SCHRIFTSTUDIEN
BAND
3 - DEIN
KÖNIGREICH KOMME
Studie
4
Die
Reinigung des Heiligtums
2300
Tage - Daniel 8:10-26
Das
wahre Heiligtum. — Die
Verunreinigung. — Das
Fundament. — Wie
„niedergerissen“. —
Beweise
hierfür aus römisch-katholischen Schriften angeführt. —
Das
Reinigen wird nicht vor 2300 Jahren nach der Vision geschehen. —
Wie
und wo begonnen, und wann es vollendet sein soll. —
Die
„goldenen Gefäße“, Wahrheiten, müssen zurückgebracht werden.
In
den vorhergehenden Kapiteln sahen wir, dass das anmaßende, eigentümliche
„kleine Horn“ von Dan. 7:8, 11, 20-26 und der Mensch der Sünde von 2.
Thess. 2:3 und der von unserem Herrn vorhergesagte „Greuel der Verwüstung“
(Matth. 24:15) ein und dasselbe sei; und ebenso, dass Dan. 8:9, 10, 23-25
auf dieselbe päpstliche Macht Bezug genommen ist. Wir haben zur Genüge für
unseren gegenwärtigen Zweck und begrenzten Raum ihr Emporkommen, ihr
Wesen, das Brechen ihrer erdrückenden Macht und ihre schließlich vollständige,
noch in der Zukunft liegende Vernichtung untersucht.
Jetzt
wollen wir eine andere Prophezeiung betrachten, welche die eine besondere,
falsche Lehre oder den Fundamental- oder Haupt- Irrtum nachweist, der zur
völligen Verwerfung jenes Systems von Seiten unseres Herrn führte und es
in seinen Augen zu dem verwüstenden Greuel machte. Die jetzt zu
untersuchende Prophezeiung zeigt ferner auch die Zeit, in welcher die
wahre Ekklesia, die geweihte Klasse - das Heiligtum - von der durch das
Papsttum bewirkten, greulichen Verunreinigung gereinigt werden würde.
Während
das vorhergehende Kapitel uns gewisse Tage des Wartens und eine Läuterung
dieser heiligen oder Heiligtums-Klasse vorführte, gibt uns diese
Prophezeiung das Datum an, an dem ein Kern heiliger Gläubiger gänzlich
von der päpstlichen Verunreinigung, von Irrtümern, usw., frei werden würden,
und da die missbrauchten „goldenen Gefäße“ oder köstlichen
Wahrheiten wieder anfingen, dieser heiligen oder Heiligtums-Klasse
anvertraut zu werden
Wir
führen Dan. 8:10-26 wie folgt an:
„Und
es ward groß bis zum Heere des Himmels (die Gesamtkirche beherrschend)
und warf (etliche) von dem Heere und von den Sternen zur Erde nieder und
zertrat sie. Selbst bis zu dem Fürsten des Heeres tat es groß. (Es maßt
sich Ehre und Würde, und wandte auf sich Prophezeiungen und Titel an, die
Jesum Christum, dem wahren Fürsten oder Oberhaupte der Ekklesia,
Herauswahl, gehören).Und es nahm ihm (Christum) das beständige Opfer weg
und die Stätte seines Heiligtums wurde niedergeworfen. Und das Heer
(Volk) wurde dahin gegeben samt dem beständigen Opfer, um des Abfalles
willen: und es warf die Wahrheit zu Boden und handelte und hatte Gelingen.
„Und
ich hörte einen Heiligen reden; und ein Heiliger sprach zu jenem, der da
redete: Bis wann geht das Gesicht von dem beständigen Opfer und von dem
verwüstenden Abfall, dass sowohl Heiligtum als auch das Heer zur
Zertretung hingegeben ist? Und er sprach zu mir: Bis auf 2300 Abenden und
Morgen (Tagen), dann wird das Heiligtum (gereinigt) gerechtfertigt sein.
„Und
es geschah, als ich, Daniel, das Gesicht sah, da suchte ich Verständnis
darüber, und siehe, da stand vor mir, wie die Gestalt eines Mannes. Und
ich hörte eine Menschenstimme zwischen den Ufern des Ulia, welche rief
und sprach: Gabriel, gib diesem das Gesicht zu verstehen! Und er trat an
den Ort, da ich stand; und als er herzu trat, erschrak ich und fiel nieder
auf mein Angesicht. Und er sprach zu mir: Merke auf, Menschensohn! Denn
auf die Zeit des Endes geht das Gesicht. Und als er mit mir redete, sank
ich betäubt auf mein Angesicht zur Erde. Er aber rührte mich an und
stellte mich auf meinen früheren Standort. Und er sprach: Siehe, ich will
dir kundtun, was in der letzten Zeit des Zornes geschehen wird, denn es
geht auf die bestimmte Zeit des Endes.
„Der
Widder mit den zwei Hörnern, welchen du gesehen hast, sind die Könige
von Medien und Persien. Und der zottige Ziegenbock ist der König von
Griechenland; und das große Horn, das zwischen seinen Augen war, ist der
erste König. Und dass es zerbrach und vier an seiner Statt aufkamen: vier
Königreiche werden aus dieser Nation aufstehen, aber nicht mit seiner
Macht. Und am Ende ihres Königtums, wenn die Frevler das Maß voll
gemacht haben werden (vergl. 1. Mose 15:16), wird ein König (das Papsttum)
aufstehen frechen Angesichts und der Ränke kundig. Und seine Macht wird
stark sein, aber nicht seine eigene Macht (das Papsttum benutzte die Macht
der verschiedenen Nationen Europas, um sich zu stärken); und er wird
erstaunliches Verderben anrichten, und Gelingen haben und handeln; und er
wird Starke und das Volk der Heiligen verderben. Und durch seine Klugheit
wird der Trug in seiner Hand gelingen; und er wird in seinem Herzen
grosstun, und unversehens viele verderben. Und gegen den Fürsten der Fürsten
wird er sich (als Antichrist) auflehnen, aber ohne Menschenhand
zerschmettert werden. Und das Gesicht (der Teil desselben) von den Abenden
und von den Morgen, wovon gesprochen worden (dass da bis zur Reinigung
2300 Tage sein würden), ist Wahrheit; und du verschließe das Gesicht,
denn es sind noch viele Tage bis dahin.“
Wir
lassen uns nicht auf eine ins Einzelne gehende Erklärung des Widders, des
Ziegenbocks, der Hörner, usw., die in diesen und den vorhergehenden
Versen erwähnt werden, ein, da wir glauben, dass dies schon deutlich
gemacht worden ist. (siehe Studie 2). Wir haben schon gesehen, dass Rom,
welches in Kapitel 7 als ein besonderes Tier mit seinen eigenen Hörnern,
und in Kapitel 2 als die Beine und Füße des Standbildes behandelt wurde,
hier (Kap. 7) als eins der Hörner des griechischen „Ziegenbocks“
behandelt wird, das, nachdem es gegen Süden und Osten als bürgerliches
oder kaiserliches Rom groß geworden war, einem Wechsel unterworfen wurde
und als päpstliches Rom „groß ward bis zum Heer des Himmels“. Das
heißt, es wurde eine kirchliche Macht oder ein Reich über das Heer oder
Volk. Und das selbe Verfahren, das römische Reich als einen Zweig oder
Schössling aus einem der Teile des griechischen Reiches zu behandeln,
wird in der geschichtlichen Prophezeiung von Kapitel 11 innegehalten.
Das
hier erwähnte beständige Opfer, meint man gewöhnlich, beziehe sich auf
das tägliche oder beständige Brandopfer der Juden zu Jerusalem; und das
Hinweg nehmen dieses beständigen Opfers ist, wie schon erzählt, dem
Antiochus Epiphanes zur Last gelegt worden. Die Weissagung geht jedoch an
dem vorbildlichen Tempel oder Heiligtum und an den vorbildlichen
Brandopfern vorbei und handelt von dem gegen bildlichen Heiligtum oder
Tempel Gottes, der christlichen Ekklesia (2. Kor. 6:16), und von dem gegen
bildlichen Brandopfer, dem ein für alle mal und für alle gegebenen,
verdienstvollen Opfer Christi, das da das beständige, ewig gültige Opfer
für die Sünden der ganzen Welt ist.
