SCHRIFTSTUDIEN
BAND
2 - DIE
ZEIT IST HERBEIGEKOMMEN
Studie
5
Die
Art und Weise des zweiten Adventes, der Wiederkunft
und
Erscheinung unseres Herrn
Der
Einklang zwischen der Wiederkunft unseres Herrn mit anderen Zügen des göttlichen
Planes. — Wie
und wann die Kirche ihn sehen wird. —
Wie
und wann die Herrlichkeit des Herrn so offenbart wird, dass alles Fleisch
miteinander sie schauen wird. —
Scheinbar
sich widersprechende Aussagen als übereinstimmend nachgewiesen. —
Er
kommt „wie ein Dieb“, „nicht mit äußerlichen Gebärden“, und
doch „mit einem Feldgeschrei“, mit „Stimmen“ und mit dem Schall
der „letzten Posaune“. —
„Er
wird offenbart mit Feuerflammen, um Rache zu geben“, und doch wird er
„kommen, wie ihr ihn habt hingehen sehen in den Himmel.“ —
Der
Nachweis, wie wichtig im Zusammenhang hiermit prophetische Zeitrechnung
ist. — Wie
die gegenwärtigen Anzeichen damit stimmen.
Die
rasch zu ihrem Ende eilenden Zeiten der Nationen, wovon wir soeben
handelten, sowie die Gewissheit, dass die Erfüllung der Hoffnung der
Kirche diesem Schluss vorangehen muss, dient nur dazu, den Appetit
derer zu schärfen, die auf den Trost Israels warten. Heißhungrig nach
irgendwelcher Belehrung, die der Vater durch die Propheten gegeben haben
mag, werden sie gerne wissen mögen, was die „Ernte“, das Ende oder
die Schlussperiode dieses Zeitalters auf sich habe; wie die Trennung des
Weizens vom Scheinweizen unter den noch lebenden Gliedern der Kirche vor
sich gehen werde; und wann der Zeitpunkt der Verwandlung der Überwinder,
um bei ihrem Herrn und Haupt und „wie er ist“ zu sein, eintreten mag.
Um
jedoch die Vernünftigkeit der prophetischen Lehre über diese tief
interessanten Gegenstände recht würdigen zu können, ist es unbedingt
notwendig, dass wir betreffs des Zweckes der Wiederkunft unseres Herrn,
sowie auch über die Art und Weise, in welcher er offenbart werden
wird, klare Anschauungen haben; dass der Zweck seiner Wiederkunft der ist,
jeden, der „da will“, zu Gott zurückzubringen, indem er ihn seiner
Herrschaft, seiner Lehre und seiner Zucht unterwirft (was die Schrift
Richten und Segnen nennt), davon, hoffen wir, sind alle Leser dieses
Bandes durch das Lesen des ersten Bandes völlig überzeugt worden. Die
Art und Weise des zweiten Adventes des Herrn ist daher an dieser
Stelle von alles überragender Wichtigkeit, ehe wir in unsrem Studium über
die Zeit der Ernte usw. fortfahren. Beim Studium der Art und Weise der
Wiederkunft unseres Herrn muss der Zweck derselben klar im Auge behalten
werden; und diese beiden, wenn man ans Erforschen der Zeit geht. Das ist nötig,
um irrige Ansichten aus dem Wege zu halten, welche die Gedanken mancher
schon im voraus eingenommen haben und sich auf falsche Ansichten sowohl
betreffs des Zweckes als auch betreffs der Art der Wiederkunft unseres
Herrn gründen.
Erfasse
und halte die schon nachgewiesene Tatsache so fest als möglich im Sinn:
Gottes durch Christum hinauszuführender Plan ist ein harmonisches Ganzes;
und das Werk des zweiten Adventes verhält sich zu dem Werke des ersten
wie Wirkung zur Ursache. Das ist: Das große Wiederherstellungswerk beim
zweiten Advent folgt dem am ersten Advent vollbrachten Erlösungswerk dem
göttlichen Plan gemäß als logische Folge. Die Wiederkunft des Herrn ist
daher der Millennium-Tages Anbruch der Hoffnung für die Welt, die Zeit
der Austeilung der durch die Erlösung gesicherten Gnaden. Das christliche
Zeitalter ist bloß eine dazwischen eingeschobene Einschaltung, während
welcher die Braut Christi ausgesucht wird, um mit ihrem Herrn an dem großen
Werk der Restitution (Wiederherstellung), das er auszuführen kommt,
teilzunehmen.
Da
nun die während des christlichen Zeitalters sich entwickelnde Herauswahl
(Kirche oder Gemeinde) mit ihrem Herrn in dem großen
Wiederherstellungswerk des Tausendjahrzeitalters oder Millenniums vereint
sein soll, so muss Christi erstes Werk bei seinem zweiten Advent das der
Sammlung seiner Herauswahl (Kirche) sein. Darauf nimmt der Prophet Bezug,
wenn er sagt: „Versammelt mir meine Frommen, die meinen Bund geschlossen
haben beim Opfer.“ (Ps. 50:5) Diese Sammel- oder Einerntezeit ist die Übergreifperiode
zweier Zeitalter. Das eine beginnt, wie gezeigt werden wird, vierzig Jahre,
ehe das andere ausläuft. Mit dieser Periode endet das christliche
Zeitalter und wird das Millennium eingeführt. (siehe Band 1 und die Karte
der Zeitalter.) Diese Ernteperiode vollführt nicht nur die Trennung der
Weizenklasse, sondern sie bringt auch das Verbrennen (Vernichten) des
Scheinweizens zuwege. (Nicht die Vernichtung der Personen als solche,
sondern als Schein- oder nachgeahmten Weizen. Das Feuer der Vernichtung
ist eben sowohl symbolisch wie der Scheinweizen.) Ebenso findet in dieser
Endperiode das Sammeln und die Vernichtung der verderbten Frucht des „Weines
der Erde“ -menschlicher Ehrsucht, Habsucht und Selbstsucht - statt, die
jahrhundertlang in den Reichen dieser Welt und in den verschiedenen bürgerlichen
und sozialen Organisationen unter den Menschen wuchsen und reiften.
Obwohl
wir zeigten, als wir über den Zweck der Wiederkunft unseres Herrn
handelten, dass es eine persönliche Wiederkunft sein würde, so möchten
wir doch noch einmal den Leser warnen, vor Gedankenverwirrung auf seiner
Hut zu sein, wenn er die beiden scheinbar sich widerstreitenden Aussprüche
unseres Herrn betrachtet: - „Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis zur
Vollendung des Zeitalters“, und: „Ich gehe hin, euch eine Stätte zu
bereiten. Und ich komme wieder und werde euch zu mir nehmen.“ (Matth.
28:20; Joh. 14:2, 3) Das Folgende mag als eine Verdeutlichung der Harmonie
beider Verheißungen dienen: - Ein Freund sagte zu einem anderen, als sie
sich trennen wollten: Wisse, ich werde auf deiner ganzen Reise bei dir
sein. Wie? Sicherlich nicht in Person; denn gerade jetzt nahmen sie nach
entgegengesetzter Richtung gehende Züge. Die Meinung war, dass sie in
gegenseitiger Liebe, im Angedenken, im Anteilnehmen nicht getrennt sein würden.
In ähnlichem, jedoch viel völligem Sinn ist der Herr stets mit seiner
Herauswahl gewesen. Seine göttliche Macht befähigte ihn, sie vom Anfang
bis zum Ende zu überwachen, zu leiten und ihr beizustehen. Wir handeln
aber jetzt nicht von der Gegenwart unseres Herrn in einem bildlichen Sinn,
sondern von der Art und Weise seiner persönlichen Gegenwart und
Erscheinung, „wenn er kommen wird an jenem Tag, um verherrlicht zu
werden in seinen Heiligen und bewundert in allen denen, die geglaubt haben.“
Die
Schrift lehrt, dass Christus wiederkommt, um zu herrschen, dass er
herrschen muss, bis er alle Feinde unterworfen hat - bis er alle
Hindernisse, alles, was der großen Wiederherstellung, die er zu
vollbringen kommt, im Wege steht, beseitigt hat - bis der letzte Feind,
der Tod, gestürzt ist (1 Kor. 15:25, 26); und dass er tausend Jahre
herrschen wird. Es ist darum auch nur, wie man es erwarten sollte, dass
wir dem zweiten Advent und seinen tausend Jahren triumphierender
Herrschaft und der Beseitigung des Bösen in den Prophezeiungen viel mehr
Raum gewidmet finden als den vierunddreißig Jahren des ersten Adventes,
der Erlösung. Und wie wir gesehen haben, dass die Prophezeiungen die
verschiedenen wichtigen Punkte jener vierunddreißig Jahre von Bethlehem
und Nazareth bis zu der Galle und dem Essig, dem Teilen der Kleider, dem
Kreuz, dem Grab und der Auferstehung berührten, so finden wir, dass die
Prophezeiung gleichfalls die verschiedenen Punkte der tausend Jahre der
zweiten Gegenwart, besonders ihren Anfang und Schluss, schildert.
Die
zweite Gegenwart unseres Herrn wird einen viel längeren Zeitraum umschließen
als die erste. Die Mission seines ersten Adventes war in weniger als
vierunddreißig Jahren beendet, während es tausend Jahre erfordern wird,
das für seinen zweiten Advent bestimmte Werk zu vollführen. Und so kann
leicht erkannt werden, dass, während das Werk des ersten Adventes nicht
minder wichtig war, ja, obgleich es so wichtig war, dass ohne dasselbe das
Werk des zweiten Adventes nie möglich geworden wäre, es doch nicht so
mannigfaltig war und folglich weniger Beschreibung erforderte als das Werk
des zweiten Adventes.
Beim
Betrachten des zweiten Adventes müssen wir ebenso wenig wie beim ersten
Advent erwarten, dass alle Prophezeiungen einen besonders
bedeutungsreichen Moment der Ankunft unseres Herrn bezeichnen und die
Aufmerksamkeit der Menschen auf die Tatsache seiner Gegenwart lenken. Das
ist nicht, wie Gott gewöhnlich verfährt. Das war beim ersten Advent
nicht der Fall. Derselbe war durch kein plötzliches oder überraschendes,
Aufsehen erregendes Ereignis angezeigt, sondern er wurde durch eine allmähliche
Erfüllung der Weissagung kundgemacht und erwiesen, die nachsinnenden
Beobachtern zeigte, dass die Ereignisse, die zu erwarten waren, zur
richtigen Zeit geschahen. Und so wird es bei seinem zweiten Advent auch
sein. Es ist von geringerer Wichtigkeit, dass wir genau den Augenblick
seiner Ankunft entdecken, als dass wir die Tatsache seiner Gegenwart, wann
er angekommen ist, erkennen; ebenso wie es beim ersten Advent wichtig war,
dass man seine Gegenwart zu erkennen vermochte, und je eher desto besser,
aber viel weniger wichtig, dass man genau das Datum seiner Geburt wusste.
Beim Betrachten des zweiten Adventes ist meistenteils der Akt des Kommens
und der Moment der Ankunft der Gedanke, der vorschwebt, während es der
Gedanke an eine Periode der Gegenwart sein sollte, wie der erste Advent
eine solche war. Der genaue Augenblick, mit dem diese Gegenwart anhebt, würde
dann weniger wichtig erscheinen und sein Zweck und Werk während der Zeit
seiner Gegenwart größere Beachtung erfahren.
Wir
müssen auch im Sinn behalten, dass unser Herr kein menschliches Wesen
mehr ist, dass er sich selbst als menschliches Wesen zum Lösegeld oder
Kaufpreis für den Menschen gab, zu welchem Zweck er eben Mensch wurde.
(1. Tim. 2:6; Hebr. 10:4, 5; 1. Kor. 15:21, 22) Er ist jetzt hoch erhöht
zur göttlichen Natur. Daher sagt auch Paulus: „Wenn wir auch Christum
nach dem Fleisch erkannt haben, so erkennen wir ihn doch jetzt nicht mehr
so.“ (2. Kor. 5:16) Er wurde „als lebendigmachender Geist“ vom Tode
erweckt (1. Kor. 15:45) und nicht als ein Mensch, von der Erde und irdisch.
Er ist in keinem Sinn oder Grad mehr menschlich, denn wir müssen nicht
vergessen, was wir gelernt haben (siehe Band 1, Studie 10), dass Naturen
verschieden und getrennt sind. Da er nun in keinem Sinn oder Grad mehr ein
menschliches Wesen ist, so dürfen wir nicht erwarten, dass er als
menschliches Wesen kommt wie am ersten Advent. Sein zweites Kommen wird in
ganz anderer Weise geschehen, sowie auch zu einem ganz anderen Zweck.
Wenn
wir den Umstand uns anmerken, dass der Wechsel unseres Herrn bei seiner
Auferstehung von der menschlichen Natur zur göttlichen Natur sogar ein größerer
Wechsel war, als der, welcher vierunddreißig Jahre vorher stattfand, als
er die Herrlichkeit eines Geistwesens niederlegte und „Fleisch ward“,
dann können wir auch mit großem Nutzen jede seiner Handlungen während
der vierzig Tage nach seiner Auferstehung, ehe er „zum Vater“ ging,
auf das Genaueste betrachten; denn der auferstandene Jesus jener vierzig
Tage ist es, der wiederkommen soll, und nicht der Mensch Christus Jesus,
der sich selbst als unser Lösegeld in den Tod gab. Er, der „getötet im
Fleisch“ wurde „aber lebendig gemacht im Geist.“ (Anmerkung:
Da die Herauswahl (Kirche) „verwandelt“ werden soll, damit sie wie
Christus werde, so ist klar, dass der Wechsel, der am Haupt eintrat, ähnlicher
Art gewesen sein muss als der, welcher als für die Überwinder in
Bereitschaft gehalten beschreiben wird. Diese sollen ebenfalls von der
menschlichen zur geistigen Natur verwandelt werden und sein, wie er ist -
„teilhaftig der göttlichen Natur. “Daher ist die folgende
Beschreibung der Verwandlung der Heiligen auch auf ihren Herrn anwendbar,
nämlich: - „Es wird gesäet in Unehre, es wird auferweckt in
Herrlichkeit; es wird gesäet in Schwachheit, es wird auferweckt in Kraft;
es wird gesäet ein natürlicher Leib, es wird auferweckt ein geistiger
Leib.“ - 1. Kor. 15:43-44)
Bei
seinem zweiten Advent kommt er nicht, um den „vorhandenen Gewalten“
untertan zu sein, um dem Cäsar Steuern oder Tribut zu zahlen, und um
Erniedrigung, Ungerechtigkeit und Gewalttat zu ertragen; sondern er kommt,
um zu herrschen und alle Gewalt im Himmel und auf Erden auszuüben. Er
kommt nicht mit dem Leib seiner Erniedrigung, mit einem menschlichen Leib,
geringer als sein vormaliger herrlicher Leib (Hebr. 2:9), sondern mit
seinem herrlichen geistigen Leib, welcher „der Abglanz der Herrlichkeit
und der Abdruck des Wesens“ des Vaters ist. (Hebr. 1:3) Denn um seines
Gehorsams willen bis zum Tod ist er nun hoch zur göttlichen Natur und zum
göttlichen Ebenbild erhöht und ihm ist ein Name gegeben, der über alle
Namen ist - der Name des Vaters allein ausgenommen. (Phil. 2:9; 1. Kor.
15:27) Der Apostel zeigt, dass es „noch nicht erschienen“ oder unserem
menschlichen Verstand offenbart ist, was er jetzt ist; folglich wissen wir
auch nicht, was wir sein werden, wenn wir werden, wie er ist. Aber wir
(die Herauswahl) können in der Gewissheit frohlocken, dass wir eines
Tages bei ihm und wie er ist, sein und ihn sehen werden, wie er ist (1.
Joh. 3:2); nicht wie er in der Erniedrigung bei seinem ersten Advent war,
als er sich seiner früheren Herrlichkeit entäußert und um unsertwillen
arm geworden war, damit wir durch seine Armut reich würden.
Wenn
wir die Weisheit und Klugheit der Verfahrungsweise unseres Herrn in der
Kundmachung seiner Gegenwart nach seiner Auferstehung, wie auch vordem
seinen Jüngern gegenüber, betrachten, so mag uns das zu dem Gedanken
verhelfen, dass dieselbe Weisheit sich in seiner Offenbarungsweise bei
seinem zweiten Advent betätigen wird sowohl der Kirche als auch der Welt
gegenüber. Natürlich muss die Verfahrungsweise nicht notwendig in jedem
einzelnen Fall die gleiche sein, sondern der Sache angemessen. Diese ist
niemals, die Menschen in Beunruhigung und Aufregung zu versetzen, sondern
ihr kühles, ruhiges Urteil für die großen, ihnen eindrücklich
gewordenen Wahrheiten überzeugend zu gewinnen. Unseres Herrn erster
Advent war kein überraschendes, aufregendes oder gar in Aufruhr
versetzendes Ereignis. Wie ruhig und ohne sich aufzudrängen kam er! So
sehr war dies der Fall, dass nur solche, die Glauben und Demut besaßen, fähig
waren, in dem niedrig geborenen Kind, in dem Mann der Schmerzen, in dem
Freund der Niedrigen und Armen und in dem schließlich Gekreuzigten den
lang ersehnten Messias zu erkennen.
Nach
seiner Auferstehung musste der Natur der Sache nach die Kundmachung seiner
Gegenwart eine viel erstaunlichere Sache sein, besonders wenn seine veränderte
Natur in Betracht gezogen wird. Doch die Tatsache seiner Auferstehung
mitsamt der Tatsache seiner Naturveränderung musste völlig kund und
offenbar gemacht werden; damals zwar noch nicht aller Welt, wohl aber den
auserwählten Zeugen, die den kommenden Geschlechtern ein glaubwürdiges
Zeugnis über diese Tatsachen geben sollten. Wäre damals alle Welt mit
der Tatsache bekannt gemacht worden, so würde das bis auf uns gekommene
Zeugnis aller Wahrscheinlichkeit nach viel weniger glaubwürdig sein. Es wäre
durch menschliche Meinungen gefärbt und verdreht und mit ihren
Traditionen vermischt worden, so dass die Wahrheit beinahe oder ganz und
gar unglaubhaft erscheinen möchte. Gott vertraute es nur auserwählten,
treuen und würdigen Zeugen an; und wenn der Leser die Erzählung recht
ins Auge fasst, so wird er bemerken, wie vollständig der Zweck erreicht
wurde und wie klar, wie gewiss und wie überzeugend der ihnen dargebotene
Beweis für die Auferstehung und Verwandlung Christi war. Beachte auch die
Sorgfalt, die er anwandte, um sie nicht zu beunruhigen oder unnötig
aufzuregen, als er ihnen diese großen Wahrheiten kundtat und bewies. Und
sei gewiss, dass dieselbe Weisheit, Klugheit und Fähigkeit in seiner
Verfahrungsweise gehandhabt werden wird, die Tatsache seiner glorreichen
Gegenwart bei seinem zweiten Advent kund zu machen. Hier wie dort wird kühles,
ruhiges Urteil überführt werden, wenn auch die Welt im allgemeinen erst
durch schwere Züchtigungen zu der rechten Stellung, das Zeugnis empfangen
zu können, gebracht werden muss, während die, deren Herzen rechter Art
sind, die glückselige Kunde früher erhalten. Die Beweise für seine
Auferstehung und Verwandlung zur geistigen Natur wurden seinen Jüngern
nicht alle auf einmal gegeben, sondern nach und nach, wie sie fähig waren,
es zu tragen, und in einer Weise, darauf berechnet, den tiefsten Eindruck
zu machen.
Während
der drei und ein halb Jahre der Amtsverwaltung unseres Herrn hatten seine
Jünger Freunde, Ruf, Geschäft usw. geopfert, um ihre Zeit und Kraft der
Verkündigung der Gegenwart des Messias zu widmen. Begreiflicherweise aber
hatten sie sehr unrichtige Ideen betreffs der Art und Weise und der Zeit
der Erhöhung ihres Meisters und ihrer ihnen verheißenen Erhöhung mit
ihm. Volle Erkenntnis war damals auch nicht notwendig. Es war vollständig
genügend, dass sie getreulich jeden Schritt taten, als es an der Zeit
war; daher lehrte sie ihr Meister ganz nach und nach, wie sie fähig waren,
es aufzunehmen. Und nahe am Ende seiner irdischen Laufbahn, sagte er: „Noch
vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn
aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die
ganze Wahrheit leiten.... Das Kommende wird er euch verkündigen und euch
an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ - Joh. 16:12, 13; 14:26
Wer
mag ihre Enttäuschung beschreiben, wenn sie auch so weit als möglich
dagegen bewaffnet worden waren, als sie ihn, dessen Königreich und
Herrlichkeit sie erwartet und verkündet hatten (und was nur fünf Tage
vor seiner Kreuzigung der Verwirklichung so nahe erschienen war - Joh.
12:1, 12-19), plötzlich von ihnen gerissen und als einen Verachteten
schmachvoll gekreuzigt sahen? Obwohl sie wussten, dass er fälschlich
angeklagt und ungerechterweise gekreuzigt worden war, so änderte das die
Tatsache nicht, dass ihre langgehegte nationale Lieblingshoffnung auf
einen jüdischen König, der ihre Nation zu Einfluss und Macht
wiederherstellen würde, zusammen mit ihren eigenen, persönlichen
Hoffnungen, Zielen und Luftschlössern einflussreicher Stellungen und
hoher Ehren in dem Königreich, alles urplötzlich durch die unglückliche
Wendung, welche die Verhältnisse in der Kreuzigung ihres Königs genommen
hatten, in Stücke zerschlagen worden waren.
Gar
wohl wusste der Meister, wie verlassen und ziellos und ratlos sie sich fühlen
würden; denn so steht vom Propheten geschrieben: „Ich werde den Hirten
schlagen, und die Schafe werden zerstreut werden.“ (Sach. 13:7; Mark.
