SCHRIFTSTUDIEN
BAND
5 - DIE
VERSÖHNUNG DES MENSCHEN MIT GOTT
Studie
13
Die
Hoffnung auf ewiges Leben und Unsterblichkeit und ihre Sicherstellung
durch
das Versöhnungswerk.
Die Erwartungen und
Hoffnungen der seufzenden Kreatur. — Diese bilden jedoch keine
Beweise. — Wohl aber die Verheißungen
Gottes und die Vollstreckung des Versöhnungswerkes. —
Der Unterschied
zwischen ewigem Leben und Unsterblichkeit. Hat die Menschheit
Unsterblichkeit oder wird sie sie jemals erlangen? —
Sind Engel, ist Satan
unsterblich? —
Leben und Unsterblichkeit durch das Evangelium ans Licht
gebracht. —
Die Hoffnung der Welt im Gegensatz zur Hoffnung der Herauswahl.
“Wenn
ein Mann stirbt, wird er wieder leben? Alle Tage meiner Dienstzeit (meines
mühseligen Lebens) wollte ich harren, bis meine Ablösung (Verwandlung) käme.”
- Hiob 14:14
“Unser
Heiland Jesus Christus hat den Tod zunichte gemacht aber (ewiges) Leben
und Unverweslichkeit (Unsterblichkeit) ans Licht gebracht durch das
Evangelium.” - 2. Tim. 1:10
In
allen Menschen wohnt eine sehnliche Hoffnung, dass der Tod nicht allem
Dasein ein Ende mache. Es ist freilich eine ganz unbestimmte Hoffnung,
dass irgendwie und irgendwo das jetzige Leben eine Fortsetzung erfahren
werde. Bei einigen gestaltet sich diese Hoffnung zu einer Furcht. Das Gefühl
der Unwürdigkeit für eine glückliche Zukunft weckt die Furcht vor einer
unglücklichen Zukunft. Je größer die Furcht hier vor für sich und
andere, um so fester die Überzeugung, dass es eine solche unglückliche
Zukunft gebe.
Diese
unbestimmte Hoffnung und diese (glücklicherweise grundlose) Furcht haben
beide ihren Ursprung in dem Urteil, das der Herr nach Adams Fall über die
Schlange ausgesprochen, wonach der Same des Weibes einmal den Kopf der
Schlange zertreten sollte. Ohne Zweifel wurde das so verstanden, dass ein
Teil des Geschlechtes Adams schließlich über Satan und damit über Sünde
und Tod, in die er die Menschen verstrickt, triumphieren würde. Ohne
Zweifel bestärkte Gott diese Hoffnung in wiederum sehr unbestimmter Weise
durch Henoch, welcher weissagte: “Siehe, der Herr kommt mit zehntausend
seiner Heiligen!” und durch Noah am Ende des früheren Zeitalters. Aber
das Evangelium (die gute Kunde) von einer Befreiung aus dem Tode, das
einst in von Gott vorherbestimmter Zeit der ganzen Menschheit angeboten
werden soll, scheint erst dem Abraham deutlich mitgeteilt worden zu sein.
Der Apostel sagt: “Das Evangelium ist vordem dem Abraham verkündet
worden” und zwar mit den Worten: “Durch deinen Samen sollen alle Völker
auf Erden gesegnet werden.” Diese Verheißung war die Grundlage für die
Auferstehungshoffnung der Juden. Denn da viele Geschlechter der Menschheit
ins Grab gesunken waren, ohne gesegnet (glücklich gemacht) worden zu sein,
und andere ebenso dahinstarben, so setzte die Verheißung, dass alle
gesegnet werden sollten, deren Rückkehr auf Erden, wo sie gesegnet werden
sollten, ein zukünftiges Leben, mithin eine Auferstehung voraus. Und
diese Hoffnung nahmen die Juden in alle Länder mit, in die sie zur Zeit
der babylonischen Gefangenschaft zerstreut wurden.
Gewiss
ist, dass, ob infolge eines Zusatzes heidnischer Hoffnung zu den eigenen Wünschen
oder infolge natürlicher Anlage der Menschen, das wollen wir
dahingestellt lassen, alle Welt an ein zukünftiges Leben und dessen ewige
Dauer glaubt. Diesen allgemeinen Glauben bezeichnet der Apostel als
“standhaftes Erwarten der Kreatur”, der seufzenden Kreatur.
Aber
Hoffnungen und Erwartungen sind keine Beweise für eine Lehre, und die
Verheißungen im Alten Testament waren zu allgemein gehalten, als dass sie
als Grundlage eines klaren Glaubens hätten dienen können, und noch
weniger konnten sie es als Grundlage für eine Dogmatik (ein Lehrsystem).
Erst
wenn wir im Neuen Testament die klaren Aussagen unseres Herrn und hernach
seiner Apostel über das ewige Leben lesen, fangen wir an, die unbestimmte
Hoffnung gegen einen klaren Glauben auszutauschen. Nicht nur finden wir
dort deutlich gesagt, dass jedem eine Gelegenheit gegeben werden soll,
ewiges Leben zu haben, sondern auch welches der Weg ist, auf dem jeder
dazu gelangen soll.
