SCHRIFTSTUDIEN
BAND
4 - DER
KRIEG VON
HARMAGEDON
Studie
2
„Mene,
mene, tekel, upharsin.“ - Der Fall Babylons.
Babylon. —
Die „Christenheit.“ —
Die Stadt. —
Das Reich. —
Die Mutter. —
Die Töchter. —
Babylons Fall. —
Dessen furchtbare
Bedeutung.
„Ausspruch
über Babel, welchen Jesaja, der Sohn Amoz, geschaut hat: Erhebet ein
Panier auf kahlem Berge, ruft ihnen zu mit lauter Stimme, schwinget die
Hand, dass sie einziehen in die Tore der Edlen!
„Ich
habe meine Geheiligten entboten, auch meine Helden gerufen zu meinem Zorn,
meine stolz Frohlockenden; ... aus fernem Lande Gekommenen, vom Ende des
Himmels - Jehova und die Werkzeuge seines Grimmes, um das ganze Land zu
verderben.
„Horch!
Ein Getümmel auf den Bergen, wie von einem großen Volk; horch! ein Getöse
von Königreichen versammelter Nationen: - Jehova der Heerscharen mustert
ein Kriegsheer.“
„Heulet,
denn nahe ist der Tag Jehovas; er kommt wie eine Verwüstung vom Allmächtigen.
Darum werden alle Hände erschlaffen, und jedes Menschenherz wird
zerschmelzen. Und sie werden bestürzt sein, Wehen und Schmerzen werden
sie ergreifen, sie werden sich winden gleich einer Gebärenden; einer
starrt den anderen an, ihre Angesichter glühen.
„Siehe,
der Tag Jehovas kommt, grausam mit Grimm und Zornglut, um die Erde zur Wüste
zu machen; und ihre Sünder wird er von derselben vertilgen. Denn die
Sterne des Himmels und seine Gestirne werden ihr Licht nicht leuchten
lassen; und die Sonne wird finster sein bei ihrem Aufgang, und der Mond
wird sein Licht nicht scheinen lassen.
„Und
ich werde an dem Erdkreis heimsuchen die Bosheit, und an den Gesetzlosen
ihre Missetat; und ich werde ein Ende machen dem Hochmut der Stolzen und
die Hoffart der Gewalttätigen erniedrigen. Ich will den Sterblichen
kostbarer machen als gediegenes Gold, und den Menschen als Gold von Ophir.
Darum werde ich die Himmel erzittern machen, und die Erde wird aufbeben
von ihrer Stelle: beim Grimm Jehovas der Heerscharen und am Tag seiner
Zornglut.“ - Jes. 13:1-13. vergleiche Offb. 16:14; Hebr. 12:26-29
„Und
ich werde das Recht zur Richtschnur machen und die Gerechtigkeit zum
Senkblei; und der Hagel wird hinwegraffen die Zuflucht der Lüge, die
Wasser werden den Bergungsort wegschwemmen.“ - Jes. 28:17
Die
verschiedenen Weissagungen Jesajas, Jeremias, Daniels und der Offenbarung.
Johannes über Babylon stehen alle vollkommen im Einklang und beziehen
sich augenscheinlich alle auf dieselbe große Stadt. Da sich nun dieselben
an der wirklichen Stadt Babylon nur in sehr begrenztem Maße erfüllt
haben, und diejenigen der Offenbarung zudem mehrere Jahrhunderte nach der
Zerstörung Babylons geschrieben wurden, so ist klar, dass das Gemeinsame
in allen diesen Weissagungen sich auf etwas bezieht, von dem die Stadt
Babylon nur ein Vorbild war. Ebenso klar ist, dass, da die Weissagungen
Jesajas und Jeremias über ihren Sturz an der wirklichen Stadt in Erfüllung
gegangen sind, dieselbe auch in ihrem Sturz, nicht nur in ihren
Eigenschaften, ein Vorbild jener großen Stadt ist, von welcher
Offenbarung Kapitel 17 und 18 in symbolischer Sprache handelt, und welche
auch die übrigen Propheten in erster Linie meinen.
Wie
schon angedeutet wurde, ist die heutige Namenchristenheit das Gegenbild
des alten Babylon. Demnach sind die feierlichen Warnungen und Weissagungen,
welche die Propheten an das alte Babylon richteten, von großem Belang für
die gegenwärtige Generation. Möchte sie nur weise genug sein, dieselben
zu beachten!
Wenn
auch andere Namen, wie Edom, Ephraim, Ariel usw. in der Heiligen Schrift
symbolisch von der Namenchristenheit gebraucht werden, so ist doch
„Babylon“ der am meisten angewendete Name, und seine Bedeutung „Verwirrung“
passt in sehr bemerkenswerter Weise. Auch der Apostel Paulus spricht von
einem geistlichen Israel dem Namen nach im Gegensatz zu dem Namen-Israel
nach dem Fleisch. (Röm. 9:8; 1. Kor. 10:18; Gal. 6:16) In gleicher Weise
gibt es ein geistliches Namen-Zion und ein Namen-Zion nach dem Fleisch. (Jes.
33:14; Amos 6:1) Doch abgesehen hiervon wollen wir einige auffallende Übereinstimmungen
zwischen der Namen-Christenheit und ihrem Vorbild, Babylon, und das ausdrückliche
Zeugnis des Wortes Gottes in einigen Punkten anführen. Alsdann werden wir
auf die dermalige Haltung der Namen-Christenheit und die Anzeichen ihres
geweissagten Falles hinweisen.
Die
Offenbarung Johannes setzt voraus, dass es nicht schwierig sein wird,
diese große symbolische Stadt zu entdecken, weil sie ihren Namen auf der
Stirn trägt, das heißt sie ist so deutlich gekennzeichnet, dass wir sie
sehen müssen, selbst wenn wir unsere Augen schließen und uns weigern,
hinzusehen. „An ihrer Stirn (hat sie) einen Namen geschrieben: Geheimnis,
Babylon, die große, die Mutter der Huren und der Greuel der Erde.“ (Offb.
17:5) Doch bevor wir das symbolische Babylon behandeln, wollen wir uns das
wirkliche, jenes vorbildliche Babylon ansehen, uns seiner
hervorstechendsten Züge merken und alsdann das Gegenbild zum Vergleich
heranziehen.
Babylon
bezeichnete nicht nur die Hauptstadt des babylonischen Reiches, sondern
auch dieses Reich selbst. Babylon war die prunkvollste und wahrscheinlich
auch die größte Stadt der alten Welt. Sie war im Quadrat gebaut, und
mitten hindurch floss der Euphrat. Gegen feindliche Angriffe war sie durch
einen tiefen mit Wasser gefüllten Graben und eine zweifache Mauer geschützt,
welche 32 bis 85 Fuß dick und 75 bis 300 Fuß hoch war. Oben auf der
Mauer waren (angeblich 250) niedrige Türme, und in der Mauer waren
hundert eherne Tore, 25 auf jeder Seite des Quadrats, und je zwei gegenüberliegende
Tore waren durch eine gerade Straße verbunden, so dass sich die Straßen
immer im rechten Winkel kreuzten. Herrliche Paläste, Tempel und die Beute
aus siegreichen Kriegen schmückten die Stadt. Ihr größter König, dem
sie in erster Linie ihre Großartigkeit und ihren Kriegsruhm verdankte,
war Nebukadnezar. Aber aus ihrem Reichtum, ihrer Prunksucht, entwickelte
sich sittliche Verkommenheit, die dem Verfall und Sturz voranging. Das
Volk verehrte den Götzen Baal und brachte ihm Menschenopfer dar. Wie tief
es infolgedessen sank, kann man an dem ermessen, was Gott durch den Mund
seines Propheten (Jeremia 7:9; 19:5) dem Volk Israel vorhält, dass
letzteres alle diese Greuel den Babyloniern nachgeahmt habe.