14:27) Und während der vierzig Tage zwischen seiner Auferstehung und
Auffahrt war es seine Hauptbemühung, sie wieder zu sammeln und ihren
Glauben an ihn als den lang ersehnten Messias wiederherzustellen, indem er
ihnen die Tatsache seiner Auferstehung nachwies, und dass er seit seiner
Auferstehung, obgleich er noch dieselbe Persönlichkeit war, doch kein
menschliches Wesen mehr, sondern ein erhöhtes Geistwesen sei, das „alle
Gewalt im Himmel und auf Erden“ besitze. - Matth. 28:18
Er
brachte ihnen die Botschaft seiner Auferstehung nach und nach bei; zuerst
durch die Weiber (Maria Magdalena und Johanna, Maria, die Mutter des
Jakobus, und Salome, und andere bei ihnen - Mark. 16:1; Luk. 24:1, 10),
die frühe mit wohlriechenden Spezereien zum Grab kamen, um seinen toten
Leib zu salben. Während sie sich besorgten, wen sie holen sollten, um den
Stein von der Tür des Grabes zu wälzen, siehe, da geschah ein Erdbeben,
und als sie hinkamen, fanden sie den Stein weggewälzt und einen Engel des
Herrn darauf sitzen, der sie folgendermaßen anredete: „Fürchtet ihr
euch nicht, denn ich weiß, dass ihr Jesum, den Gekreuzigten, sucht. Er
ist nicht hier, denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her,
sehet die Stätte, wo der Herr gelegen hat, und geht eilends hin und saget
seinen Jüngern, dass er von den Toten auferstanden ist; und siehe, er
geht vor euch hin nach Galiläa, daselbst werdet ihr ihn sehen.“ - Matth.
28:5-7
Es
scheint, dass Maria Magdalena sich von den andern Weibern trennte und lief,
es Petrus und Johannes zu sagen (Joh. 20:1,2), während die andern gingen,
es den übrigen Jüngern zu melden, und dass, nachdem sie ihre Gefährtinnen
verlassen, Jesus denselben auf ihrem Weg erschien und zu ihnen sagte: (Matth.
28:9, 10) „Seid gegrüßt! Sie aber traten herzu, umfassten seine Füße
und huldigten ihm. Da spricht Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht; gehet
hin, verkündiget meinen Brüdern, dass sie hingehen nach Galiläa (ihrer
Heimat), und daselbst werden sie mich sehen.“ Und mit Furcht und Freude
liefen sie, es den andern Jüngern zu sagen. In ihren gemischten Gefühlen
von Überraschung, Bestürztheit, Freude, Furcht und allgemeiner
Verwirrung wussten sie kaum, wie sie ihre freudige und wunderbare
Erfahrung berichten sollten. Als Maria Petrus und Johannes traf, sagte sie
traurig: „Sie haben den Herrn aus der Gruft weggenommen, und wir wissen
nicht, wo sie ihn hingelegt haben.“ (Joh. 20:2) Die andern Weiber erzählten,
wie sie beim Grab eine Erscheinung von Engeln gehabt haben, die da sagten,
er lebe (Luk. 24:22, 23), und dann, wie sie darauf dem Herrn auf dem Wege
begegnet seinen. - Matth. 28:8, 10
Die
Mehrzahl der Jünger hielten ihr Gerede augenscheinlich für bloße abergläubige
Aufregung, aber Petrus und Johannes sagten: Wir gehen und sehen selbst
nach; und Maria kehrte mit ihnen zum Grab zurück. Alles, was Petrus und
Johannes sahen, war, dass der Leib fort war, dass die Grabtücher sorgfältig
zusammengefaltet beiseite gelegt waren, und dass der Stein von der Tür
weggewälzt war. So gingen sie bestürzt von dannen, Maria jedoch
verweilte noch und weinte. „Wie sie denn weinte, bückte sie sich ins
Grab und schaute zwei Engel, in weißen Kleidern dasitzend.“ Diese
sagten zu ihr: „Weib, was weinst du?“ Sie antwortete: „Sie nahmen
meinen Herrn weg, und ich weiß nicht, wo sie ihn hinlegten.“ Und als
sie sich umwandte, sah sie Jesum stehen, aber erkannte ihn nicht. Er
fragte sie: „Weib, was weinst du? Wen suchst du? Sie, meinend, es sei
der Gärtner, sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn wegtrugst, so sage mir, wo
du ihn hinlegtest, dass ich ihn fortnehmen kann.“ Dann sagte der Herr in
seinem alten, wohlbekannten Ton, den sie schnell erkannte: „Maria!“
Das
genügte, ihren Glauben an die Aussage der Engel, dass er auferstanden sei,
was bis dahin ihr als ein Traum oder ein leeres Gerede vorkam, zu begründen;
und in ihrer Freude rief sie aus: „Meister!“ Ihre erste Anregung war,
ihn zu umarmen und in seiner Nähe zu verweilen. Aber Jesus unterwies sie
freundlich, dass sie jetzt eine sehr wichtige Aufgabe zu erfüllen habe.
Sie sollte von der Tatsache seiner Auferstehung Zeugnis ablegen; sie
sollte eilen und die Botschaft überbringen, um den Glauben der anderen Jünger,
die noch in Verwirrung und Ungewissheit waren, anzufachen. Deshalb sagte
er; „Rühre (Griech. haptomai: umarme) mich nicht an (halte dich
jetzt nicht auf, um deine Zuneigung zu bezeigen), denn ich bin noch nicht
aufgefahren zu meinem Vater (ich werde nur noch eine kurze Zeit bei euch
sein). Gehe aber hin zu meinen Brüdern und sprich zu ihnen: Ich fahre auf
zu meinem Vater und eurem Vater, und zu meinem Gott und eurem Gott.“ (Joh.
20:17.) Auch durch die andern Weiber hatte er ihnen Nachricht gesandt,
dass er sie in Galiläa treffen werde.
Hierauf
holte er zwei der betrübten und verwirrten Jünger ein, als sie von
Jerusalem nach Emmaus wanderten, und forschte nach dem Grund ihrer Betrübnis
und Niedergeschlagenheit. (Luk. 24:13-35) Und einer von ihnen antwortete:
„Bist du der einzige, der in Jerusalem weilt und nicht weiß, was in ihr
geschehen ist in diesen Tagen? Und er sprach zu ihnen: Was denn? Sie aber
sprachen zu ihm: Das von Jesu, dem Nazarener, der ein Prophet war, mächtig
im Werk und Wort vor Gott und dem ganzen Volk; und wie ihn die
Hohenpriester und unsere Obersten überlieferten, um zum Tode verurteilt
zu werden, und ihn kreuzigten. Wir aber hofften, dass er der sei, der
Israel erlösen solle. Doch auch bei alledem ist es heute der dritte Tag,
seitdem dieses geschehen ist. (Hier kam ihnen wahrscheinlich Joh. 2:19,
21, 22 in Erinnerung) Aber auch etliche Weiber von uns haben uns außer
uns gebracht, die am frühen Morgen bei der Gruft gewesen sind, und, als
sie seinen Leib nicht fanden, kamen und sagten, dass sie auch ein Gesicht
von Engeln gesehen hätten, welche sagen, dass er lebe. Und etliche von
denen, die mit uns sind, gingen nach der Gruft und fanden es so, wie auch
die Weiber gesagt hatten; ihn aber sahen sie nicht.“
Kein
Wunder, dass sie bestürzt waren; wie sonderbar alles schien! Wie eigentümlich
und ergreifend waren die Ereignisse der letzten wenigen Tage gewesen.
Dann
predigte ihnen der Fremdling eine ergreifende Predigt aus den Propheten
und zeigte ihnen, dass gerade das, was sie so niedergeschlagen gemacht
hatte, es war, was die Propheten über den wahren Messias vorherverkündet
hatten; - dass, ehe er herrschen und Israel erheben und zusammen mit der
Welt segnen könne, er sie zuerst mit seinem eigenen Leben vom Fluch des
Todes, der über alle durch Adam kam, erkaufen müsste; und dass ihr
Meister dann, von Jehova zu Leben und Herrlichkeit auferweckt, alles das
erfüllen werde, was die Propheten betreffs seiner zukünftigen Ehre und
Herrlichkeit verzeichnet hatten, so gewiss wie er die Prophezeiungen erfüllt
hatte, die sein Leiden, seine Erniedrigung und seinen Tod vorhersagten.
Ein wunderbarer Prediger und eine wundervolle Predigt war das. Sie gab
Anstoß zu neuen Gedanken und eröffnete neue Erwartungen und Hoffnungen.
Und als sie sich dem Dorf nahten, nötigten sie ihn, bei ihnen zu bleiben,
da es schon gegen Abend war. Und er ging hinein, um bei ihnen zu bleiben;
und als er sich mit ihnen zu Tische niederließ, nahm er das Brot und
brach es und gab es ihnen. Und ihre Augen wurden geöffnet; und er
verschwand aus ihren Augen.
Nicht
vor jenem Augenblick hatten sie ihn erkannt, obwohl sie mit einander
gegangen, geredet und am Tisch gesessen hatten. Er wurde von ihnen nicht
am Angesicht erkannt, wohl aber an der einfachen Handlung des Segnens und
Brechens des Brotes in der alten bekannten Weise. So wurde ihr Glaube an
das, was sie schon gehört hatten - dass er auferstanden sei und sie
wiedersehen werde - befestigt.
Da
erhoben sich die beiden überraschten und überglücklichen Jünger sofort
und kehrten nach Jerusalem zurück und sagten zu einander: „Brannte
nicht unser Herz in uns, als er auf dem Wege zu uns redete, als er uns die
Schriften öffnete?“ Als sie nach Jerusalem kamen, fanden sie auch die
anderen voll Freude. Sie sagten: „Der Herr ist wahrhaftig auferstanden
und Simon erschienen.“ Und sie erzählten, was auf dem Wege vorgefallen
war, und wie er von ihnen erkannt wurde, „an dem, wie er das Brot brach.“
Sie waren wahrscheinlich alle an diesem Abend bei einander und hatten
Zuhause, Geschäft und alles andere vergessen - Maria Magdalena sagte mit
Tränen der Freude: Ich erkannte ihn im Augenblick, als er meinen Namen
nannte; bis dahin konnte ich der Versicherung der Engel über seine
Auferstehung nicht trauen. Und die anderen Weiber erzählten ihre
wunderbaren Erlebnisse vom Morgen, und wie sie ihm auf dem Wege begegnet
seien. Dann hatte Simon seine Geschichte zu erzählen; und nun waren zwei
weitere Zeugen von Emmaus da. Was für ein ereignisreicher Tag! Kein
Wunder, dass sie von da an verlangten, an jedem ersten Tag der Woche
zusammenzukommen, um über die Sache zu reden und sich all die Umstände,
die mit diesem wunderbaren Ereignis der Auferstehung des Herrn
zusammenhingen, ins Gedächtnis zurückzurufen, und so ihre Herzen wieder
und wieder „brennen“ zu haben.
Während
die erregte und überglückliche kleine Gesellschaft so beisammen war und
sich gegenseitig ihre unterschiedlichen Erfahrungen mitteilte, stand der
Herr Jesus selbst plötzlich in ihrer Mitte (Luk. 24:36-49) und sagte: „Friede
euch!“ Wo kam er her? All solche Versammlungen wurden geheim bei
verschlossenen Türen gehalten (Joh. 20:19, 26), doch hier geschah eine plötzliche
Erscheinung ohne jegliche sichtbare Annäherung. Sie waren erschrocken und
glaubten, einen Geist oder (wie Matthäus sagt) ein Gespenst zu sehen.
Dann tröstete er sie und sagte ihnen, sich nicht zu fürchten, und zeigte
ihnen seine Hände und Füße und sprach: „Ich bin es selbst; betastet
mich und sehet; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet,
dass ich habe.“
Und
da sie noch nicht glaubten, vor Freude und Verwunderung, sagte er zu ihnen,
habt ihr etwas zu essen hier? Und sie gaben ihm ein Stück gebratenen
Fisch, und er nahm es und aß es vor ihnen. Dann öffnete er ihr Verständnis,
ihre geistlichen Augen, und legte ihnen die Schrift aus und zeigte ihnen
vom Gesetz und den Propheten, dass diese Dinge genau geschehen seien, wie
es vorhergesagt sei. Aber Thomas war nicht zugegen (Joh. 20:24), und als
die anderen Jünger ihm sagten, dass sie den Herrn gesehen hätten, wollte
er es nicht glauben und sagte: „Es sei denn, dass ich in seinen Händen
das Mal der Nägel sehe und meine Hand in seine Seite lege, so werde ich
es nicht glauben.“
Acht
Tage verflossen ohne weitere Kundgebungen, und sie hatten Zeit, in Ruhe
die Erfahrungen jenes wunderbaren Tages zu überdenken und durchzusprechen.
Da, als die Jünger wie zuvor beisammen waren, stand Jesus in ihrer Mitte,
gerade wie an jenem ersten Abend, und sagte: „Friede euch.“ (Joh.
20:26) Diesmal war Thomas zugegen, und der Herr redete ihn an und sagte:
„Thomas, reiche deinen Finger her und siehe meine Hände und reiche
deine Hand her und lege sie in meine Seite und sei nicht ungläubig,
sondern gläubig.“ Damit zeigte er, dass er, ohne dass es ihm gesagt
war, wusste, was Thomas gesagt hatte, und gab den Beweis seiner
Auferstehung, der den Thomas nach seiner Aussage befriedigen würde; und
voll Freude erwiderte Thomas: „Mein Herr und mein Gott.“
Hierauf
muss eine ziemlich lange Pause eingetreten sein, ehe wiederum eine
Kundgebung der Gegenwart des Herrn vorfiel, und die Jünger, die Galiläer
waren, dachten an die Heimat und an die Zukunft; und der Botschaft des
Herrn durch die Frauen gedenkend, dass er vor ihnen nach Galiläa gehen würde,
gingen sie dahin. Vielleicht traf er sie, wie Matthäus berichtet,
unterwegs auf einem Berg. Sie waren bestürzt; sie empfanden nicht mehr
dieselbe Vertrautheit, die sie vordem gegen ihn hatten; er schien seit
seiner Kreuzigung so sehr verändert - er erschien und verschwand in solch
eigentümlichen Zeiten und Orten; er schien nicht mehr zu sein wie „der
Mensch Christus Jesus“, so sagt Matthäus: „Sie warfen sich vor ihm
nieder - einige aber zweifelten.“ Nach einigen gewechselten Worten „verschwand“
er aus ihrem Gesicht, sie mit der staunenden Frage zurücklassend: Was
wird wohl das Nächste sein. Eine Zeitlang nach ihrer Rückkehr nach Galiläa
fiel nichts Ungewöhnliches vor, und keine weiteren Anzeichen der
Gegenwart des Herrn fanden statt. Ohne Zweifel kamen sie zusammen und
redeten über ihre Lage und wunderten sich, warum er ihnen nicht häufiger
erschien.
Bei
solchem Warten erschienen die Tage und Wochen gar lang. Längst hatten sie
ihren irdischen Beruf aufgegeben, um dem Herrn von Ort zu Ort zu folgen,
von ihm zu lernen und anderen zu predigen: „Das Reich der Himmel ist
nahe gekommen.„ (Matth. 10:5-7) Sie verlangten jetzt nicht danach, zu
ihrem alten Geschäft zurückzukehren; aber doch, wie sollten sie mit des
Herrn Werk fortfahren? Sie begriffen ihre Lage gut genug, dass sie nicht
mehr wie früher predigen konnten, dass das Königreich vorhanden sei;
denn jedermann wusste, dass ihr Meister und König gekreuzigt worden war,
und niemand, als nur sie selbst, wussten um seine Auferstehung. Während
so alle Elfe in Ungewissheit und Sorge waren und auf etwas warteten, sie
wussten selbst nicht was, da sagte Petrus: Nun, wir können doch nicht müßig
bleiben, ich gehe wieder an mein altes Fischergeschäft; und sechs der
andern sagten: Wir auch, wir gehen mit. (Joh. 21:3) Und die übrigen
kehrten wahrscheinlich auch zu ihren früheren Beschäftigungen zurück.
Wer
kann zweifeln, dass der Herr gar manchmal, als sie miteinander redeten,
unsichtbar bei ihnen gegenwärtig war und den Lauf ihrer Verhältnisse zu
ihrem höheren Wohle überwaltete und lenkte. Wenn sie großen Erfolg
haben und von geschäftlichen Interessen verschlungen werden würden, so würden
sie gar bald für den höheren Dienst untauglich geworden sein; und doch,
wenn sie keinen Erfolg haben würden, so möchte dies wie Zwang aussehen.
Daher schlug der Herr einen Weg ein, ihnen eine Lehre zu erteilen, wie er
sie oft seinen Nachfolgern gibt, nämlich die, dass er Erfolge wie
Misserfolg bei ihren Bemühungen so oder so, nach seinem Wohlgefallen,
lenken kann.
Die
alte Fischerfirma organisierte sich wiederum, brachte ihre Boote, Netze
usw. zusammen und ging hinaus auf ihren ersten Fang. Die ganze Nacht mühten
sie sich ab, fingen aber keinen Fisch, und ihr Mut begann zu sinken. Da,
am Morgen, ruft ein Fremder vom Ufer aus sie an, um zu hören, was sie
vollbracht haben. Schlechte Geschäfte! Nichts gefangen, antworteten sie.
Versucht es noch einmal, erwiderte der Unbekannte. Werft euer Netz jetzt
auf die andere Seite des Bootes. Wird nichts nützen, Freund, wir haben
die ganze Nacht hindurch beide Seiten probiert; und wenn auf der einen
Seite Fische wären, so wären auch auf der andern welche. Doch wir
versuchen es noch einmal, dass Ihr es seht. So taten sie und taten einen
ungeheuren Fang. Wie merkwürdig! sagten etliche; doch der rasche und
leicht empfängliche Johannes kam gleich auf den rechten Gedanken und
sagte: Brüder, nur der Herr konnte dies tun; erinnert ihr euch nicht, wie
er die Menschen speiste usw.? Das muss der Herr sein da am Ufer, und dies
ist wieder eine andere Art, wie es ihm gefällt, sich uns zu offenbaren.
Wisst ihr nicht, dass es gerade so war, als der Herr uns zuerst berief?
Damals hatten wir auch die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen, bis
er sagte: „Werfet eure Netze aus, dass ihr einen Zug tut.“ (Luk.
5:4-11) Ja, gewiss, das ist der Herr, wenn wir ihn auch seit seiner
Auferstehung nicht an seiner Erscheinung erkennen können. Er erscheint
jetzt in verschiedenen Gestalten, aber wir merken doch jedes mal an
irgendeinem besonderen Umstand wie diesem, der irgendeinen bezeichnenden
Vorfall unseres früheren Beisammenseins mit ihm ins Gedächtnis ruft,
dass er es ist.
Und
als sie ans Ufer kamen, fanden sie, dass Jesus sowohl Brot und Fisch
bereit hatte, und lernten daraus, dass sie unter seiner Leitung und
Vorsorge in seinem Dienst nicht dem Verhungern ausgesetzt sein würden. (Luk.
12:29, 30) Sie fragten ihn nicht, ob er der Herr sei; denn hier wie bei
anderer Gelegenheit erkannten sie ihn, nicht an der sichtbaren Erscheinung,
sondern an dem Wunder. Die Augen ihres Verständnisses waren geöffnet
worden. Darauf folgten die Belehrungen jener köstlichen Stunde, die
Petrus seiner fortgesetzten Annahme auf das neue versicherte, trotzdem er
den Herrn verleugnet hatte, worüber er Leid getragen und bitterlich
geweint hatte. Er erfuhr hier auf`’s neue seines Meisters Liebe, und
dass er auch ferner noch das Vorrecht haben dürfe, die Schafe und Lämmer
zu weiden. Es ist, als hörten wir den Herrn sagen: Petrus, du brauchst
nicht zu deinem Fischergeschäft zurückzugehen. Ich berief dich einst,
ein Menschenfischer zu werden, und da ich weiß, dass dein Herz noch treu
und eifrig ist, so erneuere ich deinen Auftrag als Menschenfischer.
„Und
als er mit ihnen versammelt war, befahl er ihnen, sich nicht von Jerusalem
zu entfernen, sondern auf die Verheißung des Vaters zu warten, die ihr
von mir gehört habt; denn Johannes taufte zwar mit Wasser; ihr aber
werdet mit heiligem Geist getauft werden nach nunmehr nicht vielen Tagen.“
(Apg. 1:4, 5) So kamen sie nach Jerusalem, wie ihnen gesagt war, und hier
war es, vierzig Tage nach seiner Auferstehung, dass er zum letzten Mal bei
ihnen war und mit ihnen redete. Sie fassten diesmal Mut, ihn betreffs des
Königreiches, das er ihnen verheißen, zu fragen. Sie fragen: „Herr,
stellst du in dieser Zeit das Reich dem Israel wieder her?“ Der Gedanke
an dies Königreich war jedem Juden zuoberst. Israel, so verstanden sie,
sollte unter dem Messias die erste Nation werden, und sie wussten nichts
von den langen Zeiten der Nationen und erkannten auch nicht, dass der
Hauptsegen dem fleischlichen Israel genommen war. (Matth. 21:43; Röm.