Viele
haben die Klarheit der im Neuen Testament gegebenen Lehre nicht betrachtet
und sind deshalb im Glauben schwach. So wollen wir denn die ganze Lehre
zusammen betrachten und dadurch unsere Überzeugung neu stärken, dass
dank der Vorkehrungen unseres großen und allweisen Schöpfers jedem die Möglichkeit
geboten werden wird, ewiges Leben erhalten.
Allein
wir finden in dieser neutestamentlichen Lehre vom ewigen Leben zu unserer
Verwunderung, dass sie damit beginnt, uns daran zu erinnern, dass nichts
in uns ist oder aus uns kommt, das uns die Hoffnung auf ein ewiges Leben
verbürgen würde. Vielmehr stellt die Lehre fest, dass das Leben unseres
Geschlechts durch den Ungehorsam Adams verwirkt ist, dass Adam zwar für
ewiges Leben vollkommen organisiert erschaffen worden, dass aber seine Sünde
ihm nicht nur ihren Sold, den Tod, eintrug, sondern auch den Keim des
Todes auf seine ganze Nachkommenschaft sich vererben ließ. Gottes Gesetz
ist, wie er selbst, vollkommen; so war auch Adam als sein Geschöpf
vollkommen, bevor er sündigte, denn es steht geschrieben: “Sein Werk
ist vollkommen.” Und vor Gottes Gesetz hat nur Bestand, was vollkommen
ist, und alles Unvollkommene ist zur Vernichtung bestimmt. So hat denn
Adams Geschlecht, “geboren in Sünden und empfangen in Ungerechtigkeit”,
kein Recht, auf ein ewiges Leben zu hoffen, zu dem es nicht unter den im
Neuen Testament entwickelten, gute Botschaft genannten Bedingungen
gelangen würde. Die gute Kunde aber lautet, dass ein Weg eröffnet worden
ist, auf dem alle Nachkommen Adams, die es wollen, durch Christum zur
Vollkommenheit, zur Gnade vor Gott, zu ewigem Leben zurückkehren können.
Den
Grundton gleichsam dieser Hoffnung auf Wiederaussöhnung mit Gott und
damit auf die Möglichkeit, ewig zu leben, geben die Worte: 1. “Christus
ist für unsere Sünden gestorben” und 2. “für unsere Gerechtmachung
wieder auferstanden”; denn “der Mensch Christus Jesus gab sich hin als
ein Lösegeld (Loskaufpreis) für alle.” Adam und sein Geschlecht, das,
als er sündigte, noch in seinen Lenden war und dadurch von der über ihn
verhängten Todesstrafe mit betroffen wurde, sind “erlöst (zurückgekauft)
durch das teure Blut (den Tod) Christi.” - 1. Petr. 1:19
Doch
wiewohl des Herrn Heilsvorkehrung für alle hinreichend ist, so kann sie
doch keinem einzigen zugute kommen, es sei denn, dass dieserseits gewisse
Bedingungen erfüllt werden. Jeder, der gerettet werden will, muss 1.
Christum als Erlöser annehmen und 2. darnach trachten, die Sünde zu
meiden und hinfort in Übereinstimmung mit Gott und seiner Gerechtigkeit
zu leben. Darum sagt die Schrift: “Die Gnadengabe Gottes ist ewiges
Leben durch Jesum Christum unseren Herrn.” (Röm. 6:23) Vergleiche noch
folgende Schriftstellen, die helles Licht auf unseren Gegenstand werfen:
“Wer
an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben (d.h. ein Recht, einen Anspruch auf
Leben als eine Gabe Gottes); aber wer dem Sohne nicht glaubt, wird das (vollkommene,
nicht mit Tod bedrohte) Leben nicht sehen.” - Joh. 3:36; 1. Joh. 5:12
Niemand
kann ewiges Lebens teilhaftig werden als durch Christum den Erlöser, der
von Gott als Geber des neuen Lebens bestellt ist; und die Wahrheit, welche
uns gestattet, Glauben und Gehorsam zu erweisen und so eine Sicherheit für
ewiges Leben in die Hand zu kommen, heißt darum das „Wasser des Lebens”
oder das „Brot des Lebens.” (Joh. 4:14; 6:40, 54) Aber nur denen wird
das ewige Leben werden, die, nachdem sie einmal gelernt haben, was es ist,
und wie es als Gabe Gottes sich sichern können, darnach trachten, es zu
ererben, indem sie gemäß dem Geist der Heiligkeit leben. Die sollen es
erhalten als einen Lohn. (Röm. 6:23; Gal. 6:8) Um diesen Lohn zu erhalten,
müssen wir des Herrn “Schafe” werden und auf die Stimme (Belehrung)
des Hirten hören. (Joh. 10:26-28; 17:2, 3) Niemandem wird dieser Lohn
aufgezwungen werden; es muss im Gegenteil darnach getrachtet, gleichsam
darauf Beschlag gelegt werden. (1. Tim. 6:12, 19) Was wir jetzt bekommen,
ist also eher eine Hoffnung, als wirkliches Leben, die Hoffnung nämlich,
dass wir schließlich zu diesem wirklichen Leben gelangen, weil Gott einen
Weg eröffnet hat, auf dem er gerecht bleiben und doch der Rechtfertiger
aller werden kann, die wahrhaftig an Christum glauben und ihn annehmen.
