SCHRIFTSTUDIEN
BAND
1 - DER
GÖTTLICHE PLAN DER ZEITALTER
Studie
9
Lösegeld
und Wiederherstellung.
Durch
das Lösegeld die Wiederherstellung verbürgt. — Das
Lösegeld sichert nicht ewiges Leben, sondern eine Erprobung auf solches. —
Bedingungen und Vorteile der Erprobung. — Christi
Opfer notwendig. — Wie konnte und wurde das
ganze Geschlecht durch den Tod von Einem erlöst?—
Glaube und Werke noch notwendig. — Der
Sold vorsätzlicher Sünden gewiss. —
Wird für die auferweckten Millionen Raum genug auf der Erde sein? —
Wiederherstellung im Gegensatz zu Evolution oder Fortentwicklung.
Aus
dem bis hierher entworfenen Umriss des von Gott geoffenbarten Planes ist
es klar, dass sein Vorhaben eine Wiederherstellung der Menschheit zu der
in Eden verlorengegangenen Vollkommenheit und Herrlichkeit ist. Der stärkste
und entschiedenste Beweis dafür liegt in dem vollen Verständnis dessen,
was die Tragweite und das Wesen des Lösegeldes ist. Die von den Aposteln
und Propheten vorher verkündigte Wiederherstellung muss als notwendiges
und folgerichtiges Ergebnis auf das Lösegeld folgen. Nach der Einrichtung,
die Gott bei der Bereitung des Lösegeldes traf, muss die ganze Menschheit
von der ursprünglichen Strafe, ,,der Knechtschaft der Vergänglichkeit“
(Röm. 8:21), dem Tode, befreit werden, sei denn, dass sie der rettenden
Macht des Erlösers böswillig widerstehen, sonst würde das Lösegeld
nicht für alle einen Wert haben.
Klar
und nachdrücklich sind die Schlussfolgerungen des Apostel Paulus darüber.
Er sagt (Röm. 14:9): „Denn hierzu ist Christus gestorben und wieder
lebendig geworden, auf dass er herrsche sowohl über Tote als über
Lebendige.“ Das will sagen, der Zweck des Todes und der Auferstehung
Jesu war nicht nur, das noch lebende Menschengeschlecht zu segnen, zu
beherrschen und wiederherzustellen, sondern es gab ihm die Macht und volle
Gewalt über die Toten, sowohl als auch über die Lebenden, und sichert
die Wohltaten seines Lösegeldes ebenso sehr den einen wie den anderen zu.
„Er gab sich selbst dahin, als Lösegeld (entsprechenden Kaufpreis) für
alle“, damit er alle segnen
und wiederherstellen und jedem Menschen eine persönliche (ihn allein
angehende) Prüfung zum Leben geben könne. Zu behaupten, dass er ein ,,Lösegeld
für alle“ gab und dass doch nur eine Handvoll der Erlösten je
irgendeinen Nutzen davon erhalten, ist eine große Ungereimtheit; denn es
setzt voraus, dass Gott entweder den Preis des Lösegeldes annahm und dann
ungerechterweise sich weigerte, das Loslassen der Erkauften zu bewilligen,
oder dass der Herr, nachdem er alle erkauft, entweder unfähig wäre oder
nicht den Willen hätte, seine ursprüngliche wohlmeinende Absicht
durchzuführen. Die Unveränderlichkeit der göttlichen Ratschlüsse und
nicht weniger seine vollkommene Gerechtigkeit und Liebe widersprechen
solch einem Gedanken und geben uns die Gewissheit, dass der ursprüngliche,
wohlgemeinte Plan, dessen Grundlage das ,,Lösegeld für alle“ war, in
Gottes ,,fest bestimmter Zeit“ voll und ganz ausgeführt werden und den
Segen der Befreiung von der adamitischen Strafe zu den Rechten und
Freiheiten der Söhne Gottes, wie sie vor der Sünde und dem Fluch
genossen wurden, bringen wird.
Wenn
die tatsächlichen Segnungen und Resultate des Lösegeldes klar erkannt
werden, so muss jeder Einwand gegen seine allgemeine Anwendbarkeit
verstummen. Das „Lösegeld für alle“, das von dem ,,Menschen Christus
Jesus“ gegeben wurde, gibt oder verbürgt keinem Menschen ewiges Leben
oder ewiges Glück, sondern es gibt und verbürgt jedem Menschen eine
zweite Gelegenheit oder ein anderes Gericht, ewiges Leben zu erlangen. Die
erste Prüfung des Menschen, die mit dem Verlust des zuerst verliehenen Glückes
endete, ist vermöge des Lösegeldes, das Gott bereitete, in Wirklichkeit
in einen Segen der Erfahrung verwandelt worden. Aber die Tatsache, dass
die Menschen von der ersten Strafe erlöst sind, verbürgt nicht, dass sie,
wenn sie persönlich für das ewige Leben geprüft werden, nicht etwa den
Gehorsam zu leisten verfehlen, ohne welchen niemandem ewig zu leben
gestattet werden wird. Der Mensch wird durch die gegenwärtige Erfahrung
mit der Sünde und ihrer bitteren Strafe genügend gewarnt sein, und wenn
ihm nun infolge des Lösegeldes eine andere,
persönliche Prüfung unter den Augen und der Herrschaft dessen
zuteil wird, der ihn so geliebt, dass er sein Leben für ihn gelassen, und
der nicht will, dass jemand verloren gehe, sondern dass sich jedermann zu
ihm kehre und lebe, so können wir gewiss sein, dass nur der vorsätzlich
Ungehorsame die Strafe der zweiten Prüfung erhalten wird. Diese Strafe
wird der zweite Tod sein, für welchen es kein Lösegeld, keine Erlösung
gibt, weil kein Zweck für ein anderes Lösegeld oder eine weitere Prüfung
vorhanden ist. Alle haben sowohl Gutes wie Böses durch und durch erkannt
und geschmeckt; alle haben die Güte und Liebe Gottes vor Augen gehabt und
erfahren; alle haben dann unter den günstigsten Umständen eine volle, günstige,
persönliche Probe für das Leben gehabt. Mehr kann nicht verlangt werden
und mehr wird nicht gegeben werden. Diese Probe entscheidet ein für
allemal, wer in tausend Proben gerecht und heilig sein würde, und
entscheidet ebenso endgültig, wer in tausend Proben ungerecht und
unheilig und immer unrein bleiben würde.
Unter
genau denselben Verhältnissen eine weitere Prüfung für das Leben zu
gestatten, wäre nutzlos; aber obgleich die Verhältnisse der zu Prüfenden
verschieden und günstiger sein werden, so werden doch die Bedingungen der
persönlichen Prüfung dieselben sein wie in der adamitischen. Das Gesetz
Gottes bleibt dasselbe, es verändert sich nicht, es wird immer noch sagen:
„Die Seele, die sündigt, die soll sterben“; und was die Umgebung
betrifft, so wird die Lage des Menschen keine günstigere sein als die
Lage und Umgebung desselben in Eden; der große Unterschied liegt in der
vermehrten Erkenntnis. Die Erfahrung des Bösen im Gegensatz zu der jedem
bei der Probe im kommenden Zeitalter zuteil werdenden Erfahrung des Guten
ist der Vorteil, durch den sich das Ergebnis der zweiten Prüfung von dem
der ersten weit unterscheiden wird, und um dessentwillen göttliche
Weisheit und Liebe „das Lösegeld für alle„ bereitete und so allen
den Segen einer neuen Probe zusicherte. Keine günstigere Prüfung, kein günstigeres
Gesetz, keine günstigeren Umstände oder Verhältnisse könnten irgendwie
und für irgendwen als Grund für ein anderes Lösegeld oder eine weitere
Prüfung, über das tausendjährige Zeitalter hinaus, erdacht werden.
