SCHRIFTSTUDIEN
BAND
4 - DER
KRIEG VON
HARMAGEDON
Studie
11
Der Streit jenes großen Tages Gottes,
des Allmächtigen.
Die herannahende Drangsal, von den Propheten verschiedentlich symbolisch
dargestellt. — Vorgeschattet in Israels Fall, 70 n. Chr., und in der französischen
Revolution. — Ihr allgemeiner Charakter und ihre Ausdehnung. — Das gewaltige Heer des Herrn. — „Die bösesten der Nationen“. — „Eine Zeit der Drangsal für Jakob“. — Seine Befreiung. — Die Niederlage des Gog und Magog.
„Denn siehe, bei der Stadt, welche nach
meinem Namen genannt ist („Christum“, „Babylon“), beginne ich Übles
zu tun (zu verderben, zu vernichten); ... ich rufe das Schwert über alle
Bewohner der Erde, spricht Jehova der Heerscharen ... Jehova wird brüllen
aus der Höhe und seine Stimme erschallen lassen aus seiner heiligen
Wohnung; brüllen wird er gegen seine (nominelle) Wohnstätte (die „Christenheit“),
einen lauten Ruf erheben, wie die Keltertreter, gegen alle Bewohner der
Erde.
„Ein Getöse dringt bis an das Ende der
Erde, denn Jehovas rechtet mit den Nationen, er hält Gericht mit allem
Fleische; die Gesetzlosen gibt er dem Schwerte hin, spricht Jehova.
„So spricht Jehova der Heerscharen: Siehe,
Unglück geht aus von Nation zu Nation, und ein gewaltiger Sturm macht
sich auf von dem äußersten Ende der Erde. Und die Erschlagenen Jehovas
werden an jenem Tage liegen von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende
der Erde; sie werden nicht beklagt und nicht gesammelt, noch begraben
werden; zu Dünger auf der Fläche des Erdbodens sollen sie werden.“ -
Jeremia 25:29-38
So
verworren und eigenartig wird der Streit an jenem Tag der Rache sein, dass
ein einzelner bildlicher Ausdruck nicht hinreicht, ihn völlig zu
charakterisieren. Darum gebraucht denn auch die Schrift viele kräftige
bildliche Ausdrücke dafür, wie Schlacht, Erdbeben, Feuer, Sturm,
Gewitter, Wasserwogen usw.
Es
ist „der Streit jenes großen Tages Gottes, des Allmächtigen“, an dem
er die Nationen zusammenbringen und die Königreiche versammeln wird, um
seinen Zorn und seinen starken Grimm über sie auszuschütten; denn der
Herr der Heerscharen mustert selbst die Heerscharen zum Streit. -
Offenbarung 16:14; Zephanja 3:8; Jesaja 13:4
Es
ist „ein großes Erdbeben, desgleichen nicht geschehen, seit Menschen
auf der Erde waren“, das „nicht allein die Erde bewegen wird, sondern
auch den Himmel.“ - Offenbarung 16:18; Hebräer 12:26
Es
ist „das Feuer des Eifers Jehovas, das die ganze Erde verzehren wird.“
(Zephanja 3:8) Sowohl der gegenwärtige Himmel (die kirchlichen Gewalten
in der Namenchristenheit) als auch die Erde (die gesellschaftliche Ordnung
unter dem gleichzeitigen Einfluss kirchlicher und staatlicher Gewalten)
werden für das Feuer aufbewahrt auf den Tag des Gerichts. „Die Himmel
werden vergehen mit gewaltigem Geräusch, die Elemente (des gegenwärtigen
Kirchentums) aber werden im Brand aufgelöst, und die Erde (Gesellschaft)
und die Werke auf ihr werden verbrannt werden. ... Die Himmel werden in
Feuer geraten und aufgelöst.“ (2. Petrus 3:7, 10,12) „Alle Übermütigen
und jeder Täter der Gesetzlosigkeit werden zu Stoppeln werden; und der
kommende Tag wird sie verbrennen, spricht Jehova der Heerscharen, so dass
er ihnen weder Wurzel noch Zweig lassen wird.“ - Maleachi 4:1
„Sein
Weg ist im Sturmwind und im Gewitter.“ „Wer kann vor seinem Grimm
bestehen, und wer standhalten bei der Glut seines Zornes?“ - Nahum
1:3,6, 7.
„Siehe, es kommt mächtig und stark vom Herrn, als ein
Hagelwetter, ein verderbliches Gewitter, als eine Flut mächtiger Wasser
und wird mit Gewalt zur Erde werfen, die sich mit Hochmut krönen.“ „Er
gebietet der See und lässt sie trocken werden, und trocknet auch alle Flüsse.
Die Berge krachen vor ihm, und die Hügel zerschmelzen, und die Erde wird
in seiner Gegenwart verbrannt (alle drei Ausdrücke bezeichnen die
Vernichtung der gegenwärtigen Ordnung der Dinge), dazu die Welt und was
darinnen ist. Mit alles bedeckender Flut wird er den Dingen ein Ende
machen, und Finsternis wird seine Feinde verfolgen.“ - Jesaja 28:2;
Nahum 1:4, 5, 8 - engl. Übers.
Dass
mit diesen Wasserwogen, diesem Feuer nicht die Zerstörung der Erde und
die Vernichtung des Menschengeschlechtes gemeint ist, erhellt aus der
Verheißung, dass, wenn einmal die gegenwärtige Ordnung zerstört worden
ist, eine neue auf sie folgen werde, neue Himmel (kirchliche Gewalten,
mithin Gottes triumphierende Kirche) und eine neue Erde (menschliche
Gesellschaft, in der alles auf der Liebe statt der Selbstsucht aufgebaut
ist). Mit Bezug auf die neue Ordnung der Dinge, nachdem das Feuer des
vergeltenden Zornes Gottes sein Werk getan und die gegenwärtigen Übel
verzehrt hat, sagt Gott durch den Mund seines Propheten (Zephanja 3:9):
„Alsdann wende ich den Völkern zu reine Lippen (die Wahrheit), dass sie
alle Jehovas Namen anrufen, ihm dienen einmütig.“ - Schmoller.
Zwei treffende Vorbilder der
bevorstehenden Umwälzung der Dinge
Doch darf aus dem Umstand, dass die
Bezeichnungen bildlich zu verstehen sind, keineswegs geschlossen werden,
dass es sich in Wirklichkeit nur um einen Streit mit Worten, um ein Beben
vor Furcht, um einen Sturm menschlicher Leidenschaften wie viele andere
handeln wird. Mit dem allem beginnt der Streit nur, aber die Weissagung läßt
deutlich sehen, dass er mit Blutvergießen enden wird. Die große Trübsal,
welche in der Erntezeit des jüdischen Zeitalters über das fleischliche
Haus Israel kam (Kapitel 3 und Band 2, Kapitel 7), wird, daraufhin weisen
alle Zeichen der Zeit, ein noch schrecklicheres Gegenbild in der gegenwärtigen
Erntezeit haben, dem wir mit schnellen Schritten zutreiben, und das nicht
nur ein kleines Fleckchen Erde treffen wird, sondern den Erdkreis umfassen
wird.
Der
Kriegszug der Römer war lange nicht die einzige Ursache der Trübsal zu
jener Zeit, deren Greuel nur etwa von denen der französischen Revolution
erreicht werden. Nein, die Trübsal ergab sich aus dem nationalen Zerfall,
dem Sturz von Gesetz und Ordnung, der Anarchie. Selbstsucht beherrschte
alles und reizte einen jeglichen gegen seinen Nächsten auf. Gerade
solches ist für die über die Namenchristenheit kommende Drangsalszeit
auch vorausgesagt, in welcher der große geistige Tempel, Gottes auserwählte
Kirche, vollendet und verherrlicht werden wird. Unmittelbar „vor diesen
Tagen war kein Lohn für die Menschen und kein Lohn für das Vieh; und der
Aus- und Eingehende hatte keinen Frieden vor dem Bedränger (der Drangsal),
und ich liess alle Menschen gegen einander (zum Kampf) los.“ - Sacharja
8:9-11
Es
bedarf nicht erst eines Beweises dafür, dass in unserer Zeit eine solche
Umwälzung weder unmöglich noch auch nur unwahrscheinlich ist. Wer daran
noch zweifelt, bedenke nur die große Revolution, die vor einem
Jahrhundert Frankreich an den Rand des Verderbens gebracht und den Frieden
der Welt in Frage gestellt hat.