Durch Gottes Gnade kaufte uns nicht nur unser Herr Jesus vom Tode los,
indem er sein Leben als ein Sühnopfer für das unserige verwirkte hingab,
sondern er wurde auch unser großer Hohepriester und als solcher der
Urheber (Ursprung, Born) ewigen Heils für alle, die ihm gehorchen (Hebr.
5:9). „Und dies ist die Verheißung, die er uns verheißen hat: das
ewige Leben.” - 1. Joh. 2:25
„Und
dies ist das Zeugnis: dass Gott uns ewiges Leben gegeben hat (jetzt durch
Glauben und Hoffnung und dann tatsächlich, „wenn er, der unser Leben
ist, erscheinen wird”), und dieses Leben ist in seinem Sohne. Wer den
Sohn hat, der hat Leben, wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben
nicht” - 1. Joh. 5:11, 12
Dieses
ewige Leben, zu dem Adam und seinem ganzen Geschlecht von unserem Schöpfer
durch unseren Erlöser der Zutritt ermöglicht wurde, das aber für
diejenigen bestimmt ist und nur denjenigen verheißen ist, die Glauben und
Gehorsam erweisen, und das diesen letzteren jetzt auch nur als eine
Hoffnung gegeben ist, wird den Gläubigen in der Auferstehung tatsächlich
zu teil werden. Die deutlichen Verheißungen des Wortes Gottes sind von
den Einbildungen der Welt über diesen Gegenstand grundverschieden. Diese
letzteren zielen dahin, dass der Mensch einem zukünftigen ewigem Leben
entgegengehe, weil er darauf hoffe oder (in den meisten Fällen) sich
davor fürchte. Aber Hoffnungen und Befürchtungen sind keine Beweise.
Auch ist der Anspruch unbegründet, dass etwas im Menschen ewig leben müsste;
dieses „etwas” kann nicht gefunden, noch einem bestimmten Organ
zugewiesen, noch als vorhanden dargetan werden.
Die
Schriftlehre über diesen Gegenstand hingegen kann von dieser Seite nicht
angefochten werden. Es ist durchaus vernunftgemäß, unser Leben, wie es
in der Schrift auch dargestellt ist, als Gabe Gottes und nicht als eigenes,
unveräußerliches Gut zu betrachten. Die heidnische Lehre, wonach der natürliche
Mensch eine unsterbliche Seele hat, hätte, wenn sie richtig wäre, zur
Folge, dass nicht diejenigen ewiges Leben hätten, die davon einen guten
Gebrauch machen würden und glücklich wären, sondern auch diejenigen,
die keinen guten Gebrauch davon machen würden und unglücklich wären.
Ihre
Konsequenzen schießen mithin über das Ziel hinaus. Die Schrift lehrt
hingegen, dass nur diejenigen jener großen und unschätzbaren Gabe (des
ewigen Lebens) teilhaftig werden, die an den Erlöser und Lebensgeber
glauben und ihm gehorchen. Die anderen, für die ewiges Leben ein Unglück
wäre, werden es ebenso wenig erlangen, als sie es jetzt schon besitzen:
„Der Sünde Sold ist der Tod; aber die Gnadengabe Gottes ist ewiges
Leben durch Jesum Christum unseren Herrn.” (Röm. 6:23) Die Bösen aber,
d.h. alle diejenigen, welche, nachdem sie zu voller Erkenntnis der
Wahrheit gelangt sind, derselben absichtlich widerstehen, werden durch den
zweiten Tod aus der Mitte des Volkes Gottes hinweg gerafft werden. „Sie
werden sein, als wären sie nicht gewesen.” „Sie sollen gänzlich
umkommen.” Unwiederbringliche Vernichtung wird ihre ewige Strafe sein,
ein Tod, aus dem es keine Erlösung gibt. Sie werden alles dasjenige
verlieren, ewiges Leben, ewige Freude, ewiges Glück, was die Gläubigen
gewinnen werden. - Apg. 3:23; Psalm 37:9, 20; Hiob 10:19; 2. Thess. 1:9
Gottes
Gabe, das ewige Leben, ist für sein ganzes Volk kostbar, und ein festes
Ergreifen desselben durch die Hand des Glaubens ist unentbehrlich für
eine richtige, ordentliche Lebensanschauung. Einzig wer in dieser Weise
gleichsam Beschlag gelegt hat auf das ewige Leben, indem er Christum
angenommen und seinem Dienst allein sich geweiht hat, ist imstande, in den
jetzt rasenden Lebensstürmen so zu bestehen, wie es sich gebührt, und
so, dass er einen Nutzen davon hat.