11:7), und dass sie selbst Glieder des neuen (geistlichen) Israel, des königlichen
Priestertums und heiligen Volkes, waren, durch welches, als dem Leib
Christi, der Segen für die Welt kommen sollte. So weit verstanden sie
noch nichts hiervon. Wie konnten sie? Sie hatten den heiligen Geist der
Annahme als Söhne noch nicht empfangen, sondern waren noch unter der
Verurteilung. Denn obgleich das Lösegeldopfer vom Erlöser gebracht war,
so war es doch noch nicht um unseretwillen in dem Allerheiligsten, das ist
im Himmel selbst, förmlich dargebracht worden. (Joh. 7:39) So versuchte
auch der Herr nicht, ihnen eine erklärende Antwort auf ihre Frage zu
geben, sondern sagte nur: „Es ist nicht eure Sache (jetzt) Zeiten oder
bestimmte Zeiten zu wissen, die der Vater in seine eigene Gewalt gesetzt
hat. Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der heilige Geist auf euch
gekommen ist; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem als auch in
ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde.“ - Apg. 1:7, 8
(Anmerkung: Die verheißene Kraft oder Fähigkeit, Zeitläufe und
Zeitpunkte zu erkennen und zu verstehen, und alles, was zu einem rechten
Zeugnisablegen gehört, bezieht sich auf die ganze Herauswahl vom Anfang
bis zum Ende; und unter der Führung und Kraft des heiligen Geistes ist
betreffs jedes Zuges des Planes Speise zu rechter Zeit vorgesehen worden,
damit wir seine Zeugen sein könnten, und zwar bis ans Ende dieses
Zeitalters - vergl. Joh. 16:12, 13)
Als
der Herr mit ihnen den Ölberg erreicht hatte, hob er seine Hände auf und
segnete sie, und dann wurde er von ihnen getrennt und emporgehoben, und
eine Wolke nahm ihn auf, ihnen aus den Augen. (Luk. 24:48-52; Apg. 1:6-15)
Jetzt fingen sie an, etwas mehr von Gottes Plan zu sehen. Der Herr, der
vom Himmel gekommen war, war zum Vater zurückgekehrt, wie er ihnen vor
seinem Tod gesagt hatte. Er war gegangen, ihnen eine Stätte zu bereiten,
und würde wiederkommen und sie zu sich nehmen. Er war weit weggezogen, um
das verheißene Königreich oder Königtum zu empfangen und dann wieder zu
kommen (Luk. 19:12); und mittlerweile sollten sie auf der ganzen Erde
seine Zeugen sein, um ein Volk zu rufen und zu bereiten, das ihn empfange,
wenn er komme, um „verherrlicht zu werden„ in seinen Heiligen und als
König der Könige zu herrschen. Sie erkannten, dass ihre neue Mission,
aller Kreatur einen vom Himmel kommenden, mit „aller Gewalt im Himmel
und auf Erden“ ausgerüsteten König zu verkünden, ein viel wichtigeres
Werk sei als das früherer Jahre, da sie vom „Menschen Christus Jesus“
predigten und dem nachfolgten, „der verachtet und von den Menschen
verworfen“ war. Ihr auferstandener Herr war in der Tat anders geworden.
Nicht nur sein persönliches Aussehen war anders geworden; bald erschien
er auf diese bald auf jene Weise, bald an diesem bald an jenem Ort und
bewies seine „Allgewalt.“ Auch sein Wesen, sein Zustand, seine Natur
war verändert. Nicht mehr wandte er sich an die Juden, noch zeigte er
sich ihnen; denn seit seiner Auferstehung sah ihn niemand mehr, in keiner
Weise, ausgenommen seine Freunde und Nachfolger. Seine Worte: „Noch ein
Kleines, und die Welt sieht mich nicht mehr“, wurden so bewahrheitet. -
Joh. 14:19
Auf
diese Weise wurde der Glaube der Apostel und ersten Christen an die
Tatsache der Auferstehung des Herrn festgegründet. Ihre Zweifel verflogen
und ihre Herzen freuten sich. Sie kehrten nach Jerusalem zurück und
blieben beständig im Gebet und Flehen und im Erforschen der Schrift und
warteten auf die vom Vater verheißene Sohnesannahme und ihr Erfülltwerden
mit geistigen Verständnis und mit der besonderen Wundergabe, damit sie
zur Überführung der wahren Israeliten befähigt würden und am
Pfingsttag die christliche Gemeinschaft gründen möchten. - Apg. 1:14;
2:1
Obwohl
unser Herr bei seiner Wiederkunft seine Gegenwart nicht in der gleichen
Weise, wie während jener vierzig Tage nach seiner Auferstehung, kundtun
wird, so haben wir doch seine Zusicherung, dass „die Brüder nicht in
Finsternis“ sein sollen. Nein mehr, wir sollen einen Beistand haben, den
sie während jener vierzig Tage nicht haben konnten und nicht hatten, nämlich
„Kraft aus der Höhe“, die uns in das Verständnis aller Wahrheit, so
bald sie an der Zeit ist, verstanden zu werden, leiten und, wie verheißen
ist, uns sogar Zukünftiges zeigen würde. Folglich sollen wir zur
rechten Zeit volles Verständnis über die Art und Weise, die Zeit und die
begleitenden Umstände seiner Erscheinung erlangen; und wenn wir treulich
darauf aufpassen und achten, so wird dies nicht weniger überzeugend sein,
als wie die Beweise der Auferstehung unseres Herrn für die erste Kirche,
wenn auch von anderer Art.
Dass
unser Herr bei seiner Wiederkunft die menschliche Form annehmen und so den
Menschen erscheinen könnte, wie er mit seinen Jüngern nach seiner
Auferstehung tat, darüber kann kein Zweifel sein; denn nicht nur während
jener vierzig Tage erschien er selbst in menschlicher Form, auch in früherer
Zeit bekundeten andere Geistwesen die Macht, als Menschen im Fleisch und
in verschiedenen Gestalten zu erscheinen. Aber solche Kundmachung würde
mit der ganzen Haltung des Planes Gottes außer Harmonie stehen sowie auch
mit den Andeutungen der Schrift, die uns, wie wir noch sehen werden, über
die Art und Weise seiner Offenbarung gegeben sind. Statt dessen ist es des
Herrn Plan, dass er sein geistiges Königreich, sein Vorhandensein und
seine Macht durch menschliche, irdische Werkzeuge mitteilen, auswirken und
kund werden lassen will. Gerade wie der Fürst dieser Welt, Satan, einen
weitreichenden Einfluss in der Welt durch diejenigen ausübt, die ihm
ergeben und von ihm besessen sind und von seinem Geist geleitet werden, so
wird der neue Fürst des Friedens, der Herr, hauptsächlich in und durch
menschliche Wesen, die ihm untertan sind und ihm gehören und von seinem
Geist geführt werden, wirken und seine Gegenwart und Macht kundtun.
Es
gibt nicht nur ein Sehen mit dem natürlichen Auge und ein Hören mit dem
leiblichen Ohr. „Niemand hat Gott jemals (so) gesehen“, doch haben ihn
alle Kinder Gottes gesehen und gekannt und haben Gemeinschaft mit ihm. (Joh.
1:18; 5:37;14:7) Wir hören Gottes Ruf, unsere „hohe Berufung“,
wir hören die Stimme unseres Hirten und sehen beständig auf Jesum und
sehen das Kleinod, den Preis, die Krone des Lebens, die er verheißen hat
- aber nicht mit natürlichen Gesicht und Gehör, sondern mit unserem
Verständnis. Viel köstlicher ist es, dass wir unseren verherrlichten
Herrn als den geistigen, hoch erhöhten König der Herrlichkeit, der unser
Erlöser und zugleich unser König ist, mit dem Auge des Verständnisses
und Glaubens schauen als mit dem natürlichen Auge ihn sehen, wie er vor
Pfingsten war.
Es
war notwendig, dass unser Herr nach seiner Auferstehung seinen Jüngern so
erschien, wie er es tat. Bei seiner Wiederkunft wird das nicht mehr sein.
Sein Zweck wird dann besser auf andere Weise erreicht werden. Ja, bei
seiner Wiederkunft so zu erscheinen, würde seinem dann zu erreichenden
Ziel geradezu verderblich sein. Seine Absicht bei seinem Erscheinen vor
seinen Jüngern nach seiner Auferstehung war, sie davon zu überzeugen,
dass er, der da tot war, nun lebe in Ewigkeit, dass sie als Zeugen der
Tatsache seiner Auferstehung hinausgehen könnten (Luk. 24:48), und dass
ihr Zeugnis einen sicheren Grund für den Glauben künftiger Geschlechter
darbiete. Da kein Mensch ohne den Glauben an Christum zu Gott kommen und
den heiligen Geist der Annahme zur Sohnschaft empfangen kann, so war es
nicht nur wegen der damaligen Jünger, sondern auch aller Jünger wegen
notwendig, dass die Beweise seiner Auferstehung und Verwandlung
solcher Art waren, dass natürliche Menschen es verstehen
und wert schätzen könnten. Nachdem sie des heiligen Geistes teilhaftig
geworden und geistige Sachen verstanden haben(siehe 1. Kor. 2:12-16), hätten
sie den Engeln am Grab glauben können, dass er aus dem Todeszustand
auferstanden sei, selbst wenn sie den fleischlichen Leib des Menschen
Christus Jesus noch im Grab hätten liegen sehen. Doch nicht so vorher. Da
musste der Leib fort sein, um ihnen den Glauben an seine Auferstehung möglich
zu machen. Nachdem der heilige Geist sie befähigt hatte, geistige Dinge
zu erkennen, hätten sie dem Zeugnis der Propheten glauben können, dass
er sterben musste und von den Toten auferstehen und als König der
Herrlichkeit hoch erhöht werden würde, ohne dass es für sie notwendig
war, dass Jesus als Mensch erscheine und verschiedene Fleischesleiber als
ein Umhängsel annehme, so dass sie ihn betasten und gen Himmel fahren
sehen konnten. Doch all dies war für sie und für uns alle, als
natürliche Menschen, notwendig, damit wir durch den Glauben an ihn und
durch ihn zu Gott kämen und Vergebung der Sünden und den Geist der
Kindschaft empfingen; auf dass wir dahin kämen, geistige Dinge zu
verstehen; wie solches zum Verständnis der Wahrheit erforderlich ist.
Indem
der Herr durch Ansichnehmen der menschlichen Form die äußerlichen
Hindernisse des Glaubens entfernte, überzeugte er die Jünger und
bereitete sie so vor, Zeugen für andere zu werden. Er tat dies aber nicht
durch äußerliches Sehen und leibliche Berührung, sondern indem er mit
ihnen aus der Schrift handelte. „Dann öffnete er ihnen das Verständnis,
um die Schriften zu verstehen, und sprach zu ihnen: Also steht geschrieben
und also musste Christus leiden und am dritten Tag auferstehen aus den
Toten und in seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden gepredigt werden
allen Nationen, anfangend von Jerusalem. Ihr aber seid Zeugen hiervon.“
(Luk. 24:45-48) Petrus nennt diesen Zweck gleichfalls deutlich, wenn sagt:
„Diesen hat Gott am dritten Tag auferweckt und ihn sichtbar werden
lassen, nicht dem ganzen Volk, sondern den von Gott zuvor erwählten
Zeugen, uns, die wir mit ihm gegessen und getrunken haben, nachdem er aus
den Toten auferstanden war. Und er hat uns befohlen, dem Volk zu predigen
und ernstlich zu bezeugen, dass er der von Gott verordnete Richter der
Lebendigen und der Toten ist.“ - Apg. 10:40-42
Es
war für unsern Herrn seit seiner Auferstehung einfach eine Frage der
Zweckmäßigkeit, auf welche Weise er seinen Jüngern erscheinen sollte,
um seine Absicht, sie mit seiner Auferstehung und Naturverwandlung
vertraut zu machen, zu erreichen. Wäre er als Feuerflamme erschienen, wie
jener Engel in dem brennenden Busch (2. Mose 3:2), so hätte er wohl auch
so mit ihnen verhandeln können, aber der so gegebene Augenschein würde
sowohl für die Apostel als auch für die Welt im großen weit weniger überzeugend
gewesen sein als die Weise, die er anwandte.
Wenn
er in der Herrlichkeit seiner geistigen Gestalt erschienen wäre, wie der
Engel dem Daniel (Dan. 10:5-8), so wäre die Herrlichkeit größer gewesen,
als die Zeugen hätten ertragen können. Sie würden aller
Wahrscheinlichkeit nach so aufgeregt worden sein, dass sie unfähig
gewesen wären, seine Anweisungen entgegen zu nehmen. Keinem anderen als
Paulus allein hat der Herr sich so gezeigt; und Paulus war von dem Strahl
seiner Herrlichkeit so überwältigt, dass er zu Boden fiel und von dem
Licht heller als der Sonne Glanz am Mittag geblendet wurde.
Bei
unserer Untersuchung, auf welche Weise unser Herr während jener vierzig
Tage sich offenbarte, sahen wir, dass er sich vor den auserwählten Zeugen
nur einige wenige Male sehen
ließ und das nur für kurze Zeit. Wäre die ganze Zeit seines
Offenbarseins auf einen Tag zusammengedrängt gewesen statt in Zwischenräumen
während der vierzig Tage, so wären es vielleicht kaum zwölf Stunden
oder der achtzigste Teil der ganzen Zeit gewesen. Da dies der Fall ist, so
ist klar, dass er ungefähr neunundsiebzig Achtzigstel jenes
Zeitabschnittes von vierzig Tagen unsichtbar bei ihnen gegenwärtig war.
Und selbst wenn sie solche Sichtbarwerdungen erlebten, so geschahen diese
(ausgenommen einmal für Thomas) nicht in der Gestalt, die ihnen während
dreier Jahre so genau bekannt geworden war und die sie noch wenige Tage
vorher gesehen hatten. Es ist nicht einmal angedeutet, dass sie ihn an
seinen Gesichtszügen erkannten, noch auch an derselben Gestalt, die er
bei anderen Sichtbarwerdungen hatte.
Maria
hält ihn für „den Gärtner“, den beiden auf ihrem Weg nach Emmaus
war er ein „Fremdling“. Auch den Fischern auf dem Galiläischen Meer
und den Elfen in dem Obersaal war er ein Unbekannter. Jedes Mal wurde er
an seinem Tun, an seinen Worten oder an dem bekannten Ton seiner Stimme
erkannt. Als Thomas, der zuerst nicht zugegen war, ausrief, dass er nur
einen Beweis für sein leibliches Auge und für körperliche Berührung
annehmen würde, verwies ihm dies der Herr freundlich, obgleich er die
Forderung bewilligte, und sagte: „Weil du mich gesehen hast, hast du
geglaubt: glückselig, die nicht gesehen und (doch) geglaubt haben.“ (Joh.
20:27-29) Der stärkere Beweis war der, der nicht dem leiblichen Sehen
geliefert wurde, und glücklicher sind die, die bereit sind, die Wahrheit
anzunehmen, welcherlei Beweise Gott auch dafür geben möge.
So
zeigte ihnen Jesus, dass er jetzt nicht nur die Macht hatte, in
unterschiedlicher Weise und Gestalt zu erscheinen, sondern auch, dass
keiner der Leiber, den sie sahen, sein geistiger, herrlicher Leib war, und
doch wurde die Tatsache seiner Auferstehung und Gegenwart ihnen hierdurch
kund gemacht. Die verschiedenen Gestalten und die langen Zwischenräume
unsichtbarer Gegenwart, da keine äußere Kundgebung stattfand, machten es
klar und deutlich, dass ihr Herr und Meister nun ein Geistwesen sei, in
Wirklichkeit für Menschen unsichtbar, doch mit der Fähigkeit begabt,
seine Gegenwart und Macht auf die verschiedenartigste Weise und nach
Gefallen kund zu tun. (Anmerkung: Der Vorfall, den Lukas (4:30)
berichtet, sollte nicht für dasselbe wie sein Erscheinen und Verschwinden
nach seiner Auferstehung gehalten werden. Dort war es kein Verschwinden im
Sinne von Unsichtbarwerden. Es war bloß ein rasches und entschiedenes
Vorwärtsbewegen, durch welches er die mörderischen Absichten seiner
Feinde vereitelte. Ehe sie ihren Plan, ihn zu ermorden, ausgeführt hatten,
ging er mitten durch sie hindurch. Niemand hatte den Mut oder die Macht
ihn anzutasten, weil seine Stunde noch nicht gekommen war.)
Das
Erschaffen des Leibes und der Kleidung, in der er ihnen erschien, in dem
Zimmer sogar, in dem sie versammelt waren, war ein unzweifelhafter Beweis
dafür, dass Christus kein menschliches Wesen mehr sei, wenn er auch
seinen Jünger versichert, dass der Leib, den sie sahen und den Thomas
betastete, ein wahrhaftiger Leib von Fleisch und Bein und keine bloße
Vision oder Einbildung war. (Niemand nehme voreilig an, dass wir hier
dem Spiritismus oder Schwedenborgianismus oder irgendeinem andern Ismus
folgen. Wir gehen einfach dem apostolischen Bericht nach und stellen ihn
logisch zusammen. wir machen einen großen Unterschied zwischen der Lehre
der Bibel und jener Fälschung derselben, die von Satan erfunden und als
Spiritismus bekannt ist, und von dem wir in einem späteren Band handeln
werden. Hier genüge es, darauf hinzuweisen, dass der Spiritismus vorgibt,
zwischen toten Menschen und lebenden Menschen zu vermitteln, während die
Bibel dies verurteilt (Jes. 8:19) und lehrt, dass solche echte und rechte
Vermittlungen nur von Geistwesen wie den Engeln und von unserem Herrn
geschehen; und auch nicht von unserem Herrn, so lange er „der Mensch
Christus Jesus“ war, noch auch so lange er tot war, sondern erst nach
seiner Verwandlung in seiner Auferstehung, da er „ein lebendigmachender
Geist“ wurde.) Als menschliches Wesen konnte er nicht in ein Zimmer
treten, ohne die Tür zu öffnen, aber als Geistwesen konnte er es, und da
erschuf und nahm er einen solchen Leib von Fleisch und solche Kleidung an,
als sich für den beabsichtigten Zweck eignete.
Noch
auch können wir einen Augenblick lang die Meinung billigen, dass unser
Herr etwa unbemerkt die Tür geöffnet habe; denn der Bericht ist zu klar
und deutlich, dass er kam und in ihre Mitte trat, während die Türen
verschlossen waren; wahrscheinlich noch dazu recht sorgfältig verriegelt
- „aus Furcht vor den Juden.“ - Joh. 20:19
Die
Deutlichmachung seiner Naturverwandlung wurde noch mehr durch die Art und
Weise, wie er ihren Gesichtskreis verließ, verschärft. „Er verschwand
vor ihnen.“ Der menschliche Leib von Fleisch und Bein usw. samt dessen
Kleidung, der plötzlich erschien, da die Türen verschlossen waren, ging
nicht zur Tür hinaus, sondern verschwand einfach oder löste sich
in dieselben Elemente auf, aus denen er ihn wenige Augenblicke vorher
erschaffen hatte. Er verschwand vor ihnen (nicht hinweg von ihnen) und
wurde nicht mehr von ihnen gesehen, sobald dies Fleisch und Bein und die
Kleidung, in welcher er sich offenbart hatte, aufgelöst waren; obwohl er
ohne Zweifel immer noch bei ihnen unsichtbar gegenwärtig blieb und so
auch meistens während jener vierzig Tage.
Bei
besonderen Gelegenheiten, für besondere Belehrung, verlieh Gott anderen
Geistwesen, den Engeln, ähnliche Macht, wodurch es ihnen möglich wurde,
als Menschen in Leibern von Fleisch und Bein zu erscheinen. Da aßen und
sprachen sie mit denen, die sie belehrten, gerade wie unser Herr es tat. -
siehe 1. Mose 18; Richter 6:11-22; 13:20; und die Bemerkungen darüber in
Band 1.
Die
Macht, die unser Herr und die Engel bekundeten, da sie die Kleidung, in
der sie erschienen, erschufen und auflösten, war gerade so übermenschlich
wie die Erschaffung und Auflösung ihrer angenommenen menschlichen Leiber;
und diese Leiber waren eben sowenig ihre herrlichen, geistigen Leiber als
diese Kleider deren Kleidung war. Man wird sich erinnern, dass das ungenähte
Kleid und die anderen Kleidungsstücke, die unser Erlöser trug, von den römischen
Soldaten geteilt worden waren, und dass die Grabtücher sorgfältig
zusammengefaltet und im Grab beiseite gelegt worden waren (Joh. 19:23, 24;
20:5-7), so dass die Kleidung, in der er in den erwähnten Fällen
erschien, besonders erschaffen worden sein muss, und wahrscheinlich war es
für jeden Fall das allergeeignetste. Als er z.B. der Maria als Gärtner
erschien, so geschah es wahrscheinlich in eigentlicher Gärtnerkleidung.
Dass
die Leiber, in denen unser Herr erschien, wirkliche, menschliche Leiber
waren und nicht bloßer Schein, das gab er ihnen deutlich zu verstehen,
als er vor ihnen aß und sie aufforderte, ihn zu befühlen und zuzusehen,
dass der Leib wirkliches Fleisch und Gebein war und sprach: „Was seid
ihr bestürzt?....Sehet meine Hände und meine Füße, dass ich es bin;
betastet mich und sehet, denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie
ihr sehet, dass ich habe.“
Manche
Christen ziehen sehr abgeschmackte Schlüsse aus diesem Ausspruch unseres
Herrn in betreff der Wahrhaftigkeit seines angenommenen
Fleisch-und-Bein-Leibes. Sie denken sich die angenommenen Leiber als
seinen geistigen Leib und erklären, dass ein Geist Fleisch und Bein ist
gerade wie ein menschlicher Leib, ausgenommen, dass ein unbeschreibliches
etwas, das sie Geist nennen, statt des Blutes durch seine Adern strömt.
Sie scheinen die Aussage unseres Herrn aus dem Auge zu lassen, dass dies
kein geistiger Leib war - dass ein Geistwesen kein Fleisch und Bein hat.
Sie vergessen auch des Johannes Ausspruch, dass es „noch nicht
erschienen ist„, was ein geistiger Leib ist, und dass wir es nicht eher
wissen werden, als bis wir verwandelt und ihm gleich gemacht worden und
ihn sehen werden, nicht wie er war, sondern wie er ist. (1. Joh. 3:2) Sie
vergessen ferner, was der Apostel Paulus sagt, dass „Fleisch und Blut“
Gottes Königreich nicht ererben kann; und seine weitere Zusicherung, dass
darum alle Miterben Christi auch „verwandelt“ werden müssen. -
1. Kor. 15:50, 51
Viele
Christen haben die Idee, dass der herrliche, geistige Leib unseres Herrn
genau derselbe Leib sei, der gekreuzigt und in Josephs Grab gelegt wurde.
Sie erwarten, wenn sie den Herrn in seiner Herrlichkeit sehen werden, ihn
an den vernarbten Wunden zu erkennen, die er auf Golgatha empfing. Das ist
ein großer Irrtum, den ein klein wenig Nachdenken offenbar machen sollte.