Das
gegebene Lösegeld entschuldigt die Sünde bei niemandem; es sagt nicht,
man solle Sünder für Heilige ansehen und sie daraufhin in ewige Glückseligkeit
versetzen. Es beseitigt allein die erste Verurteilung und ihre Strafe und
rechnet den Sünder, direkt oder indirekt, als von jener Verurteilung und
ihren Folgen befreit; es stellt ihn wieder fürs Leben auf die Probe, in
welcher sein eigener, freiwilliger Gehorsam oder vorsätzlicher Ungehorsam
entscheiden soll, ob er ewiges Leben haben kann oder nicht.
Auch
sollte man nicht annehmen, wie so viele geneigt zu sein scheinen, dass
diejenigen, die in zivilisierten Verhältnissen leben und eine Bibel sehen
und besitzen, damit schon eine
Gelegenheit oder Probe fürs Leben haben. Man muss bedenken, dass der Sündenfall
die Kinder Adams nicht alle gleichmäßig beschädigt hat; einige kommen
so schwach und verderbt in die Welt, dass sie gar leicht von Satan, dem
Gott dieser Welt, verblendet und durch die umlagernde und umgebende Sünde
gefangen genommen werden, und dass alle, mehr oder weniger, unter diesem
Einfluss stehen so dass, wenn sie das Gute wollen, das Böse ihnen anhängt
und durch die Umgebung usw. viel mächtiger ist, und das Gute, das sie tun
möchten, fast unmöglich, dagegen das Böse, das sie nicht tun möchten,
fast unvermeidlich ist.
Klein
ist in der Tat die Zahl derer, die in der gegenwärtigen Zeit in Wahrheit
und erfahrungsgemäß die Freiheit erkennen lernen, womit Christus die
frei macht, welche sein Lösegeld annehmen und sich für weitere
Leitung unter seine Herrschaft stellen. Allein diese wenigen die Kirche
heraus berufen und schon im voraus zu dem besonderen Zwecke geprüft beim
Segnen der Welt Mitarbeiter Gottes zu werden jetzt Zeugnis ablegend und später
im Zeitalter des Weltgerichtes die Welt regierend,
segnend und richtend, nur diese genießen in gewissem Maße die
Wohltaten des Lösegeldes oder stehen jetzt auf der Probe fürs Leben.
Alle die Segnungen der Wiederherstellung, welche die Welt im kommenden
Zeitalter genießen wird, werden
diesen wenigen zugerechnet, und sie empfangen dieselben durch den Glauben.
Obgleich sie nicht vollkommen, noch tatsächlich zu Adams Urzustand
wiederhergestellt sind, werden sie doch auf solche Weise behandelt,
die den Unterschied ausgleicht. Durch den Glauben an Christum
werden sie als vollkommen gerechnet, als ob sie keine Sünder mehr wären,
zur göttlichen Gnade wiederhergestellt. Ihre Unvollkommenheiten und
unvermeidlichen Schwachheiten werden ihnen nicht angerechnet; sie sind
durch das Lösegeld ausgeglichen und werden ihnen nicht zugerechnet,
sondern sind durch des Erlösers Vollkommenheit bedeckt. Die Prüfung der
Kirche ist daher um der stattfindenden Zurechnung willen geradeso günstig
wie die der Welt in ihrer Prüfungszeit. Die Welt wird zu einer vollen
Erkenntnis der Wahrheit gebracht werden, und jeder, der ihre Bedingungen
annimmt, wird nicht länger
mehr als ein Sünder, sondern als ein Sohn behandelt werden, für den alle
die Wiederherstellungssegnungen bestimmt sind.
Ein
Unterschied zwischen den Erfahrungen der Welt in ihrer Prüfung und den
Erfahrungen der Evangeliums-Kirche in der ihrigen wird darin bestehen,
dass die Gehorsamen der Welt sofort die Wiederherstellungs-Segnungen durch
allmähliche Beseitigung ihrer geistigen und leiblichen Schwachheiten
empfangen werden, während die Evangeliums-Kirche (Herauswahl), die dem
Dienste des Herrn bis zum Tode geweiht ist, in den Tod geht und ihre
Vollkommenheit plötzlich in der ersten Auferstehung erhält. Ein anderer
Unterschied zwischen den beiden Prüfungen besteht in den günstigeren
Umgebungen des nächsten Zeitalters im Vergleich mit diesem,
indem dann die öffentliche Meinung, Regierung usw. der
Gerechtigkeit, der Belohnung des Glaubens und des Gehorsams und der
Bestrafung der Sünde günstig sein wird, während jetzt, unter dem Fürsten
dieser Welt, das Gericht der Kirche (des Hauses Gottes) unter Verhältnissen
vor sich geht, die der Gerechtigkeit, dem Glauben usw. ungünstig sind.
Aber dies wird ausgeglichen durch den der Kirche vorgehaltenen Preis, das
Kleinod, die Ehre und Herrlichkeit der göttlichen Natur außer der Gabe
des ewigen Lebens.
Adams
Tod war gewiss, wenn er auch erst nach neunhundertdreißig Jahren des
Sterbens eintrat. Weil er selbst im Sterben begriffen war, werden alle
seine Kinder in demselben Zustande des Sterbens, ohne ein Recht zum Leben,
geboren, und alle sterben, wie ihre Eltern, nach längerem oder kürzerem
Dasein dahin. Man sollte jedoch nicht vergessen, dass nicht der Schmerz
und das Leiden des Sterbens, sondern der Tod, das Auslöschen des Lebens,
in dem es gipfelt, die Strafe der Sünde ist. Das Leiden ist nur zufällig,
und manchen befällt die Strafe mit geringen oder gar keinen Leiden. Man
sollte ferner bedenken, dass Adam, als er das Leben verwirkte, es für
immer verwirkte; und nicht einer seiner Nachkommenschaft ist je fähig
gewesen, seine Schuld auszulöschen oder das verlorene Erbe
wiederzugewinnen. Das ganze Geschlecht ist entweder tot oder sterbend. Und
wenn die Menschen ihre Schuld vor dem Tode nicht auslöschen konnten, so
konnten sie es gewiss nicht, nachdem sie tot, nicht mehr im Dasein, waren.
Die Strafe der Sünde bestand nicht darin, einfach zu sterben, mit dem
Recht, dann wieder zum Leben zurückzukehren. In der angekündigten Strafe
war keine Andeutung von Befreiung (1. Mose 2:17). Die Wiederherstellung
ist daher auf Seiten Gottes eine Tat freier Gnade oder Gunst. Und sobald
als die Strafe verhängt worden war, ja während sie noch ausgesprochen
wurde, wurde auch die freie Gnade Gottes angedeutet, die, wenn sie ganz
verwirklicht ist, seine Liebe voll und ganz erklären wird.
Wäre
jener Hoffnungsschimmer nicht gewesen, den die Verheißung, dass der
Weibessame der Schlange den Kopf zertreten sollte,
gewährte, so wäre das Menschengeschlecht in äußerster
Verzweiflung gewesen; aber diese Verheißung deutete an, dass Gott einen
Plan für ihren Segen bereit hatte. Als Gott dem Abraham schwur, dass in
seinem Samen alle Geschlechter der Erde gesegnet werden sollten, so setzte
das eine Auferweckung oder Wiederherstellung aller voraus; denn viele
waren damals schon tot, und andere sind seitdem ungesegnet gestorben.
Nichtsdestoweniger ist die Verheißung noch sicher; alle sollen gesegnet
werden, wenn die Zeiten der Wiederherstellung und Erquickung kommen (Apg.
