SCHRIFTSTUDIEN
BAND
1 - DER
GÖTTLICHE PLAN DER ZEITALTER
Studie
8
Der
Tag des Gerichts.
Die
gewöhnliche Ansicht über den Tag des Gerichts.
— Ist sie
schriftgemäß?
— Die Ausdrücke ,,Gericht“ und ,,Tag“
erklärt.
—
Verschiedene
Gerichtstage in der Schrift erwähnt.
— Der erste Gerichtstag und seine
Folgen.
—
Ein anderer Tag festgesetzt.
— Der Richter.
— Das Wesen des
kommenden Gerichts.
—
Ähnlichkeit und Verschiedenartigkeit des ersten und
zweiten Gerichts.
— Die gegenwärtige Verantwortlichkeit der Welt.
— Zwei
dazwischen fallende Gerichte und ihr Zweck.
— Die Ansichten über das
kommende Gericht sehr verschieden.
— Wie es die Propheten und Apostel
ansahen.
„Gott
hat einen Tag gesetzt, an welchem er den Erdkreis richten wird in
Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat“ - „Jesus
Christus, den Gerechten“. „Denn
der Vater richtet niemand, sondern alles Gericht hat er dem Sohn gegeben.“
- Apg. 17:31; Joh. 5:22; 1. Joh. 2:1
Eine
sehr inhaltsleere und unbestimmte Vorstellung herrscht in Bezug auf den
Tag des Gerichts. Die gewöhnlich angenommene Ansicht ist, dass Christus
auf die Erde herabkommen wird, auf einem großen weißen Thron sitzend,
und dass er Fromme und Gottlose in Reih und Glied vor sich fordern wird,
um mitten unter großen Naturerscheinungen, Erdbeben, Öffnen der Gräber,
Zerreißen der Felsen und Hinfallen der Berge, gerichtet zu werden; da
soll der zitternde Sünder aus den Tiefen ewiger Qual gebracht werden, um
sich seine Sünden vorhalten zu lassen und um dann aufs neue zu seinem
ewigen und unbarmherzigen Verhängnis zurückzukehren; und die Heiligen
werden vom Himmel gebracht, um Zeugen des Elends und der Verzweiflung der
Verurteilten zu sein und die Entscheidung ihres eigenen Falles noch einmal
zu hören und zurückzukehren. Nach der vorherrschenden Anschauung
erhielten ja alle beim Tode ihren Richterspruch und Lohn; und dieses
Gericht hier, das zum Zwecke der Unterscheidung das allgemeine Gericht
genannt wird, ist nur eine Wiederholung von jenem, aber zu keinem
fassbaren Zweck, zu mal man behauptet, dass beim Tode eine endgültige
unabänderliche Entscheidung getroffen worden ist.
Ein
Tag von vierundzwanzig Stunden ist, wie man glaubt,
die ganze Zeit, da dieses gewaltige Werk,
die Milliarden zu richten, von statten gehen soll. Eine vor kurzem
in einer Brooklyner Kirche gehaltene Rede vertrat die gewöhnliche Ansicht
über diesen Gegenstand. Sie brachte einen ins einzelne gehenden Bericht
über das Werk des Gerichtstages und stellte es als an einem einzigen
buchstäblichen Tage vollendet dar.
Das
ist eine sehr mangelhafte Vorstellung und gänzlich außer Harmonie mit
der Heiligen Schrift. Man hat sie aus einer zu wörtlichen Auslegung des
Gleichnisses unseres Herrn von den Schafen und Böcken geschöpft (Matth.
25:31-46). Es liefert uns ein Beispiel von der Ungereimtheit, bildlicher
Sprache eine buchstäbliche Auslegung aufzwingen zu wollen. Ein Gleichnis
ist niemals eine genaue Darstellung einer Wahrheit, sondern bloß eine
Verdeutlichung derselben an einem in mancher Hinsicht gleichen Gegenstand.