Christi
beständiges Opfer war nicht eigentlich vom Papsttum abgetan oder
beseitigt, aber es war durch die falsche, von demselben vorgetragene Lehre
verdrängt, - was nach und nach, und schließlich vollständig, den Wert
des Opfers Christi, als des beständigen und stets wirksamen, auf die
Seite schob. Diese falsche Lehre ist bekannt als die Messe oder das Mess-Opfer.
Im
Allgemeinen missverstehen Protestanten dieses sogenannte Sakrament gänzlich.
Sie meinen, es sei bloß eine verschiedene Art das Abendmahl zu feiern.
Andere haben die Idee, es sei irgend ein besonderes Gebet. Aber diese
Ideen sind ganz irrtümlich. Die römisch-katholische Lehre von der Messe
ist diese: Der Tod Christi, behaupten sie, beseitigte die adamische oder
Erbsünde, ist aber auf unsere täglichen Fehler, Schwächen, Sünden und
Unterlassungen nicht anwendbar; er ist kein beständiges, stets für alle
Sünden gültiges Opfer, stets genügend und wirksam, wie ein Kleid
jegliche Sünden aller Sünder zu bedecken, so dass der Reumütige zur
Vereinigung und Gemeinschaft mit Gott zurückkommen kann. Für alle solche
Sünden ist das Messopfer eingesetzt, das man als eine weitere Entwicklung
des Opfers auf Golgatha zu betrachten hat. Jedes Mal, wenn die Messe als
Opfer dargebracht wird, ist es ein frisches Opfer Christi für die
besonderen Personen und Sünden, für welche der Priester es darbringt und
in seinem Sinne es anwendet.
Der
so aufs neue zu opfernde Christus wird zuerst von dem handelnden Priester
aus Weizenbrot und Wein „erschaffen“. Es ist gewöhnliches Brot und
Wein, bis es auf den Altar gelegt wird, da, wie behauptet wird, gewisse
Weih-Worte das Brot und den in das wirkliche Fleisch und Blut Christi
verwandeln. Dann sind sie nicht länger mehr Brot und Wein, wenn sie es
auch noch zu sein scheinen. Diese Verwandlung wird Transubstantiation-Umwandlung
der Substanz- genannt. Die fünf magischen, lateinischen Worte, welche,
wie man vorgibt, diese Verwandlung des Brotes und Weines in tatsächliches
Fleisch und Blut bewirken, sind: “Hoc est autem corpus meum“. Irgend
ein Priester, behauptet man, kann so Christus aufs neue im Fleisch
erschaffen, damit er aufs neue geopfert werde. Nachdem nun Christus so
erschaffen ist, ertönt eine Schelle, und Priester und Leute fallen nieder
und beten an und verehren das Brot und den Wein, die sie nun für den
wahrhaftigen Christus halten. Nachdem dies geschehen, wird das Brot (in
Wirklichkeit, so sagen sie, das den Sinnen verborgene Fleisch Christi)
gebrochen. So wird Christus für die besonderen Sünden, die man dadurch
beseitigen will, wiederholt geschlachtet oder aufs neue geopfert.
Um
diese ungereimte Theorie auszuführen und zu versuchen, sie mit sich
selbst in Einklang zu setzen, haben römisch-katholische Konzilien
zahlreiche und lange Dekrete und Erklärungen erlassen und kluge(?)
Theologen theologische Werke geschrieben. Darin wird gelehrt, dass, wenn
ein Tropfen des „Blutes“ (Weines) vergossen wird, derselbe sorgfältig
aufbewahrt und verbrannt werden müsse; und die Asche in heiliger Erde
begraben werden müsse; und ebenso darf vom Brot-„ dem Fleisch
Christi“ - nicht eine Krume verloren gehen. Man muss sorgfältig verhüten,
dass ja keine Fliege in das „Blut“ (den Wein) gerate, oder dass eine
Maus oder ein Hund etwa eine Krume des gebrochenen „Fleisches“ (Brotes)
erhasche. Und Dr. Dens, einer ihrer leitenden Theologen, erklärt, dass
„Wenn eine Maus oder ein Hund die sakramentalen Bestandteile verzehre,
so verzehren sie dieselben nicht auf sakramentale Weise. Dies beweist
jedoch nicht, dass der Leib Christi dann unter den Bestandteilen zu
existieren aufhöre“. (Traktat von Dr. Dens über die Eucharistie,
Seite 314)
Der
amerikanische römisch-katholische Katechismus stellt die Lehre
folgendermaßen dar:
„Frage:
Was ist die heilige Eucharistie?
Antwort:
Es ist ein Sakrament, welches unter der Gestalt und Erscheinung von
Brot und Wein den Leib und das Blut, die Seele und Gottheit Jesu Christi
enthält.
Frage:
Ist es nicht Brot und Wein, was zuerst zur Feier der Messe auf den
Altar gelegt wird?
Antwort:
Ja, es ist so lange Brot und Wein, bis der Priester während der
Messe die Weihungsworte darüber spricht.
Frage:
Was geschieht bei diesen Worten?
Antwort:
Das Brot wird in den Leib Jesu Christi, und der Wein in sein Blut
verwandelt.
Frage:
Wie nennt man diese Verwandlung?
Antwort:
Es wird Transubstantiation genannt; das heißt, ein Wechsel aus
einer Substanz in eine andere. ...
Frage:
Was ist die Messe?
Antwort:
Die Messe ist das „beständige“ (oder tägliche) Opfer des
neuen Gesetzes, worin Christus unser Herr sich in einer unblutigen Weise
unter der Erscheinungsform von Brot und Wein seinem Vater durch die Hand
des Priesters opfert, wie er sich einst auf blutige Weise am Kreuze
aufopferte.
Frage:
Was ist der Unterschied zwischen dem Messopfer und dem Opfer am
Kreuze?
Antwort:
Das Messopfer ist dem Wesen nach dasselbe, wie das am Kreuze, der
einige Unterschied ist nur die Art und Weise des Opferns.
Frage:
Welche Wirkung hat die Messe als Versöhnungs- (Genugtuungs-) Opfer?
Antwort:
Durch dasselbe erlangen wir von der göttlichen Barmherzigkeit,
zuerst die Gnaden der Reue und Buße zur Vergebung der Sünden; und
zweitens, Erlassung zeitlicher, durch Sünden verdienter Strafen.
Frage:
Wem kommen die Früchte (Wohltaten) der Messe zu gut?
Antwort:
Die allgemeinen Früchte der ganzen Kirche, sowohl den Lebenden als
den Toten, zu gut. Die besonderen Früchte kommen zu gut, erstens und
hauptsächlich dem Priester, der die Messe feiert; sodann denen, für die
er die Insonderheit darbringt; und drittens denen, die ehrerbietig
beiwohnen.“
Die
gleiche Autorität sagt: „Der Opfernde ist ein Priester: das sichtbare
Ding, das geopfert wird, heißt das Victim (zu Opfernde); der Ort, da es
geopfert wird, wird der Altar genannt. Diese vier - Priester, Victim,
Altar und Opfer - sind unzertrennlich. Ein jedes derselben erfordert die
anderen“.