Bemerkenswert
ist, dass der Name Babel, der bekanntlich an die Verwirrung erinnert, die
beim Turmbau Platz griff, „Verwirrung“ bedeutet, während in der
Sprache der Babylonier selbst der Name „Gottes Tor“ heißt.
Dementsprechend wird Babylon auch die „goldene Stadt“, „die schönste
unter den Königreichen, die herrliche Pracht der Chaldäer“ (Jes.
13:19) genannt. Aber schon unter Nebukadnezars Enkel, Belsazar, kam der
Fall, zu dem Hochmut, Fülle und Müßiggang unvermeidlich und schnell führen.
Während die Einwohner, die nahende Gefahr nicht ahnend, dem Beispiel
ihres Königs folgten und sich erniedrigenden Exzessen hingaben, drangen
die Perser unter Cyrus durch das Bett des Euphrat, dessen Wasser sie
abgeleitet hatten, in die Stadt und bemächtigten sich derselben nach
einem großen Blutbad. So ging die Weissagung der seltsamen Mauerinschrift:
„Mene, mene, tekel, upharsin“ in Erfüllung, nur wenige Stunden
nachdem Daniel sie dahin erklärte, dass sie bedeute: „Gott hat dein Königreich
gezählt und macht ihm ein Ende. Du bist auf der Waage gewogen und zu
leicht erfunden worden. Dein Königreich wird zerteilt und den Medern und
Persern gegeben.“ So vollständig war später die Zerstörung der Stadt,
dass selbst ihr Standort in Vergessenheit geriet und lange Zeit ungewiss
war. Gleich einem Mühlstein, versenkt mitten im Meer, ist Babylon seit
Jahrhunderten versunken, um sich nimmer zu erheben; selbst sein Gedächtnis
ist zum Spott geworden.
Nun
kommen wir zum Gegenbild, und zwar werden wir zunächst zeigen, dass die
Heilige Schrift dasselbe deutlich erkennbar macht, und sodann, dass das
Vorbild vortrefflich mit dem Gegenbild stimmt. In der symbolischen
Redeweise der Weissagung bedeutet „Stadt“ eine kirchliche Herrschaft,
die sich auf große Macht und großen Einfluss stützt. So ist die „heilige
Stadt, das neue Jerusalem“ die treffliche Darstellung für das
aufgerichtete Reich Gottes, die Überwinder des Evangeliums-Zeitalters,
die dann erhöht und herrlich gemacht sind und herrschen. Die Kirche ist
im gleichen Zusammenhang als ein Weib dargestellt, als „die Braut, des
Lammes Weib“, voll Macht und Herrlichkeit und sich stützend auf die
Macht und Autorität Christi, ihres Gemahls. „Und es kam zu mir einer
von den sieben Engeln ... und sprach: Komm, ich will dir das Weib zeigen,
die Braut des Lammes ... Und zeigte mir die große Stadt, das heilige
Jerusalem.“ (Offb. 21:9,10) Dementsprechend wird dieses symbolische
„Babylon, die große (Stadt)“, das große Reich der Namenkirche (Offb.
17:1-6), als Hure bezeichnet, als ein gefallenes Weib (eine abgefallene
Kirche im Gegensatz zur wahren Kirche, die eine Jungfrau ist), erhoben zu
Macht und Gewaltherrschaft und in weitgehendem Maße unterstützt durch
die Könige der Erde, die bürgerliche Gewalt, die überall mehr oder
weniger von ihrem Geist und ihrer Lehre durchdrungen ist. Die abgefallene
Kirche hat ihre Jungfräulichkeit verloren. Statt als treue Braut und
keusche Jungfrau ihrer Erhöhung durch den himmlischen Bräutigam zu
harren, verband sie sich mit den Kön.n der Erde und gab ihre Jungfräulichkeit
preis, sowohl in bezug auf ihre Lehre als auch auf ihren Charakter, um
sich den Anschauungen der Welt anzupassen. Zum Lohn empfing sie, und jetzt
in ausgedehntem Maße, von ihr eine Art Herrschaft in der Gegenwart. Dass
sie nicht an den Herrn, nach dessen Namen sie sich nennt, und ihre hohe
Berufung, die Braut Christi zu sein, glaubt, rechtfertigt wohl ihre
symbolische Bezeichnung als „Hure“, während ihr Einfluss voll Unbeständigkeit
und Verwirrung durch den Namen „Babylon“ versinnbildlicht wird.
Babylon, in seiner weiteren Bedeutung als Reich, stellt die
Namenchristenheit, Babylon als Stadt hingegen nur die Namenkirche dar.
Die
Namenchristenheit nennt sich selbst nicht das symbolische Babylon der
Bibel, aber das beweist nichts. Auch das alte Babylon nannte sich nicht
„Verwirrung“, sondern „Tor Gottes.“ Aber Gott nannte es „Verwirrung“
(1. Mose 11:9), und dasselbe tut er nun mit seinem heutigen Gegenbild.
Auch dieses nennt sich „Christenheit“ und betrachtet sich als den Weg
zu Gott und zum ewigen Leben, während Gott es als Verwirrung bezeichnet.
Ziemlich
allgemein und gewiss mit Recht haben lange Zeit die Protestanten, was die
Prophezeiung von Babylon sagt, auf das Papsttum bezogen; neuerdings aber
ist die Neigung hierzu weniger vorhanden. Im Gegenteil machen jetzt
verschiedene Richtungen des Protestantismus alle Anstrengungen, sich der römischen
Kirche gleichzustellen und sich mit ihr zu versöhnen und im Verein mit
ihr zu wirken. Indem sie dieses tun, werden sie selbst ein Bruchstück der
römischen Kirche und machen deren Maß der Ungerechtigkeit voll, indem
sie ihr Vorgehen gutheißen, gerade wie die Pharisäer und
Schriftgelehrten zu Jesu Zeiten das Maß ihrer Väter voll machten, welche
die Propheten getötet hatten. (Matth. 23:31, 32) Das werden freilich
weder Protestanten noch Katholiken zugeben, weil sie damit ihr eigenes
Urteil fällen würden. Aber auch dies ist von der Offenbarung
vorausgesehen. Sie zeigt nämlich, dass, wer ein richtiges Bild von
Babylon erhalten wolle, seinen Standpunkt beim wahren Volk Gottes in der Wüste
einnehmen müsse, fern von der Welt und ihren Anschauungen und der landläufigen
Frömmigkeit, allein auf Gott vertrauend, sich ihm weihend und nur ihm
gehorchend. So ist die Stelle Offb. 17:1-5 zu verstehen, wo es heißt:
„Und er führte mich im Geist hinweg in eine Wüste; und ich sah ein
Weib ... Babylon.“
Gleicherweise
verknüpfen die Reiche dieser Welt ihr Schicksal mit der großen Babylon,
indem sie den kirchlichen Systemen, namentlich der römischen Kirche,
einen großen Einfluss zugestanden, sich von diesen den Namen „christliche
Völker“, „Christenheit“, beilegen ließen, die Lehre vom
Gottesgnadentum ihrer Monarchen von der Kirche annahmen usw. Die Völker
sind dann das Gegenbild zu Babylon im weitesten Sinne, dem babylonischen
Reich.