Wenn dieses Gleichnis eine buchstäbliche Darstellung der Art und Weise wäre,
wie das Gericht gehandhabt werden soll, so würde es sich auch, so wie es
lautet, auf buchstäbliche Schafe und Böcke und nicht auf die Menschheit
beziehen. Lasst uns nun eine mehr der Schrift entsprechende und auch vernünftigere
Ansicht über das Werk des großen, von Gott bestimmten Gerichtstages ins
Auge fassen mit welchen vernünftigen und schriftgemäßen
Schlussfolgerungen alle Gleichnisse und Vorbilder übereinstimmen.
Der
Ausdruck Gericht bezeichnet mehr als einfach das Abgeben eines Urteils. Er
schließt sowohl die Prüfung als auch die Entscheidung ein, die sich auf
diese Prüfung gründet. Und dies ist nicht nur von dem englischen Wort
„judgment“ und dem deutschen Wort „Gericht“ wahr, sondern auch von
dem griechischen, aus dem diese übersetzt wurden.
Der
Ausdruck Tag bezeichnet in der Schrift sowohl wie im gewöhnlichen
Gebrauch - wenn er auch am häufigsten zur Bezeichnung eines zwölf - oder
vierundzwanzigstündigen Zeitabschnittes gebraucht wird, - eigentlich
irgend einen bestimmten oder besonderen Zeitabschnitt. So redet man z. B.
von Noahs Tag, Luthers Tag, Washingtons Tag, und so wird in der Bibel die
ganze Zeit der Schöpfung ein Tag genannt. Wir lesen von ,,dem Tage, da
Jehova Gott Himmel und Erde machte“ (1. Mose 2:4) - ein langer
bestimmter Zeitabschnitt; von dem ,,Tag der Versuchung in der Wüste“ -
vierzig Jahre (Hebr. 3:8, 9); dem ,,Tag des Heils“ (2. Kor. 6:2). So
lesen wir auch vom ,,Tag der Rache“, ,,Tag des Zorns“ und „Tag des
Jammers“, „Tag des Getümmels“, „Tag der Trübsal“ - Ausdrücke,
die auf einen Zeitabschnitt von vierzig Jahren am Schluss des jüdischen
Zeitalters und auf einen ähnlichen Zeitabschnitt der Trübsal am Ende des
Evangeliums-Zeitalters angewendet werden. So lesen wir ferner von dem ,,Tage
Christi“, dem ,,Tage des Gerichts“ und ,,Seinem Tage“ - Ausdrücke,
die auf das tausendjährige Zeitalter Bezug haben, in dem der Messias die
Welt regieren und in Gerechtigkeit richten, ihr eine neue Probezeit
schenken, wie auch ihr Urteil sprechen wird. Und von diesem Zeitabschnitt
steht geschrieben: In seinem Tage wird er den Erdkreis richten in
Gerechtigkeit und zu seinen Zeiten zeigen, wer der Selige und
Alleingewaltige, der König aller Könige und der Herr aller Herren ist. (Apg.
17:31; 1. Tim. 6:15; - engl. Übers.) Warum irgend jemand annehmen sollte,
dass dieser Gerichtstag nur vierundzwanzig Stunden lang sein könne, während
er in anderen ähnlichen Fällen die weitere Bedeutung des Wortes ,,Tag“
zugibt, kann man kaum begreifen, außer man setzt voraus, dass er durch
die Überlieferungen, ohne eigentlichen Beweis und ohne selbstständige
Nachforschung beeinflusst ist.
Wer
in einem vollständigen Bibelwörterbuch sorgfältig in Bezug auf den
Gerichtstag nachschlagen und die Art und die Menge der während
dieses Zeitabschnittes zu geschehenden Arbeit beachten würde,
der müsste bald die Ungereimtheit der gewöhnlichen Anschauung und
die Notwendigkeit einsehen, dem Ausdruck Tag seine weitere Bedeutung zu
lassen.
Während
die Schrift von einem großen, noch
zukünftigen Gerichts- oder Prüfungstage spricht und zeigt, dass die
Masse der Menschheit ihre völlige Prüfung und ihren endlichen
Urteilsspruch an jenem Tage haben soll, lehrte sie doch auch,
dass es andere Gerichtstage gegeben hat, während welcher gewisse
auserwählte Klassen ihre Erprobung gehabt haben.