Zuerst würde es beweisen, dass sein Auferstehungsleib kein herrlicher und
vollkommener, sondern ein vernarbter und verunstalteter wäre. Zweitens würde
es beweisen, dass wir wissen, was ein geistiger Leib ist, trotzdem der
Apostel das Gegenteil sagt. Drittens würde es beweisen, dass der
Kaufpreis unserer Erlösung zurückgenommen worden ist, denn Jesus sagte:
„Mein Fleisch ist das Brot, welches ich geben werde für das Leben der
Welt.“ Es war sein Fleisch, sein Leben als Mensch, seine menschliche
Natur, die er zu unserer Erlösung aufopferte. Und als er durch die Macht
des Vaters zu neuem Leben auferweckt wurde, geschah dies nicht zu
menschlichem Dasein, weil dieses als unser Kaufpreis geopfert war; und
wenn dieser Preis zurückgenommen worden wäre, so wären wir noch unter
der Verurteilung zum Tode und ohne Hoffnung in der Welt, ja, die
elendesten unter allen Menschen.
Wir
haben nicht mehr Grund zu der Annahme, dass unseres Herrn geistiger Leib
seit seiner Auferstehung ein menschlicher Leib ist, als zu der, dass sein
geistiger Leib vor seinem Ins-Fleisch-Kommen ein menschlicher war, oder
dass andere Geistwesen menschliche Leiber haben; denn ein Geist hat nicht
Fleisch und Bein; und der Apostel Petrus sagt, dass unser Herr „getötet
worden ist im Fleisch, aber lebendig gemacht im Geist.“
Der
menschliche Leib unseres Herrn wurde jedoch übernatürlicherweise aus dem
Grab entfernt; denn wäre er dort verblieben, so würde dies ein unübersteigbares
Hindernis für den Glauben der Jünger gewesen sein. Sie waren noch nicht
in geistlichen Dingen bewandert - denn „der Geist war noch nicht da.“
(Joh. 7:39) Wir wissen nicht, was daraus wurde, ausgenommen, dass er nicht
verwest ist. (Apg. 2:27, 31) Ob er sich in Gas auflöste oder ob er noch
irgendwo aufbewahrt wird als großes Erinnerungszeichen der Liebe Gottes,
des Gehorsams Christi und unserer Erlösung, weiß niemand; noch ist
solches zu wissen nötig. Dass Gott den Leib des Moses wunderbarerweise
verbarg, wird uns bezeugt (5. Mose 34:6; Judas 9); und dass zur Erinnerung
ein goldenes Gefäß voll Manna (das in die Lade unter den Gnadenthron
getan wurde und ein Symbol für des Fleisches unseres Herrn, des
Himmelbrotes, war) wunderbar von Gott erhalten wurde, wissen wir auch. (2.
Mose 16:20, 33; Hebr. 9:4; Joh. 6:51-58) Es würde uns daher gar nicht
wundern, wenn Gott das für die Welt gegebene Lösegeld, den für uns
gekreuzigten Fleischesleib, der nicht verderben durfte, als ein ewiges
Zeugnis unendlicher Liebe und vollkommenen Gehorsams aufbewahrt hätte und
ihn in seinem Königreich der Welt zeigen würde. Es ist wenigstens möglich,
dass Joh. 19:37 und Sach. 12:10 solch eine Erfüllung haben mögen.
Diejenigen, die schrieen: „Kreuzige ihn!“ mögen vielleicht noch als
Zeugen denselben Leib identifizieren oder wiedererkennen, der vom Speer
durchstochen und von den Nägeln und Dornen zerrissen wurde.
Die
Annahme, dass der herrliche Leib unseres Herrn noch ein Leib aus Fleisch
sei, würde ein sonderbares und plötzliches Erscheinen und Verschwinden während
jener vierzig Tage vor seiner Himmelfahrt nicht im geringsten erklären.
Wie konnte er so plötzlich erscheinen und verschwinden? Wie hielt er sich
fast beständig unsichtbar während jener vierzig Tage? Und wie kam es,
dass seine Erscheinung jedes Mal so anders war, so dass er nicht als
derselbe erkannt wurde, der vorher erschienen war, oder als der, welcher
vor seiner Kreuzigung, nur ein paar Tage vorher, allen so wohlbekannt und
von allen so geliebt war?
Es
geht nicht an zu sagen, dass dies Wunder gewesen seien, denn dann sollte
doch irgendein Nutzen oder eine Notwendigkeit dafür namhaft gemacht
werden. Wenn sein Leib nach seiner Auferstehung Fleisch und Bein war und
genau derselbe Leib, der gekreuzigt wurde, mit all den Kennzeichen und
Wundmalen, warum verrichtete er Wunder, die diesen Umstand nicht erhärteten,
sondern geradezu berechnet waren, das Gegenteil zu lehren: dass er selbst
nicht mehr menschlich - Fleisch und Bein - sei, sondern ein Geistwesen,
das da gehen und kommen könne wie der Wind, so dass niemand sagen könnte,
woher er kam oder wohin er ging? Gerade zu dem Zweck, sie zu unterweisen,
dass er selbst nicht mehr Fleisch und Bein sei, erschien er wie ein Mensch
in verschiedenen Fleisch-und-Bein-Leibern, die er erschuf und auflöste,
je nachdem die Gelegenheit es erforderte.
Vor
seiner Kreuzigung hatte unser Herr mit seinen Jüngern auf vertrautem Fuß
gestanden, aber nach seiner Auferstehung war sein Verhalten gegen sie mehr
zurückhaltend, obgleich er sie nicht weniger liebte. Dies geschah ohne
Zweifel darum, den Eindruck von der Würde und Ehre seiner hohen Erhöhung
um so nachdrücklicher zu machen und ihnen die rechte Ehrfurcht vor seiner
Person und Autorität einzuflößen. Obwohl ihm als Menschen nie jene Würde
des Betragens abging, die Respekt forderte, so war doch seit seiner
Verwandlung zur göttlichen Natur eine größere Zurückhaltung nötig und
angebracht. Solche Zurückhaltung wurde stets von Jehova seinen Geschöpfen
gegenüber beobachtet und unter Umständen ist sie ganz am Platz. Diese
Zurückhaltung kennzeichnet den ganzen Verkehr des Herrn mit seinen Jüngern
seit seiner Auferstehung. Derselbe war jedes Mal sehr kurz, wie er denn
gesagt hatte: „Ich werde nicht mehr vieles mit euch reden.“ - Joh.
14:30
Wer
da glaubt, dass unser himmlischer Vater ein Geist und kein Mensch ist,
sollte keine Schwierigkeit haben einzusehen, dass unser Herr (der jetzt
zur göttlichen Natur erhöht und nicht nur ein moralisches Ebenbild
Gottes ist, sondern geradezu „der Abdruck des Wesens - oder der Person -
des Vaters“) nun nicht mehr ein Mensch, sondern ein Geistwesen ist, das
kein Mensch ohne Wunder gesehen hat noch sehen kann. Es ist ebenso unmöglich
für einen Menschen, die unverschleierte Herrlichkeit des Herrn Jesus zu
sehen, als es unmöglich ist, Jehova zu schauen. Bedenke einen Augenblick,
welche Wirkung selbst die wiedergestrahlte geistliche Herrlichkeit auf
Mose und Israel am Sinai hatte. (Hebr. 12:21; 2. Mose 19; 20:19-21;
33:20-23; 34:29-35) „Und so furchtbar war die Erscheinung (so überwältigend
und Furcht einflößend), dass Mose sagte: Ich bin voll Furcht und Zittern.“
Und obgleich Mose auf übernatürlicher Weise gestärkt wurde, die
Herrlichkeit des Herrn zu schauen, und während vierzig Tagen und Nächten
allein bei Gott, überschattet mit seiner Herrlichkeit und ohne Essen und
Trinken, das göttliche Gesetz empfing und niederschrieb (2. Mose 34:28),
wurde ihm dennoch gesagt, als er begehrte, den Herrn von Angesicht zu
Angesicht zu sehen. „Mein Angesicht kannst du nicht sehen; denn kein
Mensch wird leben, der mich sieht.“ (2. Mose 33:20) Alles, was Mose also
sah, war eine Erscheinung, die Gott darstellte, und mehr war nicht möglich.
Dies stimmt auch mit der Aussage des Apostels: „Niemand hat Gott je
gesehen.“ Das ist der König, der Unsterbliche, der Unsichtbare, „welchen
kein Mensch gesehen hat noch (je) sehen kann.“ (1. Tim. 6:15-16) Dass
aber Geistwesen Gott, der selbst ein Geistwesen ist, sehen können und
sehen, wird klar bezeugt. - Matth. 18:10
Wenn
unser Herr noch „der Mensch Christus Jesus“ ist, „der sich selbst
zum Ersatzlösegeld gab“ - wenn er, getötet im Fleisch, wieder lebendig
gemacht wurde im Fleisch und nicht, wie der Apostel bezeugt, als ein
lebendigmachender Geist, dann ist er statt höher als die Engel und über
alles, was im Himmel und auf Erden genannt werden mag, erhöht zu sein,
nur und allerdings noch ein Mensch. Und wenn er die Knechtsgestalt noch
beibehält, die er zum Zweck des Leidens des Todes für jedermann an sich
nahm, und wenn er noch immer „ein wenig unter die Engel erniedrigt“
ist, dann kann er auch niemals Gott sehen. Doch wie ungereimt solche
Ansicht, wenn man sie völlig im Licht des apostolischen Zeugnisses prüft.
Bedenke auch, wenn das Fleisch des Herrn, das mit Nägeln und Speer und
der Dornenkrone durchstochen und verwundet war und die Schmerzensspuren
trug, sein herrlicher, geistiger Leib ist, und wenn die Narben und
verstellten menschlichen Züge zu der Erscheinung des erhöhten Herrn gehören,
dass er dann weit entfernt von Schönheit wäre, selbst wenn wir die um
unser willen erhaltenen Wunden liebten. Wenn er so einen unvollkommenen,
vernarbten und verunstalteten Leib trägt, und wenn wir werden sollen, wie
er ist, würde es nicht erfordern, dass die Apostel und Heiligen, die
gekreuzigt, geköpft, gesteinigt, verbrannt, in Stücke gesägt, von
wilden Tieren zerrissen wurden, sowie die, welche Unfälle betrafen, alle
ihre einstigen Schäden und Narben trügen? Und würde dann nicht der
Himmel für alle Ewigkeit eins der schrecklichsten Schauspiele darbieten?
Doch das ist nicht so und niemand könnte lang solch eine unvernünftige
und nicht schriftgemäße Ansicht festhalten. Geistwesen sind in jeder
Hinsicht vollkommen; und so erinnert der Apostel die Christen, die da
Erben himmlischer oder geistiger Ehre und Herrlichkeit sind, dass, obwohl
es (im Tode) gesät wird in Schwachheit (mit Wunden und Narben usw.), es (das
Wesen) in Kraft auferstehen wird; obwohl es in Unehre (mit den Zügen der
Sorge und des Kummers usw.) gesät wird, es in Herrlichkeit auferstehen
wird; obwohl es als ein natürlicher Leib (buchstäblich übersetzt: ein
tierischer Leib) gesät wird, so wird es als ein geistiger Leib auferweckt;
und dass wie wir das Bild oder die Form des irdischen Vaters getragen
haben, so sollen wir die Form, das Ebenbild, des himmlischen Herrn tragen.
(1. Kor. 15:42-51) Unser Herr nahm eine Zeitlang um unsertwillen das Bild
oder die Gestalt des Irdischen an sich, damit er uns erlöse. Bei seiner
Auferstehung aber wurde er der himmlische Herr (Röm. 14:9); und wenn wir
treu bleiben, sollen auch wir bald das Bild, die Gestalt, des himmlischen
Herrn (geistige Leiber) tragen, wie wir jetzt noch die Gestalt des
irdischen Herrn (Adams), menschliche Leiber, tragen.
Denket
an Paulus - um einer der Apostel, ein Zeuge, sein zu können, musste er
den Herrn nach seiner Auferstehung sehen. Er war keiner derer, die die
Kundmachung seiner Auferstehung und Gegenwart während der vierzig Tage
sahen, daher wurde ihm ein besonderer kurzer Anblick des Herrn gewährt.
Aber er sah ihn nicht wie die anderen, nicht verschleiert in Fleisch und
Gewänder verschiedener Form. Der bloße Blick auf die unverhüllte
Herrlichkeit der Person des Herrn bewirkte, dass er zu Boden fiel,
geblendet durch eine die Herrlichkeit der Mittagssonne überstrahlende
Herrlichkeit. Von dieser Blindheit ihn wieder zu heilen, erforderte es ein
Wunder. (Apg. 9:17, 18) Sah Paulus nicht unsern Herrn wie er ist, als
Geistwesen? Und erschien unser Herr während der vierzig Tage nicht wie er
war, das bedeutet wie er vordem gewesen war, um der besonderen schon
angedeuteten Zwecke und Gründe willen? Darüber ist kein Zweifel möglich.
Aber der Herr hatte einen Zweck, Paulus so zu erscheinen, gerade wie er
einen anderen Zweck verfolgte, als er den anderen anders erschien. Diesen
Zweck erläutert Paulus, wenn er sagt: „Am letzten aber von allen,
gleichsam der unzeitigen Geburt, erschien er auch mir.“ (1. Kor. 15:8)
Wie die Auferstehung unseres Herrn seine Geburt vom Tod zur vollen
Vollkommenheit geistigen Daseins war (Kol. 1:18; Röm. 8:29), so wird die
Auferstehung der Herauswahl, des Leibes Christi, hier und sonst wo als
eine Geburt betrachtet. In unserer Geburt oder Auferstehung als Geistwesen
werden wir den Herrn sehen, wie er ist, gerade wie Paulus ihn sah;
aber, da wir dann verwandelt oder als Geistwesen geboren sind,
werden wir nicht niedergeschmettert, noch durch den Anblick der herrlichen
Person unseres Herrn geblendet werden. Die Worte des Apostel Paulus sagen,
dass er ihn sah, wie wir ihn sehen werden - „wie er ist.“ Er
sah ihn, wie der ganze Leib Christi ihn sehen wird, aber unzeitig,
vor der rechten Zeit, ehe er vom Tode geboren und fähig war, es zu
ertragen; und doch „wie“ jeder, der so geboren wird, ihn zu seiner
Zeit sehen wird.
Der
vom Berg herabsteigende Mose, der Israel den Gesetzesbund übermitteln
sollte, war ein Vorbild des größeren Gesetzgebers und Mittlers des Neuen
Bundes, der bei seinem zweiten Advent auf den Plan treten wird, um die
Welt zu regieren und zu segnen. Mose schattete daher die ganze Herauswahl
ab, deren Haupt unser Herr ist. Das Angesicht Mose war von Glanz erfüllt,
so dass das Volk ihn nicht ansehen konnte, und er musste seitdem einen
Schleier als Vorbild der geistigen Herrlichkeit des Christus tragen. Das
ist eine Veranschaulichung des Punktes, den wir jetzt untersuchen.
Christus hat die wahre Herrlichkeit und den echten Glanz. Er ist der
Abdruck oder das ausdrückliche Ebenbild der Person des Vaters; und wir
sollen werden, wie er ist, und kein Mensch kann diese Herrlichkeit schauen.
Was für Kundgebungen des Gesetzgebers daher auch vor der Welt stattfinden
werden, wenn die Herrlichkeit des Herrn geoffenbart werden wird, die
Herrlichkeit der geistigen Personen kann man nicht sehen. Sie werden durch
den Schleier - das bedeutet verhüllt - reden. Dies, sowie noch mehr,
bedeutet der Schleier Mose. - 2. Mose 34:30-33
Je
mehr wir der Sache unsere sorgfältige Aufmerksamkeit schenken, desto mehr
erkennen wir die in der Art und Weise der Kundmachung der Auferstehung
unseres Herrn den Aposteln gegenüber angewandte göttliche Weisheit. Sie
sollten durchaus befriedigte und zuverlässige Zeugen sein, damit die Demütigen
der Welt imstande wären, ihr Zeugnis anzunehmen und zu glauben, dass
unser Herr von den Toten auferstanden ist, damit sie ihn als den, der da
tot war und siehe, er lebt für immer, erkennen und im Glauben durch ihn
zu Gott kommen könnten. Wenn wir ihn unter der Leitung des heiligen
Geistes der Wahrheit betrachten, so erweitert sich unser Begriff, und wir
sehen ihn nicht mehr als den Menschen Jesus Christus, sondern als den
Herrn der Herrlichkeit und Kraft, als den Teilhaber der göttlichen Natur.
So kennen wir ihn, um dessen Kommen und Königreich die Herauswahl so
lange gebetet und wonach sie sich so sehr gesehnt hat. Wer seine große
Erhöhung recht erkennt, kann bei seiner Wiederkunft keinen Menschen oder
den Fleischesleib, der zum Opfer bereitet und als Lösegeld gegeben wurde,
oder gar die Wunden zu sehen erwarten. Noch sollten wir erwarten, dass er
bei seiner Wiederkunft in verschiedenen Fleisch-und-Bein-Gestalten der
Welt „erscheinen“ oder sich kundmachen werde. Das war für die ersten
Zeugen geboten. Doch jetzt nicht mehr. Seine zweite Gegenwart wird
er, wie wir sehen werden, anders kundtun.
Aus
dem, was wir in Bezug auf Geistwesen und deren Kundwerden früher gesehen
haben, geht hervor, dass es dem in Gottes Wort geoffenbarten Plan zuwider
sein würde, wenn unser Herr bei seiner Wiederkunft entweder durch Auftun
der Augen der Menschen (damit sie seine Herrlichkeit schauen könnten, wie
er mit Paulus und Daniel tat) oder durch das Ansichnehmen eines
menschlichen Leibes offenbaren würde. Ein Erscheinen vor der Welt durch
wunderbares Auftun ihrer Augen würde die Wirkung haben, sie durch den überwältigenden
Anblick fast zu paralysieren (lähmen). Dagegen als Mensch zu
erscheinen hieße, die Würde seiner Stellung herabzusetzen und eine
geringere als die rechte Anschauung über die göttliche Natur und Gestalt
darzubieten. Da jetzt keines von beiden notwendig oder wünschenswert
erscheinen würde, so können wir nicht annehmen, dass dann irgendeine
dieser Verfahrungsweisen eingeschlagen werden wird.
Im
Gegenteil sollten wir erwarten, dass der Christus in derselben Weise im
Fleisch der Menschen geoffenbart werden wird, wie Gott in Jesus Fleisch
geoffenbart war, da er „Fleisch wurde“ und unter den Menschen wohnte.
Wenn die menschliche Natur vollkommen und in Harmonie mit Gott ist, so ist
sie eine Abbildung Gottes im Fleisch. So war der ursprünglich vollkommene
Adam eine Abbildung Gottes und der vollkommene Mensch Jesus Christus
ebenfalls. So konnte Jesus zum Philipper sagen, als dieser den Vater zu
sehen verlangte: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“; er hat
die Abbildung Gottes im Fleisch - „Gott geoffenbart im Fleisch“ -
gesehen.
So
werden auch die einzelnen Glieder der Menschheit, wenn sie nach und nach
zu dem langverloren gewesenen Bild Gottes zurückkommen, Bilder und
Nachbildungen Christi sein. Beim ersten Anfang des Millenniums wird es,
wie wir gesehen haben, Proben vollkommener Menschheit vor den Augen der
Welt geben. (siehe Band 1) Abraham, Isaak und Jakob und die heiligen,
schon geprüften und erprobten Propheten werden „Fürsten“ unter den
Menschen sein und das geistige, unsichtbare Königreich darstellen und
vertreten. In diesen, in deren Fleisch, wird Christus geoffenbart sein,
gerade wie der Vater in seinem Fleisch geoffenbart war; und wenn „wer da
will“ aus der Menschheit Vollkommenheit erreicht und zur vollen Harmonie
mit dem Willen Christi kommt, der wird ein Abbild Gottes und Christi sein,
und in jedem wird Christus geoffenbart sein.
Der
vollkommene Mensch, da er sich ganz Gott geweiht hat, wird imstande sein,
den heiligen Geist und das Wort Gottes vollständig zu erfassen; denn er
ist in Gottes sichtlichem Bilde erschaffen. Ohne Zweifel werden auch
Visionen (Gesichte) und direkte Offenbarungen und gemeinsamer Austausch
zwischen dem geistigen Königreich und seinen irdischen Vertretern freier
und allgemeiner sein als es mit ähnlichen Mitteilungen je der Fall war -
mehr nach der Art und Weise des Verkehrs von Eden, ehe die Sünde
Verurteilung und Trennung von der Gnade und Gemeinschaft Gottes
verursachte.
Nichts
also, weder nach Vernunft noch Schrift, erfordert, dass unser Herr bei
seinem zweiten Advent in verschiedenen Fleisch-und-Bein-Leibern erscheine.
Dass solch ein Verfahren nicht wesentlich ist, geht aus dem Erfolg hervor,
den Satans Reich gehabt hat, der auch durch menschliche Wesen als
Werkzeuge wirkte. Wer an dem Geist des Bösen und des Irrtums teilnimmt,
ist ganz und gar ein Vertreter des großen unsichtbaren Fürsten, der so
in ihrem Fleisch geoffenbaret ist, wenn er auch selbst als Geistwesen vor
Menschen unsichtbar ist.
Der
„verwandelte“ und zu Teilhabern der göttlichen Natur gemachte
Christus (Haupt und Leib) wird so gewiss aus Geistwesen bestehen und
gleichfalls den Menschen unsichtbar sein, wie Satan ein Geistwesen und
unsichtbar ist. Ihre Wirksamkeit wird der Art nach der seinen ähnlich,
wenn auch dem Wesen und der Wirkung nach das gerade Gegenteil derselben
sein. Als Gottes geehrte Werkzeuge (die durch keine Unwissenheit und Schwäche,
wie die meisten Diener Satans, gebunden, sondern vollkommen und „recht
frei“ gemacht sein werden) werden sie aus freier Wahl und Liebe in verständnisvoller
und harmonischer Weise handeln. Das wird der Lohn ihrer Gerechtigkeit sein.
Die
Gegenwart unseres Herrn wird der Welt durch Erweisung „seiner großen
Macht und Herrlichkeit“ offenbar werden; jedoch nicht bloß für das natürliche
Auge, sondern hauptsächlich für die Augen ihres Verständnisses. Das
Verständnis der großen Umwandlung, die der neue Herrscher dann bewirkt,
wird ihnen aufgetan werden. An den Strafen und Segnungen, die durch seine
Regierung der Menschheit alsdann zufließen, werden seine Gegenwart und
sein Regiment erkannt werden.