3:19). Ferner, da gesegnet werden Gnade voraussetzt, und da Gottes Gnade
um der Sünde willen entzogen wurde, und sein Fluch an deren Stelle trat,
so setzte diese Verheißung eines zukünftigen Segens die Beseitigung des
Fluches und folglich eine Rückkehr seiner Gnade voraus. Und ebenso setzt
sie voraus, dass Gott entweder das, was er bestimmt hatte, bereuen und
darum seine Anordnung verändern und das schuldige Geschlecht freisprechen
werde oder dass er einen Plan habe, nach welchem sie dadurch erlöst
werden konnten, dass ihre Strafe durch einen anderen für sie bezahlt
werden würde
Gott
ließ Abraham nicht im Zweifel darüber, was sein Plan sei, sondern zeigte
durch verschiedene vorbildliche Opfer, die alle, die sich ihm nahen
wollten, darbringen mussten, dass er nicht nachgeben könne, noch
nachgegeben habe und die Sünde weder entschuldigen könne noch werde; und
dass der einzige Weg, auf dem sie auszutilgen und ihre Strafe abzuwenden
sei, der sei, dass ein vollgültiges, der Strafe angemessenes Opfer
gegeben werde. Das wurde Abraham in einem sehr bedeutsamen Vorbilde
gezeigt: Abrahams Sohn, in dem der verheißene Segen sich zentralisierte,
musste erst ein Opfer werden, ehe er segnen konnte, denn Abraham erhielt
ihn ,,im Vorbild“ von den Toten wieder (Hebr. 11:19). Und als solches
Vorbild schattete Isaak den wahren Samen, Christus Jesus,
ab, der da starb, um die Menschen zu erkaufen, damit die Erkauften
alle den verheißenen Segen empfangen. Hätte Abraham gedacht, dass der
Herr den Schuldigen entschuldigen und freisprechen würde, so hätte er
denken können, Gott sei veränderlich, und die von ihm gemachten Verheißungen
hätten darum kein volles Vertrauen erwecken können. Abraham könnte
gedacht haben: Hat Gott seinen Sinn einmal geändert, warum sollte er ihn
nicht wieder ändern? Wenn er in Bezug auf den Fluch des Todes Reue
empfand, kann er nicht auch in Bezug auf die verheißene Gnade und den
Segen Reue empfinden? Allein Gott lässt uns in keiner solchen
Ungewissheit. Er gibt uns volle Sicherheit, sowohl von seiner
Gerechtigkeit als auch von seiner Unveränderlichkeit. Er kann die
Schuldigen nicht rein sprechen, obwohl er sie so liebte, dass er ,,seines
eigenen Sohnes nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahin
(in den Tod) gegeben“.
Da
das ganze Geschlecht in Adam war, als er verurteilt wurde, und durch ihn
das Leben verlor, so auch, als Adams Leben durch den Menschen Christus
Jesus erkauft wurde, starb das in seinen Lenden vorhandene Geschlecht, und
also wurde der Gerechtigkeit volle Befriedigung, ein entsprechender Preis
gegeben für alle Menschen; und der auf diese Weise alle erkauft hat, hat
volle Gewalt, alle, die durch ihn zu Gott kommen, wiederherzustellen.
„Wie
es durch eine Übertretung gegen alle Menschen zur Verdammnis gereichte,
so auch durch eine Gerechtigkeit gegen alle Menschen zur Rechtfertigung
des Lebens. Denn gleichwie durch des einen Menschen Ungehorsam die vielen
in die Stellung von Sündern gesetzt worden sind, so werden auch
durch den Gehorsam des Einen die Vielen in die Stellung von Gerechten
gesetzt werden.“ (Röm. 5:18,19) Die Folgerung ist klar: So viele, als
um der Sünde Adams willen den Tod erlitten, erhalten Lebensrechte zurückerstattet,
weil ihre Strafe von Jesu (der vor dem verletzten Gesetze Adams
Stellvertreter war und sich so „für alle zum Lösegeld gegeben hat“)
bezahlt worden ist. Er starb, „der Gerechte für Ungerechte, auf dass er
uns zu Gott führe.“ (1. Petr. 3:18) Man sollte jedoch nie vergessen,
dass alle Vorkehrungen Gottes für unser Geschlecht den menschlichen
Willen als einen Faktor bei der Erlangung der so reichlich vorgesehenen göttlichen
Gnade berücksichtigen. Etliche haben diesen Zug bei der Untersuchung des
eben angeführten Textes (Röm. 5:18, 19) übersehen, Die Aussage des
Apostels ist jedoch: wie der Urteilsspruch der Verdammnis sich durch Adam
auf das ganze Geschlecht erstreckte, ebenso sei durch den Gehorsam unseres
Herrn Jesus Christus für den Plan des Vaters durch das Opfer seiner
selbst um unsertwillen ein freies Geschenk allen dargeboten, eine Gabe der
Vergebung, welche, wenn angenommen, eine Rechtfertigung oder Grundlage für
ewiges Leben bildet. Und wie durch des einen Menschen Ungehorsam die
Vielen Sünder wurden, so werden (nicht wurden) durch den Gehorsam des
Einen die Vielen gerecht werden. Wenn das Lösegeld allein, ohne unsere
Annahme desselben, uns gerecht machte, dann würde es gelautet haben:
Durch den Gehorsam des Einen wurden die Vielen gerecht. Aber, obwohl das Lösegeld
vom Erlöser gegeben und von Jehova angenommen worden ist, sind doch nur
wenige während des Evangeliums-Zeitalters gerecht geworden - durch „den
Glauben an sein Blut“ - wenn auch während des Millenniums viele gerecht
werden. Da er die Versöhnung (Genugtuung) für die Sünden der ganzen
Welt ist, so können alle Menschen daraufhin von der Strafe der Sünde
Adams, vom Tode, freigesprochen und befreit werden - unter dem Neuen Bund.
„Da
in Gott keine Ungerechtigkeit ist, so
wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns
die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“ (1. Joh.
1:9) Wie er ungerecht gewesen wäre, hätte
er uns der angekündigten Strafe entgehen lassen, ehe volle Genugtuung
geleistet war, so, gibt er uns
zu verstehen, würde er auch
ungerecht sein, wenn er unsere
Wiederherstellung hindern wollte, da
durch seine eigene Einrichtung unsere Strafe bezahlt worden ist. Dieselbe
unweigerliche Gerechtigkeit, die
einst den Menschen zum Tode verurteilte,
steht jetzt für das Loslassen aller derer verpflichtet, welche
ihre Sünden bekennen und um Leben durch Christum bitten. „Gott ist es,
welcher rechtfertigt; wer ist, der
verdamme? Christus ist es, der gestorben,
ja noch mehr, der auch
auferweckt, der auch zur
Rechten Gottes ist, der sich
auch für uns verwendet.“ - Röm. 8:33, 34
Die
Vollständigkeit des Lösegeldes ist der denkbar stärkste Beweisgrund für
die Wiederherstellung des ganzen Menschengeschlechtes. d.h. für alle, die
unter den dargereichten Bedingungen dieselbe annehmen (Offb. 22:17).