Der
Unterschied zwischen ewigem Leben und Unsterblichkeit
Wir
haben im vorhergehenden nur die Hoffnung auf Unsterblichkeit (dieses Wort
in der engeren Bedeutung von „ewiges Leben” genommen) betrachtet und
dabei gefunden, dass ewiges Leben das Teil aller derer sein wird unter
Adams Nachkommen, welche die zur Erlangung desselben seid Geltung des
Neuen Bundes nötigen Bedingungen erfüllen. „Unsterblichkeit”
bedeutet aber mehr als einfach „ewiges Leben”, mehr als die meisten
Leute meinen. Nach der Schrift wird dieselbe nur einer bestimmten Zahl,
einer „kleinen Herde“ verliehen werden, indes ungezählte Millionen
des ewigen Lebens werden teilhaftig werden.
Unsterblichkeit
ist eine Eigenschaft, die ausschließlich der göttlichen, nicht aber der
menschlichen, auch nicht der Natur der Engel, noch irgend einer anderen
Natur zukommt. Nur weil Jesus Christus und seine Braut, die kleine Herde,
der göttlichen Natur teilhaftig werden sollen, werden sie unsterblich
sein und daher unter allen Geschöpfen im Himmel und auf Erden eine
Ausnahme bilden.” - 2. Petr. 1:4
Hat
die “Menschenseele” Unsterblichkeit oder wird sie sie jemals erlangen?
Sind
Engel, ist Satan unsterblich?
Nachdem
wir bereits gesehen haben, dass die „Menschenseele” (das Wesen) in der
Verbindung des lebendigen Odems mit einem menschlichen Körper besteht,
genau wie es bei den niedrigeren Tieren ist, nur dass das Leben (der Odem)
im menschlichen Körper über viel höhere Fähigkeiten verfügt, müssen
wir also die Frage stellen: „Sind alle lebendigen Wesen (alle Seelen)
unsterblich?” Nachdem wir diese Frage verneint haben werden, entsteht
die neue Frage: „Was hat der Mensch vor den Tieren voraus, das ihm
erlaubt, auf Unsterblichkeit (ewiges Leben) zu hoffen?”
Salomos
Beobachtung deckt sich hinsichtlich der ersten Frage vollständig mit
derjenigen der wissenschaftlichen Gegenwart. Der Mensch ist, wie die
niedrigeren Tiere, dem Tode verfallen. „Wie diese sterben, so sterben
jene, und einerlei Odem haben sie alle.” (Pred. 3:19) Die Begräbnisplätze
vor den Ortschaften und manches andere erinnert uns täglich daran, dass
der Mensch stirbt und deshalb nicht unsterblich ist, denn unsterblich ist
nur der, welchem der Tod nichts anhaben kann. Welcher Art die Hoffnung des
Menschen auf Unsterblichkeit auch sein mag, so viel bleibt bestehen, dass
diese Unsterblichkeit keine gegenwärtige Eigenschaft der Menschen,
sondern nur eine Hoffnung auf irgend eine göttliche Vorkehrung für die
Zukunft sein kann. Bevor wir diesen Gedanken weiter verfolgen, wollen wir
kurz die Bedeutung der Worte „sterblich” und „unsterblich”
betrachten, da in dieser Hinsicht die gröbsten Missverständnisse
obwalten, die viel Verwirrung anrichten.
Unsterblich
ist einer, der nicht sterben kann, der gegen den Tod gefeit ist, der nicht
umkommen, nicht der Vernichtung, nicht der Verwesung verfallen kann. Jedes
lebendige Wesen, dessen Existenz in irgend einer Weise von einem anderen,
und dessen Leben von Nahrung, Luft, Licht abhängt, ist nicht unsterblich.
Unsterblich war von Anbeginn nur Jehova Gott, wie geschrieben steht: „Der
Vater hat Leben in sich selbst” (Joh. 5:26), d.h. sein Dasein ist kein
verursachtes noch von äußerlichen Hilfsmitteln abhängiges. Er ist der
ewige, unsterbliche, unsichtbare König (1. Tim. 1:17). Demnach wissen wir
ganz bestimmt, dass weder Menschen, noch Engel, noch Erzengel, noch auch
der Sohn Gottes vor und während der Zeit, da er Fleisch war und unter den
Menschen wohnte, unsterblich waren. Alle waren vielmehr sterblich.
Sterblich
will nicht sagen, dass einer sterben muss, sondern dass einer sterben kann,
dass er lebt, so lange Gott das Notwendige für die Unterhaltung der
Lebenskraft darreicht. So könnten z.B. Engel sterben, von Gott vernichtet
werden, wenn sie sich gegen Gottes weise, gerechte und liebevolle
Herrschaft empören sollten. Sie leben und weben und sind in Ihm (von
seiner Vorsehung). Ja, von Satan, der solch ein Engel des Lichts war und
sich empörte, ist ausdrücklich gesagt, dass er zu seiner Zeit wird
vernichtet werden (Hebr. 2:14). Dies beweist nicht nur die Sterblichkeit
Satans, sondern auch die der (anderen) Engel (des Lichts); so wie er, könnten
auch sie von ihrem Schöpfer vernichtet werden. Der Mensch aber ist um ein
wenig geringer als die Engel (Psalm 8:5) und mithin ebenfalls sterblich.
