Muss nicht unser Verstand das Gegenteil sagen?
Übereinstimmung
damit und gleich unerklärlich aus irgendeinem anderen Grunde, außer dem,
dass Gott der Urheber solcher Gesetze ist, steht die Tatsache, dass keine
besondere Vorkehrung für die Ehre der Priesterschaft getroffen worden ist.
In nichts anderem würden Unterdrücker so sorgfältiger auf ihrer Hut
gewesen sein, als für Ehrfurcht und Respekt vor ihnen und für strengste
Straf- und Fluchandrohungen über die sie Missachtenden zu sorgen. Aber
nichts dergleichen geschah; keine besondere Ehre, noch Verehrung, noch
irgendwelche Vorrechte gegen Vergewaltigung oder Beleidigung wurde
vorgesehen. Das allgemeine Gesetz, das keinen Klassenunterschied machte
und kein Ansehen der Person kannte, war der einzige Schutz. Das ist um so
auffallender, weil die Behandlung der Knechte, Fremden und Alten zum
Gegenstand besonderer Gesetzgebung gemacht wurde. Zum Beispiel: Du sollst
die Fremdlinge nicht bedrängen, noch unterdrücken, noch Witwen und
Waisen beleidigen; denn wenn sie zu mir (Gott) schreien, so werde ich ihr
Schreien hören; und mein Zorn wird ergrimmen, dass ich euch mit dem
Schwert töte, und eure Weiber Witwen, und eure Kinder Waisen werden.“
(2. Mose 22:21-24; 23:9; 3. Mose 19:33, 34). „Du sollst nicht bedrücken
den bedürftigen und armen Mietling (Lohnarbeiter); er sei von deinen Brüdern
oder von deinen Fremdlingen, welche in deinem Lande, in deinen Toren sind.
An seinem Tage sollst du ihm seinen Lohn geben, nicht soll darüber die
Sonne untergehen; denn er ist dürftig, und sehnet sich darnach; dass er
nicht über dich zu Jehova schreie, und eine Sünde an dir sei.“ ( 5.
Mose 24:14, 15; 3. Mose 19:13, 14; 2. Mose 21:26,27) „Vor einem grauen
Haupte sollst du aufstehen und die Alten ehren.“ (3. Mose 19:32) Alles
das, dennoch nichts Besonderes für die Priester oder Leviten oder über
ihren Zehnten.
Die
gesundheitlichen Anordnungen des Gesetzes, so notwendig für ein armes,
lang unterdrücktes Volk, sowie die Gebote in betreff reiner und unreiner
Tiere, welche gegessen werden durften und welche nicht, sind bemerkenswert
und würden neben anderen Merkmalen, wenn der Raum deren Untersuchung
gestattete, von Interesse sein, da sie zeigen, dass jenes Gesetz den jüngsten
Ergebnissen der medizinischen Wissenschaft über diesen Gegenstand, kühn
an die Seite gestellt werden kann, wenn nicht ihnen voraus ist. Das Gesetz
Mose hat auch einen vorbildlichen Charakter, dessen Betrachtung wir auf später
aufsparen müssen. Wir hoffen aber, dass schon unser flüchtiger Überblick
den überwältigenden Beweis geliefert hat, dass dieses Gesetz, welches
recht eigentlich das Gerüst des ganzen Systems geoffenbarter Religion
bildet, das von der übrigen Bibel ausgefüllt wird, wahrhaftig ein Wunder
ist; besonders wenn sein Datum in Betracht gezogen wird.