Wiederum
sagt sie bei der Erklärung der Zeremonie vom Priester: „Dann spricht er
die mysteriösen Weih-Worte, betet an, macht eine Kniebeugung und erhebt
den heiligen Leib und das heilige Blut über sein Haupt. Beim Ertönen der
Schelle beten die Leute auf den Knien an und schlagen an ihre Brust als
Zeichen der Reue für ihre Sünden. Der Priester bittet Gott, gnädiglich
das Opfer anzunehmen.“
Wir
beschließen das Zeugnis über diesen Gegenstand durch eine kurze Anführung
aus den Kanons (den Regeln) des Konzils von Trent:
Kanon
3. „Wenn jemand sagen wird, dass die Messe nur ein Lob- und Dank-Gottesdienst
sei, oder eine bloße Gedächtnisfeier des am Kreuz gebrachten Opfers und
kein Versöhnungsopfer (d.i. ein Opfer, das für sich selbst Sünden versühnt);
oder dass es nur dem zu gute kommt, der es empfängt, und nicht für die
Lebenden und die Toten, für Sünden, Strafen, Genugtuung und anderem, was
nötig, geopfert werden sollte: (wer so die Macht dieses Opfers leugnet)
der sei verflucht.“
So
sehen wir deutlich, dass das Papsttum an Stelle des einen beständigen,
vollständigen, nie zu wiederholenden, ein für allemal geschehenen Opfers
auf Golgatha ein falsches oder Schein-Opfer eingeführt hat. So entzog das
Papsttum dem Werk Christi, was ihm gebührte, dass es als das beständige
Opfer recht gewürdigt wurde, indem es an dessen Stelle eine von ihren
eigenen Priestern gemachte Erfindung setzte. Es ist unnötig, hier im
Einzelnen den Grund anzugeben, warum das Papsttum das wahre, beständige
Opfer verleugnete und auf die Seite und dafür den „Greuel“, die Messe,
an dessen Stelle setzte, denn die meisten unserer Leser wissen, dass diese
Lehre, dass der Priester in der Messe ein Opfer für die Sünden darbringt,
ohne welches sie nicht beseitigt werden können, all den verschiedenen
Schachzügen der Kirche Roms, um für alle ihre Extravaganzen und ihren
Luxus den Leuten das Geld zu entziehen, zu Grunde liegt. Die „Absolutionen“,
der „Ablass“, oder Sündenerlassung, und all die verschiedenen,
vorgeblichen Wohltaten, Gnaden, Vorzüge und Gerechtsamen für dieses oder
jenes Leben, für die Lebenden oder die Toten, sind auf diese gotteslästerliche
Lehre der Messe, die Grundirrlehre des großen Abfalls, gegründet. Vermöge
der Macht und Autorität, welche dieselbe auf den Priester legt, geschieht
es, dass er gotteslästerlich behauptet, die verschiedenen Befugnisse
auszuüben, die Christus allein zukommen.
Als
Beweis dafür, dass dieser Irrtum ein so gründlicher ist, beachte man,
dass die Reformation in Deutschland und in der Schweiz, obwohl sie mit der
Opposition gegen den Ablass anfing, gar bald eine Frage betreffs der
Transubstantiation und des Messopfers wurde. Die Stellung Luthers,
Zwinglis, Melanchthons und ihrer Mitarbeiter war, dass wir durch den
Glauben an das auf Golgatha vollbrachte Opfer und nicht durch das
Messopfer, Ablässe, usw., die in Anbetracht dessen bewilligt wurden,
gerechtfertigt werden. Und in der Tat, diese Frage betreffs der Messe lag
fast allen Protesten gegen den Romanismus und fast allen Verfolgungen Roms
zu Grunde. Bischof Tilotson bemerkte: “Dies (die Transubstantiation -
die Messe) war in der Kirche Roms die große brennende Frage; und so
absurd und unvernünftig sie ist, um ihrer Verneinung willen sind mehr
Christen ermordet worden als vielleicht für alle anderen Glaubensartikel.“
Natürlich
behaupten die Römischen, dass die Messe von Christo und den Aposteln
eingeführt worden sei; die früheste Erwähnung derselben aber, die sich
finden lässt, war bei dem Konzil von Konstantinopel, im Jahre 381. Auf
den Zeitpunkt der Einführung dieses verderblichen Irrtums nimmt die
Weissagung jedoch nicht besonders Bezug, außer, dass das Papsttum vermöge
dieses allem zu Grunde liegenden Irrtums „der Greuel der Verwüstung“
wurde, ehe es als solcher in Macht „aufgestellt“ wurde, was, wie wir
gesehen haben, im Jahre 539 stattfand.
Die
Prophezeiung lautet: „Es nahm ihm (Christum) das beständige Opfer weg“
und fügt dann hinzu: „Und die Stätte (das Fundament) seines Heiligtums
wurde niedergeworfen.“ Das Fundament, auf dem die wahrhaft geweihte
Klasse aufgebaut ist, ist dass unser Herr Jesus durch das eine Opfer
seiner selbst für immer all die geheiligt und annehmbar gemacht, die
durch ihn zu Gott kommen, ohne irgend welchen anderen Mittler, ohne
Priester oder Bischof oder Papst, und ohne irgend ein anderes Opfer. Jedes
andere ist ein Greuel in Gottes Augen, weil es stillschweigend die Ungenügsamkeit
des großen Lösegeldes Christi lehrt. - Heb. 7:25; 10:14
Diese
Lehre vom Lösegeld ist das Fundament des Heiligtums oder des heiligen
Tempels- der geweihten Herauswahl. Und als dieses „Beständige“
beseitigt, bedeutungslos gemacht oder umgestoßen worden war, da traten
die vom Propheten vorhergesagten üblen Folgen ein: Das Heer (die
professionellen Christen), leicht geführt durch das falsche System, das
sich (in der Person ihres Hauptes, des Papstes) selbst erhöhte, sogar bis
zum Fürsten oder Herrscher über das Heer, verfiel dem Irrtum. „Und es
warf die Wahrheit zu Boden“, zusammen mit solchen aus dem Heere, und
unter den Lichtern oder Lehrern, die an der Wahrheit festhielten und in
dessen Bahn der Übertretung nicht eintreten wollten. Und wie wir in
vorhergehenden Kapiteln gesehen haben, es glückte ihm all sein Tun
wunderbar.
Wenn
das eigentliche Fundament wahren christlichen Glaubens so beiseite
geworfen ist, ist es da ein Wunder, dass der große Abfall in solche
Tiefen der Gottlosigkeit führte, wie er tat? Ein Irrtum führte zu dem
anderen, bis nur eine äußere Form von Wahrheit und Gottseligkeit übrig
blieb, und der verwüstende Greuel sich in den Tempel Gottes setzte und
sowohl das Heiligtum als auch das Heer entweihte, und sein Haupt sich als
der Vikar oder Stellvertreter Christi selbst erhöhte.
Inmitten
dieser Szenen des Erfolges des Greuels der Verwüstung, hört Daniel die
Heiligen, die Geweihten, fragen: „Bis wann geht das Gesicht vom beständigen
Opfer und von dem verwüstenden Frevel (Abfall), dass sowohl Heiligtum als
auch das Heer zur Zerstreuung hingegeben ist? Die ganze Zeit hindurch,
seit der Greuel aufgerichtet war, hat es Heilige gegeben, die sein wahres
Wesen und seine Verunreinigungen mehr oder weniger bestimmt erkannten und
ernstlich zu erkennen suchten und zu Gott riefen: Wie lange, O Herr! soll
die Wahrheit in den Staub getreten werden und dem Irrtum, der Gotteslästerung
und dem Greuel erlaubt sein, Erfolg zu haben? - Wie lange soll der
Antichrist „trunken mit dem Blute der Heiligen und Märtyrer Jesu“ und
mit seinem erstaunlichen Erfolg fortfahren, die Völker trunken zu machen
und zu verführen? (Offb. 17:2, 6, 14:8, 18:3). Und ihre Frage und die
Daniels und unsere im Voraus stellend, gab Gott durch seinen Boten auch
die Antwort im Voraus; und obwohl die Ausdrücke noch nicht einmal anfänglich
vor der Zeit des Endes verstanden werden konnten, so gab das Bestimmen
oder Begrenzen der Zeit anderen sowie auch Daniel die Gewissheit, dass
Gott die Umstände völlig beherrscht, so dass nichts geschehen kann. was
er nicht lenkt und schließlich zum Guten überwaltet. Diese Antwort
bezeichnet nicht den Anfang des Reinigungswerkes, sondern eine Periode, da
es bis zu einem gewissen Grade vollendet sein würde. Es lautet:
„Bis
auf 2300 Tage,
da wird das Heiligtum gereinigt sein.“
Bei
der Untersuchung dieser Zeitperiode wird dem Forschenden sofort der
Umstand auffallen, dass hier nicht buchstäbliche Tage gemeint sein können.