Das
erste große Gericht (Probe und Urteilsspruch) fand am Anfange in Eden
statt, als das ganze menschliche Geschlecht, in seinem Haupt Adam vertreten, von Gott geprüft wurde. Das
Ergebnis dieser Prüfung war der Urteilsspruch: schuldig, ungehorsam, des
Lebens unwürdig; und die auferlegte Strafe war der Tod: ,,Sterbend wirst
du sterben“ (1. Mose 2:17). Und so heißt es, dass ,,in Adam alle
sterben“. Jene Probezeit in Eden war der erste Gerichtstag, und die
Entscheidung des Richters (Jehovas) ist seitdem fort und fort in
Wirksamkeit gewesen.
,,Der
Zorn Gottes wird geoffenbart vom Himmel gegen alle Ungerechtigkeit.“ Man
sieht ihn in jedem Leichenzuge. Jeder Grabstein ist ein Zeuge davon. Man fühlt
ihn in jedem Weh und jedem Schmerz, den wir empfinden. Alles dies sind
Folgen der ersten Prüfung und des ersten Urteilsspruches Gottes, dass wir
des Lebens und der Segnungen unwürdig sind, welche ursprünglich für die
Menschen bestimmt waren, wenn sie gehorsam und in Gottes Ebenbild
verblieben wären. Doch die Menschheit ist durch das eine Opfer für alle,
welches der große Erlöser gab, von dem Urteilsspruch jener ersten Prüfung
erlöst worden. Alle sind erkauft worden vom Grabe und vom Todesurteile,
von der Vernichtung, und der Tod ist im Hinblick auf die Erlösung nicht
mehr als Tod im vollen Sinn, als ewig dauernder zu betrachten, sondern
eher als zeitweiliger Schlaf; weil am Millenniumsmorgen alle vom
Lebensspender, der sie alle erlöste, auferweckt werden sollen. Nur die
Kirche (Herauswahl) der Gläubigen ist jetzt in irgendeinem Sinn befreit
oder der ursprünglichen Verurteilung und Strafe ,,entronnen“; und ihr
Entrinnen ist noch kein tatsächliches, sondern nur durch den Glauben so
gerechnet. Wir sind nur ,,durch Hoffnung“ gerettet. Unsere tatsächliche
Befreiung von dieser Todesstrafe (welche, als wir in Adam waren,
über uns kam, und welcher wir durch Eingehen in Christum entrinnen)
werden wir erst am Auferstehungsmorgen völlig erfahren, da wir vor Wonne
satt sein werden, wenn wir im Ebenbild unseres Erlösers erwachen. Doch
die Tatsache, dass wir, die wir zur Erkenntnis des gnädigen Planes in
Christo gekommen sind, „dem Verderben, das (noch) in der Welt ist,
entronnen sind“, beweist keineswegs, dass andere keine Hoffnung zukünftigen
Entrinnens haben, sie beweist vielmehr das Gegenteil davon; denn wir sind
eine gewisse Erstlingsfrucht der Geschöpfe Gottes (Jak. 1:18). Unser
Entrinnen vom adamitischen Tode zum Leben in Christo ist nur ein
Vorgeschmack der Befreiung aller Willigen von der Knechtschaft der Vergänglichkeit
(des Todes) zur Freiheit des Lebens, die allen denen zukommt, welche Gott
als Söhne anerkennen wird. Alle, die da wollen, können vom Tode zum
Leben befreit werden, und dabei macht es nichts aus, welche
unterschiedlichen Naturen Gott für seine Söhne auf den verschiedenen
Daseinsstufen bestimmt hat. Das Evangeliums-Zeitalter ist der Prüfungstag
für Leben oder Tod derer, die zur göttlichen Natur berufen sind.
