SCHRIFTSTUDIEN
BAND
3 - DEIN
KÖNIGREICH KOMME
Studie
6
Das
Ernte Werk.
Was
das Ernte Werk ist. —
Das
Sammeln des Weizens. —
Das
in Bündeln Binden und Verbrennen des Unkrautes (Scheinweizens). —
Sein
Ursprung und fruchtbares Wachstum. —
Wird
verzehrt, ähnlich wie die Spreu der jüdischen Ernte. —
Anmerkung
der übereinstimmenden Zeitverhältnisse. —
Die
Verwerfung, der allmähliche Fall und schließliche Untergang Babylons. —
Das
Versiegeln der Knechte Gottes, ehe die Plagen über Babylon hereinbrechen. —
Gericht
oder Prüfung sowohl des ganzen Systems, als auch der einzelnen. —
Die
Prüfung des jüdischen Systems verbildlich. —
Das
Prüfen und Sichten des Weizens. —
Die
klugen, von den törichten Jungfrauen getrennt, gehen allein zu dem
Hochzeitsmahl hinein. —
„Und
die Tür ward verschlossen.“ —
Eine
weitere Musterung und das Hinauswerfen einiger. —
Warum?
und wie? — Der
Schluss des „hohen Berufes“. —
Die
Zeit ist kurz. — „Lasst
niemand deine Krone nehmen.“ —
Die
Knechte der ersten Stunde und die Überwinder.
„Die
Ernte“ ist ein Ausdruck, der im Allgemeinen eine Idee gibt, was für ein
Werk zwischen den Daten 1874 und 1914, sich zu vollziehen, zu erwarten ist.
Es ist eine Zeit des Erntens und nicht etwa des Säens, eine Zeit der Prüfung,
des Abrechnens, des Lohnausteilens. Da die Ernte des jüdischen Zeitalters
ein Vorbild der Ernte dieses Zeitalters ist, so gewährt die Betrachtung
und Vergleichung der verschiedenen Züge jener Ernte sehr deutliche Ideen
betreffs des in der gegenwärtigen Ernte zu vollführenden Werkes. In
jener war die besondere Lehrmethode unseres Herrn so eingerichtet, dass
dadurch der Weizen, der schon solcher war, gesammelt werde, und die Spreu
des jüdischen Volkes von demselben getrennt werde. Und seine Lehre wurde
zugleich der Same für die neue Heilszeitordnung, die an Pfingsten begann
- kurz nachdem Israel als Volk verworfen war.
Betreffs
der Worte unseres Herrn, die er während seines Berufes in jener
Nationalkirche, als er seine Jünger aussandte, an dieselben richtete,
sollte man sorgfältig beachten, dass sie den Beweis liefern: Ihr ihnen
damals besonders obliegendes Werk war, zu ernten, und nicht zu säen. Er
sagte zu ihnen: „Hebt eure Augen auf und schaut die Felder an, denn sie
sind schon weiß zur Ernte. Der da erntet, empfängt Lohn und sammelt
Frucht zum ewigen Leben.“ (Joh. 4:35, 36). Als der Hauptschnitter in
jener Ernte, wie er es auch in dieser ist, sagte der Herr zu den
Unterschnittern: „Ich habe euch gesandt zu ernten, woran ihr nicht
gearbeitet habt; andere(die Patriarchen und Propheten und andere
Fromme)haben gearbeitet, und ihr seid in ihre Arbeit eingetreten“ - die
Früchte jener jahrhundertlangen Arbeit einzuernten und jenes Volk durch
die Botschaft zu prüfen: „Das (König)Reich der Himmel ist nahe
gekommen;“ der König ist da - „Siehe, dein König kommt zu dir.“ -
Matth.10:7; Joh. 12:15; Sach. 9:9
In
der Ernte suchte der Herr die geblendeten und zerstreuten Schafe Israels;
alle die rufend, die seine Schafe schon waren, dass sie seine Stimme hören
und ihm folgen möchten, statt dass er aus Böcken Schafe machen wollte.
Diese Beobachtungen an dem Vorbilde geben eine Andeutung über das jetzt
in der gegenwärtigen Ernte zu vollbringende Werk. Ein anderes und großartigeres
Säen unter den günstigeren Verhältnissen des Tausendjährigen Königreiches
wird bald seinen Anfang nehmen. In der Tat, der Same der Wahrheit über
Wiederherstellung, usw., der die zukünftige Ernte hervorbringen wird, fällt
jetzt schon hier und da in verlangende, wahrheitshungrige Herzen. Doch
dies ist bloß ein zufälliges Werk jetzt, denn, wie ihr jüdisches
Vorbild, ist die gegenwärtige Ernte eine Zeit für das Einernten der sich
als solche bekennenden Kirche (genannt Christenheit),damit die aus ihr
gesammelten wahren Heiligen erhöht und mit ihrem Herrn vereinigt werden möchten,
nicht nur um die Wahrheit zu predigen, sondern auch um das große Werk der
Wiederherstellung für die Welt in Bewegung zu setzen.
In
dieser Ernte sollen Weizen und Scheinweizen getrennt werden; doch vor der
Trennung bilden diese beiden Klassen die nominelle Kirche. Der Weizen sind
die wahren Kinder des Reiches, die wahrhaft Geweihten, die Erben; während
der Scheinweizen nur nominell und nicht wirklich Christi Kirche oder
voraussichtliche Braut ist. Der Scheinweizen ist die vom Herrn erwähnte
Klasse derer, die ihn Herr, Herr heißen, aber ihm nicht gehorchen. (Luk.
6:46). In äußerer Erscheinung sind die beiden Klassen sich oft so sehr
gleich, dass es genaue Untersuchung fordert, um sie zu unterscheiden. „Der
Acker ist die Welt“ im Gleichnis, und diese, Weizen und Scheinweizen (der
Scheinweizen am zahlreichsten), bilden, was oft „die christliche Welt“
und „Christenheit“ genannt wird. Durch gelegentlichen oder regelmäßigen
Besuch des Gottesdienstes, dadurch dass sie sich Christen nennen, durch
Befolgung gewisser Gebräuche Zeremonien; und dadurch, dass sie mehr oder
weniger direkt mit einem religiösen System eins sind, sieht der
Scheinweizen manchmal wie von Herzen Gott geweihte Kinder aus und gilt für
solche. In sogenannt „christlichen Ländern“ werden alle, ausgenommen
ausgesprochene Ungläubige und Juden, auf solche Weise als Christen gezählt;
und ihre Zahl - einschließlich der wenigen völlig Geweihten (der
Heiligen) - wird auf ungefähr 180 Millionen Griechisch und Römisch
Katholischer und 120 Millionen Protestanten geschätzt.
Während
des christlichen Zeitalters, lehrte unser Herr, sollte man keinen Versuch
zur Trennung der wahren von den nachgeahmten Kindern des Reiches machen,
denn dies zu bewirken, hieße, eine allgemeine Umwälzung der Welt (des
Feldes) hervorrufen - ein allgemeines Losreißen des Weizens sowohl wie
des Scheinweizens. Daher sagte er: „Lasst es beides zusammen wachsen bis
zur Ernte.“ Dann fügt er aber hinzu: „Zur Zeit der Ernte werde ich zu
den Schnittern (Engeln oder Sendboten) sagen: Leset zuerst das Unkraut (Scheinweizen)
zusammen und bindet es in Bündeln, um es zu verbrennen, den Weizen aber
sammelt in meine Scheune.“ (Matth. 13:30). Folglich müssen wir in der
Zeit der Ernte ein allgemeines Trennungswerk erwarten, das bis dahin
weislich untersagt war. Während der wahre Weizen stets ermuntert worden
ist, festzustehen in der Freiheit, womit Christus sie befreit hatte, und
sich vor umgarnenden Verbindungen mit offenbaren Übertretern und Wölfen
in Schafskleidern zu hüten, sollten sie doch nicht unternehmen, zwischen
der völlig geweihten Klasse, dem Weizen, den Heiligen, und dem
Scheinweizen, der da Christi Namen und Lehre bekennt, und der bis zu einem
gewissen Grad seinen äußerlichen Wandel durch diese Lehren beeinflussen
lässt, dessen Herz jedoch weit vom Herrn und seinem Dienst entfernt ist,
zu unterscheiden. Dieses Richten der Herzen, der Beweggründe, usw., das
über unsere Macht geht, und das der Herr uns gänzlich zu meiden anbefahl,
ist gerade das, was die verschiedenen Sekten die ganze Zeit zu vollbringen
versucht haben. Sie versuchten den Weizen zu trennen, zu prüfen, und als
Scheinweizen oder Ketzer durch starre Glaubenssätze menschlicher Bildung
alle Bekenner des Christentums, deren Glaube mit ihren verschiedenen
falschen Maßen nicht genau stimmte, abzutrennen. Doch wie erfolglos all
diese gewesen sind! Sie haben falsche, unschriftgemäße Glaubensfahnen
und Lehren aufgestellt, die in Wirklichkeit vielen Scheinweizen
hervorgerufen und den Weizen erstickt oder getrennt haben; wie z.B. die
Lehre der ewigen Qual für alle, die nicht Glieder der Kirche seien.
Obwohl dies unter dem jetzt zunehmenden Licht sehr gemildert wird, was für
eine Masse Scheinweizen hat dieser Irrtum hervorgerufen, und wie hat er
den Weizen erstickt, geblendet und an einer rechten Erkenntnis des Wesens
und Planes Gottes verhindert. Heute sehen wir, welch großen Missgriff die
verschiedenen Sekten gemacht haben, dass sie seinen Rat nicht befolgten,
Weizen und Scheinweizen, Heilige und bloße Bekenner, zusammen wachsen zu
lassen, ohne eine Trennung zu versuchen. Aufrichtige Leute jeder Sekte
werden zugegeben, dass in ihren Sekten viel Scheinweizen ist, bloße
Bekenner und nicht Heilige, und dass es außerhalb ihres Sektenzaunes gar
manche Heilige gibt. So kann heutzutage keine Sekte behaupten, noch tut
dies irgend eine, ganz Weizen und frei von Scheinweizen zu sein; - noch
weniger würde irgend eine irdische Organisation (außer „Christadelphians“,
d.i. Brüder Christi, und Mormonen) kühn genug sein, zu behaupten, dass
sie allen Weizen enthielte. Folglich haben sie keine Entschuldigung für
ihre Organisationen, theologischen Zäune, usw. Sie trennen keinen Weizen
vom Scheinweizen, noch kann irgend etwas anderes diese Trennung der Herzen
vollständig und durch und durch bewirken, als die Methode, die der Herr
dazu verordnet hat, und die in der Zeit der Ernte in Ausführung gebracht
werden soll. Dies zeigt, dass es notwendig ist, zu wissen, dass die Zeit
vorhanden ist und das Erntewerk der Trennung zu beginnen hat. Und treu
seiner Verheißung hat uns der Herr nicht im Dunkeln gelassen, sondern
gibt allen, deren Herzen dazu bereit sind, den jetzt zeitgemäßen
Bescheid. „Ihr aber, Brüder, seid nicht in Finsternis (noch im Schlaf),
dass euch der Tag wie ein Dieb ergreife.“ - 1. Thess. 5:4
Die
Sichel in dieser Ernte ist die jetzt fällige Wahrheit, gerade wie eine ähnliche
Sichel in der jüdischen Ernte gebraucht wurde. Die Schnitter, die Engel (Das
Wort Engel, angelos, bedeutet Sendbote.) oder Sendboten, sind die
Nachfolger des Herrn, gerade wie eine ähnliche Klasse in der jüdischen
Ernte die Schnitter waren. Und obwohl das ganze Zeitalter hindurch die
Regel galt, keine Trennung des Weizens vom Scheinweizen zu versuchen, so
wird doch denen, die bereit, würdig und gehorsam sind, der Plan und die
Anordnung des Herrn so deutlich gezeigt werden, dass sie seine Stimme in
der Zeit der Ernte hören, die da sagt: „Schlage an mit der Sichel“
der gegenwärtigen Wahrheit und: „Sammelt mir meine Frommen, die meinen
Bund geschlossen haben beim Opfer.“ „Sie werden mir, spricht Jehova
der Heerscharen, zum Eigentum sein, an dem Tage, den ich machen werde.“
- Psalm 50:5, Mal. 3:17
Nicht
allein aber ist dies eine Zeit des Einsammelns der Frommen, der Heiligen,
durch die Wahrheit (in die Einheit mit dem Herrn und untereinander und aus
der Gemeinschaft mit bloßen Bekennern, den Scheinweizen), sondern es ist
auch eine Zeit des Reinigens des Feldes durch Verbrennen des Scheinweizens,
der Stoppeln, des Unkrautes, usw. als Vorbereitung für ein neues Säen.
In einem Sinne wird der „Weizen“ aus dem Scheinweizen heraus gesammelt
- wegen der größeren Anzahl des Scheinweizens - wie wenn der Herr sagt:
„Gehet aus von ihr, mein Volk“. Doch in einem anderen Sinne wird die
Trennung richtig dargestellt als eine Trennung des Scheinweizens vom
Weizen. Eigentlich ist der Weizen an seinem Platze. Es ist ein Weizenfeld,
nicht ein Lolchfeld. (Die Menschenwelt wird als Ackerboden gerechnet, aus
dem der Weizen wie der Scheinweizen emporwächst). So ist also der
Scheinweizen nicht am Platz und muss entfernt werden. Der Herr begann das
Weizenfeld, und der Weizen stellt die Kinder des Königreiches dar (Matth.
13:38). Und da der Acker oder die Welt diesen Kindern übergeben werden
soll, und ihnen schon durch Verheißung gehört, so zeigt das Gleichnis,
dass es eigentlich der Scheinweizen ist, der gesammelt und verbrannt wird,
und der Acker, mit allem in und auf ihm, dem Weizen überlassen wird. Der
Scheinweizen kehrt zum Ackergrund (zur Welt), aus dem er kam. zurück, und
die Erstlingsfrucht des Weizens ist in die Scheuer zu sammeln, damit die
Erde eine weitere Ernte hervorbringen könne.
Der
Weizen soll nicht gebündelt werden. Die Körner wurden ursprünglich
getrennt und unabhängig von einander gepflanzt, um nur als eine Art unter
gleichen Bedingungen sich zusammenzutun. Das Gleichnis aber erklärt, dass
eine der Wirkungen der Ernte die sein werde, den Scheinweizen vor dem „Verbrennen“
oder vor „der Zeit der Trübsal“ zu sammeln und in Bündel zu binden.
Und dies Werk ist rings um uns her im Fortschritt begriffen. Nie gab es
eine Zeit, wie diese, für Arbeitervereinigungen, kapitalistische
„Trusts“ und Gesellschaften jeder Sorte zum gegenseitigen Schutz.
Die
zivilisierte Welt ist der „Acker“ des Gleichnisses. Die in ihr während
der Reformation bald von dieser bald von jener Seite sich erhebenden Winde
der Kämpfe über Meinungsverschiedenheit in der Lehre warfen Weizen und
Scheinweizen in große Schläge (religiöse Gemeinschaften)zusammen,
einige in dieser Lehrrichtung, andere in jener. Dies trieb Weizen und
Scheinweizen näher zusammen und raubte allen viel von ihrer Persönlichkeit
oder Selbstständigkeit. Die Lehrstürme haben längst ausgetobt, doch die
Trennungen bleiben durch die Gewalt der Gewohnheit bestehen, und nur hier
und da hat eine Weizenähre versucht, sich aus dem Gewicht der Masse
gerade empor zu richten.
Doch
mit der Erntezeit kommt die Befreiung des Weizens von der Beschwerung und
Hinderung durch den Scheinweizen. Die Sichel der Wahrheit bereitet diese
Klasse zu für die Freiheit, mit der Christus ursprünglich alle frei
gemacht hatte, obwohl die selbe Sichel eine entgegengesetzte Wirkung auf
den Scheinweizen hat. Der Geist des Scheinweizens ist auf sektiererische
Größe und Ansehen mehr wie auf persönlichen Gehorsam und Treue gegen
Gott gerichtet. Folglich verwirft er die gegenwärtige Wahrheit und
widersetzt sich ihr stark, weil er sofort erkennt, dass dieselbe all und
jedes Sektenwesen verurteilt und jeden Einzelnen prüft. Und wenn auch
nicht geneigt, sich mit einander zu vereinigen, so vereinigen sie sich
doch im Ankämpfen gegen die trennende Wirkung der gegenwärtigen Wahrheit
bis zu einem solchen Grade, dass sie langsam, vorsichtig und doch fest um
alles selbstständige Denken und Studium religiöser Gegenstände die
Seile ziehen, sonst möchten ihre Organisationen in Stücke fallen, aller
Weizen entkommen und nichts als Scheinweizen zurück bleiben.
Ein
jeder in der Scheinweizen-Klasse scheint zu merken, dass, wenn er als
Person geprüft werden würde, er keinen Anspruch auf das den genauen
Nachfolgern des Lammes verheißene Königreich machen könne. Der
Scheinweizen würde vorziehen, dass die verschiedenen Sekten als so und so
viele Körperschaften gerichtet würden, und im Vergleich mit einander;
auf diese Weise hoffte er, auf Grund des Verdienstes des Weizens, mit dem
er verbunden ist, in die Herrlichkeit des Königreiches hinein zu gleiten.
Doch dies ist nicht möglich. Die Probe der Würdigkeit für die Ehre des
Königreichs wird eine persönliche sein - eine über persönliche Treue
gegen Gott und seine Wahrheit - keine Prüfung von Sekten, um zu sehen,
welche die wahre sei. Und an diesem Tage größeren Lichtes, das die Dünste
von Scheinheiligkeit und Aberglauben zerstreut, scheint jede Sekte zu
merken, dass andere Sekten ebenso gut (und ebenso wenig) ein Recht haben,
zu behaupten, die eine und einzig wahre Kirche zu sein. Gezwungen, dies
zuzugeben, suchen sie alle dadurch zu fesseln, dass sie den Eindruck geben,
es sei zum Heile wesentlich, zu irgend einer ihrer Sekten zu gehören -
einerlei zu welcher. So vereinigen sie persönliche Verantwortlichkeit mit
Sektenknechtschaft.
Als
Beispiel eines allgemein bekannten Bandes, das kürzlich vom Sektentum
fester um seine Anhänger gezogen wurde, führen wir die scheinbar unschädlichen
und für viele dem Anschein nach vorteilhaften „Internationalen
Sonntagsschuleaufgaben“ an. Diese geben den Eindruck von unparteiischem
Gemeinwirken im Bibelstudium unter allen Christen. So scheinen sie einen
großen Schritt hinweg von, und hinaus über, den alten Methoden, nach
sektiererischen Katechismen zu studieren, getan zu haben. Diese
gemeinsamen Aufgaben oder Themen haben den Anschein von einem Fallenlassen
des Sektentums und des Zusammenkommens aller Christen, die Bibel in ihrem
eigenen Lichte zu betrachten; - ein Ding, das alle als den einzig
richtigen Weg anerkennen, aber alle Sekterianer sich weigern zu tun, denn,
man beachte wohl, diese internationalen Sonntagsschuleaufgaben scheinen
nur unparteiisch zu sein: sie scheinen nur große Freiheit im Bibelstudium
zu gewähren. In Wirklichkeit bereitet jede religiöse Gemeinschaft ihre
eigenen Bemerkungen über die Schriftstellen der Aufgabe. Und das Komitee,
welches diese Aufgaben auswählt, nach äußerem Schein von Harmonie
strebend, wählt solche Stellen, über die wenig Meinungsverschiedenheit
herrscht. Die Stellen und Lehren, in denen sie differieren, die gerade am
meisten besprochen zu werden bedürfen, damit die Wahrheiten und Irrtümer
einer jeden Sekte offenbar werden möchten und eine wirkliche Vereinigung
auf Grund des „einen Herrn, ein Glaube, eine Taufe“ zustande kommen würde
- diese werden in den Aufgaben übergangen, aber wie zuvor in jeder Sekte
festgehalten.
Die
Folge dieser und ähnlicher „Vereinigungs-Methoden ist, den
Protestantismus mehr eindrucksvoll im Aussehen zu machen und dem Volke in
der Tat, wenn nicht in Worten zu sagen: Ihr müsst euch einer dieser
Sekten anschließen, oder ihr seid überhaupt gar kein Kind Gottes. In
Wirklichkeit ist gar keine Vereinigung als Kirche vorhanden, sondern eine
Zusammenfassung getrennter und wohl unterschiedener Organisationen, jede
so begierig wie je, seine eigene Organisation als Sekte oder als Bündel
zu behalten, aber jede willens, sich mit anderen zu verbinden, um einen größeren
Achtung fordernden Eindruck auf die Welt zu machen. Es verhält sich wie
mit dem Zusammenstellen der Garben in einen Haufen. Jede Garbe behält
ihre eigenen Bande und Einrichtung und wird noch fester gebunden, indem
sie mit anderen Bündeln zusammengepfercht und befestigt wird - in einem
größeren und stattlicheren Stapel.
Das
International Aufgaben System, zusammen mit der neueren Methode, wie
Sonntagsschulen „betrieben“ werden, fördert das Sektentum sehr und
hindert wirkliches Wachstum in Erkenntnis der Wahrheit auf noch einem
anderen Wege. So eine allgemeine Aufgabe wird der Sonntagsschule in
Verbindung mit „Übungen“ vorgelegt, so dass kaum Zeit erübrigt, die
vorbereiteten gedruckten Fragen und Antworten zu berücksichtigen; und gar
keine Zeit bleibt daher übrig für den wahrheitshungrigen Bibelforscher
oder einen (zufällig) ernsten Lehrer, andere Fragen von größerer
Wichtigkeit hervorzurufen, die Speise zum Denken und nützlichen
Besprechen enthalten. Ehemals versammelten sich Bibelklassen, solche
Abschnitte der Bibel zu studieren, die man wünschte. Sie wurden nur durch
die Bande ihres eigenen Vorurteils und Aberglaubens daran gehindert, die
Wahrheit zu erlangen; und die Ernsten und Wahrheitshungrigen waren immer
imstande, etwas Fortschritt zu machen. Aber jetzt, da zunehmendes Licht
jeden Gegenstand erleuchtet und die Dünste des Aberglaubens und
Vorurteils verscheucht, wird es durch die Internationalen Aufgaben daran
gehindert, auf den Bibelforscher der Bibelklassen zu scheinen, obschon sie
behaupten, ihm zu helfen. Mit Gewandtheit wird seine Zeit zum Forschen so
gelenkt, dass er keine neuen Gedanken bekommt, sondern fortwährend beschäftigt
ist, die „Milch des Wortes“ (von Aufsätzen der Menschen sehr abgeschwächt)
zu gebrauchen, so dass ihm sein Appetit nach „fester Speise“, vollerer
Wahrheit, ganz genommen wird (Hebr. 5:14). In solchen Klassen (oder
Bibelstunden) wird alle Zeit und Gelegenheit, Speise zu schmecken und
wertzuschätzen, geopfert - im Gehorsam der Worte: „Wir müssen uns an
die Aufgabe halten, denn die Stunde wird bald um sein“. Wohl sagt der
Prophet, sowie auch der Apostel, dass wir, um die großen Lehren Gottes
wertschätzen zu können, die zu unserem Wachstum in Gnade und Erkenntnis
und der Liebe Gottes so nötig sind, - dass wir das Wort vom Anfang, die
ersten Bedingungen, lassen und zum volleren Wuchse fortfahren müssen -
„von der Milch entwöhnt und von den Brüsten entfernt.“ - Hebr. 6:1;
Jes. 28:9
Als
eine Folge der gegenwärtigen Sonntagsschulemethode (einschließlich den
Gebrauch der Internationalen Aufgaben mit denselben immer wiederkehrenden
Fragen, die persönliches Studium und persönlichen Gebrauch des Gehirnes
entmutigen) ist eine Bibelklasse der Erwachsenen, um durch Verständnis
der Schrift Gnade zu erlangen, ein Ding der Vergangenheit. Reifere Köpfe
werden entweder gezügelt und gespannt, als Lehrer das International
System mitzuschleppen, oder sie bleiben zu Hause und lesen die Zeitung.
Junge Männer und junge Frauen, dagegen, finden die kurzen Versammlungen
und die maschinenmäßig gestellten Fragen und die „Übungen“
angenehmer als Bibelstudium. Sie werden in dem Gefühl angeleitet, dass
sie eine Pflicht erfüllt haben; und das Opfer der paar Minuten wird bei
der Gelegenheit durch den Verkehr und geselliges Plaudern zurückerstattet.
Die Kleinen, ebenfalls, lieben die „Übungen“, das Singen, Geschichtsbücher,
Ausflüchte, Geschenke und allgemeine Unterhaltung, am besten; und sie und
ihre Mütter fühlen ihre Mühe des Ankleidens von der Gelegenheit, ihre
feinen Kleider zu zeigen, wohl belohnt. Und die elterliche Pflicht einer
religiösen Erziehung wird oft dem Schein- und Maschinenwesen der
Sonntagsschule überlassen. Die Sonntagsschule ist mit Recht die
Baumschule der Kirche genannt worden, und die Kleinen, die so in der
Furcht und Vermahnung des weltlichen Geistes erzogen werden, sind die
jungen Schösslinge der so reichen Ernte von Unkraut, mit dem Groß-Babylon
gänzlich überfüllt ist.
Wo
immer, hier und da, eine Bibelklasse für Erwachsene besteht, und der
Lehrer frei und offen genug ist, anstatt der vorgeschriebenen Aufgaben
wichtigere Themen zu verfolgen, und Freiheit gebend, dass die Wahrheit
klar gelegt wird, sei sie dem Bekenntnis der Sekten günstig oder ungünstig,
so wird er von dem weltlich kluge Pastor oder Superintendenten als
unsicher bezeichnet. Solche Lehrer sind dem Sektentum in der Tat gefährlich
und sehr bald ohne eine Schüler-Klasse. Solche Lehrer und die Wahrheiten,
die sie für offene Prüfung würden zulassen, würden bald die Schnur
zerschneiden und die Bündel des Sektentums zerstreuen; und folglich sind
sie nicht lange gewünscht. Andere werden daher vorgezogen, welche die
Gedanken der Klasse fesseln, von „Fester Speise“ ablenken und sie so
als nicht entwöhnte Kinder erhalten können - Kinder, die zu schwach sind,
allein zu stehen, an das System festgebunden, dasselbe zu lieben und zu
glauben lernen, dass sie ohne dasselbe sterben würden. Des wahren Lehrers
und des wahren Bibelforschers Platz ist außerhalb aller menschlichen
Fesseln, wo er frei ist, alle Teile des guten Wortes Gottes zu prüfen und
davon zu genießen, frei, dem Lamm zu folgen, wo immer es hinführen mag.
- Joh. 8:36; Gal. 5:1
Während
jetzt persönliche Freiheit, wie früher nie, äußerlich anerkannt werden
muss, so sehen wir doch, dass es in Wirklichkeit nie eine Zeit gab, da die
Bande so trefflich fest gezogen wurden, um allen Weizen und Scheinweizen
in den vielen Bündeln zu binden. Nie gab es eine Zeit, da die
Einrichtungen für jede persönliche Freiheit so eng und so hindernd waren,
wie jetzt. Jede freie Stunde eines aufrichtigen Sektierers wird von einer
der vielen Versammlungen und Vorhaben ausgefüllt, so dass ihm keine Zeit
für ungestörtes Denken und Bibelstudium erübrigt. Der Hauptzweck dieser
Versammlungen, Unterhaltungen, usw. ist: Wachstum und Stärke der Sekte;
und die Folge ist das genannte Gebunden sein, das so schädlich,
vernichtend auf ein wirkliches Wachstum des geweihten Kindes Gottes, des
Weizens, einwirkt. Diese Bande werden immer fester werden, wie der Prophet
andeutet (Jes. 28:22). Ein wenig Weizen und viel Scheinweizen bilden diese
Bündel, aus denen es täglich schwerer wird, zu entkommen.
Aus
dem, was wir von der kleinen Anzahl wahrhaft geweihten Weizens und von der
großen Masse des „getauften Bekenntnisses“ (wie ein methodistischer
Bischof die Scheinweizen-Klasse zutreffend beschrieben hat) gesehen haben,
ist klar, dass das Verbrennen des Scheinweizens ein gewaltiges Ereignis
sein wird. Es ist jedoch ein Missgriff, den viele machen, anzunehmen, dass
das Verbrennen des Scheinweizens in einem Schmelzofen, wo da Heulen und Zähneknirschen
sein wird (Matth.13:42), entweder auf ein buchstäbliches Feuer Bezug
nehme, oder auf Trübsal jenseits des Grabes. Das ganze Gleichnis gehört
in das gegenwärtige Zeitalter. Nicht nur Weizen und Scheinweizen sind
Symbole, sondern auch das Feuer. Es symbolisiert die Vernichtung des
Scheinweizens in der großen Trübsalzeit mit der dieses Zeitalter schließt,
und welcher zu entgehen der Weizen-Klasse verheißen ist. (Mal. 3:17; Luk.