Es
gibt Leute, die meinen, die Welt sei über die Scheusslichkeiten
vergangener Tage hinaus gewachsen, und die sich daher in Sicherheit
glauben, solches Unheil, wie es früher über die Welt hereingebrochen ist,
würde sie jetzt nicht mehr betreffen. Die Wahrheit ist, dass die
Verfeinerung unseres Jahrhunderts nur einer dünnen Schicht Firnis gleicht,
die leicht zu entfernen ist. Wer mit offenen Augen die Zeitgeschichte
verfolgt und den fiebernden Puls der menschlichen Gesellschaft zu fühlen
versteht, wird keinen Augenblick darüber im Zweifel sein, dass die Greuel
der Vergangenheit vielmehr in vermehrter Auflage wiederkehren können. Er
wird dessen sicher sein, auch wenn das prophetische Wort nicht wäre, dass
eine Zeit der Trübsal, als nicht gewesen ist, seit Menschen auf Erden
sind, bevorsteht. - Daniel 12:1
In
der Bildersprache der Offenbarung ausgedrückt, ist die französische
Revolution in Wahrheit ein großes Erdbeben; sie war eine Erschütterung
der gesellschaftlichen Verhältnisse, welche, bis sie überstanden war,
die ganze Namenchristenheit in beständiger Furcht erhielt. Dieser ebenso
plötzliche wie schreckliche Wutausbruch einer einzelnen Nation vor nur
hundert Jahren gibt einen Massstab für denjenigen, der uns bevorsteht,
wenn die Wut aller zürnenden Völker die Bande von Gesetz und Ordnung
durchbrechen und eine allgemeine Anarchie herbeiführen wird. Man beachte
auch, dass jene Revolution sich gerade im Land der allerchristlichsten
Nation ereignete, die tausend Jahre lang eine der festesten Stützen des
Papsttums war. Damals spie die Nation, die von Babylons „Wein“
falscher Lehren in Kirche und Staat trunken gemacht und von der
Geistlichkeit im Aberglauben belassen worden war, allen Unrat aus und
liess ihrer Raserei freien Lauf. In der Tat, die französische Revolution
scheint in der Offenbarung, die der Herr dem Apostel Johannes auf Patmos
gab, gemeint zu sein, wenn von einem Vorspiel und Vorbild der großen
jetzt herannahenden Krisis die Rede ist. - Offenbarung 16:18
Man beachte, dass die Ursachen, welche jene Revolution herbeiführten,
heute wiederum vorhanden sind, nur in weit mehr verbreitetem Maße. Die
Folge wird die sein, dass auch die Wirren weit verbreiteter sein, ja, die
Welt umfassen werden. Wir wollen daher den Verfasser der „Kriege
Napoleons I.“ sprechen lassen, damit er uns die Ursachen der französischen
Revolution ins Gedächtnis rufe. (Napoleons
Feldzüge, S. 12)
„Die
unmittelbare und wirksamste unter den Ursachen der französischen
Revolution war die verzweifelte Lage des Volkes und die Geldverlegenheit,
in welche die Regierung durch ihre Unterstützung der amerikanischen
Kolonien in ihrem Freiheitskampf geraten war. Das Lasterleben am Hofe, die
Zwistigkeiten unter der Geistlichkeit, die Zunahme allgemeiner Bildung,
die Verbreitung freiheitlicher Ideen durch den amerikanischen
Freiheitskrieg, die mannigfachen Bedrückungen, deren Opfer die
Volksmassen seit langer Zeit waren, alles das wirkte zusammen. Durch die
Bedrückung zur Verzweiflung gebracht, durch den Fortbestand eines übermütigen
Regiments empört, durch die Empfindung, vergewaltigt zu werden, gereizt
und zu einer Erkenntnis seiner Rechte gelangt, erwachte das Volk
Frankreichs schließlich und ermannte sich zum Ruf nach Freiheit, der bald
von der Hauptstadt bis an die Landesgrenzen, von den Alpen bis zu den
Pyrenäen, vom Mittelmeer zu der atlantischen Küste scholl. Wie es bei
der weitverbreiteten Verderbnis im Land nicht zu verwundern war,
begleiteten Schrecknisse und Greuel dieses Erwachen, gegen welche die
Greuel der althergebrachten Gewaltherrschaft und das Elend, das diese
gestiftet hatte, zu ganz unbedeutenden Schatten werden.“
Ein
anderer Geschichtsschreiber, Prof. Fischer vom Yale College, sagt: (Allgemeine
Weltgeschichte, S. 497):
„Die
erste unter den Ursachen der französischen Revolution war der Hass, der
die durch Rechtlosigkeit und Steuerdruck gereizten „unteren“ Klassen
gegen die Privilegierten, den König, den Adel und die Geistlichkeit, erfüllte.
„Das
Land. - Fast zwei Drittel des Grundbesitzes war in den Händen der zwei
letzteren, aber von ihren gleichgültigen Eigentümern schlecht
bewirtschaftet. Die Adligen zogen den Aufenthalt in dem lustigen Paris
demjenigen auf ihren Landgütern vor. Die kleinen Grundbesitzer aber
erzeugten auf ihrem Grundstück nicht genug für ihren Unterhalt. Dabei
wurden sie vielfach so behandelt, dass sie nicht zum Schloss ihres
Gutsherrn hinauf blicken konnten, ohne dass der Wunsch in ihnen aufstieg,
dasselbe mitsamt den Schuldbüchern darin in Flammen aufgehen zu lassen.
Die Geistlichkeit übte als Großgrundbesitzer Herrschaftsrechte über
Tausende von Bauern aus, deren Zehnten nebst anderen Einkünften sie sehr
reich machten. Freilich waren die Missstände nicht in allen Provinzen
dieselben, doch allgemein waren die Freuden für die Reichen, die Lasten für
die Armen.
„Monopole.
- Industrie und Handel war durch Monopole und Zunftzwang gehemmt.
„Verdorbene
Regierung. - Die Regierung war willkürlich und bestechlich.
„Achtung
vor dem König dahin. - Die Achtung vor dem Thron war geschwunden.
„Misslungene
Reformversuche. - Die Anstrengungen, welche einige Souveräne nach den großen
Kriegen zwecks politischer oder gesellschaftlicher Reformen machten,
hatten ein Gefühl der Unruhe erzeugt, aber keine Früchte getragen.
„Politische
Spekulation. - Aller Gedanken waren auf eine allgemeine Umwälzung
gerichtet. Die überlieferte Religion wurde in Frage gestellt, jedermann
wollte am Staat herumkurieren; Montesquieu hatte auf die Freiheiten und
Rechte aufmerksam gemacht, die die englische Verfassung dem Einzelnen
garantierte. Voltaire hatte die Menschenrechte gepredigt, Rousseau den
Satz von der Souveränität der Mehrheit verfochten.
„Amerika
ein Beispiel. - Dazu kam nun noch die Unabhängigkeitserklärung der
amerikanischen Kolonien, die Proklamation der Menschenrechte daselbst und
die Aufrichtung eines Regiments auf Grund der Volkssouveränität.“
Die
allgemeinen Ursachen, die vor 100 Jahren zur französischen Revolution führten,
sind heute überall vorhanden. Die zunehmende Erbitterung zwischen reich
und arm, die öffentliche Besprechung der Rechte und Leiden des Volkes,
das Dahinschwinden der Achtung vor bürgerlicher und kirchlicher Autorität,
der revolutionäre Zug bei den breiten Volksmassen, deren Unzufriedenheit
mit den Personen und Gesetzen, die das System halten, immer mehr wächst.
Wie vor 100 Jahren die Unabhängigkeitserklärung Amerikas im französischen
Volk die Sehnsucht nach Freiheit und Unabhängigkeit erweckte, so übt
auch der Erfolg, den dieser Versuch einer Regierung durch das Volk gehabt
hatte, heute seinen Zauber auf die Völker der alten Welt aus. Das sieht
man schon an der Auswanderung aus anderen Ländern nach der Union.
Doch
genügt die Freiheit und das Gedeihen Amerikas nicht im entferntesten, um
alle zu befriedigen. Viele verlangen noch bessere Verhältnisse und mühen
sich ab, sie herbeizuführen. Ja, nirgends in der ganzen Christenheit sind
derartige Bestrebungen in gleichem Maße vorhanden als gerade hier. Jeder
Einzelne ist stets ängstlich darauf bedacht, seine wirklichen oder
eingebildeten Rechte wahrzunehmen. Der Grundzug alles Denkens ist hier wie
anderswo durchaus revolutionär und wird es immer mehr.
Die
französische Revolution war der Kampf eines gewissen Maßes von Wahrheit
gegen althergebrachten Irrtum und Aberglauben, wie ihn staatliche und
kirchliche Gewalten zur Steigerung ihrer Macht und zur Niederhaltung des
Volkes lange Zeit gefördert und gestützt hatten. Doch zeigte sie die
Gefahr, die in der Freiheit liegt, wenn der Mensch nicht von Gerechtigkeit
und Besonnenheit („gesundem Sinn“) sich leiten lässt. (2. Timotheus
1:7) Halblernen ist immer ein böses Ding.
Genauso
heutzutage; nur ist der Geist der Freiheit nicht erst am Erwachen, und das
Maß von vorhandenem Lichte ist viel reichlicher geworden. Wir können uns
also nicht falscher Sicherheit hingeben und rufen: Friede! Friede! da doch
kein Friede ist. Namentlich nicht angesichts der Weissagung, in deren
Licht betrachtet die französische Revolution dem ersten von ferne
grollenden Donner eines heraufziehenden Gewitters, dem Knacken der
Weltzeituhr vergleichbar ist, das ankündigt, dass Mitternacht, die Stunde
des Zusammenbruchs der alten Ordnung und des Beginns der neuen Ordnung,
des Jubeljahres mit seinem Besitzwechsel bevorsteht. Dieser Vorbote hat
denn auch die ganze Welt aufgeschreckt und die gewaltigen Kräfte in Tätigkeit
versetzt, welche die alte Ordnung gänzlich umzustürzen bestimmt sind.