Aber
der Apostel belehrt uns, dass Gott einen anderen Tag festgesetzt hat, an
dem er die Welt wiederum richten wird. Wie kann dies sein? Hat Gott seinen
Sinn geändert? Hat er eingesehen, dass seine Entscheidung bei der ersten
Prüfung ungerecht und zu streng war, so dass er nun beschließt, die Welt
noch einmal zu richten? O nein! Wäre das der Fall so hätten wir in der
zukünftigen Prüfung keine bessere Bürgschaft für eine gerechte
Entscheidung als in der vergangenen. Nicht dass Gott seine Entscheidung im
ersten Gericht als ungerecht betrachtet, sondern er hat eine Erlösung aus
der Strafe des ersten Gerichtes vorgesehen, damit er dem ganzen Geschlecht
ein anderes Gericht (Prüfung) unter günstigeren Umständen gestatten könnte,
nachdem alle die Erfahrung mit der Sünde und ihren Folgen gehabt haben.
Gott hat an seinem ursprünglichen Vorhaben, das er sich gestellt, ehe die
Welt begann, kein Jota geändert. Er belehrt uns ausdrücklich, dass er
sich nicht verändert und dass er um keinen Preis den Schuldigen
ungestraft lässt. Er wird aufs pünktlichste die volle Strafe ausführen,
die er gerechterweise angekündigt hatte und diese volle Strafe ist für
uns von dem Versöhner oder Stellvertreter, den Gott bereitet hat, Jesus
Christus, getragen worden, da er „von Gottes Gnaden den Tod schmeckte für
jedermann“. Da unser Herr mit seinem eigenen Leben Adam und sein
Geschlecht erkauft hat, kann er nun rechtmäßig, gerechterweise, allen
aufs neue Leben anbieten. Dieses Angebot erfolgt für die Kirche unter dem
Opferbund (Psalm 50:5; Röm. 12:1), für die Welt wird es unter dem Neuen
Bund geschehen (Röm. 14:9; Hebr. 10:16, 29; 13:20, 21; Jer. 31:31).
Wir
werden ferner unterrichtet, dass, wenn Gott der Welt diese zweite Prüfung
schenkt, sie unter Christo, als dem Richter, stattfinden wird, den Jehova
also ehrt, weil er um unserer Sünde willen bis zum Tode gehorsam war.
Gott hat ihn hoch erhöht, selbst bis zur göttlichen Natur, dass er ein Fürst
und Heiland sei (Apg. 5:31), der da vom Tode zu befreien vermag und allen
denen, die er mit seinem eigenen teuren Blute erkauft hat, ein neues
Gericht zuteil werden lassen kann. Gott hat alles Gericht dem Sohn gegeben
samt aller Gewalt im Himmel und auf Erden. - Joh. 5:22
Es
ist demnach der hoch erhöhte, verherrlichte der die Welt so geliebt hat,
dass er sein Leben für sie als Lösegeld gab, welcher in der der Welt
verheißenen zweiten Prüfung ihr Richter sein wird. Und es ist Jehova
selbst, der ihn für dieses Amt und zu diesem Zwecke verordnet hat. Da
dies klare Aussprüche der Heiligen Schrift sind, so hat man dabei nicht
zu befürchten, sondern im Gegenteil, alle hätten guten Grund,
mit Freuden dem Gerichtstage entgegenzusehen. Das Wesen des
Richters ist genügende Bürgschaft dafür,
dass das Gericht gerecht und milde und mit nötiger Rücksichtnahme
auf die Schwachheiten aller gehandhabt werden wird, bis sie zu der ursprünglichen,
in Eden verlorengegangenen Vollkommenheit zurückgebracht worden
sind.
Ein
Richter war in alten Zeiten einer, der
Gerechtigkeit handhabte und dem Unterdrückten beistand; zum Beispiel als
Israel wegen seiner Übertretungen gegen den Herrn von seinen Feinden
unterdrückt wurde, wurde es wieder und wieder durch das Erwecken von
Richtern befreit und gesegnet. So lesen wir: „Und die Kinder Israel
schrieen zu Jehova; und Jehova erweckte den Kindern Israel einen Retter,
der sie rettete: Othniel ... Und der Geist Jehovas kam über ihn, und er richtete Israel; und er zog aus zum Streit ... Und das
Land hatte Ruhe vierzig Jahre.“ (Richter 3:9-11) So hat die Welt lange
Zeit unter der Unterdrückung und der Macht des Widersachers Satan
gestanden, aber bald wird der,
der ihre Sünden mit seinem teuren Blute hinwegnahm,
an sich nehmen seine große Gewalt und herrschen. Er wird die, die
er so liebte, dass er sie erlöste, befreien und richten.