Dies beweist vorab die 6000-jährige Erfahrung der Menschheit und sodann
die an die Heiligen gerichtete Aufforderung, darnach zu ringen, die
Unsterblichkeit zu erlangen (Röm. 2:7). Dass die gewöhnliche Erklärung
von sterblich: sterbend, und von unsterblich: mit ewigem Leben begabt,
falsch ist, wird aus der Untersuchung der Frage erhellen:
Ist
Adam als ein sterbliches oder als ein unsterbliches Wesen erschaffen
worden?
Wäre
Adam unsterblich erschaffen worden, wie könnte ihm denn mit Tod gedroht,
wie konnte er zum Tode verurteilt werden? Wie konnte er sterben, wenn er
unsterblich, gegen den Tod gefeit war? Warum vertrieb ihn Gott zur Strafe
aus dem Garten Eden, „auf dass er nicht (weiter) esse vom Baume des
Lebens und lebe ewiglich?” - 1. Mose 3:22
Wäre
aber Adam als ein (wie die niedrigeren Tiere) für den Tod bestimmtes
Wesen erschaffen worden, worin hätte dann die Strafe für den gegangenen
Ungehorsam bestanden, wenn dieselbe (der Tod) ihm schon vor seinem
Ungehorsam zugedacht war? Wie konnte Gott erklären, dass Adam den Tod
durch seinen Ungehorsam verschuldet habe, wenn er (Adam) auch ohne
Ungehorsam hätte sterben müssen?
Wir
entrinnen aller Verlegenheit in dieser Frage durch Anwendung der richtigen
Bedeutung der Worte unsterblich: „der nicht sterben kann”, und
sterblich: „der sterben kann, der zum Tode verurteilt, mit dem Tode
bestraft werden kann.”
Demnach
ist Adam sterblich erschaffen worden. Er konnte sterben, er konnte aber
auch ewig leben, je nachdem er seinem weisen, gerechten und liebreichen
Schöpfer zu Gefallen lebte oder nicht. Wäre er gehorsam geblieben, er
lebte heute noch, er lebte für immer, und wäre gleichwohl die ganze Zeit
über sterblich, mit Tod strafbar gewesen im Falle des Ungehorsams und wäre
es noch. Dieses ewige Leben wäre für ihn auch keinen Augenblick in Frage
gestanden, denn Gott, von dem es abhing, ist unveränderlich. Ewiges Leben
wäre Adam mithin so lange zugesichert gewesen, als er selbst in seiner
richtigen ursprünglichen Stellung des Gehorsams und der Aufrichtigkeit zu
Gott verharrt hätte. Was könnte vernünftigerweise noch mehr verlangt
werden?
Adams
Leben vor seinem Ungehorsam war, was das Leben der heiligen Engel jetzt
noch ist; er hatte volles Leben, dauerndes Leben. Auf ihn allein kam es
an, es weiter dauern zu lassen; es bedurfte hierzu seinerseits bloß des
Gehorsams gegen Gott, der für das übrige sorgte. Aber eben, weil er
nicht unsterblich, nicht gegen den Tod gefeit war, nicht Leben in sich
selbst hatte, sondern dieses unter bestimmten von Gottes Wohlgefallen abhängigen
Bedingungen aus Gott bezog - eben deshalb war die Drohung, dass er im
Falle des Ungehorsams sterben würde, eine ernste Warnung. Sie bedeutete
den Entzug, den Verlust des Lebens, des lebendigen Odems, ohne den der
Leib in Staub zerfällt und die lebendige Seele, das Wesen zu existieren
aufhört. Wäre Adam unsterblich gewesen, so wäre Gottes Todesurteil eine
leere Drohung gewesen. Aber er starb vielmehr tatsächlich noch am
gleichen (Tausendjahr) Tag seines Ungehorsams. - 2. Petr. 3:8
Wer
etwa glauben sollte, die Bibel rede auf jeder Seite von der unsterblichen
Seele des natürlichen Menschen, dem raten wir, eine Konkordanz zur Hand
zu nehmen und sich zu überzeugen, dass die Bibel die Bezeichnung „unsterbliche
Seele” oder andere gleichwertige Ausdrücke gar nicht kennt. Dies wird
aufrichtige Wahrheitssucher augenblicklich überzeugen, dass
jahrhundertlang die ernsten Christen, in Gedanken wenigstens, zum Wort des
Lebens hinzugefügt haben - und dies zu ihrem eigenen Nachteil, zu ihrer
eigenen Verwirrung.