Wenn
dann die Vorbereitungen alle vollendet sind, mag eine Kleinigkeit
hinreichen, den ganzen stolzen gesellschaftlichen Bau der Menschheit in
Flammen zu setzen. War doch das Signal der französischen Revolution auch
die Hungerkundgebung der Pariser Weiber, über welche die Königin Maria
Antoinette auch nichts Besseres zu sagen wusste, als: „Wie töricht sind
doch diese Weiber! Wenn das Brot teuer ist, so mögen sie Kuchen kaufen,
die jetzt so billig sind!“
Eine
Erzählung von Charles Dickens, deren Schauplatz in die unruhigen Zeiten
der französischen Revolution verlegt ist, beginnt wie folgt und passt
trefflich auf die jetzige Zeit, wenn er sagt:
„Es
war die beste Zeit, es war die schlimmste Zeit; es war das Zeitalter der
Weisheit, es war das Zeitalter der Torheit; es war die Epoche des Glaubens,
es war die Epoche des Unglaubens; es war die Zeit des Lichtes, es war die
Zeit der Finsternis; es war der Frühling der Hoffnung, es war der Winter
der Verzweiflung; wir hatten alles vor uns, wir hatten nichts vor uns; wir
gingen alle direkt in den Himmel, wir gingen direkt den anderen Weg - kurz,
die Periode war so ähnlich der jetzigen Periode, dass einige ihrer
lautesten Autoritäten darauf bestanden, sie müsse nur im höchsten Grade
ihrer Vergleichung als gut oder böse angenommen werden.“
Die
Ähnlichkeit der allgemeinen Lage von heute mit der damaligen ist auch
darin auffallend, dass schon viele denkende Beobachter der Zeichen der
Zeit Alarm geblasen haben, während andere absolut nichts sehen wollen,
und doch sind die Klagen, die der französischen Revolution vorangingen,
nichts im Vergleich mit denen, welche heute in der ganzen Welt von den
Massen zu den Inhabern der Gewalt aufsteigen.
Wir
wollen nur einen der eben erwähnten Herolde zitieren, Prof. G. D. Herron
vom Gymnasium Iowa, welcher sagt:
„Überall
sind Anzeichen allgemeiner Änderung. Das ganze Menschengeschlecht
erwartet große Dinge und sieht gespannt deren Vollendung entgegen. Jeder
Nerv der Gesellschaft empfindet die ersten Wehen einer großen Prüfung,
welche über alle, die auf Erden wohnen, kommen und sie zu einer göttlichen
Freiheit führen wird. (Er sieht jedoch nicht die Art der Befreiung, noch
wie sie herbeigeführt werden wird.)
„Wir
stehen an der Schwelle einer Revolution, welche alle bestehenden religiösen
und politischen Einrichtungen vernichten und Weisheit und Mut der reinsten
und mutigsten Seelen auf Erden auf die Probe stellen wird ... Die soziale
Revolution, welche die letzten Jahre des gegenwärtigen und die ersten des
kommenden Jahrhunderts mit einem größeren Maße von Leiden einerseits,
von Neuschöpfungen andererseits erfüllen wird als je seit der Kreuzigung
des Menschensohnes, ist der Ruf und die letzte Gelegenheit für die
Namenchristenheit, christlich zu werden.“
Doch
leider wird dieser Ruf nicht beachtet, ja nicht einmal vernommen als nur
von einer kleinen, hilflosen Minderheit derer, die heute im Besitz von
Gewalt sind, so groß ist das selbstsüchtige Treiben und so stark sind
die Fesseln der Gewohnheit! Erst die Kämpfe der kommenden großen
sozialen Erschütterung werden Wandel schaffen, und bei ihrem
schrecklichen Verlauf wird nichts deutlicher hervortreten als die
Gerechtigkeit der Vergeltung. Diese Gerechtigkeit wird dann allen Menschen
die Tatsache klar machen, dass der gerechte, oberste Richter über alles,
was auf Erden ist, Gerechtigkeit zu seiner Richtschnur macht. - Jesaja
28:17
Den
vergeltenden Charakter der französischen Revolution, den diese mit der
kommenden Trübsal und derjenigen der Zeit der Ernte am Ende des jüdischen
Zeitalters gemein hat, schildert Thomas H. Gill in seinem „Drama des
Papsttums“ wie folgt:
„Je
eingehender man sich mit der französischen Revolution beschäftigt, umso
deutlicher wird ihre ganz allein dastehende Art unter allem Befremdlichen
und Schrecklichen, das schon über den Erdkreis gegangen ist. Nie war die
Welt Zeuge eines so gewissenhaften und erhabenen Aktes der Vergeltung. Hat
sie auch schreckliche Übel hervorgebracht, so hat sie eben solchen, die
ihre Voraussetzung waren, ein Ende gemacht. In einem Land, wo alles
Hergebrachte in einem Augenblick verschwindet, wo das gesamte
gesellschaftliche und staatliche System auf den ersten Streich fallen, wo
Monarchie, Aristokratie und Kirche fast ohne Widerstand hinweg gerafft
werden konnte, musste der ganze Staatsaufbau verfault, Königtum, Adel und
Geistlichkeit schwerster Vergehen schuldig gewesen sein. Wo Vorzüge
dieser Welt, als gute Familie, angesehene Stellung, Reichtum, feine
Kleidung und Gesittung ebenso viele Gefahren wurden, mussten sie zuvor
schrecklich missbraucht worden sein.
„Ein
Volk, das die christliche Religion abschaffte und des Landes verwies, das
an die Stelle der Religion die Vernunft, an die Stelle der heiligen Maria
eine Hure setzte, das allem Bestehenden einen solchen Vernichtungskrieg
machte, dass es selbst den Gruss und die Zeiteinteilung abändert, muss
nur auf eine Jammerkarikatur der christlichen Religion gebaut und die
Vergangenheit in seiner ganzen Bitterkeit gekostet haben.
„Die
Zerstörung der Schlösser der Adligen, die Schändung der Königsgräber,
die Hinrichtung des Königs und der Königin, das traurige Schicksal des
Dauphin, die Bettelarmut der Prinzen, die Abschaffung von Priestern und
Aristokraten, die Herrschaft der Guillotine, die „republikanischen Ehen“
(die Ertränkung gefesselter nackter Paare in der Loire), die Gerberei von
Meudon, die Handschuhe aus Menschenhaut herstellte: alles dies sind
schreckliche Dinge, aber sie tragen sichtlich den Stempel der Vergeltung.
Sie erinnern an die Frevel des alten Frankreich, an die bejammernswerte
Lage der Bauern, die der Steuerlast erlagen, von der der Adlige frei war,
die nebst den Steuern, Kriege und schauderhafter Misswirtschaft immer
wieder der Hungersnot preisgegeben waren, die, wenn sie über Hunger
klagten, zu zwanzig oder fünfzig aufgeknüpft oder niedergeschossen
wurden und das Jahrhunderte lang, sie erinnern an die
Protestantenverfolgungen, wie die Bartholomäusnacht, die Dragonaden, die
Menschenjagden in den Cevennen usw. Aber in keiner Beziehung ist das
Vergeltungswerk der französischen Revolution ersichtlicher, als in dem
Verfahren des revolutionären Frankreich mit dem Papsttum und der
katholischen Kirche.
„Eben
jenes Frankreich, das nach so schweren Kämpfen die Reformation abgewehrt
und dabei so schreckliche Greuel begangen hatte, richtete nun seine
rasende Wut gegen die Kirche Roms, der zuliebe es so grausam gewesen war,
schaffte den katholischen Gottesdienst ab, schlachtete in den Straßen
seiner großen Städte Hunderte von Priestern hin, veranstaltete Jagden
auf dieselben und deportierte Tausende in weit entlegene Kolonien, genau
wie es zuvor, den Priestern zuliebe, die Protestanten herum gehetzt,
hingeschlachtet und zum Land hinausgejagt hatte, ja, es überzog den
Kirchenstaat mit Krieg und trieb mit dem wehrlosen Papsttum grausamen
Spott.
„Die
Kirchengüter in Frankreich wurden zu Händen des Staates konfisziert, die
Geistlichkeit war nunmehr eine besoldete Körperschaft, die Protestanten
erhielten Kultusfreiheit und bürgerliche Rechte. Zuletzt wurde Papst Pius
VI. als Gefangener nach Frankreich geschleppt, wo er (in Valence) starb.
„Ja, es war ein großartiges Schauspiel
der Vergeltung, das am Ende des 18. Jahrhunderts sich vor den Augen der
staunenden Welt in Frankreich abspielte, das auf ihren Befehl Zehntausende
von Protestanten hingemordet hatte. Dieser elende Tod des Papstes in jener
Dauphine, die Zeuge so vieler Kämpfe der Protestanten gewesen war, so
nahe bei jenen Alpentälern, in welchen französische Soldaten die
Waldenserjagd vorgenommen hatten, diese Umwandlung des Kirchenstaates in
eine römische Republik und dieser Sturz der weltlichen Herrschaft des
Papstes durch eben jenes Frankreich, dessen Bewohner zur Zeit Pipins und
Karls des Großen dem Papst Länder geschenkt hatten!