Seit
lange hat man gemeint, dass Ungemach und Leiden als Strafen für Böses über
die Übeltäter kommen. Da dieses ein natürliches und angemessenes Gesetz
zu sein schien, hat man es ziemlich allgemein angenommen, meinend, es
sollte so sein, selbst wenn es nicht so ist. Doch die unbeugsame
Wirklichkeit stimmt mit der Bibel, dass es bisher der Gottesfürchtige
war, der am meisten Drangsal und Verfolgung auszustehen hatte. (2. Tim.
3:12) Aber an dem „Tag der Trübsal“, der Periode, welche die
Herrschaft des Messias einleitet, wird diese Ordnung umgekehrt. An dem Tag
werden die bösen Mächte gestürzt und nach und nach hergestellte
Gerechtigkeit wird schnellste Vergeltung auf die Übeltäter herabbringen
und Segen auf die, die da Gutes tun. „Drangsal und Angst über jede
Seele eines Menschen, der das Böse vollbringt, ... Herrlichkeit aber und
Ehre und Friede jedem, der das Gute wirkt“ - an dem „Tag des Zornes
und der Offenbarung des gerechten Gerichts Gottes, welcher einem jeden
vergelten wird nach seinen Werken.“ (Röm. 2:9, 10, 5, 6) Und da jetzt
so viel Böses geschieht, wird die Vergeltung zuerst eine sehr schwere
sein, eine „große Drangsal, dergleichen von Anfang der Welt bis jetzt
hin nicht gewesen ist“. In Rache (Vergeltung) und Trübsal und Zorn über
die Völker wird der Herr der Welt die Tatsache des Wechsels der
Verwaltung und der Herrscher kund tun. „Wenn die Gerichte des Herrn die
Erde treffen, lernen die Bewohnern des Erdkreises Gerechtigkeit.“ (Jes.
26:5-11) Sie werden einsehen, dass unter der neuen Ordnung der Dinge, die
da Recht tun erhöht, und die da Übels tun beschränkt und bestraft
werden. Lies aufmerksam Psalm 72:1-19 und 37:1-14. In ihnen ist ein klares
prophetisches Zeugnis niedergelegt in betreff dieses Königreiches und
seiner Wirksamkeit zum Wohle der Demütigen, der Aufrichtigen, der Armen,
der Bedürftigen und Unterdrückten und in betreff des Sturzes des
Monopols (Groß- und Alleinhandels) und jedes ungerechten und drückenden
Systems und der Ausgleichung menschlicher Verhältnisse.
Nach
und nach wird sich auf diese Weise unser König offenbaren. Einige werden
den neuen Herrscher früher als andere erkennen, aber schließlich „werden
ihn sehen (horao - wahrnehmen, erkennen) alle Augen.“ (Offb. 1:7)
Aber „er kommt mit den Wolken“; und während die Wolken der Trübsal
dicht und schwer sind, wenn die Berge (Reiche dieser Welt) erschüttern
und fallen, und die Erde, (die organisierte Gesellschaft) wankt, sich auflöst,
schmilzt, da werden etliche anfangen, das zu erkennen, was wir jetzt als
schon begonnen verkündigen. Sie werden erkennen, dass der große Tag
Jehovas gekommen ist, dass der vorhergesagte Tag der Trübsal und des
Zornes über die Nationen vorhanden ist, und dass Jehovas Gesalbter seine
große Gewalt an sich nimmt und sein Werk, das „Recht zur Richtschur (zu
legen) und die Gerechtigkeit zum Senkblei“ zu machen, beginnt. (Jes.
28:17) „Er muss aber herrschen bis“ er alle Gewalten und Gesetze auf
Erden, die den himmlischen zuwider sind, niedergeworfen hat.
Wenn
die Drangsal wächst, werden die Menschen, freilich vergeblich, in den „Klüften“
und Höhlen, den großen Felsen und Bollwerken der Gesellschaft (Oddfellowtum,
Freimaurertum und Handwerkervereinigungen, Gilden, Trusts und allen
weltlichen und kirchlichen Gesellschaften) und auf den Bergen (Regierungen)
der Erde Schutz suchen und ausrufen: „Fallt auf uns (bedeckt, schützt
uns) und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt
und vor dem Zorn des Lammes; denn gekommen ist der große Tag seines
Zornes.“ - Offb. 6:15-17 (Anmerkung: Das griechische Wort epi, das
hier gebraucht wird, wird gewöhnlich mit auf übersetzt. Es hat aber auch
die Bedeutung von über oder um herum und wird oft so übersetzt. Der
Gedanke ist Schutz und nicht Vernichtung. Die gewöhnliche Ansicht über
diese Stelle, dass sie lehre, dass böse Menschen genug Glauben erlangen würden,
um für das Fallen wirklicher Berge zu beten, ist absurd, mehr als unvernünftig.
Die wirkliche Erfüllung beginnt schon: die Großen, die Reichen und nicht
weniger die Armen suchen in den Klüften, Höhlen und Felsen nach Schutz
und Bedeckung vor dem finster werdenden Sturm, den alle sich
zusammenziehen sehen.)
Der
Mammondienst und Geiz, der da ist Abgötterei, in welchen die ganze Welt
versunken ist, und der in dem Trubel eine so große Rolle spielen wird und
nicht nur für dessen Anhäufung, sondern auch für dessen Bewahrung Sorge
und Mühe erheischt, soll vollständig über den Haufen geworfen werden,
wie es Jes. 2:8-21 und Hesk. 7:17-19 gezeigt wird.
Der
große Tag der Trübsal wird erkannt werden und vor seinem Sturm werden
alle Schutz suchen, obwohl nur wenige verstehen werden, dass die dann auf
Erden ergehenden Gerichte des Herrn das Resultat (die Folge) seiner
Gegenwart, das Aufrichten seiner Autorität und die Erzwingung seiner
Gesetze ist. Endlich jedoch sollen alle den König der Herrlichkeit („sehen“)
erkennen; und alle, die dann Gerechtigkeit lieben, werden ihm mit Freuden
gehorchen und sich gänzlich seinen gerechten Anforderungen fügen.
Das
wird für alle die eine Zeit der Vergeltung sein, die durch Betrug und
Gewalt, oft auch im Namen des Gesetzes und unter seiner Billigung unrechtmäßigerweise
die Rechte (oder das Eigentum) anderer sich angemaßt haben. Die
Vergeltung wird, wie wir gesehen, vom Herrn kommen durch das Sicherheben
der Völkermassen. In ihrer Angst, unwillig einen Taler oder einen Acker
oder ein angemaßtes, langgenossenes und unbestrittenes Recht oder eine
Ehre dieser Art herzugeben, werden viele den Schutz der bisher mächtigen
- bürgerlichen, gesellschaftlichen und kirchlichen - Organisationen
suchen. Sie empfinden, dass alleinstehend sie fallen müssten. Aber sie
werden nicht imstande sein, sich an dem Tag des Zornes des Herrn zu retten.
Der nahende Zusammenstoß und die bevorstehende Vergeltung wird alle
Geschlechter der Erde heulen machen; denn es wird eine Zeit der Drangsal
sein, dergleichen von Anfang der Welt bis jetzt nicht gewesen ist, noch je
sein wird. „Seinetwegen“ werden sie heulen, wenn seine Gerichte auf
natürlichem Wege den großen Trubel verursachen - weil der Herr sich
erhebt zu schrecken und zu erschüttern und die Erde und ihre Verrottung
zu beseitigen. (Jes. 2:21) So weitreichend werden der Trubel und die
Gerichte sein, dass niemand entrinnen wird. Schließlich wird jedes Auge
den Wechsel gewahr werden und erkennen, dass der Herr regiert. Die Trübsal
könnte viel gemildert werden, könnten die Menschen die Prinzipien (Gesetze)
der Gleichheit erkennen und unverzüglich daraufhin handeln; könnten sie
alle ungerechten, wenn auch erlaubten Vorrechte der Vergangenheit übersehen
und denselben entsagen. Aber dies wird ihre Selbstsucht nicht zulassen,
bis die Trübsal die Stolzen zerbrochen und gestürzt, die Mächtigen
gedemütigt und die Niedrigen erhöht haben wird.
Doch
nicht eher, als bis sich der große Tag der Trübsal seinem Ende zuneigt;
nicht bis die Reiche der Nationen zu Staub zermalmt und gänzlich
beseitigt sind, da „keine Stätte für sie gefunden“ wird (im Jahre
1914, wie in dem vorhergehenden Kapitel gezeigt wurde), nicht eher bis Groß
Babylon vollständig zerstört und ihr Einfluss über die Welt gebrochen
ist, wird die große Masse der Menschheit dahin gelangen, die wahre Lage
der Sache einzusehen. Dann werden sie verstehen, dass die große Trübsal,
durch welche sie dann hindurchgegangen sind, das war, was in symbolischer
Sprache: „Der Krieg jenes großen Tages Gottes, des Allmächtigen“ (Offb.
16:14) genannt wird; und dass sie in dem Maße, als sie Irrtum und Unrecht
unterstützten, gegen die Gesetze und Mächte des neuen Reiches und des
neuen Beherrschers der Erde kämpften; und dass sie in dem Maße, als ihre
Zungen und Federn und Hände, ihr Einfluss und ihre Mittel zur
Aufrechterhaltung des Rechts und der Wahrheit in irgendeiner Sache dienten,
auf der Seite des Herrn fochten.
Einige
werden die Bedeutung der Trübsal schneller einsehen als andere, weil die
leichter zu belehren sind; und durch den ganzen Trubel hindurch werden
solche in der Welt vorhanden sein, die über seine Ursache Zeugnis ablegen
werden. Sie werden die Gegenwart des Herrn und die Aufrichtung seines Königreiches,
das den Mächten der Finsternis entgegensteht, als die wahre Ursache der
Trübsal und des Erschütterns und Umsturzes der Gesellschaft verkünden.
Sie werden zeigen, dass jeder, welcher der Wahrheit und Gerechtigkeit
widersteht, ein Feind des neuen Königreiches ist und gar bald schmähliche
Niederlage erleiden muss, es sei denn er ergebe sich schnell. Doch die
Massen werden, wie es immer gewesen ist, den guten Rat nicht beachten, bis
sie unter der eisernen Herrschaft des neuen Königreiches vollständig
niedergebeugt sind. Nur ganz zuletzt werden sie die Torheit ihres Weges
einsehen.
Der
wahre Lehrer und Lichtträger (Matth. 5:14), die wahre Kirche, der Leib
Christi, soll aber nicht in Finsternis bleiben und nicht erst durch die
Offenbarungen seines Zornes und seiner Macht von der Gegenwart ihres Herrn
Einsicht erhalten, wie es mit der Welt sein wird. Besondere Vorkehrung ist
für ihre Erleuchtung getroffen worden. Durch das feste prophetische Wort,
das da scheint an einem dunklen Ort, ist sie deutlich und bestimmt
unterwiesen, was sie zu erwarten hat. (2. Petr. 1:19) Sie soll durch das
prophetische Wort nicht nur vor Entmutigung beschirmt und befähigt werden,
die Bedrängnisse, Fallstricke und Steine des Anstoßens, die an diesem
„bösen Tag“ so überhand nehmen, zu überwinden, und so vor Gott „bewährt“
zu stehen, sondern sie wird auch der Lichtträger und Unterweiser der Welt
sein. So ist die Herauswahl befähigt, der Welt die eigentliche Ursache
der Trübsal nachzuweisen, ihr die Gegenwart des neuen Herrschers anzukündigen
und die Politik, den Plan und den Zweck der neuen Ordnung zu erklären und
die Welt zu belehren, was für sie in Anbetracht dieser Dinge der weiseste
Weg zum Einschlagen sei. Wenn die Menschen auch auf die Unterweisung
zuerst nicht hören werden, bis die Lektion der Unterwürfigkeit durch die
Trübsal ihnen aufgezwungen worden ist, so wird ihr solches Zeugnis doch
dann zum Verständnis der Lektion sehr zustatten kommen. Auf diese Aufgabe
der „Füße“ oder der letzten Glieder der Herauswahl (Kirche), die auf
den Bergen (Reichen) die Herrschaft Christi als begonnen verkündigen,
nimmt Jes. 52:7 Bezug.
Scheinbar
sich widersprechende Schriftstellen
Betreffs
der Art und Weise der Wiederkunft und Erscheinung des Herrn gibt es
etliche Aussagen der Schrift, die, bis sie genau untersucht sind, mit
einander in Widerspruch zu sein scheinen. Jahrhunderte lang haben
dieselben ohne Zweifel dem göttlichen Vorsatz gedient, die Wahrheit zu
verbergen, bis die rechte Zeit zu ihrem Verständnis herbei käme; und
selbst dann noch war es beabsichtigt, sie so vor allen zu verhüllen, die
nicht der besondern Klasse, den Geweihten, angehörten.
Zum
Beispiel, unser Herr sagt: „Siehe, ich komme wie ein Dieb“ und: „Gleichwie
es in den Tagen Noah geschah, also wird es auch in den Tagen des Sohnes
des Menschen sein (in den Tagen seiner Gegenwart): sie aßen, sie tranken,
sie heirateten, sie wurden verheiratet“, „und erkannten es nicht, bis
die Flut kam.“ Und als Jesus „von den Pharisäern gefragt wurde: Wann
kommt das Reich Gottes? antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes
kommt nicht, dass man es beobachten könnte“, nicht mit sichtbarem
Schaugepränge. -
Offb. 16:15; Luk. 17:26, 27, 20; Matth. 24:38,
39
Diese
Schriftstellen sagen deutlich, wie die Wiederkunft des Herrn stattfinden
wird. Sie zeigen, dass er gegenwärtig sein und ein Werk vollbringen wird,
wovon die Welt eine Zeitlang nichts gewahr werden wird. Seine Ankunft muss
daher ruhiger, unbemerkbarerweise vor sich gehen, unbeobachtet von der
Welt und ihr gänzlich unbekannt, gerade „wie ein Dieb“ kommt, ohne
Geräusch, ohne irgendwelche Kundgebung zu machen, welche die
Aufmerksamkeit erregen würde. Wie die Welt in den Tagen Noah ihre
gewohnten Geschäfte weiter verrichtete und nicht im geringsten aus der
Fassung gebracht wurde und ohne den geringsten Glauben an die Predigt des
Noah über die kommende Flut zu haben, so wird auch in dem ersten Teil des
Tages des Herrn die Welt keinen Glauben an die Verkündigung seiner
Gegenwart und des hereinbrechenden Trubels haben. Sie wird ruhig ihre Wege
weiter gehen wie sonst und auf keine solche Predigt achten, bis die große
Flut der Drangsal die alte Welt - die alte Ordnung der Dinge - dahinreißt,
bis sie untergeht, um der vollen Aufrichtung der neuen Ordnung des Königreiches
Gottes unter dem ganzen Himmel Platz zu machen. „Gleichwie die Tage
Noah, also wird auch die Ankunft (die Gegenwart) des Sohnes des Menschen
sein.“ - Matth. 24:37
Aber
auf der anderen Seite finden wir auch Schriftstellen, die beim ersten
Anblick mit diesen in direktem Widerspruch zu stehen scheinen. Zum
Beispiel: „Der Herr wird mit einem Feldgeschrei und
mit der Stimme des Erzengels und mit der Posaune Gottes herniederkommen
vom Himmel.“ „Der Herr Jesus wird geoffenbaret werden vom Himmel mit
den Engeln seiner Macht in flammendem Feuer, wenn er Vergeltung gibt denen,
die Gott nicht kennen, und denen, die dem Evangelium unsers Herrn Jesus
Christus nicht gehorchen.“ „Sie (die Welt) werden den Sohn des
Manschen sehen, kommend auf den Wolken des Himmels mit Macht und großer
Herrlichkeit.“ „Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird
ihn sehen.“ - 1. Thess.
4:16; 2. Thess. 1:7, 8; Matth. 24:30;
Offb. 1:7
Als
Wahrheitssuchern würde es sich für uns nicht schicken, in Anbetracht
dieser Stellen zu sagen, dass die Mehrzahl derselben die Ansicht zu
unterstützen scheine, die wir gerade vorzuziehen geneigt sind, und dann
die anderen zu übersehen. Nein, bis wir eine Anschauung der Sache
erreicht haben, bei der jede Bibelaussage ihre vernünftige Verwertung
findet, sollten wir uns nicht sicher fühlen, dass wir über den
betreffenden Gegenstand die Wahrheit erreicht haben. Eine Aussage Gottes
ist so wahr und eine so sichere Grundlage für den Glauben wie Hunderte;
und es würde weiser sein, ein harmonisches Verständnis zu suchen, als zu
einem Schluss zu gelangen oder eine Theorie anzunehmen, die auf eine
einseitige Auslegung gegründet ist, und so uns selbst und andere zu betrügen.
Im
allgemeinen nehmen sich Christen nicht die Mühe, diese Aussagen zu
harmonieren, und daher sind ihre Ideen so einseitig und unrichtig. Die
letzte Gruppe von Sätzen ist gerade so bestimmt wie die erste und lehrt
doch scheinbar das gerade Gegenteil von einer stillen, unbemerkten, diebähnlichen
Weise bei der Wiederkunft und Gegenwart des Herrn. Hierzu kommen noch zwei
weitere Schilderungen über die Art seines Kommens, auf die wir gewiesen
sind; nämlich: „Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel genommen
worden ist, wird also kommen, wie ihr ihn gen Himmel habt auffahren sehen;“
und „Gleichwie der Blitz ausfährt von Osten und scheint bis gen Westen,
also wird die Ankunft des Sohnes des Menschen sein.“ (Apg. 1:11; Matth.
24:27) Um einen richtigen Schluss zu gewinnen, muss man diesen Stellen
auch das ihnen gebührende Gewicht geben.
Bei
unserer Untersuchung des Gegenstandes sollten wir uns ein Zweifaches
anmerken. Erstens, dass unser Herr es als bestimmte Tatsache hinstellt,
dass sein Königreich ohne äußeres Zuschautragen hergestellt werden wird,
und dass seine Wiederkunft, seine Gegenwart, wie die eines Diebes
sein würde, also genaues und aufmerksames Wachen erfordere, wenn man sie
erkennen wolle. Zweitens, dass alle obigen Texte, die üblicherweise als
Beweis für eine äußere, sichtbare Kundmachung angeführt werden mit
Ausnahme der einen, dass er so kommen werde, wie er hinwegging, in
bildlicher Sprache gefasst sind. Die bildlichen müssen sich immer den
deutlicheren, mehr buchstäblichen Aussprüchen anbequemen, sobald ihr
bildlicher Charakter erkannt wird. Wenn eine buchstäbliche Auslegung je
der Vernunft Gewalt antun würde und ebenso die Stellen in direkten
Widerspruch zu deutlichen Aussagen der Schrift stellt, so sollten solche
Stellen bildlich genommen werden. Die Auslegung solcher bildlichen Stellen
sollte dann im Einklang stehen mit den anderen, die offenbar deutlich und
buchstäblich sind; auch mit dem allgemeinen Charakter und mit dem Zweck
des Planes Gottes muss sie in Harmonie gebracht werden. Wenn wir dies im
vorliegenden Fall tun und dementsprechend die Bilder (Symbole) erkennen
und auslegen, so tritt die schönste Harmonie aller Aussagen zu Tage.
Untersuchen wir nun und sehen, wie vollkommen symbolische und nicht
symbolische (bildliche und nicht bildliche) Aussagen miteinander stimmen.
a
„Der Herr wird mit einem gebietendem Zuruf und der Stimme eines
Erzengels und mit der Posaune Gottes herniederkommen vom Himmel.“
(1. Thess. 4:16) Die hier erwähnte Stimme und Posaune entsprechen in
jeder Weise denselben Bildern, die in Offb. 11:15-19 gebraucht werden.
„Und der siebte Engel posaunte; und es geschahen laute Stimmen in dem
Himmel, welche sprachen: Das Reich der Welt ist unseres Herrn und seines
Christus geworden, und er wird herrschen in die Zeitalter der Zeitalter.
... .Und die Nationen sind zornig geworden, und dein Zorn ist gekommen und
die Zeit der Toten, um gerichtet zu werden“ usw. Die gleichen Ereignisse
werden in Daniels Weissagung erwähnt: - „Und in seiner Zeit wird
Michael (Christus), der große Fürst, aufstehen (die Herrschaft ergreifen)
... und es wird eine Zeit der Drangsal sein, dergleichen nicht gewesen ist,
seitdem eine Nation besteht .... Und viele von denen, die im Staub der
Erde schlafen, werden erwachen.“ So fügt auch Paulus seiner Erwähnung
der Stimmen und Posaunen die Aussage hinzu: „Und die Toten in Christus
werden zuerst auferstehen.“ Und in 2. Tim. 4:1 sagt er ferner, dass
Christus die Lebendigen und die Toten richten werde zur Zeit seiner
Erscheinung und seines Königreiches. Und der Anfang dieses Gerichtes der
lebenden Nationen wird überall als die größte Zeit der Drangsal
beschrieben, welche die Welt je gesehen. - Dan. 12:1
Somit
beziehen sich Paulus, Johannes und Daniel augenscheinlich auf dieselbe
Zeit, auf die Zeit der Erscheinung unseres Herrn und auf die Aufrichtung
seines Königreiches inmitten einer Zeit großer Trübsal und auf die
Ereignisse, die derselben vorhergehen und sie einführen. Alle drei zeigen,
dass dem Auftreten Michaels, den Stimmen und der Posaune das gleiche
Resultat folgt, nämlich Drangsal und Zorn über die Nationen und die
Auferstehung. Beachte nun das Symbol:
„Mit
einem Feldgeschrei.“ - Ein Feldgeschrei ist ein Ausruf, der gehört
werden soll, ein Ausruf nicht von einigen bloß, sondern von vielen, von
einer gemischten Menge. Er wird gewöhnlich angewandt, um in Aufregung und
Schrecken zu versetzen oder um zu ermutigen und beizustehen. Es mag auch
je nach Umständen die eine Wirkung auf die eine Klasse und die
entgegengesetzte auf die andere Klasse haben.