Darum
wird auch der Tag des Gerichts über das symbolische Babylon der Tag des
Gerichts über alle Nationen der Namenchristenheit sein. Die Katastrophen,
die er herbeiführt, werden alle bürgerlichen, gesellschaftlichen und
kirchlichen Organisationen treffen, und die einzelnen werden in dem Maße
von den Katastrophen mitbetroffen werden, als sie sich auf den Schutz
derselben verlassen haben.
Aber
auch die Nationen, welche nicht zur Namenchristenheit gehörten, werden
die schwere Vergeltung übende Hand empfinden, indem auch sie durch
verschiedene Interessen, solche des Handels und andere, mit den „christlichen
Nationen“ verbunden sind. Die Berechtigung dieser Strafe liegt darin,
dass sie das Licht, das sie gesehen, nicht gewürdigt und der Finsternis
vorgezogen haben, eben weil ihre Taten schlecht waren. So wird denn, wie
der Prophet (Zeph. 3:8) erklärt, die ganze Erde (Gesellschaft) vom
Feuereifer Gottes verzehrt werden, aber Babylon, die Namenchristenheit,
wird wegen ihrer größeren Verantwortlichkeit, des Missbrauchs, den sie
mit der ihr zuteil gewordenen Bevorzugung getrieben hat, den Zorn und die
Entrüstung Gottes in ihrer vollen Wucht über sich ergehen lassen müssen.
„Von dem Ruf: Babel ist erobert! erzittert die Erde und wird ein
Geschrei unter den Nationen vernommen.“ - Jeremia 50:46; 51:49
Babylon
- Mutter und Töchter
Nun
aber werden einige aufrichtige Christen, welche den Niedergang des
Protestantismus noch nicht gewahren und die Beziehungen der verschiedenen
protestantischen Richtungen zur römischen Kirche nicht bemerken, wohl
aber die Unbeständigkeit und die Umwälzungen in den Lehren aller religiösen
Systeme wahrnehmen, die ängstliche Frage aufwerfen: „Was wird denn aus
der großen Frucht der Reformation, dem Protestantismus, wenn die ganze
Namenchristenheit vom Fall Babylons ereilt wird?“ Diese Frage hat ihre
Berechtigung; man bedenke jedoch, dass der Protestantismus unserer Tage
nicht die Frucht der Reformation, sondern des Niederganges derselben ist.
Er teilt jetzt in hohem Grade die Gesinnung und den Charakter der römischen
Kirche, in welcher seine verschiedenen Verzweigungen ihren Ursprung haben.
Dieselben sind - wir sagen dies, ohne zu vergessen, dass sie eine relativ
kleine Anzahl gläubiger Seelen umschließen, welche der Herr als Weizen
im Gegensatz zum überwuchernden Scheinweizen bezeichnet - die Töchter
jenes verkommenen Systems innerhalb der Namenchristenheit, des Papsttums,
welches die Offb. unter der Bezeichnung „Mutter der Huren“ versteht. (Offb.
17:5) Bekennen sich doch jetzt Katholiken und Protestanten freimütig dazu,
dass sie wie Mutter und Töchter zueinander stehen, die ersteren, indem
sie ihre Kirche stets als die heilige Mutterkirche bezeichnen, die
letzteren, indem sie sich diese Anschauung gefallen lassen, wie viele öffentliche
Äußerungen von Protestanten, Laien und Geistlichen, bezeugen. So rühmen
sie sich ihrer Schande, offenbar ohne dass ihnen dabei zum Bewusstsein
kommt, welches Brandmal sie dafür vom Wort Gottes, welches das Papsttum
als „Mutter der Huren“ bezeichnet, empfangen. Eben sowenig scheint
dieses letztere, indem es seine Mutterschaft geltend macht, je überlegt
zu haben, ob es denn auch einen Anspruch darauf habe, oder ob dieselbe
vereinbar sei mit seinem anderen Anspruch, auch jetzt noch die einzige
wahre Kirche zu sein, die in der Heiligen Schrift als Jungfrau, als Braut
Christi, bezeichnet wird; dass das Papsttum auf seine Mutterschaft pocht,
geschieht also zu seiner und seiner Nachkommenschaft ewiger Schande. Die
wahre Kirche, welche Gott kennt, aber nicht die Welt, ist noch jetzt eine
„Jungfrau“, die Reinheit und Heiligkeit bewahrt und daher keinen
Tochtersystemen das Leben geschenkt hat. Sie ist stetsfort eine keusche
Jungfrau, Christus treu und lieb wie sein Augapfel. (Sach. 2:8; Psalm
17:6, 8) Die wahre Kirche kann nicht als eine Gemeinschaft nachgewiesen
werden, aus welcher aller Scheinweizen ausgeschieden ist; sie besteht aber
trotzdem, gleich dem Weizen unter dem Scheinweizen verborgen, aber Gott
bekannt, ob die Welt sie erkenne oder nicht.
Wie
begründen wir nun die Abstammung der protestantischen Systeme von der römischen
Kirche? Wie die Mutter nicht eine einzelne Person, sondern ein großes
religiöses System ist, so dürfen wir in den Töchtern auch religiöse
Systeme zu sehen erwarten. Sie brauchen natürlich nicht so alt und nicht
so verkommen zu sein, wie die katholische Kirche, aber gleichwohl „Huren“
in dem Sinne, dass sie behaupten, die jungfräuliche Braut Christi zu sein,
und nichtsdestoweniger um die Gunst und Unterstützung der Welt buhlen als
Belohnung dafür, dass sie Christus untreu geworden sind. Dieser
Beschreibung entsprechen die protestantischen Kirchen durchaus. Sie sind
demnach die großen Tochtersysteme.
Wie
schon in Band 3 gezeigt ist, sind die Tochtersysteme aus der
Reformationsbewegung hervorgegangen, zu welcher die Verdorbenheit der
Mutterkirche geführt hat. Sie wurden gleichsam mit Schmerzen geboren und
waren ursprünglich jungfräulich. Allein sie umschlossen nicht nur
aufrichtige Christen, sondern auch solche in großer Zahl, welche den Sinn
der Mutter geerbt hatten. So erbten die protestantischen Kirchen Irrlehren
und falsche Theorien, und binnen kurzer Zeit gerieten sie auf bedenkliche
Abwege und erwiesen sich als das, was von ihnen geweissagt ist, als „Huren.“
Man darf eben nicht vergessen, dass, wenn auch die verschiedenen
reformatorischen Bewegungen ihr Teil in nicht zu verachtendem Maße
beigetragen haben zur „Reinigung des Heiligtums“, doch nur die
Heiligtumsklasse nach Gottes Wort die wahre Kirche war. Die großen
menschlichen Systeme sind nie mehr gewesen als Namenkirchen. Sie sind alle
Teile eines falschen Systems, welches die wahre Kirche vor den Augen der
Welt verbirgt und in ihr Gegenteil verkehrt. Die wahre Kirche besteht nur
aus den ganz geheiligten, treuen Gläubigen, welche an das große Erlösungswerk
glauben. Diese findet man hier und dort, bald innerhalb, bald außerhalb
der menschlichen Kirchen, doch frei von deren weltlichem Sinn. Sie sind
der wahre Weizen im Gleichnis des Herrn, der sie klar von dem Scheinweizen
unterscheidet. Sie haben den wahren Charakter dieser Systeme zwar nicht
erkannt, aber sie sind, jeder für sich, treulich vor Gott gewandelt,
suchten sich Rat in seinem Wort und vertrauten sich der Führung seines
Geistes an. Doch es ist ihnen in dem Namen-Zion nie wohl gewesen, denn sie
sahen mit Schmerz, dass der Weltgeist in demselben, durch den nicht
anerkannten Scheinweizen wirkend, das geistige Wohlergehen gefährdete.