Es
trägt im Lichte der Vernunft, das müssen alle zugeben, kein Anzeichen,
das Werk gottloser, betrügerischer Menschen zu sein, sondern es
entspricht genau dem, was die Natur über Gottes Wesen lehrt. Es zeigt
seine Weisheit, Gerechtigkeit und Liebe. Und ferner: der augenscheinlich
fromme und edle Gesetzgeber, Mose, leugnet, dass die Gesetze sein sei, und
schreibt es Gott zu (2. Mose 24:12; 5. Mose 9:9-11; 2. Mose 26:30; 3. Mose
1:1). Angesichts seines Charakters im allgemeinen, und angesichts der
Tatsache, dass er selbst seinem Volke geboten, kein falsches Zeugnis
zureden, sondern Heuchelei und Lügen zu meiden, ist es da vernünftig
anzunehmen, dass solch ein Mann selbst falsch Zeugnis geredet und seine
eigenen Gedanken und Gesetze als Gottesgedanken und Gesetze
herausgestrichen habe? Man sollte auch in Erinnerung behalten, dass wir
gegenwärtig Abschriften der Bibel zur Untersuchung vor uns haben, und
deshalb die Echtheit und Unverfälschtheit, die man ihr so deutlich
anmerkt, eben sowohl von den Abschriften gilt, die von Moses Nachfolgern
bewerkstelligt wurden. Denn, wenn auch böse Menschen, die ihr eigenes und
nicht des Volkes Wohl suchten, unter diesen Nachfolgern waren, so ist doch
erwiesen, dass sie mit den Heiligen Schriften keine Freiheiten erlaubten,
sondern dass diese rein sind auf den heutigen Tag.
Die
Propheten der Bibel
Werfen
wir einen Blick auf die Verhältnisse und Umstände der Propheten der
Bibel und deren Zeugnisse. Ein bemerkenswerter Umstand ist der, dass die
Propheten mit wenigen Ausnahmen nicht aus der Reihe der Priester waren,
und dass ihre Prophezeiungen zu ihrer Zeit der entarteten und
zeitdienerischen Priesterschaft sowohl, als auch dem zum Götzendienst
geneigten Volke allgemein anstößig waren. Der Inhalt ihrer Botschaft von
Gott an das Vo1k war in der Regel ein Vorwerfen ihrer Sünden, und
Drohungen kommender Strafe; verknüpft damit finden wir gelegentlich
Verheißungen zukünftiger Segnungen für sie, nachdem sie von der Sünde
gereinigt und zum Herrn zurückgekehrt sein würden. Ihre Erfahrungen
waren meist weit davon entfernt, beneidenswert zu sein, sie wurden alle
geschmäht, viele von ihnen eingekerkert und einen gewaltsamen Tod überliefert
(1. Kön. 18:4, 10, 17, 18; 19:10; Jer. 38:6; Hebr. 11:32-38). In einigen
Fällen wurde ihr wahrer Charakter als Gottes Propheten erst Jahre nach
ihrem Tode erkannt.
Wir
sprechen aber in dieser Weise von den prophetischen Schriftstellern, deren
Aussagen den Anspruch erheben, direkte Eingebungen von Jehova zu sein. Man
tut wohl, hierbei im Auge zu behalten, dass beim Geben des Gesetzes an
Israel keine priesterliche Vermittlung stattfand; es wurde dem Volke von
Gott durch die Hand Mose gegeben (2. Mose 19:17-25; 5. Mose 5:1-5). Und
noch mehr: Jedem war es zur Pflicht gemacht, wenn er eine Übertretung des
Gesetzes bemerkte, den Sünder zu warnen (3. Mose 19:17). So hatten alle
das Recht, zu lehren und zu warnen; aber, wie es zu unserer Zeit der Fall
ist, so war es auch damals, während die Mehrzahl von Geschäftssorgen in
Anspruch genommen und gleichgültig und ungläubig war, erfüllten verhältnismäßig
die wenigsten dies Erfordernis, die Sünde zu strafen und zur Ehrfurcht
vor Gott zu ermahnen; und diese Prediger werden sowohl im Alten wie im
Neuen Testament als ,,Propheten“ bezeichnet. Der Ausdruck Prophet, wie
er im allgemeinen gebraucht wird, bezeichnet einen öffentlichen Ausleger;
und so wurden auch die öffentlichen Lehrer des Götzendienstes genannt;
z.B. „die Propheten Baals“ usw. (1. Kor. 14:1-6 - wo weissagen für
das Grundwort prophezeien gebraucht wird - 2. Petr. 2:1; Matth. 7:15;
14:5; Neh. 6:7; 1. Kön. 18:40; Titus 1:12).