Hiermit
stimmen alle prophetischen Aussagen überein. Es steht geschrieben: „Er
wird den Erdkreis richten in Gerechtigkeit und die Völker in Geradheit.“
- Psalm 98:9
Das
kommende Gericht wird nach genau denselben Grundsätzen gehandhabt werden
wie das erste. Dieselbe Forderung des Gehorsams, mit dem gleichen Lohn (Leben)
und der gleichen Strafe (Tod) wird gestellt werden. Und wie die erste Prüfung
einen Anfang nahm, fortschritt, und mit einem Urteilsspruch schloss, so wird es auch bei der zweiten sein; und der Urteilsspruch wird
lauten: Leben für die Gerechten und Tod für die Ungerechten. Durch die
Erfahrung unter den Folgen der ersten Prüfung wird die zweite eine viel günstigere
sein. Zum Unterschiede von der ersten Prüfung jedoch wird in der zweiten
jeder Mensch die Probe für sich selbst bestehen und nicht für einen
anderen. Niemand wird also um der Sünde Adams willen sterben,
wie seither, noch um angeerbter Unvollkommenheiten willen. Es soll nicht mehr
gesagt werden: „Die Väter haben Herlinge (Sünde) gegessen, aber den
Kindern sind die Zähne (in der Erbsünde) stumpf geworden; sondern ein
jeglicher Mensch wird um seiner Missetat willen sterben; und welcher
Mensch Herlinge isst, dem sollen seine Zähne stumpf werden.“ „Welche
Seele sündigt, die soll sterben.“ (Hes. 18: 2-4,20, Jer. 31:29, 30).
Und es wird dann wahr sein, wie es jetzt in Bezug auf die Kirche wahr ist,
dass ein Mensch beurteilt wird, nach dem er hat, nicht nach dem er nicht
hat (2. Kor. 8:12; Luk 12:48). Unter der Herrschaft Christi wird die
Menschheit allmählich erzogen, geleitet und geschult werden, bis sie
Vollkommenheit erreicht. Und wenn sie Vollkommenheit erreicht hat, so wird
auch vollkommene Harmonie mit Gott gefordert werden, und wer dann keinen
vollkommenen Gehorsam leistet, wird als des Lebens unwürdig ausgerottet (vernichtet)
werden. Die Sünde, die dem Geschlecht durch Adam den Tod brachte, war
einzig und allein eine Tat des Ungehorsams, aber durch diese Tat fiel er
von seiner Vollkommenheit. Gott hatte ein Recht, vollkommenen Gehorsam von
ihm zu fordern, da er vollkommen erschaffen war, und er wird das gleiche
von jedem Menschen verlangen, wenn das große Werk der Wiederherstellung
vollendet ist. Ewiges Leben zu haben wird keinem gestattet werden,
der dann im geringsten Grade der Vollkommenheit ermangelt. Denn hinter
dieser zurückbleiben, hieße, vorsätzlich gegen volles Licht und Fähigkeit
sündigen.
Jeder,
der vorsätzlich, also gegen volles Licht und volle Fähigkeit, sündigen
wird, wird den zweiten Tod sterben. Und sollte jemand während jenes
Zeitalters bei dem vollen Scheine des Lichtes die angebotene Gnade
verachten und hundert Jahre lang keinen Fortschritt machen, so wird er als
des Lebens unwürdig erkannt und „ausgerottet„ werden, obgleich er in
einem Alter von hundert Jahren erst in den Kinderjahren steht. Denn also
steht von jenem Tag geschrieben: ,,Denn der Jüngling wird als Hundertjähriger
sterben und der Sünder als Hundertjähriger verflucht werden.“ (Jes.