Sie sind die gesegneten Trauernden in Zion, denen Gott Schönheit für
Asche und Freudenöl für Trauer bestimmt hat. (Matth. 5:4; Jes. 61:3)
Aber erst in der Erntezeit ist ihre Ausscheidung von dem Scheinweizen fällig;
denn nach Matth. 13:30 war es Gottes Wille, dass beides zusammen
aufwachsen sollte bis zur Ernte - zur Zeit, in der wir jetzt leben.
Daher
kommt es, dass jetzt dieser Weizenklasse die Augen geöffnet werden, dass
sie die wahre Natur dieser verworfenen Systeme erkennt. Wie schon im 4.
Kapitel des 3. Bandes gezeigt ist, haben sich die verschiedenen
reformatorischen Bewegungen nach der Weissagung des Propheten (Daniel
11:32-35) durch gute Worte herumbringen lassen; jede kam, nachdem sie ihr
Teil zur Reinigung beigetragen hatte, zu einem Stillstand, und soweit sie
es tunlich fanden, buhlten sie wie die römische Kirche um die Gunst der
Welt, dabei ihre Reinheit, ihre Treue gegenüber Christus, dem wahren
Haupt der Kirche, preisgebend. So machten Kirche und Staat gemeinsame
Sache, in gewissem Grad aus Interessengemeinschaft, und dabei gab erstere
ihre wahren geistigen Interessen preis, und Fortschritt und weitere
Verbesserung im Schoße der Kirche kamen aber zum Stillstand, aus dem sich
dann eine rückläufige Bewegung entwickelte, so dass heute viele
kirchliche Gemeinschaften sich weiter von ihrem Ziel weg befinden als zur
Zeit ihrer Gründer.
Einige
reformierte Kirchen haben sogar Anteil an der Regierungsgewalt irdischer
Regenten erhalten, so zum Beispiel die Hochkirche in England, die
lutherische Kirche in Deutschland; und die, welche es nicht so weit
gebracht haben (wie zum Beispiel die amerikanischen), haben um geringerer
Vorteile willen der Welt viele Konzessionen gemacht. Aber ebenso sicher
ist, dass, während die weltliche Macht den weltlichen Ehrgeiz der
abgefallenen Kirche zu befriedigen bestrebt war, diese ihrerseits auch
ohne Widerstand die Welt in ihren Schoß aufnahm, so dass heutzutage
Weltkinder, die nur getauft sind, den größten Teil ihrer Glieder
ausmachen, jede maßgebende Stelle, die sie vergeben kann, einnehmen und
sie so beherrschen.
Dies
war gerade der Weg, auf dem die Kirche im Anfang des
Evangeliums-Zeitalters sich herabwürdigte, bis der große Abfall kam (2.
Thess. 2:3, 7-10), der Stufe für Stufe, aber schnell, sich zum Papsttum
auswuchs. Die aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen haben aber auch
ihrerseits Haltlosigkeit gezeigt, was die Bildung von Sekten hervorrief,
und diese Haltlosigkeit besteht heute noch fort, ja, sie teilte sich den
Sekten mit, die je zahlreicher, reicher und einflussreicher sie wurden, um
so schneller vom wahren Christentum abfielen und die Anmaßung der Kirche,
aus der sie hervorgingen, weiter entwickelten. Einige ernste Christen in
allen diesen Kirchen und Sekten sehen das wohl bis zu einem gewissen Grad
ein und bekennen und beklagen es mit Beschämung und Besorgnis. Sie sehen,
dass alle Kirchen und Sekten sich möglichst anstrengen, der Welt zu
gefallen, um ihrer Gunst und ihres Schutzes teilhaftig zu werden.
Herrliche, kostspielige Gotteshäuser, schlanke gen Himmel ragende Türme,
weithin schallendes Glockengeläute, große Orgeln, schöne Ausstattungen
jeder Art, künstlerisch ausgebildete Gesangchöre, als Redner
ausgezeichnete Prediger, Feste, Konzerte, Spiele, ja, Lotterien und andere
recht fragwürdige Vergnügungen und Zeitvertreibe sollen dazu dienen, der
Kirche die Billigung und die Unterstützung der Welt zu sichern. Die großen
und heilsamen Lehren Christi werden in den Hintergrund gedrängt, während
Irrlehren und auf den Sinn berechnete Mittel von der Kanzel verkündet und
in Anwendung gebracht werden. Die Wahrheit bleibt verdeckt und vergessen
und ihr Geist geht verloren. Wie gleichen nicht in allen diesen Dingen die
Tochtersysteme ihrer Mutter!
Als
einen der zahlreichen Beweise dafür, wie unverhohlen und mit wie viel
Stolz sogar die protestantischen Kirchen ihre enge Verbindung mit dem
Papsttum proklamieren, geben wir folgende Stelle aus einer in der
Tagespresse veröffentlichten Predigt eines Presbyterianer Pfarrers:
„Man
mag sich noch so sehr dagegen sträuben und wehren, so muss man doch
schließlich zur Erkenntnis gelangen, dass die römische Kirche die
Mutterkirche ist. Sie hat eine bis in die Zeit der Apostel zurückgehende
fortlaufende Geschichte. (Gewiss, denn schon damals begann der Abfall - 2.
Thess. 2:7, 8) Für jeden Teil des Glaubens, dessen wir uns rühmen, sind
wir ihr zu Dank verpflichtet, indem sie es gewesen ist, die ihn sorgfältig
aufbewahrt hat. Wenn wir ihr nicht das Recht zuerkennen, sich als die
wahre Kirche zu betrachten, dann sind wir Bastarde und nicht legitime
Kinder. Darum mag ich nicht davon hören, dass ein Missionswerk zur
Bekehrung der Katholiken betrieben werde. Mit demselben Recht könnten
Missionare zu den Methodisten, Hochkirchlichen, unierten Presbyterianern
und Lutheranern gesandt werden, um sie für die Presbyterianerkirche zu
gewinnen!“
Ja,
wahrlich, fast alle Irrlehren, an denen die Protestanten so hartnäckig
festgehalten, haben sie von der römischen Kirche mit herübergenommen,
wiewohl sie von den gröbsten Irrtümern, wie Messopfer, die Verehrung der
Heiligen, der Jungfrau Maria, der Heiligenbilder, Ohrenbeichte, dem Ablass
usw. zurückgekommen sind. Aber leider sind heutzutage die Protestanten
nicht nur willig, sondern sogar eifrig bestrebt, der katholischen Kirche,
deren Gewaltherrschaft und Niederträchtigkeit ihre Väter vor 300 Jahren
zur Flucht bewog, neuerdings Konzessionen zu machen, um sich der Gunst und
der Unterstützung derselben zu versichern. Sogar diejenigen
Glaubensartikel, welche zuerst den Grund zu dem erhobenen Protest bildeten,
werden allmählich vergessen oder offenkundig verworfen. Die eigentliche
Grundlehre von der „Rechtfertigung durch den Glauben“ an das „beständige
Opfer“ macht mehr und mehr dem alten päpstlichen Dogma von der
Rechtfertigung durch die Werke und das gotteslästerliche Messopfer Platz.