Denn 2300 Tage würden weniger als acht Jahre sein, und doch deckt die
Weissagung augenscheinlich die ganze lange Periode der Entweihung des
Heiligtums und der Übertretung der Wahrheit. Wiederum bemerken wir, dass
es vorhergesagt ist, dass diese 2300 Tage irgend wann in dem Zeitraum
enden würden, der „Die Zeit des Endes“ genannt wird, denn Gabriel
sagt: „Merke auf, Menschensohn! Denn das Gesicht geht auf die Zeit des
Endes“; und ferner: „Siehe, ich will dir kundtun, was in der letzten
Zeit des Zornes gesehen wird, denn es (das Verständnis) geht auf die
bestimmte Zeit des Endes.“
In
seiner Erklärung durchschreitet Gabriel die ganze Erscheinung teilweise
die verschiedenen Sinnbilder erklärend, und schließt mit der
Versicherung ab, dass 2300 Tage das genaue Maß von allem sei. Daniel, der
besonders an Israel dachte, und an die Erfüllung der Verheißungen Gottes
an die Väter, verstand, dass all das, was er gehört, nicht in 2300
buchstäblichen Tagen geschehen könnte, besonders als Gabriel zu ihm
sagte: “Und du, verschließe das Gesicht“, denn es sind noch viele
Tage bis dahin (zu seiner Erfüllung)“ (Dan. 8:26). Und obwohl er nicht
wusste, wie lang jeder symbolische Tag sein würde, war er doch von Herzen
betrübt bei dem Gedanken an so vieles Böse, das über Gottes Volk kommen
sollte - auch sah er den Wechsel dieses Namens vom fleischlichen zum
geistlichen Israel nicht. Wir lesen: “Ich, Daniel, war dahin und war
einige Tage krank“ und „war entsetzt über das Gesicht, und niemand
verstand es“. Es war gut für Daniel, und für Gottes Kinder alle, von
damals an bis zur Zeit des Endes, dass die schreckliche Bedeutung jener
Erscheinung über die päpstliche Macht und Verfolgung und über das
Leiden der Geweihten, nicht im Voraus deutlicher geoffenbart war. Unser
barmherziger, himmlischer Vater, obwohl er sein Volk in dem Feuerofen des
Leidens und der Verfolgung prüfen will, um es für die verheißene, über
alle Maßen wichtige Herrlichkeit zuzubereiten, handelt doch mit uns nach
dem Grundsatz: „Jeder Tag soll seine eigene Plage haben.“
Daniel,
der sich mehr für Israel als für den persischen „Widder“ oder für
den griechischen „Ziegenbock“ interessierte, wusste aus Jeremias
Weissagung, dass die 70 Jahre der Gefangenschaft in Babylon eine über
Israel für seine Sünden verhängte Strafe war, und so schloss er nun von
dem Gesicht über zukünftige Verfolgungen (statt über Erhöhung und
Herrlichkeit, wie er erwartet hatte), dass es Israels Sünde und Gottes
Zorn bedeute. Daher betete er ernstlich um Vergebung der Sünden Israels
und um die Erfüllung der den Vätern gemachten Verheißung. Dies wird in
Dan. 9: 2-19 in wenigen Worten erzählt. Daniel sah nicht den vollen
Umfang des göttlichen Planes, wie es uns gestattet ist; nichts desto
weniger gefiel Gott sein Ernst und sein Glaube an die Verheißungen, und
daher offenbarte er ihm noch etwas mehr betreffs dieser Erscheinung, im
Zuwachs oder weiteren Ausbau derselben in den Zügen, die sich besonders
auf das fleischliche Israel bezogen. Daniel meinte, dass das Ende der
siebzigjährigen Verwüstung des Landes Israel, während dessen Volk in
Babylon war, sich noch viele (2300) Tage hinauszöge. Gott korrigierte
diesen Irrtum, indem er Gabriel sendet, um ihm zu berichten, dass die
Gefangenschaft mit dem Ablauf der 70 Jahre enden würde, und dass die
Stadt Jerusalem und der Tempel, wenn auch in trübseliger Zeit, wieder
erbaut werden würde.
Als
Daniel über dieses Gesicht von 2300 Tagen betete, und weil er es so
missverstand, als ob es eine Verlängerung der 70-jährigen Gefangenschaft
in Babylon bedeute, wurde Gabriel zu ihm gesandt, um diese missverstandene
Vision des weiteren folgendermaßen zu erklären:
„Und
er gab mir Verständnis und redete mit mir und sprach: Daniel, jetzt bin
ich ausgegangen, dich Verständnis zu lehren. Im Anfang deines Flehens ist
ein (weiteres) Wort (der Erklärung über Gottes Plan) ausgegangen, und
ich bin gekommen, um es dir kundzutun, denn du bist ein Vielgeliebter. So
merke nun auf das Wort und verstehe das Gesicht (von den 2300 Tagen): 70
Wochen (70 x 7 = 490 Tage) sind über dein Volk (Israel) und über deine
heilige Stadt (Jerusalem) bestimmt, usw.“ - Dan. 9:21-27
Der
Punkt, der hier besonders zu beachten ist, ist der, dass die 490 Tage ein
Teil der 2300 Tage sind - ein Teil, der in Erhörung des Flehens Daniels
um die Wiederherstellung Israels aus Babylon, als für denselben von
besonderem Interesse bezeichnet wurde. (siehe Verse 12:16-18). Da diese
siebzig Wochen oder 490 Tage der erste Teil der 2300 Tage waren, so dient
ihre Erfüllung nicht nur dazu, uns zu zeigen, wann die 2300 Tage anfingen,
sondern auch welcherlei Zeit (ob buchstäbliche oder symbolische) gemeint
war. (siehe 1. Petr. 1:11). Und noch mehr als dies; die Erfüllung dieser
Weissagung von den „siebzig Wochen“ musste dazu dienen, Daniel als
einen wahren Propheten zu besiegeln und ebenso all seine Weissagungen: und
besonders musste es dieses „Gesicht“ von den 2300 Tagen besiegeln. So
war es vorhergesagt, dass die siebzig Wochen unter anderem dazu dienen
sollten, „zu versiegeln Gesicht und Prophet“.
Wohl
an denn, in Anerkenntnis, dass die symbolischen siebzig Wochen oder 490
Tage als in Jahren erfüllt ein Siegel der 2300 Tage sein sollten, fangen
wir da zu messen an, um zu sehen, wo der ganze Abschnitt erfüllt sein
wird. Von den 2300 die 490 am ersten Advent erfüllten abziehend, erhalten
wir als Rest 1810. So müssen also 1810 Jahre (prophetische, symbolische
Tage) das Maß vom Schluss der siebzig Wochen bis zu der Zeit sein, da die
Heiligtum Klasse von den verschiedenen Verunreinigungen des Papsttums -
des verwüstenden Greuels, der so lange Jahrhunderte den Tempel Gottes
verunstaltet hatte - gereinigt sein werde.
Der
Tod des Messias fand, wie gezeigt, im Frühjahr des Jahres 33 statt, und
dies war die Mitte oder in Mitten der letzten der siebzig Wochen. Das
volle Ende derselben war daher eine halbe Woche oder 3½ Jahre später -
im Herbst des Jahres 36. So markiert also der Herbst des Jahres 1846 (1810
Jahre seit dem Herbst 36) das Ende des Gesichts von den 2300 Tagen und das
Datum, da das Heiligtum gereinigt werden sollte.
Da
diese Prophezeiung erfüllt ist, so sollten wir in dieser, wie in anderen
Fällen erfüllter Prophezeiung, erwarten, die Tatsachen, die ihre Erfüllung
beweisen, deutlich auf den Blättern der Geschichte verzeichnet zu finden,
denn obwohl Geschichtsschreiber häufig der Bibel und Gott gegenüber ungläubig
sind, so hat doch Gott ihnen unbewusst, ihr Werk überwaltet, so dass wo
immer eine Weissagung erfüllt worden ist, die Tatsachen unfehlbar in der
Geschichte eingefügt worden sind, und stets auf gute und zuverlässige
Autorität hin. So war es auch in diesem Falle, bei der Reinigung des
Heiligtums.
Von
allen neueren Historikern, ausgenommen römisch katholischen
Schriftstellern, die es den großen Abfall nennen, finden wir es
beglaubigt, dass das, was sie alle die große Reformation nennen, im 16.