Nach
der Schrift haben die Engel ewiges Leben, sind aber sterblich, d.h. ihr
ewiges Leben ist nicht eine Folge ihrer Unsterblichkeit, ihrer Gefeitheit
gegen den Tod, sondern des Wunsches ihres Schöpfers, sie so lange leben
zu lassen, als sie mit ihm und seinen gerechten und liebreichen
Vorkehrungen im Einklang bleiben und demgemäß leben. Dies ist leicht
nachzuweisen. Denn war nicht Satan einer der heiligen Engel bevor er aus
Hochmut und Ehrgeiz sündigte? Wurde er nicht auf diese Weise einer der Bösen
(die Gott absichtlich, mit Willen widerstehen), von denen geschrieben
steht: „Alle Gesetzlosen vertilgt er”, und „Welche Strafe leiden
werden, ewiges Verderben (Vernichtung)?” - Psalm 145:20; 2. Thess. 1:9
Und
was in Hebr. 2:14 vom Teufel geschrieben steht, dass er durch den Tod
vernichtet werden soll, gilt in gleicher Weise von allen, die auf seinem bösen
Weg wandeln und die Vorkehrungen Gottes wissentlich und willentlich
verwerfen.
Auch
in indirekter Weise lehrt die Bibel, die sich fast ausschließlich mit den
Beziehungen des Menschen zu Gott beschäftigt, die Sterblichkeit der
Engel. Denn sie erklärt, dass Christus allein Unsterblichkeit hat (1.
Tim. 6:16), der Vater immer ausgenommen (1. Kor. 15:27). Diese
Unsterblichkeit, die eine Eigenschaft der göttlichen Natur ist, erhielt
unser Herr Jesus bei seiner Auferstehung (als Geistwesen, nicht bei seiner
Himmelfahrt) und als Lohn für die im Gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode
am Kreuz bewiesene treue und Ergebung in des Vaters Willen. Diese
Verleihung der Unsterblichkeit bedeutete für ihn eine große Erhöhung;
stand er schon von Anbeginn im Range höher als alle anderen (Geistwesen),
so machte nun seine Erhöhung den Rangunterschied um vieles größer. -
Eph. 1:21
So
ist es denn klar, so belehrt uns denn Gottes Offenbarungswort, dass zur
Zeit, da die Apostel ihre Briefe schrieben, der Vater und sein
Eingeborener Sohn allein Unsterblichkeit hatten. Vorher hatte sie der
Vater allein; denn hätte sie der Eingeborene Sohn vor seiner Erhöhung
auch schon gehabt, so hätte er nicht der Erretter der Menschenwelt werden
können. Denn er hätte nicht sterben können; nach Gottes Plan aber
musste er, um unser Erlöser zu werden, sterben. So heißt es denn:
“Christus ist für unsere Sünden gestorben” und hernach (zur
Belohnung hierfür) zur Unsterblichkeit erhoben worden.
Ewiges
Leben ist im Alten Testament in unbestimmter Weise in Aussicht gestellt,
Unsterblichkeit aber ist nicht einmal erwähnt. Darum erklärt denn auch
der Apostel, unter der Leitung des heiligen Geistes, dass unser Herr Jesus
den Tod zu Nichte gemacht (seine Herrschaft über die Menschheit zeitlich
beschränkt) hat und
Leben
und Unsterblichkeit durch sein Evangelium ans Licht gebracht hat.
-
2. Tim. 1:10 -
Diese
Stelle lehrt zweierlei: erstens, dass Leben, vollkommenes, dauerhaftes
Leben von Unsterblichkeit unterschieden werden muss; und zweitens, dass
keine dieser beiden großen Segnungen vor dem Evangelium zugänglich war,
vor „der großen Errettung, die zuerst von unserem Herrn verkündigt
wurde.” - Hebr. 2.3
Was
war es nun, das unseres Herrn gute Kunde ans Licht brachte hinsichtlich
dieser zwei großen Segnungen (ewiges Leben und Unsterblichkeit)?
a)
Sie zeigte, wie durch Gottes Gnade unser Herr die ganze Nachkommenschaft
Adams zurückkaufte und so für jeden einzelnen Menschen eine Gelegenheit
schuf, vom Tode zum Leben zurückzukehren. Sie wies, mit anderen Worten,
auf das Kommen der „Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge” hin,
„von welchen Gott geredet hat durch den Mund aller seiner heiligen
Propheten seit Anbeginn der Welt”. Diese Wiederherstellung bedeutet
nicht nur eine Herausführung der Wiederherzustellenden aus dem Grabe (des
Vergessenseins), sondern auch eine solche aus den verschiedenen Graden des
Todes (Unvollkommenheit, Krankheit), eine Zurückbringung zum Leben, zu
dauerndem Leben, wie dasjenige Adams vor dem Falle war. Das Evangelium
(die gute Kunde) Christi gibt uns die Zusicherung, dass eine volle
Gelegenheit, diesen Segen, dieses Leben zu erhalten, allen geboten werden
soll unter den vernünftigen Bedingungen des Neuen Bundes und “zu seiner
Zeit.” - 1. Tim. 2:6
b)
Das von Christi guter Kunde verbreitete „Licht” lässt außerdem im
Plan Gottes eine besondere Vorkehrung für eine besondere Berufung,
Erprobung und Zubereitung einer kleinen Zahl seiner Geschöpfe erkennen,
die zu mehr als sittlicher und intellektueller Gottes- Ebenbildlichkeit
gelangen sollen, eine Einladung, sich so sehr dem Willen des Vaters zu
unterwerfen und von ihrem absoluten Gehorsam so volle Beweise zu geben,
dass neue Kreaturen aus ihnen gemacht werden können, dem erhöhten Erlöser
gleich, wie er, der Unsterblichkeit, der göttlichen Natur teilhaftige
Personen.