Prophezeien
im gewöhnlichen Sinn von Lehren wurde später nach allgemeiner Anschauung
einem gewissen Stand eigen und artete in Pharisäismus aus. Die Pharisäer
lehrten anstatt der Gebote Gottes die Überlieferungen der Ältesten, sie
widerstanden dadurch der Wahrheit und wurden falsche Propheten oder
falsche Lehrer (Matth. 15:2-9).
Außer
jener großen Schar, Propheten genannt, wählte Gott von Zeit zu Zeit
etliche, die er besonders mit der Überbringung von Botschaften
beauftragte, welche sich manchmal auf nahe bevorstehende Dinge, und ein
anderes Mal auf in ferner Zukunft liegender Ereignisse bezogen. Es sind
die Schriften dieser Art Propheten, die da sprachen und schrieben, wie sie
vom Heiligen Geiste getrieben wurden, denen wir jetzt unsere
Aufmerksamkeit widmen. Man nennt sie eigentlich mit Recht.
Göttlich
beauftragte Propheten oder Seher
Wenn
man bedenkt, dass diese Propheten hauptsächlich Laien waren, die keinen
Unterhalt von dem Zehnten des Priesterstammes bezogen, und die Tatsache
dazu nimmt, dass sie häufig die Strafprediger von Königen und Richtern,
sowie auch von Priestern waren (obwohl sie nicht das Amt, sondern die persönlichen
Sünden derer, die es inne hatten, angriffen), so wird es klar, dass man
vernünftigerweise nicht behaupten kann, die Propheten hätten mit den
Priestern oder sonst jemand im Bunde gestanden, um im Namen Gottes Lügen
zu erfinden. Solchen Verdacht gegenüber muss ruhige Überlegung im Licht
der Tatsachen widersprechen.
Da
wir also keinen Grund finden, die Beweggründe der verschiedenen Verfasser
der Bibel in Frage zu stellen, sondern anerkennen müssen, dass der Geist
ihrer verschiedenen Teile Rechtschaffenheit und Wahrheit ist, so lasst uns
nun zu der Frage fortfahren, ob nicht ein im Zusammenhang oder ein
Einigkeitsband zwischen den Urkunden Mose, denen der Propheten und denen
der neutestamentlichen Schreiber vorhanden ist. Wenn wir einen gemeinsamen
Gedankengang durch das Gesetz, die Propheten und die neutestamentlichen
Schriften hindurch verwebt finden sollten, so wäre das im Verein mit dem
erprobten Charakter der Schreiber ein guter Grund, ihre Behauptung, dass
sie göttlich inspiriert sind, gelten zu lassen, besonders wenn das allen
gemeinsame Thema ein erhabenes und edles ist und gut mit dem übereinstimmt,
was die Vernunft über Wesen und Eigenschaften Gottes lehrt.
Gerade
das ist es, was wir finden: Ein Plan, ein Geist, ein Ziel ein Zweck
durchzieht das ganze Buch. Seine ersten Seiten berichten die Erschaffung
und den Fall des Menschen; seine letzten Seiten erzählen von des Menschen
Wiederaufrichtung von diesem Fall; und die dazwischen liegenden Seiten
zeigen die aufeinanderfolgenden Schritte des Planes Gottes zur Hinausführung
dieses Ratschlusses. Die Harmonie und zugleich der Kontrast oder
Unterschied der ersten drei und der letzten drei Kapitel der Bibel ist
beeindruckend. Die Ersten beschreiben die ursprüngliche Schöpfung, da Sünde
und ihr Fluch noch nicht da war, und zeigen, wie Satan und das Böse in
der Welt sich Eingang verschaffte, um zu verführen und zu verderben; die
letzteren zeigen die Werke die Werke des Teufels zerstört, das Verlorene
wiederhergestellt, das Böse ausgetilgt und Satan vernichtet; jene zeigen
die Herrschaft, die durch Adam verloren ging, diese durch Christum
wiedergebracht und für immer hergestellt, und dass Gottes Willen auf
Erden geschieht wie im Himmel; jene zeigen die Sünde als unmittelbare
Ursache des Verderben, der Schmach und des Todes, diese zeigen, dass
Herrlichkeit, Ehre und Leben der Lohn der Gerechtigkeit ist.