Jahrhundert seinen Anfang nahm; und mit dieser Reformation kann die
Reinigung des Heiligtums als anfangend gerechnet werden. Lasst uns im Sinn
behalten, dass das Heiligtum durch das Hereinbringen verschiedener Irrtümer
mit ihren entsprechenden üblen Wirkungen verderbt wurde, und dass der Höhepunkt
derselben in der Einführung der Messe erreicht war, und dass im Gefolge
dieses Irrtums die tiefste Degradation (Gesunkenheit) des „Heeres“ (der
Masse der nominellen Kirche) eintrat, die, wie gezeigt, in dem schamlosen
Feilbieten von „Ablass“ gipfelte, was zum Teil die Reformbewegung
hervorrief. Obwohl die Heiligtums-Klasse auch in einem gewissen Grade
verunreinigt, d.i. in diesen Irrtum verführt war, so öffneten doch die
schrecklichen Folgen ihre Augen ihm gegenüber; und dem entsprechend
finden wir, dass der Grundton der großen Reformation die Rechtfertigung
durch den Glauben an das „beständige Opfer“ Christi war, das keiner
Wiederholung bedurfte und einer Vergebung widerspricht, die vermeintlich
durch Büßungen und Messen an den beschmutzten Altären des Antichristen
erlangt werde.
Das
war die rechte Stelle, wo Reformation (Verbesserung) ihren Anfang nehmen
sollte: Am Fundament - bei der Rechtfertigung (Reinigung) durch den
Glauben an „Das Beständige“. Doch beachte, die Prophezeiung deutet
keine Reinigung des Heeres (der Masse) zu dieser Zeit an, sondern nur der
Heiligtum Klasse. Noch auch ist das Heer gereinigt worden. Es hielt den
Irrtum noch fest, und tut es bis auf diesen Tag; aber die geweihte Klasse,
das Heiligtum, entsagte dem Irrtum und litt um der Wahrheit willen, viele
davon selbst bis zum Tode.
Doch
dies war nur der Anfang des Reinigungswerkes, denn die jetzt erwachende
Klasse entdeckte bald, dass die verunreinigenden Irrtümer sich sehr
vervielfältigt hatten, während das Papsttum am Ruder war. Luther, der
leitende Geist der Reformation, machte nicht bei einem Irrtum halt,
sondern versuchte viele andere auszufegen und nagelte am 31. Oktober
1517 an die Schlosskirche zu Wittenberg fünfundneunzig Thesen gegen die
Lehren des Papsttums, (und drei Jahre später veröffentlichte er eine
Verteidigungsschrift, wovon Artikel 27 die Unsterblichkeit des Menschen
leugnete). Als diese Sätze von Papst Leo X. als Ketzerei verworfen worden
waren, verwarf Luther in seiner Antwort in rückhaltlosen Ausdrücken die
Lehren der Transubstantiation, der menschlichen Unsterblichkeit, und die
Behauptung der Päpste „der Kaiser der Welt, der König des Himmels, und
der Gott auf Erden“ zu sein, und bezeichnet sie als „monströse
Meinungen, die in dem römischen Misthaufen von Dekretalien (päpstlichen
Entscheidungen) zu finden“ seien.
Doch
ach! Das so edel und mutig begonnene Reinigungswerk war zu gründlich, um
populär zu sein, und die Freunde und Bewunderer Luthers und seiner
Gehilfen bekämpften und beschwichtigten sie in einem gewissen Grade durch
Politik, Klugheit, „Schmeicheleien“ und Verheißung von Hilfe und
Erfolg, vorausgesetzt ihr Verfahren richte sich mehr nach den Eingebungen
der Weisheit dieser Welt. (siehe Dan. 11:34, 35). Mehrere deutsche Fürsten
wurden glühende Bewunderer der kühnen Reformatoren, die sowohl das Vermögen
als auch den Mut hatten, das System anzugreifen, vor dem jahrhundertlang Könige
gezittert hatten. Diese Fürsten unterstützten die Reformatoren und deren
Hilfe erschien den letzteren zum Erfolg der Bewegung unentbehrlich zu sein;
und als Gegendienst empfingen jene von Seiten der Reformation die
Anerkennung ihrer königlichen Rechte(?).
Wir
sollten auch bedenken, dass die Reform-Bewegung nicht nur eine Erhebung
gegen religiöse Tyrannen war, sondern zugleich auch gegen politische; und
diese beiden Arten von Verbesserern wurden mehr oder weniger durch
Sympathie und Zusammenwirken einander näher gebracht. Betreffs dieser
Reformations-Aera sagt Professor Fischer (Fischers Universalgeschichte,
Seite 402-412):
Von
der Schweiz: „Zwinglis Anstrengungen als Kirchenverbesserer waren
gemischt mit patriotischem Eifer für die sittliche und politische
Wiedergeburt der Schweiz.“
Von
Calvins Zeit und der Genfer Regierung sagt er: „Auf die bürgerliche
Revolution folgte eine kirchliche. Der Protestantismus wurde (1535)
gesetzlich eingeführt. Calvin wurde tatsächlicher Gesetzgeber der Stadt.
Es war ein kirchlicher Staat.“
Von
Skandinavien: „In den skandinavischen Ländern wurde vermittelst der
Reformation königliche Macht aufgebaut.“
Von
Dänemark: „Die neue (protestantische) Lehre war ins Land gekommen und
breitete sich aus. Der Adel, nach den Besitzungen der (römisch-katholischen)
Kirche lüstern, schlug sich auf ihre Seite.“
Von
Schweden: „Eine große politische Revolution erfolgte, die auch eine
religiöse Umwälzung in sich schloss.“
Von
Deutschland: „Die Drohungen gegen die protestantischen Fürsten bewogen
sie, zum gegenseitigen Schutze, den Schmalkaldischen Bund zu schließen.
Man fand es unmöglich, die Maßnahmen der Unterdrückung gegen die
Lutheraner auszuführen.“ „Auf dem Reichstag zu Augsburg im Jahre 1555
wurde der religiöse Friede geschlossen. Jedem Fürsten sollte gestattet
sein, zwischen der katholischen Religion und der Augsburger Konfession (dem
Bekenntnis der Reformatoren) zu wählen; und die Religion des Fürsten
sollte die des Landes sein, das er beherrschte: Das heißt, jede Regierung
sollte für ihre Untertanen ihr Glaubensbekenntnis wählen.“
In
der Tat, die politischen Verhältnisse der Zeit, zusammen mit dem Umstand,
dass selbst die Führer der Reformation nur eben anfingen, den moralischen
und einigen wenigen der doktrinären Irrtümern des Papsttums gegenüber
auf zu wachen, erfüllt uns mit Wunder über die raschen Fortschritte dem
Rechten zu, die gemacht wurden, statt dass wir sie scharf verurteilen möchten,
weil sie die Reinigung nicht gründlicher vornahmen. Doch als die
protestantischen Kirchen sich mit dem Staate verbanden, da war Fortschritt
und Reform zum Stillstand gekommen. Bald wurden Glaubenssätze gebildet,
die fast ebenso unnachgiebig und dem Wachstum in der Erkenntnis zuwider
waren, wie die Dekrete Roms, obwohl der Wahrheit näher und eine Fessel
von größerem Spielraum.
So
war dieselbe Art der Vereinigung von Kirche und Staat, die zuvor im
Papsttum der Wahrheit solchen Schaden getan hatte, die Falle, durch welche
der Feind das so nobel angefangene „Reinigen des Heiligtums“
erschwerte und hintertrieb. Reformation und Reinigung kam für eine
Zeitlang zum Stillstand, und statt mit der Reinigung fortzufahren, wandten
die Verbesserer ihre Aufmerksamkeit darauf, sich zu organisieren und
manche der alten päpstlichen Dogmas, die zuerst so laut verworfen wurden,
wieder zu flicken und zu polieren. So köderte Satan die Reformatoren in
gerade dieselbe „Hurerei“ (Vereinigung von Kirche und Staat), die sie
an der Kirche Roms verworfen hatten. So wurde die Todeswunde, die das
Papsttum empfangen hatte, für eine Zeitlang geheilt. - Offb. 13:3
Aber
die so begonnene und so unterbrochene „Reinigung“ muss aufs neue
einsetzen und vorwärts gehen, denn am Ende der 2300 Jahre muss das
Heiligtum gereinigt sein. Und so ist es geschehen. Das Zurückgehen zur
Bibel als der einzigen Autorität für den Glauben, mit dem die
Reformation anfing, hat tiefen Samen gesät, der seitdem ab und zu wieder
emporgeschossen ist und eine Reform nach der anderen hervorbrachte,
trotzdem dass die Führer eiligst versuchten, die Ausbreitung der Reform
über ihr eigenes Maß hinaus zu hindern, indem sie Glaubensbekenntnisse
und Glaubenswälle aufrichteten, über welche hinaus, einerlei, was die
Bibel lehre, niemandem zu gehen erlaubt wurde, ohne das Anathema (den
Bannstrahl) eines „Häretikers“, oder Ketzers, auf sich zu ziehen.