Gottes Charakter, seine Gerechtigkeit und Ehre,
steht dafür verpflichtet; jede Verheißung die er gegeben,
schließt dieselbe ein; und jedes vorbildliche Opfer weist auf das
große ausreichende Opfer hin, auf das „Lamm Gottes, welches der Welt Sünde
(hinweg) trägt„ und das die „Versöhnung (Genugtuung) für unsere (der
Kirche) Sünden ist, nicht
allein aber für die unseren, sondern auch für die Sünden der ganzen
Welt“. (Joh. 1:29; 1. Joh. 2:2). Da der Tod die Strafe oder der Lohn der
Sünde ist, so muss auch, wenn
die Sünde beseitigt ist, der Lohn in fest bestimmter Zeit aufhören. Jede
andere Ansicht wäre sowohl unvernünftig als ungerecht. Die Tatsache,
dass beinahe zweitausend Jahre verstrichen sind, seit Jesus starb,
und dass wir noch niemanden von der Sünde oder dem Tode befreit
sehen, ist kein Beweisgrund gegen Wiederherstellung; denn bei Gott sind
tausend Jahre wie ein Tag (2. Petr. 3:8). Die zweitausend Jahre seit, wie
auch die viertausend Jahre vor dem Tode Christi, waren für andere Teile
des Werkes verordnete Zeiten, in Vorbereitung auf das große Werk der „Zeiten
der Wiederherstellung aller Dinge“.
Nehme
niemand voreilig an, dass diese Ansicht irgendwie mit der Lehre der
Heiligen Schrift, dass Glaube an Gott, Reue über die Sünde und Besserung
des Lebens zum ewigen Leben unerlässlich sind, in Widerspruch stände.
Die Sache wird in einem folgenden Kapitel ausführlicher behandelt werden,
für jetzt genüge es, zu sagen, dass wir glauben, dass es nur wenige sind,
die bisher genügendes Licht gehabt haben, um in ihnen Glaube, Reue und
Besserung bewirken zu können. Einige sind teilweise, andere vollständig
von dem Gott dieser Welt verblendet worden, und damit jeder für sich
selbst eine volle Gelegenheit erhalten könne, durch Gehorsam gegen Gott
seine Würdigkeit für ewiges Leben zu beweisen, müssen sie alle vom Tode
und von der Blindheit gerettet und geheilt werden. Diejenigen, die sich
dann des Lebens unwürdig erzeigen, werden aufs neue sterben, den zweiten
Tod, aus dem es keine Erlösung und folglich keine Auferstehung gibt. Der
um der Sünde Adams willen gekommene Tod und alle die Unvollkommenheiten,
die in seinem Gefolge sind, werden durch die Erlösung, die in Christo
Jesu ist, abgetan werden; aber der Tod, der als eine Folge persönlichen,
vorsätzlichen Abfalls eintritt, wird endgültig sein. Diese Sünde hat
nimmer Vergebung, und ihre Strafe, der zweite Tod, wird ewig dauernd sein,
nicht ewig dauerndes Sterben, sondern ewig dauernder Tod, ein Tod, durch
keine Auferstehung unterbrochen.
Die
Philosophie des Erlösungsplanes wird in einem folgenden Band behandelt
werden; hier stellen wir nur die Tatsache fest, dass die Erlösung durch
Jesus Christus mit ihren segensreichen Folgen und Gelegenheiten ebenso
weit reicht, als die Sünde Adams mit ihrem Verderben, Verlust und
Untergang, dass alle, die verurteilt wurden und um des Einen willen leiden
mussten, ebenso gewiss um des
Anderen willen ,,in fest bestimmter Zeit“ von allen den Leiden werden
freigelassen werden. Es kann jedoch niemand diesen Schriftbeweis verstehen,
der nicht die Schriftaussage zugibt, dass der Tod - Vertilgung des Wesens
- der Lohn der Sünde ist. Wer sich den Tod als ein Leben unter Qualen
denkt, der missachtet nicht nur die Bedeutung der Worte Tod und Leben, die
Gegensätze sind, sondern verwickelt sich auch in zwei Ungereimtheiten. Es
ist vernunftwidrig, anzunehmen, dass Gott das Dasein Adams erhalten würde,
um ihn um irgendeiner Sünde willen, die er begehen konnte, besonders aber
für das Essen von der verbotenen Frucht, in Ewigkeit Qualen erdulden zu
lassen. Ferner, wenn Jesus die Menschheit erlöste, an unserer Statt als
unser Lösegeld starb, in den Tod ging, damit wir aus demselben befreit
werden möchten, ist es dann nicht klar, dass der Tod, den er für die
Ungerechten erlitt, genau derselbe war, zu dem sie verurteilt waren?
Erduldet er für unsere Sünden ewige Qual? Wenn nicht, dann war, so
gewiss er für unsere Sünden starb, der Tod die Strafe für unsere Sünden
und nicht ein Leben in irgendwelchem Sinn oder Zustand.
Doch
sonderbar, obwohl manche die Unvereinbarkeit der Lehre einer ,,ewigen Qual“
mit der Schriftlehre, dass ,,der Herr unser aller Sünden auf ihn warf“
und ,,dass Christus gestorben ist für unsere Sünden“, einsehen und
darum erkennen, dass sie das eine oder das andere fallen lassen müssen,
so sind sie doch so eingenommen für die ewige Qual und lieben sie als
einen so süßen Bissen, dass sie auch ohne Schriftgrund daran festhalten
und mit Vorbedacht leugnen, dass Jesus für die ganze Welt das Lösegeld
bezahlt habe, obgleich es auf jedem Blatt der Bibel gelehrt wird.
Ist
Wiederherstellung ausführbar?
Einige
haben gemeint, dass, wenn die Milliarden Toter auferweckt sein würden,
kein Raum für alle auf der Erde sein würde; und wenn je Raum genug sei,
so würde doch die Erde eine so große Bevölkerung nicht ernähren können.
Von etlichen ist sogar behauptet worden, dass die Erde eine ungeheure Begräbnisstätte
sei und dass sie aus Mangel an Raum aufeinander herumtreten müssten, wenn
alle die Toten auferstehen würden.
Das
ist ein wichtiger Punkt. Wie befremdend würde es sein, wenn wir durch
tatsächliches Ausmessen finden würden, dass alle die Menschen nicht hätten,
wo sie ihren Fuß hinsetzten, während die Bibel eine Auferstehung aller
verkündet. Nun lasst uns sehen; rechne nach, und du wirst finden, dass
die obige Vorstellung ein Irrtum ist. Du wirst finden, dass für eine „Wiederherstellung
aller“, wie ,,Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten von jeher
geredet hat“, reichlich Raum sein wird.
Lasst
uns annehmen, seit der Schöpfung des Menschen seien 6000 Jahre verflossen
und dass jetzt 1400 Millionen Menschen auf der Erde leben, im Jahre 1886.
Unser Geschlecht begann mit einem Paar; aber lasst uns eine liberale Schätzung
machen und annehmen, dass damals ebenso viele lebten wie heute (1,4
Milliarden), und weiter, dass es zu keiner Zeit eine geringere Zahl
gegeben hat, obwohl die Flut die Bevölkerung tatsächlich auf acht
Personen verringerte. Wiederum wollen wir liberal sein und drei
Generationen auf ein Jahrhundert rechnen, während gemäß 1. Mose 5 nur
elf Generationen von Adam bis zur Flut waren, eine Periode von 1656 Jahren,
oder ungefähr 150 Jahre auf eine Generation. Nun wollen wir sehen: 6000
Jahre sind 60 Jahrhunderte; drei Generationen auf jedes ergäbe seit Adam
180 Generationen. 1,4 Milliarden auf eine Generation würden als
Gesamtzahl unseres Geschlechtes von der Schöpfung bis jetzt 252
Milliarden (252.000.000.000) ergeben; das heißt nach dieser liberalen Schätzung,
die wahrscheinlich die wirkliche Zahl um mehr als das Doppelte übersteigt.
Wo
werden wir für diese große Menge Raum genug finden? Lasst uns das Land
messen und sehen. Der Staat Texas, in den Vereinigten Staaten von
Nord-Amerika, umfasst 237.000 (engl.) Quadratmeilen. Eine Quadratmeile
enthält 27.878.400 Quadratfuß. Daher sind in Texas über 6607 Milliarden
(6.607.180.800.000) Quadratfuß. Erlauben wir zehn Quadratfuß für jedes
Grab, so finden wir, dass nach dieser Rechnung Texas, als Begräbnisplatz
benutzt, mehr als 660 Milliarden (660.718.080.000) Gräber enthalten würde
oder beinahe dreimal so viel als unsere übertriebene Schätzung der
Anzahl des ganzen menschlichen Geschlechtes.