„Viele
meinten damals, dass es jetzt mit dem Papsttum zu Ende sei. Die französische
Revolution war indes nur der Anfang des Gerichts. Frankreich hat den Sturz
des Papsttums nur begonnen. Der Sturz wird und muss ein vollständiger
werden, wenn er auch noch längere Zeit verzieht und durch dieses oder
jenes hinausgeschoben wird, ja, bisweilen vermeidbar erscheint.“
Dessen
können wir sicher sein, dass die kommende Trübsal in nichts hinter
derjenigen, die ihr als Vorbild diente, zurückstehen, vielmehr weit
schrecklicher und allgemeiner sein wird. Denn erstlich sind heutzutage
alle Teile der Gesellschaft viel abhängiger voneinander denn je zuvor,
und zwar nicht nur für die Annehmlichkeiten, sondern gerade für die
unentbehrlichsten Bedürfnisse des Lebens; so würde die Unterbrechung des
Eisenbahnverkehrs unsere großen Städte binnen einer Woche der Hungersnot
preisgeben und allgemeine Anarchie jeglicher Industrie, die vom Handel und
Kredit lebt, sofort ein Ende machen. Sodann erklärt es unser Herr ganz
ausdrücklich, dass die kommende „große Drangsal (eine derartige) sein
wird, dergleichen von Anfang der Welt bis jetzt nicht gewesen ist, noch je
sein wird.“ - Matthäus 24:21; Daniel 12:1; Joel 2:2
Wenn
nun auch keine Hoffnung bestehen bleibt, dass diese Trübsal abgewendet
werden könnte, so gibt die Schrift darüber Auskunft, wer vor dem
kommenden Sturm geborgen sein wird. Den wahren Gläubigen ist Erlösung
verheißen vor der größten Machtentfaltung des Sturmes. Alle, die
Gerechtigkeit lieben und Frieden suchen, sollten mit Fleiss ihr Haus
bestellen, wie geschrieben steht: „Ehe das Beschlossene sich
verwirklicht - wie Spreu fährt der Tag daher - ehe denn über euch komme
die Glut des Zornes Jehovas! Suchet Jehova, alle ihr Sanftmütigen des
Landes, die ihr sein Recht gewirkt habt, suchet Gerechtigkeit, suchet
Demut, vielleicht werdet ihr geborgen am Tage des Zornes Jehovas.“ -
Zephanja 2:2,3
Damit
diese alle wach werden und die Lage begreifen, fordert der Prophet Joel
diejenigen auf, die diese Dinge sehen, Alarm zu blasen, indem er sagt: „Stoßet
in die Posaune, blaset Alarm auf meinem heiligen Berge (der
Namenchristenheit, die sich als den heiligen Berg oder das Reich Gottes
betrachtet), alle Einwohner des Landes mögen erbeben, denn der Tag des
Herrn kommt; er steht vor der Tür.“ (Joel 2:1) „Über die Bösen“,
sagt der Psalmist (11:3-7), „werden Fallstricke, Feuer und Schwefel (Bilder
für Trübsal und Vernichtung) und ein schrecklicher Sturm hereinbrechen;
dies wird der Trank in ihrem Becher sein, denn der gerechte Gott liebt
Gerechtigkeit.“ - engl. Übers.
Die
Schlacht am großen Tag Gottes, des Allmächtigen, wird die größte
Revolution sein, die die Welt gesehen hat, weil sie alle Ungerechtigkeit rächen
wird. Denn was von den Einzelnen gilt, das gilt auch von den Nationen:
„Es ist nichts verborgen, das nicht offenbar werde, und ist nichts
heimlich, das man nicht wissen werde.“ (Matthäus 10:26) Das geht schon
jetzt in Erfüllung; denn die Scheinwerfer zunehmender Intelligenz ermöglichen
es, die geheimen Winkelzüge der Politik und der Finanzwirtschaft, die
Berechtigung oder Unrechtmäßigkeit kirchlicher Ansprüche usw. zu
erkennen. Alle werden vor die Schranken gefordert und von den Menschen wie
auch von Gott für gut oder böse befunden, je nachdem sie sich an das
Wort Gottes, an die goldene Regel, das Gebot der Nächstenliebe und an das
Vorbild Christi gehalten haben.
Die
Schlacht am großen Tage hat ihre Entwicklungsstufen. In ihrem Hintergrund
ruhen die Gründe zum Streit, die tatsächlichen oder eingebildeten Leiden
der Einzelnen Menschen wie der Völker. Dann kommt eine klare Beurteilung
dieser Leiden durch die, die sie betreffen, dann kommen verschiedene
Versuche, diese Leiden zu beseitigen, die, da sie erfolglos sind, erst
einen Streit mit Worten, dann einen solchen mit den Waffen herbeiführen.
Der allgemeine Charakter dieses Streites ist der des Kampfes des Lichtes
gegen die Finsternis, der Freiheit gegen die Unterdrückung, der Wahrheit
gegen den Irrtum. Der Streit wird alle Welt umfassen; der Bauer wird gegen
den Fürsten, die Kanzel gegen den Lehrstuhl, die Arbeit gegen das Kapital,
die Unterdrückten gegen Gewalt und Ungerechtigkeit, die Unterdrücker zur
Verfechtung dessen, was sie als ihr Recht betrachten, in Waffen stehen.
Des Herrn großes Heer
In den vorangehenden Abschnitten haben wir
die Vorbereitungen auf den Konflikt behandelt, die Organisation, Ausrüstung
und Einübung gewaltiger Armeen, den Bau großer Schlachtschiffe, die
Erfindung neuer, Wunder verrichtender Kriegswaffen und Sprengstoffe, die
Ausnutzung der Steuerkraft aller Länder zum Zwecke der Kriegsbereitschaft,
das Murren der bis an die Zähne bewaffneten Völker, die einander fortwährend
bedrohen. Angesichts dieser Millionen geübter Krieger fragen wir: Welches
von diesen Heeren ist dann dasjenige, das der Prophet des Herrn großes
Heer nennt? Kann sich die Weissagung auf eines derselben beziehen? Und
wenn ja, in welchem Sinn können dieselben als des Herrn großes Heer
betrachtet werden, da sie doch nicht von seinem Geist beseelt sind? Oder
bezieht sich die Weissagung auf das Volk Gottes, auf die Kreuzesstreiter,
von deren Waffen der Apostel Paulus (2. Korinther 10:3-5) sagt, sie seien
nicht fleischlich, „sondern göttlich mächtig zur Zerstörung von
Festungen?“ Kann es sein, dass „das Schwert des Geistes, welches das
Wort Gottes ist“ (Epheser 6:17), in der Hand des Volkes Gottes, das von
seinem Geist erfüllt ist, das große Werk des Sturzes aller Reiche dieser
Welt und der Unterwerfung derselben unter den Christus zu seiner ewigen
Herrschaft verrichten soll?
Möchte
es so sein! Allein es wird nicht so sein; dagegen sprechen die
Weissagungen und die Zeichen der Zeit, wie wir zur Genüge gesehen haben.
Im Gegenteil, die Proteste und Warnungen der Rechtschaffenen werden von
der Welt verächtlich übersehen, und die Völker fahren fort, im Dunkeln
zu wandeln, und so geraten denn alle Grundfesten der „Erde“ (der
gegenwärtigen sozialen Ordnung) ins Wanken (Psalm 82:5) und gefährden
damit den ganzen gesellschaftlichen Aufbau, an dem zur Zeit so kräftig
gerüttelt wird. „Wir haben Babel heilen wollen“, sagt der Prophet,
„aber es ist nicht genesen; verlasset es („gehet aus ihr hinaus, mein
Volk“ - Offenbarung 18:4) ... ; denn sein Gericht reicht bis an den
Himmel und erhebt sich bis zu den Wolken.“ - Jeremia 51:9
Es
sind offenbar nicht die Heiligen, welche das große Heer des Herrn bilden
werden, von dem der Prophet sagt, dass es die Reiche dieser Welt stürzen
wird. Ihre Waffen sind zu diesem Zweck nicht hinreichend. Sie sind wohl mächtig,
wie der Apostel bezeugt, unter denen, die unter ihrem Einfluss stehen.
Unter dem wahren Volk Gottes, das sein Herz stets unter dem Einfluss der göttlichen
Lehre hält, ist sein Wort schärfer denn ein zweischneidiges Schwert,
indem es tatsächlich, wie wir in 2. Korinther 10:4,5 lesen, „Vernunftschlüsse
(menschliche Beweise) zerstört und jede Höhe, die sich erhebt wider die
Erkenntnis Gottes, und jeden Gedanken gefangen nimmt unter den Gehorsam
des Christus.“ Aber auf die Welt machen diese Waffen nicht diesen
Eindruck. Zudem ist die Schar der Heiligen nicht eine große Armee,
sondern eine „kleine Herde“; so bezeichnete sie unser Herr selbst. -
Vergleiche Lukas 12:32; Joel 2:11
Betrachten
wir die prophetische Beschreibung dieser großen Armee (Joel 2:2-11):
„Ein
großes und mächtiges Volk, desgleichen von Ewigkeit her nicht gewesen
ist und nach ihm nicht mehr sein wird bis in die Jahre der Geschlechter
und Geschlechter. Vor ihm her verzehrt das Feuer, und nach ihm lodert die
Flamme; vor ihm ist das Land wie der Garten Eden, und nach ihm eine öde Wüste,
und auch lässt es keine Entronnenen übrig. Sein Aussehen ist wie das
Aussehen von Rossen; und wie Reitpferde, also rennen sie (die Volksmassen).
Gleich Wagengerassel hüpfen sie auf den Gipfeln der Berge (Königreiche),
gleich dem Prasseln der Feuerflamme, welche Stoppeln verzehrt; sie sind
wie ein mächtiges Volk, zum Kampf gerüstet.
„Vor
ihm (dem Herrn und seinem Heer) zittern die Völker, alle Angesichter
erblassen. Sie (die Streiter) rennen wie Helden, wie Kriegsleute ersteigen
sie die Mauer; und sie ziehen ein jeder auf seinem Weg, und ihre Pfade
wechseln sich nicht; und keiner drängt den anderen, sie ziehen jeder
einzelne auf seiner Bahn; und sie stürzen zwischen den Waffen hindurch
und halten nicht inne. Sie laufen in der Stadt umher, rennen auf die Mauer,
steigen in die Häuser; durch die Fenster dringen sie ein wie der Dieb.