Den
Pfad der Kirche, von Luthers Zeit bis jetzt, entlang blickend, können wir
sehen, wie Schritt für Schritt Verbesserung oder Reinigung voranschritt;
und doch zeigt sich bei jedem Schritt die gleiche Neigung, denn jede
Abteilung von Reformatoren hielt inne, sobald ein kleines Stück Reinigung
von ihr zuwege gebracht war, und schloss sich den anderen in der
Opposition gegen jegliche weitere Reform oder Reinigung an.
So
behauptete die Kirche Englands und behauptet es noch, während sie etliche
der gröberen Lehren und Gebräuche der Kirche Roms beiseite warf, dass
sie die einzige wahre Kirche sei, und dass ihre Bischöfe apostolische
Nachfolge und daher höchste Oberhoheit über Gottes Erbe hätten. Diese
„Tochter“ Roms, ihre Mutter verlassend, nahm den dargebotenen Arm
Englands und machte das Oberhaupt dieses Reiches zum Haupte der Kirche.
Doch dies war, gerade wie mit der lutherischen Tochter, eine Reform, und
zwar in der rechten Richtung - eine teilweise Reinigung. Calvin, Knox und
andere entdeckten, dass Gottes Vorauswissen der sich abspiegelnden
Ereignissen fast gänzlich unter dem päpstlichen Schutt aus dem Auge
verloren worden war; und den Gedanken hinwerfend, dass der Erfolg der Pläne
Gottes gänzlich von den Bemühungen fehlbarer Menschen abhängig gemacht
worden sei, halfen ihre Lehren, zu zeigen, dass die Kirche nicht auf den
Arm des Staates angewiesen sei, um ihr mit Hilfe fleischlicher Waffen den
Erfolg zu sichern. Diese Männer verrichteten ein großes und wertvolles
Werk, das seither mehr Frucht getragen hat, als manche zu sehen scheinen.
Nichtsdestoweniger wurden sie durch andere, nicht als solche erkannte
verunreinigende Irrtümer dazu verleitet, den Irrtum zu vertreten, dass
alle nicht zum himmlischen Zustand Erwählten zur ewigen Qual verworfen
seien. Bald kristallisierten sich ihre Lehren unter dem Namen
Presbyterianismus; und über die erste Verkündigung der Unabänderlichkeit
der göttlichen Dekrete ist von ihm wenig zur Reformation oder Reinigung
beigetragen worden; und wie seine Schwester Sekten, hat er ebenfalls viel
getan, das Reinigungswerk zu erschweren und zu hindern.
Die
Wesleys und ihre Mitarbeiter, niedergedrückt durch die obwaltende Kälte
und Formalität ihrer Zeit, versuchten, etwas von diesem kalten
Formalismus auszufegen, der naturgemäß aus der Vereinigung von Kirche
und Staat erfolgte, und die Notwendigkeit persönlicher Heiligung durch
persönlichen Glauben an und persönliche Vereinigung mit Christus zu
zeigen, - indem sie lehrten, dass der Umstand, dass man unter einer
sogenannt christlichen Regierung geboren und von Geburt an als Glied
solcher kirchlich staatlicher Organisation betrachtet worden sei, nicht
wahres Christentum sei. Dies war soweit ausgezeichnet, und ein notwendiger
Teil des „Reinigungs“-Werkes; doch statt in der Einfalt der Ur-Kirche
der Vollkommenheit entgegen vorwärts zu schreiten, dachte Wesley
ebenfalls bald, das Reinigen und Verbessern sei vollendet, und schritt
dazu, in Gemeinschaft mit anderen den Methodismus zu organisieren, und
durch methodistische Glaubenssätze und Regeln so zu umzäunen, dass es
weiteren Fortschritt und weitere Reinigung wirkungsvoll verhinderte.
Unitarianismus und Universalismus, obwohl gleicherweise Irrtümer in sich
enthaltend, sind auch Versuche gewesen, verunreinigende Irrtümer auszustoßen,
und waren vielleicht verhältnismäßig ebenso erfolgreich und erfolglos
wie die anderen.
Diejenigen,
die sich Baptisten nennen, vertreten einen anderen Reinigungsversuch des
Heiligtums. Sie suchten einen anderen Irrtum, den das Papsttum eingeführt
hatte, auszufegen. Es betraf die Taufe. Sie leugneten, dass Besprengung
eines nicht glaubenden Kindes die Taufe eines Gläubigen sei, oder dass
Besprengung irgendwie das Begraben werden in den Tod Christi versinnbilde.
Doch über die Lehre einer richtigeren äußerlichen Form hinaus haben die
Baptisten wenig Fortschritte gemacht, und jetzt finden sie sich unter der
Zahl derer, die irgend welche weitere Reinigung erschweren und hindern.
Eine
spätere Reform-Bewegung ist unter dem Namen, Disciples (Jünger) oder
Christian Church („Die Christliche Kirche“) bekannt. Diese Sekte wurde
im Jahre 1827 von Alexander Campbell gegründet. Die Verbesserung, welche
diese bei ihrer Organisation besonders erstrebten, war apostolische
Einfachheit im Kirchenregiment; die Bibel als alleiniges
Glaubensbekenntnis; die Gleichheit aller Glieder Christi unter ihm als dem
Haupte aller; und folglich die Beseitigung kirchlicher Titel, wie Ehrwürdiger,
Doktor der Theologie usw., als römisch und im Gegensatz zum Geiste
Christi und zu lauterem Christentum, das da sagt: „Ihr seid alle Brüder
und einer ist euer Meister, Christus“. Soweit dieses Streben und diese
Reinigung ging, war es gut und hat in den Gemütern und zur Freiheit
mancher in allen religiösen Gemeinschaften gute Frucht getragen; aber
auch diese Benennung hat, wie die anderen, aufgehört, noch nach weiterer
Reform zu ringen, und ihr Reform Geist ist schon tot, denn während er die
Bibel als alleiniges Glaubensbekenntnis beansprucht, ist er im Geleise
stecken geblieben und dreht sich da um sich selbst herum, ohne in der
Wahrheit Fortschritte zu machen. Er behauptet, von den Glaubenssatzungen
und den Fesseln menschlicher Traditionen frei zu sein, verfehlt aber diese
Freiheit zu gebrauchen, ist daher in Wirklichkeit geistig gebunden und wächst
folglich auch nicht an Gnade und Erkenntnis. Obwohl von keinem
geschriebenen Glaubensbekenntnis gebunden, geschah es doch, dass sie durch
ihren Respekt vor den Überlieferungen und der Ehre der Menschen, sowie
auch durch Selbstgefälligkeit, sich ein solches festsetzen und somit
aller weiteren Reinigungsarbeit gegenüber in Schlaf gerieten.
Während
wir nur einige der Reformatoren und der Reform Bewegungen erwähnt haben,
müssen wir nicht so verstanden werden als verwürfen oder ignorierten wir
andere. Weit davon entfernt! Die Reform ist allgemein gewesen, und alle
wahren, ernsten Christen haben etwas Anteil an dem Reinigungswerk gehabt.
Die große Schwierigkeit liegt in dem Umstand, dass nur wenige, durch ihre
Erziehung mit Vorurteil erfüllt und durch das laute und anspruchsvolle
Auftreten des Irrtums mit Scheu erfüllt, den großen Haufen Irrtum sehen
und die daraus folgende Notwendigkeit, mit der Reinigung voranzuschreiten,
erkennen können. Und unser großer Feind ist nicht langsam gewesen,
diesen Vorteil auszunützen und zum Binden der Heiligen und zum
Hintertreiben des Reinigungswerkes zu benutzen.