Eine
stehende Person nimmt etwa ein und zwei Drittel Quadratfuß ein. Nach
dieser Rechnung könnte die gegenwärtige Bevölkerung der Erde im Jahre
1886 (1,4 Milliarden Personen) auf einem Flächenraum von sechsundachtzig
Quadratmeilen stehen, ein Flächenraum, der viel kleiner ist, als der der
Stadt London oder der Stadt Philadelphia. Und die Insel Irland (Flächeninhalt
32.000 Quadratmeilen) würde für mehr als die doppelte Zahl Menschen, die
selbst nach unserer überreichlichen Schätzung je auf Erden gelebt haben,
Raum zum Stehen bieten.
Diesen
Einwand zu beseitigen, macht nicht viel Schwierigkeit. Und wenn wir uns
ins Gedächtnis rufen, was Jesaja weissagt, dass „das Land sein Gewächs
gibt“, dass die Wüste wird lustig sein und das Gefilde (Steppe) wird fröhlich
stehen und wird blühen wie die Lilien; dass in der Wüste werden Wasser
hin und wieder fließen und Ströme in den Gefilden (Jes. 35:1-6), so
sehen wir daraus, dass Gott anzeigt, er habe alles, was zu seinem Plane nötig
ist, vorausgesehen und werde reichliche Vorsorge für die Bedürfnisse
seiner Kreaturen treffen, und zwar auf eine ganz natürliche Weise.
Wiederherstellung
wider Evolution
Hier
möchte jemand den Einwand erheben, dass das Zeugnis der Schrift von
einer Wiederherstellung des Menschen zu seinem vorigen Zustande mit den
Ergebnissen der Wissenschaft und Philosophie unvereinbar sei. Denn diese,
sagt man, bekunden augenfällig die höhere Intelligenz dieses neunzehnten
Jahrhunderts und beanspruchen dies als einen entschiedenen Beweis, dass
der ursprüngliche Mensch eine verhältnismäßig geringere Intelligenz
gehabt habe, während Intelligenz heute, wie man behauptet, das Ergebnis
einer Fortentwicklung (Evolution) sei. So betrachtet, würde eine
Wiederherstellung nicht nur nicht wünschenswert, sondern das gerade
Gegenteil eines Nutzens sein.
Beim
ersten Blick scheint solche Schlussfolgerung ganz vernünftig zu sein, und
manche sind geneigt, sie ohne weitere Untersuchung als selbstverständliche
Wahrheit anzunehmen und mit einem berühmten Prediger von Brooklyn zu
sagen: - Wenn Adam überhaupt fiel, so fiel er aufwärts und je mehr und
je schneller wir von seinem ursprünglichen Zustand fallen, desto besser für
uns und alle.
So
versucht die Philosophie sogar von der Kanzel das Wort Gottes
bedeutungslos zu machen und uns womöglich zu überzeugen, dass die
Apostel Narren waren, als sie lehrten, dass der Tod und alles Elend durch
eines (des ersten) Menschen Ungehorsam entstand, und dass solches nur
durch ein Lösegeld und durch eine Wiederherstellung aller Dinge beseitigt
und der Mensch zur göttlichen Gnade wiederhergestellt werden könnte (Röm.
5:10, 12, 17-19, 21; Apg. 3:21; Offb. 21:3-5). Aber lasst uns nicht zu
voreilig annehmen, dass diese Philosophie unantastbar sei; denn müssten
wir die Lehre der Apostel in Bezug auf den Ursprung der Sünde und des
Todes usw. und über die Wiederherstellung zur ursprünglichen
Vollkommenheit fallen lassen, so müssten wir auch ehrlicherweise ihr
Zeugnis als nicht göttlich eingegeben und folglich als ohne jegliches
Gewicht und jegliche Autorität oder Bedeutung gänzlich und über jeden
Gegenstand verwerfen. Lasst uns denn diese zunehmend populäre Ansicht im
Lichte der Tatsachen prüfen und sehen, wie tief ihre Philosophie ist.
Ein
Vertreter und Verteidiger dieser Theorie sagt: ,,Der Mensch war zuerst auf
einer Stufe des Daseins, auf der seine tierische Natur vorherrschte und
das beinahe rein Sinnliche ihn beherrschte. Dann wuchs er langsam von
einer Stufe zur andern, so dass nun der Durchschnittsmensch eine solche
Stellung erreicht hat, dass man von ihm sagen kann, er ist im Begriff,
unter die Herrschaft des Verstandes zu kommen. Daher kann man dieses
Zeitalter als das des Verstandes ansehen und benennen. Verstand ergreift
die Zügel der Regierung; und die Elemente der Erde, der Luft, des Wassers
werden in Unterwürfigkeit gebracht. Der Mensch legt seine Hand auf alle
physischen Kräfte und langsam, aber sicher erreicht er so Gewalt über
das Gebiet der Natur, so dass Gewissheit vorhanden ist, er werde schließlich
mit den Worten Alexander Selkirks ausrufen können: „Ich bin Monarch von
all dem, das ich überblicke.“
Der
Umstand, dass eine Anschauung auf den ersten Blick vernünftig erscheint,
sollte uns nicht bewegen, sie schnell anzunehmen und zu versuchen, die
Bibel zur Übereinstimmung zu zwingen. Tausendfach haben wir die Bibel
erprobt und wissen über allen Zweifel hinaus, dass sie mehr als
menschliche Weisheit enthält, dass ihre Aussagen irrtumsfrei sind. Wenn
wissenschaftliche Forschung auch wohl zu empfehlen ist, und ihre
Vermutungen beachtet werden müssen, so sollte man doch bedenken, dass
ihre Schlüsse bei weitem nicht unfehlbar sind. Was Wunder auch, dass sie
ihre eigenen Lehren tausendmal als falsch nachgewiesen hat, wenn wir
bedenken, dass der echte Gelehrte, der die Geschichte und die Bestimmung
des Menschen und seines Wohnortes zu erkennen versucht, das alles unter
vielen ungünstigen Umständen und im Kampfe gegen fast unüberwindliche
Schwierigkeiten aus dem großen Buch der Natur erforschen muss.
Wir
wollen daher wissenschaftlicher Forschung nicht entgegen sein, noch sie
hindern; aber hören wir von Vermutungen der Erforscher des Buches der
Natur, so lasst uns ihre oft zum Teil, oft ganz als irrtümlich erwiesenen
Schlussfolgerungen sorgfältig mit dem Buch der göttlichen Offenbarung
vergleichen und die Vermutungen der Gelehrten erproben oder widerlegen -
„zum Gesetz und zum Zeugnis! Wenn sie nicht nach diesem Worte sprechen,
so gibt es für sie keine Morgenröte“ (des anbrechenden
Tausendjahrtages) (Jes. 8:20). Bei genauer Erkenntnis werden sich beide Bücher
als übereinstimmend herausstellen; aber bis solche vorhanden, muss für
die Kinder Gottes Jehovas Offenbarung den Vorrang haben und die
Richtschnur bilden, nach welcher die angeblichen Funde fehlbarer
Mitmenschen beurteilt werden.