Obwohl
von vielen Federn zu verschiedenen Zeiten und unter mannigfaltigen Verhältnissen
geschrieben, ist die Bibel keine bloße Zusammenstellung moralischer
Vorschriften, weiser Grundsätze und trostreicher Worte; sie ist mehr: sie
ist eine vernunftgemäße, und harmonische und durchweg übereinstimmende
Darstellung der Ursache des gegenwärtigen Bösen in der Welt, sowie des
einzigen Heilmittels und von demselben und des schließlichen Ergebnisses,
wie es die göttliche Weisheit vorausgesehen hat. Ihr war das Ende seines
Planes vor dem Anfang desselben bewusst, und sie zeichnete ebenso genau
den Fußpfad seines Volkes, wie sie dasselbe durch die teuren und allergrößten
Verheißungen, die in fest bestimmter Zeit verwirklicht werden sollen, stärkt
und aufrecht erhält.
Die
Lehre des ersten Buches Mose, dass die Menschheit im Zustand ursprünglicher
Vollkommenheit in einem Repräsentanten geprüft wurde, der dann nicht
bestand, und dass die gegenwärtige Unvollkommenheit, Krankheit und der
Tod die Folgen ist, dass aber Gott ihn nicht verlassen hat sondern ihn
schließlich durch einen Erlöser, geboren von einem Weibe (1. Mose 3:15),
befreien würde, wird durchgehend ausgeführt und bis zum Schluss
festgehalten. Die Notwendigkeit des Todes eines Erlöser, als Opfer für
die Sünden, und seiner Gerechtigkeit, als Bedeckung unserer Sünden wird
in den Röcken von Fellen für Adam und Eva, in der Annahme des Opfers
Abel, im Opfer Isaaks, im Tod der verschiedenen Opfer, durch welche die
Patriarchen Zutritt zu Gott hatten, und in den unter dem Gesetz eingeführten
und durch das jüdische Zeitalter hindurch fortgesetzten Opfern angedeutet.
Obgleich den Propheten über die Bedeutung einiger ihrer Aussprüche nur
geringes Verständnis zugeschrieben wird (1. Petr. 1:12),so redeten sie
dennoch klar und deutlich vom Legen der Sünden auf eine Person statt auf
ein stummes Tier, und in prophetischen Visionen sehen sie Ihn, der die
Menschheit erlösen und befreien sollte, „wie ein Lamm zur Schlachtbank
geführt“, und dass „die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden
hatten“, denn „durch seine Wunden sind wir geheilt“. Sie zeichneten
ihn als den „Allerverachtesten und Unwertesten, voller Schmerzen
Krankheit“, und erklärten, „der Herr warf unser aller Sünden auf ihn“
(Jes. 53:3-6); sie sagten, wo dieser Erlöser geboren werden würde (Micha
5:1) und wann er sterben sollte, und versichern uns dabei, dass es „nicht
für ihn selbst“ (Dan. 9:26, hebräisch, statt Luthers: nichts mehr sein)
geschehen würde. In Bezug auf ihn erwähnen sie verschiedene
Besonderheiten - dass er ,,gerecht“ und frei von „Betrug“ und ,,Unrecht“
und irgendwelcher Todesursache sein würde (Jes. 53:8, 9, 11), dass er für
dreißig Silberlinge verraten (Sach. 11:12) und in seinem Tod ,,den Übeltätern
gleichgerechnet“ werden würde (Jes. 53:12); dass ihm kein Bein
zerbrochen werden würde (Psalm 34:21; Joh. 19:36), und dass, obwohl er
sterben und begraben werden würde, sein Fleisch doch nicht die Verwesung
sehen, noch er selbst im Grabe verbleiben würde (Psalm 16:10; Apg. 2:31).