Vor ihnen erbebt die Erde (die gegenwärtige soziale Ordnung), erzittert
der Himmel (die kirchlichen Gewalten); Sonne und Mond (der erleuchtende
Einfluß des Evangeliums und des mosaischen Gesetzes) verfinstern sich (da
allgemeiner Unglaube Platz greift), und die Sterne (die apostolischen
Leuchten (Offenbarung 12:1) werden verdunkelt sein) verhalten ihren Glanz
(die dunkle Nacht wird gekommen sein, da niemand wirken kann. - Johannes
9:4; Jesaja 21:9,11, 12). Und Jehova lässt vor seinem Heere her seine
Stimme erschallen, denn sein Heerlager ist sehr gross (in der ganzen
Namenchristenheit), denn der Vollstecker seines Wortes ist mächtig; denn
groß ist der Tag Jehovas und sehr furchtbar, und wer kann ihn ertragen?“
Dieses
Heer des Herrn muss die fürchterlichen Schrecken des bösen Tages
durchmachen, wenn die erregten Elemente, die sich jetzt zum Kampfe (Feuer)
rüsten, auf dem Höhepunkt ihrer Erregung angelangt sein werden. Diese
Armee ist es, die unter des Herrn Überwachung die Throne der Königreiche
umstürzen und die Macht der Reiche der Nationen zerstören wird. (Haggai
2:22) Aber wo ist denn ein solches Heer? Ist es das deutsche? Ist es das
französische, das englische, das russische? Ist es die Miliz der
Vereinigten Staaten? Ein so großes Heer, wie es der Prophet hier
beschreibt, ein Heer, das in wenigen Jahren so Großes verrichtet haben
wird, muss doch wohl schon jetzt irgendwo vorhanden sein und auf sein großes
Werk vorbereitet werden. Der Prophet beschreibt nicht eine zuchtlose Bande,
über welche ein gut ausgebildetes Heer leicht die Oberhand gewinnen könnte,
sondern ein mächtiges, gut diszipliniertes Heer.
Wo
ist denn, so fragen wir nochmals, ein solches Heer? Wo wird es ausgebildet?
Ein Heer, vor dem die „Erde“ (Gesellschaft) erbeben, und die „Himmel“
(Namenkirchen) erzittern werden (Joel 2:10), das diesen beiden
konservativen Mächten so keck den Krieg erklären wird? Wo ist das Heer,
das in nächster Zeit allen von der Namenchristenheit hochgehaltenen
Lehren, kirchlichen und bürgerlichen Organisationen die Anerkennung
versagen wird? - Das dem Fluch derselben trotzen, den Befehlen derselben
widerstehen und unangetastet bleiben wird? - Ein Heer, das weder den
Donner der Kanonen, noch den Hagel der Geschosse, noch die gewaltigsten
Schlachtschiffe zu fürchten braucht? - Das die Kronen von den Häuptern
der Könige reissen und die Reiche dieser Welt ins Meer stürzen wird, wo
es am tiefsten ist? - Das die Himmel in Brand setzen und die Erde im Feuer
schmelzen und dadurch der alten Ordnung der Dinge mit einem Mal ein Ende
machen wird, wie es die alten Propheten geweissagt haben?
Dass
dieses Heer existiert, glauben wir dem sicheren Wort der Weissagung; dies
erkennt auch die Namenchristenheit, und sie verlangt daher von ihren
Staatsmännern außerordentliche Schutzmassregeln. Aber gerade diese
Massregeln der gegenwärtigen Mächte werden wahrscheinlich ihr Verderben
sein, denn diese Armeen, auf die sie sich stützen, sind das bewaffnete
Volk. Diese wohl geübten Krieger haben Weib und Kind, Brüder und
Schwestern und Freunde unter dem gewöhnlichen Volk, und sie haben daher
die gleichen Interessen, und wenn sie den Königen dienen, ist es nur auf
Befehl und gegen ein Entgelt, welches sie bald nicht mehr als im Verhältnis
zu den Entbehrungen ansehen werden, die sie und ihre Angehörigen auf sich
nehmen müssen. Immer mehr verliert in ihren Augen der Kriegsruhm an Reiz,
immer deutlicher erkennen sie das Elend, das ein Krieg bedeutet. Immer
mehr schwindet ihre Ergebenheit den Regenten gegenüber, welche ihnen den
Dienst auferlegen, indem das gewöhnliche Volk daheim immer unzufriedener
wird und immer ängstlicher in die Zukunft schaut. Das alles macht es
wenigstens möglich, dass in der kommenden Krise die gewaltigen Heere der
Namenchristenheit diejenigen ihre Macht fühlen lassen werden, welche sie
zu ihrem Schutz ins Dasein gerufen haben. Diese rechnen auch mit dieser Möglichkeit.
Dieses zeigt der Umstand, dass, als die Hungersnot in Russland zu Aufläufen
führte, alle Vorkehrungen getroffen wurden, um die Soldaten in Unkenntnis
über die Ereignisse zu lassen, welche ihre Angehörigen betrafen. Auch
wurden Truppen aus anderen Landesteilen herangezogen, um die Aufläufe zu
unterdrücken.
Wir sehen heute (im Jahr 1897) noch nicht klar, welche Umstände
der Herr gebrauchen wird, um die Massen Bewaffneter in Bewegung zu setzen.
Aber wir leben in einer Zeit, in der die Geschichte mit Riesenschritten
fortschreitet, und zudem sind die Verhältnisse heute schon derart, dass
die Bewegung jeden Monat ihren Anfang nehmen könnte, wäre das Ende nicht
nach Gottes Plan erst auf 1914 bestimmt. (Siehe Band 2 und 3 der
Schriftstudien.) Unleugbar ist, dass die seit 1874, dem Beginn der Ernte
und „des Tages der Rache“ verstrichenen 23 Jahre die großen
Ereignisse, von denen die Schrift spricht, auf allen Gebieten vorbereitet
haben. Sie werfen schon ihre Schatten voraus und kommen so sicher, wie sie
prophezeit sind. Die 17 Jahre reichen vollauf hin zu ihrer Abwicklung.
Schon jetzt schwindet den Menschen das Herz vor Furcht und Erwartung der
Dinge, die da kommen sollen.
Die
behandelten Weissagungen, welche seit dem Beginn dieses „Tages der Rache“
öffentlich ausgelegt werden, gehen schnell ihrer Erfüllung entgegen, und
alle Welt kann die dunklen Umrisse der Ereignisse erkennen, welche näher
und näher rücken. Die Gesellschaft gleicht einem Pulverfass, in das nur
ein Funke zu springen braucht, einem schlagfertigen Heer, das nur auf ein
Kommando wartet, um loszuschlagen. Aber Gott ist es, der die Zeit bestimmt.
Die
Menschheit im allgemeinen weiss nicht, dass der Herr bei diesem Kampfe im
Spiele ist. Die streitenden Parteien gürten sich zur Verteidigung ihrer
persönlichen Vorteile, von denen sie ganz richtig denken, der Herr habe
damit nichts zu tun, und daher rechnen sie auch nur auf ihre eigene Kraft,
und wenn sie auch überall bereit sind, des Herrn Segen auf ihre
Vorkehrungen herabzurufen, so zählen doch die wenigsten darauf, erhört
zu werden. Niemanden aber werden die Ereignisse mehr überraschen, als die
kirchlichen Systeme, welche auf ein Reich Gottes, wie sie es sich
vorstellen, hinarbeiten, und daher das Reich Gottes, wie es in der Schrift
geoffenbart ist, nicht sehen. Ihnen wird des Herrn Werk in den nächsten
17 Jahren ein sonderbares Werk sein, wie es in Jesaja 28:21,22 geweissagt
ist:
„Denn
Jehova wird sich aufmachen, wie bei dem Berge Perazim, wie im Tale zu
Gibeon wird er zürnen: um sein Werk zu tun - befremdend ist sein Werk -
und um seine Arbeit zu verrichten - aussergewöhnlich ist seine Arbeit.
... Denn ich habe Vernichtung (Auflösung, Verzehrung) vernommen und
Festbeschlossenes von Seiten des Herrn, Jehovas der Heerscharen, über die
ganze Erde.“
Die
Gesellschaft (die „Erde,“ die „Elemente“ usw. in der Bildersprache
der Schrift) kann nicht in Brand geraten, bevor der Herr es zulässt, der
Entscheidungskampf kann nicht beginnen, bevor „Michael“, der Herzog
unserer Erlösung, aufsteht und sein Kommando erschallen lässt. (Daniel
12:1) Doch werden häufige Scharmützel auf der ganzen Linie vorangehen.
Der große Herzog versichert seiner Garde, der Kirche, dass die
Katastrophe, wiewohl unmittelbar bevorstehend, doch so lange zurückgehalten
wird, bis alle, die des Königs sind, und zur kleinen Herde, zur
Herauswahl gehören, versiegelt und versammelt sind.
Unterdessen
lasst uns im Gedächtnis behalten, dass der Apostel von dieser Trübsalszeit
sagt, sie werde über die Welt kommen wie die Wehen über ein schwangeres
Weib. Das beweist, dass nach jeder Zuckung eine kleine Ruhezeit folgt,
dass aber diese Zuckungen immer stärker werden und in immer kürzeren
Zwischenräumen aufeinander folgen. So ist es auch bis jetzt gegangen, und
so wird es weiter gehen, immer mehr, immer schneller, bis endlich die neue
Ordnung im Todeskampf der gegenwärtigen Ordnung geboren sein wird.
In
den vergangenen 6.000 Jahren hat der Herr die Welt (mit Ausnahme Israels)
ihre eigenen Wege gehen lassen; umso befremdlicher wird nun allen denen
sein Eingreifen erscheinen, welche die Veränderungen nicht verstehen, die
im 7. Jahrtausend fällig sind. Aber in diesem Kampf wird der Herr die
Raserei, die Selbstsucht und Ruhmsucht der Menschen bändigen und sie
zwingen, ihn zu preisen, ihm zu dienen, und weiter das Böse nicht
zulassen. Mit viel Langmut hat er die Herrschaft der Sünde, der
Selbstsucht und des Todes geduldet und sie als Mittel benutzt, seine
Auserwählten zu erziehen und alle Menschen von der „überaus großen Sündhaftigkeit
der Sünde“ zu überzeugen. Aber da die Welt im allgemeinen sein Gebot
der Liebe, seine Wahrheit und Gerechtigkeit verschmäht, nimmt er sich nun
vor, eine gewaltige Strafe über die Menschheit ergehen zu lassen, bevor
er den Unterricht fortsetzt. Dieser wird in der Verwirklichung der
Wohltaten der Gerechtigkeit im tausendjährigen Königreich seines lieben
Sohnes bestehen.