Eine
andere Reform, und eine, die in mancher Hinsicht am durchgreifendsten war,
begann bald nach der letzt genannten, worauf wir kurz im vorigen Kapitel
Bezug nahmen. William Miller von Massachusetts, ein Glied der Baptisten
Gemeinschaft, der das Werkzeug war, das zum einsetzen dieser Reform
verwendet wurde, lenkte die Aufmerksamkeit der Kirche auf den Umstand,
dass die Bibel eben sowohl etwas über die Zeit wie über die Ordnung des
Planes Gottes enthalte. Er sah Perioden von den Propheten verzeichnet,
denen die Aussage zur Seite stand, dass zur rechten Zeit die wahrhaft
Weisen dieselben verstehen würden, und er suchte, einer der so
beschriebenen Klasse zu sein. Er forschte und fand manches sehr
Interessante das unter den Traditionen Roms lange Zeit aus dem Auge
verloren worden war, nämlich, dass die Wiederkunft unseres Herrn zur
Mitteilung des Segens Gottes stattfinden solle, wie das erste Kommen
geschah, um die Welt zu erlösen, dass das Lösegeld und die
Wiederherstellung in der Tat zwei Teile des einen Erlösungsplanes seien.
Solches
erkennen und solches verkünden, ist für ein aufrichtiges, ehrliches Herz
ein und dasselbe; und so tat er. Das Aufdecken dieser Weisheit führte zur
Verwerfung gewisser Irrtümer und verrichtete daher in allen, die unter
ihren Einfluss kamen, ein Reinigungswerk. Angenommen, wenn Jesus zum
zweiten Male kommen sollte, um sein Königreich „aufzurichten“ und
seine Herauswahl zu erhöhen, so ist klar, dass die Behauptung der mit der
weltlichen Macht verbundenen Kirchen, die alle Königreiche Gottes zu sein
beanspruchen, bloß leeres Gerede ist. Denn wenn das Königreich Christi
noch nicht „aufgerichtet“ ist, so müssen die, welche jetzt „aufgerichtet“
sind, vom „Fürsten dieser Welt“ erhöht worden sein, und müssen in
seinem (Satans) Interesse wirken, wenn ihre Obersten auch noch so wenig
davon wissen.
Ein
anderer Irrtum, zu dessen Beseitigung Millers Predigen führte, war der,
der menschlichen Unsterblichkeit. Lang hat die Meinung geherrscht, als ob
der Mensch ein unsterbliches Wesen sei; d.h., dass er, einmal erschaffen,
nie wieder sterben könne, und dass der Tod nichts weiter als trügerischer
Schein sei; dass der Mensch nur zu sterben scheine, er wechsele nur die
Form und tue einen weiteren Schritt in der „Fortentwicklung“. Miller
glaubte darüber zuerst, was andere auch glaubten; doch die Wahrheiten,
auf die er die Aufmerksamkeit lenkte, besonders die Lehren über die
Wiederkunft des Herrn und die Auferstehung der Toten, legten diesen schädlichen
Irrtum zuerst bloß. Derselbe leugnet die Auferstehung, indem er lehrt,
dass niemand tot sei und also keiner Wiederkunft noch Auferstehung bedürfe.
Doch wir sparen die genauere Untersuchung über diese Sache für einen späteren
Band dieses Werkes auf, in welchem wir zeigen werden, dass Unsterblichkeit
und ewiges Leben Gnadengaben sind, die nur durch Christum erlangt werden können
und den Gottlosen weder verheißen sind noch verliehen werden. Auf dieser
Idee der menschlichen Unsterblichkeit gründet sich die römische Lehre
vom Fegefeuer und geht aus ihr hervor, und ebenso die noch schrecklichere,
protestantische Lehre ewigen Elends an einem Ort endloser Qual, denn so
schließt man: Wenn der Mensch für immer leben muss (und wenn er
unsterblich ist, kann ihn doch Gott selbst nicht vertilgen), so muss er
entweder in ewigem Glück oder in ewigem Leid leben. Und da man sagt, dass
mit dem Tod sein Schicksal besiegelt ist, so muss für die große Mehrzahl
die ewige Qual dann eintreten, weil sie in den wenigen Jahren des gegenwärtigen
Lebens entweder die Erkenntnis des rechten Weges zu erlangen verfehlten,
oder, wenn sie auch diese Erkenntnis erhielten, doch um ihrer angeerbten
Schwachheit willen unfähig waren, danach zu wandeln.
Diese
große Wurzel verderblicher Irrtümer fing an, durch die Predigt von der
Wiederkunft Christi und der dann fälligen Auferstehung ausgerauft und
beiseite geworfen zu werden. Verständige und nachdenkende Leute fingen
an, sich zu verwundern, warum Jesus die Toten auferwecken würde, wenn sie
entweder im Himmel oder in der Hölle wären, und ihr Los für immer
unwandelbar festgestellt sei. Dann verwunderten sie sich, warum die Toten
doch tot genannt würden, wenn sie doch eigentlich lebten. Dann
verwunderten sie sich, warum Jesus und die Apostel gar nichts darüber
gesagt haben, dass die Toten noch lebendig seien, sondern im Gegenteil
stets auf die Auferstehung als die einzige Hoffnung hingewiesen haben, ja
selbst erklärt haben, wenn es keine Auferstehung gäbe, dann seien alle
„verloren“ (1. Kor. 15:13-18). Da begannen die Worte des Herrn, die
„allen, die in den Gräbern sind“, eine Auferstehung verheißen, eine
Bedeutung zu erhalten; und allmählich sah man ein, dass die Toten nicht
lebendig sind, sondern dass Tod das Gegenteil von Leben bedeutet. Und wer
da suchte, fand, dass die Schrift mit sich selbst hierüber in
vollkommener Übereinstimmung ist, aber in direktem Gegensatz zu den gewöhnlichen
Traditionen des heutigen Tages, die vom Papsttum herabkamen.
Sobald
die Wurzel des Irrtums entfernt war, fingen die verschiedenen Zweige zu
verdorren an; und bald sah man, statt dass ewiges Leben (in Qual) die
Strafe für die Gottlosen sei, die Bibel das Gegenteil über Gottes Plan
aussage, dass ewiges Leben der Lohn der Gerechtigkeit sei, und dass der
Tod, ein Abschneiden vom Leben, die Strafe des böswilligen Sünders ist.
Dann
sah man, was unter dem Fluch des Todes gemeint war, der durch Adams
Ungehorsam über das ganze Geschlecht kam, dass nämlich das ganze
Geschlecht zur Vernichtung verurteilt war. Dann fing auch der Schleier
sich zu lüften an und zeigte den Zweck und den Wert des Todes Jesu als
Bezahlung jener über das Geschlecht gekommenen Strafe, damit eine
Auferstehung, eine Wiederherstellung zum Leben und seinen Rechten
stattfinden könne. Ah! und dann fing man an, die Bedeutung des Lösegeldes
zu erfassen, da man sah, dass der, der von keiner Sünde wusste, als der
Verurteilte behandelt wurde, dass er, freiwillig an unsere Stelle tretend,
für uns zum Fluch gemacht, für uns als Sünder behandelt wurde und als
der Gerechte für die Ungerechten starb.
So
wurde schließlich das große System und Netzwerk verunreinigenden Irrtums,
das mit dem Hinwegnehmen des beständigen Opfers seinen Anfang nahm,
entfernt; und nachdem das Heiligtum davon befreit oder gereinigt war,
wurde das „beständige Opfer“ Jesu in erneuerter Frische und Schönheit
gesehen.
Wenn
wir sagen, dass das Heiligtum von dieser Verunreinigung gereinigt wurde,
so muss man bedenken, dass in der Schrift häufig ein Teil der Kirche für
das Ganze steht. Nur eine kleine Schar, einige Wenige, sind von diesem
verunreinigenden Irrtum befreit worden; und zu diesen wenigen hat Gott täglich
solche hinzu getan, die sich seiner Führung völlig überließen und von
ihm gelehrt worden waren.
In
seiner Annahme, was sich ereignen würde, war Miller weit ab vom Richtigen.