(Anmerkung:
Letzteres in der Hochkirche Englands und der Vereinigten Staaten).
Viele erklären heute offen von der Kanzel oder dem Lehrstuhl herab, dass
sie das kostbare Blut Christi nicht als genügendes Lösegeld für die Sünder
betrachten, welchem viele Laien beistimmen.
Der
Ausspruch, Nachfolger der Apostel zu sein und als solche Autorität in
Glaubenssachen zu haben, wird von einigen protestantischen Geistlichen mit
ebensoviel Vermessenheit erhoben wie von den katholischen Priestern, und
das Recht der individuellen, persönlichen Überzeugung, welches doch die
Grundlage zum Protest gegen das Papsttum gebildet und die große
Reformationsbewegung hervorgerufen hat, wird jetzt von Protestanten ebenso
bestritten wie von Katholiken; doch wissen die Protestanten sehr wohl,
dass gerade mit der Ausübung dieses Rechtes des einzelnen die Reformation
begann und eine Zeitlang fortgeführt wurde, bis eine selbstangemaßte
Herrschaft der anerkannten Leiter das Tempo des Fortschritts verlangsamte
und diesen seither in die überlieferten Schranken hineinzwang, wobei
jeder als Ketzer erschien, der sie furchtlos überschritt.
So
betrachtet, ist der Protestantismus nicht mehr ein Protest gegen die
Mutterkirche, wie er es erst war, wie denn auch ein Tagesschriftsteller
bemerkte: „Der -ismus ist noch da, was ist aber aus dem Protest geworden?“
Die Protestanten scheinen ganz vergessen zu haben - denn sie wissen es
wahrlich nicht - auf was sich der ursprüngliche Protest gründete; und
ihre Kirchen treiben unaufhaltsam in die offenen Arme der „heiligen (?)
Mutterkirche“ zurück, wo ihnen ein herzlicher Empfang sicher ist. Sagte
doch Papst Leo XIII. in seiner Enzyklika 1894 an die Fürsten und Völker
der Erde zu den Protestanten:
„Wir
strecken euch in Liebe unsere Hand entgegen und laden euch ein zur Einheit,
welche der katholischen Kirche nie gefehlt hat und nie fehlen kann. Schon
lange ruft euch unsere gemeinsame Mutter in ihren Schoss zurück, schon
lange erwarten euch alle Katholiken der Welt voll Kummer in brüderlicher
Liebe. Unser Herz noch mehr als unser Mund ruft euch, liebe Brüder, die
ihr vor drei Jahrhunderten denselben Glauben hattet wie wir.“
Papst
Leo XIII. sagt in seiner Enzyklika 1895 an die katholische Kirche in
Amerika wiederum:
„Unsere
Gedanken gehen nun hinüber zu jenen, die anderen christlichen Glaubens
sind als wir. Wie schwer bekümmert uns ihr ewiges Heil, wie inbrünstig wünschen
wir, dass sie zuletzt in den Schoß der Kirche, unser aller gemeinsamen
Mutter, zurückkehren möchten! Sicherlich dürfen wir sie nicht sich
selbst überlassen, wir müssen sie vielmehr mit Milde und heiliger Liebe
hinüberziehen und zu dem Zweck alle Kunst der Überredung aufwenden,
damit sie jeden Teil der katholischen Lehre einer genauen Prüfung
unterwerfen und sich von Vorurteilen losmachen.“
Der
Papst verflocht in seinen Hirtenbrief 1895 an das englische Volk folgendes
Gebet:
„O
heilige Jungfrau Maria, Mutter Gottes und unsere allgütige Königin und
Mutter! Blick in Gnaden herab auf England! O Mutter, der das Schicksal der
Menschen so sehr am Herzen liegt, bitte für unsere abgefallenen Brüder,
damit sie mit der einen wahren Herde vereinigt werden möchten unter dem
Oberhirten, dem Stellvertreter deines Sohnes“ - dem Papst.
Zur
Förderung dieser Absichten sind Missionen unter den Protestanten gegründet
worden, zum Beispiel die „Paulinischen Brüder.“ Diese veranstalten in
den großen Städten Versammlungen, in welchen von Versöhnung und Erläuterung
die Rede ist; man bittet um schriftliche Anfragen von Protestanten und
beantwortet dieselben öffentlich, ja, man verteilt offen und ungescheut für
die Protestanten beziehungsweise deren Gewinnung berechnete Traktate. Die
Protestanten räumen den Katholiken einfach das Feld; antworten können
sie nicht, und wenn einer es kann und es wagt und Tatsachen hervorbringt,
so wird er von Protestanten und Katholiken als Friedensstörer bezeichnet.
Jeder
Denkende sieht ein, wie leicht der Protestantismus durch dieses listige
und durchtriebene Verfahren zu bestricken ist und wie sich eine deutliche
Strömung bildet in der Richtung nach der katholischen Kirche, welche zwar
in anderer Weise predigt und der äußerlichen Gewalt entbehrt, allein in
ihrem Herzen stetsfort die Inquisition und andere Zwangsmittel dunkler
Jahrhunderte gutheißt und es heute noch als ihr Recht beansprucht, als
Beherrscherin der Welt die Ketzer zu bestrafen, wenn sie es wollte.
Es
ist daher klar, dass, wenn auch selbst im Schoße dieser babylonischen
Systeme manche treuen Seelen, den wahren Stand der Dinge nicht erkennend,
Gott in Demut und Aufrichtigkeit gedient haben, diese Systeme dennoch,
eines wie das andere, „Huren“ sind. „Verwirrung“ herrscht in ihnen
allen, so dass der Name „Babylon“ trefflich auf die ganze Familie,
Mutter, Töchter und Mitschuldige, die „Christenheit“ genannten
Nationen, passt. - Offb. 18:7; 17:2-6, 18
So
wollen wir denn festhalten, dass wir in den politisch-kirchlichen Systemen,
welche die Menschen „Christentum“ nennen, während Gott sie als
Babylon bezeichnet, nicht nur die Grundlage, sondern den ganzen Aufbau und
die Krone unserer gegenwärtigen sozialen Ordnung vor uns haben. Dies
liegt in der allgemeinen Anwendung der Bezeichnung „Christenheit“,
unter der nicht nur solche Staaten verstanden werden, die christliche
Kirchen gesetzlich anerkennen und ausstatten, sondern auch solche, die das
Christentum dulden, es aber in keiner Weise fördern oder unterstützen,
wie zum Beispiel die Vereinigten Staaten.
Die
Lehre vom „Gottesgnadentum“ der Monarchen, an welcher fast jede Kirche
festhält, ist die Grundlage der alten bürgerlichen Ordnung und hat den Königreichen
Europas jahrhundertlang Autorität, Ansehen und Dauerhaftigkeit verliehen,
und die Lehre von der göttlichen Berufung und Autorität der
Geistlichkeit hat die Kinder Gottes gehindert, in der Erkenntnis der göttlichen
Dinge Fortschritte zu machen, und hat sie durch die Fesseln des
Aberglaubens und der Unwissenheit zu der Verehrung und Anbetung fehlbarer
Mitmenschen geführt und sie auf deren Lehren, Überlieferungen und Erklärungen
zum Wort Gottes verpflichtet. Diese ganze Ordnung der Dinge eben ist es,
welche in dem Kampf jenes großen Tages zu Fall kommen und weggeräumt
werden wird, die Ordnung der Dinge, die jahrhundertlang die Leute völlig
unter das Joch bürgerlicher, gesellschaftlicher und kirchlicher
Machthaber beugte. Diese Unterjochung hat Gott freilich zugelassen,
niemals aber gewollt oder gebilligt, wie sie behaupten. Dennoch hat es,
wiewohl an sich vom Übel, auf eine bestimmte Zeit Gutes gewirkt, indem es
der Anarchie vorbeugte, die noch weit schlimmer sein wird. Es war
notwendig, weil die Menschen selbst es nicht besser machen konnten, und
weil die Zeit zur Aufrichtung des Tausendjährigen Reiches Christi noch
nicht gekommen war. Daher gestattete Gott, dass die verschiedenen Täuschungen
Glauben fanden, wodurch die Menschheit bis zur Zeit des Endes, bis zum
Ende der Zeiten der Nationen in Schranken gehalten wurde.