Wohl verbietet der Herr seinem Volk, mit Waffen des Fleisches zu kämpfen,
wohl gibt Jehova sich als Gott des Friedens, der Ordnung und der Liebe zu
erkennen, aber daneben erklärt er sich auch als Gott der Gerechtigkeit
und zeigt, dass die Sünde nicht immer in der Welt triumphieren, sondern
schließlich ihre Strafe finden wird. „Die Rache ist mein, ich will
vergelten, spricht der Herr.“ (Römer 12:19; 5. Mose 32:35) Und wenn er
aufsteht zum Gericht über die Völker, zur Strafe über alle Bösen,
bezeichnet er sich selbst als „Krieger“, „mächtig im Streit“, der
über ein „großes Heer“ gebietet. Und wer garantiert uns dafür, dass
die Millionen, die heute die Heere der Namenchristenheit ausmachen, nicht
eben jenes große Heer sein werden, das die Bollwerke der gegenwärtigen
gesellschaftlichen Ordnung umstürzen wird? - 2. Mose 15:3; Psalm 24:8;
45:3; Offenbarung 19:11; Jesaja 11:4; Joel 2:11
„Jehova
wird ausziehen wie ein Held, wie ein Kriegsmann den Eifer anfachen; er
wird einen Schlachtruf, ja, ein gellendes Kriegsgeschrei erheben, sich als
Held beweisen gegen seine Feinde.“ (Den Schlachtruf und das
Kriegsgeschrei seiner großen Armee und ihren Erfolg in der Ausführung
seiner Absicht einer Revolution schreibt er sich selbst zu; denn sie
vollenden, obwohl unwissend, sein Werk der Vernichtung. Er, Jehova, sagt:)
„Von lange her habe ich geschwiegen, war still, habe an mich gehalten.
Gleich einer Gebärenden will ich tief aufatmen, schnauben und schnaufen
zumal.“ - Jesaja 42:13,14
Doch
findet man in der Schrift auch eine Andeutung dafür, dass neben den
meuternden Armeen der Namenchristenheit noch andere Elemente Teile des großen
Heeres des Herrn bilden werden. So spricht der Herr durch den Propheten
Hesekiel (Kapitel 7:14-24), indem er auf dieselbe Zeit und die
herannahende Trübsal der Namenchristenheit hinweist:
„Und
ich will ihn (sie - die Namenchristenheit) der Hand der Fremden zur Beute
geben, und den Gesetzlosen der Erde zum Raube, dass sie ihn entweihen. ...
Verfertige die Kette! (bindet, vereinigt sie zusammen; machet gemeinsame
Sache) denn das Land ist voll Blutschuld, und die Stadt („Babylon“ -
die „Christenheit“) voll Gewalttat. Und ich werde die bösesten der
Nationen kommen lassen, dass sie ihre Häuser in Besitz nehmen; und ich
werde der Hoffart der Starken ein Ende machen, dass ihre Heiligtümer (ihre
„heiligen“ Stätten, ihre religiösen Einrichtungen usw.) entweiht
werden.“
Dies
kann so verstanden werden, dass die Pöbelherrschaft in der ganzen
Namenchristenheit durch Gemeinheit und Grausamkeit alle Greuel einer Überschwemmung
derselben durch heidnische Barbarei in den Schatten stellen wird. (Dieses
war zum Beispiel während der französischen Revolution der Fall.) Man
kann auch an eine Erhebung der gelben und schwarzen Rasse, an ein
Wiederaufleben des Islam denken. Wir sind jedoch ersterer Ansicht, dafür
haltend, dass die „bösesten der Nationen“, die „Schlimmsten unter
den Heiden“, Namenchristen sind, die ohne Gott, ohne christliche Gefühle
und Hoffnungen dahinleben; die Massen, die bis jetzt infolge ihrer
Unwissenheit oder ihres Aberglaubens in Schranken gehalten werden konnten,
denen aber im Morgenrot des zwanzigsten Jahrhunderts die Fesseln allmählich
von den Gliedern fallen.
Der
Herr wird sich dieser Unzufriedenen, Unwissenden und Hoffnungslosen, ihrer
Träume, Befürchtungen, Torheiten und ihrer Selbstsucht bedienen, um die
gegenwärtige Ordnung zu vernichten, damit Raum wird für seine Herrschaft,
unter welcher die Menschen erzogen werden sollen für das Reich der
Gerechtigkeit. Nur deshalb heißen sie „des Herrn großes Heer.“ Die
Heiligen, alle, die sich von Gottes Geist leiten lassen als seine „lieben
Kinder“, haben nichts zu schaffen mit diesem Teil des „Streites.“
Die Zustände dieses Streites
beispiellos
Ein solcher Streit wird sich in der
Vergangenheit nicht finden lassen. In der Bildersprache findet man ihn
beschrieben im 46. Psalm. (Vergleiche damit Psalm 97:2-6; Jesaja 24:19-21;
2. Petrus 3:10) Die „Hügel“ (weniger selbstherrliche Regierungen)
zergehen schon wie Wachs, behalten zwar äußerlich ihre Gestalt, werden
aber immer demokratischer. Die „Berge“ (Monarchien) werden durch
Revolutionen erschüttert und schließlich ins Meer der Anarchie versenkt
werden. Schon stürmt dies Meer gegen die Bollwerke der gegenwärtigen
Ordnung an, und bald wird die „Erde“ (der gegenwärtige
gesellschaftliche Aufbau) wanken und taumeln „wie ein Betrunkener“,
der sich vergeblich aufrecht zu halten sucht, und schließlich hinweg
getan werden, um der neuen „Erde“ (Gesellschaftsordnung) Platz zu
machen, in welcher Gerechtigkeit wohnt.
Die
gegenwärtige Gesellschaftsordnung wird nicht wiederhergestellt werden können:
1.
Weil sie überlebt ist und den neuen Verhältnissen nicht entspricht.
2.
Weil allgemeine Kenntnisse jetzt viel verbreiteter sind als zuvor.
3.
Weil die Entdeckung, dass die Geistlichkeit die Massen lange irregeführt
hat, diese für immer verächtlich machen wird.
4.
Weil die „frommen“ Leute im allgemeinen, in Unkenntnis des Planes
Gottes, glauben, sie müssten die gegenwärtige Ordnung verteidigen helfen.
Es
wird von wenig Nutzen sein, dass die „Himmel“ (die römische und
protestantische Kirche) zusammenrollen werden wie ein Buch. (Früher wurde
auf zum Schreiben zugerichtete Tierhaut, Pergament, geschrieben. Diese
wurde von zwei Seiten zusammengerollt und die so entstandenen zwei Rollen
des einen Buches oben befestigt. („versiegelt“ - Offenbarung 5:1) Öffnete
man nach einiger Zeit eine solche Buchrolle mit etwas Kraftanwendung, so
rollte sie sich beim Loslassen von selbst zusammen.) (Jesaja 34:4;
Offenbarung 6:14) Sie werden nichts vermögen gegenüber der steigenden
anarchistischen Hochflut. Vor diesem großen Heer wird „alles Heer der
Himmel (die Namenkirche) zerschmelzen, und die Himmel werden
zusammengerollt wie ein Buch (die beiden großen Körperschaften, welche
die geistlichen Himmel bilden - d. i. das Papsttum und der Protestantismus,
als die zwei wohl zu unterscheidenden Enden des Buches - nähern sich
jetzt einander immer schneller, sie „rollen zusammen“) und „all ihr
Heer fällt herab (fällt ab, nimmt ab, nicht auf einmal, sondern nach und
nach, aber schnell) wie das Blatt vom Weinstock abfällt, und wie das
Abfallende vom Feigenbaum.“ Dann werden schließlich diese „Himmel in
Feuer geraten und aufgelöst und die Elemente (aus denen sie bestehen) im
Brand zerschmelzen.“ - 2. Petrus 3:12
„Denn
wären sie gar wie Dornen verflochten (denn Protestantismus und Papsttum können
nie ineinander aufgehen; jedes wird dem anderen ein Dorn im Auge sein) und
von ihrem edlen Weine berauscht (vergiftet mit dem Geist dieser Welt), sie
sollen völlig verzehrt werden (sie sollen überwältigt und in der großen
Trübsal als religiöse Systeme gänzlich vernichtet werden) wie dürre
Stoppeln“; denn der Herr „wird gänzlich zerstören; die Drangsal wird
nicht zweimal erstehen.“ Gesegnete Verheißung! „Denn siehe, der Tag
kommt, brennend wie ein Ofen; und es werden alle Übermütigen und jeder Täter
der Gesetzlosigkeit zu Stoppeln werden; und der kommende Tag wird sie
verbrennen, spricht Jehova der Heerscharen, so dass er ihnen weder Wurzel
noch Zweig (für weitere Entwicklung) lassen wird.“ - Nahum 1:9,10;
Maleachi 4:1
Die Zeit der Trübsal Jakobs
Obwohl die große Trübsal zuerst über die
Namenchristenheit und schließlich über alle „Nationen“ hereinbrechen
wird, berichtet Hesekiel (38:8-12), dass der letzte Sturm dieser schweren
Zeit das nach Palästina zurückgekehrte Volk Israel heimsuchen wird. Der
Prophet scheint eine Massenauswanderung der Israeliten nach Palästina
vorauszusetzen, wie sie bis jetzt nicht Platz gegriffen hat, aber in der
gegenwärtigen Erntezeit noch stattfinden wird. Er stellt sie dar als in
großer Zahl aus allen Nationen gesammelt, im Besitz großer Reichtümer,
als Bewohner bisher öder Plätze und sich des Friedens erfreuend in einer
Zeit, in der die übrige Welt in wilden Zuckungen liegen wird. - Hesekiel
38:11,12
Jedermann
sieht, dass diese Auswanderung der Israeliten nach Palästina begonnen
hat, aber es ist offensichtlich, dass es eines großen, plötzlichen
Impulses bedürfen wird, um sie zu einer Massenauswanderung zu machen. Was
dieser Anstoß sein wird, sehen wir jetzt noch nicht; dass aber ein
solcher eintritt, ersehen wir aus Jeremia 16:14-17,21.