21:36). Der große Feuerofen symbolisiert die „große Trübsalzeit“,
die über die unwürdige Scheinweizen-Klasse der „Christenheit“ am
Schluss dieser Ernte kommen wird.
Noch
deutet die Vernichtung des Scheinweizens entweder gegenwärtig oder zukünftig
eine Vernichtung der Personen an, aus welchen die Scheinweizen-Klasse
besteht. Es bedeutet vielmehr eine Vernichtung dieser Klasse als
Scheinweizen - der falschen Vorwände, Ansprüche oder Behauptungen
solcher, als seien sie Christen. Wenn sie als Scheinweizen aufgebrannt
sind, werden sie sein, was sie stets waren, und als was sie sich immer hätten
ansehen und ausgeben sollen - nämlich Glieder der Welt und nicht mehr
nachgeahmte Christen oder nominelle Glieder der Kirche Christi.
Unser
Herr erklärt, dass er den guten Samen des Königreiches, die Wahrheit, säte,
von dem die ganze wahre vom Geiste der Wahrheit gezeugte Weizenklasse
stammt. Später, während der Nacht, den dunkeln Zeiten, säte Satan den
Scheinweizen (Unkraut): Ohne Zweifel wurde der Scheinweizen in derselben
Weise wie der Weizen gesät. Er wurde durch Irrtümer erzeugt. Wir haben
gesehen, wie schrecklich das Heiligtum und das Heer durch den Widersacher
und seine verblendeten Diener verunreinigt worden ist, und wie die
kostbaren Gefäße (Lehren) vom Papsttum entweiht und missbraucht wurden;
und dies beweist dieselbe Sache aufs neue. Falsche Lehren erzeugten
falsche Ziele und Bestrebungen im Weizenfeld des Herrn und führten viele
in den Dienst Satans, Irrtümer in der Lehre zu säen, die reichlichen
Scheinweizen hervorbrachten.
Das
Feld sieht für viele schön und blühend aus wenn sie die Christen bei
Hunderten von Millionen zählen können. Doch tatsächlich ist der
Weizenbestandteil sehr klein, und es wäre für denselben viel besser
gewesen, wenn der weltlich gesinnte Scheinweizen nicht in der Kirche,
sondern an seinem Platze in der Welt geblieben wäre und die geweihte „kleine
Herde“, die alleinigen Vertreter des Geistes und der Lehre Christi, im
Feld gelassen hätte, denn er hat den Weizen sehr am Wachstum gehindert
und nahezu erstickt. Dann würde der Unterschied zwischen der Kirche und
der Welt sehr bezeichnet gewesen sein, und ihr Wachstum, obwohl augenfällig
weniger rasch, würde ein gesundes gewesen sein. Der große, scheinbare
Erfolg, der sich in Zahlen und Reichtum und gesellschaftlicher Stellung
kundtut, womit so viele sich brüsten, ist in Wirklichkeit ein großer
Schaden und weder für die Kirche noch für die Welt irgendwie ein Segen.
Wenn
wir die Sache untersuchen, finden wir, dass viele dieser Scheinklasse für
ihre falsche Stellung als nachgeahmter Weizen wenig zu beschuldigen sind;
noch auch wissen viele von ihnen, dass der Scheinweizen nicht die wahre
Kirche (Herauswahl) ist, denn sie halten die kleine Herde der Geweihten für
Extremisten und Fanatiker. Und verglichen mit der Schein-Masse, erscheinen
der Herr und die Apostel und aller Weizen ganz gewiss als Extremisten und
Fanatiker, wenn die Mehrheit, der Scheinweizen, im Recht ist.
Dem
Scheinweizen ist so gründlich und so oft versichert worden, dass sie
Christen sind, dass alle Christen sind, außer die Juden, die Ungläubigen
und Heiden, dass man kaum erwarten kann, dass sie etwas anderes wissen.
Falsche Lehren zeigen ihnen, dass es nur zwei Klassen gibt, und dass alle,
die der ewigen Qual entgehen, Miterben mit Christo sein sollen. Jede
Leichenpredigt, außer im Falle von tief gesunkenen und offenbar Gottlosen
und Unsittlichen, versichert die Freunde von dem Frieden, der Freude und
der himmlischen Herrlichkeit des Gestorbenen; und um es zu beweisen,
werden Schriftstellen angeführt, die dem Zusammenhang nach als nur auf
die völlig Geweihten, die Heiligen, anwendbar erkannt werden sollten.
Von
sich selbst aus geneigt, sich zu tadeln, und gewissenhaft zu verneinen,
dass sie Heilige sind, und die reichen Verheißungen der Schrift solchen
abzusprechen, werden sie von ihren eben nicht besser unterrichteten
Scheinweizen-Genossen, auf der Kanzel wie im Kirchenstuhl, überredet,
sich für Christen zu halten. Sie empfinden in ihrem Gewissen - ja sie
sind gewiss - dass sie nichts getan haben, das gerechterweise ewige Qual
verdient hätte; und ihr Glaube an die falschen Lehren der Christenheit
veranlasst sie, zu hoffen und zu behaupten, dass sie und alle moralischen
Leute Glieder der Kirche sind, der all die irdischen Verheißungen gehören.
So sind sie kraft falscher Lehren Scheinweizen und nehmen nicht nur selbst
eine falsche Stellung ein, sondern Missrepräsentieren und erniedrigen
auch den wahrhaft hohen Standpunkt der Heiligkeit. Unter der Täuschung
dieses Irrtums haben sie ein Gefühl der Sicherheit und Selbstbefriedigung.
Denn wenn sie sich und ihr Leben mit dem der Mehrzahl in der nominellen
Kirche und mit ihren verstorbenen Freunden, deren Leichenreden sie zugehört
haben, vergleichen, so finden sie, dass sie selbst wenigstens mittelmäßig
sind - und selbst mehr in Übereinstimmung mit ihrem Bekenntnis als viele,
die großes Wesen von sich machen. Doch sie sind sich bewusst, dass sie
nie wirklich ihr Herz und Leben, Zeit und Geld, Pfunde und Gaben Gott und
seinem Dienste geweiht haben.
So
wie die „Spreu-Klasse“ der jüdischen Nation am Schluss ihrer Ernte (Luk.
3:17) verzehrt wurde, so wird auch diese „Scheinweizen“-Klasse in
dieser Ernte verzehrt werden. Wie die Spreu aufhörte als das
triumphierende Königreich Gottes noch weitere vergebliche Ansprüche auf
die göttliche Gunst zu machen, ehe jene Ernte mit dem großen Feuer
religiöser und politischer Kämpfe schloss, die jenes System verzehrten,
so wird es mit der Scheinweizen- Klasse der sogenannten Christenheit sein.
Sie wird verzehrt; sie wird aufhören, eine Scheinweizen-Klasse zu sein;
sie wird aufhören, sich selbst sowie andere zu verführen; sie wird aufhören,
auf sich selbst die über alle Maßen großen und köstlichen Verheißungen
anzuwenden, die nur den überwindenden Heiligen gebühren; und sie wird
aufhören, für ihre weltlichen Systeme den Namen „Christenheit“ zu
beanspruchen, - wenn ihre verschiedenen religiösen Organisationen, durch
Zwiespalt, der durch das zunehmende Licht entsteht, zerrissen, in dem
schon entzündeten „Feuereifer Gottes“ - der großen Trübsalzeit, mit
der dieses Zeitalter zu Ende geht - verzehrt sein werden. - Zeph. 3:8
Nachdem
das Gleichnis das Verbrennen des Scheinweizens berichtet, erklärt es
weiter: „Dann werden die Gerechten(der Weizen) leuchten wie die Sonne in
dem (König)- Reiche ihres Vaters“. (Welch besseres Zeugnis als dies können
wir haben, dass die wahre Kirche noch nicht als Gottes Königreich in
Macht eingesetzt worden ist, und dass sie nicht vor dem Ende dieser Ernte
so erhöht werden wird)? Dann soll die Sonne der Gerechtigkeit (deren
Mittel- und Glanzpunkt Christus Jesus stets sein wird) mit Heil unter
ihren Flügeln aufgehen, um die ganze Menschheit zu segnen,
wiederherzustellen und von Sünde und Irrtum zu reinigen und zu läutern.
Man
vergesse den Umstand nicht, dass die wahren Israeliten ebenso wohl wie
alle Scheinisraeliten das jüdische oder fleischliche Haus Israel
ausmachten, und dass nur die wahren Israeliten ausgewählt und in die
Scheune des Evangeliums gesammelt und mit den zum christlichen Zeitalter
gehörigen Wahrheiten beehrt wurden, und dass der übrige Teil jener
Nation (die „Spreu“) nicht leiblich vernichtet wurde (obwohl in ihrer
Trübsal viele Leben verloren gingen), sondern nur von allen Königreichsgnaden,
auf die sie früher vertrauten und pochten, abgeschnitten wurden. Dann
suche die Parallele und das Gegenstück hierzu in dem Verfahren mit dem
„Scheinweizen“ in dieser brennenden Zeit.
Unser
Herr hat uns gezeigt, was wir in dieser „Ernte“ zu erwarten haben, und
was unser Anteil darin ist, dass wir nicht nur selbst getrennt sein,
sondern auch als „Schnitter“ die Sichel der Wahrheit gebrauchen sollen,
um anderen zur Freiheit in Christo und zur Trennung von falschen,
menschlichen Systemen und Banden zu verhelfen. Aber nicht dies allein,
sondern, um uns doppelt zu vergewissern, dass wir richtig sind, und dass
die Trennungszeit der Ernte gekommen ist, hat er uns auch mit Beweisen
versehen, selbst über das Jahr, mit dem das Erntewerk begann; über seine
Dauer und wann es zu Ende geht. Diese schon untersuchten Beweise zeigen,
dass der Schluss des Jahres 1874 den Anfang und der Schluss des Jahres
1914 das Ende dieser 40-jährigen Ernte bildet, während alle Einzelheiten,
die Reihenfolge und das Werk dieser Ernte in ihrem Vorbilde, der jüdischen
Ernte, abgebildet sind. Wir wollen nun etliche der hervortretenden
Zeitverhältnisse jener vorbildlichen Ernte untersuchen und die Lehren,
welche sie geben, und welche jetzt anwendbar sind, und die unser Herr
augenscheinlich dazu bestimmt hat, dass wir nicht in Zweifel oder
Ungewissheit wären, sondern seinen Plan wüssten und kräftig darnach
handeln könnten als Mitarbeiter mit ihm in der Hinausführung seines
geoffenbarten Willens.
Alle
mit der jüdischen Ernte verbundenen Zeitverhältnisse (obwohl sie sich öfters
indirekt auf die Treuen bezogen) bezogen sich direkt auf die große
nominelle Masse und bezeichneten Perioden ihrer Prüfung, ihrer Verwerfung,
ihres Sturzes und ihrer Zerstörung als System oder Nationalkirche. So kam
der Herr als Bräutigam und Schnitter (i.J. 29) nicht zu den wahren
Israeliten allein, sondern zur ganzen Masse (Joh. 1:11). Dort offenbarte
der Vollzug des Erntewerkes die Tatsache, dass die reifen, für die
Scheuer (die christliche Heilszeitordnung) tauglichen Weizenkörner in der
Minderheit, ihrer nur wenige, die große Masse dagegen bloß dem äußeren
Schein nach Weizen waren. In Wirklichkeit war die Masse nur „Spreu“,
des wirklichen inneren Weizenprinzips bar. Als unser Herr 3½ Jahre später
(i.J. 33) das königliche Amt an sich nahm und zuließ (was er vordem
verweigert hatte Joh. 6:15), dass das Volk ihn auf ein Eselfüllen setzte
und ihn als König begrüßte, bezeichnet dies einen Punkt in dieser
gegenbildlichen christlichen Ernte, der bei weitem bedeutsamer ist als der
des Vorbildes. Die Parallele hierzu deutet, wie wir gesehen haben, auf
1874 hin, als die Zeit der zweiten Gegenwart unseres Herrn als Bräutigam
und Schnitter, und auf April 1878 als die Zeit, da er begann, sein Amt als
König und Herr der Herren - jetzt ein geistlicher König, mit all seiner
Macht gegenwärtig, obwohl unsichtbar für Menschen - tatsächlich auszuüben.
Was
der Herr da tat, während er wenige Stunden als König Israels vorbildlich
handelte, ist für uns tief bedeutsam. Es zeigt unzweifelhaft an und
schattet ab, was hier zu erwarten ist. Was man ihn damals
vorbildlicherweise tun sah, dass er auf einen Eselfüllen als König in
Jerusalem eintritt, dass er die Geldwechsler aus dem Tempel geiselte, das
erkennen wir als jetzt auf einer höheren Stufe geschehend; obwohl der König
und die aus Stricken verfertigte Geisel und die Verkündigung königlicher
Autorität jetzt auf sehr verschiedene Weise und nur dem Glaubensauge kund
gemacht werden. Aber das jüdische Vorbild dient dazu, auf diese Erfüllung
die Aufmerksamkeit zu lenken. Sonst wären wir nicht imstande sie zu
erkennen. Das erste Werk des vorbildlichen Königs war, die ganze
Nationalkirche Israels zu verwerfen, als nicht wert, sein Königreich
ferner zu sein oder länger als sein besonderes Erbteil behandelt zu
werden. Dies ist in folgenden Worten ausgedrückt: „Jerusalem¸
Jerusalem, die da tötet die Propheten und steinigt, die zu ihr gesandt
sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre
Kücklein versammelt unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt. Siehe,
euer Haus wird euch (jetzt) wüste gelassen.“ - Matth. 23:37-39
Auf
die gegenwärtige Ernte angewendet, lehrt dies, dass, wie das vorbildliche
Israel im Jahre 33, nachdem es 1845 Jahre lang als Gottes Volk durch
Erweise von Gnade und Züchtigung, usw., anerkannt worden war, von dem König
verworfen wurde, weil er es nach einer 3½-jährigen Prüfung und
Heimsuchung (Episcope, Inspektion) für unwürdig erfand - so würde in
der gegenwärtigen Ernte nach einer ähnlichen 3½-jährigen Inspektion
und am Schluss einer ähnlichen Periode von 1845 Jahren der Gnade und Züchtigung
die nominelle Christenheit von dem Könige verworfen werden, als nicht
wert, noch länger von ihm anerkannt zu werden.
Doch
wie die Verwerfung des nominellen fleischlichen Israel nicht die persönliche
Verwerfung irgend eines „wahren Israeliten, in dem kein Falsch ist“,
einschloss sondern vielmehr für diese (die von den „blinden Leitern“
frei gemacht und mehr direkt und besser durch neue geistige Kanäle - die
Apostel - belehrt worden waren) eine noch größere Gnade bedeutete, so müssen
wir hier das gleiche erwarten: Die geistigen Segnungen, die vordem der
nominellen Masse galten, gehören hinfort nur den Treuen und Gehorsamen.
Hinfort darf man das Licht, das fällig wird, und „die Speise zur
rechten Zeit“ für die „Hausgenossen des Glaubens“, in keiner Weise
durch die alten Kanäle erwarten, sondern durch außerhalb der gefallenen,
verworfenen Systeme stehende treue Diener.
Während
seines Amtes auf Erden und bis zu der Zeit, da er als König das jüdische
System verwarf, erkannte unser Herr in gewissem Grade die Schriftgelehrten
und Pharisäer als Lehrer des Volkes an. Dies geht aus den Worten des
Herrn hervor, wenn er sagt: „Die Schriftgelehrten und die Pharisäer
haben sich auf Moses Stuhl gesetzt. Alles nun, was irgend sie euch sagen,
tut und haltet.“ (Matth. 23:2). So ähnlich saßen die großen religiösen
Herrn des nominellen Christentums - in Synoden, Konferenzen, Konzilien,
usw. - in einer Weise und zum Teil als Lehrer des Volkes auf Christi Stuhl,
wie einst der jüdische Sanhedrin Moses Stuhl innehatten. Aber wie der
Herr nach dem Jahre 33 die Schriftgelehrten und Pharisäer in keiner Weise
mehr anerkannte, und die wahren Israeliten nicht mehr durch sie sondern
durch demütige, unbetitelte und würdigere Werkzeuge gelehrt wurden, die
Gott aus dem Volke erweckte, und die besonders von ihm gelehrt waren, so müssen
wir es hier, in dieser Ernteparallele, erwarten.
Das
Ansichnehmen des königlichen Amtes von Seiten unseres Herrn im Jahre 33
und sein erster offizieller Akt in der Verwerfung der Nationalkirche des
fleischlichen Israel, im Zusammenhang genommen mit all den auffallenden
Parallelen der beiden Zeitalter, deutet sehr deutlich an, dass das
mystische Babylon, sonst Christenheit genannt das Gegenbild des Judentums,
am parallelen Zeitpunkt in der gegenwärtigen Ernte, i.J. 1878, verworfen
worden ist; und da ging die Botschaft aus: „Gefallen, gefallen ist
Babylon, die große, und eine Behausung von Teufeln geworden und ein Gefängnis
jedes unreinen Geistes und ein Gefängnis jedes unreinen und gehassten
Vogels.“ - Offb. 18:2
Der
Fall, die Plagen, die Zerstörung, usw. die, wie vorausgesagt, über das
mystische Babylon kommen sollten, wurden in der großen Trübsal und dem
nationalen Untergang vorgeschattet, die über das fleischliche Israel
kamen, und die mit seinem gänzlichen Sturz im Jahre 70 endeten. Und die
Dauer des Fallens ist gleichfalls dementsprechend, denn von der Zeit an,
da unser Herr sagte: „Euer Haus wird euch wüste gelassen“, im Jahre
33, bis zum Jahre 70 waren 36½ Jahre; und so sind vom Jahre 1878 bis zum
Ende des Jahres 1914 ebenfalls 36½ Jahre. Und mit dem Ende des Jahres
1914 wird, was Gott Babylon nennt, und was die Menschen Christentum nennen,
verschwunden sein, wie schon aus der Weissagung gezeigt wurde.
Das
Judentum war ein von Gott bestimmtes Vorbild des tausendjährigen Königreiches
Christi, das alles beherrschen und regeln wird, folglich war damals eine
Vereinigung von Kirche und Staat - von kirchlicher und bürgerlicher
Obrigkeit - ganz am Platze. Doch die christliche Kirche, sollte, wie wir
schon gezeigt haben, in keinem Sinne mit der nationalen Obrigkeit vermengt
sein, oder etwas damit zu tun haben, bis ihr Herr, der König der Könige,
kommt, die Herrschaft an sich nimmt, und sie als seine Braut erhöht, um
an jener gerechten Regierung teilzunehmen. Die Worte des Herrn missachtend
und menschlicher Weisheit, menschlichen Theorien und Plänen folgend,
wurde das große Christenheit genannte System, das alle Reiche und
Glaubensbekenntnisse umfasst, die vergeben Christo anzugehören (aber eine
erbärmliche Nachahmung des wahren Königreiches Christi sind), vor der
Zeit organisiert, und zwar ohne den Herrn und aus gänzlich untauglichen
Elementen. Der Fall Babylons als eines untauglichen staatskirchlichen
Systems und das Heraussammeln des würdigen Weizens kann daher wohl durch
den Fall des Judentums veranschaulicht werden und ist dadurch
vorgeschattet worden.
Der
Name Babylon bedeutet ursprünglich Gottes Torweg; doch spottweise erhielt
er später die Bedeutung: Mischung oder Verwirrung. Im Buch der
Offenbarung wird dieser Name ganz besonders auf die nominelle Kirche
angewandt, die aus einem Tor zur Herrlichkeit ein Tor zum Irrtum und zur
Verwirrung wurde, eine armselige Mischung, die hauptsächlich aus
Scheinweizen und Heuchlern bestand, eine verwirrte Masse weltlicher
Herr-Herr-Sager, unter welcher die Edelsteine des Herrn begraben lagen,
und in welcher ihre wahre Schönheit und ihr Glanz verborgen war. In der
symbolischen Prophezeiung wird der Ausdruck Babylon oft nur auf die Kirche
Roms angewandt, Babylon, die Große, die Mutter der Huren genannt.
Jahrhundertlang konnte der Name sich nur auf sie beziehen, weil sie das
einzige gemischte System war und kein anderes neben sich dulden wollte;
doch andere kirchliche Systeme, nicht so groß wie die „Mutter“, noch
auch so gottlos, noch so durch und durch schlecht, gingen durch
verschiedene versuchte, jedoch unvollkommene Reformen aus ihr hervor. In
diesen hatten Irrtum, Scheinweizen und Weltförmigkeit die bedeutende
Oberhand, und so wurde der Name Babylon als allgemeiner oder Familienname
für all die nominell christlichen Systeme gebraucht und schließt nun
nicht nur die Kirche Roms ein, sondern eben sowohl auch alle
protestantischen Sekten. Denn da das Papsttum als das Muttersystem
bezeichnet ist, so müssen wir die verschiedenen protestantischen Systeme,
die von ihr abstammen, als die Töchter betrachten - ein Umstand, der sehr
allgemein zugegeben wird und von Protestanten selbst oft mit Stolz.
Schon
vor der Erntezeit entdeckten manche Kinder Gottes in Großbabylon, dass
ihr eigentlicher, hervorstechender Charakterzug ein grob antichristlicher
sei, besonders sahen dies die Waldenser, die Hugenotten und Reformatoren
des 16. Jahrhunderts. Sie lenkten die Aufmerksamkeit auf diese Tatsache
und trennten sich von dem Muttersystem und führten andere mit sich, wovon
viele Scheinweizen waren; wie der Prophet vorhergesagt: „Und viele
werden sich ihnen mit Heuchelei anschließen.“ (Dan. 11:34). Hier fand
das Auseinanderscheiden der politisch kirchlichen Stürme vor der
Erntezeit statt. Unter diesen herrschte der Scheinweizen noch vor und
bildete andere, wenn auch weniger verwerfliche, babylonische Systeme.
Obwohl
der Weizen von Zeit zu Zeit den Versuch machte, sich von dem Übergewicht
des Scheinweizens zu befreien und besonders von den gröberen Irrtümern,
die letztere pflegte und hervorbrachte; und obwohl jener durch solche Bemühungen
gesegnet wurde, dennoch blieb die Weizenklasse immer noch mit
hervorherrschenden Schein-Elementen vermischt. Doch um des Weizens willen
erstreckte sich Gottes Gnade selbst bis zu diesen gemischten Bündeln oder
babylonischen Systemen; und nicht bis Gottes Zeit herbeikam, eine vollständige
und schließliche Trennung zu vollziehen - in der Erntezeit, im Jahre 1878
- wurde das System vollständig und für immer von aller Gnade
abgeschnitten und zur schleunigen Zerstörung verurteilt, und alle Kinder
Gottes ausdrücklich und dringend herausgerufen. Gleich am Anfang des
Zeitalters wurde Gottes Volk vor der Verführung des Antichristen gewarnt
und belehrt, sich von ihm getrennt zu halten; und doch wurde zugelassen,
dass es in gewissem Grade durch denselben verführt und zu seiner Prüfung
und Erprobung mehr oder weniger mit ihm verwoben wurde. Jedes Aufwachen
zur Erkenntnis unchristlicher Grundsätze, Lehren und Handlungen, die zu
Reformmaßnahmen führten, prüfte und erprobte die Weizenklasse und half,
sie mehr und mehr von den Verunreinigungen des Antichristen zu reinigen.
Doch diese letzte Prüfung und dieser bestimmte Ruf, zusammen mit der gänzlichen
Verwerfung jener Systeme, die nicht länger mehr göttliche Gunst
empfangen (wie früher um des in ihnen befindlichen Weizens willen der
Fall war), soll die endliche Trennung der Weizenklasse von allen
antichristlichen Systemen und Grundsätzen bewirken. Die Wahrheiten,
welche diese Systeme früher festhielten, werden jetzt schneller und
schneller von ihnen weggeschwemmt und durch Menschentheorien ersetzt, die
jedes Element göttlicher Wahrheit zerstören; und lebendige Frömmigkeit
und Heiligkeit werden rasch durch Vergnügungssucht und den Geist der Welt
verdrängt.
Mit
der Erklärung, dass Babylon gefallen ist, kommt auch der Befehl an alle
Kinder Gottes, die noch darin sind, herauszukommen: „Und ich hörte eine
andere Stimme aus dem Himmel sagen: Gehet aus ihr hinaus, mein Volk! auf
dass ihr nicht ihrer Sünden mitteilhaftig werdet, und ihr nicht empfanget
von ihren Plagen.“ (Offb. 18:4) Der Ausdruck: „Babylon ist gefallen“,
„Gehet aus ihr hinaus“, hebt zwei Gedanken hervor, die recht im Auge
behalten werden sollten. Er zeigt an, dass Babylon zu einer Zeit nicht von
der göttlichen Gnade gefallen war, dass sie trotz ihres gemischten
Charakters eine Zeitlang ein Maß von Gnade behielt, dass sie, wie groß
auch der Teil des von ihr gelehrten Irrtums war, und wie wenig sie vom
Geiste Christi besaß, dennoch nicht gänzlich von Gottes Gnade verworfen
war, bis die Erntezeit der Trennung kam. Es zeigt zum anderen an, dass
einmal eine plötzliche und gänzliche Verwerfung über Babylon kommen
soll, da alle Gnade für immer aufhört, und da die Gerichte folgen werden
- grade solch eine Verwerfung, wie sie von uns, als im Jahre 1878 fällig,
nachgewiesen worden ist. Es zeigt ebenfalls an, dass zur Zeit der
Verwerfung Babylons viele Kinder Gottes in Babylon und mit ihr verknüpft
sein würden. Denn erst nach Babylons Verwerfung oder Fall von der Gnade
geschieht es, dass diesen zugerufen wird, herauszukommen.
Der
Unterschied zwischen den mancherlei allmählichen Reformbewegungen der
letzten vierhundert Jahre und dieser schließlichen, vollständigen
Trennung, sollte deutlich erkannt werden: Jene waren zugelassene Versuche,
Babylon zu reformieren, während diese für sie alle Hoffnung auf
Besserung aufgibt: - „Babel war ein goldener Becher in der Hand Jehovas,
der die ganze Erde berauschte; von seinem Weine haben die Nationen
getrunken, darum sind die Nationen rasend (von ihren Irrtümern berauscht)
geworden. Plötzlich ist Babylon gefallen und zertrümmert. Jammert über
dasselbe! holet Balsam für seinen Schmerz; vielleicht wird es geheilt
werden! Wir haben Babylon heilen wollen, aber es ist nicht genesen.
Verlasst es und lasst uns ein jeder in sein Land ziehen (zur wahren Kirche
oder zur Welt, je nachdem jeder sich als Weizen oder Scheinweizen ausweist),
denn sein Gericht reicht bis an den Himmel.“ - Jer. 51:7-9 - vergleiche
Offb. 17:4; 14:8; 18:2, 3, 5, 19
Das
ungeheilte Babylon ist jetzt zum Untergang verurteilt. Das ganze System -
ein System von Systemen - ist verworfen, und allen Kindern Gottes, die da
nicht in Einklang stehen mit ihren falschen Lehren und ihrer falschen
Praxis, wird jetzt zugerufen, sich von ihr zu trennen. Der Prophet gibt
den Grund zu diesem Urteilsspruch an, sowie warum etliche das zu erkennen
verfehlen, wenn er sagt:
„Selbst
der Storch am Himmel kennt seine bestimmten Zeiten, und Turteltaube und
Schwalbe und Kranich halten die Zeit ihres Kommens ein; aber mein Volk
kennt das Recht (die Anordnung) Jehovas nicht.“ (Es erkennt nicht, dass
eine Zeit vollständiger Trennung des Weizens von Spreu und Scheinweizen
kommen muss. Hierin zeigen sie weniger Unterscheidungsgabe als die Zugvögel.)