65:20) Demnach müssen alle zum wenigsten eine Prüfung von hundert Jahren
haben; und wenn sie nicht so halsstarrig sind, dass sie sich weigern,
Fortschritte zu machen, so wird dieselbe den ganzen Tag Christi hindurch
dauern bis am Ende desselben der Höhepunkt erreicht ist.
Das
schließliche Ende des zweiten Gerichtes der Welt wird deutlich im
Gleichnisse von den Schafen und Böcken gezeigt (Matth. 25:31-46), ferner
in Offb. 20:15; 21:8 und in 1. Kor. 15:25. Diese und andere Schriftstellen
zeigen, dass am Ende des Gerichtes die beiden Klassen vollständig
voneinander getrennt sein werden, die Gehorsamen und Ungehorsamen, die,
welche mit dem Buchstaben sowohl als mit dem Geist des Gesetzes Gottes im
Einklang stehen, und die, welche damit nicht im Einklang stehen. Jene
treten ins ewige Leben ein, und die anderen werden dem Tode („zweiten
Tod“ - der Vernichtung) überliefert; demselben Urteilsspruch, wie beim
ersten Gericht, von dem sie durch die Zahlung des Lösegeldes - den Tod
Christi - erlöst worden waren. Dies wird ihr zweiter Tod sein. Kein Lösegeld
wird für sie gegeben werden, und keine Erlösung oder Auferstehung wird
ihrer warten, da ihre Sünde eine vorsätzliche, persönliche Sünde war,
eine solche, die gegen volles Licht, trotz aller Möglichkeit, sie zu
meiden, und unter einer überaus günstigen, persönlichen Prüfung
begangen wurde.
Wir
wollen aber durchaus nicht so verstanden werden, als leugneten wir die
gegenwärtige Verantwortlichkeit der Welt, die jeder Mensch in dem Maße
hat, als er Licht genießt, sei es viel oder wenig, sei es das Licht der
Natur oder der Offenbarung. ,,Die Augen Jehovas sind an jedem Orte,
schauen aus auf Böse und auf Gute.“ ,,Denn Gott wird jedes Werk, es sei
gut oder böse, in das Gericht über alles Verborgene bringen.“ (Spr.
15:3; Pred. 12:14) Die guten oder bösen Taten der gegenwärtigen Zeit
werden eine gerechte Vergeltung als Lohn empfangen, entweder hier oder
dort: ,,Von etlichen Menschen sind die Sünden vorher offenbar und gehen
voraus zum Gericht; etlichen aber folgen sie auch nach.“ (1. Tim. 5:24)
Niemand als nur die ,,kleine Herde“ hat bis jetzt hinreichendes Licht
gehabt, um sich die schließliche Strafe, den zweiten Tod, zuziehen zu können.
Wir deuten hier die gegenwärtige Verantwortlichkeit der Welt nur an und
heben die Einzelheiten für eine spätere Betrachtung auf.
Ein
Zeitraum von ungefähr sechstausend Jahren liegt zwischen dem ersten und
zweiten Gerichtstag der Welt, und während dieser langen Zeit sind zwei
besondere Klassen aus der Menschheit auserlesen, besonders geprüft, gezüchtigt
und erzogen worden, um am Tage des Weltgerichtes Jehovas geehrte Werkzeuge
zu sein.
Diese
beiden Klassen werden von Paulus (Hebr. 3:5, 6) als das Haus der Söhne
und als das Haus der Knechte bezeichnet. Das Erste besteht aus denjenigen
Überwindern, die während des Evangeliums-Zeitalters geprüft und treu
erfunden wurden, und das letztere besteht aus den treuen Überwindern, die
vor dem Evangeliums-Zeitalter lebten. Die zwei Zeitabschnitte, in denen
diese beiden verschiedenen Klassen berufen, geprüft und auserwählt
wurden, waren zwei verschiedene Gerichtstage, nicht für die Welt, sondern
für diese zwei besonderen Klassen. Diejenigen, welche die Probe zur Zugehörigkeit
zu einer dieser besonderen Klassen erfolgreich bestanden haben,
werden nicht mit der Welt ins Gericht kommen. Sie werden vielmehr
Gottes Werkzeuge sein, um die Welt zu segnen, ihr die für ihre endgültige
Prüfung nötige Erziehung und Unterweisung zu erteilen. „Wisset ihr
nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden?“ (1. Kor. 6:2)
Diese
im voraus gerichteten Klassen waren, wie die übrige Menschheit, einst
unter der adamitischen Verurteilung, aber durch den Glauben wurden sie
gerechtfertigt, und nachdem sie dann die Bedingungen ihrer betreffenden
Berufungen erfüllt haben, werden sie hoher Erhöhung zu Ehr- und
Machtstellungen würdig erachtet.