„Darum
siehe, Tage kommen, spricht Jehova, da nicht mehr gesagt werden wird: So
wahr Jehova lebt, der die Kinder Israel aus dem Lande Ägypten heraufgeführt
hat! sondern: So wahr Jehova lebt, der die Kinder Israel heraufgeführt
hat aus dem Lande des Nordens (aus Russland?) und aus all den Ländern,
wohin er sie vertrieben hatte! Und ich werde sie in ihr Land zurückbringen,
das ich ihren Vätern gegeben habe. Siehe, ich will zu vielen Fischern
senden, spricht Jehova, dass sie sie fischen; und danach will ich zu
vielen Jägern senden, dass sie sie jagen von jedem Berg (Reich) und von
jedem Hügel und aus den Felsenküsten. Denn meine Augen sind auf alle
ihre Wege gerichtet; sie sind vor mir nicht verborgen, und ihre
Ungerechtigkeit ist nicht verhüllt vor meinen Augen.
„Darum
siehe, dieses Mal werde ich ihnen kundtun, werde ihnen kundtun meine Hand
und meine Macht; und sie werden wissen, dass mein Name Jehova ist.“
Dass
der Herr diesen Anstoss geben kann, daran zweifeln wir keinen Augenblick.
Jedes Land hat gegenwärtig seine Judenfrage, welche durch göttliche Fügung
jeden Augenblick brennen kann und die Nationen, wie es der Prophet
andeutet, zum gemeinsamen Handeln in der Heimschaffung der Juden
veranlassen wird. Aber ebenso wie beim Auszug aus Ägypten werden sie auch
sicherlich dann nicht mit leeren Händen ausziehen (2. Mose 12:31-36),
sondern nach Hesekiels Weissagung profitierend von irgend einem Druck auf
die den Völkern. Israel wird, wenn es einmal in seinem Land ist, fern von
den tosenden Wirren, sich schnell heimisch einrichten und den neuen Verhältnissen
anpassen.
Dann
aber wird noch eine letzte Trübsal über sie kommen; denn dem Propheten
zufolge wird der letzte Kampf des „Tages des Herrn“ in Palästina
stattfinden. Die Ruhe und das Gedeihen, dessen sich Israel in jener Zeit
erfreuen soll, sowie seine anscheinende Wehrlosigkeit wird andere Völker
zu einem Raubzug nach Palästina bewegen. Dies wird Plünderung und
allerlei Elend über Israel bringen, besorgt von „Gog und Magog.“ (Hesekiel
38) „Wehe!“ sagt Jeremia (30:7), „denn groß ist jener Tag,
ohnegleichen, und es ist eine Zeit der Drangsal für Jakob; doch wird er
aus ihr gerettet werden.“
Von
Gog und Magogs Scharen, wie von einem Mann redend, spricht der Prophet:
„Ich
will hinauf ziehen in das Land der offenen Städte, will über die kommen,
welche in Ruhe sind, in Sicherheit wohnen, die allesamt ohne Mauern wohnen,
und Riegel und Tore nicht haben.“ „Um Raub zu rauben,“ sagt der
Prophet, „(wirst du gehen), und Beute zu erbeuten, um deine Hand zu
kehren gegen die wieder bewohnten Einöden und gegen ein Volk, das aus den
Nationen gesammelt ist, welches Hab und Gut erworben hat, welches den
Mittelpunkt der Erde bewohnt.“ (Hesekiel 38:11-13) Diese Ereignisse
vorhersehend, als ob er diese Heere selbst anrede, sagt der Prophet weiter:
„Und du wirst von deinem Ort kommen, vom äußersten Norden her (Europa
und Asien liegen nördlich von Palästina), du und viele Völker mit dir,
auf Rossen reitend, allesamt, eine große Schar und ein zahlreiches Heer.
Und du wirst wider mein Volk Israel heraufziehen wie eine Wolke, um das
Land zu bedecken. Am Ende der Tage wird es geschehen (offenbar die
Schlussszene des Tages der Trübsal), dass ich dich heranbringen werde
wider mein Land, auf dass die Nationen mich kennen, wenn ich mich an dir,
Gog, vor ihren Augen heilige (absondere, auszeichne als dein Besieger).“
- Hesekiel 38:15,16
Wenn
aber die Trübsal ihren Höhepunkt erreicht hat, wird Gott sich als ihr
Helfer offenbaren, wie in alter Zeit. Ihre Verlegenheit wird seine
Gelegenheit sein, und ihre Blindheit wird von ihnen genommen werden. Wir
lesen Sacharja 14:2,3:
„Und
ich werde alle Nationen (dargestellt in dem Heere von Gog und Magog) nach
Jerusalem zum Krieg versammeln; und die Stadt wird eingenommen, und die Häuser
werden geplündert, und die Weiber geschändet werden; und die Hälfte der
Stadt wird in die Gefangenschaft ausziehen, aber das übrige Volk wird
nicht aus der Stadt ausgerottet werden. Und Jehova wird ausziehen und
wider jene Nation streiten, wie an dem Tage, da er streitet, an dem Tage
der Schlacht.“
Jesaja
(28:21) berichtet von derselben Sache und führt Israels Errettung durch
den Herrn aus der Hand der Philister zu Perazim und aus der Hand der
Amoriter zu Gibeon an, indem er spricht:
„Denn
Jehova wird sich aufmachen wie bei dem Berge Perazim; wie im Tale zu
Gibeon wird er zürnen.“
2.
Samuel 5:19-25; 1. Chronika 14:10-17; Josua 10:10-15 sind Beispiele dafür,
dass Gott nicht von menschlichen Mitteln abhängig ist, um seine
Schlachten zu schlagen. So wird Gott in dieser großen Schlacht sein Volk
zu seiner Zeit und in seiner Art zu retten wissen.
In
Hesekiels Prophezeiung (38:1-13) nennt der Herr die hauptsächlichsten Kämpfer
in diesem Streit um Palästina; aber wir können diese Namen nicht mit
voller Sicherheit deuten. Magog, Mesech, Tubal, Gomar, Togomar, Javan und
Tarsis waren Kinder Japhets, des vermutlichen Stammvaters der ersten
Bewohner Europas. Scheba und Dedan waren Kinder Hams, dessen Nachkommen
Nordafrika bevölkert haben sollen. (1. Mose 10:2-7) Dies deutet in großen
Zügen auf einen Angriff Europas und anderer Länder auf das gelobte Land.
Die
Überwältigung und Vernichtung dieser Feinde am Schluss des „Endes“
und unmittelbar vor Beginn der Herrschaft Gottes ist in Hesekiel 38:18 bis
39:20 sehr anschaulich beschrieben. Sie kann nur verglichen werden mit dem
Untergang Pharaos und seines Heeres, als er des von Gott befreiten Volkes
Israel wieder habhaft zu werden versuchte. In dieser Einzelheit wird also
Israels Errettung, wie Micha 7:15 geschrieben steht, sein „wie in den
Tagen, da du aus dem Lande Ägypten zogest“ - gleich jenem „Wunder.“
Nachdem
der Prophet (Hesekiel 38:1-17) zu verstehen gegeben hat, dass dieser Überfall
(über das „am Ende der Tage“ nach Palästina zurückgekehrte Israel,
das viel „Hab und Gut“ hat und „in Sicherheit wohnt“) ein plötzlicher
sein wird, dem Schatten einer Wolke vergleichbar in seinem Kommen, heißt
es: „So spricht der Herr, Jehova: Bist du der, von welchem ich in
vergangenen Tagen geredet habe durch meine Knechte, die Propheten Israels,
welche in jenen Tagen Jahre lang weissagten, dass ich dich wider sie
heraufbringen würde?“ Der Herr erklärt hierauf, dass er sich die
Vernichtung des Heeres der Bösen vorgenommen habe, und aus den
Einzelheiten der Beschreibung scheint hervorzugehen, dass diese
Vernichtung durch einen Ausbruch der Eifersucht zwischen den verschiedenen
Elementen dieses Heeres herbeigeführt werden wird, der dann den letzten
Überrest der Staatsgewalten hinweg fegen wird. - Offenbarung 16:18-21
Das
Zeugnis aller Propheten geht dahin, dass sich Gottes Macht bei der
Errettung Israels in so wunderbarer Weise zu erkennen gibt, dass alle Welt
wissen wird, dass der Herr sich seines Volkes wieder annimmt und ihr König
wird, wie in alter Zeit; dann wird alle Welt die göttliche Herrschaft schätzen
lernen, und diese wird bald der Gegenstand des Wunsches aller Nationen
sein. So lesen wir Hesekiel 39:21-29:
„Und
ich werde meine Herrlichkeit unter den Nationen erweisen; und alle
Nationen sollen mein Gericht sehen, welches ich gehalten, und meine Hand,
die ich an sie gelegt habe. Und von jenem Tage an und hinfort wird das
Haus Israel wissen, dass ich, Jehova, ihr Gott bin. Und die Nationen
werden wissen, dass das Haus Israel um seiner Ungerechtigkeit willen
weggeführt wurde, weil sie treulos gegen mich gewesen sind (indem sie
Christum verwarfen - Römer 9:29-33), und (darum) ich mein Angesicht vor
ihnen verborgen und sie in die Hand ihrer Bedränger gegeben habe (während
der Jahrhunderte der christlichen Zeitordnung), so dass sie allesamt durch
das Schwert gefallen sind. Nach ihrer Unreinigkeit und nach ihren Übertretungen
habe ich mit ihnen gehandelt und habe mein Angesicht vor ihnen verborgen.