„Wie möget ihr sagen: Wir sind weise, und das Gesetz Jehovas ist bei
uns“ (wenn ihr die Erntezeit und den Wechsel der Zeitordnung, der dann fällig
ist, nicht erkennt)? „Siehe, fürwahr, zur Lüge hat es (das Gesetz)
gemacht der Lügengriff der Schriftgelehrten;“ (Denn das Wort Gottes
durch seine Propheten und Apostel ist bedeutungslos gemacht und ohne
Beachtung beiseite geworfen worden; und Glaubensformulare, die in dem
vergangenen „dunklen Zeitalter“ gebildet wurden, sind die lichtlosen
Leuchten derer, die in der Finsternis wandeln.) „Die Weisen (?) werden
beschämt, bestürzt (durch die Vereitlung ihrer menschlichen Lieblingspläne)
und gefangen werden; siehe, das Wort Jehovas haben sie verschmäht, und
welcherlei Weisheit haben sie (nun)?“ (Vergleiche Jes. 29:10) „Darum
werde ich ihre Weiber (Kirchen) anderen geben, ihre (Arbeits-) Felder
anderen Besitzern. Denn vom Kleinsten bis zum Größten sind sie allesamt
der Gewinnsucht ergeben; vom Propheten (Redner) bis zum Priester (weniger
begabten Prediger) üben sie allesamt Falschheit (vergl. Jes. 56:10-12;
28:14-20), und sie heilen die Wunde der Tochter meines Volkes (das
nominelle Zion - Babylon) leichthin und sprechen: Friede, Friede, und da
ist doch kein Friede.“ (Da ihr ganzes System krank ist und einer gründlichen
Reinigung durch die Arznei des Wortes Gottes, die Wahrheit, bedarf.) „Sie
werden beschämt werden, weil sie Greuel verübt haben. Ja, sie schämen
sich keineswegs, ja Beschämung kennen sie nicht. Darum werden sie (die
Lehrer) fallen unter den Fallenden; zur Zeit ihrer Heimsuchung (oder
Inspektion in der „Ernte“) werden sie straucheln, spricht Jehova.
Wegraffen werde ich sie, spricht Jehova. Keine Trauben am Weinstock und
keine Feigen am Feigenbaum (sollen bleiben), und das Blatt ist verwelkt:
so will ich ihnen solche (Trübsale) bestellen, die sie verheeren werden.“
- Jer. 8:7-13
Die
folgenden Verse zeigen, dass viele der so Verworfenen die über sie
kommende Trübsal erkennen und doch über deren eigentliche Ursache im
Dunkeln sein werden. Sie werden sagen: „Wozu bleiben wir sitzen?
Versammelt euch, und lasst uns in die festen Städte (Obrigkeiten) ziehen
und dort umkommen (als Denomination and. überf.: stille sein)“. Sie
merken irgendwie, dass weder Vernunft noch Schrift ihre falschen Lehren
unterstützen, und dass es das Klügste ist, unter dem Schatten des alten
Aberglaubens und unter dem Schutze der sogenannten christlichen Obrigkeit
zu schweigen. Hier werden sie mit Recht dargestellt als sagend: „Jehova,
unser Gott, hat uns zum („Schweigen“ wie im) Untergang bestimmt und
uns mit bitterem Wasser getränkt.“ Der einzige Labetrunk, den sie haben
können, ist der Trank, den sie selbst gemischt haben. (Das Gift bitteren
Irrtums, die „Lehren der Teufel“, mit etwas purem Lebenswasser, der
Wahrheit des göttlichen Wortes, vermengt.) Sollten die, welche zu Babylon
gehören und es lieb haben, und darum nicht bereit sind, dem Aufruf: „Gehet
aus ihr hinaus“, zu folgen, nicht gezwungen werden, den Kelch ihrer
eigenen Mischung zu trinken? Sollten sie nicht gezwungen werden, die
Verkehrtheit ihrer Lehren einzusehen? Sicherlich sollen sie; und sie
werden alle davon durch und durch mit Ekel erfüllt werden. Der nächste
Vers redet von der Enttäuschung ihrer Erwartungen, dass ihre bitteren
(Gift-Wasser) Lehren die Welt bekehrt und das Millennium herbeigeführt
haben würden. Sie sagen: „Man hofft auf Frieden, und da ist nichts
Gutes; auf die Zeit der Heilung, und siehe da, Schrecken.“ Die Krankheit
des nominellen Zion wird sich von der Zeit ihrer Heimsuchung und
Verwerfung an rasch verschlimmern, da die „wahren Israeliten“, dem göttlichen
Ruf gehorsam, anfangen, aus den nominellen Systemen herauszukommen.
Etliche
wundern sich, warum der Herr keine noch größere Reform, wie die der
Vergangenheit, eintreten lässt, die sich als so fruchtlos und kurzlebig
erwiesen hat. Sie fragen: Warum gießt er nicht auf all die großen Sekten
einen Segen aus und schmilzt sie alle in eine zusammen; oder warum gießt
er ihn nicht auf eine derselben aus und reinigt sie von den Schlacken und
zieht alle anderen in sie hinein. Und warum nicht alle Reiche der Welt in
eins verschmelzen, und es reinigen?
Es
sollte für alle Kinder Gottes genügen, zu wissen, dass dies nicht das
ist, was er als seinen Plan geoffenbart hat; und ein wenig Überlegung vom
Standpunkte Gottes aus, zeigt uns die Unvernünftigkeit solcher Vorschläge.
Bedenke die Zahl der Namenkirche (400 Millionen) und frage dich: Wie viele
davon würden für sich selbst behaupten, nach Leib und Seele dem Herrn
und dem Dienste seines Planes völlig geweiht zu sein? Deine eigene
Beobachtung muss dich zu dem Schluss führen, diese durch Entfernung der
anderen von denselben zu trennen, hieße in fast jedem Fall, selbst in den
größten Kirchengebäuden oder Kathedralen, nur eine kleine Handvoll übrig
lassen.
Der
Grund, warum man nicht unternehmen sollte, die nominellen Systeme zu
reinigen, ist der, dass kein noch so gründliches Reinigen die ungeweihte
Masse der „Christenheit“ und ihre staatlichen und kirchlichen
Organisationen für das jetzt auf Erden anzufangende Werk des Herrn
tauglich machen würde. Während der vergangenen 18 Jahrhunderte hat er
die wahrhaft Geweihten, die Würdigen, ausgewählt, und was jetzt zu tun
übrig ist, ist, diejenigen derselben Klasse aus der lebenden Generation
auszusuchen - und dies sind nur wenige - und nur wenige fehlen noch, um
die vorher verordnete Anzahl Glieder im Leibe Christi voll zu machen.
Der
Grund, warum jetzt alle menschlichen Organisationen beiseite geschoben
werden, und nicht einmal die am wenigsten zu beanstandende reformiert wird,
und alle anderen zu ihr gerufen werden, ist durch die Behandlung der
verschiedenen jüdischen Sekten in der Ernte oder am Schluss ihrer
Heilszeitordnung von Seiten des Herrn dargelegt worden. Denn damals wurden,
wie jetzt, alle verworfen und die „wahren Israeliten“ aus allen in die
Freiheit herausgerufen; und durch verschiedene von Gott selbst gewählte
Gefäße wurde ihnen der Wille und Plan Gottes gelehrt. Diese Sache erläuternd,
erklärte der Herr den Juden in zwei Gleichnissen die Weisheit seiner
Verfahrungsweise: Erstens, dass ein Flicken von neuem Tuch auf ein sehr
altes Gewand die Schwachheit nur um so auffälliger machen, und der Riss
vermöge der Ungleichheit der Stärke nur um so größer werden würde.
Zweitens, dass neuer Wein, in alte Schläuche getan, aus welchen alle
Dehnungsfähigkeit und Nachgiebigkeit gewichen, sicher Schaden anstatt
Vorteil bringen würde, denn das Resultat würde nicht nur das sein, dass
die alten Schläuche bersten und zu Nichte würden, sondern auch, dass der
wertvolle neue Wein verloren gehen würde.
Die
neuen Lehren unseres Herrn waren der Wein, während die jüdischen Sekten
die alten Schläuche waren. Angenommen nun, dass unser Herr sich einer
dieser Sekten angeschlossen und in derselben eine Reform begonnen hätte;
was würde der Erfolg gewesen sein? Kein Zweifel kann bestehen, dass die
neuen Wahrheiten, wenn sie angenommen worden wären, jene Sekten vollständig
zerbröckelt hätten. Die Macht ihrer größtenteils auf sektiererischen
Stolz aufgebauten, und durch Irrtümer, Aberglauben und menschliche
Traditionen verkitteten Organisationen würden sofort vernichtet worden
sein; die neuen Lehren dagegen würden Schiffbruch gelitten haben, und
durch die Irrtümer und Traditionen jener Sekte gehindert, und von der
Welt für das vergangene Tun und Treiben der Sekten verantwortlich
gehalten worden sein.
Aus
demselben Grunde verfährt der Herr hier, in der gegenwärtigen Ernte, bei
der Einführung des volleren Lichtes der Wahrheit beim Tagesanbruch des
Millenniums ebenso. Er flickt die alten Systeme nicht, noch tut er neuen
Wein in alte Schläuche. Weil zuerst keines derselben in einem zum Flicken
tauglichen Zustande ist oder neue Lehren annehmen kann. Zweitens, weil die
neuen Wahrheiten, wenn sie angenommen würden, bald zur Gärung kommen und
eine Macht entwickeln würden, die irgendwelche Sekte in Stücke reißen würde,
wie durch und durch fest organisiert und gebunden sie auch sein möchte.
Wenn der Versuch gemacht würde, bei einer wie der anderen würde das
Resultat das gleiche sein, und am Ende würde der neue Wein (Lehren)
keinen Schlauch haben, der ihn fassen und aufbewahren könnte.
Der
geeignete und beste Weg war der von unserem Herrn beim ersten Advent
eingeschlagene. Er machte ein ganz neues Kleid aus dem neuen Stoff und tat
den neuen Wein in neue Schläuche, d.h. er berief die wahren (unsektierischen)
Israeliten und übertrug ihnen die damals fälligen Wahrheiten. Und so
geschieht es jetzt; und aus dem gleichen Grunde; und es gebührt allen
Wahrheitshungrigen, die Wahrheit so anzunehmen, wie es dem Herrn gefällt,
sie mitzuteilen, und von Herzen auf seinen Plan einzugehen und mitzuwirken,
einerlei welche oder wie viele Schläuche übergangen und als zur Aufnahme
der selben untauglich verworfen worden sind. Freuet euch lieber, dass ihr
würdig erachtet wurdet, dass dieser neue Wein gegenwärtiger Wahrheit
euch bezeugt wurde, und, sobald geprüft, nehmt die Wahrheit an und
handelt freudig daraufhin. Wer am ersten Advent darauf wartete, die
Meinung hervorragender Sektenführer zu erfahren und ihrer Leitung zu
folgen, und etwa fragte: „Glauben auch die Schriftgelehrten und Pharisäer
an ihn?“ - nahm die Wahrheit nicht an, weil er vielmehr ein Nachfolger
der Menschen als ein Nachfolger Christi war. Denn hervorragende Sektenführer
nahmen Christi Lehre nicht an, und diese gleiche Klasse sind immer die
blindesten Leiter der Blinden gewesen, und sind es noch. Anstatt die
Wahrheit anzunehmen und gesegnet zu werden, „fallen“ sie in der Zeit
der Prüfung ab. Das alte Kleid und die alten Weinschläuche sind in
solchem Zustande, dass sie für ferneren Gebrauch völlig untauglich sind.
Da
es der Herr ist, der sein Volk aus Babylon herausruft, so können wir
keinen Zweifel haben, dass, was auch immer seine Werkzeuge dabei sind,
alle, die in Wahrheit sein Volk sind, den Ruf hören werden; und durch den
Ruf wird nicht nur ihr Gehorsam, sondern auch ihre Hinneigung und Liebe zu
Babylon und deren Irrtümer geprüft werden. Heißen sie deren Methode
gut, usw. so dass es ihnen schwer ankommt, sie zu verlassen, so beweisen
sie, dass sie wert sind, an den hereinbrechenden Plagen Babylons
teilzunehmen und unwürdig, die gegenwärtige Wahrheit zu empfangen. Doch
die bei dem Ruf gebrauchten Worte zeigen an, dass Gottes wahre Kinder in
Babylon nicht so angesehen werden sollen, als ob sie in deren Sünden der
Verweltlichung und Verachtung der göttlichen Wahrheit mit verwickelt
seien, bis zu dem Zeitpunkt, da sie erfahren, dass Babylon gefallen -
verworfen ist. Dann, wenn sie fortfahren, in ihr zu verbleiben, werden sie
in dem Sinne zu ihr gehörig betrachtet, als ob sie ihre unrechten Taten
und Lehren in der Vergangenheit und Gegenwart guthießen, und werden als
ihrer Sünden teilhaftig gerechnet und wert, an ihrer Strafe, an den über
sie kommenden Plagen, teilzunehmen. - siehe Offb. 18:4
Wie
stark ist der Ausdruck: Sie „ist eine Behausung von Teufeln geworden,
und ein Gefängnis jedes unreinen Geistes und ein Gefängnis (Käfig)
jedes unreinen und gehassten Vogels (Offb. 18:2). Wie wahr ist es, dass
die verwerflichsten Glieder der Gesellschaft in etlichen der verschiedenen
Vierteln (Sekten) Babylons das Gewand christlichen Bekenntnisses und
Formendienstes suchen und tragen. Jeder unlautere Grundsatz und jede
unreine Lehre findet in ihr irgendwie und irgendwo Vertretung; und sie ist
der „Käfig“, der sicher die sanftmütigen Tauben des Herrn, aber auch
viele unreine und verhasste Vögel verwahrt. Wie viele von den Verfälschern
und von den Männer und Weiber betrügenden Menschen sind dem äußerlichen
Bekenntnis nach Glieder der Kirche Christi! Und wie viele benutzen selbst
ihr Bekenntnis als einen Mantel, unter dem sie verwerfliche Ziele
verfolgen! Selbst von den brutalsten, hingerichteten Verbrechern, wie
wohlbekannt ist, sterben die meisten in der römisch katholischen
Gemeinschaft.
Babylon
enthielt sowohl das Mark wie auch den Abschaum der Bevölkerung der
zivilisierten Welt. Das Mark ist die kleine Klasse wahrhaft Geweihter,
trauriger weise mit der großen Masse bloßer Bekenner und dem gemeinen,
verbrecherischen Abschaum vermischt. Jedoch unter günstigen Verhältnissen
wird das Mark, als Vorstufe der Verherrlichung, in der gegenwärtigen
Ernte davon getrennt werden.
Die
Ursache dieses gemischten Zustandes wird in den Worten angegeben: „Denn
von dem Wein (Geist, Einfluss) der Wut ihrer (Babylons) Hurerei (Verweltlichung)
haben alle Nationen getrunken.“ (Offb. 18:3) Falsche Lehren über Wesen
und Aufgabe der Kirche und die Behauptung, dass die Zeit ihrer Erhöhung
und Herrschaft schon gekommen sei, (und besonders nach dem großen Erfolg,
den ihr weltlicher Ehrgeiz in den Tagen Konstantins errang, da sie
behauptete, das in Macht und großer Herrlichkeit aufgerichtete Königreich
Gottes zu sein), führten viele nach Babylon hinein, die sonst, wenn sie
auf dem schmalen Weg der Aufopferung verharrt hätte, sich nie mit ihr
verbunden hätten. Stolz und Ehrgeiz führte in der damaligen Kirche zum
an sich reißen von weltlicher Gewalt. Um Gewalt zu erlangen, waren Zahlen
und weltlicher Einfluss nötig; und um die Zahlen zu bekommen, welche
unter den gegenwärtigen Verhältnissen die Wahrheit nie gezogen haben würde,
wurden falsche Lehren verbreitet, die schließlich über alles andere die
Oberhand erlangten; und selbst beibehaltene Wahrheiten wurden entstellt
und verdreht. Die Zahlen kamen herbei, selbst bis zu Hunderten von
Millionen, und die wahre Kirche, der Weizen, immer noch eine „kleine
Herde“ wurde unter den Millionen von Scheinweizen verborgen. Hier, wie
Schafe, inmitten reißender Wölfe, litt das Embryo - (Keim) Königreich
Gottes Gewalt, und die Gewalt - Anwendenden nahmen es mit Gewalt; und wie
ihr Herr, in dessen Fußstapfen sie wandelten, wurden seine Nachfolger
verachtet und von den Menschen verworfen, waren Schmerzensleute und mit Trübsal
vertraut.
Doch
jetzt, da der Millenniumsmorgen dämmert und die Lehrirrtümer der dunklen
vergangenen Nacht entdeckt werden, und die wirklichen Edelsteine der
Wahrheit aufblinken, muss die Wirkung die sein, dass der Weizen, wie
beabsichtigt, gänzlich vom Scheinweizen getrennt wird. Und da falsche
Lehren die unstatthafte Entwicklung hervorriefen, so wird in dem
Erntelicht die entfaltende Wahrheit die Trennung herbeiführen. Der ganze
Scheinweizen und etlicher Weizen ist jedoch furchtsam. Ihnen erscheint es,
als ob die Auflösung Babylons die Vernichtung des Werkes Gottes hieße.
Doch nicht so; der Scheinweizen war niemals Weizen, und Gott sagte niemals,
dass er sie als solchen anerkennen wolle. Er gestattete es nur, „ließ“
beide zusammen wachsen bis zur Ernte. Von Babylons „Käfig“ oder „Gefängnis“
der unreinen Vögel werden Gottes Kinder herausgerufen, damit sie sowohl
die Freiheit genießen, als auch am Erntelicht und an der Erntearbeit
teilnehmen, und sich als solche ausweisen, die nicht in Einklang stehen
mit den Irrtümern in Lehre und Praxis Babylons und so diesen Irrtümern
und ihrem Lohne - den über alle in ihr Bleibenden hereinbrechenden Plagen
- entgehen.
Diese
Plagen oder Trübsale, die in den über das verworfene jüdische Haus
gekommenen Trübsalen vorgeschattet wurden, werden in solch feurigen
Symbolen in der Offenbarung Johannes geschildert, dass viele Forscher über
diesen Gegenstand sehr übertriebene und wilde Ideen haben und daher
unvorbereitet sind für die Wirklichkeit, die so nahe bevorsteht. Sie
legen die Symbole oft buchstäblich aus und sind folglich nicht imstande,
sie so erfüllt zu sehen, wie sie erfüllt werden sollen - durch religiöse,
soziale und politische Störungen, Streitigkeiten, Umwälzungen,
Gegenwallungen, Revolutionen usw.
Doch
beachte einen anderen Punkt hier. Zwischen der Zeit, da Babylon verworfen
ist, oder von der Gnade fällt (1878) und der Zeit, da die Plagen oder Trübsale
über sie kommen, ist ein kurzer Zwischenraum, während welchem die Treuen
des Volkes Gottes alle hierüber in Kenntnis gesetzt und aus Babylon
gesammelt werden sollen. Dies zeigt auch deutlich derselbe Vers. Denn mit
der Botschaft: „Babylon ist gefallen“, ist der Ruf verbunden: „Gehet
aus ihr hinaus, mein Volk, auf dass ihr nicht ... empfanget von ihren (hereinbrechenden)
Plagen.“ Auf diesen gleichen Zeitraum und auf das gleiche darin zu
vollbringende Werk wird gleichfalls in symbolischer Sprache (Offb. 7:3)
Bezug genommen. Den Zornengeln wird da der Befehl gegeben: „Beschädiget
nicht die Erde, noch das Meer, noch die Bäume, bis wir die Knechte
unseres Gottes an ihren Stirnen versiegelt haben.“ Die Versiegelung der
Stirne bedeutet, dass ein geistiges Verständnis der Wahrheit, das Zeichen
oder Siegel sein soll, welches die Knechte Gottes von den Knechten und
Unterstützern Babylons trennen und unterscheiden wird. Und dies stimmt
mit Daniels Zeugnis: „Die Verständigen (deines Volkes) aber werden es
verstehen; aber keine der Gottlosen (ihrem Gelübde Untreuen) werden es
verstehen.“ (Dan. 12:10). Somit sollen die Klassen versiegelt und
getrennt werden. ehe die Plagen über das verworfene Babylon kommen.
Und,
dass diese Erkenntnis sowohl die Versiegelung als auch die Scheidung
bewirken soll, ist deutlich in dem vorher betrachteten Verse enthalten,
denn die Erklärung, dass „Babylon gefallen“ ist, und dass gewisse
Plagen über sie kommen werden, wird vordem gemacht, ehe vom Volk des
Herrn erwartet wird, dem Befehle, „Gehet aus“, nachzukommen; welcher
Befehl sich auf diese Erkenntnis gründet. Jawohl, wir wissen, dass alle
wohl „an ihren Stirnen versiegelt“ - in Bezug auf den Plan Gottes mit
Verständnis ausgerüstet sein müssen - ehe sie diesen Befehl recht würdigen
und ihm nachkommen können.
Und
ist es nicht augenscheinlich, dass dieses Werk, die Knechte Gottes zu
versiegeln, gerade jetzt im Fortschritt begriffen ist? Sind wir nicht an
unseren Stirnen versiegelt worden? und noch dazu gerade zur geeigneten
Zeit? Werden wir nicht Schritt für Schritt wie von des Herrn eigener Hand
- durch sein Wort - zu einem Verständnis der Wahrheit und der allgemeinen
Angelegenheiten von seinem Standpunkt aus geführt, - wodurch unsere aus
anderen Quellen stammenden Ansichten über viele Dinge umgestoßen werden?
Ist es nicht wahr, dass die verschiedenen Abteilungen oder Sekten Babylons
nicht die Kanäle waren, durch welche die Versiegelung zu uns gekommen ist,
sondern dass sie Hindernisse waren, die ein schnelleres Ausführen
derselben verhinderten? Und sehen wir nicht sowohl die Angemessenheit
derselben, wie die der Erklärung des Herrn, dass in der Ernte eine
Trennung vom Weizen und Scheinweizen stattfinden muss? Und sehen wir nicht,
dass es sein Plan ist, diese Tatsache seinen Getreuen zu offenbaren und
dann zu erwarten, dass sie ihre Herzenssympathie mit diesem Plan durch
prompten Gehorsam beweisen? Wenn Gehorchen und Herauskommen uns zwingt,
das Lob der Menschen hinter uns zu lassen, oder einen angenehmes Gehalt,
oder ein pastorales Heim, oder finanzielle Hilfe im Geschäft, oder häuslichen
Frieden, oder was nicht alles? - lasst es uns nicht anfechten. Er, der uns
sagt: „Komm!“ ist derselbe, der zu Petrus sagte: „Komm!“ als er
auf dem Meere wandelte. Petrus gehorchte und würde freilich gesunken sein,
wenn nicht des Herrn ausgestreckter Arm ihn gehalten hätte. Aber derselbe
Arm hält auch heute gar wohl diejenigen empor, die jetzt auf seinen
Befehl hin aus Babylon kommen. Schaue nicht auf das wogende Meer der
Schwierigkeiten, die dazwischen liegen, sondern blicke direkt auf den
Herrn und sei fröhlichen Mutes.
Der
Befehl ist: Komm; nicht Gehe, denn beim Herauskommen aus der Knechtschaft
der Traditionen und Glaubensbekenntnisse und Systeme und Irrtümer der
Menschen, kommen wir direkt zu unserm Herrn, um von ihm gelehrt und genährt
zu werden, um zum Tun seines ganzen Wohlgefallens gestärkt und
vervollkommnet zu werden, und nicht mit Babylon zu fallen.
Gottes
Wort offenbart den Umstand, dass die Namenkirche nach ihrem Fall von
seiner Gnade und von der Ehre, sein Mundstück zu sein (Offb. 3:16), nach
und nach in einen Zustand des Unglaubens sinken wird, in dem die Bibel
schließlich tatsächlich unbeachtet gelassen, obwohl dem Namen nach noch
beibehalten werden wird, und in welchem Zustand philosophische
Spekulationen verschiedenster Schattierungen die eigentlichen
Glaubensbekenntnisse bilden werden. Diesem Fallen sollen die treuen
Versiegelten entgehen, denn sie sollen „imstande sein“, würdig
geachtet werden, diesem allem zu entfliehen, was geschehen soll, und ...
zu stehen“ - nicht zu fallen in der Zeit der Gegenwart des Herrn (Luk.
21:36). In der Tat, viele sinken bereits schon - behalten wohl die Form
der Gottesfurcht und des Glaubens an einen Schöpfer und an ein zukünftiges
Leben bei, betrachten diese aber hauptsächlich durch ihre eigenen
Philosophien und Theorien oder durch die anderer Leute, und übergehen die
Bibel als einen unfehlbaren Unterweiser über den göttlichen Vorsatz.
Trotzdem, dass sie die Bibel beibehalten, glauben sie doch ihren Berichten
nicht; besonders die von Eden und dem Falle. Sie behalten den Namen Jesu
bei und nennen ihn den Christus und den Heiland, aber sie betrachten ihn
nur als ein ausgezeichnetes, jedoch nicht unfehlbares Beispiel und
verwerfen gänzlich sein Lösegeld - sein Kreuz. Sie behaupten, die
Vaterschaft Gottes erstrecke sich zu den Sündern, und verwerfen sowohl
den Fluch als auch den Mittler.
Es
ist noch nicht allgemein beachtet worden, dass die 3½ Jahre des irdischen
Amtes unseres Herrn, zur Zeit des ersten Adventes, bis zur Verwerfung der
jüdischen Nation (ihre Kirche und ihr Staat war eins) eine Prüfung jenes
kirchenpolitischen Körpers oder Systems als eines Ganzen und nicht eine
Prüfung der einzelnen Glieder war. Die klerikale Klasse - Priester,
Schriftgelehrte und Pharisäer - vertreten jenes System als Ganzes. Sie
selbst behaupteten, das Judentum zu vertreten (Joh. 7:48, 49) und das Volk
betrachtete sie so; daher die Bedeutung der Frage: „Glaubt denn auch
irgend ein Oberster oder Pharisäer an ihn?“ Und unser Herr betrachtete
sie so. Selten tadelte er das Volk dafür, dass es ihn nicht annahm,
wiederholt aber machte er die „blinden Leiter“ verantwortlich, die
weder selbst in das Königreich eingingen, noch auch dem Volke, welches
sonst Jesum als Messias und König angenommen hätte, gestatten wollten,
einzugehen.
Unser
Herr war beständig darauf aus, Öffentlichkeit zu vermeiden, - zu
vermeiden, dass seine Wunder und Lehren das Volk erregen würden, damit
sie ihn nicht mit Gewalt nähmen und zum König machten (Joh. 6:15) und
doch brachte er diese Zeugnisse oder Beweise seiner Autorität und
Messiaswürde zur Beachtung der jüdischen Geistlichkeit, bis zu der Zeit,
da, weil ihre Prüfungszeit als Nationalkirche abgelaufen war, ihr Haus
oder System verworfen, „verlassen“, „Wüste gelassen“ wurde. Von
da ab wurden unter seiner Leitung und der Belehrung der Apostel alle Bemühungen
auf das Volk als einzelne gerichtet, und die verworfene
Kirchenorganisation und ihre Vorsteher wurden als solche gänzlich und
absichtlich übersehen.
Als
Beweis dafür, dass während seines Amtes, und bis ihr System verworfen
worden war, die Lehrer und Priester das Volk vertraten, beachte das
Verfahren des Herrn mit dem geheilten Aussätzigen, wie Matth. 8:4 es
berichtet. Jesus sagte ihm: „Siehe zu, sage es niemand, sondern gehe hin
und zeige dich dem Priester und opfere die Gabe, die Mose befohlen hat, zu
einem Zeugnis für sie.“ Der Beweis oder das Zeugnis sollte eine
Zeitlang dem Volke verborgen bleiben, aber seinen „Oberen“, welche die
jüdische Kirche als Ganzes in der damals vor sich gehenden Prüfung
vertraten, sollte es unverzüglich gegeben werden.
Wir
sollten ganz besonders den Zweck und die Resultate der Prüfung der jüdischen
Kirche als ein System bemerken, und zwar um der vorbildlichen Bedeutung
willen in Bezug auf ihr Verhältnis dem Gesamtplane Gottes gegenüber. Sie
gaben gemäß jener Verheißung vor, das für den kommenden Messias
bereite Volk zu sein, das Volk, das er zubereiten, mit Macht ausrüsten,
leiten und als sein „eigentümliches Volk“ gebrauchen würde, um alle
anderen Nationen der Erde zu segnen, indem sie alle zum Zustand der
Harmonie mit Gott und seien gerechten Gesetzen gebracht würden. Obwohl
vermöge seines Vorherwissens es Gott nicht verborgen war, dass das
fleischliche Israel für die Hauptstelle in seinem großen Werke
untauglich sein würde, gab er ihnen doch jegliche Gelegenheit und
jeglichen Vorteil gerade so, als ob er über die Resultate im Ungewissen wäre.