Babylons
Fall
Nicht
nur die Weissagung, sondern ebenso deutlich weisen die Zeichen der Zeit
auf den Fall Babylons, der Namenchristenheit, hin. Dass ihre Vernichtung
plötzlich und vollständig sein und unter schweren Kämpfen vor sich
gehen wird, ersehen wir aus folgender Stelle (Offb. 18:21): „Und ein
starker Engel erhob einen großen Stein auf als einen Mühlstein, warf ihn
ins Meer und sprach: Also wird Babylon, die große Stadt, mit Gewalt
niedergeworfen und nicht mehr gefunden werden.“ (vergleiche Offb. 18:8;
Jer. 51:63, 64, 42, 24-26) Doch andererseits wird ein allmähliches
Verzehrt werden von Daniel geweissagt (7:26), welcher schreibt: „Danach
wird das Gericht gehalten werden; da wird dann seine Gewalt weggenommen
werden, dass er zugrunde vertilgt und umgebracht (vernichtet) werde.“
Die „päpstliche Herrschaft“ (und damit viel von der verwerflichen,
abergläubischen Verehrung der Menschen für die Geistlichkeit im
allgemeinen) ist, wie im 2. Band gezeigt wurde, beim Beginn der Zeit des
Endes, im Jahre 1799, gebrochen worden, und wiewohl seither der
Vernichtungsprozess ein langsamer gewesen ist und gelegentlich durch
scheinbares Wiederaufleben der päpstlichen Macht unterbrochen war (und
gerade gegenwärtig erweckt dieses Wiederaufleben die kühnsten Hoffnungen
seiner Anhänger), so ist doch die schließliche Vernichtung des Papsttums
und die Heftigkeit seines Todeskampfes unzweideutig prophezeit. Vorerst
muss es freilich einen großen Teil seines vormaligen Ansehens wieder
erlangen, was durch seinen Bund mit den Tochterkirchen erstrebt werden
wird. Sie werden zusammen erhoben werden, um auch gleichzeitig mit Gewalt
gestürzt werden zu können.
„Die
große Babylon kam ins Gedächtnis vor Gott, ihr den Kelch des Weines des
Grimmes seines Zornes zu geben“; „und hat das Blut seiner Knechte gerächt
an ihrer Hand.“ (Offb. 16:19; 19:2) „Denn ihre Sünden sind aufgehäuft
bis zum Himmel und Gott hat ihrer Ungerechtigkeiten gedacht. Vergeltet ihr,
wie auch sie vergolten hat, und verdoppelt (ihr) doppelt nach ihren Werken;
in dem Kelch, welchen sie gemischt hat, mischet ihr doppelt. Wie viel sie
sich verherrlicht und Üppigkeit getrieben hat, so viel Qual und Trauer
gebet ihr. Denn sie spricht in ihrem Herzen: Ich sitze als Königin, und
Witwe bin ich nicht, und Traurigkeit werde ich nicht sehen.“ - Offb.
18:5-7
Das
meiste hiervon ist natürlich in bezug auf die katholische Kirche gesagt,
doch geht es auch alle die an, welche mit ihr irgendwie in Verbindung
stehen und mit ihr sympathisieren. Alle solche werden ihrer Plagen
teilhaftig werden. (Offb. 18:4) Wenn auch die Könige der Erde die Hure
gehasst und verstoßen haben (Offb. 17:16), so spricht sie doch: „Ich
sitze als Königin und Witwe bin ich nicht“, sie prahlt laut mit ihrem
Anrecht auf die Beherrschung der Nationen und verkündet, dass ihre
einstige Macht bald wiedergewonnen sein wird. Von ihrem Prahlen und Drohen
gibt folgende Stelle aus einem katholischen Journal Zeugnis:
„Das
Papsttum wird seine weltliche Herrschaft wieder erlangen, weil dieselbe für
die Kirche passend und nutzbringend ist. Sie gibt dem ausführenden Haupt
der Kirche vollere Freiheit und größeren Einfluss. Der Papst kann auf
die Dauer keines Königs Untertan sein; das verträgt sich nicht mit
seinem göttlichen Amt. Es hemmt und beengt ihn in seiner Wirksamkeit für
das Gute. Europa hat den guten Einfluss seiner Wirksamkeit anerkannt und
wird in Zeiten größerer Not als jetzt sich vor ihm zu beugen gezwungen
sein. Soziale Erhebungen und die blutige Hand der Anarchie werden endlich
doch Leo XIII. oder seinen Nachfolger mit der Macht krönen, von welcher
die dreifaltige Krone ein Symbol ist, und die einst allgemein anerkannt
war.“
Jawohl,
wenn der Tag der Drangsal anbricht, so wird die Geistlichkeit ihre Macht
und ihren Einfluss mehr und mehr zur Sicherung ihrer äußeren Wohlfahrt
zu verwenden suchen, indem sie die unruhigen Elemente der Gesellschaft zu
lenken trachtet. Aber in der nahe bevorstehenden Krisis wird das
gesetzlose Element aller staatserhaltenden Beeinflussung spotten und alle
Schranken durchbrechen, und die blutige Hand der Anarchie wird ihr
schreckliches Werk vollbringen, und Babylon, die Namenchristenheit, seine
gesellschaftlichen, bürgerlichen und kirchlichen Einrichtungen, werden
fallen.
„Darum
(weil sie sich so heftig um ihre Macht und ihre Existenz wehren wird)
werden ihre Plagen auf einen Tag kommen (plötzlich), der Tod, Leid und
Hunger; mit Feuer (vernichtenden Katastrophen) wird sie verbrannt werden;
denn stark ist Gott, der Herr, der sie richten wird.“ (Offb. 18:8) „So
spricht der Herr: Siehe, ich will einen scharfen Wind erwecken wider Babel
und wider ihre Einwohner, die sich wider mich gesetzt haben (alle, die
sich mit Babylon verbrüderten). Ich will auch Worfler gen Babel schicken,
die sie worfeln sollen und ihr Land ausfegen; denn am Tag der Drangsal
werden alle um sie her wider sie sein ... Verbannet all ihr Heer!“ (Jer.
51:1-3) „Ich will Babel (dem Papsttum insbesondere) und allen Einwohnern
in Chaldäa (der Namenchristenheit) alle ihre Bosheit vergelten, die sie
an Zion begangen haben vor euren Augen, spricht der Herr.“ – Jer.