„Darum
(jetzt, wo diese Strafe vollendet ist) so spricht der Herr, Jehova: Nun
werde ich die Gefangenschaft Jakobs wenden und mich des ganzen Hauses
Israel erbarmen (der Lebenden und Toten, da die „Zeiten der
Wiederherstellung“ gekommen sind - Apostelgeschichte 3:19-21) und werde
eifern für meinen heiligen Namen. Und sie werden ihre Schmach tragen und
alle ihre Treulosigkeit, mit welcher sie treulos gegen mich gehandelt
haben, wenn sie in ihrem Land sicher wohnen und niemand sie aufschreckt,
wenn ich sie aus den Völkern zurückgebracht und sie aus den Ländern
ihrer Feinde gesammelt, und ich mich an ihnen geheiligt habe vor den Augen
vieler Nationen. Und sie werden wissen, dass ich, Jehova, ihr Gott bin,
indem ich sie zu den Nationen weggeführt habe und sie wieder in ihr Land
sammle und keinen mehr von ihnen dort übrig lasse. Und ich werde mein
Angesicht nicht mehr vor ihnen verbergen, weil ich meinen Geist über das
Haus Israel ausgegossen habe, spricht der Herr, Jehova.“
Jesaja
59:19,20 heißt es:
„Und
sie (die Völker) werden den Namen Jehovas fürchten vom Niedergang an und
vom Sonnenaufgang seine Herrlichkeit. Wenn der Bedränger kommen wird wie
ein Strom, so wird der Hauch Jehovas (während des ganzen
Evangelium-Zeitalters - an der Hand des geistlichen Israel) ihn in die
Flucht schlagen. Und ein Erlöser wird kommen für Zion (die Kirche, den
„Leib Christi“) und für die, welche in Jakob von der Übertretung
umkehren, spricht Jehova.“
Vergleiche
Römer 11:25-32 und dazu Nahum 1:7,6:9:
„Jehova
ist gütig, er ist eine Zuflucht am Tage der Drangsal, und er kennt die,
welche auf ihn vertrauen!“ Aber, „wer kann vor seinem Grimm bestehen,
und wer standhalten bei der Glut seines Zornes? ... Er wird gänzlich
zerstören (die Bosheit); die Drangsal wird nicht zweimal erstehen.“
So
wird denn die Schlacht am großen Tage des Herrn die ganze Welt
vorbereiten auf den neuen Tag und dessen Wiederherstellungswerk. Wiewohl
die Stunde des Tagesanbruchs eine solche von schwarzen Wolken und dicker
Finsternis sein wird, so wissen wir doch aus Gottes zuverlässigem Wort,
dass die Stunde von kurzer Dauer sein wird (Matthäus 24:22), und dass
unmittelbar nachher die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen wird. Die „Erde“
(die gegenwärtige Gesellschaftsordnung) wird verschwinden wie eine Hütte
(Jesaja 24:19,20), welche dem herrlichen Aufbau Gottes, den „neuen
Himmeln“ und der „neuen Erde“, in welchen Gerechtigkeit wohnt, Platz
machen muss. - 2. Petrus 3:13; Jesaja 65:17
Wir
führen noch einen Auszug aus der „New York Tribune“ vom 26. Juni 1897
an, welche Zeitungsnummer nach der Drucklegung des Vorhergehenden
erschienen ist. Der Artikel stimmt so völlig überein mit unseren
Andeutungen über „das große Heer Jehovas“, dass wir uns nicht
versagen können, ihn hier einzufügen:
Krone
und Volk?
„Worin einige europäische Heere in der
nahen Zukunft die Wahl haben mögen.
„Vor
weniger als vierzig Jahren richteten Truppen auf Befehl ihrer Herrscher
gehorsam ihre Gewehre auf das Volk, und sie schossen und stachen mit dem
Seitengewehr Männer, Frauen und selbst Kinder nieder, bis das Blut auf
den Straßen Berlins, Wiens und vieler anderer Hauptstädte der alten Welt
wie Wasser floss. Es war nicht nur ein Mob von Landstreichern und
Vagabunden, mit denen zu handeln das Militär aufgeboten wurde, sondern es
waren gut gestellte und besser erzogene Bürger, Männer mit besseren
Berufen, Kaufleute, Fabrikanten und Politiker, in der Tat die mittleren
oder bürgerlichen Klassen, die sich bestrebten, die feierlich durch
Verfassungsbedingungen zugesprochenen Rechte zu sichern, welche letztere
die betreffenden Herrscher aber eher in Gewalt umzuwandeln geneigt waren.
„Würden
die Truppen in Italien einen ähnlichen Gehorsam dem Befehl des „Gesalbten
des Herrn“ gegenüber leisten, wenn sie jetzt aufgefordert würden, auf
ihre Volksgenossen zu schiessen? Diese Frage beschäftigt die gekrönten Häupter
in Europa jetzt in größerem Maße, als man hierzulande wohl glauben möchte.
Vor einigen Jahren wurde dem italienischen Parlament ein Entschluss
unterbreitet, wonach in der amtlichen Bezeichnung des Heeres das Wort „königlich“
durch das Wort „national“ ersetzt werden sollte. Der Vorschlag wurde
von der ministeriellen Partei, die in der gesetzgebenden Körperschaft die
Mehrzahl ausmacht, zurückgewiesen. Die Argumente, mit denen er begründet
worden war, mussten notwendigerweise mit Macht an das italienische Volk
appellieren, sowie an jede andere zivilisierte Nation, und sie müssen dem
König Humbert und seinen Brüder- und Schwestermonarchen sicherlich viel
zu denken gegeben haben.“
(Der Artikel führt aus, dass
das englische Heer in den letzten drei Jahren ohne Aufruhr dem Parlament
übertragen worden ist, welches von dem Kriegsminister vertreten wird,
wohingegen früher das Heer direkt mit der Krone verknüpft war, indem ein
Prinz von königlichem Blute anstelle der Königin der Oberbefehlshaber
gewesen war. Die Königin scheint ziemlich lange und sicher mit gutem
Grund, diese Stütze ihrer Herrschaft in der Hand zu behalten gesucht
haben, aber vergeblich. In Frankreich hat sich hinsichtlich der
Beherrschung der Armee auch eine Eifersucht geoffenbart durch die Tatsache,
dass man sich geweigert hat, einen General als Oberbefehlshaber zu
ernennen und ein veränderliches Kriegsamt einsetzte, welches die durch
Abstimmung des Volkes zur Macht gelangte Partei vertritt. Der Artikel fährt
folgendermaßen fort:)
„Ein
Konflikt in Deutschland drohend.
„Ein solcher Konflikt wird in Italien
nicht mehr als drohend angesehen. Es kann aber nicht geleugnet werden,
dass etwas in dieser Art in Deutschland zu befürchten ist. Dass der
Kaiser Wilhelm einen solchen Kampf ahnt, geht aus allen seinen Äusserungen
hervor. Jedesmal, wenn er zu Truppenteilen redet, besonders zeigte sich
dies auch in der letzten Woche in Bielefeld, ist sein Lieblingsthema, dass
es Pflicht des Soldaten sei, mit Leib und Leben zur Verteidigung des
Herrschers und seines Thrones weniger gegen die äußeren als vielmehr
gegen die inneren Feinde einzustehen. Bei jeder Vereidigung von Rekruten,
der er beiwohnt, erinnert er daran, dass die erste Pflicht diejenige
seiner Persönlichkeit gegenüber sei, vielmehr als dem Volke gegenüber,
das sie bezahlt, und er wird nicht müde, sich weitläufig darüber
auszulassen, was er als des Königs Rock bezeichnet, nämlich die Uniform,
die er, wie viele andere Monarchen, als die Livree, nicht des Staates oder
der Nation, sondern des Monarchen betrachtet, dem der Träger durch
besondere Bande der Anhänglichkeit verbunden ist, durch Treue und blinden
Gehorsam. Es ist auch nicht zu vergessen, dass der Kaiser bei jedem Streit
zwischen Zivil- und Militärpersonen die letzteren unterstützt, selbst
wenn es ersichtlich ist, dass letztere die Angreifer sind. Er geht in
Wirklichkeit so weit, Offiziere, die in Trunkenheit andere ernstlich
verwundet oder bisweilen sogar getötet haben, entweder zu begnadigen oder
stets das mildeste Urteil über sie zu fällen.
Die Haltung des deutschen Heeres.
„Wie würde sich das Heer verhalten, wenn
der vorgeahnte Kampf zwischen Krone und Volk stattfinden sollte? Am Hofe
und in weiten Kreisen in Berlin glaubt man, der Kaiser könne sich auf
seine Truppen verlassen. Diese Meinung wird aber keineswegs vom Volk
selbst geteilt, auch nicht von den heutigen Politikern. Die Armee setzt
sich nicht mehr wie früher aus dummen Bauern, die weder lesen oder
schreiben können, noch selbst zu denken imstande sind, zusammen, sondern
aus denkenden, gut gebildeten Männern, die man in der Schule gelehrt hat,
welches die Rechte sind, die ihnen die Verfassung verbürgt, und um die
ihre Großväter und Väter vergeblich kämpften. Sie wissen auch aus der
Geschichte, dass im Kampf zwischen Krone und Volk das letztere immer den
Sieg davongetragen hat.“