Die
Prüfung oder das Gericht dieser beiden Klassen ist ein viel strengeres
gewesen, als das über die Welt an ihrem Gerichtstage sein wird, weil sie
Satan, dem Fürsten dieser Welt, mit aller seiner List und seinem
Trug widerstehen mussten, während am Gerichtstage der Welt Christus
regieren und Satan gebunden sein wird, „auf dass er nicht mehr die
Nationen verführe“ (Offb. 20:3). Diese Klassen haben um der
Gerechtigkeit willen Verfolgung erlitten, während die Menschen dann für
Gerechtigkeit belohnt und nur für Ungerechtigkeit bestraft werden. Diese
haben große Steine des Anstoßes und Fallstricke auf ihrem Wege gehabt,
die entfernt sein werden, wenn die Welt auf die Probe gestellt wird. Aber
eben weil die Prüfung dieser beiden besonderen Klassen so viel strenger
und ernster gewesen ist, darum wird auch ihr Lohn entsprechend größer
sein.
Unter
den Spitzfindigkeiten des großen Betrügers Satan ist sowohl die Welt als
auch die Namenkirche der seligen Gewissheit von der kommenden Zeit eines
gerechten Gerichtes beraubt worden. Sie wissen, dass die Bibel von einem
kommenden Gerichtstage redet, aber sie blicken darauf nur mit Furcht und
Schrecken hin, und um dieser Angst willen gibt es für sie keine
unwillkommenere Botschaft als die, dass der Tag des Herrn vorhanden ist.
Sie schieben den Gedanken an ihn von sich und wollen nicht einmal davon
reden hören. Sie haben keine Vorstellung von dem in Bereitschaft
stehenden Segen für die Welt unter der glorreichen Herrschaft dessen, in
welchem Gott beschlossen hat, den
Kreis des Erdbodens in Gerechtigkeit zu richten. Zu dem am allermeisten
blendenden Einfluss, den Satan ausgeübt hat, um die Menschen über diese
Wahrheit in der Unwissenheit zu erhalten, gehören vor allem die Irrlehren,
die sich unbemerkt in die Glaubensbekenntnisse und Gesangbücher
der verschiedenen religiösen Sekten eingeschlichen haben und welche man
sich als über dem Worte Gottes stehend zu betrachten gewöhnt hat.
Wie
ganz anders haben die Propheten und Apostel jenen verheißenen Tag des
Gerichts angesehen. Höre die frohlockende Weissagung Davids (1. Chron.
16:31-34):
„Es
freue sich der Himmel, und es frohlocke die Erde!
Und man spreche unter den Nationen: Jehova regiert!
Es brause das Meer und seine Fülle!
Es frohlocke das Gefilde und alles, was darauf ist!
Dann werden jubeln die Bäume des Waldes - vor Jehova;
denn er kommt, die Erde zu richten!
Preiset Jehova, denn er ist gütig, denn seine Güte währet ewiglich!“
Auf
denselben Tag weist uns der Apostel hin und verbürgt uns, dass es ein
herrlicher, ein begehrenswerter Tag sein wird, dass nach ihm die ganze Schöpfung
zusammenseufzt und in Wehen liegt bis jetzt und wartet auf den großen
Richter, der da kommt, um sie zu befreien und zu segnen, sowie auch die
Kirche zu verherrlichen und zu erhöhen (Röm. 8:21, 22).