Aber
wenn wir auch diesen Grundsatz festhalten, so lasst uns doch zusehen, ob
nicht eine andere, vernünftige Lösung der Frage, warum heutzutage das
Wissen, die Geschicklichkeit und das Vermögen des Menschen so zunehmen,
sich finden lässt, als die Lehre der Evolution, dass nämlich der Mensch,
obwohl anfänglich aus einem sehr niederen Zustand des Seins
hervorgegangen, jetzt das höhere, das „Zeitalter des Verstandes“
erreicht habe. Vielleicht finden wir nach allem, dass Erfindungen,
Verfeinerung des Lebens, allgemeinere Bildung, weitere Verbreitung und
Vermehrung von Wissen keiner größeren Leistungsfähigkeit des Verstandes
zuzuschreiben sind, sondern günstigeren Verhältnissen für dessen
Gebrauch. Dass das heutige Fassungsvermögen des Verstandes größer sei,
als in vergangenen Zeiten, bestreiten wir; während wir gern zugestehen,
dass, dank günstigerer Umstände, der Gebrauch des dem Menschen
heutzutage zu Gebote stehenden Verstandesvermögens allgemeiner ist, als
zu irgendeiner früheren Periode, und folglich viel mehr in die Augen fällt.
Gehen nicht die Forscher dieses ,,Zeitalters des Verstandes“ beim
Studium der Malerei und Bildhauerei zu den großen Meistern der
Vergangenheit zurück? Geben sie nicht damit bei jenen ein Verstandesvermögen
und eine Ursprünglichkeit der Auffassung,
wie auch eine Fertigkeit, ihre Entwürfe auszuführen, zu, die
nachahmenswert ist? Zehrt nicht das gegenwärtige ,,Zeitalter des
Verstandes“ für seine Baukunst in großem Maßstab von den ursprünglichen
Plänen vergangener Zeitalter? Studieren und ahmen nicht die Redner und
Logiker dieses ,,Zeitalters des Verstandes“ die Methoden und die Art,
logische Schlüsse zu ziehen, einen Plato, Aristoteles, Demosthenes und
andere der Vergangenheit nach? Könnte sich nicht mancher öffentliche
Redner des heutigen Tages gar wohl die Sprache eines Demosthenes oder
eines Apollo wünschen, und noch viel mehr das wunderbare Urteilsvermögen
des Apostels Paulus?
Um
noch weiter zurückzugehen: während wir die Philosophen dieses ,,Zeitalters
des Verstandes“ gar wohl auf den rhetorischen Schwung manch eines
Propheten und auf die durch die Psalmen hindurchgehenden erhabenen
poetischen Gemälde verweisen könnten, genüge es, auf die Weisheit und
Logik sowie auf das feine, moralische Empfinden eines Hiobs und seiner Tröster
hinzuweisen. Und was sollen wir von Mose sagen, ,,gelehrt in aller
Weisheit der Ägypter“? Die durch ihn gegebenen Gesetze bilden die
Grundlage der Gesetze aller zivilisierten Nationen und werden noch jetzt
als die Verkörperung bewundernswerter Weisheit anerkannt.
Die
Ausgrabungen alter begrabener Städte zeigen eine Kenntnis der Künste und
Wissenschaften, die für manchen Philosophen dieses sogenannten „Zeitalters
des Verstandes“ überwältigend ist. Und der alte Gebrauch der
Einbalsamierung der Toten, das Verfertigen von biegsamem Glas und
damaszenischem Stahl (*) gehören zu den Errungenschaften fernen
Vergangenheit, die zu begreifen und nachzumachen für den Verstand des
gegenwärtigen Zeitalters mit all seinen günstigen Verhältnissen unmöglich
ist.
(*)
(Dieser zu Damaskus, im Morgenland, verfertigte Stahl soll
biegsam gewesen sein wie Fischbein, so dass man mit der Spitze eines
Schwertes dessen Griff berühren konnte, ohne es zu zerbrechen.)
Gehen
wir viertausend Jahre zurück, zur Zeit Abrahams etwa, so finden wir in
der großen ägyptischen Pyramide (siehe Schriftstudien, Serie 3) einen
Gegenstand des Wunderns und Staunens für die gelehrtesten Forscher
heutigen Tages. Ihre Bauart ist in vollständiger Übereinstimmung mit den
fortgeschrittenen Errungenschaften dieses ,,Zeitalters des Verstandes“
auf dem Gebiet der Mathematik und Astronomie. Sie lehrt positiv Wahrheiten,
die mit Hilfe moderner Instrumente nur annähernd erkannt werden können.
So schlagend und klar sind ihre Lehren, dass einige der ersten Astronomen
der Welt ohne Bedenken erklärt haben, sie sei von göttlichem Ursprung.
Und wenn nun auch die Anhänger der Evolutionstheorie in unserem ,,Zeitalter
des Verstandes“ zugeben sollten, dass sie von göttlicher Anordnung und
ihre Weisheit übermenschlich ist, so müssen sie doch ebenfalls zugeben,
dass sie von Menschen gebaut ist. Und die Tatsache, dass in jenen längst
vergangenen Tagen eine Anzahl Menschen die geistige Fähigkeit besaß,
solche göttliche Anordnung auszuführen, was heute sehr wenig Menschen,
trotz des Vorbildes vor ihren Augen und mit all den modernen
wissenschaftlichen Hilfsmitteln zur Hand, zu tun imstande wären - beweist,
dass unser ,,Zeitalter des Verstandes“ mehr Eigendünkel entwickelt, als
Verhältnisse und Tatsachen rechtfertigen.
Wenn
hiermit bewiesen ist, dass die geistige Fähigkeit der Jetztzeit nicht größer
ist, als die vergangener Zeitalter, sondern eher geringer, wie kann man
dann die Zunahme allgemeiner Bildung, die modernen Erfindungen usw. erklären?
Wir denken, dies tun zu können, und zwar sowohl vernunft- als auch
schriftgemäß. Die Entdeckungen und Erfindungen, die sich jetzt als so
wertvoll erweisen, und die als Beweis, dass dies das ,,Zeitalter des
Verstandes“ ist, gelten
sollen, sind in der Tat sehr modern, fast alle gehören den letzten
hundert Jahren an, und zu den wichtigsten gehören die der letzten sechzig
Jahre; unter anderen die Benutzung des Dampfes und der Elektrizität beim
Eisenbahnbau, in der Telegraphie und bei anderweitiger Verwendung dieser
Kräfte in der Maschinenindustrie. Wenn dies den Beweis für vermehrte
Verstandeskraft liefert, so muss das ,,Zeitalter des Verstandes“ erst
begonnen haben, und die logische Schlussfolgerung wäre, dass ein weiteres
Jahrhundert alle erdenklichen Wunder als alltägliche Vorkommnisse sehen würde;
und wo sollte es hinaus, wenn es in gleichem Verhältnis fortginge?
Doch
überlegen wir weiter: Sind alle Menschen Erfinder? Wie ungeheuer klein
ist die Zahl derjenigen, deren Erfindungen wirklich nützlich und
praktisch sind, im Vergleich mit denen, die eine Erfindung benutzen, wenn
sie in ihre Hand gelegt wird! Wir reden auch nicht geringschätzig von
jener überaus nützlichen und hochachtbaren Klasse öffentlicher Diener,
wenn wir sagen, dass nur die kleinere Zahl derselben große
Verstandesmenschen sind. Viele der klügsten Menschen der Welt und
tiefsten Denker sind keine Erfinder in der Mechanik; und einige Erfinder
sind geistig so träge, dass man sich wundert, wie sie wohl auf ihre
Entdeckung geraten sind. Die großen Grundkräfte (Elektrizität,
Dampfkraft usw.), an denen so viele Menschen viele Jahre lang herum
probierten, sie anwandten und immer wieder verbesserten, sind gewöhnlich
durch die scheinbar unbedeutendsten Zufälle, ohne Ausübung großer
Verstandeskraft und verhältnismäßig unerwartet entdeckt worden.