Der
Zustand der Dinge in der Welt während der letzten fünfzehn Jahre
entspricht sehr auffällig diesem Bild. Es sind Weckstimmen, die jetzt
weltweit und ermutigend an alle Menschen ergehen, um sie zu einem Gefühl
für ihre Rechte und Freiheiten als Menschen aufzurütteln, damit sie ihre
gegenseitigen Verhältnisse, die Gesetze, auf denen dieselben sich gründen,
und die Endzwecke, die sie hervorrufen sollten, betrachten. Wo auf der
ganzen Erde ist die zivilisierte Nation, die den Ruf nicht vernommen hat
und davon nicht beeinflusst wurde? Die ganze zivilisierte Welt studiert in
den letzten paar Jahren die politische Ökonomie, bürgerliche Rechte und
soziale Freiheiten, wie noch nie zuvor; und die Menschen rufen sich
ermutigend zu und werden ermutigt, wie noch nie, diese Dinge bis auf den
letzten Grund zu untersuchen. Der ermutigende Feldgeschrei, das mit der
Zunahme der Erkenntnis, des Wissens, unter den Menschen seinen Anfang nahm,
hat schon die Erde umzogen, und unter seinem Einfluss verbinden sich die
Menschen untereinander, von Denkern und Genies unterstützt und ermutigt,
um für ihre wahren und eingebildeten Rechte und Freiheiten einzutreten
und zu fechten. Mit dem Wachstum und Vermehrung ihrer Organisationen wird
das Feldgeschrei lauter und lauter und wird schließlich, wie vorherverkündet,
in die Zeit großer Trübsal und großen Tumultes zürnender Nationen hinüberleiten.
Dieses Resultat wird
ergreifend vom Propheten geschildert: - „Horch! eine Stimme eines Getümmels
auf den Bergen (Königreichen), wie von einem großen Volk; horch! eine
Stimme eines Getöses von Königreichen versammelter Nationen: Jehova der
Heerscharen mustert ein Kriegsheer.“ - Jes. 13:4
„Die
Stimme des Erzengels“ - ist ein weiteres recht bezeichnendes und
sinnvolles Symbol von ähnlicher Bedeutung. Der Name Erzengel bedeutet
Haupt-Sendbote, und unser Herr selbst ist Jehovas Hauptsendbote - der
„Engel des Bundes.“ (Mal. 3:1) Daniel nimmt auf dieselbe Persönlichkeit
Bezug und nennt sie Michael, welcher Name bedeutet: Der wie Gott - ein gar
passender Name für ihn, der da ist „der Abglanz“ seiner (Gottes)
Herrlichkeit und der Abdruck seines Wesens“und der Vertreter seiner
Autorität und Macht. Die Stimme des Erzengels stellt also Christi Autorität
und Kommando vor. Dieses Symbol versinnbildet Christus, wie er seine
Herrschaft an sich nimmt oder seine Regierung antritt und seine Befehle,
seine offiziellen Order, ergehen lässt, indem er den Wechsel der
Heilszeitordnung durch Erzwingung der Gesetze seines Königreiches ankündigt.
Derselbe
Gedanke wird von Daniel etwas anders ausgedrückt, wenn er sagt: Dann wird
Michael, der große Fürst, „aufstehen.“ Aufstehen bedeutet Autorität
an sich nehmen, Kommandos erteilen. Siehe „sich aufmachen“ in Jes.
2:19, 21. Ein weiteres Beispiel dieses Bildes gibt David, der von Christus
prophetisch aussagt: „Er lässt seine Stimme erschallen, die Erde
zerschmilzt.“ Die Erde (organisierte Gesellschaft) wird schmelzen oder
sich auflösen, und die Zeit großer Trübsal wird durch den
Verwaltungswechsel, der in Kraft tritt, wenn der neue König seine
Kommandostimme erheben lässt, beschleunigt. Auf sein Kommando hin müssen
die Systeme des Irrtums auf politischem, sozialem und religiösem Gebiet
fallen, wie alt und fest gewurzelt und befestigt sie auch seien. Das
Schwert aus seinem Mund wird die Zerstörung bewirken: Wahrheit über
jeden Gegenstand und in all ihren verschiedenen Seiten wird die Menschen
richten, und unter Jesus Macht und Überwaltung wird sie den Umsturz des Bösen
und des Irrtums in allen ihren tausenderlei Gestalten herbeiführen.
„Die
Posaune Gottes“ - Manche scheinen ohne weiteres und tieferes Nachdenken
die Meinung zu hegen, dass diese Posaune ein buchstäblicher Schall in der
Luft sein werde. Dies aber wird man als unvernünftige Erwartung erkennen,
wenn man beachtet, dass Paulus hier auf etwas Bezug nimmt, das Johannes
„die siebte Posaune“ nennt als die „letzte Posaune“ in einer
Anzahl symbolischer Posaunen. (Offb. 11:15; 1. Kor. 15:52) Der Beweis,
dass diese Stellen von denselben Posaunen reden, liegt darin, dass bei
jeder die gleichen Ereignisse berichtet werden. Paulus erwähnt die
Auferstehung und die Aufrichtung des Königreiches des Herrn als mit „der
Posaune Gottes“ verbunden, und Johannes erwähnt dasselbe mit noch größerer
Genauigkeit. Wie angemessen ist es auch, sie die „siebte“ oder „letzte
Posaune“, die „Posaune Gottes“ zu nennen? Die Ereignisse nämlich,
die unter den vorhergehenden Posaunen erwähnt werden, beziehen sich auf
das Tun der Menschen, während die siebte es besonders mit dem Werk des
Herrn zu tun hat und den „Tag des Herrn“ umschließt. Da nun die sechs
vorhergehenden Posaunen bildlich waren - und dies wird allgemein von
Auslegern und Forschern der Offenbarung zugegeben - so würde es eine
Verletzung der Vernunft und des gesunden Sinnes sein, die siebte, die
letzte der Reihe, als einen buchstäblichen, hörbaren Schall in der Luft
aufzufassen. Und das nicht allein; es würde auch ganz außer Einklang mit
der sonstigen Verfahrungsweise des Herrn stehen, wie auch mit den Aussagen
der Schrift, die das Geheimnisvolle seiner Wiederkunft andeuten; denn ein
Dieb stößt nie in die Posaune, um seine Ankunft anzuzeigen.
Die
sieben Posaunen der Offenbarung sind alle symbolisch und stellen sieben
große Zeitperioden und ihre Ereignisse dar. Die Untersuchung derselben überlassen
wir einem folgenden Band. Hier genüge es zu sagen, dass wir uns heute
gerade inmitten der Ereignisse befinden, die das Ertönen der siebten
Posaune bezeichnen. Die großen Stimmen, das Zunehmen von Wissen, die
zornigen Völker usw. im Zusammenhang genommen mit den Zeitweissagungen
erhärten dies als eine Tatsache. Viele Ereignisse müssen noch vor sich
gehen, ehe diese siebte oder letzte Posaune zu erschallen aufhört. Zum
Beispiel die Belohnung der Heiligen und Propheten, die Auferweckung aller
Toten usw. Sie umspannt in der Tat die ganze Periode der tausendjährigen
Herrschaft Christi, wie aus den Ereignissen hervorgeht, die unter ihr sich
abspielen sollen. - Offb. 10:7; 11:15, 18
So
finden wir also, dass das „Feldgeschrei“, die „Stimme des Erzengels“
und die „Posaune Gottes“ Symbole und jetzt im Verlauf der Erfüllung
sind. Beachte auch wohl die Tatsache, dass jede der drei genannten
Prophezeiungen (Dan. 12:1; Offb. 11:15 und 1. Thess. 4:16) die Gegenwart
des Herrn in der Zeit, da die erwähnten Ereignisse vor sich gehen, verkünden.
Sie sind gerade zu dem Zweck vorhergesagt worden, um denen, die da Glauben
haben an das Wort der Weissagung, die Art und Weise anzuzeigen, in der
seine unsichtbare Gegenwart sich kundtun würde. Paulus sagt: Der Herr
wird in (begleitet von) einem Feldgeschrei, einer Stimme und Posaune usw.
herabkommen. Johannes sagt: Die Königreiche dieser Welt werden sein
Eigentum werden während der Zeit dieser Ereignisse, und Daniel sagt:
„Und in jener Zeit wird Michael der große Fürst (Christus) aufstehen“
- gegenwärtig sein und seine große Gewalt an sich nehmen. Wenn wir daher
das Feldgeschrei , die Stimme und den Schall der großen Posaune erkennen,
so sollten wir es als Anzeichen annehmen, nicht dass der Herr bald kommen
wird, sondern vielmehr, dass er gekommen und nun gegenwärtig ist und dass
das Erntewerk des Sammeln des Weizens und des Verbrennens des
Scheinweizens (als solchen) schon unterwegs ist. Dies, so werden wir bald
sehen, ist überreichlich durch Zeitprophezeiungen erwiesen. Doch es ist
nicht das natürliche Auge, sondern nur das Auge des Glaubens, das durch
das feste prophetische Wort schaut und seine Gegenwart und sein Werk
unterscheiden kann.
Gerade
hier sollte ein weiterer Umstand nicht übersehen werden, nämlich der,
dass das „Feldgeschrei“, die „Stimme des Erzengels“ und „die
Posaune Gottes“, die oben erläutert wurden, alles Mittel und Wege zur
Ausführung der Erntearbeit des christlichen Zeitalters sind. Wenn wir
daher nicht nur die Bedeutung dieser Symbole (Bilder) erkennen, sondern
auch die vorhergesagten Wirkungen eintreten sehen, so haben wir noch einen
Beweis mehr dafür, dass wir die Symbole richtig ausgelegt haben und auch,
dass wir jetzt in dieser Periode leben, welche die „Ernte“ genannt
wird, und in der das christliche und tausendjährige Zeitalter übereinander
greifen. Das eine geht zu Ende, und das andere fängt an heraufzudämmern,
und beide laufen eine Zeitlang miteinander fort. Bei vielen wird es keiner
Beihilfe bedürfen, das Scheidungswerk zu erkennen, das jetzt zwischen den
wahrhaft Geweihten und den bloßen Namenchristen vor sich geht. Viele können
das bildliche Feuer schon flammen sehen und das „Feldgeschrei“ der Völker,
den Kommandoruf des neuen Königs, Immanuels, wahrnehmen und die
Ereignisse, die „siebte Posaune“ genannt, und die „Wolken“ der Trübsal
erkennen, in denen der Herr kommt, und aus und in welchen seine Macht sich
erweisen soll, alle Dinge sich unterwerfend, erkennen.
Wir
haben schon darauf aufmerksam gemacht (Band 1), dass die Tatsache, dass
man das Erntewerk wirklich vor sich gehen sieht, ein Beweis für die
Gegenwart des Herrn sei. Er erklärte, dass er der Hauptschnitter und
Leiter des ganzen Werkes sein würde. „Siehe, eine weiße Wolke, und auf
der Wolke saß einer gleich dem Sohn des Menschen, welcher auf seinem
Haupt eine goldene Krone und in seiner Hand eine scharfe Sichel hatte. ...
Und der auf der Wolke saß, legte seine Sichel an die Erde und die Erde
wurde geerntet.“ „Zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen,
sammelt“ usw. (Offb. 14:14, 16; Matth. 13:30) Die Erntearbeit wird zu
ihrer Ausführung vierzig Jahre in Anspruch nehmen und mit dem Jahre 1914
enden. Ihre verschiedenen Teile werden nach und nach vollführt werden,
aber alle Tage derselben sind „Tage des Sohnes des Menschen“ - Tage
der Gegenwart und Macht unseres Herrn - die schließlich von allen werden
erkannt werden, zuerst jedoch nur von der Klasse, die der Apostel angibt:
„Ihr Brüder, seid nicht in Finsternis.“
„In
flammendem Feuer.“ - Die nächste dieser symbolischen Aussagen kann
leicht verstanden werden, wenn die Bedeutung der Symbole Feuer usw., die
wir schon erklärt haben (Band 1), im Sinn behalten wird. Sie lautet: Der
Herr Jesus wird geoffenbart werden „vom Himmel mit den Engeln seiner
Macht, in flammendem Feuer, wenn er Vergeltung gibt, denen, die Gott nicht
kennen, und denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesu nicht gehorchen.“
- 2. Thess. 1:8
Buchstäblich
ausgedrückt verstehen wir, dies bedeute, dass an seinem Tag (dem tausendjährigen
Zeitalter) die Gegenwart unseres Herrn der Welt offenbart oder von seiner
Stellung geistiger Herrschaft („Himmel“) aus in dem Zorn und den
Strafen kundgetan wird, die über alles Böse und alle Übeltäter kommen
werden. Es wird verzehrende Rache (Vergeltung) sein, wie das Symbol Feuer
anzeigt, und wird den üblen Systemen, dem Irrtum, der Unterdrückung oder
den boshaften Sündern weder Wurzel noch Zweig lassen; und alle die
Stolzen und alle Übeltäter werden an jenem Millenniumtag wie Stoppeln
verbrannt werden. Am Anfang desselben - in der „Ernte“-Periode - wird
dieses Feuer schrecklich brennen, und Hochmut und Böses, die jetzt so
hoch emporschießen, verzehren. Glücklich die, welche ihren Hochmut und
ihr Böses darangeben, um verzehrt zu werden, auf dass sie selbst nicht
verzehrt werden („in dem zweiten Tod“), wie es etlichen Widerwilligen
augenscheinlich während des Millenniums ergehen wird. Von dieser Zeit
lesen wir: „Siehe, der Tag kommt, brennend wie ein Ofen; und es werden
alle Übermütigen und jeder Täter der Gesetzlosigkeit zu Stoppeln werden,
und der kommende Tag wird sie verbrennen, spricht Jehova der Heerscharen,
so dass er ihnen weder Wurzel noch Zweig lassen wird.“ - Mal. 4:1
Die
„Engel seiner Macht“, Boten oder Werkzeuge sind verschiedene und mögen
wohl mit Recht als sich auf all die verschiedenen Wirksamkeiten, die unser
Herr bei dem Umsturz der üblen Systeme der Gegenwart und zur Züchtigung
der Übeltäter verwendet, beziehend und sie einschließend verstanden
werden; mögen sie nun belebt oder leblos sein.
Während
nun der Zorn und die Vergeltung des Herrn sich so in flammenden Feuer, in
verzehrender Trübsal, wie nie zuvor, kund tut, so allgemein und
weitverbreitet und dem Bösen so verderblich, da werden Gerechtigkeit und
die Gerechten anfangen zur Gunst zu gelangen. Und sobald dies beides mehr
und mehr in die Augen fällt, werden die Menschen anfangen, den Schluss zu
ziehen, dass eine neue Macht die Zügel der menschlichen Angelegenheiten
in die Hand genommen hat; und so wird die Gegenwart unseres Herrn als des
Königs aller Könige der Welt offenbart werden. Er wird geoffenbart
werden „in flammendem Feuer, Vergeltung übend (sowohl) an denen, die
Gott nicht kennen, (die nicht wirklich mit Gott bekannt sind, die aber
trotzdem dem Licht des Gewissens zu gehorchen verfehlen, das alle bis zu
einem gewissen Grad besitzen) und (eben sowohl) an denen, die (während
sie Gott kennen, doch) dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht
gehorchen.“
Unter
den Züchtigungen und bei dem wachsenden Licht und den günstigen Verhältnissen
des Millenniums werden alle zu solch klarer Erkenntnis der Wahrheit und
des Weges der Gerechtigkeit gebracht werden, dass sie ohne die
Entschuldigung der Unwissenheit oder Unfähigkeit, der Wahrheit zu
gehorchen, sein werden; und diejenigen, welche fort und fort Feinde Gottes
und der Gerechtigkeit bleiben, werden mit dauernder Vertilgung (einer
Vertilgung oder Vernichtung, aus der es keine Auferstehung gibt) aus dem
Angesicht (der Gegenwart) des Herrn und von der Herrlichkeit seiner Macht
bestraft werden.
„In
Macht und großer Herrlichkeit.“ - Die nächste Aussage geht dahin, dass
die Welt den Sohn des Menschen kommen sieht, ehe sein Königreich voll
aufgerichtet ist oder seine Miterben alle gesammelt und mit ihm erhöht
sind; und wenn sie ihn kommen sehen, sollen alle Stämme der Erde
wehklagen - „Sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen mit Macht und
großer Herrlichkeit.“
Schon
jetzt sieht die Welt die Trübsalwolken sich sammeln und dunkler werden.
Sie merken, dass in den Angelegenheiten der Menschen jetzt eine Gewalt tätig
ist, mit der sie nicht Schritt halten können. Die nahe Zukunft ist für
den gegenwärtigen Ausblick dunkel und verhängnisvoll für alle, die genügendes
Verständnis besitzen, den Lauf der Ereignisse zu sehen. Man sieht die
ruhige Würde und die Beharrlichkeit, mit der Fragen von Recht und Unrecht,
Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit der Beachtung sich aufzwingen und ein
Kundgeben persönlicher Grundsätze fordern. Viele erkennen die
Herrlichkeit und Macht des neuen Herrschers der Erde, doch weil Wolken und
Dunkel um ihn her sind, so sehen sie den König selbst nicht. Man sieht
die Wolken und sieht daher ihn kommen in den Wolken mit großer Macht und
Herrlichkeit, aber ihn erkennen sie nicht. Nicht bis die Wolken sich in
Hagel und Feuerkohlen (Psalm 18:13) entladen haben, um den Stolz der
Menschen und Selbstsucht und Vorurteile zu brechen und zu verzehren,
werden die Wolken verschwinden und die volle Majestät und Herrlichkeit
der Gegenwart Christi offenbar werden. Wenn die Menschen acht haben und
auf die Stimme des Herrn hören würden, die jetzt den Lauf der
Gerechtigkeit lenkt und vor herbeikommender Wiedervergeltung warnt, das
große Unheil könnte vermieden werden. „Doch in einer Weise redet Gott
und in Zweien, ohne dass man es beachtet: ... dann öffnet er das Ohr der
Menschen (im Gewittersturm des „Tages der Trübsal“) und besiegelt die
Unterweisung, die er ihnen gibt, um den Menschen von seinem (eigenen) Tun
abzuwenden, und auf dass er Übermut vor dem Manne verberge.“ - Hiob
33:14-17
„Siehe,
er kommt mit Wolken“, und zu seiner Zeit „werden ihn alle Augen sehen“.
Sie werden seine Gegenwart, Macht und Autorität erkennen, und alle müssen
sich ihr unterwerfen, ob willig oder widerwillig, bis Satan am Ende des
Millenniums auf eine kleine Weile wieder losgelassen wird. Dann wird nach
voller Erfahrung ihre Willigkeit oder Unwilligkeit durch und durch geprüft
werden, und die Böswilligen werden vernichtet werden - im zweiten Tod,
bildlicherweise der Feuersee genannt. - Offb. 21:8
So
sehen wir, dass all diese bildlichen Schilderungen der Art und Weise des
zweiten Adventes unseres Herrn vollkommen mit den einfachen Aussagen
stimmen, die da erklären, dass seine Gegenwart zuerst ein Geheimnis sein
wird, nur denen bekannt, die da wachen.
In
gleicher Weise
Was
wird nun durch den Ausspruch des Engels zur Zeit der Himmelfahrt unsers
Herrn gelehrt: - „Dieser Jesus, der von euch in den Himmel aufgenommen
worden ist, wird also (in gleicher Weise) kommen, wie ihr ihn gen Himmel
habt auffahren sehen.“ - Apg. 1:11
Eine
sorgfältige Untersuchung dieses Textes wird seine Harmonie mit den
vorigen offenbaren. Manche scheinen zu meinen, dass die Stelle laute: Wie
ihr den Herrn in den Himmel fahren saht, so, in gleicher Weise, werdet ihr
ihn auch wiederkommen sehen. Solche sollten diese Stelle wieder und wieder
lesen, bis sie bemerken, dass es nicht heißt, dass die, welche ihn gehen
sahen, ihn kommen sehen werden, noch auch, dass irgend jemand ihn kommen
sehen wird. Was sie sagt, ist dies, dass die Art und Weise seines Kommens
wie die Art und Weise seines Gehens sein wird. Was war aber die Art und
Weise seines Gehens? Geschah es mit großer Pracht und mit großem
Schaugepränge? Geschah es mit Posaunenschall und Stimmen und einem großen
die Luft erschütternden Feldgeschrei, und erschien die Person Jesus in
ihrer übernatürlichen Herrlichkeit und in vollem Glanz? Wenn das der
Fall war, so müssen wir seine Wiederkunft „in derselben Weise“
erwarten. Aber geschah es nicht im Gegenteil so ruhig und geheimnisvoll
als nur möglich, in Übereinstimmung mit seinem Zweck, durch und durch überzeugte
Zeugen der Tatsache zu haben? Niemand sah ihn oder wusste darum, als nur
seine treuen Nachfolger. Sein Ausspruch (Joh. 14:19): „Noch ein Kleines
(kurze Zeit) und die Welt sieht mich nicht mehr“, ist noch nie umgestoßen
worden; denn nur die Brüder sahen seine Kundgebungen nach seiner
Auferstehung, und niemand anders war Zeuge seiner Auffahrt. Und in
gleicher Weise, wie er hinwegging (ruhig, verborgen, so weit es die Welt
betraf und nur seinen Nachfolgern bekannt), so, in dieser Weise, kommt er
wieder. Und als er hinwegging, hob er seine Hände auf und segnete sie,
und so ist es, wenn er wiederkommt, dass ihre Freude vollkommen sei, wie
er sagte: „Ich komme wieder und werde euch zu mir nehmen.“ „Ich
werde euch wiedersehen und euer Herz wird sich freuen, und eure Freude
nimmt niemand von euch.“ - Luk. 24:50, 51; Joh. 14:3; 16:22
Der
Engel schien auch besonderen Nachdruck auf den Umstand zu legen, dass „dieser
Jesus“ wiederkommen werde. Derselbe, der die Herrlichkeit verließ, die
er bei dem Vater hatte, ehe die Welt war, und Mensch wurde, arm wurde, auf
dass wir reich gemacht würden; derselbe, der auf Golgatha starb; derselbe
Jesus, der als lebendigmachender Geist am dritten Tage auferstand;
derselbe Jesus, der während der vierzig Tage seine Umwandlung kundtat;
dieser selbe Jesus fuhr jetzt auf in die Höhe. Ja, es ist derselbe Jesus,
der zwei Wechsel der Naturen erlebt hatte - zuerst aus dem Geistigen ins
Menschliche und dann aus dem Menschlichen ins Göttliche. Der Naturwechsel
hatte seine Persönlichkeit nicht zerstört. Seine Persönlichkeit (Identität)
wurde erhalten, wie der Engel uns hier versichert, ob man sich die Sache
erklären kann oder nicht; und obwohl wir ihn nicht mehr nach dem Fleisch
(als einen Menschen - 2. Kor. 5:16) kennen, sondern uns seiner Erhöhung
erinnern sollten, dass er jetzt göttlicher, geistiger Natur ist, dennoch
dürfen wir daran denken, dass es derselbe liebreiche Jesus ist, dass er
in dieser Beziehung nicht verändert ist. Es ist „dieser Jesus“ (der,
obwohl vierzig Tage lang nach seiner Auferstehung gegenwärtig, nur von
seinen Jüngern gesehen wurde und von ihnen auch nur kurze Zeit), der während
seiner zweiten Gegenwart so unsichtbar für die Welt sein wird wie während
der vierzig Tage, die seiner Auffahrt vorangingen. Er kommt diesmal nicht,
um sich zum Opfer dazugeben, und folglich hat er keinen Gebrauch mehr für
einen menschlichen fürs Opfer bereiteten Leib. (Hebr. 10:5) Das ist nun
alles vorüber; er stirbt nicht mehr; er kommt jetzt, um das erlöste
Geschlecht aufzurichten und zu segnen.