51:24
Wenn
wir uns die lange Reihe von Bosheiten in Erinnerung rufen, durch welche
Babylon die Heiligen des Allerhöchsten (das wahre Zion) bedrückt und
geplagt hat, wenn wir uns daran erinnern, dass geschrieben steht, Gott
werde seine Auserwählten rächen und das in einer Kürze (Luk. 18:7, 8),
dass er seinen Widersachern vergelten und seinen Feinden mit Grimm
bezahlen will (Jer. 51:6), so fangen wir an zu fühlen, dass eine
schreckliche Katastrophe ihrer wartet. Die verabscheuungswürdigen Befehle
des Papsttums, deren Lohn auch den Protestantismus treffen wird, da er
jetzt mit dem Papsttum gemeinsame Sache macht, jene Befehle, durch welche
Verbrennung, Abschlachtung, Verbannung, Einsperrung und Marterung der
Heiligen auf alle erdenkliche Weise angeordnet ward, und welche zur Zeit,
da das Papsttum mächtig war, von den staatlichen Gewalten mit so großer
Grausamkeit ausgeführt wurden, harren eines vollen Maßes gerechter
Vergeltung. Denn das Papsttum soll „das Doppelte empfangen für alle
seine Bosheit.“ Die Nationen der Namenchristenheit, welche sich seiner
Verbrechen mitschuldig gemacht haben, werden auch den bitteren Kelch mit
ihm bis auf die Hefe leeren müssen.
„Ich
werde den Bel zu Babel heimsuchen (den Gott Babylons, also den Papst) und
aus seinem Mund herausnehmen, was er verschlungen hat (er wird in seinem
Verzweiflungskampf auf die großen, prahlerischen Worte und gotteslästerlichen
Titel, wie „unfehlbarer Stellvertreter Christi“, „Statthalter
Christi“, „ein anderer Gott auf Erden“ usw., verzichten); und nicht
mehr sollen Nationen zu ihm strömen. Auch Babels Mauer (die Staatsgewalt,
welche einst die Namenchristenheit schützte und es zum Teil jetzt noch
tut) ist gefallen ... So spricht Jehova der Heerscharen: Die Mauern von
Babel, die breiten, sollen gänzlich geschleift und ihre hohen Tore mit
Feuer verbrannt (zerstört) werden. Und so mühen sich die Völker
vergebens ab, und Völkerschaften fürs Feuer (zu schützen und zu retten
die Mauern Babylons), und sie ermatten.“ – Jer. 51:44, 58
Dies
zeigt die Verblendung der Menschen und den Zauber, den Babylon auf sie ausübt,
dass sie ihren eigenen Interessen zuwider jene hochzuhalten sich abmühen
werden. Aber ungeachtet ihres verzweifelten Ringens um Dasein, Einfluss
und Macht wird Babylon untergehen und sich nimmer erheben, denn „stark
ist der Herr, Gott, der sie richtet.“ Erst dann werden die Menschen
merken, dass sie nun frei sind, und dass jener Sturz Babylons von Gottes mächtiger
Hand herrührte. - Offb. 19:1, 2
So
wird es beim Sturz Babylons, der Namenchristenheit, gehen, den Jes. und
andere Propheten vorausgesehen und vorausgesagt haben. Gerade mit Rücksicht
darauf, dass innerhalb derselben sich viele befinden, die zu dem geliebten
Volk Gottes gehören, lässt der Herr den Befehl ergehen an seine Heiligen:
„Auf
kahlem Berge (das heißt unter denen, welche das werdende Reich Gottes
bilden) erhebet ein Panier (das Panier des segenbringenden Evangeliums der
Wahrheit, die nun gereinigt ist von den hergebrachten Irrtümern, welche
sie so lange verdunkelten); ruft ihnen zu mit lauter Stimme (verkündet
nachdrücklich weit und breit diese Wahrheit den erschreckten Schafen von
der Herde des Herrn, die sich noch in Babylon befinden), schwinget die
Hand (lasst sie ein Beispiel sehen von der Macht der Wahrheit, nachdem sie
ihre Verkündigung vernommen), dass sie (die willigen, gehorsamen, anhänglichen
Schafe) einziehen in die Tore der Edlen (dass sie der Segnungen der
wahrhaft Geheiligten, Erben des Reiches, teilhaftig werden mögen).“ -
Jes. 13:2
So
ergeht denn auch die Stimme der Warnung an die, die Ohren haben zu hören.
Wir leben jetzt in der Zeit des letzten Stadiums (desjenigen von Laodicäa
- Offenbarung 3:14-22) der großen aus Weizen und Scheinweizen bestehenden
Namenkirche. Sie wird getadelt ob ihrer Lauheit, ihres Hochmutes, ihrer
Armut an geistigen Gütern, ihrer Blindheit und Blöße und ermahnt, bald
von ihrem bösen Wege abzulassen, bevor es zu spät ist. Aber der Herr
wusste, dass nur wenige die Warnung und den Mahnruf hören würden, und
diesen wenigen verheißt er den Lohn (nicht der ganzen Menge derer, die er
ruft), die noch ein Ohr haben für die Wahrheit, und die die allgemeine
Sinnesart und Geistesrichtung Babylons überwinden:
„Wer
überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie
auch ich überwunden und mich mit meinem Vater gesetzt habe auf seinen
Thron. Wer ein Ohr hat (bereit ist zu hören, das Wort des Herrn
anzunehmen und zu beachten), der höre, was der Geist den Versammlungen
sagt.“ Über die aber, die ihr Ohr nicht leihen, nicht bereit sind zu hören,
wird der Herr seinen Zorn ausschütten.
Dass
mit wenigen Ausnahmen die Haltung der Namenchristenheit durch Hochmut,
Selbstgerechtigkeit und Selbstgefälligkeit bestimmt ist, ist für jeden,
der zu sehen und zu beachten weiß, handgreiflich. Noch immer sagt sie in
ihrem Herzen: „Ich sitze als Königin und Witwe bin ich nicht und
Traurigkeit werde ich nicht sehen.“ Noch erhebt sie sich selbst und lebt
in Üppigkeit. Sie sagt: „Ich bin reich und reich geworden, und bedarf
nichts“ und bemerkt nicht, dass sie elend und jämmerlich, arm, blind
und bloß ist. Auch beachtet sie nicht den Rat des Herrn (um den Preis der
Selbstverleugnung) von ihm zu kaufen im Feuer bewährtes Gold (die wahren,
himmlischen Güter, die göttliche Natur) und weiße Kleider (das Kleid
von Christi zugerechneter Gerechtigkeit, welches heutzutage so viele
verwerfen, um dann vor Gott in ihrer eigenen Gerechtigkeit zu erscheinen)
und Augensalbe, ihre Augen zu salben, damit sie sehen mögen (volle
Heiligung und Unterwerfung unter den göttlichen Willen, wie er in der
Heiligen Schrift niedergelegt ist).
Der
Geist dieser Welt hat sich so sehr der Herzen der kirchlichen Gewalthaber
in der Namenchristenheit bemächtigt, dass eine Reformation der Systeme
nicht mehr möglich ist und die einzelnen nur durch schleunige Lostrennung
von den kirchlichen Systemen dem Verderben entrinnen können. Die Stunde
des Gerichts ist gekommen und eben jetzt schreibt die warnende Hand der göttlichen
Vorsehung jene geheimnisvollen Worte an die Wand: „Mene, mene, tekel,
upharsin.“ Gott hat deine Herrschaft gezählt und ihr ein Ende gemacht.
Du bist auf der Wage gewogen und zu leicht erfunden. Und der
Prophet Jes. (47:1-11) spricht mit Bezug auf die heutige Zeit:
„Steige
herunter und setze dich in den Staub, Jungfrau (ironisch), Tochter Babel!