Mittlerweile schloss er sein Vorherwissen in prophetische Aussagen ein,
welche sie nicht verstehen konnten, damit wir nicht meinen möchten, er
habe in seiner Verfahrensweise mit dem jüdischen Volke nur Versuche
gemacht, und es sei fehlgeschlagen.
So
lange Israel als Nationalkirche behauptete, bereit zu sein, und vorgab,
nur darauf zu warten und begierig zu sein, seinen Teil des Programms
auszuführen, war es nur recht, dass sie geprüft wurden, ehe Gottes
weiterer Plan in Kraft treten sollte. Dieser weitere Plan war, dass, wenn
der natürliche Same Abrahams bei seiner Prüfung sich als ungeeignet für
die verheißene und gesuchte Hauptehre ausweisen würde, sodann während
des christlichen Zeitalters eine Wahl oder Auswahl von einzelnen gemacht
werden sollte, die der hohen Ehre würdig seien, der verheißene Same
Abrahams und Miterben mit dem Messias im verheißenen Königreiche zu sein,
welches alle Geschlechter der Erde aufrichten und segnen würde. - Gal.
3:16, 27-29, 14
Die
dem Volke verheißenen „siebzig Wochen“ (490 Jahre) göttlicher Gnade
konnten der Erfüllung nicht ermangeln. Folglich konnten weder die Heiden
(Nationen), noch auch die Samariter, eingeladen werden, Jünger zu werden,
noch in irgend einem Sinne mit dem Königreich verknüpft sein, welches
Christus und die Apostel verkündigten (Apg. 3:26). „Zu euch musste
notwendig das Wort Gottes (die Einladung, das Königreich zu teilen)
zuerst geredet werden.“ (Apg. 13:46) „Gehet nicht auf einen Weg der
Nationen, und ziehet nicht in eine Stadt der Samariter; gehet aber
vielmehr zu den verlorenen Schafen des Hauses Israels;“ und wiederum:
„Ich bin nicht gesandt, als nur zu den verlorenen Schafen des Hauses
Israel“, sagte der Meister, als er seine Jünger aussandte. - Matth.
10:5; 15:24
Die
ganze „siebzigste Woche“, in deren Mitte Christus starb - die sieben
Jahre vom Anfang des irdischen Amtes unseres Herrn bis zur Sendung des
Petrus zu Kornelius, dem ersten Bekehrten aus den Nationen - war nach
Gottes Anordnung für die jüdische Prüfung bestimmt worden. Doch statt
sie als Ganzes (als Nationalkirche) all diese sieben Jahre zu prüfen,
wurde jene Prüfung „in Gerechtigkeit abgekürzt“ (Röm. 9:28 - Lutherübersetzung
ungenau) - das bedeutet, nicht zu ihrem Nachteil, sondern zu ihrem Vorteil.
Weil es nicht bloß vor Gott, sondern auch vor Menschen offenbar war, dass
die Pharisäer, Priester und Schriftgelehrten den Herrn Jesus nicht nur
verwarfen, sondern gegen das Ende hin ihn sogar hassten und zu töten
suchten, daher verwarf er als König unverzüglich jenes System, als die
Zeit gekommen war, da er sich öffentlich als solcher anbieten sollte, und
auf dem Eselfüllen einritt, aber von den Vertretern jener Nationalkirche
nicht aufgenommen wurde; obwohl das gewöhnliche Volk ihn freudig empfing
und auf seine Anerkennung als König drang (Mark. 12:37). So kürzte unser
Herr die weitere nutzlose Prüfung ab, damit der Rest jener „siebzigsten
Woche“ besonders und ausschließlich auf das Volk, die Einzelnen jenes
verworfenen Systems, verwendet werden möchte, - ehe die Bemühungen der
Diener jener neuen Zeitordnung weithin allen Nationen zu teil werden
sollten. Und so geschah es, denn als unser Herr nach seiner Auferstehung
seinen Jüngern sagte, dass ihre Arbeit sich nicht mehr auf die Juden
allein zu beschränken habe, sondern sich auf „alle Nationen“
erstrecken dürfe, fügte er sorgsam hinzu: „Anfangend von Jerusalem.“
(Luk. 24:47). Er wusste auch gar wohl, dass ihre jüdischen Ideen sie
hindern würden, über die Juden hinauszugehen, bis er zu seiner Zeit den
Weg öffnen werde, - wie er denn am Ende ihrer Gnadenzeit tat, als er
Petrus zum Kornelius sandte. Seitdem haben einzelne Juden und Heiden
gleichermaßen das Vorrecht der Gnade Gottes genossen; in und durch
Christum war ein jeder gleich annehmbar. Soweit es Gott betrifft, ist in
dem gegenwärtigen Ruf „kein Unterschied“. Der Unterschied zu
Ungunsten der Juden war ihr eigenes Vorurteil, die ihnen einst unter der
Bedingung tatsächlicher und völliger Erfüllung des Gesetzes Gottes,
nach Buchstaben wie Geist (was kein gefallener Mensch vermag), angebotenen
Segnungen nun als Gabe durch Christum anzunehmen.
Jene
„siebzigste Woche“, und all die Einzelheiten der Prüfung des
fleischlichen Israel erfüllten nicht nur den Vorsatz, jenes System zu prüfen,
sondern lieferte auch, und ganz besonders, eine vorbildliche Darstellung
einer ähnlichen Prüfung der nominellen christlichen Kirche des
geistlichen Israel („Christentum“ (Reich) und „Babylon“ genannt) während
sieben entsprechenden Jahren; mit welcher Prüfung die Ernte des
christlichen Zeitalters begann. Es ist die Periode vom Oktober 1874 bis
Oktober 1881. „Christentum“ (Reich Christi), „Babylon“, behauptet
zu sehen, worin sein Vorbild, das fleischliche Israel, gefehlt hat und
beansprucht, der wahre geistliche Same Abrahams zu sein und dazu bereit,
in Erwartung und begierig, die Welt der Heiden zu bekehren und alle Völker
in Gerechtigkeit zu regieren, zu lehren und zu segnen, gerade was das jüdische
System behauptete. Das gegenwärtige Zeitalter ist auch in dem Umstand dem
vorbildlichen ähnlich, dass die Führer, dort wie jetzt, dazu verleitet
waren, die Verheißungen eines zukünftigen Messias bloß als figürliche
Ausdrücke zu fassen; und nur die gewöhnlichere Klasse Leute erwartete
einen persönlichen Messias. Die Gelehrten unter den Juden damals
verachteten einen persönlichen Messias und erwarteten, dass ihr
nationalkirchliches System vermöge ihrer vorzüglichen Gesetze über
andere triumphieren und so das erfüllen würden, wozu das gewöhnliche
Volk meinte, es bedürfe eines persönlichen Messias. (Und diese Ansicht
wird noch heute von „gelehrten“ jüdischen Lehrern oder Rabbinern
vertreten, welche die messianischen Prophezeiungen als auf ihr
Nationalkirchen-System und nicht auf einen persönlichen Heiland der Welt
anwendbar, auslegen). Um ihre Theorie auszuführen, sandten sie Missionare
in die Welt, um die Welt zum Gesetze Moses zu bekehren, und so mit
Beiseitelassung eines persönlichen Messias „alle Geschlechter der Erde“
zu erreichen und zu segnen. Bis zu einem solchen Grade war das der Fall,
dass unser Herr sagte: „Ihr umziehet Land und Meer, um einen Proselyten
zu machen.“
Wie
ähnlich ist hiermit die Theorie des heutigen nominellen „Christentums“.
Wenn man die gewöhnlichen Leute darauf aufmerksam macht, dass der Herr
verheißen habe, wiederzukommen, und dass die Apostel und Propheten
vorhergesagt haben, dass die Wiederkunft des Herrn das Millennium oder die
Zeiten der Wiederherstellung herbeiführen würde (Apg. 3:19-21), so sind
sie gern bereit, die Wahrheit anzunehmen und sich derselben zu erfreuen,
gerade wie eine ähnliche Klasse am ersten Advent. Aber die vornehmen
Priester und Oberen heutigen Tages haben, gerade wie vor 1800 Jahren,
fortgeschrittenere(?) Gedanken. Sie behaupten, dass die Verheißungen der
Millenniumsglückseligkeit, des Friedens auf Erden, des Wohlgefallens bei
den Menschen, durch ihre Arbeit, ihre Missionen, usw. zuwege gebracht
werden müssen, ohne die persönliche Wiederkunft des Herrn Jesus; und so
machen sie die Verheißung des zweiten Adventes und des zukünftigen Königreiches
bedeutungslos.
Die
gegenwärtigen vornehmen Priester und Oberen, die „Geistlichkeit“ des
„Christentums (Reiches), betrügen sich selbst sowohl wie auch das Volk,
wenn sie behaupten und augenscheinlich glauben, dass ihre
Missionsunternehmungen gerade ungefähr auf dem Punkte sind, mit Erfolg
gekrönt zu werden, dass sie ohne den Herrn nahe daran seien, der Welt all
die in der Schrift vorgemalten Millenniumssegnungen zuzuführen. Die Stütze
dieses Selbstbetruges liegt teilweise in dem Umstand, dass die Vermehrung
von Wissen und das Hin- und Her- Reisen auf Erden, das mit diesem „Tage
der Vorbereitung“ eintreten sollte, der Ausbreitung des Handels der
zivilisierten Völker und der daraus erwachsenden Zunahme weltlichen
Gedeihens besonders günstig war. All dies schreibt Babylon sich selbst in
kühler Weise zu, und weist auf all die Errungenschaften hin als Erfolge
ihres christianisierenden und kräftigenden Einflusses. Stolz weist man
auf die „christliche Nation“ Großbritanniens hin und auf ihren
Reichtum und ihr Wohlergehen als Ergebnisse ihrer christlichen Grundsätze.
Doch was sind die Tatsachen? Jeder Fortschritt, den dieses Volk oder
irgend ein anderes gemacht hat, fand nur in dem Maße statt, als es den
Druck Babylons von sich abschüttelte. In dem Maße als Großbritannien
die Ketten päpstlichen Druckes von sich warf, ist ihr Wohlstand
zugeflossen; und in dem Masse, als es fortfuhr, an der päpstlichen Lehre
einer Vereinigung von Kirche und Staat, an einer gottverordneten, königlichen
und priesterlichen Oberhoheit und Bedrückung festzuhalten und sich der
Tyrannei des Geizes und der Selbstsucht zu unterwerfen, in dem Maße ist
es noch erniedrigt.
Geldgeiz
und Sucht nach Macht waren die Triebfedern, welche die Häfen heidnischer
Länder widerwillig dem Handel der sogenannt christlichen Nationen, dem
englischen und deutschen Schnaps und dem amerikanischen Whiskey und Tabak
eröffneten. Die Liebe Gottes und die Segnungen heidnischer Völker hatte
keinen Raum in diesen Unternehmungen. Hier liegt ein augenscheinlich
geringer Zug der Zeitgeschichte vor, der das Gewissen der sogenannt
christlichen Nationen, wenn sie ein solches hätten, mit Schrecken erfüllen
müsste. Der mohammedanische Emir von Nupien in West Afrika sandte vor
kurzem folgende Botschaft an den Bischof Crowther von der Negermission:
„Es
ist keine lange Geschichte; es betrifft Barasa (Schnaps). Barasa,
Barasa, Barasa! Es
hat unser Land ruiniert; es hat unser Volk sehr verderbt; es hat unser
Volk toll gemacht. Ich bitte dich, Malam Kip, vergiss dieses Schreiben
nicht, denn wir alle flehen, dass er (Crowther) die großen Priester (das
Komitee der anglikanischen Kirchenmissionsgesellschaft) ersuchen möchte,
dass sie die englische Königin (das Haupt der Kirche Englands) bitten
sollen, zu verhindern, dass Barasa in dies Land gebracht wird.
„Um
Gottes und des Propheten willen! Um Gottes und des Propheten, seines
Sendboten, willen, muss er uns in dieser Sache - in der betreffs Barasa -
helfen. Sage ihm, möchte Gott ihn in seinem Werke segnen. Das ist das
Wort vom Munde Malikas, des Emirs von Nupien.
Dies
erläuternd, macht ein baptistisches Journal folgende Bemerkungen: „Dieser
einfache Negerfürst offenbart in diesem Brief eine Teilnahme an dem Wohle
seines Volkes, die christliche Monarchen und Obrigkeiten noch nicht
erreicht haben, denn noch kein europäischer, christlicher Herrscher und
kein Präsident der Vereinigten Staaten hat je so sich für sein Volk
verwendet. In keiner die Parlamente eröffnenden Ansprache, in keiner Präsidentenbotschaft
ist je solche Sprache gefunden worden. Schade für unsere christlichen
Herrscher. Gewinn, die verwünschte Goldgier, ist das Gesetz bei den
Kaufleuten; und sie sind die Lieblinge und Herrn der Obrigkeiten.“
Nun,
im Namen der Wahrheit fragen wir: Warum diese Obrigkeiten christliche
Obrigkeiten nennen? Und die Obrigkeit der Vereinigten Staaten ist hierin
keine Ausnahme, obwohl so viele darauf bestehen, es eine christliche
Regierung zu nennen, während sie selbst, wie es sich gehört, diesen
unverdienten Titel nicht annimmt, obwohl sie von eifrigen Vertretern der
Sekten dazu gedrängt werden. Von Boston werden beständig ungeheure
Schiffsladungen Schnaps nach Afrika gesandt, ungehindert von der Obrigkeit
und mit ihrer vollen Zulassung, während sie vielen Zehntausenden zur
Herstellung des schrecklichen „Feuerwassers“ und zum Ausschank
desselben an ihre, eigenen Untertanen Lizenzen (Erlaubnisscheine) gewährt,
welches Feuerwasser noch doppelt verderblicher und verführerischer
gemacht wird durch das, was man Rektifizieren (Läuterung) nennt, das heißt,
durch vom Gesetz erlaubte Beimischung des reinsten Giftes. All dies und
noch viel mehr wird von „christlichen“ Staatsmännern und Oberen der
sogenannten christlichen Nationen gerechtfertigt und vereidigt, um der
Steuererhebung willen - als das leichteste Mittel, vom Volke einen Teil
der notwendigen Regierungsausgaben zu erheben. Gewiss, das ist
Prostitution (gewerbsmäßige Unzucht)der niedrigsten und schlechtesten
Sorte. Jeder denkende Mensch muss sehen, wie ungereimt die Bezeichnung „christlich“
ist, wenn sie selbst auf die allerbesten, gegenwärtigen Obrigkeiten
angewandt wird. Der Versuch, den christlichen Namen dem Wesen der vom „Fürsten
dieser Welt“ - von Satan - beherrschten und mit dem „Geiste der
Welt“ getränkten „Reiche dieser Welt“ anzupassen, hat alle wahrhaft
christlichen Herzen in Verlegenheit gebracht, da sie in dem Irrtum
befangenen waren, dass die gegenwärtigen Obrigkeiten der Welt in irgend
einem Sinne Christi Königreich seien.
So
sagt Cannon Farrar, der Erzbischof Englands:
„Die
alte Raubgier des Sklavenhandels hat der gierigeren und verderblicheren
Raubgier des Schnapsverkäufers Platz gemacht. Unsere Väter rissen vom
Nacken von Afrika das Joch der Peitsche; wir haben die eingeborene Rasse
einem Joche der Skorpionen unterworfen. Wir haben die Flüsse von Afrika
dem Handel eröffnet, bloß um die verderbende Flut des Alkohols ihnen
entlang zu gießen, im Vergleich mit welcher kein Fluss der Hölle mehr
blutgerötet oder fluchwürdiger ist, als diese. Ist das Gewissen des
Volkes tot?“
Wir
antworten, Nein! Das Volk war nie ein christliches und hatte folglich nie
ein christliches Gewissen oder einen christlichen Geist. Das meiste, was
man von ihm sagen kann, ist, dass das Licht von Gottes wahrhaft geweihten
Kindern die öffentliche Meinung dieser Völker, unter denen sie „scheinen
wie Lichter“, etwas erleuchtet und veredelt und in einen gewissen Grad
von moralischer Reform hineingeschämt haben.
Auf
gleiche Weise wurde von denselben christlichen(?) Obrigkeiten ein ähnlich
fürchterlicher Handel China und Japan trotz ihres ernsten Protestes
aufgezwungen. Im Jahre 1840 begann Großbritannien einen Krieg mit China,
der „Opium-Krieg“ genannt, um die chinesische Regierung, die ihr Volk
vor diesem schrecklichen Fluche schützen wollte, zu zwingen, diesen
Artikel zuzulassen. Der Krieg schlug für des Teufels Seite der Frage günstig
aus. Britische Kriegsschiffe vernichteten tausende von Leben und Heimstätten
und zwangen den chinesischen Kaiser, das Reich dem langsameren Opiumtode -
dem Berauschungsmittel für China - zu öffnen. Die Bareinnahme der
britischen Regierung von diesem Gifte, nach Abzug großer Auslagen für
die Einnahme der Steuer, betrug gemäß öffentlicher Berichte im Jahre
1872 über US$ 37.000.000 für das vorhergehende Jahr. Diese US$
37.000.000 per Jahr waren die Triebfeder zu jenem Krieg, das gerade
Gegenteil von Liebe beides für das gegenwärtige und zukünftige
Wohlergehen der Chinesen. Die Klausel in dem Vertrag, die Schutz für
christliche Missionare vorsah, war bloß ein schlau hingeworfener Bissen,
um die Gewissen von Gerechtigkeit liebenden Leuten zufrieden zu stellen -
um ein großes Verbrechen als Barmherzigkeit, als aus Wohlwollen getan,
erscheinen zu lassen. In den Vertrag am Ende des Krieges, wurden gewisse Häfen
dem englischen Handel geöffnet, und ähnliche Verträge mit anderen Völkern
folgten, und einige gute Resultate wurden hierdurch erzielt. Eins
derselben war, dass China dem Einfluss der Zivilisation geöffnet wurde.
Aber der Umstand, dass etliche christliche Männer und Frauen in den
Vordergrund traten, um dem Volk etwas von den Prinzipien und Gesetzen der
Gerechtigkeit zu verkünden, darf nicht dem Volke Englands zu gut
geschrieben werden. Sein Zweck war Handel, und aus Goldgier und nicht um
des Wohles des Chinesen willen, noch zur Ehre Gottes, wälzte es einen
unheiligen und ungerechten Krieg auf ein Volk, das in der teuflischen
Kunst nicht so geübt war.
Neben
anderen Lastern hat das „Christentum (Reich) die Völker die schlimmste
Form des Götzendienstes, den Götzendienst des Ich und der Macht und des
Reichtums gelehrt, wofür christlich sein wollende Männer und Völker
willens sind, einander zu betrügen, zu schädigen und selbst zu töten.
Es hat ihnen auch Gotteslästerung und Entweihung des Heiligen in
jeglicher Sprache gelehrt. Denn jede Schiffsmannschaft aus allen
professionell christlichen Nationen, lästert den Namen Christi. Aber, während
dies der Einfluss der sogenannt christlichen Nationen war, so sind doch
auch aus ihrer Mitte etliche edle Missionare des Kreuzes, etliche
wahrhaftige Diener Gottes ausgegangen, und gleichfalls auch etliche
weniger edle, die bloß Menschendiener waren. Alles in allem war es jedoch
nur eine bloße Handvoll, die den Heiden von Christo und wahrer
Zivilisation Kunde gaben.
Es
sind nicht die ernsten Missionare, sondern die sanguinischen Beamten der
Missionsgesellschaften in der Heimat, die wenig Begriff und oft auch wenig
tatsächliches Interesse an der wahren Sachlage in den fremden Ländern
haben, und deren Ansichten sich hauptsächlich auf die großen jährlich
gesammelten und verausgabten Summen gründen, die da denken, die
heidnische Welt sei beinahe bekehrt, und ihre Bemühungen auf dem Punkt,
in das verheißene Tausendjahr-Zeitalter des Segens ohne das zweite Kommen
unseres Herrn überzulenken. Missionare, die in der ersten Reihe gestanden
haben, bekennen gewöhnlich, sehr entmutigt zu sein, außer wenn sie ihre
Hoffnung über alles Verhältnis zur tatsächlichen Erfahrung hinaus und
gegen gesundes Urteil anzuregen vermögen. So hielt kürzlich ein solcher
- J.C.R. Ewing. Dr. Th. - der 9 Jahre im Missionswerk in Indien zugebracht
hatte, vor dem Verein junger christlicher Männer in Pittsburg, Pa., einen
Vortrag, in dem er zugab, dass die gegenwärtige Wirkung der Zivilisation
und Missionsbemühungen nicht nur die wäre, die heidnischen Religionen
niederzureißen, sondern alle Religion und allen Glauben zu vernichten und
das Volk ungläubig zu machen. Seine starke Hoffnung aber ist, dass der nächste
Schritt vom Unglauben zum christlichen Glauben sein werde - sicherlich
eine unvernünftige Hoffnung, wie jede Erfahrung hier, in zivilisierten
Landen, aufs gewisseste beweist. Wir machen aus dem Bericht in den Tagesblättern
über seinen Vortrag folgenden Auszugs:
„Indien
schuldet dem direkten und indirekten Einfluss der Christenheit mehr als
irgend einem anderen Ding. Es hat viel getan, um die alten Ideen
materieller Götter Niederzubrechen und an ihrer Stelle den Gedanken an
einen einzigen, allerhöchsten Gott gesetzt, welchen die Völker des
Westens (Europa und Amerika) unterhalten. (Ein deutlicheres Darstellen der
Sache wäre; dass sie dem Atheismus geläufige Ideen bekommen, dass die
Natur der höchste und einzige Gott sei.)
„Unter
den 263.000.000 Einwohnern in jenem Lande gibt es 10.000.000 junge Männer,
welche die englische Sprache sprechen und in den westlichen Ideen, in
denen wir erzogen wurden, unterrichtet sind. Die höheren Kasten sind in
der Literatur, in der Religion und in den Wissenschaften, welche die
Grundlage der Erziehung des Volkes hierzulande bilden, durch und durch
bewandert. Die alte Meinung eines rachsüchtigen Gottes, der durch
zahlreiche Gaben und viele Gebete versöhnt werden muss, hat dem neueren
Geist des Unglaubens Platz gemacht. Der Gebildete des Ostens glaubt nicht
mehr an die Götter seiner Väter. Sie haben dieselben für immer beiseite
geworfen und an ihre Stelle die Lehren eines Oberst Robert G. Ingersoll,
Paine, Voltaire, Bradlaugh und aller anderen atheistischen Lehrer gestellt.
Dieses skeptische Zeitalter wird bald vergehen und der Westen, wie er
Indien seine Ideen gegeben, wird ihm auch die Religion des christlichen
Gottes geben.
„Die
jungen Leute Indiens sind wohlgebildete, genaue Beobachter, intelligent,
gut vertraut mit allen Angelegenheiten anderer Nationen außer der ihren,
und, obgleich es sonderbar scheinen mag, gut mit unserer Bibel bekannt. In
der Tat, sie kennen sie so gut, dass niemand als nur ein mit ihrer Lehre völlig
vertrauter Mann hoffen kann, fähig zu sein, all die Einwände, welche sie
gegen dieselben vorbringen, mit Erfolg zu beantworten. Die volkstümliche
Meinung, dass ein Missionar im Schatten eines Baumes sitzt und nackte
Wilde, die sich um ihn sammeln, belehrt, ist explodiert. Neben ihrer
Intelligenz, ihrer Einsicht, sind sie ein hübsch aussehendes Volk,
liebenswürdig, höflich, edelmütig; und alle Ausländer behandeln sie
mit der größten Zuvorkommendheit und Ehrerbietung.“
Die
widersprechenden Tatsachen, die er anführt, rechtfertigen die unvernünftigen
Hoffnungen dieses Herrn durchaus nicht. Erfahrung hat sicher erwiesen,
dass die stümperhaften Argumente des Sektentums, dessen Irrtum das, was
es noch an Wahrheit besitzt, verdrehen und verderben, selten aus ehrlichen
oder spottenden Zweiflern Proselyten macht. Gewiss alle, außer Blinde, können
sehen, dass wenn die zehn hundert Millionen des Heidentums zu dem Zustand
der vierhundert Millionen des sogenannten Christentums bekehrt würden,
die Frage gar wohl noch als offen betrachtet werden müsste, wie es im jüdischen
Zeitalter (Matth. 23:15) der Fall war, ob sie nicht zwiefältig der
Vernichtung wert wären, als wenn sie in ihrem ursprünglichen,
heidnischen Aberglauben verblieben wären. Sicherlich, kein klarer Kopf
kann behaupten, dass eine Bekehrung zu solch einem Zustande, in dem sich
das sogenannte Christentum befindet, mit der Beschreibung passen würde,
die von dem Frieden und Wohlgefallen des Millenniums entworfen wird, wie
es die Propheten vorher verkündigt haben und in den Worten des Gebetes
unseres Herrn kurz zusammengefasst ist: „Dein Königreich komme; Dein
Wille geschehe auf Erden, wie im Himmel.“
Soll
es uns überhaupt Wunder nehmen, dass diese Masse von 400.000.000, die dem
Namen nach die Kirche Christi ausmachen und sich selbst sein Königreich -
„Christentum“ (Reich) - nennen, vom Herrn nicht anerkannt wird, und er
ihr vielmehr den viel angebrachteren Namen Babylon (Mischung, Verwirrung)
beilegt? Und ist es ein Wunder, dass diese, mit ihren Ideen vom Königreich
Christi und über die Art und die Erfolge seiner Ausbreitung in der Welt,
für das wahre Königreich unvorbereitet, und nicht willens sind, den
neuen König zu empfangen; wie um ähnlicher Gründe willen die Oberen des
vorbildlichen Hauses beim ersten Advent unvorbereitet waren? Noch kann
bezweifelt werden, dass die Kaiser, Könige und Fürsten, die jetzt ihren
Einfluss und ihre Macht hauptsächlich zur Selbstvergrößerung verwenden
und Millionen bewaffneter Männer unterhalten und ausrüsten, um sie in
ihren Ausschweifungen und herrschaftlichen Stellungen zu erhalten, lieber
Millionen dahingeschlachtet und andere Millionen zu Witwen und Waisen
gemacht sehen würden, wie es in der Vergangenheit geschah, als dass sie
ihren gegenwärtigen Vorteilen entsagen würden. Ist es zu verwundern,
dass diese ein solches Königreich, wie die Schrift es verheißt, weder
begehren, noch erwarten, noch daran glauben? - ein Königreich, in dem der
Niedrige zur allgemeinen rechten und beabsichtigten Höhe emporgehoben
werden soll? Ist es zu verwundern, dass alle, die irgendwie Bedrückung,
Aussaugung, oder zermalmende Monopole befürworten, wodurch sie ungerechte
Vorteile über ihre Mitmenschen erlangen oder zu erlangen suchen, langsam
sind an ein Königreich der Gerechtigkeit zu glauben, in dem keine
Ungerechtigkeit und Übervorteilung gestattet wird? Besonders, kann es uns
wundern, dass sie nicht glauben mögen, dass dieses Königreich nahe, ja
vor der Tür ist?
Noch
auch können wir uns wundern, dass die Großen, die vornehmen Priester und
Oberen des „Christentum“ (da ein jeder auf Gewinn aus seinem eigenen
Viertel oder seiner Sekte aus ist (Jes. 56:11) verfehlen, den geistigen König
als jetzt gegenwärtig zu erkennen und ihn daher verwerfen, wie die Lehrer
des fleischlichen Israels ihn verwarfen, als er im Fleische gegenwärtig
war. Und wie der Herr viele der „natürlichen Zweige“ des Ölbaumes
verwarf, abschnitt und aus seiner Gnade weg in ein Feuer der Trübsal
gehen ließ und nur die wahren Israeliten als Zweige bewahrte, sehen wir
nicht, wie dieselbe Weisheit in der Ernte dieses Zeitalters die „wilden
Zweige“ auch prüft (Röm. 11:21, 22), und die große Masse nomineller
Zweige, deren Charakter und Ziel und Anlage in der Tat gar fremdartig und
wild ist, - sehr verschieden von der Verheißung und dem Plane Gottes, wie
die Wurzel es uns vorstellt - von der Gnade und dem Saft der Wurzel (der
abrahamischen Verheißung) abschneidet?