Und
wenn wir nun mit Staunen die Frage stellen, welchen unter Gottes heiligen
Geschöpfen, den Cherubinnen, den Seraphinen, diese hohe Ehre zugedacht
ist, so finden wir in Christi Evangelium die Antwort, dass Engel derselben
überhaupt nicht teilhaftig werden sollen, sondern allein der Sohn des
Menschen und seine „Braut”, die aus der Zahl derjenigen, die er mit
seinem eigenen teuren Blut erkauft hat, also aus den gefallenen Menschen,
auserwählt werden soll.
„Schaut
auf ihn, welcher, der Schande nicht achtend, für die vor ihm liegende
(ihm in Aussicht gestellte) Freude das Kreuz erduldete und (nun zum Lohn)
sich gesetzt hat (auf den Ehrenplatz) zur Rechten des Thrones Gottes”
(Hebr. 12:2). „Da er reich war, aber um unsertwillen arm wurde” (2.
Kor. 8:9). Da er Menschen zurückkaufen sollte, musste er als Rückkaufpreis
eine menschliche Natur hergeben. Darum erniedrigte er sich selbst und nahm
Knechtsgestalt an und, nachdem er dem Menschen gleich geworden,
erniedrigte er sich noch weiter bis zum Tod, ja bis zum
allerschimpflichsten Tode, zum Verbrechertod am Kreuz. Darum hat Gott ihn
auch bei seiner Auferstehung (nicht bei seiner Himmelfahrt) hoch erhoben
zu der ihm als Lohn verheißenen göttlichen Natur und ihm einen Namen
gegeben, der über alle Namen ist (Jehovas Namen ausgenommen). - 1. Kor.
2:8, 9-Phil.2:8,9
„Würdig
ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, zu empfangen Macht und Reichtum
und Weisheit und Stärke und Ehre und Herrlichkeit und Segnung!” - Offb.
5:12
Der
unaussprechliche Reichtum der Gnade Gottes hätte nun stehen bleiben können
bei der Erhöhung dieses Größten und Würdigsten. Aber sie geht weiter.
Gott der Vater hat bestimmt, dass Christus als Anführer eine Anzahl Söhne
Gottes zu Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit führen soll (Hebr. 2:10;
Röm. 2:7). Doch muss ein jeder dieser Söhne ein geistiges Abbild des
Erstgeborenen sein. Und diese Ehre, des Lammes Braut und Miterbe zu
werden, ist, als eine großartige Belehrung über Gottes Erhabenheit und
eine kräftige Widerlegung aller Entwicklungslehren, nicht den schon
hochstehenden Engeln zugedacht, sondern einigen unter den Sündern, die
durch das köstliche Blut des Lammes zurückgekauft worden. Gott erwählte
diese Zahl und bestimmte zuvor, welches die Anforderungen sein sollten,
denen sie entsprechen müssten, um fest zu machen ihre Berufung und Erwählung
zu einem Platz unter der so hoch zu ehrenden Schar. Alles weitere ist
Christo überlassen, der jetzt wirkt, wie der Vater bisher gewirkt hat. -
Joh. 5:17
Das
zwischen dem Pfingsttage und der Aufrichtung des Reiches Gottes bei der
zweiten Gegenwart Christi liegende Evangeliums-Zeitalter ist die Zeit für
die Herauswahl dieser “Brautklasse”, die auch als Versammlung
(Ekklessia), Leib des Christus, königliche Priesterschaft, Samen Abrahams
(Gal. 3:29) bezeichnet wird. Während dieses ganzen Zeitalters wird die
Herrschaft des Bösen deshalb zugelassen, damit diese Glieder des Leibes
des Christus hinsichtlich ihrer Herzensstellung auf die Probe gestellt
werden können und eine Gelegenheit haben, ihr kleines, von Jesu erkauftes
Alles im Dienste dessen zu opfern, der sein teures Blut für sie
hingegeben hat, und dadurch in ihren Herzen Jesu Ebenbild zu entwickeln,
damit, wenn am Ende des Zeitalters sie durch ihren Herrn und Erlöser dem
Vater vorgestellt werden, Gott in ihnen das Ebenbild seines Sohnes sehen könne.