Er meinte, dass die Reinigung des Heiligtums eine Reinigung der Erde von
allem Bösen durch ein buchstäbliches Feuer sei, wodurch die Erde
ausgebrannt werde. Das Nichteintreffen seiner Vorhersagungen war eine
schwere Prüfung für die, die unter seiner Unterweisung den Herrn vom
Himmel zu erwarten gelernt hatten und damals auf die Erfüllung des Gebets:
Dein Königreich komme - harrten. Doch obgleich durch das Verziehen des Bräutigams
enttäuscht, wurden sie trotzdem reich gesegnet. Die Erfahrungen, die sie
bei ihrem Erforschen der Schrift machten, waren wertvoll; und sie selbst
hatten Gottes Wort über die Menschentraditionen zu stellen gelernt. Sie
waren bis zu einem gewissen Grade frei geworden von dem knechtischen Wesen
der Ehre und dem Ansehen der Menschen gegenüber, wie es in den
verschiedenen Denominationen (religiösen Gemeinschaften), von denen sie
losgelöst worden waren, sich breit machte, denn um ihres Gehorsams willen
ihrer Überzeugung betreffs der Wiederkunft des Herrn gegenüber waren sie
von denselben getrennt worden. Ehrlichkeit der Überzeugung gegenüber hat
stets etwas Segen im Gefolge: selbst wenn man wie Paulus nach Damaskus
geht, trifft man den Herrn auf dem Wege.
Dem
entsprechend finden wir denn auch, dass etliche unter ihnen in dem
Reinigungs- oder Reformationswerk einen geförderten Standpunkt einnahmen
als irgendeiner, der ihnen voranging. So fand sich Anno 1846, am Ende der
2300 Tage, wie oben angezeigt, eine kleine Schar von Christen vor, die
nicht nur mit den „Disciples“ (Jünger) betreffs der Einfachheit des
Kirchenregiments, der Beseitigung aller Glaubensbekenntnisse, ausgenommen
die Bibel, und des Abtuns aller Titel bei ihren Predigern stimmten, und
mit den „Baptisten“ betreffs der Erkenntnis, dass das Papstsystem der
Mensch der Sünde und die entartete Kirche die Mutter der Huren und aller
Greuel sei und die, fern von jeglicher Anbequemung an die Welt und
furchtsamer Nachgiebigkeit ihr gegenüber, lebendige Frömmigkeit und einfältiges
Vertrauen auf den allmächtigen Gott und Glauben an seine unabänderlichen
Bestimmungen lehrte; sondern noch mehr. Während sie Jesum Christum als
den Herrn anerkannten und als den, der jetzt der göttlichen Natur
teilhaftig ist, vermochten sie die sinnlose Lehre der Dreieinigkeit, als
ohne jeglichen Schriftgrund, zu verwerfen und nachzuweisen. (Die
einzige Stelle, die der Lehre einer göttlichen Dreieinigkeit eine
scheinbare Stütze bietet, ist 1. Joh. 5:7, 8 und diese ist ein
Einschiebsel und als solches von allen Sachverständigen anerkannt. Siehe
Prof. Tischendorfs Griech.Testament und Dekann Schmollers Parallelbibel.
Ebenso Prof. Gebhardts Neues Testament. Auch hat Luther diese Worte nicht
übersetzt. Sie sind erst später in die lutherische Bibel aufgenommen
worden. Auch die Elberfelder Übersetzung lässt die betreffenden Worte
aus.) Und zu all diesen Reformen kam noch die Verwerfung der Lehre der
menschlichen Unsterblichkeit.
Und
als ob Gott es so einrichten wollte, dass von da an stets eine Klasse
vorhanden sein sollte, die sein gereinigtes Heiligtum vertrete und von den
verschiedenen Sekten getrennt bliebe, geschah es in diesem selben Jahr
1846, dass die Organisation der protestantischen Sekten in ein großes
System, „Die Evangelische Allianz“ genannt, stattfand. Die
Organisation erklärte, diese neuen Ansichten des gereinigten Heiligtums
im Auge habend, bestimmt die menschliche Unsterblichkeit als ihren Glauben
und fügte dies als neunten Artikel ihrem Glaubensbekenntnis bei. So
trennten sie eine kleine Schar von Kindern Gottes - das gereinigte
Heiligtum des Herrn, ein Heiligtum der Wahrheit - von anderen Christen,
und haben sie seitdem getrennt gehalten. Zu dieser gereinigten Heiligtums
Klasse wurden dann andere demütige und treue Kinder Gottes täglich hinzu
getan während sich all die von ihnen entfernt haben, die den Geist der
Demut und die Liebe zur Wahrheit verloren. Ihren Standpunkt als das
gereinigte Heiligtum gegen organisierte Opposition und große Zahlen zu
verteidigen und aufrecht zu erhalten, war eine ernste Probe ihres
Glaubensmutes, welche zu bestehen nur wenige fähig zu sein schienen. Die
Mehrzahl folgt dem Lauf ihrer Vorgänger und versucht, sich in den Augen
der Welt ansehnlich zu machen. Etliche von diesen, als sie etwas
zahlreicher wurden und strebten weniger üblen Nachreden ausgesetzt zu
sein, organisierten sich zu einem anderen System, bildeten ein
Glaubensbekenntnis und nahmen einen anderen Sektennamen an und nannten
sich Adventisten; und da sie sich bei dem Glauben beruhigten, dass, was
sie gelernt hatten, alles sei, was gelernt werden könne, haben sie
seitdem keinen Fortschritt gemacht; und gleichwie andere, die auf dem
Pfade nicht voranschritten, der heller und heller leuchtet bis zur vollen
Tages Höhe, sind sie in manch törichte Irrtümer gefallen.
Doch,
wenn auch viele von denen, die zuerst das gereinigte Heiligtum vertreten
hatten, auf solche Weise wieder unter das Joch der Knechtschaft verwickelt
wurden, wer von ihnen dennoch frei blieb und fleißig war, dass er den
Herrn erkenne (Hosea 6:3), vertrat auch ferner sein gereinigtes Heiligtum
und war sein Eigentum und ist seitdem durch seine Führung gesegnet worden.
Wenn
das Gerümpel und die verunreinigenden Greuel im Jahr 1846 gänzlich
beseitigt waren, so muss die Zeit seitdem eine Zeit des In-Ordnung-Bringens
und der Aufdeckung und Entfaltung des glorreichen Planes Gottes gewesen
sein; welche Wahrheiten die Stelle einnehmen mussten, welche durch die
entfernten Irrtümer leer geworden war.
Dieses
Werk, die Wahrheit zu eröffnen und ihre Schönheit zu prüfen und würdigen
zu lernen, ist jetzt eigentlich an der Zeit und ist im Begriff des
Vollzuges. Wir danken Gott für das Vorrecht, mit anderen in dem
gesegneten Werk begriffen zu sein, die goldenen Gefäße des Hauses des
Herrn (die köstlichen Wahrheiten) aus der Gefangenschaft des (symbolischen)
großen Babylon (Esra 1:7-11; 5:14; 6:5) zurückzubringen, und sie wieder
im Heiligtum niederzulegen. In diesem großen Werk bieten wir brüderlichen
Gruß an alle Mitarbeiter und Glieder des gesalbten Leibes. Glückselig
diese Knechte, die, wenn ihr Herr kommt, er also tun findet, dass sie den
Hausgenossen des Glaubens die Speise zur rechten Zeit bringen.
Die
Reinigung des Heiligtums
--------------------------
Der
Eifer des Herrn einst die Geisel schwang
Und
die Händler vom Tempel zu weichen zwang,
Welche
Tauben ins Heiligtum brachten
Und
das Bethaus zum Kaufhaus machten.
Als
den Wechslern er gleichfalls die Türe wies,
Er
die Tische derselben dar nieder stieß,
So,
dass Münze des Tempels und fremdes Geld
Verschüttet
zusammen zu Boden fällt.
Was
Wunder, wenn auch seines Mundes Schwert
Auf
die Krämer und Wechsler hernieder fährt,
Die
vom Fürst dieser Weltzeit verblendet
Seinen
geistigen Tempel geschändet,
Wo
Vergebung der Sünden und ew’ges Heil
Gegen
Geld man dem Volke geboten feil,
Und
ein Handel, weit schlimmer wie Taubenkram,
Im
Heiligtum Gottes zu Ehren kam !
Das
Tempelgeld Christi - das Lösegeld -
Das
er selber geprägt, da er sich der Welt
Als
ihr Opferlamm willig ließ schlachten:
Das
umwechselten sie und erdachten
Sich
„verdienstliche Werke“ an dessen Statt.-
Der
die Wechsler und Krämer vertrieben hat
Lässt
Gemeines in’s Heiligtum nicht mehr ein;
Nachdem
er’s gefeget, behält er’s rein.