Die
neutestamentlichen Schreiber berichten klar und überzeugend, und doch in
einfältiger Weise, die Erfüllung all dieser Vorhersagungen in Jesus von
Nazareth und zeigen durch logische Folgerungen, dass solch ein Lösegeld,
wie er es gab, notwendig war, ehe eine Sühnung für die Sünden der
ganzen Welt stattfinden konnte (1. Joh. 2:2), wie es in dem Gesetz und den
Propheten schon vorhergesagt war (Jes. 1:18). Sie verfolgen den ganzen
Plan in der folgerichtigen und verstandesgemäßen Weise; sie berufen sich
dabei weder auf die Vorurteile, noch auf die Leidenschaften ihrer Hörer,
sondern allein auf ihren erleuchteten Verstand und liefern einige der
auffallend genauesten und schärfsten Erörterungen, die irgendwo über
irgend einen Gegenstand zu finden sind. (Röm. 5:17-19 und weiter bis zum
12. Kapitel)
Mose
wies im Gesetz nicht nur auf ein Opfer hin, sondern auch auf ein Auslöschen
der Sünden und auf ein Segnen des Volkes unter diesem großen Erlöser,
von dessen Macht und Autorität er verkündet, dass sie die seine in hohem
Grade übersteigen solle, obwohl sie wie die seine sein soll. (5. Mose
18:15, 19) Der verheißene Erlöser soll nicht nur Israel, sondern durch
Israel ,,alle Geschlechter der Erde“ segnen. (1. Mose 12:3; 18:18;
22:18; 26:4) Und trotz aller entgegenstehenden Vorurteile des jüdischen
Volkes fahren die Propheten in demselben Tone fort und verkünden, dass
der Messias ,,auch zum Licht der Heiden“ sein soll (Jes. 49:6; Luk.
2:32), dass die Heiden „von der Welt Ende“ zu ihm kommen werden (Jer.
16:19), dass sein Name „soll herrlich werden unter den Heiden“ (Mal.
1:11); dass die „Herrlichkeit des Herrn soll geoffenbart werden, und
alles Fleisch miteinander wird (sie) sehen, denn der Mund des Herrn hat (es)
geredet“. (Jes. 40:5; Jes. 42:1-7)
Die
Schreiber des Neuen Testamentes behaupteten, eine göttliche Salbung zu
haben, die sie befähigte, die Erfüllung der Prophezeiungen hinsichtlich
des Opfers Christi zu erkennen. Obwohl sie vormals, wie die Juden, das
Vorurteil hegten, dass alle Segnungen auf ihr eigenes Volk beschränkt
seien (Apg. 11:1-18), so vermochten sie doch nunmehr zu sehen, dass, während
ihr Volk gesegnet werden würde, mit ihnen und durch sie auch alle
Geschlechter der Erde gesegnet werden sollten. Sie erkannten ferner, dass
vor der Segnung Israels und der Welt eine Auswahl einer ,,kleinen Herde"
aus Juden sowohl wie Heiden Nationen vorgenommen werden würde, welche
kleine Herde, nachdem sie erprobt und als würdig erfunden worden, zu
Miterben der Herrlichkeit und Ehre des großen Erlösers und zu Teilhabern
mit ihm an der Ehre, Israel und alle Völker zu segnen, gemacht werden
soll (Röm. 8:17).