Setze dich hin zur Erde, ohne Thron, Tochter der Chaldäer! denn nicht
mehr sollst du die Weichliche und Verzärtelte genannt werden ...
aufgedeckt werde deine Blöße, ja gesehen deine Schande! Ich werde Rache
nehmen und (dich wie) Menschen nicht verschonen ... Sitze stumm und gehe
in die Finsternis, Tochter der Chaldäer! Denn nicht mehr sollst du Herrin
der Königreiche genannt werden ... Du sprachst: In Ewigkeit werde ich
Herrin sein! So dass du dir dieses nicht zu Herzen nahmst, das Ende davon
nicht bedachtest.
„Und
nun höre dieses, du Üppige, die in Sicherheit wohnt, die in ihrem Herzen
spricht: Ich bin es und gar keine sonst! ich werde nicht als Witwe sitzen,
noch Kinderlosigkeit kennen. Dieses beides wird über dich kommen in einem
Augenblick, an einem Tag: Kinderlosigkeit und Witwentum (vergleiche Offb.
18:8): in vollstem Maße werden sie über dich kommen, trotz der Menge
deiner Zaubereien, trotz der gewaltigen Zahl deiner Bannsprüche. Und du
vertrautest auf deine Bosheit, du sprachst: Niemand sieht mich. Deine (weltliche)
Weisheit und dein Wissen, das hat dich irre geführt; und du sprachst in
deinem Herzen: Ich bin es, und gar keine sonst! Aber es kommt über dich
ein Unglück, das du nicht wegzuzaubern wissen wirst, und ein Verderben
wird über dich herfallen, welches du nicht zu sühnen vermagst; und plötzlich
wird eine Verwüstung über dich kommen, die du nicht ahntest.“ -
Vergleiche Offb. 18:7.
Da
die Babylon betreffenden Erklärungen so feierlich sind, wird es gut sein,
die warnende Stimme und die Anweisung zu beachten, welche der Herr seinem
Volk, das noch innerhalb Babylons wohnt, erteilt:
„So
spricht Jehova: ... Fliehet aus Babel hinaus und rettet ein jeder sein
Leben, werdet nicht vertilgt wegen seiner Ungerechtigkeit! denn es ist die
Zeit der Rache Jehovas: was es getan hat, vergilt er ihm ... Plötzlich
ist Babel gefallen und zertrümmert ... Wir haben Babel heilen wollen,
aber es ist nicht genesen. Verlasset es, ... denn sein Gericht reicht bis
an den Himmel und erhebt sich bis zu den Wolken ... Ziehet aus ihm hinaus,
mein Volk, und errettet ein jeder sein Leben vor der Glut des Zornes
Jehovas!“ – Jer. 51:1, 6, 8, 9, 45. -vergl. Offb. 17:3-6; 18:1-5
Für
die, welche dem Befehl, von Babylon auszugehen, nachkommen, gibt es nur
einen Zufluchtsort; und der ist nicht in einer neuen Sekte, einem neuen
Bund, sondern in „dem Verborgenen des Höchsten“, wo die volle Weihung
stattfindet, von dem das Allerheiligste im Tempel das Vorbild war. „Wer
unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen
bleibt, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein
Gott, auf den ich traue.“ - Psalm 91
Das
Herausgehen von Babylon kann natürlich nicht als eine Auswanderung aus
dem Gebiet der namenchristlichen Nationen gedeutet werden; denn die ganze
Erde, nicht nur die „christliche Welt“, wird vom Feuer des Zornes
Gottes verzehrt werden. Freilich wird die größte Wucht seines Zornes über
die erleuchteten Nationen der „Christenheit“ hereinbrechen, welche den
Willen Gottes kannten oder sehr wohl kennen konnten.
Die
Lostrennung von Babylon ist vielmehr so gemeint, dass man sich von allen
Banden in der Namenchristenheit, von jeder Teilnahme an deren bürgerlichen,
gesellschaftlichen und kirchlichen Organisationen losmachen soll, und zwar
sowohl grundsätzlich als auch aus Gründen der von Gott gegebenen
Weisheit. Grundsätzlich, weil, sobald das hellere Licht der zur Erntezeit
fälligen Wahrheit unseren Geist erleuchtet und die Irrtümer in ihrer
Missgestalt erkennen lässt, wir uns dem Lichte zu und von den Irrtümern
abwenden müssen, indem wir diesen alle unsere Unterstützung entziehen.
Dies kann nur geschehen, indem wir aus den verschiedenen kirchlichen
Organisationen ausscheiden, deren Lehren das Wort Gottes missdeuten und
seines Inhaltes berauben. Gleichzeitig müssen wir allen bestehenden bürgerlichen
Gewalten fremd gegenüberstehen, nicht um sich ihnen zu widersetzen,
sondern in aller Friedfertigkeit und Unterwürfigkeit den Gesetzen gegenüber,
dem Kaiser gebend, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist, als Bürger
des Himmels, nicht der Erde, deren Einfluss nur auf die Förderung von
Rechtschaffenheit, Gerechtigkeit, Liebe und Frieden gerichtet ist. Von den
verschiedenen gesellschaftlichen Organisationen werden uns bald die Grundsätze,
bald die Klugheit scheiden. Die Grundsätze können alle frei machen, die
jetzt durch Eide oder Verpflichtungen an die verschiedenen geheimen
Gesellschaften gebunden sind, denn „ihr, die ihr in Finsternis wart,
seid nun erleuchtet in dem Herrn und wandelt als Kinder des Lichtes, keine
Gemeinschaft habend mit den nutzlosen Werken der Finsternis, diese
vielmehr missbilligend.“ (Eph. 5:6-17) Je näher aber die Krisis des
schrecklichen Tages heranrückt, wird es sicherlich denen, die die Lage
vom Standpunkt des bewährten prophetischen Wortes aus betrachten,
deutlich werden, dass in vielen Fällen, welche die Grundsätze unberührt
lassen, es weise sein wird, sich von den verschiedenen gesellschaftlichen
und finanziellen Verbindungen loszumachen, welche in den Stürmen der die
Welt umfassenden Umwälzungen und anarchistischen Zustände doch sicher
keinen Schutz mehr gewähren können. In dieser Zeit (und man bedenke,
dass dies vermutlich innerhalb der nächsten wenigen Jahre sein wird)
werden alle Finanzinstitute, die Versicherungs- und wohltätigen
Gesellschaften untergehen, und ihre angehäuften Schätze werden sich als
wertlos erweisen. Diese Höhlen und Felsvorsprünge der Gebirge werden vor
der Wut dieses schrecklichen Tages keinen Schutz gewähren, wenn die Wogen
der Unzufriedenheit der Massen gegen die Berge (Königreiche) peitschen
und schäumen werden (Offb. 6:15-17; Psalm 46:3), an jenem Tag, da „werden
sie ihr Silber hinaus auf die Gassen werfen und ihr Gold als ein Unflat
achten, denn ihr Silber und Gold wird sie nicht erretten am Tag des Zornes
des Herrn. Sie werden ihre Seele davon nicht sättigen noch ihren Bauch
davon füllen, denn es ist ihnen ein Anstoß zu ihrer Missetat gewesen.“
- Hes. 7:19; vergleiche die Verse 12-18, 21, 25-27
Wer
nun seine Zuflucht zum Allerhöchsten genommen hat, braucht sich vor
solchen Zeiten nicht zu fürchten. Er wird sie bedecken mit seinen
Fittichen, und unter seinen Flügeln werden sie geborgen sein. Zion wird würdig
befunden werden, allen diesen Dingen zu entrinnen, die über die Welt
kommen. - Psalm 46:3, 4; Luk. 21:36