Unser
Herr gab uns eine überaus schöne Veranschaulichung der Art und Weise, in
der seine Gegenwart offenbart werden würde, wenn er sagt: „Wie der
Blitz (die Leuchte, die Sonne) ausfährt von Osten und scheint bis zum
Westen, also wird die Ankunft (Gegenwart) des Sohnes des Menschen sein.“
(Matth. 24:27) Dass die meisten Übersetzungen dieses Verses mit dem
Gebrauch des Wortes Blitz unrichtig sind, ist klar; denn die Blitzstrahlen
kommen nicht vom Osten und scheinen bis zum Westen. Ebenso oft kommen sie
aus anderen Vierteln und selten, wenn je einmal, fahren sie quer über den
ganzen Himmel. Der Herr verwendet hier die Sonne als das Bild; und dies
allein stimmt mit seinen Worten. Die Sonne ist es, die unabänderlich im
Osten aufgeht und bis zum Westen scheint. Hier in diesem Text (ebenso in
Luk. 17:24) ist das griechische Wort „Astrapi“ offenbar unrichtig
wiedergegeben. Ein anderer Fall, bei dem dieses Wort Astrape von unserem
Herrn gebraucht wird, ist Luk. 11:36, wo es von der Helligkeit einer
Leuchte gebraucht wird. Unrichtige Ideen über die Wiederkunft und
Offenbarung unseres Herrn, die sich noch dazu in den Gedanken der Übersetzer
fest eingenistet hatten, führten zu dieser falschen Auffassung. Sie
meinten, er werde urplötzlich, wie das Zucken eines Blitzes und nicht
allmählich wie das aufgehende Sonnenlicht offenbart werden. Aber wie
trefflich ist das Bild des Sonnenaufgangs als Sinnbild der allmählichen Dämmerung
der Wahrheit und des Segens an dem Tag seiner Gegenwart. Der Herr fasst
die Überwinder in diesem Bild mit sich zusammen, wenn er sagt: „Dann
werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in dem (König-) Reich ihres
Vaters.“ Und der Prophet gebraucht dasselbe Bild und sagt: „Die Sonne
der Gerechtigkeit wird aufgehen mit Heilung in ihren Flügeln.“ Der
Tagesanbruch ist ein allmählicher, aber schließlich wird volle, klare
Helligkeit die Finsternis des Bösen, der Unwissenheit, des Aberglaubens
und der Sünde gänzlich vertreiben.
Eine
unvollkommene Übersetzung des Wortes Parousia hat ebenfalls dazu
beigetragen diese Stellen zu verdunkeln. In der Elberfelder Übersetzung
ist es durch Ankunft wiedergegeben. Aber Gegenwart ist die rechte
Bedeutung des Wortes. Dies erkennt auch die englische revidierte Bibelübersetzung
in einer Randglosse an, obgleich die ungenaue Wiedergabe beibehalten wurde.
Mit den Gedanken, die man über die Wiederkunft des Herrn hat, und die man
in den Text hineinträgt, verträgt sich Gegenwart nicht; und doch
bedeutet das griechische Wort Parousia unabänderlich persönliche
Gegenwart (wie man aus Stellen wie 2. Kor. 10:10 und Phil. 2:12 erkennen
kann) eines, der gekommen ist, und sollte nie als auf dem Wege oder gerade
ankommend verstanden werden. Die Stelle, die wir betrachten, lehrt also,
dass die Gegenwart des Sohnes des Menschen allmählich kundgemacht oder
offenbart werden soll, wie das Sonnenlicht allmählich aufgeht.
Mit
dieser Erläuterung verband unser Herr Worte der Warnung vor einem Irrtum,
der um die Zeit seiner Wiederkunft vorgetragen werden würde, darauf
berechnet, seine Herauswahl (Kirche) irre zu leiten: „Siehe ich habe es
euch vorher gesagt. Wenn sie nun zu euch sagen: Siehe, er ist in der Wüste!
so gehet nicht hinaus; siehe, in den Gemächern! so glaubet nicht. Denn
gleichwie der Blitz (wörtlich: die helle Leuchte, die Sonne) ausgeht von
Osten und (allmählich) scheint bis zum Westen, also wird die Ankunft (Gegenwart)
des Sohnes des Menschen sein.“ Hiermit will uns unser Herr gegen zwei in
unseren Tagen gewaltig wachsende Irrtümer auf unsere Hut stellen. Der
eine ist die Behauptung, dass unser Herr im Fleisch, in der Wildnis oder Wüste
Palästina, kommen werde; und in diesem Glauben sind etliche dorthin
gegangen und erwarten Jesus im Fleisch zu sehen mit den Narben seiner
Kreuzigung. Da sie ihn erwarten, wie er war, und nicht „wie er ist“,
stecken sie in einem großen Irrtum und verblenden sich gegen die Wahrheit,
wie die Juden am ersten Advent es taten. Diese falschen Erwartungen führen
diese Leute dahin, die folgende Aussage des Propheten buchstäblich zu
nehmen: „Seine Füße werden an jenem Tage auf dem Ölberge stehen.“
usw. (Sach. 14:4) Durch falsche Erwartungen verblendet, sehen sie nicht,
dass die „Füße“ in dieser Stelle figürlich gebraucht sind, ebenso
wohl wie in Psalm 91:12; Jes. 52:7; Psalm 8:7; 110:1; Eph. 6:15; 5. Mose
33:3 und in vielen anderen Stellen. Wenn sie wüssten, was zu erwarten ist,
so würden sie wissen, dass sie nicht nach Jerusalem gehen sollten, um
nach dem Menschen Christus Jesus auszuschauen; denn der hoch erhöhte König
kommt wie das Sonnenlicht und macht seine Gegenwart und seinen Einfluss über
den ganzen Erdkreis fühlbar. Daher - „gehet nicht hinaus.“
„Wenn
sie sagen werden, siehe, er ist in der Kammer; glaubet nicht.“
Spiritismus war immer bereit, mit Vortäuschung zu trügen und immer
bereit, um fortgeschrittene Wahrheiten als ein Kleid des Lichtes zu
benutzen. (2. Kor. 11:13, 14) Deshalb hat er nicht gezögert, zu
beanspruchen, dass wir in einer Periode zeitüberwaltender Änderungen
sind, nämlich das Ausmalen eines herrlichen Zeitalters. Unter anderen
solcher Dinge lehren einige von ihnen sogar, dass Christus gegenwärtig
ist und werden sehr bald, wir zweifeln nicht, spiritistische Sitzungen
geben, bei welchen sie vorgeben werden, ihn in der verborgenen Kammer zu
zeigen. Sollte sich der Irrtum in dieser oder einer anderen Form zeigen,
lasst uns dann an die Worte unseres Herrn denken und alle solche Ansprüche
als falsch zurückweisen, wissend, dass nicht solches seine Gegenwart
offenbart, sondern „wie das Licht der Sonne“ voranschreitet, die Sonne
der Gerechtigkeit mit Heilung in ihren Strahlen aufgehen wird.
Die
Parousia des Herrn in der Ernte
Das
Griechische ist eine sehr genaue Sprache, ein Umstand, der ihren Wert,
einen genauen Ausdruck der Wahrheit zu geben, sehr erhöht. So wird z.B.
das deutsche Wort kommen zur Wiedergabe vieler verschiedener griechischer
Wörter gebraucht. Zum Beispiel: „ephistemi“ bedeutet über einen
kommen, Luk. 21:34; „synerchomai“ bedeutet sammeln oder zusammenkommen,
wie in 1. Kor. 11:18; „proserchomai“ bedeutet sich nähern oder
herzukommen wie in Hebr. 4:16; „heko“ bedeutet ankommen oder gekommen
sein, angekommen, wenn die Handlung des Kommens vollendet ist, wie in Joh.
2:4; „enhistemi“ bedeutet gegenwärtig sein und ist so übersetzt
worden, außer in zwei Fällen, wo es so übersetzt werden sollte: „Schwere
Zeiten werden kommen“ - gegenwärtig sein, und: „Dass der Tag Christi
vorhanden“ - gegenwärtig (Elberf. Übers. - „da“) sei. (2. Tim.
3:1; 2. Thess. 2:2) Auch „Parousia“ bedeutet Gegenwart und sollte nie
mit Kommen oder Zukunft oder Ankunft übersetzt werden. Zweimal ist es
auch so übersetzt worden - 2. Kor. 10:10 und Phil. 2:12. (Das Wort
Parousia kommt vierundzwanzigmal vor im Neuen Testament, und nur diese
zwei Mal ist es mit Gegenwart übersetzt worden. Die andern Stellen, in
denen es Zukunft oder Ankunft übersetzt ist, sind folgende: - Matth.
24:3, 27, 37, 39; 1. Kor. 15:23; 16:17; 2. Kor. 7:6, 7; Phil. 1:26; 1. Thess.
2:19; 3:13; 4:15; 5:23; 2. Thess. 2:1, 8, 9; Jak. 5:7, 8; 2. Petr.
1:16; 3:4,12; 1. Joh. 2:28)
Die
Emphatic Diaglott Urtextübersetzung, eine sehr hilfreiche Übersetzung
des Neuen Testaments, gibt Parousia (Gegenwart) bei fast jedem Vorkommen
des Wortes richtig wieder. Zwei griechische Wörter, Heko und Parousia,
und ihr Gebrauch im Neuen Testament, wünschen wir nun anzumerken und
besonders die letztere, weil eine korrekte Wertschätzung ihrer Bedeutung
Licht auf die Art und Weise der Wiederkunft unseres Herrn in den Passagen
wirft, in welchen sie vorkommen. Dagegen verdeckt die gewöhnliche, aber
falsche Übersetzung den wichtigen Punkt, den sie beleuchten sollte.
Mit
dem rechten Gedanken betreffs der Bedeutung von Parousia im Sinn, dass es
nicht Kommen als auf dem Wege seiend, sondern Gegenwart nach erfolgter
Ankunft bedeutet, lasst uns nun einige Stellen untersuchen, in denen das
Wort gebraucht wird; und daraus werden wir lernen, dass Gegenwart nicht
notwendigerweise Sichtbarkeit einschließt, sondern dass es auf Dinge
angewandt wird, die unsichtbar aber doch gegenwärtig sind. So z.B. Engel,
Geistwesen, könnten bei uns, wenn auch unsichtbar, gegenwärtig sein, wie
auch unser Herr während der vierzig Tage nach seiner Auferstehung in der
Welt gegenwärtig war, ohne von der Welt gesehen zu werden, oder auch von
seinen Jüngern, ausgenommen in den wenigen kurzen Fällen. Diese Tage
waren ebenso sehr Tage seiner Parousia (Gegenwart) als die vorhergehenden
dreiunddreißig und ein halb Jahre.
In
der Unterredung, die der Frage von Matth. 24:3 vorherging, hatte unser
Herr die Zerstörung des Tempels und die Verwerfung Israels nach dem
Fleisch bis auf die Zeit, da sie ihn freudig als Messias anerkennen und
sagen würden: „Gesegnet ist er“, vorhergesagt. Er hatte seinen Jüngern
gesagt, dass er hinweggehen und wiederkommen und sie zu sich nehmen werde.
Er nannte ihre Tage die „Ernte“ oder das Ende jenes Zeitalters und
sagte ihnen von einer zukünftigen „Ernte“ zur Zeit seines zweiten
Adventes (Matth. 9:37, 38; 13:39, 40). Ohne Zweifel daran gedenkend, dass
nur so wenige ihn bei seinem ersten Advent anerkannten, wünschten sie zu
wissen, wie er bei seinem zweiten Advent sicher erkannt werden könnte.
Wahrscheinlich erwarteten sie, dass sein zweiter Advent noch in ihre Zeit
fallen würde. Daher rührt ihre Frage: „Was ist das (Erkennungs-)
Zeichen deiner Ankunft (Parousia, Gegenwart) und der Vollendung (des Endes)
des Zeitalters?“
Wegen
ihrer Neigung, die Endereignisse des jüdischen Zeitalters oder dessen
Ernte, in der sie schon waren, mit der noch zukünftigen „Ernte“, dem
Ende der christlichen Heilszeitordnung zu vermischen, gab unser Herr einen
ganz eingehenden Bericht der Ereignisse, die noch dazwischen fallen
sollten. Damit zeigte er an, dass noch eine beträchtliche Periode zu
durchlaufen sei. Er gab jedoch keine deutliche Idee über ihre Länge;
denn selbst er wusste damals noch nicht, wie lang sie sein würde - Mark.
13:32; Matth. 24:36
Die
Antwort des Herrn in Vers 1-14 umfasst das ganze christliche Zeitalter,
und seine Worte in Vers 15-22 haben eine doppelte Anwendung, - eine buchstäbliche
auf des Ende des jüdischen Zeitalters und eine bildliche auf das Ende des
christlichen Zeitalters, von dem das jüdische ein Schatten war. Vers
23-26 enthalten Worte der Warnung vor falschen Christussen und in Vers 27
kommt er zu ihrer Frage betreffs seiner Parousia und erklärt (richtig übersetzt):
„Wie die helle Leuchte (das Sonnenlicht) aus dem Osten kommt und bis zum
Westen scheint, so wird die Parousia (die Gegenwart) des Sohnes des
Menschen sein.“ Das Sonnenlicht ist plötzlich da, jedoch geräuschlos,
und wird zuerst von denen gesehen, die zuerst erwachen.
Wir
lassen andere zwischeneinkommende Züge der Rede unseres Herrn für eine
spätere Prüfung an geeignetem Platz hier beiseite und beachten seine
zweite Bezugnahme auf ihre seine Parousia betreffende Frage in Vers 37 und
39. Er sagt: „Gleichwie die Tage Noahs, also wird auch die Ankunft (Parousia,
Gegenwart) des Sohnes des Menschen sein.„ Beachte“ dass der
Vergleichungspunkt nicht zwischen dem Kommen Noahs und dem Kommen unseres
Herrn liegt, noch auch zwischen dem Kommen der Flut und dem Kommen unseres
Herrn. Auf das Kommen Noahs ist gar kein Bezug genommen, noch auch auf das
Kommen des Herrn; denn, wie wir schon nachgewiesen haben, Parousia heißt
nicht Kommen, sondern Gegenwart. Die Vergleichung ist somit zwischen der
Zeit der Gegenwart Noahs unter den Leuten „vor der Flut“ und der Zeit
der Gegenwart Christi in der Welt bei seinem zweiten Advent vor dem Feuer
- dem außerordentlichen Trubel des Tages des Herrn, mit dem dieses
Zeitalter zu Ende geht.
Obwohl
nun die Leute in Noahs Tagen, vor der Flut, gottlos waren, und obwohl sie
in der Zeit der Gegenwart unseres Herrn, ehe das heiße Feuer der Trübsal
über sie kommt, gottlos sein werden, so ist doch das auch nicht der
Vergleichungspunkt oder die Ähnlichkeit, auf welche unser Herr hinzielt.
Denn Gottlosigkeit gab es zu jeder Zeit. Der Vergleichungspunkt ist
deutlicher angegeben und ist leicht erkennbar, wenn wir achtsam lesen: Die
Leute, ausgenommen die Glieder der Familie Noahs, waren über die kommende
Flut unwissend und dem Zeugnis Noahs und seiner Familie gegenüber ungläubig,
und folglich „erkannten sie es nicht.“ Dies ist der Vergleichungspunkt:
So wird auch die Gegenwart des Sohnes des Menschen sein. Niemand,
ausgenommen die Familie Gottes, wird hier glauben; die andern werden „es
nicht erkennen“, bis die Einrichtungen der Menschheit, wie sie gegenwärtig
bestehen, in der Gluthitze der hereinbrechenden Trübsalzeit zu schmelzen
anfangen. Dies ist durch die Worte verdeutlicht: „Denn gleichwie sie in
den Tagen vor der Flut waren: sie aßen und tranken, sie heirateten (Luk.
17:28 ist hinzugefügt: „sie pflanzten, sie bauten“), bis zu dem Tag,
da Nah in die Arche einging und sie es nicht erkannten ... also wird auch
die Ankunft (Parousia: Gegenwart) des Sohnes des Menschen sein.“ Zur
Zeit der Gegenwart des Sohnes des Menschen wird daher die Welt fortfahren
mit essen, trinken, pflanzen, bauen und heiraten. Dies wird nicht als sündiges
Tun erwähnt, sondern als Anzeichen ihrer Unwissenheit über seine
Gegenwart und über den Trubel, der in der Welt im Gange ist. Das also ist
die Antwort unseres Herrn auf die Frage der Jünger: Was wird das Zeichen
(Merkmal) deiner Parousia (Gegenwart) und des Endes oder der Ernte des
Zeitalters sein? In Summa sagte er: Für die weltliche Masse gibt es kein
Zeichen; sie wird nichts von meiner Gegenwart und von dem Wechsel der
Zeitordnung merken. Nur die Wenigen werden (auf eine hier nicht erklärte
Weise) von Gott gelehrt sein, ehe irgend ein Zeichen (Merkmal) vorhanden
ist, das die Weltleute erkennen könnten.
Der
Bericht des Lukas (17:26-30), obwohl nicht in dieselben Worte gefasst,
stimmt damit vollständig. Lukas gebraucht das Wort Parousia nicht, aber
er drückt genau denselben Gedanken aus, wenn er sagt: Gleichwie es in den
Tagen Noahs geschah, also wird es auch sein in den Tagen des Sohnes des
Menschen“ - in den Tagen seiner Gegenwart. Nicht vor seinen Tagen, noch
auch nach seinen Tagen, sondern in (während) seinen Tagen wird die Welt
essen, trinken, heiraten, kaufen, verkaufen, pflanzen und bauen. Diese
Schriftstellen lehren also deutlich, dass unser Herr der Welt gänzlich
unbekannt und ungesehen von ihr am Ende dieses Zeitalters gegenwärtig
sein wird.
Obgleich
nie wieder eine Flut kommen wird, um die Erde zu zerstören (1. Mose
9:11), so steht doch geschrieben, dass die ganze Erde soll von dem Feuer
des Eifers Gottes verzehrt werden wird. (Zeph. 3:8) Nicht die buchstäbliche,
physische Erde ist es in beiden Fällen, sondern die bestehende Ordnung
der Dinge. Im ersteren wurde dies durch Ertränken aller Menschen mit
Ausnahme Noahs bewirkt; im letzteren durch Verbrennen aller ausgenommen
die Familie Gottes im symbolischen Feuer - in der großen Trübsal des
Tages des Herrn. Die glaubenstreuen Kinder Gottes sollen würdig erachtet
werden, alle dem zu entgehen, was über die Erde kommt (Luk. 21:36); nicht,
dass sie notwendigerweise von der Erde genommen werden müssten, sondern
dass sie feuerfest gemacht werden wie es in der vorbildlichen
Vorausdarstellung mit den drei Hebräern geschah, die inmitten des
siebenfach geheizten feurigen Schmelzofens wandelten und an deren Kleidern
kein Feuergeruch war; weil einer wie ein Sohn Gottes bei ihnen war. - Dan.
3:19-27
Zunächst
wollen wir diese Schriftstellen betrachten, welche lehren, dass viele in
der Christenheit eine Zeitlang über die Gegenwart des Herrn und über die
„Ernte“ und das Ende dieses Zeitalters in Unwissenheit sein werden, während
er tatsächlich gegenwärtig, und das Erntewerk im Fortschritt begriffen
ist.
Die
Schlussverse von Matth. 24, vom 42 Vers an, sind sehr bezeichnend. Im 37.
Vers hatte unser Herr gezeigt, dass die Welt von der Parousia des Sohnes
des Menschen nichts wissen werde, und nun warnt er die, welche ihrem
Bekenntnis nach seine Jünger zu sein behaupten, dass sie, wenn sie nicht
auf ihrer Hut seien, auf ähnliche Weise im Hinblick auf seine Parousia im
Dunkeln sein werden. Er sagt: „Wachet also; denn ihr wisset nicht zu
welcher Stunde euer Herr kommt“ - das bedeutet ankommt. Wenn Leute einen
Dieb zu einer bestimmten Stunde erwarteten, so würden sie wach und auf
bleiben, damit sie nicht überrascht würden. So solltet ihr immer wach
sein, immer bereit und stets wachsam ausschauen auf die ersten Anzeichen
meiner Parousia. Als Antwort auf eure Frage: „Wann wird das sein?“
sage ich nur: Wachet und seid bereit, und wenn ich ankomme, wenn ich
gegenwärtig bin, werde ich es allen Wachsamen und Treuen mitteilen, und
sie allein sollen irgendein Recht haben, es zu wissen; alle andern sollten
und müssen in der Finsternis draußen sein und müssen mit und wie die
Welt lernen - nämlich durch Trübsal.