Diese
Schreiber bezeugen und zeigen die Übereinstimmung dieser Anschauung mit
dem, was im Gesetz und in den Propheten geschrieben steht, und die Großartigkeit
und Breite des Planes, den sie darlegen, übertrifft weit die erhabenste
Vorstellung, die man sich etwa davon machen möchte, was derselbe zu sein
angibt: „Große Freude, die allem Volke widerfahren soll.“
Der
Gedanke, dass der Messias nicht nur Israels, sondern der ganzen Welt
Herrscher sei, ist anhebend in den Büchern Mose, das Thema aller
Propheten. Der Gedanke an das Königreich war auch in den Unterweisungen
der Apostel im Vordergrund; und Jesus lehrte, uns beten: ,,Dein Königreich
komme“, und verhieß denen einen Anteil darin, die zuerst für die
Wahrheit leiden und sich so desselben würdig erweisen würden.
Diese
Hoffnung auf das kommende herrliche Reich verlieh allen Gläubigen den Mut,
Verfolgung zu ertragen, und Schmach, Entbehrung und Verlust, sogar den Tod
zu erleiden. Und in der großartigen allegorischen (d.i. in Sinnbildern
und Gleichnissen gefassten) Prophezeiung, mit der das Neue Testament
abschließt, werden das würdige ,,Lamm, das geschlachtet ist“ (Offb.
5:12), die würdigen „Überwinder“, die er zu Königen und Priestern
in seinem Königreich machen wird, und die Prüfungen, die sie bestehen,
und die Hindernisse, die sie überwinden, um würdig zu werden, das Königreich
zu teilen, treulich abgebildet. Dann folgen sinnbildliche Darstellungen über
die Segnungen, die der gläubigen Welt unter jenen tausendjährigen Reiche
zerfallen, da Satan gebunden sein wird, adamischer Tod und aller Schmerz
ausgetilgt werden, und da alle Nationen der Erde im Lichte des himmlischen
Reiches - des neuen Jerusalem - wandeln werden.
Vom
Anfang bis zum Ende bietet die Bibel eine Lehre dar, wie sie nirgends
sonst zu finden ist, und die im Gegensatz zu den Theorien aller
heidnischen Religionen steht, nämlich dass für die Toten ein zukünftiges
Leben durch eine Auferstehung von den Toten kommen wird. Alle die
inspirierten Schreiber drückten ihre Zuversicht in einen Erlöser oder
Befreier aus, und einer derselben erklärt, dass ,,an jenem Morgen“,
wenn Gott sie aus dem Grabe rufen wird, und sie hervorgehen, die Gottlosen
nicht länger die Herrschaft in den Händen haben werden, denn ,,am Morgen
herrschen die Aufrichtigen über sie“ (Ps. 49:14). Die Auferstehung von
den Toten wurde die Propheten gelehrt, und die Schreiber des Neuen
Testaments lassen darauf die Erfüllung jeglicher Hoffnung beruhen. Paulus
drückt es so aus: ,,Ist aber die Auferstehung der Toten nichts, so ist
auch Christus nicht auferstanden. Ist aber Christus nicht auferstanden, so
ist auch euer Glaube vergeblich, ... so sind auch die, so in Christo
entschlafen sind, verloren. ... Nun aber ist Christus aufstanden von den
Toten und der Erstling geworden unter denen, die da schlafen. ... Denn
gleichwie alle in Adam sterben, so werden auch in Christo alle lebendig
gemacht werden.“ ( 1. Kor. 15:13-22)
Gleichwie
eine Uhr, deren viele Räder zuerst überflüssig erscheinen möchten,
aber deren sich am langsamsten drehende Räder ebenfalls unentbehrlich
sind, so ist die Bibel. Aus vielen Teilen zusammengesetzt, von vielen
Federn geschrieben, ist sie ein vollständiges und harmonisches Ganzes.