Es
ist kein fremdartiger Gedanke, dass die gegenwärtige Ernte Zeuge sein
sollte von der Trennung treuer Christen von bloßen Bekennern, gerade wie
in der jüdischen Ernte eine Scheidung von wahren Israeliten von bloßen
Bekennern vollbracht wurde. Es ist nur, was wir vernünftigerweise hätten
erwarten können, selbst wenn uns hierüber keine Offenbarung in Gottes
Worte gemacht worden wäre, welche die Tatsache der Verwerfung der Masse,
als Babylon, aufweist. - vergleiche Röm. 11:20-22 mit Offb. 3:16 und 18:4
Babylons,
„des Christen-Reiches“; Verwerfung und Fall von der Gnade im Jahre
1878 war die Verwerfung der Masse der bloßen Bekenner, des „Heeres“,
wie sie Daniel bezeichnet, um sie von der Heiligtums- oder Tempelklasse zu
unterscheiden. Die Heiligtumsklasse wird nicht aufgeben noch verlassen
werden. Nein, Gott sei Dank, das Heiligtum soll verherrlicht werden. Die
Herrlichkeit des Herrn soll seinen Tempel erfüllen, wenn sein letzter
lebendiger Stein poliert und angenommen worden ist (1. Petr. 2:5, 6). Wir
haben gesehen, dass solch eine Heiligtumsklasse durch das ganze Zeitalter
hindurch bestanden hat, wie sie verunreinigt und ihre köstlichen Gefäße
(Lehren) entweiht wurden, und wie ihre Reinigung vom Irrtum nach und nach
bewirkt worden ist. Diese Klasse ist immer die wahre Kirche gewesen,
selbst während die nominellen Systeme noch in einem Maße anerkannt und
bis zu einem gewissen Grade gebraucht wurden. Nach der Verwerfung der
nominellen Systeme jedoch wird jetzt, wie in der jüdischen Ernte, die
wahre Kirche oder Heiligtumsklasse allein anerkannt und als Gottes Mundstück
gebraucht. Kaiphas, ein Hohepriester des fleischlichen Israel, wurde von
Gott als Werkzeug gebraucht, um nur wenige Tage, ehe jenes System
verworfen wurde, eine wichtige Lehre und Weissagung zu geben. (siehe Joh.
11:50, 51, 55 und 18:14) Aber wir haben keine Andeutung in der Schrift,
noch irgend welchen Grund anzunehmen, dass Gott jenes Nationalkirchenwesen,
seine Oberen und seine Vertreter je wieder gebrauchte oder anerkannte,
nachdem sie verworfen waren. Und diese selbe Lehre sollte man hier in
Verbindung mit Babylon erkennen. Sie ist aus dem Munde des Herrn „ausgespieen“
worden; und weder die Stimme des Bräutigams noch der Braut soll in ihr je
wieder gehört werden. - Offb. 18:23
Es
ist vergeblich, dass sich etliche für ihre Viertel Babylons verwenden,
und während sie die Richtigkeit des prophetischen Bildes im allgemeinen
zugeben, doch behaupten, dass ihre Sekte oder ihre besondere Benennung
eine Ausnahme zu dem allgemeinen Charakter und Wesen Babylons bilde, und
dass der Herr darum nicht von ihnen fordern könne, sich förmlich und öffentlich
von ihr zurückzuziehen, wie sie sich derselben einst angeschlossen haben.
Möchten
solche bedenken, dass wir jetzt in der Erntezeit der Trennung sind, und
sich des Grundes erinnern, den unser Herr für seinen Ruf aus Babylon
heraus angegeben hat, nämlich: -„dass ihr nicht teilnehmet an ihren Sünden.“
Überlege abermals, warum Babylon so genannt wird. Augenscheinlich wegen
ihrer vielen Lehr-Irrtümer, welche mit einigen Elementen göttlicher
Wahrheit gemischt, eine große Konfusion oder Verwirrung verursachen, und
wegen der durch die gemischten Wahrheiten und Irrtümer zusammengebrachten
gemischten Schar. Und da sie die Irrtümer auf Kosten irgend welcher
Wahrheit festhalten wollen, so wird die letztere bedeutungslos und oft
mehr als nichtssagend gemacht. Die Sünde, Irrtum auf Kosten der Wahrheit
zu hegen und zu lehren, ist eine Sünde, deren sich jede Sekte der
nominellen Kirche, ohne Ausnahme, schuldig gemacht hat. Wo ist die Sekte,
die dir beisteht, fleißig die Schrift zu durchforschen, um dadurch an
Gnade und in Erkenntnis der Wahrheit zu wachsen? Wo ist die Sekte, die
dein Wachstum durch ihre Lehren und Gebräuche nicht hinderte? Wo ist die
Sekte, in der du dem Worte des Meisters gehorchen und dein Licht leuchten
lassen kannst? Wir wissen von keiner.
Wenn
Kinder Gottes in diesen Organisationen ihre Knechtschaft nicht erkennen,
so ist es, weil sie ihre Freiheit nicht zu gebrauchen versuchen, weil sie
auf ihrem Posten eingeschlafen sind, wo sie tätige Verwalter und treue Wächter
hätten sein sollen (1. Thess. 5:5, 6). Möchten sie aufwachen, und die
Freiheit, die sie zu haben meinen, gebrauchen; möchten sie ihren
Mitanbetern zeigen, worin ihre Glaubensbekenntnisse hinter dem Plane
Gottes zurückbleiben, worin sie von ihm abweichen und in direktem
Gegensatz dazu stehen; möchten sie zeigen, dass Jesus Christus von Gottes
Gnaden den Tod schmeckte für jedermann; wie diese Tatsache und die daraus
fließenden Segnungen „zu seiner Zeit“ jedermann verkündigt werden,
wie in „den Zeiten der Erquickung“ die Segnungen der Wiederherstellung
auf das ganze menschliche Geschlecht strömen sollen. Möchten sie ferner
der hohen Berufung der christlichen Kirche, die strengen Bedingungen der
Gliedschaft in jenem Körper und die besondere Aufgabe des christlichen
Zeitalters erkennen, dieses eigentümliche „Volk zu seinem Namen“
herauszunehmen, welches Volk zu seiner Zeit mit Christo erhöht werden,
und mit ihm herrschen soll. Wer so versucht, seine Freiheit, die frohe
Botschaft in den heutigen Synagogen (Schulen) zu verkündigen, zu
gebrauchen, wird entweder ganze Gemeinden bekehren oder aber einen Sturm
des Anstoßes erregen. Sie werden dich sicherlich aus ihrer Synagoge stoßen
und dich von ihrer Gemeinschaft ausschließen und allerhand Übles gegen
dich sagen, fälschlich, um Christi willen; und bei solchem Tun werden
zweifellos manche fühlen, als ob sie Gott einen Dienst erwiesen. Doch
wenn du so treu bist, wirst du mehr wie getröstet werden mit den
kostbaren Verheißungen Jes. 66:5 und Luk. 6: 22: „Höret das Wort
Jehovas, die ihr zittert vor seinem Wort! Es sagen eure Brüder, die euch
hassen, euch verstoßen um meines Namens willen: Jehova erzeige sich
herrlich, dass wir eure Freude sehen mögen! Aber sie werden beschämt
werden.“ „Glückselig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen werden,
und wenn sie euch absondern und schmähen und eure Namen als böse
verwerfen werden um des Sohnes des Menschen willen; freuet euch an
selbigem Tage und hüpfet, denn siehe, euer Lohn ist groß in dem Himmel,
denn desgleichen taten ihre Väter den Propheten. ... Aber wehe euch, wenn
alle Menschen wohl von euch reden, denn desgleichen taten ihre Väter den
falschen Propheten.“
Wenn
alle, mit denen du als Gemeinde Gottesdienst hältst, Heilige sind - wenn
sie alle Weizen sind, und kein Scheinweizen unter ihnen ist - so hast du
das merkwürdigste Völklein getroffen, welches die Erntewahrheiten auch
mit Freuden annehmen wird. Doch wenn das nicht der Fall ist, so musst du
erwarten, dass die gegenwärtige Arbeit den Scheinweizen vom Weizen
trennen wird. Und noch mehr, du musst dein Teil tun, gerade diese
Wahrheiten, welche die Trennung bewirken werden, darzulegen. Wenn du einer
der überwindenden Heiligen sein willst, so musst du jetzt einer der „Erntearbeiter“
sein, der die Sichel der Wahrheit einschlägt. Wenn du dem Herrn gegenüber
treu, der Wahrheit würdig und der Miterbschaft mit ihm in der
Herrlichkeit wert bist, so wirst du auch mit Freuden mit dem
Hauptschnitter in dem gegenwärtigen Erntewerk dein Teil tun, wie sehr du
auch von Natur geneigt wärest, glatt durch die Welt zu gleiten.
Wenn
in der Gemeinde, zu der du gehörst, wie es immer der Fall ist,
Scheinweizen unter dem Weizen ist, dann kommt viel darauf an, welcher am
zahlreichsten ist. Wenn der Weizen vorherrscht, so wird die weislich und
freundlich dargelegte Wahrheit sie günstig stimmen, und der Scheinweizen
wird nicht lange bleiben mögen. Aber wenn die Mehrzahl Scheinweizen ist -
wie neun Zehntel in der Regel sind - dann wird die Wirkung auch der
sorgsamsten und freundlichsten Darlegung der Erntewahrheiten die sein,
Bitterkeit und Widerspruch hervorzurufen; und wenn du darauf bestehst, die
gute Botschaft zu verkünden und die lang gehegten Irrtümer bloßzulegen,
dann wirst du bald um des Wohles der Sekte willen „hinausgetan“, oder
deine Freiheit wird so beschränkt werden, dass du in dieser Gemeinschaft
dein Licht nicht mehr leuchten lassen kannst. Deine Pflicht ist dann klar:
Lege dein Zeugnis der Herrlichkeit und Weisheit des großen Planes der
Zeitalter in liebevoller Weise ab, und, indem du freundlich und sanftmütig
deine Gründe dafür angibst, ziehe dich öffentlich von ihnen zurück.
Es
gibt unter den verschiedenen Sekten Babylons - des „Christentums“ -
verschiedene Grade der Knechtschaft. Manche, die totale und absolute
Sklaverei des persönlichen Gewissens und Urteils, wie es der Romanismus
erfordert, mit Unwillen von sich weisen, sind gleichwohl ganz zufrieden,
durch die Glaubenssätze und Dogmas der einen oder der anderen der
protestantischen Sekten gebunden zu sein, und begierig, andere zu binden.
Es ist wahr, ihre Ketten sind leichter und länger als die Roms und des
dunklen Zeitalters. Soweit dies reicht, ist es in der Tat gut; in
Wirklichkeit eine Reformation; ein Schritt in der rechten Richtung; voller
Freiheit dem Zustand der apostolischen Kirche entgegen. Doch warum will
man überhaupt menschliche Fesseln tragen? Warum überhaupt unsere
Gewissen knechten? Warum nicht in der Freiheit, damit Christus uns befreit
hat, fest stehen? Warum nicht alle versuche fehlbarer Mitmenschen, unser
Gewissen zu knechten, und Untersuchung zu hindern, verwerfen? - nicht nur
die Versuche ferner Vergangenheit, des dunklen Zeitalters, sondern auch
dergleichen Versuche der verschiedenen Reformer der jüngeren
Vergangenheit? Warum nicht beschließen, so frei zu sein, wie die
apostolische Kirche war? - frei, sowohl an Erkenntnis, als auch an Gnade
und Liebe zu wachsen, je nachdem der Herr zu „seiner Zeit“ seinen köstlichen
Plan immer völliger und völliger offenbart?
Gewiss,
jedermann, der sich irgend einer dieser menschlichen Organisationen
anschließt und ihr Glaubensbekenntnis als das seine annimmt, weiß, dass
er sich damit verbindet, weder mehr noch weniger zu glauben, als jenes
Glaubensbekenntnis über die Sache ausspricht. Wenn sie trotz solcher
freiwillig eingegangener Knechtschaft für sich selbst denken und aus
anderen Quellen Licht empfangen, über das Licht hinaus, das die Sekte
genoss, als sie sich ihr anschlossen, so müssen sie entweder der Sekte
und ihrem Versprechen derselben gegenüber, nichts ihrem
Glaubensbekenntnis Widersprechendes zu glauben, untreu sein, oder das
Bekenntnis, dem sie entwachsen sind, ehrlich beiseite werfen und ihm
entsagen und aus solcher Sekte austreten. Das zu tun, erfordert Gnade und
kostet einige Anstrengungen und zerreißt oft angenehme Verhältnisse und
setzt den ehrlichen Wahrheitssucher den einfältigen Beschuldigungen aus,
als ob er ein „Verräter“ an seiner Sekte, ein „Wetterwendischer“,
ein „Unbeständiger“ sei, usw. Wenn man sich einer Sekte anschließt,
so wird erwartet, dass man sich der Sekte gänzlich ergibt und nicht und
nicht mehr sich selbst gehört. Die Sekte entscheidet nun für ihn, was
Wahrheit und was Irrtum sei; und er muss, um ein wahres, zuverlässiges,
treues Glied der Sekte zu sein, deren spätere sowohl wie frühere
Entscheidungen über alle religiösen Fragen annehmen, seine eigene
Meinung übersehen und persönliche Nachforschungen vermeiden, da er sonst
an Erkenntnis wachsen und als Glied solcher Sekte verloren gehen könnte.
Diese Sklaverei einer Sekte und einem Glaubensbekenntnis gegenüber wird
oft mit so und so vielen Worten bezeichnet, wenn man sagt, dass ein
solcher zu einer Sekte „gehört“.
Diese
Bande des Sektentums, weit davon entfernt, als das, was sie sind, als
Fesseln und Ketten, angesehen zu werden, werden als ein Schmuck, als
Ehrenzeichen und Ausweis von Charakterstärke betrachtet und getragen.
Soweit ist der Selbstbetrug gegangen, dass viele Kinder Gottes sich schämen
würden, als solche bekannt zu sein, die ohne solche Ketten wären, seien
dieselben nun leicht oder schwer an Gewicht, lang oder kurz betreffs der
gebilligten, persönlichen Freiheit. Sie schämen sich zu sagen, dass sie
in keiner Sekte oder Glaubenssatzung in Knechtschaft seien, sondern
Christo allein „angehören“.
Daher
kommt es, dass wir manchmal ein ehrliches, wahrheitshungriges, allmählich
voranschreitendes Kind Gottes von einer Benennung zur anderen
fortschreiten sehen, gleichwie ein Kind in der Schule von einer Klasse zur
andern übergeht. Wenn es in der Kirche Roms ist, und seine Augen öffnen
sich, so geht es heraus und fällt wahrscheinlich einem Zweig der
methodistischen oder presbyterianischen Systeme zu. Wenn sein Verlangen
nach Wahrheit hier nicht gänzlich unterdrückt und sein geistiges Gefühl
betäubt wird vom Geiste der Welt, so kann man dasselbe ein paar Jahre später
in einer der Verzweigungen des baptistischen Systems finden; und wenn es
noch fortfährt, an Gnade und Erkenntnis und Liebe zur Wahrheit zu wachsen
und in ein Verständnis der Freiheit, damit uns Christus befreit, so mag
man es nach einiger Zeit außerhalb aller menschlichen Organisationen
finden, nur noch mit dem Herrn und seinen Heiligen verbunden, nur noch mit
dem Herrn und seinen Heiligen verbunden, nur durch die zarten aber starken
Seile der Liebe und Wahrheit gefesselt, wie es mit der ersten Kirche der
Fall war. - 1. Kor. 6:15, 17; Eph. 4: 15, 16
Das
Gefühl der Unbehaglichkeit und Unsicherheit, wenn manche nicht durch die
Ketten irgend einer Sekte gebunden sind, ist ziemlich allgemein. Es wird
durch die verkehrte Idee erzeugt, die vom Papsttum zuerst verkündigt
wurde, dass Gliedschaft in einer menschlichen Organisation wesentlich, dem
Herrn wohlgefällig und zum ewigen Leben nötig sei. Diese irdischen,
menschlich organisierten Systeme, die so verschieden sind von den
einfachen, ungebundenen Vereinigungen zur Apostelzeit, werden von
christlichen Leuten unwillkürlich, ja fast unbewusst, als so und so viele
Himmel-Versicherungsgesellschaften gehalten, an die oder deren etliche
Geld, Zeit, Ehrfurcht, usw. regelmäßig entrichtet werden müsse, um
himmlische Ruhe und Frieden nach dem Tode zu sichern. Nach dieser falschen
Meinung handelnd, sind die Leute fast geradeso nervös ängstlich, durch
eine andere Sekte gebunden zu werden, wenn sie aus einer austreten, als
sie sind, wenn ihr Versicherungsschein ausgelaufen ist, denselben in
irgend einer angesehenen und sicheren Gesellschaft erneuert zu haben.
Allein
keine irdische Organisation kann einen Pass zur himmlischen Herrlichkeit
ausstellen. Selbst der engherzigste Anhänger einer Sekte (ausgenommen
Romanisten) wird nicht behaupten, dass Gliedschaft in seiner Sekte
himmlische Herrlichkeit sichert. Alle sind gezwungen, zuzugeben, dass die
wahre Kirche die ist, deren Eintragungen im Himmel und nicht auf Erden
geschehen. Man betrügt das Volk durch die Behauptung, dass es nötig sei,
ein Glied irgend eines Sektenkörpers zu werden, um ein Glied des „Leibes
Christi“, der wahren Kirche, zu sein. Im Gegenteil, obwohl der Herr
niemandem die Aufnahme verweigert hat, wenn er auch durch das Sektenwesen
zu ihm kam, und einen aufrichtigen Wahrheitssucher nie leer abgewiesen
hat, so sagt er uns doch, dass wir solcher Hindernisse nicht bedürfen,
sondern viel besser direkt zu ihm kommen können. Er ruft: „Kommt her zu
mir“; „Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir;“ „Mein Joch
ist sanft und meine Last ist leicht, und ihr werdet Ruhe finden für eure
Seelen.“ Hätten wir doch schon früher auf diese Stimme gehört; gar
mancher schweren Last des Sektentums, gar manchem Sumpf der Verzweiflung,
gar mancher Verlockung zur Eitelkeit und zu weltlichem Sinn wären wir
entgangen.
Viele
jedoch, die in den verschiedenen Sekten geboren oder in ihrer Kindheit,
ohne die Systeme zu untersuchen, hinein gepflanzt wurden, sind im Herzen
frei geworden und, ohne es sich bewusst geworden zu sein, den Grenzen und
Banden der Glaubensbekenntnisse, die sie durch ihr Bekenntnis und ihre
Unterstützung durch Mittel und Einfluss als die ihrigen anerkannten,
entwachsen. Wenige davon haben den Vorteil voller Freiheit oder den
Schaden der Sektenknechtschaft empfunden. Noch war auch bis jetzt, in der
Erntezeit, völlige Trennung geboten. Jetzt erst vernimmt man das Wort des
Herrn: Gehet aus von ihnen: Seid rein (frei, sowohl von verkehrter Praxis
als auch von falschen Lehren) ihr, die ihr Jehovas Geräte (Wahrheiten -
Lehren) traget. - Jes. 52:11
Nun
ist die Axt an die Wurzel des nominell christlichen Systems - Babylon,
„des Christentums“- gelegt, gleichwie es mit dem nominell jüdischen
System beim ersten Advent der Fall war; und das große System, in dem die
„Vögel des Himmels“ (Luk. 13:18, 19) so gerne nisten, und das sie so
gründlich besudelt haben, und welches in der Tat „ein Gefängnis (Käfig)
jedes unreinen und verhassten Vogels“ (Offb. 18:2) geworden ist, soll
nieder gehauen werden und die Welt nicht weiter betrügen. Statt dessen
soll man erkennen, dass der wahre Ölbaum, dessen Wurzel die wahren Verheißungen
Gottes und dessen Zweige die wahrhaft und völlig Geweihten und Treuen
dieses christlichen Zeitalters sind, „deren Namen im Himmel
angeschrieben“ sind, der wahre und einzige Miterbe, die Braut des Lammes,
ist. - Offb. 17:14
Die
Prüfung und Sichtung der Heiligtumsklasse
Obwohl
das Herauskommen aus Babylon ein Schritt ist, und zwar ein großer, in der
Richtung des Überwindens, so ist es doch bei weitem noch nicht der letzte,
und wir müssen uns sehr vor der Neigung hüten, nach jedem Fortschritt
auf dem Wege auszuruhen.
Denk
nie, der Sieg sei dein, Noch
ruh zufrieden schon;
Dein Werk wird nicht vollendet sein, Bis du erkämpft die Kron’,
Der
Zeugen viel umher Dich
halt’n in voller Wacht!
Gedenk des Wegs nicht mehr, Nur
mutig vorwärts tracht!
Dem
Schritte aus Babylon heraus sind gewöhnlich andere Schritte des Gehorsams
vorausgegangen, die an ihrem Teil den Charakter für folgende Kämpfe und
Siege geübt und gehärtet haben; und nun werden ihm wieder verschiedene
andere Proben und Gelegenheiten zum Überwinden folgen, in Bezug auf
welche Paulus (Gal. 5:1) schrieb: „Für die Freiheit hat Christus uns
frei gemacht; stehet nun fest und lasset euch nicht wiederum unter einen
Joch der Knechtschaft halten!“ Wer dazu kommt, die Freiheit der Söhne
Gottes und volle Befreiung von Babylons Knechtschaft zu erlangen, der muss
von Seiten des großen Widersachers noch andere Versuche erwarten, ihn in
andere Knechtschaft oder gar ganz zu falle zu bringen. Der Herr gestattet
diese ernsten Prüfungen, damit die jetzt zu suchende Klasse offenbar und
zu seinem Dienste in dem Königreich der Herrlichkeit zubereitet werde.
Eine
Veranschaulichung dieser Prüfung und Sichtung fand in der jüdischen
Ernte statt und schattete voraus ab, was wir jetzt erwarten müssen. Der
Tempel oder die Heiligtumsklasse war in den Jüngern des Herrn vertreten,
von denen er sagte: „Ihr seid rein, aber nicht alle“ (von euch); und
nach dem Verwerfen des nominellen Israel (im Jahre 33) kam eine schwere Prüfung
über die, welche Gottes Tempel darstellten, die Reinen und die Unreinen,
um sie zu trennen. Petrus wurde gesichtet und ging fast verloren (Luk.
22:31; Matth. 26:74, 75; Joh. 21:15-17), doch da er „rein“, von Herzen
treu, war, konnte er siegreich daraus hervorgehen. Judas wurde auch
gesichtet und erwies sich als unrein, willig, die Wahrheit für irdischen
Vorteil daranzugeben, den Herrn für Geld zu verkaufen, selbst während er
ihn als Zeichen seiner Liebe küsste.
Geradeso
gibt es in dieser Ernte hier ein gereinigtes Heiligtum und eng damit
verbunden etliche, die nicht rein sind; und seit der Verwerfung Babylons
im Jahre 1878 und seit dem da ergangenen Ruf, herauszukommen, ist ein Prüfungs-
und Sichtungswerk unter denen vor sich gegangen, die herauskamen. Ohne
Zweifel waren Petrus und Judas Beispiele ähnlicher Klassen unter denen,
die aus Babylon herausgekommen sind, und die von ihren mannigfachen
Verunreinigungen in Lehrmeinungen gereinigt worden waren - eine Klasse,
die dem Herrn und der Wahrheit treu bleibt und eine andere Klasse die sich
untreu erweist, die nicht „fleißig“ ist, oder „trachtet, Jehova zu
erkennen“ (Hosea 6:3), sondern sich beiseite wendet zu bösen und
falschen Lehren, oft schlimmeren als die, denen sie entging.
Dieses
Prüfen und Sichten der Tempelklasse in dieser Ernte seit 1878 war durch
den vorbildlichen Akt der Reinigung des vorbildlichen Tempels von Seiten
unseres Herrn vorausgeschattet, nachdem er sein königliches Amt an sich
genommen und sein Urteil gegen die nominell jüdische Kirche abgegeben
hatte. Nachdem er erklärt hatte, dass ihr Haus verlassen sein werde,
wandte er sich zum Tempel, dem Vorbilde des wahren Tempels oder Heiligtums,
machte eine Geisel aus kleinen Stricken und gebrauchte sie, um die
Geldwechsler auszutreiben und die Tische der Taubenkrämer umzustoßen.
Die Geisel, aus kleinen Stricken, die er bei jenem vorbildlichen Akt
gebrauchte, stellt die verschiedenen Wahrheiten dar, die er in der gegenwärtigen
Ernte unter der Tempelklasse gebraucht, um zu strafen, zu prüfen und die
Unreinen zu trennen. Die jetzt offenbar gemachten Wahrheiten legen den
vollkommenen Willen Gottes, die Bedeutsamkeit voller Weihung in seinem
Dienste und die Schmalheit des Weges, der von den begangen werden muss,
die in des Meisters Fußstapfen gehen, so klar dar, dass diejenigen, die
sich durch irgend welche unlautere Beweggründe an diese Klasse
angeschlossen haben, beständig von der Wahrheit versengt werden, bis sie
gezwungen werden, sich selbst von der Heiligtumsklasse zu trennen.
Obwohl
mehrere Gleichnisse unseres Herrn die allgemeine Scheidung der
Heiligtumsklasse von dem „Heere“, oder der Gesamtmasse bekennender
Christen, zeigen, so gibt es doch zwei, die noch weiter gehen und das
darauf folgende Prüfen und Sichten der Heiligtumsklasse aufzeigen - die
Scheidung der Überwinder, die das Königreich ererben sollen (Offb.
3:21), von anderen, die zwar auch aufrichtig geweiht waren, aber, vom
Geiste der Welt überwunden, versäumen, gegenwärtige irdische Vorteile
und Ehre vor den Menschen für die Ehre vor Gott aufzuopfern.
Das
Gleichnis von den zehn Jungfrauen, während es die ganze jungfräuliche
oder geweihte Klasse als von Babylon getrennt darstellt, gibt deutlich
eine auch in dieser Klasse vorzugehende Prüfung und Scheidung an - eine
Scheidung weiser Jungfrauen, die voll Glauben, voll brennender Liebe und
voll vom Geiste, schnellen Gehorsams sind, von den törichten Jungfrauen,
die ihre erste Liebe und die Glut des Geistes abkühlen und ihren Glauben
und schnellen Gehorsam herabsinken lassen. Die weisen Jungfrauen, die in
vollem Einklang mit ihrem Bunde völliger Weihung zu Gott leben und
ernstlich auf die verheißene Wiederkunft ihres Herrn warten, sind bereit,
die frohe Erntebotschaft zu erfassen und die vorhergesagten Anzeichen der
Gegenwart des Meisters zu erkennen und alle Proben, die er etwa zur Prüfung
ihrer Ergebenheit und Treue anzuwenden für nötig erachtet, zu bestehen.
Sie, die da wach sind und wachsam, hören das Anklopfen des Meisters durch
die Worte der Propheten, die seine Gegenwart ankünden; und ihnen sind die
gegenwärtigen, um der Wahrheit willen demütig ertragenen Verluste und
Kreuze als Vorboten dauerhafteren Friedens und Segens und größerer
Freude und Herrlichkeit willkommen.
Als
das Anklopfen der Prophezeiung, welche die Gegenwart des Herrn ankündigte,
im Herbst des Jahres 1874 vernommen wurde, wurde dieselbe fast
augenblicklich verstanden; und sofort erscholl der Ruf: „Siehe da, der
Bräutigam! Gehet aus ihm entgegen“. Und der Ruf erschallt noch und wird
weiter erschallen, bis die ganze jungfräuliche Klasse ihn gehört und ihr
Glaube und ihre Treue dadurch geprüft worden ist. Die weisen Jungfrauen,
die ihre Lampen (das Wort Gottes) beschnitten und brennen und ihre Gefäße
(Herzen) mit dem Öl (des heiligen Geistes) gefüllt haben, werden alle
die Gegenwart des Herrn erkennen, und indem sie ihren Wandel und ihre
Angelegenheiten ihrem Glauben entsprechend einrichten, gehen sie „aus“,
dem geliebten Bräutigam zu begegnen und mit ihm zum Hochzeitsmahl sich
niederzulassen.
Der
jüdische Brauch bei Hochzeiten bildet eine schöne Illustration oder
Vorbild der Verlobung und der Hochzeit der Kirche mit Christo ihrem Herrn.
Die Verlobung war ein formelles Übereinkommen, das mit feierlichen Gelöbnissen
der Treue von beiden Seiten geschlossen wurde. Die Braut verblieb in ihres
Vaters Haus bis sie, ungefähr ein Jahr nach der Verlobung, in das Haus
ihres Mannes geholt wurde. Der Vollzug der Hochzeit bestand in dem Empfang
des Weibes in das für sie vom Ehegemahl bereitete Heim und wurde mit
einem großen mehrere Tage dauernden Feste gefeiert. Zur bestimmten Stunde
ging der Bräutigam nach seiner Braut aus, die bereit war und auf ihn
wartete, um ihn zu empfangen und zu ihrem zukünftigen Heim und zu dem
Festmahl, das er bereitet, zu folgen, begleitet von ihren jungfräulichen
mit Lampen und all den nötigen Vorbereitungen versehenen Gefährtinnen.