Vom
menschlichen Standpunkte aus kann man die modernen Erfindungen so erklären:
Die Erfindung der Buchdruckerkunst im Jahre 1440 n.Chr. kann als
Ausgangspunkt angenommen werden. Mit dem Drucken von Büchern entstanden
Urkunden der Gedanken und Entdeckungen der Denker, die sonst ihren
Nachfolgern nie bekannt geworden wären. Durch die Bücher entstand eine
allgemeine Bildung und endlich die Volksschule. Schulen und Universitäten
vermehren das menschliche Fassungsvermögen nicht, aber sie machen
geistige Übung allgemeiner und helfen so, die schon vorhandene Fähigkeit
weiter zu entwickeln. Da Kenntnisse allgemeiner und Bücher alltäglicher
wurden, so hatte die Generation, die solches ererbte, über die
vorhergehenden einen entschiedenen Vorteil nicht nur darin, dass es jetzt
tausend Denker gegen einen von früher gibt,
die sich durch gegenseitigen Gedankenaustausch reizen und antreiben, sondern auch darin, dass das jetzige Menschengeschlecht durch
die Bücher die gesamten Erfahrungen der Vergangenheit zugleich mit seinen
eigenen besitzt. Erziehung und der löbliche Ehrgeiz, der sie begleitet,
Unternehmungsgeist und der Wunsch, Auszeichnung und ein gutes Auskommen zu
erlangen, angespornt durch die Berichte und Beschreibungen über
Erfindungen in der Tagespresse, das hat des Menschen Wahrnehmungsvermögen
angeregt und verschärft und gemacht, dass jeder darauf aus ist, wenn möglich
irgend etwas zum allgemeinen Besten zu finden. Wir behaupten daher, dass
die modernen Erfindungen, nur vom menschlichen Standpunkt aus gesehen,
keine Zunahme der Verstandeskraft lehren, sondern eine durch natürliche
Ursachen verschärfte Wahrnehmung.
Doch
nun kommen wir zur Schrift und wollen sehen, was sie darüber lehrt; denn
während wir, wie oben gesagt, glauben, dass Erfindungen und die Zunahme
von Kenntnissen usw. unter den Menschen die Folge natürlicher Ursachen
sind, so glauben wir doch, dass diese natürlichen Ursachen Jehova längst
bewusst gewesen sind und nach seiner alles überwachenden Vorsehung, durch
welche er ,,alle Dinge wirkt nach dem Rate seines Willens“ (Eph. 1:11),
zustande kamen. Nach Gottes Plan, wie er in seinem Wort geoffenbart ist,
war sein Ratschluss, zuzulassen, dass Sünde und Elend sechstausend Jahre
regiere und die Welt bedrücke und dann im siebenten Millennium (Jahrtausend)
alle Dinge durch Jesum Christum, den er zu diesem Werk zuvor verordnet
hatte, wiederherzustellen und das Böse und seine Folgen auszurotten. Als
daher die sechstausend Jahre der Herrschaft des Bösen sich ihrem Ende
zuneigten, hat Gott den Verhältnissen gestattet, Entdeckungen zu begünstigen,
sowohl beim Studium des Buches der Offenbarung als seines Buches der Natur,
wie auch bei der Bereitung mechanischer und chemischer Hilfsmittel,
dienlich zur Segnung und Aufrichtung der Menschheit während des
Millenniums. Dass das Gottes Plan war, ist durch prophetische Aussprüche
klar angezeigt. ,,Und du, Daniel, verschließe die Worte und versiegele
das Buch bis zur Zeit des Endes. Viele werden es durchforschen (wörtlich
hin und herlaufen) und die Erkenntnis (nicht Verstandesfähigkeit) wird
sich mehren“; ,,und keine der Gottlosen werden es (Gottes Plan und Weg)
verstehen, die Verständigen aber werden es verstehen“; ,,und es wird
eine Zeit der Drangsal sein, dergleichen nicht gewesen ist, seitdem eine
Nation besteht, bis zu jener Zeit.“ - Dan. 12:1, 4, 10
Es
möchte jemandem sonderbar scheinen, dass Gott es nicht so eingerichtet
hat, dass die gegenwärtigen Erfindungen und Segnungen früher kamen, um
den auf den Menschen lastenden Fluch zu mindern. Man sollte aber bedenken,
dass es Gottes Plan gewesen ist, die Menschheit den Fluch voll auskosten
zu lassen, damit, wenn der Segen über alle käme, sie sich für immer über
die Schädlichkeit der Sünde im klaren seien. Ferner, Gott hat
vorausgesehen und vorausgesagt, was die Welt noch nicht sieht und weiß, nämlich,
dass seine auserlesensten Segnungen nur zu größerem Übel führen und größeres
Übel erzeugen würden, wenn sie denen zuteil würden, deren Herzen mit
den gerechten Gesetzen des Weltalls nicht in Einklang stehen. Schließlich
wird man erkennen, dass Gottes gegenwärtige Zulassung vermehrter
Segnungen eine praktische Lektion in dieser Hinsicht gewesen ist, die dann
in alle Ewigkeit, sowohl den Engeln, als
auch den wiederhergestellten Menschen, als Beispiel für die Wahrheit
dieses Grundsatzes dienen wird. Wie dies möglich ist, wollen wir andeuten.
1.
So lange die Menschheit in ihrem gegenwärtigen gefallenen oder verderbten
Zustand ist, ohne zwingende Gesetze und Strafen und ohne eine Regierung,
stark genug, ihre Ausführung zu erzwingen, wird der Hang zur Selbstsucht
mehr oder weniger über alle die Herrschaft behalten. Und bei der
ungleichen Fähigkeit der einzelnen ist es unmöglich, dass der Erfolg der
Erfindung von arbeitssparender Maschinerie, nachdem der durch die
Verfertigung derselben hervorgerufene Aufschwung und Reiz sich gelegt hat,
zu etwas anderem diene, als den Reichen reicher und den Armen ärmer zu
machen. Die Neigung der Zeit geht auf das Monopol, die Selbstvergrößerung
hin, was den Gewinn direkt in die Hände derjenigen liefert, deren Fähigkeit
und natürliche Lage am günstigsten sind.
2.
Wenn es möglich wäre, ein Gesetz zu erlassen, wodurch der gegenwärtige
Reichtum und tägliche Verdienst unter alle Klassen gleichmäßig verteilt
würde, was nicht möglich ist, so würde der Erfolg ohne menschliche
Vollkommenheit oder ein übernatürliches Regiment zur Leitung der
menschlichen Angelegenheiten, verderbenbringender sein als der gegenwärtige
Zustand. Wenn die Vorteile von arbeitssparender Maschinerie und allen
modernen Hilfsmitteln gleichmäßig verteilt würden, so fände gar bald
eine große Verminderung der Arbeitszeit und eine große Zunahme der
freien Zeit statt. Müßiggang ist eines der schädlichsten Dinge für
gefallene Wesen. Hätte nicht die Notwendigkeit der Arbeit und des Schweißes
des Angesichts bestanden, die Entartung unseres Geschlechtes wäre viel
schneller vor sich gegangen, als es der Fall ist. Müßiggang ist aller
Laster Anfang; und geistige, moralische und physische Entartung sind in
seinem Gefolge. Gottes Weisheit und Güte ist es daher, dass diese
Segnungen zurückgehalten wurden, bis es in seinem Plane an der Zeit war,
dass sie als Vorbereitung für die Segensherrschaft im Millennium
eintreten sollten. Unter der Aufsicht der übernatürlichen Herrschaft des
Reiches Gottes werden nicht nur alle Segnungen in gerechter Weise unter
alle Menschen verteilt werden, sondern auch die freie Zeit wird durch
dasselbe übernatürliche Regiment so geordnet und gelenkt werden, dass
die Tugend gefördert und die Menschheit zur moralischen, geistigen und
physischen Vollkommenheit hingeführt wird. Die gegenwärtige Zunahme von
Erfindungen und anderen Vorteilen und von vermehrtem Wissen wird an diesem
,,Tage der Vorbereitung“ (Nah. 2:3 nach engl. Übers.) allmählich und
in einer so natürlichen Weise zugelassen, dass die Menschen sich damit
schmeicheln, als sei dies eine Errungenschaft dieses „Zeitalters des
Verstandes„; aber es wird zugelassen werden, dass dieses Zeitalter sich
auf solche Weise auswirkt, dass diese klugen Philosophen ohne Zweifel im höchsten
Grade enttäuscht sein werden. Gerade die Zunahme dieser Segnungen ist es,
die jetzt schon anfängt, die Zeit der Drangsal über die Welt heraufzuführen,
die eine solche werden wird, als nicht gewesen ist, seitdem es Völker
gegeben hat.