Nicht ein einziger Teil ist überflüssig, und obwohl einige Teile mehr tätige
und hervorragende Stelle einnehmen als andere, sind sie doch alle nützlich
und notwendig. Unter den sogenannten ,,fortgeschrittenen Denkern, und ,,großen
Theologen“ des heutigen Tages wird es mehr und mehr der Gebrauch, viele
der „Wunder“ des Alten Testaments sehr oberflächlich zu behandeln
oder zu übergehen, wenn nicht gar zu leugnen, indem man sie ,,Altweiber-Fabeln“
nennt. Dazu zählt man die Erzählung von Jonas und dem großen Fisch, von
Noah und der Arche, von Eva und der Schlange, von dem Stillstehen der
Sonne auf Josuas Befehl, von Bileams sprechendem Esel. Augenscheinlich übersehen
diese weisen Männer die Tatsache, dass die Bibel in ihren verschiedenen
Teilen so durchwoben und verbunden ist, dass, diese Wunder von ihr zu reißen
oder zu verdächtigen, das Ganze zerstören oder verdächtigen heißt.
Denn wenn die ursprünglichen Berichte falsch sind, so sind diejenigen,
die sie wiederholen, entweder Fälscher oder selbst Betrogene; und in
jedem Falle wäre es uns unmöglich, ihr Zeugnis als göttlich eingegeben
anzunehmen. Die erwähnten Wunder aus der Bibel herauszunehmen, würde das
Zeugnis der hauptsächlichsten Schreiber der Schrift ungültig machen und
das unseres Herrn dazu, wie folgendes zeigt: Die Geschichte vom Fall wird
von Paulus bestätigt (Röm. 5:17), ebenso Evas Verführung durch die
Schlange (2. Kor. 11:3; 1. Tim. 2:14). Siehe auch unseres Herrn Bezugnahme
darauf in Offb. 12:9 und 20:2. Das Stillstehen der Sonne bei der Besiegung
der Amoriter als ein Beweis der Macht des Herrn, war augenscheinlich
vorbildlich von der Macht, die in der Zukunft am „Tage des Herrn“
durch die Hand dessen ausgeübt werden sollte, den Josua vorbildete. Von
drei Propheten wird dasselbe bezeugt (Jes. 28:21; Hab. 2:1-3, 13,14 und
3:2-11; Sach. 14:1,6,7). Der Bericht über den sprechenden Esel ist von
Judas (Vers 11) und von Petrus (2. Petr. 2:16) bestätigt worden. Und der
große Lehrmeister, Jesus, bestätigt die Erzählung von Jonas und dem großen
Fisch und von Noah und der Flut (Matth. 12:40; 24:38, 39; Luk. 17:26; 1.
Petr. 3:20). Und in Wirklichkeit sind dies keine größeren Wunder als
die, die von Jesus und von den Aposteln verrichtet wurden, wie zum
Beispiel die Verwandlung von Wasser in Wein, die Heilung von Krankheiten
usw.; und als Wunder ist die Auferweckung der Toten das wunderbarste von
allen.
Diesen,
unserer Erfahrung ungewohnten Wundern Gleichartiges findet noch täglich
um uns herum statt, an dem man, da man es mehr gewohnt ist, ohne beachtet
zu werden vorübergeht. Die Fortpflanzung lebendiger Organismen, sei es
tierischer oder pflanzenartiger, geht über unser Begriffsvermögen, sowie
auch über unsere Kraft, folglich ist es wunderbar. Wir können die Ausübung
des Lebens Prinzips sehen, können es aber weder verstehen noch erzeugen.
Wir pflanzen zwei Samenkörner nebeneinander; die Bedingungen: Luft,
Wasser, Boden sind gleich; sie wachsen, wir können nicht sagen wie, noch
kann der weiseste Naturforscher dieses Wunder erklären. Diese Samenkörner
entwickeln Organismen von entgegengesetzten Neigungen; der eine kriecht,
der andere steht aufrecht; Gestalt, Blume, Farbe, alles ist verschieden,
obgleich die Bedingungen dieselben waren. Solche Wunder sind für uns alltäglich
geworden, und sobald wir das Staunen der Kindheit verlassen, hören wir
auf, sie als solche zu betrachten. Trotzdem offenbaren sie eine Macht, die
ebenso sehr über die unsere und über unseren begrenzten Verstand
hinausgeht, wie die wenigen Wunder der Bibel, die zu besonderen Zwecken
aufgezeichnet und zu dem Endzweck geschehen sind, die Allmacht und das
Vermögen des großen Schöpfers zu veranschaulichen, der jedes Hindernis
überwinden und seinen Willen ganz vollführen kann, mithin auch die uns
verheißene Auferweckung von den Toten, die Ausrottung des Bösen und die
schließliche Herrschaft ewiger Gerechtigkeit.