Im
Gleichnis wird die Braut nicht erwähnt, sondern alle „klugen Jungfrauen“
werden als die bezeichnet, für die der Bräutigam kommt; die ihn dann
begleiten und zu den bereiteten Festfreuden mit ihm eintreten. Und dies
ist sowohl richtig als auch notwendig, denn die Braut Christi ist aus
vielen Gliedern oder Personen zusammengesetzt und aufs prächtigste in den
klugen Jungfrauen dargestellt. Die törichten Jungfrauen, die erst später
Licht und Erfahrung erhalten, die aber die hohe Erhöhung der „klugen“
treuen Brautklasse zu erlangen verfehlen, sind ohne Zweifel die Verse
Psalm 45:14, 15 als die „Jungfrauen hinter ihr her, ihre Gefährtinnen“
erwähnte Klasse, die zu seiner Zeit vom König auch begnadigt werden,
jedoch nicht so hoch.
Die
klugen Jungfrauen, bereit, wachsam und nach der Ankunft des Bräutigams
verlangend, stellen passend die einzig richtige Haltung der Vertrauten des
Herrn, der wahrhaft geweihten Kirche, dar. Denn wenn eine Braut dieses
bedeutungsreichste Ereignis ihres Leben vernachlässigen oder darauf
unvorbereitet sein würde, so würde sie damit ihre Untauglichkeit für
die Ehre beweisen; und so ist es mit der Kirche: Wer solche Hoffnung zu
ihm, dem Herrn, hat, der reinigt sich und sucht, in einer Herzens - und
Lebensstellung zu sein, die dem Bräutigam wohl gefällt, und sehnt sich
und wartet auf die selige Vereinigung und das Fest, das er verheißen, der
da sagt: „Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten ... und komme
wieder und werde euch zu mir nehmen.“
Zweierlei
erhellt aus diesem Gleichnis: Erstens, dass dieser spezielle Zug der
Wahrheit (die Erkenntnis der Gegenwart des Bräutigams) nicht für die
Welt, noch auch für die nominelle Kirche im allgemeinen bestimmt ist,
sondern nur für die jungfräuliche oder geweihte Klasse. Zweitens erhellt
daraus, dass diese Botschaft von der Gegenwart des Bräutigams die
Scheidung bewirken wird, und jede einzelne Person der Jungfrauen-Klasse prüfen
und erproben, und die klugen, treuen und würdigen von den ungetreuen und
törichten Jungfrauen deutlich unterscheidbar machen wird.
O,
welcher Reichtum von Gnade ist also in dieser glorreichen Botschaft
enthalten: „Siehe da, der Bräutigam!“ Für jetzt ist es ein großes
Geheimnis, nur unter den Heiligen bekannt, denn die Welt kann es nicht
empfangen. Es ist ihr eine Torheit und wird ihr eine solche sein, bis die
Jungfrauen alle es gehört und die klugen gänzlich eingegangen sind; bis
„die Türe verschlossen“ wird und „die Feuerflammen“ der großen
Trübsal, die dann anbricht, aller Augen öffnen wird, dass sie die
Gegenwart des Herrn und seine begonnene Herrschaft „sehen“, erkennen.
Mit
welch königlicher Huld kommt die Botschaft Jehovas zu seinen demütigen
Knechten und Mägden - „Höre, Tochter, und siehe und neige dein Ohr;
und vergiss deines Volkes und deines Vaters (Adams) Hauses (der
menschlichen Verwandten, Hoffnungen, Ziele und Bestrebungen)! Und der König
(der Herr Jesus) wird deine Schönheit begehren, denn er ist dein Herr: so
huldige ihm.“ (Ps. 45:10, 11) Und wer sind die, welche solche Gnade
empfangen sollen? Es sind „die Berufenen und (zum Dienste hier) Auserwählten
und (dann in solchem Dienste) Treuen.“ Ganz herrlich ist des Königs
Tochter (Jehovas Tochter, denn als solche wird die Braut Christi
angenommen) drinnen - inwendig. Ihre Schönheit ist die Schönheit der
Heiligkeit. Äußerlich, vor der Welt, ist sie nicht herrlich; und wie ihr
Herr in seiner Erniedrigung, ist sie verachtet und von Menschen verworfen.
Doch so soll es nicht immer bleiben. Wenn sie ihm in seiner Niedrigkeit
nachgefolgt ist, so soll sie auch seine Herrlichkeit teilen. Als neue
Kreatur soll sie zu seiner Zeit mit seiner Natur, der göttlichen,
bekleidet werden - „Von Goldwirkerei ihr Gewand (wenn sie verherrlicht
ist). Gold ist ein Symbol der göttlichen Natur. „In buntgewirkten
Kleidern wird sie geführt werden zum König“ - in dem einfachen weißen
Kleide, das ihr Herr selbst ihr gegeben, das Kleid seiner Gerechtigkeit,
in welches sie aber mit großer Sorgfalt den schönen Schmuck der
christlichen Tugenden eingewirkt hat. Und groß wird die Freude im Himmel
und auf Erden sein bei ihrem reichlichen Eingang in des Königs Palast (2.
Petr. 1:5-8, 11). Viele werden sagen: „Lasst uns fröhlich sein und
frohlocken und ihm Ehre geben, denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen,
und sein Weib hat sich bereitet.“ (Offb. 19:7) „Und die Tochter Tyrus
(die Starken der Erde) die Reichen der Völker werden deine Gunst suchen
mit Geschenken... Ich will deines Namens gedenken lassen alle Geschlechter
hindurch; darum werden Völker dich preisen immer und ewiglich. - Ps.
45:10-17
In
Wahrheit „klug“ werden sich die Geweihten erweisen, die den Zauber der
Welt und irdische Hoffnungen und Wünsche beiseite lassen und mit
verlangenden und nach dem Geliebten sich sehnenden Herzen bereitstehen,
und also der großen, verheißenen Erhöhung als die Braut, des Lammes
Weib, würdig erfunden werden.
Da
das Nehmen der Lampen, um dem Bräutigam zu folgen, alles andere verlassen
und in dieser Zeit seiner Gegenwart Christo folgen heißt, so ist es
dasselbe wie Babylon verlassen, wo die Jungfrauen hauptsächlich gewesen
sind, weil die offenbarte Wahrheit im Lichte der Ernte deutlich diese
Trennung von Weizen und Scheinweizen anzeigt. Sorgfältiges Beschneiden
der Lampen macht diese Tatsache den klugen Jungfrauen offenbar, die den
heiligen Geist der Weihung und des Gehorsams besitzen. Wer dieses „Öl“
hat, wird auch das Licht haben; und wer das Vorrecht erfasst, wird froh
ohne Zögern „dem Lamme nachfolgen, wohin es auch geht“.
Die
törichten Jungfrauen dagegen, welchen das genügende Öl fehlt, verfehlen
in Bezug auf die Gegenwart des Bräutigams das rechte Licht zu erhalten;
und da sie mit den Sorgen, Plänen, usw. dieses Lebens überbürdet sind,
ermangeln sie, die Sache genau zu untersuchen, und sind infolgedessen in
Bezug auf den Austritt aus Babylon zögernd und unentschlossen, und auch
verhältnismäßig gleichgültig und ungläubig in betreff der ganzen
Sache. Und selbst wenn sie von anderen angetrieben ihren Austritt zögernd
antreten, so haben sie beständig die Neigung wie Lots Weib, zurückzublicken.
Solchen hinterließ der Herr die Warnung: „Gedenket an Lots Weib!“ (Luk.
17:32) Und wiederum sagt er: „Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht
zurück, ist nicht geschickt für das Königreich Gottes.“
Nichts
in dem Gleichnis zeigt an, dass die törichten Jungfrauen ihre Torheit
einsehen werden, bis die Gelegenheit, zum Hochzeitsmahle einzugehen, vorüber
ist. Dann werden sie erkennen, wie töricht sie waren, dass sie meinten,
der Herr nähme sie als seine Braut und als Miterben an, während sie doch
höchstens laue und entfernte Nachfolger waren. Viele von denen, die
„von den Menschen hoch geachtet“ sind, und um ihrer wunderbaren Werke
wegen berühmt waren, werden unter den Enttäuschten sein.
Und
die Tür ward verschlossen.
Die
Verkündigung der Gegenwart des Bräutigams, das Ausgehen, ihm zu begegnen,
und der Eintritt mit ihm zum Hochzeitsfest, geht noch vor sich und wird
noch vor sich gehen, bis all die klugen Jungfrauen „an ihren Stirnen
versiegelt“ sind mit einer Erkenntnis der Erntewahrheit, wie sie
notwendig ist, um sie von Babylon zu scheiden, und es ihnen möglich zu
machen, mit dem Bräutigam zu dem bereiteten Mahle einzutreten. Dann, wenn
alle Jungfrauen durch die gegenwärtige Wahrheit geprüft worden sind,
wird die Türe der Gelegenheit geschlossen, und niemand mehr zum Festmahl
zugelassen werden. Denn so sagt der Meister: Ich bin der, „der öffnet
und niemand wird schließen, und schließt, und niemand wird öffnen“. (Offb.
3:7) Und wenn die törichten Jungfrauen kommen und anklopfen und um
Einlass begehren, nachdem die Tür verschlossen ist, und sagen: „Herr,
Herr, tue uns auf“, wird er ihnen antworten: „Wahrlich, ich sage euch,
ich kenne euch nicht.“ Wer sich jetzt seiner und seiner Worte schämt
und ihnen gegenüber gleichgültig ist, des wird er sich dann schämen,
wenn er im Begriff steht, mit all seinen heiligen, treuen Sendboten - den
zu ihm erhöhten und mit ihm verherrlichten klugen Jungfrauen - in
Herrlichkeit und Macht zu erscheinen.
Die
verschlossene Tür hat, wie man sehen wird, durchaus nichts mit den
Weltkindern zu tun. Es ist die Tür zum Hochzeitsfest, und stand nie für
andere als Geweihte die jungfräuliche Klasse, offen. Keine andere Klasse
ist je eingeladen worden, durch sie einzutreten; und sie wird geschlossen,
wenn die Erntewahrheiten all die Warmen, Ernsten, Bund und Treue Haltenden
von den Kalten, Lauwarmen und von weltlichen Sorgen Überbürdeten, die
ihr Bundesgelöbnis zu erfüllen versäumen, gesichtet und getrennt haben.
Gott sei Dank, dass es nicht die Tür aller Barmherzigkeit ist, die hier
sich verschließt; noch auch die Tür aller Gnade; aber es ist die Tür zu
der einen Hauptgnade der Miterbschaft mit Christo als seiner Braut. Doch
wenn sie sich vor den törichten Jungfrauen schließt und auf ihr
Anklopfen sich nie wieder öffnet, und er sie draußen, der großen Trübsal
des „bösen Tages“ ausgesetzt, stehen lässt, wo Weinen und Zähneknirschen
stattfindet, so verbleiben sie doch in den Armen der Liebe und
Barmherzigkeit Gottes und sogar noch unter seiner Gnade und besonderen Fürsorge.
Denn die großen Trübsale, durch welche sie gehen werden, sind dazu
bestimmt, die dann reumütigen Jungfrauen zu reinigen und zu läutern und
sie so zu Gefäßen der Ehre dem Hausherrn gebräuchlich herzustellen,
obwohl nicht zu der höchsten Ehre, zu der sie ursprünglich berufen waren,
der sie sich aber unwürdig erwiesen. In gewissem Grade am Geiste Babylons
teilnehmend, der sie das Gewicht ihres, wenn auch noch so kleinen,
Einflusses zuwandten, werden sie von Gott als Teilhaber ihrer Sünden
gerechnet und als nicht wert, den über sie kommenden Plagen zu entgehen,
die da nicht nur zu Babylons Untergang nötig sind, sondern auch zur Züchtigung,
Reinigung und Trennung des noch in ihr verbliebenen, bis dahin noch
unreifen Weizens - der teilweise vom Weine Babylons betrunken gewordenen
und überwundenen, törichten Jungfrauen.
Das
Hineingehen mit dem Herrn zur Hochzeit war aufs prächtigste durch den fröhlichen
Brautzug illustriert, der die jüdische Braut zum Hause ihres Gemahles mit
Musik, brennenden Lampen und jeglicher Freudenkundgebung geleitete. So
ging sie ein in die Freude ihres Herrn und zum Festmahl, das er bereitet.
So gehen die klugen Jungfrauen jetzt ein. Die Freude beginnt, wenn sie
zuerst von der Gegenwart des Bräutigams hören. Froh verlassen sie alles
andere um seiner Gesellschaft und des bereiteten Festmahles willen. Durch
den Glauben genießen sie schon das zukünftige Festmahl, da der gegenwärtige
Bräutigam ihnen die über alle Maßen großen und köstlichen Dinge
mitteilt, die für seine auserwählte Braut aufbewahrt sind, und ihnen
sein großes Werk der Segnung und Wiederherstellung der Welt kundtut, an
dem teilzunehmen das Vorrecht seiner Braut sein soll. Gewiss, sowie wir
das Empfangszimmer betreten und die Anzeichen des bevorstehenden
Festmahles der Gnaden des Königreiches sehen, treten wir auch schon in
die Freuden unseres Herrn ein. Da schon haben wir einen Vorgeschmack der
herrlichen Dinge, die da kommen sollen. Da schon schmausen wir
geistlicherweise von der reichen Großmut seiner Gnade. Da schon sitzen
wir durch den Glauben an dem Tisch des Herrn, und er selbst tritt herzu
nach seiner Verheißung und wartet uns auf. - Luk. 12:37
Der
Festgenuss durch den Glauben an den während dieser Erntezeit
erschlossenen, köstlichen Wahrheiten begann im Jahre 1875 am Schluss der
1335 Tage (Dan. 12:12), am Anfang der Ernte, und ist die vom Propheten
vorhergesagte Glückseligkeit: „O, das Glück dessen, der da ernstlich
wartet und erreicht 1335 Tage!“
Die
Prüfung des Hochzeitskleides
Ein
anderes Gleichnis unseres Herrn (Matth. 22:1-14) zeigt noch eine weitere
Prüfung der Heiligtumsklasse - eine Prüfung und Sichtung selbst unter
denen, welche die Erntebotschaft vernommen und verstanden haben. Die „klugen
Jungfrauen“ des einen Gleichnisses, die mit dem Bräutigam zur Hochzeit
eingehen, und die „Gäste“ dieses Gleichnisses sind dieselbe Klasse
der Geweihten, die soweit sich als treu und gehorsam erwiesen haben. In
der Tat, diese Klasse wird unter manch verschiedenen Bildern dargestellt,
deren jedes seine besondere Kraft als Illustration besitzt. Sie werden als
kluge Jungfrauen, als Diener, die auf die Rückkehr ihres Herrn von einer
Hochzeit warten, als Gäste bei einer Hochzeit, und als Braut dargestellt.
Sie sind der Leib Christi, die voraussichtliche Braut Christi, Soldaten
unter ihrem Herzog, Christus; sind Zweige an Christo dem Weinstock, Ölzweige
in Christo, lebendige Steine in einem Tempel, dessen Haupteckstein
Christus ist; Schüler unter Christo, ihrem Lehrer, Schafe, deren Hirte er
ist, usw. Bei der Betrachtung dieser Bilder müssen wir bedenken, dass sie
bestimmte und getrennte und ganz von einander unabhängige Illustrationen
sind, und müssen versuchen, von jeder die Lektion zu lernen, die sie zu
erteilen beabsichtigt war. Wenn wir die Illustrationen untereinander
mischen und verwundert fragen wollten, wie ein Stein in einem Tempel ein
Zweig an einem Weinstock, wie Schafe Soldaten oder Hochzeitsgäste Knechte
oder die Braut sein könnten, so würden wir das Verständnis ganz
verfehlen. Tatsächlich sind wir nicht berufen, um Gäste bei dem
Hochzeitsmahl des Lammes zu sein, noch auch Diener, die auf seine Rückkehr
von der Hochzeit warten, sondern wir sind berufen, die Braut zu sein,
obgleich wir in etlicher Hinsicht Dienern und Gästen gleich sein müssen
- gleich treuen Dienern was Wachsamkeit betrifft und gleich Gästen in
anderer Hinsicht.
Dieses
Gleichnis dient dazu, zu zeigen, was nicht unter dem Bilde der Braut
verdeutlicht werden konnte, welche die auserwählte Kirche (die Herauswahl)
als Gesamtheit, als Christi Miterbin, darstellt. Dasselbe zeigt sowohl die
Eigenschaft der erforderlichen Bereitschaft als auch die Inspektion oder
Prüfung jedes einzelnen, in der etliche verworfen und andere angenommen
werden. Diejenigen, die so geprüft werden, werden dargestellt, als ob sie
schon in dem Gastzimmer wären. Sie sind der aus dem Scheinweizen
geerntete oder gesammelte Weizen, die von den törichten Jungfrauen
getrennten Klugen. Sie haben die Erntewahrheiten gehört und frohlocken in
Voraussicht der Herrlichkeit und des Segens, die auf ihre volle
Vereinigung mit dem Herrn folgen sollen. Bis hierher haben alle den Lauf
recht zurückgelegt. Doch bis jemand das Ende seines Laufes erreicht hat,
soll er sich sagen: „Wer zu stehen sich dünket, sehe zu, dass er nicht
falle.“ - 1. Kor. 10:12
Die
Bedingung der Annehmbarkeit und Bereitschaft zur Hochzeit wird in diesem
Gleichnis unter dem Bilde eines Hochzeitskleides dargestellt. Bei jüdischen
Hochzeiten war es Brauch, dass der Gastgeber alle Gäste mit einem weißleinenen
Kleide für die Zeremonie versorgte; und wenn ein Gast das vom Gastgeber
geschenkte Hochzeitskleid ausschlagen und bei solch einer Gelegenheit in
seiner eigenen Kleidung erscheinen würde, das würde als eine schändliche
Unanständigkeit, als ein Zeichen von Hochmut und Unehrerbietung gegen den
Hauswirt angesehen worden sein.
Als
Sinnbild stellt das Hochzeitskleid deutlich die Gerechtigkeit Christi dar,
die von Jehova, unserem Gastgeber, vorgesehen ist (Röm. 8: 32) und jedem
Gläubigen und ihm Vertrauenden zugerechnet wird. Ohne dasselbe ist
niemand beim Hochzeitsmahl des Lammes zulässig. Die Einladung sowohl wie
das Hochzeitskleid sind notwendig, und das Gleichnis zeigt, dass nur die
so Angetanen zum Vorzimmer besonderer Vorbereitung - in das Licht gegenwärtiger
Wahrheit, wo die Braut sich ganz fertig macht (Offb. 19:7) - zugelassen
werden. Nachdem die Einladung und das Kleid empfangen und angenommen sind,
verwenden diese Gäste die kurze Zeit gerade vor dem Hochzeitsfeste (die
Erntezeit) dazu, ihre Kleider anzupassen und an sich selbst und aneinander
die letzten Striche der Vorbereitung zu machen. Und während sie damit
beschäftigt sind, schmausen sie schon miteinander durch den Glauben in
Vorausname dessen, was bevorsteht. Der Bräutigam, das großartige Werk
der Zukunft, das herrliche Erbteil und das gegenwärtige Werk der
Vorbereitung sind die beständigen Gegenstände ihrer Gedanken und
Unterhaltung.
In
diesem Vorzimmer (dieser begünstigten Zeit und Lage), herrlich erleuchtet
mit der klaren Entfaltung der jetzt fälligen göttlichen Wahrheit, wird
sowohl die Möglichkeit als auch der Antrieb zur endlichen Schmückung und
vollständigen Bereitschaft zum Hochzeitsfeste dargeboten. Doch
nichtsdestoweniger zeigt das Gleichnis, dass unter diesen besonders günstigen
Umständen etliche (hier durch „einen“ dargestellt) den Gastgeber, den
König, durch Verachtung und Ausziehen des Hochzeitskleides beleidigen.
Die
unmissverständliche Lehre dieses Gleichnisses ist daher die, dass die
schließliche, allgemeine Probe derjenigen „klugen Jungfrauen“, die
soweit bereit und würdig erfunden worden waren und daher viel von dem
Erntelicht sehen durften, eine Probe ihrer Wertschätzung der oft in der
Schrift bezeugten Tatsache ist, dass sie nicht einzig und allein nur auf
ihr eigenes Verdienst hin zum Hochzeitsmahl angenommen wurden, sondern
ursprünglich und hauptsächlich, weil ihre Blöße und vielen
Unvollkommenheiten durch das Verdienst dessen bedeckt wurden, der sein
Leben als ihren Kaufpreis gegeben, und dessen zugerechnete Gerechtigkeit (als
ein Kleid) sie allein vor dem König darstellbar und annehmbar machte.
Alle müssen das Kleid anhaben. Ein jeder mag dann sein eignes mit guten
Werken besticken.
Wie
bemerkenswert und bedeutsam, dass dies die große, allgemeine Schlussprobe
sein sollte. Unser himmlischer Vater ist augenscheinlich fest entschlossen,
dass niemand zur Brautschar gehören soll, außer wer deutlich seine
eigene Nichtigkeit erkennt, und dass der große Bräutigam ihr Erlöser
sowie ihr Herr und Lehrer ist.
Es
scheint auffallend zu sein, dass einer, der soweit den Lauf wohl
vollbracht hat, noch fallen sollte, da er der Verwirklichung seiner
Hoffnung so nahe. Doch wenn wir vor einer solchen Möglichkeit gewarnt
werden, so gebührt es sich für alle Geweihten, zu wachen und zu beten,
damit wir nicht in Versuchung fallen, denn in diesen letzten Tagen kommen
die vom Apostel vorhergesagten gräulichen, besser gefährlichen,
schwierigen Zeiten (1. Tim. 4:1; 2. Tim. 3:1; 4:3-5). Doch aber sind die
Zeiten nicht so gefährlich, dass die göttliche Gnade unfähig wäre, die
aufrecht zu erhalten, die sich vertrauensvoll auf den allmächtigen Arm stützen.
Jawohl, wer demütig auf dem schmalen Weg der Aufopferung verbleibt, war
nie zuvor so wohl gestützt oder so völlig mit der ganzen Waffenrüstung
Gottes ausgerüstet. Doch, so sonderbar es erscheinen mag, gerade die Fülle
der Gnade Gottes, gerade die Klarheit der Entfaltung der gnadenreichen Pläne
des Herrn (dass er die Herauswahl während des Millenniums gebrauchen
will, alle Geschlechter der Erde zu segnen), anstatt zur Demut zu leiten
und zu größerer Wertschätzung des wunderbaren Lösegeldes, durch
welches die Befreiung von der Verurteilung bewirkt und unser Ruf zur göttlichen
Natur und Miterbschaft mit Christo gesichert wurde, scheint es bei
etlichen die entgegengesetzte Wirkung zu haben. Sie scheinen ihre eigene
Unwürdigkeit sowohl wie auch die makellose Vollkommenheit des Herrn aus
dem Auge zu verlieren; und statt zu bedenken, dass sie aufs höchste „unnütze
Knechte“ sind, scheinen sie in ihren eigenen kleinen Selbstentsagungen
um der Wahrheit willen etwas Wunderbares zu erblicken - etwas, das dem,
was unser Herr Jesus tat, gleichkomme - und empfinden, dass zur Hinausführung
des in der Schrift geoffenbarten Planes der Zeitalter niemand so
unentbehrlich sei wie sie. Wer so tut, ist schuldig, dass er sich nicht
„an das Haupt hält“ oder dasselbe und sein großes Versöhnungswerk
nicht in gehörigem Respekt hält (Kol. 2:19). Solche fallen unter das
Urteil, „das Blut des Bundes, durch welches sie geheiligt worden“, und
das sie angenommen hatten, „gemein geachtet“ zu haben (Hebr. 10:29).
Sie verhöhnen geradezu den Geist der Gnade Gottes, wenn sie den „Weg“
- den einzigen Weg - und den Namen - den einzigen Namen - unter dem Himmel
und unter den Menschen, durch welchen wir aus der adamitischen Verdammnis
gerettet und völlig mit Gott versöhnt werden können, verwerfen.
Sie
werden in dem Gleichnis durch den einen, der gebunden wird, dargestellt.
Er wird verhindert, noch weitere Schritte nach dem Festmahle zu tun, ja
selbst dessen Segen und Freude weiter zu empfinden; und schließlich wird
er gänzlich aus dem Licht hinausgeworfen in die „äußere Finsternis“
der Welt hinaus, um sein Teil zu haben an der Angst und den Beschwerden
der Zeit der großen Trübsal. Für solche gereichen daher gerade die sich
jetzt entfaltenden Wahrheiten, die zu unserem Wohlsein und zu unserer
Weiterentfaltung beabsichtigt waren, zu einem Fallstrick, weil sie durch
dieselben nicht recht getrieben werden. Wie Israel, das so lange besonders
von Gott begnadet war, stolz wurde und zu meinen anfing, an sich selbst
tatsächlich jener Gnaden wert und für den göttlichen Plan unentbehrlich
zu sein, so dass Gott sie von aller Gnade verstieß, so ist es jetzt mit
denen, die wohl bis hierher recht gelaufen waren, doch nun verfehlen, demütig
zu bleiben, und zu denken anfangen, an sich selbst würdig zu sein, in
ihrer eigenen Gerechtigkeit vor Gott stehen; und die so das Recht
beanspruchen, ohne das Hochzeitskleid der zugerechneten Gerechtigkeit
Christi an dem Festmahle teilzunehmen.
So
traurig es auch ist, dieser Zug der Weissagung, der in dem vor uns
liegenden Gleichnis dargestellt ist, erfüllt sich vor unseren Augen und
bildet so ein weiteres Glied in der Kette der Beweise, dass wir jetzt in
der „Ernte“ sind. Etliche, welche die gegenwärtigen, geistlichen
Gnaden genossen haben, befleckten so das Hochzeitskleid und warfen es
beiseite; und obwohl sie noch von Christo als dem Herrn reden, verachten
sie doch und verleugnen sie die Wichtigkeit und Wirksamkeit gerade der
Handlung, durch welche er der Herr wurde und um welcher willen sie einer
Einladung zur Hochzeit wert geachtet wurden (Röm. 14:9; 5:2). Sie
behaupten kühn, keinen Erlöser zu bedürfen; und mit schlauer
Sophisterei und Verdrehung der Schrift überzeugen sie sich selbst und
andere, dass sie auf einem anderen Wege in den Schafstall kamen, ohne
erkauft zu sein - in ihrer eigenen Gerechtigkeit, die der Prophet ein „unflätig
Kleid“ nannte; und etliche behaupten, sie bedürften keines Mittlers
oder Lösegeldes, sondern wären unabänderlich von Gott zur himmlischen
Herrschaft erwählt.
Dieses
Ausziehen des Hochzeitskleides durch Verwerfung des Wertes des Lösegeldopfers
Christi fand unter denen, die in dem Licht gegenwärtiger Wahrheit standen,
zum erstenmal im Sommer 1878 statt; und seitdem sind alle auf diese Weise
geprüft worden, die in das Licht des Gastzimmers, in das Erntelicht,
traten. Geradezu in der Gegenwart des Bräutigams hat der Irrtum Fuß
gefasst, und manche werfen das unentbehrliche Hochzeitskleid von sich. Und
welche Bewegung hat es unter den Gästen hervorgerufen, was für Trennung,
was für eine Sichtung! Denen, welche das Kleid beiseite werfen, scheint
sehr daran zu liegen, dass auch andere es tun. Sie fangen an zu streiten,
während die Treuen Gegenvorstellungen machen, und das Werk der Scheidung
geht sogar mitten in dem Gastzimmer voran, und wird ohne Zweifel bis zur
allerletzten Stunde vor der Hochzeit vorangehen.
Mittelweile
hat der unsichtbare gegenwärtige Bräutigam auf die Treuen und Würdigen,
die sein Abendmahl schmecken sollen, Acht und lässt diese Schlussprüfung,
wie in dem Gleichnis vorhergesagt ist, zu. Die, welche das Kleid abgelegt
haben, fragt er: „Freund“ (Geselle), wie bist du hier herein gekommen,
da du kein Hochzeitskleid anhast?“ - eine milde aber sehr deutliche
Hinweisung auf den Umstand, dass das Tragen des Kleides die Bedingung
seiner Zulassung zu den genossenen Gnaden gewesen war, und dass ihm ein
solches umsonst dargereicht worden war. Und wir fordern alle die auf,
welche jetzt den Wert des Todes Christi als ihres Lösegeldpreises leugnen,
zu behaupten, dass sie in das gegenwärtige Licht kamen - in die
Erkenntnis der Gegenwart des Herrn und anderen Tiefen der Gottheit, die
jetzt so deutlich gesehen werden - ohne zur Zeit ihres Eintrittes in
diesem Kleide gekleidet gewesen zu sein. Niemand kam je herein ohne das
Kleid; keiner sonst kann die Tiefen der Gottheit sehen (1. Kor. 2:7-14).