Der
Prophet Daniel bringt, wie oben angeführt, das Zunehmen von Erkenntnis
und die Zeit der Drangsal in Zusammenhang. Um der Verderbtheit des
Geschlechtes willen verursacht die Erkenntnis die Drangsal. Der Segen
zunehmenden Wissens hat der Welt nicht nur wunderbare, arbeitssparende
Maschinen und Annehmlichkeiten gebracht, sondern er hat zu einem
Fortschritt in medizinischer Geschicklichkeit geführt, wodurch Tausende
von Leben verlängert werden und hat die Menschheit so weit erleuchtet,
dass Menschenschlächterei, Krieg, weniger volkstümlich geworden ist, und
so gleichfalls Tausende von Leben erhalten werden. Das alles trägt zur
weiteren Vermehrung des Geschlechtes bei, das jetzt schneller zunimmt, als
vielleicht zu irgendeiner Zeit der Geschichte. Während nun die Menschheit
in solcher Weise sich vermehrt, nimmt der Bedarf an Arbeitskraft
dementsprechend ab, und die Philosophen des Verstandeszeitalters haben das
Problem vor sich, wie für diese große Klasse, deren Dienste vielfach
durch Maschinen ersetzt werden, und deren Bedürfnisse und Forderungen
keine Grenzen kennen, gesorgt werden soll? Dass die Lösung dieses
Problems über ihr Verstandesvermögen geht, werden diese Philosophen
schließlich eingestehen müssen.
Die
Reichen, welche die Macht und den Vorteil in Händen haben, werden
fortfahren, sich von Selbstsucht beherrschen zu lassen, und dieselbe wird
sie sowohl gegen vernünftige Überlegung, wie auch gegen Gerechtigkeit
verblenden, während die gleiche Selbstsucht, verbunden mit dem Triebe der
Selbsterhaltung und der wachsenden Erkenntnis über ihre Rechte, etliche
der armen Klassen verhärten, andere aber zur Wut entflammen wird, und das
Ergebnis wird sein, dass die oben besprochenen Segnungen sich für eine
Zeitlang als schrecklich erweisen und eine Zeit der Drangsal hervorrufen
werden, wahrlich, als nicht gewesen ist, seitdem eine Nation besteht. Und
dies, weil der Mensch in seinem gefallenen Zustand, ungeleitet und
unbeaufsichtigt, diese Segnungen nicht richtig gebrauchen kann. Erst dann,
wenn das tausendjährige Königreich das Gesetz Gottes aufs neue in das
wiederhergestellte menschliche Herz eingeschrieben hat, können die
Menschen ohne Gefahr volle Freiheit genießen.
Die
,,Zeit der Drangsal“ wird zur festgesetzten Zeit enden. Wenn der Fürst
des Friedens sich zur Herrschaft erhebt und das wütende Meer menschlicher
Leidenschaften (wie einst das galiläische Meer) bedroht und spricht: ,,Schweig
und verstumme!“ da wird eine große Stille werden. Dann werden die
wilden und widerstrebenden Elemente der Menschheit die Herrschaft von „Jehovas
Gesalbten„ anerkennen, „und die Herrlichkeit Jehovas wird sich
offenbaren, und alles Fleisch miteinander wird sie sehen; denn der
Mund Jehovas hat geredet“, und in der hiermit begonnenen Herrschaft
Christi „werden alle Geschlechter der Erde gesegnet werden“.
Dann
werden die Menschen sehen, dass das, was sie der Evolution, der natürlichen
Entwicklung und der Klugheit des „Zeitalters des Verstandes“
zuschrieben, nichts anderes als ,,die Blitze“ Jehovas waren (Psalm
77:18), die am ,,Tage seines Rüstens“ (seiner Vorbereitung) auf dem
Erdboden leuchten, um die Menschheit zu segnen. Doch für jetzt können es
nur die Heiligen sehen, denn ,,das Geheimnis Jehovas ist für die, welche
ihn fürchten und sein Bund, um ihnen denselben kundzutun“ (Psalm
25:14). Gott sei Dank, dass er es so geordnet hat, dass, während
allgemeine Erkenntnis zugenommen hat, seine Kinder ,,nicht unfruchtbar in
der Erkenntnis des Herrn“ und in dem Verständnis seiner Pläne
geblieben sind. Und durch dieses Verständnis seines Wortes und seines
Planes sind wir in den Stand gesetzt, die lose Philosophie und törichte
Tradition der Menschen, die dem Worte Gottes widersprechen, zu
unterscheiden und zu meiden.
Der
biblische Bericht über die Erschaffung des Menschen, als ein irdisches
Ebenbild Gottes, ist, dass er ihn vollkommen und aufrichtig erschaffen
habe. Der Mensch aber suchte ,,viele Künste“ und verderbte sich selbst.
Da alle Sünder geworden sind, und das ganze Geschlecht unfähig ist, sich
zu helfen - ,,kann doch ein Bruder niemand erlösen noch Gott jemand versöhnen“
(Psalm 49:7) - so sorgte Gott selbst in Liebe und Erbarmen dafür. Deshalb
wurde der Sohn Gottes Mensch und zahlte den Preis für die Erlösung des
Menschen. Zum Lohn für dieses Opfer wurde er hoch erhöht, zur göttlichen
Natur; und zu bestimmter Zeit wird er eine Wiederherstellung des
Geschlechtes zu der ursprünglichen Vollkommenheit und zu jedem Segen
herbeiführen. All dies wird klar und deutlich in der Schrift gelehrt und
steht in direktem und unversöhnlichen Gegensatz zur Evolutionstheorie,
der sogenannten Wissenschaft.
Warten
Immer
wart ich, warte immer.
Auf den hellern, bessern Tag,
Grade hinterm Wolkenschatten.
Der auf meinem Pfade lag;
Einen Tag voll Licht und Freude,
Wie die Welt sah keinen froh'n,
Da gerecht und unparteiisch
Christus herrscht auf Davids Thron.
Jetzt
die Welt füllt Leid und Schmerzen;
Klagetöne treffen's Ohr.
Elend, Kummer, hüll'n voll Mitleid
Oft das Aug in Tränenflor.
Jetzt auf Erd'n ist Nacht des Weinens;
Bös und Unrecht triumphiert:
Ich kann warten, denn schon strahlet
Morgens Glührot dort herfür.
Immer
wart ich, hoff ich, bet ich,
Für Messias herrlich Reich;
Denn ich weiß, er herrschet richtig;
Recht und Wahrheit siegt dann gleich.
Freud' der Welt kann mich nicht locken,
Da ich wart auf jenen Tag.
Pracht der Welt kann mich nicht zaubern,
Da sein Licht mir an schon brach. |