Hier
lassen wir die Sache ruhen. Jeder Punkt wurde von uns vernunftgemäß geprüft.
Wir fanden, dass es einen Gott gibt, einen erhabenen, intelligenten Schöpfer,
in welchem Weisheit, Gerechtigkeit, Liebe und Macht in vollkommener
Harmonie vorhanden sind. Zu erwarten, dass eine Offenbarung seines Planes
seinen Geschöpfen zuteil werden würde, da diese fähig sind, solche würdigen,
und dass größte Interesse daran nehmen, erkannten wir als durchaus vernünftig.
Der Anspruch der Bibel, diese Offenbarung zu sein, fanden wir ernstlicher
Erwägung wert. Wir haben uns über ihre Verfasser und deren mögliche
Absichten ihrer eigenen Lehre ein Urteil zu bilden versucht, wir waren
erstaunt, und unser Verstand sagte uns, dass solche Weisheit mit solcher
Reinheit des Beweggrundes verbunden, kein schlauer Kunstgriff listiger
Menschen zu selbstsüchtigen Zwecken sein konnte. Unser Urteilsvermögen
trieb uns, es bei weitem wahrscheinlicher zu finden, dass solche gerechte
und wohltuende Hoffnungen und Gesetze von Gott und nicht von Menschen
stammen, und bestand darauf, dass es nicht das Werk betrügerischer
Priester sein könne. In Bezug auf Jesum und sein Lösegeld-Opfer, sowie
die Auferweckung und Segnung aller, als das Endergebnis in seinem
glorreichen Königreiche der Zukunft, fanden wir ein überströmendes
Zeugnis, und unsere Vernunft sagt, dass solch ein Entwurf, so großartig
und umfassend, über alles hinaus, was wir irgendwie zu erwarten Grund und
Ursache haben könnten, und dennoch auf solche vernünftige Schlüsse und
richtige Folgerungen aufgebaut, der Plan Gottes sein muss, den wir suchen.
Er kann nicht bloße menschliche Erfindung sein, denn selbst als
geoffenbart ist es fast zu groß, um von Menschen geglaubt werden zu können.
Als
Kolumbus den Fluss Orinoco entdeckte, sagte einer zu ihm, dass er eine
Insel gefunden habe. Er erwiderte: ,,Kein Fluss, wie dieser, fließt von
einer Insel. Dieser reißende Strom muss die Wasser eines Kontinents
ableiten.“ So überzeugt uns die Tiefe und die Macht und die Weisheit
und der Umfang von dem biblischen Zeugnis, dass nicht Menschen, sondern
der allmächtige Gott der Urheber von ihren Plänen und Offenbarungen ist.
Nur einen flüchtigen Blick haben wir auf die auf der Oberfläche
liegenden Ansprüche der Schrift, von göttlichem Ursprung zu sein,
geworfen, und wir fanden sie vollständig vernunftgemäß.
In
den folgenden Kapitel werden wir versuchen, die verschiedenartigen Teile
des Planes Gottes darzulegen, und wir hoffen, dadurch jedem aufrichtigen
Herzen reichlichen Nachweis zu liefern, nicht nur, dass die Bibel eine göttlich
eingegebene Offenbarung ist, sondern auch, dass die Länge und Breite, die
Höhe und Tiefe des Planes, den sie entfaltet, und des göttlichen Wesens,
das sie widerspiegelt, beides bisher nur undeutlich erkannt, jetzt aber
vermöge des Lichtes des jetzt herauf dämmernden Tausendjahr-Tages
deutlicher gesehen werden.