Gerade wie es im Gleichnis ist, so ist es jetzt, wenn diese Frage an die
gestellt wird, welche das Kleid von sich geworfen haben, sie „verstummen“.
Sie können nicht leugnen, dass sie eingelassen wurden, während sie das
Kleid anhatten, und mögen es doch nicht eingestehen.
„Da
sprach der König zu den Dienern: Bindet ihm Füße und Hände, nehmet ihn
und werfet ihn in die äußere Finsternis.“ Die „äußere Finsternis“
oder „Finsternis draußen“ ist die Finsternis, welche die Weisen der
Welt umgibt, die Finsternis menschlicher Vernunft, die nicht durch Gottes
Wort regiert und durch seinen geoffenbarten Plan des Lösegeldes und der
Wiederherstellung in die rechte Richtung geleitet ist. Durch das Binden
oder Fesseln wird an denselben vor der Schar der Geweihten ein Exempel
statuiert und hilft so allen wahrhaft Treuen aufs deutlichste die
Notwendigkeit und den Wert zu erkennen, den das Kleid in den Augen des Königs
hat. Die Diener, denen befohlen wird, das Binden zu verrichten, sind die,
welche über die Sache die Wahrheit besitzen und so durch Beweis aus der
Schrift über den Wert und die Notwendigkeit des teuren Blutes und des
Kleides der Gerechtigkeit, das es uns erkaufte, den Einfluss solcher
binden können. Beim Ankämpfen gegen diese Schriftargumente wird der
Entkleidete durch seine eigenen Argumente und Bemühungen, sich zu
rechtfertigen, aus dem Lichte in die „Finsternis draußen“ genötigt.
Für sie, wie für die Welt, ist das Kreuz Christi nur ein Stein des
Anlaufens und eine Torheit, den Treuen, Geweihten aber ist es immer noch
„göttliche Kraft und göttliche Weisheit“.
Doch
lasst uns nicht übersehen, dass diejenigen des Gleichnisses, die „gebunden“
und „in die Finsternis draußen“ geworfen werden, zuerst in dem Licht
der Erntewahrheit gewesen sein müssen, und dass folglich ihre
Verantwortlichkeit und Strafe größer ist, als die derjenigen, welche nie
solche Gnade genossen haben. Tausende in der nominellen Kirche werden
zweifelsohne der Lehre hervorragender Leiter unter ihnen folgen und den
Glauben an die Wirksamkeit des teuren Blutes Christi als des Lösegeldes
des Sünders beiseite werfen, aber sie werden für diesen Schritt nicht im
vollsten Maße verantwortlich gehalten werden, weil sie in Bezug darauf
noch nicht genügend erleuchtet worden waren. Tausende nomineller Christen
haben nie an Christus als ihr Lösegeld oder ihren Stellvertreter im Tode
geglaubt und haben nie das Kleid seiner zugerechneten Gerechtigkeit
getragen. Auf die ist natürlich im Gleichnis kein Bezug genommen worden.
Das Gleichnis hat es nur mit einer begrenzten Klasse zu tun, von der alle
einst das Lösegeld deutlich verstanden; und während sie es erkannten,
traten sie unter der Gnade, die es sicherte, in das besondere Licht der
Erntezeit ein - in das Licht der Zeit der Gegenwart des Königs, gerade
vor dem Festmahle. Mit welcher Seligkeit sollten die, welche einmal
erleuchtete waren, und das gute Wort Gottes und die Kräfte des zukünftigen
Zeitalters schmeckten, sich vor dem bloßen Gedanken an einen solch
treulosen, ungerechten und verderblichen Schritt hüten. - Hebr. 10:26-31,
6:4-8
Bei
der Betrachtung dieser Gleichnisse müssen wir nicht den Fehler machen,
anzunehmen, dass alle klugen Jungfrauen schon zum Hochzeitsfeste - in das
Gastzimmer besonderer und schließlicher Vorbereitung - eingegangen sind,
und dass die Tür vor der erwähnten Prüfung geschlossen wurde. Die Tür
der Gelegenheit steht noch für alle Geweihten offen, die durch den
Glauben in das Hochzeitskleid der Gerechtigkeit Christi gekleidet sind.
Die Botschaft: „Siehe da, der Bräutigam!“ geht noch aus. Die klugen
Jungfrauen gehen noch aus, ihm entgegen, und gehen mit ihm ein zur
Hochzeit; und die törichten sind noch nicht mit Öl in ihren Gefäßen
zurückgekehrt. Aber, seit „der König hereinkam“ (seit 1878, die
Parallele, der Zeit nach, zu der vorbildlichen Ansichnahme des Amtes als König
der Juden von Seiten unseres Herrn - Matth. 21:1-13), ist die Besichtigung
der Gäste und die Prüfung betreffs ihrer Wertschätzung des
Hochzeitskleides im Fortschritt begriffen. Und während noch mehr der
klugen Jungfrauen von der Gegenwart des Bräutigams hören und voll Freude
hereinkommen zum Feste, erweisen sich etliche, die schon darin sind, des
Dableibens unwürdig, und werden an Händen und Füßen gebunden, und ihre
Wertschätzung und ihr Verständnis der gegenwärtigen Wahrheit - der
Wahrheit der Gegenwart des Herrn und der gegenwärtigen und zukünftigen
Arbeit - fängt an, dunkler und dunkler zu werden, so wie sie von falschen
Schlüssen auf falsche Voraussetzungen getragen, je nach ihrem
Temperament, langsamer oder rascher, sich hinneigen nach der weltlichen
Ansicht der Dinge, nach der „Finsternis draußen“ - so genannt im
Vergleich mit dem, den gebührend gekleideten Heiligen jetzt zugänglichen
Lichte drinnen. Und ohne Zweifel, alle Jungfrauen, die hereinkommen, müssen
über diese Sache geprüft werden. Glücklich und ohne Furcht werden in
dieser Prüfung alle die sein, die von Herzen singen können:
Auf
Christ, dem Felsen, ist mein Stand;
All andrer Grund ist loser Sand.
Das
Ende der hohen Berufung nicht das Schließen der Tür
Die
Schrift gibt nicht genau die Zeit an, da die Tür zum Hochzeitsfeste
geschlossen wird, wenn sie auch deutlich zeigt, dass sie nicht geschlossen
wird, ehe alle Jungfrauen Gelegenheit hatten, einzutreten, und nachdem
alle „klugen“ oder bereiten es getan haben.
Eine
offene „Tür“ versinnbildlicht eine Gelegenheit zum Eintritt in
gewisse Zustände oder Vorrechte. Eine verschlossene Tür stellt den
Schluss solcher Vorrechte oder Gelegenheit vor. Das Vorrecht, die
Einladung oder Gelegenheit des christlichen Zeitalters, das unter einschränkenden
Bedingungen an Christus Gläubigen den Eintritt in die Miterbschaft mit
ihm in das himmlische Königreich und zur göttlichen Natur darbietet, ist
die „Tür“, durch welche wir „Zugang haben zu dieser Gnade, in
welcher wir stehen“, nämlich in der Hoffnung, die Herrlichkeit Gottes
zu teilen (Röm. 5:2). Diese Tür, welche das ganze Zeitalter hindurch
offen gestanden hat, wird einmal geschlossen werden; und die Tür in dem
Gleichnis von den zehn Jungfrauen bezeichnet dieses Zuschließen - das völlige
Zuende gehen all solcher Gelegenheiten und Vorrechte. Dieses Gleichnis von
den Jungfrauen malt bloß die Ereignisse am Schluss dieses Zeitalters
unter den Gliedern der wahren Kirche, die zu dieser Zeit leben. Die „Tür“
dieses Gleichnisses stellt vor, dass den „klugen Jungfrauen“ in der
Zeit der Ernte gewisse, besondere Vorrechte, die Erfüllung und das Ziel
aller Gnaden des christlichen Zeitalters, offen stehen werden; und das
Schließen der Tür, wenn alle einzelnen dieser Klasse von solchen
Vorrechten Gebrauch gemacht haben, stellt das Aufhören all der Gnaden und
Vorrechte des christlichen Zeitalters vor, denn das Festmahl vertritt im
ganzen alle christlichen Vorteile und Vorrechte, indem es eine Darstellung
der großen Vollendung ist, zu der alle anderen Gnaden führen - die
Herrlichkeit des verheißenen Königreiches.
Betrachte
diese „Tür“ der Gelegenheit und des Vorrechtes, die bald geschlossen
wird. Unser Herr nannte es eine Pforte und sagte, dieselbe zu finden und
durch dieselbe einzutreten würde während des christlichen Zeitalters
schwer sein, und ermahnte uns, ernstliche Anstrengungen zu machen,
einzutreten, wenn wir die Unsterblichkeit und die Ehre des Königreiches
teilen wollten, zu welchen diese und keine andere Tür führe. Er sagte
daher: „Ringet darnach, durch die enge Pforte einzugehen: denn viele,
sage ich euch, werden hineinzugehen suchen und werden es nicht vermögen.
Von da an, wenn der Hausherr aufgestanden ist, und die Tür verschlossen
hat“ (Luk. 13:25). Dieser schmale Weg ist, wie wir schon (Band 1,
Kapitel 9) sahen, der Weg der Selbstaufopferung im Interesse des Planes
und Werkes des Herrn. Der Weg ist durch die Umstände der gegenwärtigen
Zeit, durch den Widerstand des Weltgeistes gegen Wahrheit und
Gerechtigkeit so schmal gemacht, so dass, wer in den Fußstapfen unseres Führers
und Vorläufers wandelt, finden wird, dass der Weg schmal und schwierig
ist, und dass er Verfolgungen leiden muss. Um in diesem Wege zu wandeln,
wie uns unser Herr ein Beispiel gegeben, dass wir seinen Fußstapfen
nachfolgen sollten, heißt nicht nur, dass wir uns in seinem Sinn oder
Geist umformen lassen, sondern auch, dass wir auf jede Gefahr hin einen tätigen,
energischen Eifer in der Verbreitung seiner Wahrheit entwickeln. Und alle,
die so getreulich wie er, treu bis in den Tod, in diesem schmalen Wege
wandeln, haben Gemeinschaft mit seinen Leiden und werden auch zu seiner
Zeit an seiner Herrlichkeit beim Hochzeitsfeste teilnehmen - in der
Herrlichkeit, die bei seiner Erscheinung und in seinem Königreiche
geoffenbart werden wird (Phil. 3:10; 1. Petr. 4:13).
In
Anbetracht des herrlichen Zieles ist das Vorrecht, in diesem schmalen Weg
der Selbstaufopferung um der Wahrheit willen zu wandeln, das größte
Vorrecht, das je irgend einer Kreatur dargeboten wurde. Das Vorrecht, mit
Christo für seine Sache zu leiden, nachdem man ihn zuerst als seinen Erlöser
erkannt hat, ist daher die Tür und die einzige Tür der Gelegenheit,
durch die man in die „Herrlichkeit darnach“ als Braut und Miterbin
Christi eintreten kann.
Drei
Wege gibt es, in welchen das Schließen dieser Tür angezeigt werden
konnte: Erstens, durch eine bestimmte Aussage der Bibel über das genaue
Datum; oder zweitens, durch solch eine Wendung der öffentlichen Meinung
in Bezug auf die Wahrheit, so dass Treue und Eifer in ihrem Dienst nicht länger
mehr auf Widerstand stieße, und da mit Christo um der Wahrheit willen zu
leiden, nicht länger mehr möglich wäre; oder drittens, durch solch
einen Zustand der Verhältnisse in der Welt, wodurch alle Möglichkeit zu
solchem Dienste wirksam abgeschnitten würde, so dass keine Gelegenheit
mehr vorhanden wäre, dass Bewerber in die Arbeit eintreten und durch ihre
Tätigkeit und Ausdauer ihre Liebe und Treue entwickeln und beweisen könnten.
Obwohl
uns nun bestimmt gesagt wird, dass die Tür einmal in dieser Erntezeit
oder in diesem Ende des Zeitalters geschlossen werden wird, so gibt doch
die Bibel das genaue Datum nicht an; und obwohl nach der Zeit der großen
Trübsal ein großer Umschwung der öffentlichen Meinung zu Gunsten von
Wahrheit und Gerechtigkeit stattfinden wird, so haben wir doch durchaus
keine Andeutung, dass solcher Zustand der Verhältnisse eintreten wird,
ehe die Erntezeit völlig zu Ende gelaufen ist. Aber wir haben eine
deutliche Andeutung, dass die Tür in der zuletzt genannten Weise
geschlossen werden wird, denn, ehe der Tausendjahrtag anbricht, sind wir
im Voraus gewarnt vor einer Nacht, in der niemand wirken kann - „Es
kommt ein Morgen und auch eine Nacht.“ - Jes. 21:12 (siehe Band 2,
Kapitel 8)
Wenn
also der uns eröffnete schmale Weg das Vorrecht und die Gelegenheit ist,
jetzt mit unserem Herrn zusammenzuwirken, während dies, seinen Geist der
Demut, des Eifers und der Treue gegen Gott und seine Wahrheit zu
offenbaren, uns irdischen Nachteil bringt; und wenn seine Sache und die
Wahrheiten, die er vortrug, zu vertreten, uns, das geringste zu sagen,
allgemein sehr unbeliebt macht; und wenn unsere Versuche, seinen Namen zu
ehren und unsere Mitmenschen mit der Wahrheit zu segnen, indem wir unser
Licht leuchten lassen, Schmach, Verdächtigung und Verfolgung irgend
welcher Art auf uns bringt; wenn, wie wir gesehen haben, die geöffnete
enge Pforte bedeutet, das Gesagte, was es auch koste, treu bis in den Tod
zu tun, so folgt, dass das Aufhören all solche Möglichkeit zu solchem
Teilnehmen am Dienste und am Leiden das Zuschließen der Tür, das
Versperren des schmalen Weges zur zukünftigen Herrlichkeit und
Miterbschaft ist. Unsere Miterbschaft mit Christo ist durch unsere Treue
in seinem Dienste bedingt, was jetzt mit ihm leiden heißt. - Röm. 8:17,
6:8
Mit
Christo leiden ist aber, wie wir sahen, nicht das gewöhnliche Leiden, wie
es allen in dem gefallenen Zustand zustößt, sondern nur solches Leiden,
das sich mehr oder weniger direkt von der Nachfolge Christi herleitet, vom
Vertreten unpopulärer Wahrheiten und Aufdecken populärer Irrtümer. Das
war die Ursache des Leidens Christi; und das wird die Ursache der
Verfolgung, des Leidens und Verlustes all derer sein, die in seinen Fußstapfen
nachfolgen. Sie haben Gemeinschaft an seinem Leiden jetzt, am Ende aber
werden sie würdig geachtet werden, den Lohn solcher Treue zuteilen. Dies
hat während des ganzen christlichen Zeitalters hindurch beim Säen und Wässern
des Samens der Lehre Christi selbstverleugnende Arbeit und Erdulden von
Schmach gekostet; und jetzt am Ende des Zeitalters bedeutet es eine ähnliche
Treue und eine ähnliche Ausdauer in dem jetzt vor sich gehenden
Erntewerke - selbst bis zur Daniederlegung des Lebens, sei es nun, dass
dies den allmählichen Prozess des sich Abarbeitens im Dienste des
Meisters, durch tägliches Sterben, oder dass es mehr plötzlich durch
einen Märtyrertod geschehe.
Die
Würdigkeit der vertrauten, jungfräulichen Kirche, einst die Braut, des
Lammes Weib zu sein, besteht nicht nur in Sündlosigkeit; obgleich sie
heilig und „ohne Makel“ sein wird - „ohne Flecken oder Runzel oder
etwas dergleichen“ (Eph. 5:27), „weißer als Schnee“ gemacht in dem
großen Brunnen erlösender Liebe, dem Verdienste ihres Erlösers. So viel
ist für jeden nötig, der je dauernden Lebens würdig erachtet werden
will. Doch um die Braut des Lammes zu werden, muss sie nicht nur rein wie
eine Jungfrau sein, und dazu frei von sündiger Verbindung und Liebäugelei
mit der Welt, sondern sie muss mehr sein, viel mehr als das. Sie muss
ihrem Herrn sehr ähnlich sein, und so genau seinen Fußstapfen und seinem
Rate folgen, dass sie um seinetwillen eine Dulderin, eine Märtyrerin ist,
wie er war und um derselben Grundsätze der Wahrheit und Gerechtigkeit
willen. Sie muss beweisen, dass sie eine brennende Liebe für den Bräutigam
besitzt und eine unermüdliche Hingebung an seinen Namen und an seine
Grundsätze, so dass sie willens ist, von den Weltkindern wie er verachtet
und verworfen zu werden, um des Gehorsams willen gegen seine Lehren.
Diesen
Charakter zu bilden und darzutun, muss sie geprüft und erprobt werden.
Ihr Vertrauen, ihre Ausdauer, ihre Treue zu ihrem Herrn, durch Böses wie
durch Gutes hindurch, muss entwickelt und geprüft werden. Und nur solche,
die so entwickelt und geprüft worden sind, und durch die Prüfung treu
erfunden wurden, werden vom Herrn und Erben aller Dinge je als Braut und
Miterben anerkannt werden. Wie geschrieben steht: „Glückselig ist der
Mann, welcher Versuchung besteht, denn nachdem er (so) bewährt ist, wird
er die Krone des Lebens empfangen, welche der Herr verheißen hat denen,
die ihn (so innig) lieben.“ So, recht verstanden, sollten wir also jeder
Prüfung unserer treue freudig begegnen, als einer neuen Gelegenheit, dem
Bräutigam die Tiefe und Stärke unserer Liebe zu zeigen, und als einen
weiteren Beweis, seiner Liebe, seines Vertrauens und der verheißenen Erhöhung
wert zu sein. Wer mit dem Herrn die zukünftige Herrlichkeit teilt, ist
nicht nur berufen und erwählt (angenommen), sondern auch treu, ja bis zum
Tode. - Offb. 17:14
So
wird also die Tür der Gerechtigkeit, mit Christo unserem Herrn an dem
Werke des christlichen Zeitalters teilzunehmen, geschlossen sein, wenn
„die Nacht kommt, da niemand wirken kann.“ Und wer dann die
notwendigen Eigenschaften nicht durch treuen Dienst entwickelt hat und
seine Ergebenheit und Liebe und seinen Eifer für den Herrn und seine
Wahrheit (Matth. 10:37, Mark. 8:38) nicht bewiesen hat, für den ist es
dann zu spät, es noch tun zu wollen. Wie es in dem Gleichnis dargestellt
ist, erweisen sie sich als „törichte Jungfrauen“, weil sie die große
und herrliche Gelegenheit fahren ließen, mit ihm um seinetwillen zu
leiden, mit dem sie doch so gerne herrschen möchten. Zu der Zeit wird die
von Gott vorherbestimmte Zahl derer, welche die Herauswahl bilden soll und
vollzählig macht, berufen, erwählt und durch Prüfungen treu erfunden
worden sein - „Abbilder des Ebenbildes seines Sohnes.“ (Röm. 8:29)
Die Ernte wird vergangen, die Sommerzeit der Gnade zu Ende sein; und nur
das Verbrennen des Scheinweizens erübrigt noch, um das Feld (die
Menschenwelt) zu reinigen und völlig für die umfangreichere Aussaat des
tausendjährigen Zeitalters zuzubereiten.
Das
Eintreten dieser Nacht wird augenscheinlich weiterer Arbeit, die Wahrheit
zu verbreiten, Halt gebieten. Von der Öffentlichkeit wird dieselbe im
allgemeinen missverstanden, und ihr wahrscheinlich zum großen Teile die
Schuld beigemessen werden für die beginnende Anarchie und Verwirrung,
statt dass man es im rechten Lichte sieht, dass es ein Vorausschatten göttlichen
Geistes und göttlicher Offenbarung betreffs der über die Welt kommenden
Trübsal und ihrer wahren Ursache ist. Noch auch dürfen wir erwarten,
dass das Eintreten der Nacht und das Schließen der Tür plötzlich
gesehen wird, sondern vielmehr, dass es ein allmähliches Hemmen und
Unterdrücken der Erntearbeit sein wird.
Die
Gegenwart ist die Zeit für das Versiegeln der Knechte Gottes an ihren
Stirnen, ehe der Trübsalsturm ausbricht (Offb. 7:2, 3), und jede kluge
Jungfrau sollte das gegenwärtige Vorrecht sowohl für ihr eigenes
geistiges Versiegeln mit der gegenwärtigen Wahrheit ausnützen, als auch
um die in die Erntearbeit des Versiegeln anderer der Weizenklasse
einzutreten und sie in die Scheune der Sicherheit zu bringen, ehe die
Nacht kommt, und die Tür der Gelegenheit zur Arbeit geschlossen ist.
Dass
die gegenwärtige, überaus günstige Gelegenheit nur kurz ist, geht
deutlich daraus hervor, dass nur noch 24 Jahre der Ernteperiode übrig
sind, deren Schluss Zeuge des Endes der Herrschaft des Bösen und der
Herbeiführung des glorreichen Millenniumstages sein wird; und in diese
Periode fällt noch die dunkle Nacht der größten Trübsal, welche die
Welt je gesehen. Wahrlich, wir leben in der elften Stunde. Die große
Finsternis, die dem herrlichen Tag vorhergehen muss, zieht heran. „Der
Morgen kommt und auch die Nacht.“
Und
beachte: Wenn diese Nacht kommt, wenn die Schnitter mit ihrer Arbeit aufhören
müssen, so ist das ein Beweis, dass dies letzte Werk des christlichen
Zeitalters vollbracht ist, das die auserlesene Zahl der Braut Christi ganz
„versiegelt“ und in den Zustand des Getrenntseins von den Weltlichen -
in den Scheunenzustand - „gesammelt“ sind (Matth. 13:30), denn Gott
wird nicht zulassen, dass irgend etwas sein Werk verhindert, bis es
geschehen ist. Dann werden alle wahren und treuen Knechte Gottes an ihren
Stirnen versiegelt und das Werk des christlichen Zeitalters beendet sein.
Niemand kann nunmehr in das Werk eintreten oder den reichen Lohn ernten,
der in den „größten und kostbaren Verheißungen“ als Lohn der Treuen,
die eintreten, während die „Tür“ offen steht, vorhergesagt ist. (2.
Petr. 1:4)
Aber
hieraus dürfen wir nicht entnehmen, dass alle, so schnell als sie treu
erwiesen sind, sogleich ihren Lohn antreten. Möglich ist es, dass etliche
noch weiter leben, weit in die dunkle Nacht der Trübsal hinein; obwohl
unsere Erwartung das Gegenteil ist. „Hier ist das Ausharren der Heiligen,
welche die Gebote Gottes halten und den Glauben an Jesus. Nachdem sie die
ganze Waffenrüstung Gottes angelegt haben und kühn durch klare und
furchtlose Darlegung und Verteidigung der Wahrheit während dieses bösen
Tages, da Riesenirrtümer so kühn und herausfordernd überall ihr Haupt
erheben, dem Irrtum widerstanden haben, werden die Heiligen ermahnt,
nachdem sie alles ausgerichtet, „zu stehen“, gekleidet in der vollen Rüstung,
mit dem Schwerte des Geistes stets zur Verteidigung bereit und mit
Wachsamkeit und Ausdauer im Gebet für alle Heiligen. Alle werden Geduld
von Nöten haben, damit sie, nachdem sie den Willen Gottes getan haben,
die Verheißung empfangen. (Offb. 14:12; Eph. 6:13; Hebr. 10:36)
Das
Ende der hohen Berufung zur Miterbschaft mit unserem Herrn Jesus im Königreiche
Gottes, das sollte deutlich verstanden werden, ist nicht das Schließen
der Tür im Gleichnis von den Jungfrauen. Obwohl der allgemeine „Ruf“
zu dieser Gnade im Jahre 1881 aufhörte, so ist die Tür noch offen. Der
Ruf ist die allgemeine Einladung Gottes an alle gerechtfertigten Gläubigen,
in den Fußstapfen der Selbstverleugnung, selbst bis zum Tode, Jesu
nachzufolgen und hierdurch ihre Würdigkeit, mit ihm in seiner
Herrlichkeit zu herrschen, zu beweisen. Diese Gnade hatte einen bestimmten
Ausgangspunkt. Sie begann am Pfingstfeste, im Jahre 33, und sie hatten
einen bestimmten Endpunkt, nämlich Oktober 1881, wie wir schon gezeigt
haben.
Das
Schließen der „Tür“ im Gleichnis von Matth. 25 dagegen bezeichnet
das Ende aller Gelegenheit für irgend jemand. Selbst die „Berufenen“
können dann nicht mehr das Kleinod des hohen Berufes erreichen. Es
bezeichnet das Ende aller Gelegenheit, sich durch Treue im Dienste des
Preises würdig zu erweisen. Alle Gelegenheit zum Dienst wird in der „Nacht“,
da niemand wirken kann, zu Ende gehen (Joh. 9:4). Es ist daher klar, dass
die Tür oder Gelegenheit, unsere Berufung und Erwählung auf solche Weise
fest zu machen, nicht notwendigerweise schließt, wenn der Ruf,
einzutreten, oder die allgemeine Einladung an alle Gläubigen, auszugehen,
aufhört. Und während das Tor offen steht, zeigt dies an, dass irgend ein
Gläubiger, der begierig ist, einzutreten, und bereit steht, die
Bedingungen zu erfüllen, noch so tun mag, obschon der allgemeine „Ruf“
oder die Einladung, einzutreten, nicht mehr ausgesandt wird. Tatsächlich
ist die Tür der Gelegenheit zu arbeiten und zu opfern noch nicht
geschlossen, obwohl der allgemeine Ruf seit 1881 aufgehört hat. (siehe
Band 1, Kapitel 7)
Das
christliche Zeitalter war die Zeit der Berufung. Zuerst für die Berufung
von Sündern zu Buße und Glauben an Christus, den Erlöser; und dann für
die Berufung dieser Gerechtigkeit zu den hohen Vorrecht der Miterbschaft
mit Christo in seinem Königreich, unter der Bedingung, dass sie jetzt in
seinen Fußstapfen der Selbstaufopferung, selbst bis zum Tode, nach
wandeln. Das ist die Bedingung der Annahme in die Arbeit und in die Ehren
des zukünftigen Millenniums-Zeitalters. Wenn der Herr uns daher sagt,
dass die Schlussperiode des Zeitalters eine Ernte sein wird, so zeigt das
deutlich einen vollständigen Wechsel an - einen Wechsel vom Säen zum
ernten, vom Berufen zum Prüfen der Berufenen und zum Abschluss der durch
die Berufung begonnenen Arbeit.
Als
eine Verdeutlichung des Wechsels in der Art der Arbeit am Ende des
christlichen Zeitalters gab unser Herr das Gleichnis von dem Zugnetz (Matth.
13:47-50). „Wiederum ist das Reich der Himmel gleich einem Netze, das
ins Meer geworfen wurde, und von jeder Gattung zusammenbrachte, welches
sie, als es voll war, ans Ufer heraufgezogen hatten, und sie setzten sich
nieder und lasen die Guten in Gefäße zusammen, die Faulen warfen sie aus.
Also wird es in der Vollendung (am Ende) des Zeitalters (in der Ernte -
Vers 39) sein. Die Engel (Sendboten, Diener Gottes) werden ausgehen und
die Bösen aus der Mitte der Gerechten aussondern, und sie in den
Feuerofen werfen (die Zeit der großen Trübsal): da wird sein das Heulen
und das Zähneknirschen.“
Dies
Gleichnis stellt die nominell-christliche Kirche als das nominell in
Aussicht stehende Königreich Gottes dar - das Netz, das in das Meer (die
Welt) geworfen und Fische (Menschen) „von jeder Gattung“ (wahre
Christen, halb verführte und geblendete Christen und Haufen von Heuchlern)
fing und, da es voll war, in der Fülle der Zeit Gottes, an das Ufer
gezogen wird. Dies zeigt, dass die „von jeder Gattung“, die in die
nominelle Kirche gesammelt wurden, für das Königreich nicht taugten, wofür
sonst sie auch taugen mögen, und dass am Ende des Zeitalters - in der
Erntezeit - der Ruf oder die Einladung zu einer Stellung im Königreich
nach Gottes Anordnung aufhören würde. Dies ist durch das ans Ufer Ziehen
des Netzes dargestellt. Dann würde ein anderes Werk von den Fischern
vorgenommen werden, nämlich ein Trennungs- ein Scheidungswerk, das des
Einsammelns der gewünschten Sorte und des Wegwerfens anderer, die der
Gnade, zu der sie berufen sind, nicht wert waren. Denn viele sind berufen,
aber wenige sind auserwählt.