„Wer
ist nun der getreue und kluge Knecht, den sein Herr über sein Gesinde (Haushalt)
gesetzt hat (setzen wird) (Das synaitische und älteste Manuskript hat
sowohl „setzen wird“ als auch „Haushalt“.) „um ihnen die
Speise zu geben zur rechten Zeit? Glückselig jener Knecht, den sein Herr,
wenn er kommt, also tuend (wachen) finden wird! Wahrlich, ich sage euch:
er wird ihn über seine ganze Habe (alle Speisen, Wahrheiten) setzen.“
Die ungeheure Vorratskammer köstlicher Wahrheiten soll solchen treuen
Knechten geöffnet werden, um den ganzen Haushalt des Glaubens zu
versorgen, zu nähren und zu bewaffnen.
Aber
wenn das Herz des Knechtes nicht recht steht, wird er sagen: „Mein Herr
verzieht zu kommen (ist noch nicht angekommen)! und fängt an zu schlagen
(widersprechen, unterdrücken) seine Mitknechte (die nicht mit ihm übereinstimmen
und daher das Gegenteil erklären: Mein Herr säumt nicht, sondern ist
gekommen, ist gegenwärtig) und isst und trinkt mit den Trunkenen (wird
weltlich - berauscht von dem Geist der Welt), so wird der Herr jenes
Knechtes kommen (griech. „heko“, gekommen sein, gegenwärtig sein) an
einem Tag, an welchem er es nicht erwartet, und in einer Stunde, die er
nicht weiß, und wird ihn entzwei- (ab-) schneiden (von dem Licht und den
Lichtgenossen, die bevorzugt sind, dem Haushalt die Speise zur rechten
Zeit darzureichen) und ihm seinen Teil setzen mit den Heuchlern. (Obgleich
selbst kein Heuchler, sondern eigentlich ein Diener, aber untreu und
beschwert, muss er an dem Los der Heuchler, an der Verlegenheit und dem
kommenden Trubel Babylons teilnehmen.) Da wird sein das Weinen und das Zähneknirschen.“
Bei
sorgfältiger Prüfung lehrt uns diese Stelle, dass es am Ende dieses
Zeitalters eine Anzahl Leute geben wird, die da leugnen, dass der Herr
gegenwärtig ist (nicht, dass er irgend einmal kommen werde,
sondern, dass er gekommen sei), und die ihre Mitknechte schlagen oder sich
ihnen unduldsam widersetzen. Diese müssen also das gerade Gegenteil
lehren, nämlich, dass der Herr gekommen ist. Wer der treue, wahre Knecht
und wer der im Irrtum steckende ist, wird deutlich vom Herrn ausgesagt.
Den Treuen, den er wachsam findet, und der nach bestem Vermögen seinen
Mitknechten rechte Speise vorträgt, wird er erhöhen und vollere
Anwartschaft über die Vorratskammer der Wahrheit geben und vermehrte Fähigkeit,
sie dem Haushalt vorzutragen. Der Untreue dagegen wird nach und nach von
ihm getrennt werden und mehr und mehr zur Gleichgesinntheit mit den bloßen
Bekennern oder Heuchlern gezogen werden. Und beachte den Umstand, dass der
Untreue auf solche Weise zu einer Zeit abgeschnitten oder getrennt wird,
da er es nicht gewahr wird, nicht weiß - zur Zeit der Ernte, da unser
Herr wirklich, ihm unbewusst, gegenwärtig ist und seine Juwelen sucht und
sammelt - Matth. 13:30; Psalm 50:5; Mal. 3:17; Matth. 24:31.
Wir
gehen hier so ins einzelne ein, bloß um zu zeigen, dass der Herr als
Antwort auf die Frage der Jünger wegen Zeichen und Beweisen seiner
zweiten Gegenwart lehrte, dass weder die Welt noch die untreuen Diener
etwas davon gewahr werden würden, bis das mit innerer Kraft brennende
Feuer der Trübsal zum wenigsten begonnen hat; und dass die treuen augenfällig
ihn durch das Auge des Glaubens als gegenwärtig erkennen würden. Durch
die für ihre Unterweisung zuvor geschriebene und zur rechten Zeit von
ihnen zu verstehende Schrift erkennen sie solches. „Gegenwärtige
Wahrheiten“ (2. Petr. 1:12) über jeden Gegenstand sind Teile seiner „Habe“
und der alten und neuen Schätze, die unser Herr vor uns ausbreitet und
uns reichlich zuteilt - Matth. 24:45-47
Während
der Herr auf solche Weise durch vorhergesagte Anzeichen reichliche
Vorsorge traf, damit seine Herauswahl, wenn es Zeit ist, seine Gegenwart
erkennen könne, obwohl sie ihn nicht mit dem natürlichen Auge sehen
sollte, hat er uns auch treulich vor Verführungen gewarnt, die aufkommen
würden - Verführungen, die so einleuchtend erscheinen würden, dass,
wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten betrogen würden. Aber dies
ist nicht möglich, weil alle Auserwählten die Warnung ernstlich beachten
und durch eifriges Studium sich mit den vorhergesagten Anzeichen seiner
Gegenwart vertraut machen und auf ihre Erfüllung aufpassen. Wer anders
gesinnt ist, gehört nicht zu der auserwählten Klasse. Nur die Überwinder
sollen mit dem Herrn regieren. Diese Verführungen, wie wir später zeigen
werden, sind bereits vorhanden und verführen viele. Aber Gottlob, die
Auserwählten sind bereits im voraus gewarnt und gerüstet und sollen
weder verführt noch entmutigt werden. Obwohl Wolken und Dunkelheit um ihn
her sind, sie erkennen seine Gegenwart und frohlocken, dass ihre Befreiung
sich nahet. Wenn jemand zu euch sagen wird: Siehe hier ist Christus oder
da (an irgend einem besonderen Ort), glaubt es nicht. Und wenn sie zu euch
sagen: Siehe, er ist in der Wüste; gehet nicht hinaus. Siehe, er ist in
der Kammer, glaubt es nicht; denn wie das hellleuchtende Sonnenlicht, das
allmählich heraufdämmert und die Erde erfüllt, so wird seine
Gegenwart sein (Matth. 24:23, 26, 27). Er wird, wie vorausgesagt, durch
das dämmernde Licht der Wahrheit kund und offenbar werden - Wahrheit auf
jedem Gebiet, wie wir sie jetzt so rasch und glorreich sich entfalten
sehen. Noch einige Jahre und die Sonne der Gerechtigkeit wird voll
aufgegangen sein mit Heil in ihren Stahlen, um die vom Tode geschlagene
Welt zu segnen und aufzurichten.
Im
Hinblick auf die in diesem und den vor- und nachfolgenden Kapiteln
dargelegten Beweise nehmen wir keinen Anstand, die Herz erfreuende
Nachricht zu verkünden, dass die Ernte des christlichen Zeitalters über
uns gekommen ist und dass der Meister wieder als Hauptschnitter gegenwärtig
ist - nicht im Fleisch, wie in der jüdischen Ernte - sondern in großer
Kraft und Herrlichkeit als der „hoch erhöhte“ göttliche Christus,
dessen herrlicher Leib jetzt „der Abglanz der Herrlichkeit und der
Abdruck des Wesens“ des Vaters ist, wenn seine herrliche Person auch vor
dem menschlichen Auge verschleiert ist. Er führt jetzt sein gerechtes
Regiment ein. Seine Sichel der Wahrheit scheidet; und er sammelt in
Einheit des Herzens und Sinnes die reifen Früchte des geistlichen Israels,
und bald wird der vollendete „Leib“ die Welt beherrschen und segnen.
Diese
Ankündigung machen wir hier, damit der Leser, wenn wir voranschreiten,
desto deutlicher erkenne, was die Zeitprophezeiungen ganz besonders
anzeigen, wenn wir nun nachweisen, dass die Ernte und alle mit ihr
zusammenhängenden Ereignisse jetzt chronologisch an der Zeit sind und,
wie vorhergesagt, zur Erfüllung gelangen.
So
sehen wir also, dass all diese Zeitprophezeiungen und all die eingehenden
Belehrungen in Bezug auf die Art und Weise der Erscheinung des Herrn und
deren begleitende Umstände nicht gegeben worden sind, um die Welt in
Aufregung zu versetzen, noch um die Neugier zu befriedigen, noch um die
schlafende Namenchristenheit aufzuwecken. Sie sind aber gegeben worden,
damit die, welche nicht schlafen und nicht von der Welt sind, sondern die
wach, dem Herrn geweiht und treu und ernstliche Forscher nach dem Plan
ihres Vaters sind - damit sie über die Bedeutung der sich abspielenden
Ereignisse Kenntnis hätten und über eine Sache und in Bezug auf
Ereignisse, die auf keinem anderen Weg mit Gewissheit erkennbar sind,
nicht in Finsternis wären - nämlich über die Ernte, die Gegenwart des
Hauptschnitters, das Dreschen und Reinigen des wahren Weizens, das Binden
und Verbrennen des Scheinweizens in der Zeit der Trübsal usw.
Das
vorhergesagte Spotten
Der
Apostel Petrus beschreibt, wie etliche der untreuen Knechte und Heuchler während
der Gegenwart des Herrn spotten werden, gerade wie sie auch in den Tagen
Noahs spotteten (2. Petr. 3:3, 4, 10, 12). Beachte, dass der Apostel an
Christen schrieb und dass die Spötter, die er beschreibt, in der
Namenchristenheit sind und an des Herrn Werk und Plan ihrem Bekenntnis
nach ein Interesse haben und daher glauben, dass er einmal kommen werde.
Das hier beschriebene Spotten bezieht sich gerade auf den vorliegenden
Gegenstand, und wir hören es daher und werden es noch von solchen hören,
die ihrem Bekenntnis nach Christen sind, wenn immer die Lehre der
Gegenwart des Herrn und des Erntewerkes vorgetragen wird. Christen haben,
bis sie die Sache untersuchen, gewöhnlich die Idee, dass buchstäbliche
Kundgebung durch Feuer, Posaunen, Stimmen usw. und ein sichtbares
Herabkommen des Herrn als ein durch die Luft fahrender glänzender Leib
von Fleisch zu erwarten sei. Wenn sie daher von seiner unsichtbaren
Gegenwart hören, nehmen sie sich nicht die Zeit, den Gegenstand zu
besehen, darüber sie sich so sicher fühlen und mit irdischen Plänen
beschäftigt und vom Geist der Welt berauscht werfen sie die Sache schnell
als jeder Untersuchung unwürdig beiseite.
Auf
diese Klasse bekennender Christen nimmt der Apostel Bezug und sagt: „In
den letzten Tagen (am Schluss des christlichen Zeitalters - in der „Ernte“)
werden Spötter mit Spötterei kommen, die nach ihren eigenen Lüsten (Plänen,
Theorien, usw.) wandeln und (wozu eben gehört, dass sie) sagen: Wo ist
die Verheißung seiner Ankunft (Gegenwart, Parousia)? Denn seitdem die Väter
entschlafen sind, bleibt alles so wie vom Anfang der Schöpfung an.“
Wenn sie auf unsers Herrn Aussage (Matth. 24:37-39; Luk. 17:26)
hingewiesen werden, dass in seinen Tagen, in den Tagen seiner Gegenwart
die Dinge ihren gewöhnlichen Verlauf nehmen würden und dass die Menschen,
wie in Noahs Tag, essen, trinken, heiraten, pflanzen und bauen würden und
dass die Welt wie damals nichts von seiner Gegenwart wissen und die
Zeichen des nahen, raschen und großen Umschwunges nicht entziffern würden,
so sind sie zu beschäftigt, dies sorgfältig zu prüfen und fahren nur
fort zu spotten.
Ach!
sagt Petrus, sie vergessen, dass auch in Noahs Tagen ein großer Umschwung
stattfand; und dann beschreibt er unter dem Sinnbild des Feuers die alles
überflutenden Wogen der Trübsal, die bald die ganze Welt ereilen und
alle bürgerliche und kirchliche Herrschaft (die Himmel) umstürzen und
die gesamte gesellschaftliche Einrichtung (die Erde) schmelzen werden, und
wie dies Anarchie und soziales Chaos (Wirrwarr) erzeugen werde, bis die
neuen Himmel (herrschende Mächte - das Reich Gottes) völlig hergestellt
seien, sowie auch eine neue Erde (eine menschliche Gesellschaft auf einer
neuen und besseren Grundlage der Liebe, Gleichheit und Gerechtigkeit).
Dann erinnert uns der Apostel (Vers 8) daran, dass dieser Tag der
Gegenwart des Herrn, auf welchen die Herauswahl so lange gehofft und nach
ihm sich gesehnt hat, ein Tausendjahrtag, das Millennium der Herrschaft
Christi sei.
In
Vers 10 versichert er uns, dass „der Tag des Herrn ankommen (griech.
heko - angekommen sein) werde wie ein Dieb“, (Alte Manuskripte (Handschriften)
lassen hier die Worte in der Nacht aus.) unbeachtet, heimlich. Er wird
hier sein, während sie spotten und die Mitknechte schlagen, welche die
Wahrheit erklären. Dann ermahnt der Apostel die Heiligen, sich von der
Welt getrennt zu halten, damit sie nicht durch Politik, Geldmacherei usw.
verschlungen werden und ihr Streben auf höhere Dinge zu richten. Er sagt:
In Anbetracht, dass in Gottes Plan gegenwärtige irdische Zustände nur
zeitweilige sind und bald der besseren Ordnung Platz machen müssen, wie
beschaffen müssen wir sein in betreff heiligen Wandels und Frömmigkeit -
(nämlich) erwartend die Gegenwart (Parousia) des Tages Gottes - auf die
Zeichen achtgebend, die da beweisen, dass er gekommen ist.
Und
Dank sei Gott, seine Vorsorge ist so reichlich, dass all die Frommen, die
nach dem Tag ausschauen, es wissen werden, ehe das Feuer des Zornes voll
ausbricht. Durch Paulus versichert er uns, dass keines der Kinder des
Lichts in Finsternis gelassen werden, noch jener Tag sie überraschen wird
(1. Thess. 5:4). Folglich sehen wir, obgleich wir schon in dem Tag der
Gegenwart des Herrn sind und im Anfang des großen Feuers der Trübsal,
dass es gerade so ist, wie es uns auch im Bild (Offb. 7:1-3) gezeigt wird:
- Der Sturm wird in Schach (im Zaum) gehalten, bis die treuen Knechte
Gottes „an ihren Stirnen versiegelt“ worden sind, das bedeutet, bis
ihnen ein Verständnis über die Zeit, die Gegenwart, geworden ist. Dies
wird sie nicht nur trösten und schützen, sondern wird auch ein Merkmal
oder Siegel oder Beweis ihrer Sohnschaft sein, wie es von unserem Herrn
angedeutet ist, wenn er verhieß, dass der heilige Geist den
Glaubenstreuen „Zukünftiges“ zeigen werde - Joh. 16:13
Etliche
fassen die Aussage des Apostel Petrus buchstäblich auf, dass „die
Himmel vergehen werden mit gewaltigem Geräusch und die Elemente im Brand
aufgelöst werden“ und ebenso die Beschreibung, welche die Offenbarung
von denselben Ereignissen durch ein ähnliches Bild gibt: „Der Himmel
entwich wie ein Buch, das aufgerollt wird“. Man sollte jedoch meinen,
dass ein einziger Blick aufwärts nach den Myriaden Sternen, deren
Strahlen (wie man uns lehrt) Millionen Meilen Raums durchmessen,
dazwischen nichts liegt, das wegrollen oder Feuer fangen könnte, ein genügendes
Argument abgeben sollte, um solche in einem Augenblick zu überzeugen,
dass sie im Irrtum waren, diese Aussagen buchstäblich aufzufassen - sie
überführen sollte, dass ihre Erwartung einer buchstäblichen Erfüllung
auf das äußerste absurd und mehr als ungereimt ist.
So
also hat Gott unter den Bildern (Symbolen) von Posaunen, Stimmen, Feuer
usw. vor der Menschheit das verborgen, was die Welt nicht wissen sollte,
sondern nur für die „kleine Herde„ geweihter Heiligen bestimmt war.
Es ist die Belehrung betreffs der Ernte, der Gegenwart des Herrn, seines
geistigen Königreichs usw. Und doch hat er es so eingerichtet, dass
dieselbe zur rechten Zeit klar, deutlich und nachdrücklich zu denen rede,
für die solcher Bescheid bestimmt war. Wie am ersten Advent, so kann es
zu derselben geweihten Klasse heute zur Zeit des zweiten Advents wieder
gesagt werden: „Euch ist es gegeben das Geheimnis des (König-) Reiches
Gottes (zu wissen); jenen aber, die draußen sind, geschieht alles in
Gleichnissen“ - in Bildern und dunklen Aussprüchen, damit, wenn sie
auch die Bibel vor sich haben, es doch keine anderen, als nur die
Geweihten, wirklich sehen und verstehen können. - Mark. 4:11, 12
Die
Welt ist nicht in Unwissenheit über die noch nie dagewesenen Vorkommnisse
und Verhältnisse der gegenwärtigen Zeit und über ihre mit jedem Jahr
wachsende Bedeutung; aber da sie das große Ziel nicht sieht, so erfüllt
dies alles die Gemüter mit dunklen Vorahnungen von Bösem. Wie
vorhergesagt, sie sind in Furcht vor Erwartung der Dinge, die da kommen
sollen auf Erden; denn schon werden die Mächte des Himmels (die gegenwärtigen
Herrschermächte) erschüttert.
Die
Verbindung der prophetischen Kette hergestellt
Im
vorhergehenden Kapitel wiesen wir nach, dass die „Zeiten der Nationen„
oder ihr Herrschaftslehn mit dem Jahre 1914 gänzlich ausgelaufen sein
wird und dass alles um diese Zeit über den Haufen geworfen und Christi Königreich
völlig hergestellt sein werde. Dass der Herr gegenwärtig sein und sein Königreich
aufrichten und seine große Macht gebrauchen muss, um die Nationen wie
eines Töpfers Gefäß vor 1914 zu zerschlagen, ist also deutlich
festgestellt; denn es ist „in den Tagen dieser Könige“ - vor ihrem
Sturz - das bedeutet vor 1914 - dass der König vom Himmel sein Königreich
aufrichten wird. „Es wird alle jene Königreiche zermalmen und
vernichten“ (Dan. 2:44). Hiermit im Einklang sehen wir überall um uns
herum deutliche Anzeichen des Anfangs des Schlagens, Erschütterns und
Umstürzens der gegenwärtigen Gewalten als Vorbereitung von der
Aufrichtung des Königreiches, „welches ewiglich nicht zerstört werden
wird“ - des starken Regimentes.
Das
nächste Kapitel wird den biblischen Nachweis liefern, dass 1874 das
genaue Datum des Anfangs der „Zeiten der Wiederherstellung“ ist und
folglich der Wiederkunft unseres Herrn. Seit jenem Datum hat er seine
Verheißung wahr gemacht, die er denen gab, die in der rechten Stellung
der Wachsamkeit sein würden: - „Glückselig jene Knechte, die der Herr,
wenn er kommt, wachend finden wird! Wahrlich ich sage euch: er wird sich
umgürten und sie sich zu Tische legen lassen und wird hinzutreten und sie
bedienen“ (Luk. 12:37). Ja, so ist es. Er hat uns die Schrift geöffnet.
Er hat uns die Wahrheit über seine nunmehrige herrliche Natur gezeigt, über
den Zweck, die Art und Weise und die Zeit seiner Wiederkunft und die Art
seiner Offenbarung dem Haushalt des Glaubens und der Welt gegenüber. Er
hat unsere Aufmerksamkeit auf die Prophezeiungen gelenkt, die uns ganz
bestimmt den Punkt bezeichnen, wo wir uns auf dem Strom der Zeit befinden,
und hat uns die Ordnung gezeigt, nach der er in dieser Erntezeit verfahren
will. Er hat uns vor allem gezeigt, dass es die Ernte der Heiligen ist,
eine Zeit für ihr volles Ausreifen und ihre Trennung von dem Scheinweizen;
und zweitens, dass es die Zeit ist, da die Welt ihre Wirbelwindernte hält,
da das Ernten der Trauben des Weinstocks der Erde und das Treten derselben
in der großen Kelter des Grimmes Gottes stattfinden soll. Er hat uns
gezeigt, dass diese beiden Ernten (Offb. 14:1-4, 18-20) in einer Periode
von vierzig Jahren, die mit dem Jahre 1914 zu Ende geht, vollendet werden
sollen.
Aber
wenn dem Leser solches hier gesagt wird, was in den folgenden Kapiteln
nachgewiesen werden wird, so darf er nicht erwarten, dass er auf
Schriftstellen hingewiesen wird, da er diese Dinge und diese Daten
deutlich geschrieben findet. Im Gegenteil, er muss im Auge behalten, dass
all diese Dinge vom Herrn in solcher Weise verborgen wurden, dass sie
nicht verstanden oder erfasst werden konnten, bis die rechte Zeit gekommen
war, und selbst dann nur von seinen ernsten, treuen Kindern, welche die
Wahrheit höher schätzen als Edelsteine und willens sind, danach zu
suchen, wie man nach Silber sucht. Wahrheit muss nicht nur wie Silber aus
dem Schacht der Erde geholt werden, sie muss auch geläutert und von den
Schlacken befreit werden, ehe ihr Werk erkannt werden kann. Was hier
ausgesagt wurde, wird Punkt für Punkt bewiesen werden; und während
manche vorziehen möchten, eine Aussage hinzunehmen ohne die Mühe, sie
erst an der Schrift zu bewahrheiten, so ist doch dies nicht mit den
wirklichen Wahrheitssuchern der Fall. Sie müssen durch Nachspüren aller
Verbindungen so weit als möglich und direkt aus Gottes Wort jeden Punkt,
jedes Argument, jeden Beweis zu ihrem Eigentum machen, und so sich selbst
von der Zuverlässigkeit und Wahrheit des vorgetragenen Berichtes überzeugen.
Obwohl
es der Herr ist, der für „die Speise zur rechten Zeit für den Haushalt“
sorgt, und die Diener es den Gläubigen vortragen, so muss doch jeder, um
dadurch gestärkt zu werden, für sich selber essen.