Das
Trennungswerk dieses Gleichnisses ist das gleiche wie das in dem Gleichnis
vom Weizen und Scheinweizen. Letzteres lehrte uns, dass wir ein Aufhören
des Säens (des Berufen) und einen Wechsel der Arbeit vom Säen zum Ernten
zu erwarten haben. Die Diener des Herrn, die unter seiner Anleitung die
Arbeit vertauschen, werden in beiden Gleichnissen Engel - besondere
Sendboten Gottes - genannt. Es sind seine treuen Jünger. Weil sie sehr
demütig und nahe bei dem Herrn wandeln und sehr ernstlich trachten,
seinen Plan zu erkennen, und in seiner Arbeit mitzuwirken, darum werden
sie in Bezug auf seine Zeiten und Zeitläufe nicht in Finsternis gelassen
(Matth. 13:11; 1. Thess. 5:4; Jer. 8:7-12). Dieses Ernten und Einsammeln
bezieht sich natürlich nur auf die in der Erntezeit Lebenden und nicht
auf die schon Verstorbenen. Ein jedes von diesen war, so wie es seinen
Lauf vollendet hatte, ausgelesen und getrennt worden, um auf seine ihm
zukommende Stellung innerhalb oder außerhalb der verherrlichten kleinen
Herde, des eigentlichen Königreichs, zu warten. (2. Tim. 4:8)
Das
Netz sollte nicht alle Fische des Meeres fangen. Unser Herr, der große
Hauptfischer, beabsichtigte, nur eine besondere Anzahl Fische von einer
besonderen Gattung zu fangen, unbeirrt, wie viele von anderen Sorten mit
ihnen ins Netz gingen; und sobald die volle Anzahl der begehrten
besonderen Art gefangen ist, wird das Netz ans Ufer zu ziehen befohlen,
damit das Sortieren und Scheiden anhebe. Und wenn das Netz so ans Ufer
entboten ist, so sollte man verstehen, dass der Auftrag, welcher am Anfang
des Zeitalters gegeben wurde, nun nicht mehr gelte. Wer nun noch ein
Mitarbeiter mit dem Herrn sein will, muss auf seine Anweisungen Acht geben
und nicht länger mehr auf allgemeines Fischen Zeit verwenden, sondern auf
das gegenwärtige Werk des Absondern und Sammeln. Und wie die Wahrheit das
Mittel zum Berufen war, so ist es Wahrheit, „gegenwärtige Wahrheit“,
Erntewahrheit, die der Herr zum Prüfen und Scheiden gebraucht.
Wenn
daher die Diener des Herrn durch sein Wort seine Stimme hören, die da
sagt, dass die Zeit herbeigekommen, da das Säen aufzuhören und das
Ernten zu beginnen hat, da das Fangen aufzuhören und das Auslesen zu
beginnen hat, da das Berufen aufzuhören und die Predigt der jetzt fälligen
Erntebotschaft zu beginnen hat, so werden sie, wenn sie treu sind, froh
und pünktlich gehorchen. Wer daher vom Meister über seinen Plan der
Zeitalter unterrichtet und in Bezug auf die Zeiten und Zeitläufe, in
denen wir leben, nicht in Finsternis ist, der sollte nicht länger
ausgehen, um den guten Samen des Königreiches (den Ruf zur Miterbschaft)
in das Feld oder die Menschenwelt zu säen, sondern sollte „den
Hausgenossen des Glaubens“ „die Speise zur rechten Zeit“ geben und
unter den nominellen Kindern Gottes die frohe Botschaft vom vorhandenen Königreiche
und von der großen Freude und Segnung, die es bald allem Volk bringen
soll, ausstreuen.
Und
eigentümlich, es ist die Botschaft über Gottes liebreiche Vorkehrung in
dem Lösegeld für die Wiederherstellung aller Dinge, durch und
vermittelst Christus Jesus und seines verherrlichten Leibes, der Kirche,
des Königreiches Gottes (die Botschaft, die alle liebenden, christlichen
Herzen erfreuen, erfrischen und vereinigen sollte), die nur die wahre
Klasse entwickelt und zu innerer Einigung zusammen zieht, die nominelle
Klasse dagegen prüft und von ihnen scheidet und trennt.
Bald
wird die Ernte zu Ende sein, und dann sollen sich beide miteinander freuen,
der Säer und der Ernter. Jetzt sollten die Schnitter das Werk beeilen und
so auf die Hinausführung desselben bedacht sein, dass sie den Herrn der
Ernte, den Hauptschnitter, bitten, Arbeiter in seine Ernte zu senden.
Nicht lange wird’s dauern, so wird der Pflüger der nächsten
Heilszeitordnung (die vorhergesagte große Trübsal, welche die Welt für
die Aussaat des Millenniums vorbereitet) die Schnitter dieser
Heilszeitordnung überholen. - Amos 9:13
Israels
siebzigste Woche ein Vorbild des Schlusses der Gnade dieses christlichen
Zeitalters
Man
wird sich erinnern, dass Israels „70. Woche“ - die letzten sieben
Jahre ihrer Gnade - an ihrem Anfang, in ihrer Mitte und an ihrem Ende sehr
deutlich angezeigt war; und wir glauben gerade zu dem Zweck, um uns am
Ende der Gnade des christlichen Zeitalters für das geistliche Israel fest
bestimmte Daten zu geben. Wir sehen, dass der Anfang jener Woche für das
fleischliche Israel das Datum des Anfangs ihrer Ernteprüfung, im Jahre 29
n.Chr., war. Er wurde durch die Taufe unseres Herrn und seine Anerkennung
als Messias am Jordan angezeigt. Da begann das Erntewerk, dessen Parallele
hier das Erkennen der Gegenwart des Herrn im Jahre 1874 und der Anfang
dieser Ernte ist.
Die
Mitte dieser Bundeswoche, im Jahre 33, war das Datum der Verwerfung
Israels als eines Systems oder einer Nationalkirche, und wurde durch den
Tod unseres Herrn am Kreuze und durch seine kurz vor seinem Tode
gesprochenen Worte: „Euer Haus wird euch wüste gelassen“, angegeben.
Und die Parallele hierzu ist die Verwerfung und der Fall der Sektensysteme,
Babylon genannt, von der Gnade, im Jahre 1878.
Die
letzte Hälfte der Bundeswoche Israels (3½ Jahre, von 33 bis 36 n.Chr.)
war keine Periode nationaler, sondern nur persönlicher Gnade. Nicht mehr
wie vordem, durch die Vermittlung der nominellen Kirche, wurden ihnen all
die Gnaden und besonderen Vorrechte des abrahamischen Bundes gewährt,
sondern persönlich, und zwar bis herab zum vollen Ende der siebzig
symbolischen Wochen, der Grenze ihrer Gnadenzeit - bezeichnet durch die
Sendung der Gnade zu Kornelius und den Heiden (Nationen) im allgemeinen.
So ist es in der Parallele hier: Die 3½ Jahre von April 1878, wo das
sogenannte Christentum (Reich) oder „Babylon“ verworfen wurde und von
der Gnade fiel, bis Oktober 1881 war die Schlussperiode der Gnade der
hohen Berufung des christlichen Zeitalters an persönliche Gläubige hier.
So hörte mit dem Oktober des Jahres 1881 der allgemeine „Ruf“ (die
Gnade des christlichen Zeitalters) auf, gerade wie das entsprechende
Datum, der Oktober 36 n.Chr., Zeuge des vollen Endes der jüdischen Gnade
war.
Die
jüdische Gnade bestand in dem ihnen (ausschließlich) geltenden
Anerbieten des Königreiches - der Berufung der natürlichen Kinder
Abrahams, sich der ihnen unter ihrem Gesetzesbund zugebilligten Begünstigungen
und Gelegenheit zu bedienen. Dieser Ruf, diese Gnade oder dieses Vorrecht,
hörte mit dem Ende ihrer Bundeswoche gänzlich und für immer auf. Die
Gnade des Evangeliums bestand in dem allgemeinen (jedoch ausschließlichen)
Anerbieten des Königreiches an alle an Christum Gläubigen - der „Berufung“
aller unter dem Neuen Bund mit Gott Versöhnten, sich der damit
dargebotenen Gelegenheit (der Same Abrahams zu werden, um die Welt zu
segnen) zu bedienen, indem sie sich Jesu Christo, ihrem Erlöser, in
seinem Bund der Selbstaufopferung anschießen. Denn dies ist der Prüfstein,
der ihre Würdigkeit, jenes zukünftige Werk und jene Herrlichkeit zu
teilen, dartun soll. Und diese Gnade, dieser „Ruf“ oder diese
Einladung ist es, die, wie wir sahen, gänzlich und für immer im Oktober
1881, dem parallelen Zeitpunkt mit dem Ende der jüdischen Berufung oder
Gnade, aufhörte.
Beachte
man, dass auf das Aufhören der jüdischen Gnade oder Berufung ein anderer,
allgemeiner Ruf erging, der, obwohl er sie und ihre vergangene Gnade
beiseite ließ, trotzdem irgend einen von ihnen, der später dann würdig
wurde, mit in den noch weiteren allgemeinen Ruf zu derselben Ehre - zum Königreich
- einschloss. Das Aufhören ihrer vergangenen Gnade war gerade so tatsächlich,
als ob sie nachher zu einer geringeren Gnade eingeladen worden wären;
aber es ist nicht so bemerkbar, weil der allgemeine Ruf des Evangeliums,
der sie nicht ausschloss, derselbe Ruf war, nur erweitert und vertieft -
auf alle Gläubigen in Christo anwendbar.
Auf
das Aufhören der Gnade oder des „Rufes“ hier, im Jahre 1881, folgt (oder
besser gesagt, greift über) der allgemeine Ruf der ganzen Welt zu den
Segnungen und Gnaden des Millenniums unter der Bedingung der Gerechtigkeit,
des Gehorsams (nicht der Selbstaufopferung). Dies ist jedoch ein
niedrigerer Ruf, eine geringere Gnade, als die, welche aufhörte - ein Ruf,
die Segnungen des Königreiches zu genießen, aber nicht ein Teil der
gesalbten Königreichsklasse zu sein. Und dieser Wechsel - dies Aufhören
der höheren Gnade und dieser Anfang der geringeren Gnade - wird hier
wenig bemerkt werden, weil der große Preis des Königreiches und der
Miterbschaft mit Christo als Teilhaber der göttlichen Natur, in der
Kirche fast ganz und gar aus dem Auge verloren wurde. Der höchste Begriff
eines Lohnes, wie er seit Jahrhunderten von Christen gehalten wurde, ist,
dass ihnen bei ihrer Auferstehung vollkommene Leiber gegeben werden sollen
und dass sie, frei von Krankheit, Schmerz und Kummer, Gottes Gnade genießen
und ewiges Leben haben werden. Und diese Ansicht, obwohl vor den
eigentlichen Vorrechten unter der „hohen Berufung“ des
Evangeliums-Zeitalters weit zurück stehend, ist doch ein recht guter
Begriff des Segens, der während des Millenniums der Welt im allgemeinen
dargeboten werden wird - nämlich allen, die dann Gehorsam leisten und mit
Gott in Einklang kommen.
Es
ist nun eben so, dass die einzigen, welche die eigentümlich hohen und großartigen
Züge des christlichen Zeitalters deutlich sehen - die einzigen daher,
welche diesen Ruf verkündigen oder erklären können, gerade diejenigen
sind, denen ebenfalls aus dem Worte Gottes gezeigt wird, dass die auf
diesen Ruf beschränkte Zeit im Oktober 1881 abgelaufen ist. Andere, wenn
sie die Worte des Apostel betreffs eines „hohen Rufes in Christo“ anführen,
erklären in Wirklichkeit den niederen Ruf, der zu dem Millennium gehört.
Folglich hat der allgemeine Ruf dieses Zeitalters, der wahre Ruf, geendet.
Niemand kann ihn ergehen lassen. Etliche können nicht, weil sie ihn nicht
verstehen und ihn nicht erschallen lassen könnten, und etliche, weil sie
wissen, dass er zu Ende gelaufen ist.
Doch
obgleich der allgemeine „Ruf“ aufgehört hat, so ist doch die „Tür“
noch nicht geschlossen. Das Ende des „Rufes“ und das Schließen der
„Tür“ sind getrennt und verschieden. Die „Tür“ steht noch offen
für etliche, den Lauf für den großen Preis der Miterbschaft im Königreich
zu betreten, nachdem der allgemeine „Ruf“ aufgehört hat. Da Gott eine
fest bestimmte Zahl vorherbestimmt hat, welche die Kirche, „den Leib
Christi“, ausmachen soll (und da kein Glied zu viel noch eins zu wenig
sein darf - siehe, wie dies 3. Mose 21:17-23 vorbildlich gelehrt ist), so
folgt, dass er zu dieser Ehre nicht mehr rufen oder einladen konnte, als
die von ihm vorherbestimmte Zahl voll machen würde. Und dies, so zeigt
sein Wort, war im Jahre 1881 geschehen. Doch da etliche derjenigen, welche
unter dem allgemeinen Ruf gehört und den Bund geschlossen hatten, ihren
Bund zu halten verfehlen, verfehlen also zu laufen, dass sie den Preis
erringen, so steht die „Tür“ nach dem Aufhören des allgemeinen Rufes
noch offen, um einigen den Eintritt in den Lauf des Selbstaufopferns im
Dienste der Wahrheit zu gestatten, welche die Stelle solcher einnehmen,
die während der Besichtigung das Hochzeitskleid der Gerechtigkeit Christi
beiseite werfen und anderer, die den Bund der Aufopferung im Dienste
gemacht haben, aber die Welt lieb gewinnen und, von den Sorgen oder Genüssen
dieser Welt überbürdet, ihr Bundesgelübde nicht erfüllen.
Und
weiter sollte man beachten, dass das Ende des Rufes im Jahre 1881 in
keiner Weise die Vorrechte der Tausende verkümmerte, die den Ruf schon
angenommen und Gottes geweihte Diener geworden waren. Es tat niemand
hinaus, der schon drinnen war; noch heißt es, dass niemand mehr
hereinkommen kann. Es war bloß das Ende der allgemeinen Einladung Gottes.
Der
Umstand, dass du erst kürzlich zu einer deutlichen Erkenntnis der über
alle Maßen großen und köstlichen Verheißungen der Dinge gekommen bist,
die Gott für die aufgespart hat, die ihn lieben, beweist nicht, dass du
nicht als Läufer nach diesem Kleinod berufen oder angenommen bist, lange
ehe du verstandest, wie groß und herrlich dieser Preis sein wird. Jawohl,
keiner, der diesen Ruf annimmt, ist zuerst imstande, zu sehen, wie rau und
schmal der Weg, noch auch wie groß der an seinem Ende zu erreichende
Preis ist. Darin besteht für uns die Kraft Gottes, die in uns wirkt und
uns stärkt und befähigt, die gegenwärtigen Hindernisse und Prüfungen
zu überwinden, dass wir die Verheißungen immer deutlicher erkennen. Nach
und nach werden die über alle Maßen großen und köstlichen Verheißungen
uns entfaltet, je nachdem wir uns treu erweisen und voran schreiten, damit
wir durch dieselben - durch die Kraft und den Mut, welchen sie uns einflößen,
befähigt werden, so zu laufen, dass wir den Preis erringen (2. Petr.
1:4).
Die
Klasse, die den Preis empfängt, ist nicht bloß berufen und auserwählt (zum
Dienst), sondern auch treu. Und obwohl der allgemeine Ruf aufgehört hat,
so ist doch klar, dass die Prüfung der Treuen der Berufenen noch nicht zu
Ende ist. Die Treuen werden jetzt versiegelt und von denen getrennt, die
gegen ihren Bund der Selbstaufopferung untreu sind; die klugen Jungfrauen
werden jetzt von den törichten getrennt. Der letzteren Torheit besteht
darin, dass sie meinen, sie könnten nach den Preisen weltlicher Ehren,
Reichtum, usw. streben und zugleich treu den Lauf nach dem großen Preis
der Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit zurücklegen - während die
Bedingungen desselben solches geradezu unmöglich machen.
Wenn
alle treuen „klugen Jungfrauen“ als solche erwiesen und in die Freuden
des Herrn eingetreten sind, wird die „Tür“ der Gelegenheit, zu jener
Klasse zu gehören, geschlossen sein, und niemand kann mehr eintreten.
Wenn alle Klugen eingegangen sind, wird die vorherbestimmte Zahl voll sein;
und dann wird der Meister aufstehen und die Tür zuschließen (Luk. 13:24,
25; Matth. 25:10). Unser Herr selbst sagt uns, dass dann viele anfangen
werden, die Sache anders anzusehen. Sie werden sehen, welcher Vorrechte
und Gelegenheiten sie sich einst erfreuten und verloren gingen. Doch wenn
sie suchen und anklopfen werden, wird der Meister ihnen antworten, ich
kenne euch nicht, als eine Braut - sie ist vollständig und ich habe nur
eine. Doch gottlob, andere Schriftstellen zeigen, dass die törichten
Jungfrauen, obwohl so von der hohen Berufung verworfen, dessen sie sich in
ihrer Prüfung durch ihr Benehmen unwürdig erwiesen haben,
nichtsdestoweniger eine geringere Gnade erhalten werden. Man wird sie in
einer niedrigeren Stellung im Haushalte des Herrn finden.
Ehe
also die Tür sich schließt, ehe die volle Zahl die volle Zahl der Treuen
vorhanden, möchte ein jeder darnach ringen, seine Berufung und Erwählung
fest zu machen; und darum lasst den Herrn durch diese so köstlichen
Verheißungen und so deutlichen Gleichnisse in uns wirken, zu wollen und
zu tun nach seinem Wohlgefallen.
Doch
jemand möchte sagen, ich fürchte, ich bin nicht einer, der vor dem
Schluss der allgemeinen Berufung im Jahre 1881 Berufenen, weil ich damals
noch gänzlich unwissend war über die Tiefen der Verheißungen Gottes, ja
noch mehr, ich war ganz und gar ein Fremdling Gott gegenüber und selbst
sein Feind, weit entfernt davon, in einem Bunde mit ihm zu stehen, mit ihm
zu dienen, und weit davon entfernt, solches zu begehren. Erst unlängst
kam ich dazu, Gott überhaupt kennen zu lernen. Erst kürzlich nahm ich
Christi Joch auf mich, um von ihm zu lernen; und noch später hörte ich
erst von dem Vorrecht, jetzt durch Selbstverleugnung in seinem Dienste mit
ihm zu leiden, und dass solche, die mit opfern, auch einst mit ihm in dem
glorreichen Werk des Millenniums erben werden. Und nun, nachdem ich diese
Herrlichkeit gesehen, nachdem ich diese köstlichen Dinge bewundert, und
nachdem ich mich darauf gerichtet, den Lauf nach diesem wunderbaren
Kleinod zu laufen, muss ich nun annehmen, dass er nicht für mich offen
steht, weil schon genügend berufen worden sind, um die Zahl voll zu
machen? Es würde mir nicht einfallen, die göttliche Anordnung ändern zu
wollen; oder zu verlangen, dass noch einer über die Grenze hinaus, welche
die göttliche Weisheit festsetzte, hinzu getan werde, aber ich werde mein
Unglück schmerzlich fühlen.
Solchen
antworten wir: Laufe ruhig weiter! Deine Stellung ist nicht so dunkel, als
sie dir erscheint; die elfte Stunde ist noch nicht vorüber. Beachte, wenn
alle, die den Ruf angenommen hatten, als er schloss, sich ihrem Gelöbnis
gegenüber treu erweisen würden, so würden keine zu viel, sondern gerade
genug sein. Bedenke auch, dass deine Beobachtung sowohl als auch die
Schrift anzeigt, dass von den vielen, die den Ruf annehmen, nur wenige erwählt
werden, weil in der Prüfung nur wenige sich ihrem Gelöbnis gegenüber
treu erweisen. So wie einer nach dem anderen der Berufenen sich untreu
erweist, so wird ihre Stelle in der Arbeit und ihre Krone, ihr Lohn,
anderen übertragen. Eine dieser Stellen in der Arbeit und eine dieser
Kronen mag dir übertragen, und dein Name auf die Buchrolle des Lebens als
ein auf der Probe stehendes Glied der Braut Christi eingetragen worden
sein, an Stelle eines anderen, dessen Name als unwürdig ausgelöscht
worden ist. - Offb. 3:5; Hebr. 12:23
Wer
diese kostbaren Verheißungen fassen kann und ein Verlangen hat, in dem
Weinberge zu arbeiten, hat einen starken Beweis, dass er vom Geiste
gezeugt worden ist (siehe Band 1, Kapitel 12), denn der menschliche
Verstand, sogar nach der Rechtfertigung, ist unfähig, die Tiefen der
Wahrheit zu fassen, die von Gott nur für solche bestimmt sind, die sich
ihm geweiht haben und von ihm angenommen worden sind (1. Kor. 2:6-16). Und
der Herr ist zu sehr die Liebe und die Gerechtigkeit, um irgend einem
Herzen Hoffnungen hegen zu lassen, die niemals verwirklicht werden könnten.
Von dem Geiste durch das Wort der Wahrheit gezeugt zu sein, bedeutet
einschließliches Geborenwerden zu geistigen Zuständen, es sei denn, dass
der als Gezeugte sich unwürdig - untreu - erweise. Darum „Werfet euer
Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat.“ (Hebr. 10:36)
Die
elfte Stunde
-
Matth. 20:1-16 -
Dieses
Gleichnis scheint gegeben worden zu sein, insbesondere etwas für unsere
Zeit zu lehren. Die Arbeiter sind die ernsten, geweihten Kinder Gottes,
die durch dieses christliche Zeitalter hindurch - der „Tag“ dieses
Gleichnisses - ihre Zeit und Kraft nicht im Dienste des Ich oder des
Mammons, sondern im Dienste Gottes treu verwenden. Nur die Treuen sind
hier dargestellt; daher empfangen alle den gleichen Lohn, den „Groschen“,
die Ehren des Königreiches.
Die
Allgemeinheit des Rufes und das Bedürfnis für Arbeiter ist durch die
vier Rufe dargestellt - früh am Morgen, um neun Uhr, um Mittag und um
drei Uhr Nachmittags. Jedoch das genaue und deutliche Verständnis, was
der Lohn sein sollte, wurde nur am Anfang gegeben. Der Hausherr wurde
damals „eins“ mit ihnen, ihnen für ihren Dienst einen Groschen (Denar)
zu geben. So war es auch. Die Verheißung vom Königreich war von der
ersten Kirche deutlich verstanden worden, später aber wurde sie aus dem
Auge verloren und nicht mehr deutlich verkündet. Die lebenden Glieder der
Kirche Christi, welche zu irgend einer Zeit während dieses christlichen
Zeitalters in seinem Weinberge gearbeitet haben, repräsentieren oder
vertreten alle Arbeiter. Und als einen besonders eigentümlichen Zug zeigt
das Gleichnis eine Klasse, die in den Dienst des Herrn tritt, wenn die
Tagesarbeit beinahe getan ist, um die „elfte (die letzte) Stunde“: Sie
werden als solche dargestellt, die begierig sind, in den Dienst des Herrn
zu treten, aber zu spät; der allgemeine Ruf ist vorbei. Sie sagen: „Es
hat uns niemand in den Dienst genommen“, wir waren zu spät.
Der
Meister erwidert durch Hinweisen auf die noch offene Tür, auf die noch übrige
Gelegenheit, in seinem Dienste zu arbeiten und zu leiden, ehe die Nacht
kommt, da niemand wirken kann. Aber er sagt nichts vom Lohn; obgleich er
beim Anstellen der anderen unter dem allgemeinen Rufe gesagt hat: „Was
recht ist, will ich euch geben“ (Die ältesten Manuskripte, das
sinaitische und das vatikanische, lassen die Worte Matth. 20:7: „Was
recht sein wird, soll euch werden“ aus.) einen Teil des Lohnes, um
den man zuerst „eins“ geworden war.
So
hat unser Herr während des christlichen Zeitalters beständig durch seine
Mundstücke in der Kirche alle Gläubigen eingeladen, in seinen Dienst zu
treten. Der volle Lohn, die göttliche Natur und die Herrlichkeit des Königreiches,
wurde zuerst deutlich angegeben und beständig wiederholt, aber während
des Zeitalters nicht immer deutlich verstanden. Doch wir sind ans Ende des
christlichen Arbeitstages gekommen - zur „elften Stunde“. Die Zeit ist
vorbei, noch Arbeiter für diesen Tag zu rufen. Doch etliche stehen müßig
und sagen: Wir sind nicht in die Arbeit gerufen worden. „Es hat uns
niemand in den Dienst gerufen“. Uns ist keine Arbeit versprochen, noch
auch ein Lohn, wenn wir Arbeit fänden. Der Ruf ist zu Ende, das Tagewerk
beinahe vollbracht; es sind genug Arbeiter ohne uns da. Doch zu diesen
sollen wir als Mundstücke unseres Herrn sagen: „Gehet auch ihr hin in
den Weinberg.“ Ich verspreche nichts; der allgemeine Ruf ist beendet;
die Zeit ist kurz; die Arbeitszeit nahezu beendet; „die Nacht kommt, da
niemand wirken kann“; aber geht hinein, zeigt eure Liebe und euren Eifer
und überlasst den Lohn meiner Großmut.
Und
dies ist alles, was wir sagen können. Die einzige Hoffnung, die wir
vorhalten können, ist, dass noch nie einer für unsern Meister gearbeitet
hat, der nicht überreichlich mehr empfangen wird, als er erbeten oder
erwartet hat. Und dann wissen wir, dass etliche der Stellungen in dem
Werke werden frei werden, weil einige nicht fortfahren, treu zu sein, und
dass die Krone oder der Lohn, der für solche beigelegt war, anderen
gegeben werden wird, die sich durch Treue und Selbstaufopferung der Arbeit
und des Lohnes würdig erweisen.
Also,
wenn jemand auch erst kürzlich unseren Herrn hat kennen und lieben
gelernt und ihm und seiner Wahrheit dienen möchte, sei er ja nicht
entmutigt, weil der allgemeine Ruf im Jahre 1881 geendet hat. Wenn du die
„Tür“ der Gelegenheit zum Opfern und Dienen vor dir offen siehst,
trete ein. Doch trete schnell ein, denn die Nacht der Finsternis und
heftigen Anstoßes gegen die Wahrheit wird bald hereinbrechen und am
Eintritt in den Dienst verhindern. „Der Morgen kommt und auch die Nacht“,
„die Nacht, da niemand wirken kann.“ Wenn das der Fall ist, dann
kannst du gewiss sein, dass die „Tür verschlossen“ ist, dass alle
klugen Jungfrauen eingegangen sind, dass alle erprobt sind, und dass alle
freien Stellen auf geeignete Weise gefüllt sind. Alle besonderen „Diener
Gottes“ sind um die Zeit herum „an ihren Stirnen versiegelt“ worden
(haben ein rechtes, klares Verständnis des Planes Gottes empfangen), und
nun werden die vier Winde (Offb. 7:1-3) losgelassen; und diese bewirken
den großen Wirbelwind oder „Sturm“ der Trübsal, inmitten dessen der
Rest der Elias-Klasse „verwandelt“ und zur Herrlichkeit des Königreiches
erhöht werden wird.
Welch
ernste Lehre ist hierin enthalten für alle, die dem Herrn gelobt haben,
ihm zuerst und hauptsächlich zu dienen, und die sein Werk vernachlässigen,
und Zeit, Gedanken und Mittel daran wenden, um die vergänglichen Freuden
und Belohnungen, welche die Welt bietet, zu erringen. In sie dringt der
Herr und sagt: „Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des
Lebens geben.“ „Wer überwindet (der Geist der Welt in sich selbst
besiegt), der soll mit weißen Kleidern angelegt werden, und ich werde
seinen Namen nicht austilgen aus dem Buche des Lebens, und ich will seinen
Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Heiligen (Dienern)“. „Halte,
was du hast, dass niemand deine Krone nehme.“ - Offb. 2:10; 3:5, 11
Ermuntre
dich, mein’ Seel, und streb’
Mit Eifer nach dem Lohn,
Wer Sieger in dem Wettlauf bleibt,
Erlangt des Lebens Kron’.