- Kol. 1:22; Röm. 8:29
Wie
der Lohn der Herrlichkeit, Ehre, Unsterblichkeit und der anderen
Eigenschaften der göttlichen Natur dem Erstgeborenen nicht zu teil wurde,
bevor er seinen Lauf vollendet durch Ergänzung seines Opfers und
Gehorsams im Tode, so geht es auch der Herauswahl, der “Braut”, die
als eins gerechnet und als Ganzes behandelt wird. Unser Herr, der
Erstgeborene und Anführer, trat seine Herrlichkeit bei seiner
Auferstehung an (nicht bei seiner Himmelfahrt); indem er „aus den Toten
geboren”, „vom Geiste geboren” wurde; damals ward er hoch erhöht,
erhoben auf den Thron, an die erste Ehrenstelle (zur Rechten) Gottes. In
gleicher Weise, so hat er es verheißen, wird seine Herauswahl, seine
Braut bei der Auferstehung verwandelt werden, durch Gottes Macht die
menschliche Natur austauschen gegen die Herrlichkeit, Ehre und
Unsterblichkeit der göttlichen Natur. - Hebr. 13:20; 2. Petr. 1:4
Darum
steht mit Bezug auf die (Erste) Auferstehung, die der Herauswahl,
geschrieben: „Es wird gesät verweslich, es wird auferweckt in
Unverweslichkeit (Unsterblichkeit). Es wird gesät in Unehre, es wird
auferweckt in Herrlichkeit. Es wird gesät in Schwachheit, es wird
auferweckt in Kraft. Es wird gesät ein natürlicher (menschlicher, wörtlich:
animalischer, seelischer) Leib, es wird auferweckt ein geistiger Leib. Und
wie wir das Bild dessen von Staub getragen haben, so werden wir auch das
Bild des Himmlischen tragen.” - 1. Kor. 15:42-44, 49
Die
Bedingungen, die von denjenigen gefordert werden, welche ihre Berufung und
Erwählung zu dieser hohen Stellung fest machen wollen, sind sehr schwere,
entsprechen jedoch gleichwohl einem „vernünftigen Gottesdienst”. Den
Treu- und Festbleibenden wird zum Endgeld die Herrlichkeit, Ehre und
Unsterblichkeit der göttlichen Natur verheißen. Sie sollen mithin des
Erlösers hoher Erhöhung weit über Engel teilhaftig werden, so sie auch
seine Schmach teilen, indem sie in seinen Fußstapfen, nach seinem Vorbild
wandeln in dieser gegenwärtigen Zeit, wo noch dem Bösen die
Vorherrschaft gelassen ist.
Einzig
und allein dieser Herauswahl gelten die im Worte Gottes dargebotenen
Verheißungen und die Hoffnung auf Unsterblichkeit. Diese ist es, wovon
wir in Joh. 5:26 lesen: „Wie der Vater Leben in sich selbst hat (Leben,
das nicht der Unterhaltung bedarf, Unsterblichkeit), so hat er auch dem
Sohne gegeben, Leben in sich selbst (Unsterblichkeit) zu haben” und es
weiter zu geben, an wen er wollte, an seine Braut, seine Herauswahl, die
Glieder seines Leibes - Eph. 3:6
Mit
dem Worte „Unsterblichkeit” (1. Kor. 15:53, 54; 1. Tim. 6:16) wechselt
das Wort „Unsterblichkeit” (resp. „unverweslich”). (Röm. 2:7; 1.
Kor. 15:42, 50, 53, 54; 2. Tim. 1:10; Röm. 1:23; 1. Kor. 15:52; 1. Tim.
1:17; 1. Petr. 1:4, 23; 3:4). Unverweslich heißt, was nicht verwesen,
zerfallen, seinen Wert verlieren kann. Unverweslichkeit ist mithin, wenn
von Personen ausgesagt, gleichbedeutend mit Unsterblichkeit. Denn was
Leben hat und gegen den Tod gefeit ist, kann in Wahrheit
„unverweslich” genannt werden.
Die
Hoffnung der Welt im Gegensatz zur Hoffnung der Herauswahl
Die
kecksten und gelehrtesten unter den Naturforschern und Philosophen, unter
ihnen die Anhänger der Entwicklungslehre, haben den Beweis zu erbringen
gesucht, dass des Menschen Leben nicht eine Gabe des Schöpfers sei. Sie
haben Mensch und Tier mittelst des Entwicklungsprozesses abgeleitet von
einer Zelle, ja von dem Protoplasma in derselben. Sie möchten nun gerne
den Schöpfer und Lebensgeber überhaupt weg leugnen, allein da sie keine
Erklärung dafür geben können, wie die leblose Materie dem Protoplasma
Leben verschafft, so müssen sie das Vorhandensein einer großen, obersten
Lebensquelle zugeben.
Leute
aber, die die Bibel gerne erforschen, sollen ohne Bedenken die Belehrung
der Schrift annehmen können, nach welcher Gott selber und er allein die
große “letzte” Ursache, der Born des Lebens ist, aus dem alles Leben
auf jeder Stufe stammt; oder wie es der Apostel ausdrückt: “Alle Dinge
sind vom (aus dem) Vater, und alle Dinge sind durch den Sohn und wir sind
durch ihn.” (1. Kor. 8:6) Der Christ findet nicht nur im Buche der Natur
Beweise vom Vorhandensein eines Schöpfers, sondern er findet auch in der
Bibel die ausdrückliche, eingehende Kundmachung dieses Schöpfers und die
Erklärung woher die Schöpfung kommt. Er hält die Erschaffung des ersten
Menschenpaares durch Gott für eine Tatsache und glaubt auch, dass Gott es
gewesen, der ihnen Leben und die Fähigkeit geschenkt, lebende Wesen, wie
sie selber, hervorzubringen, genau wie der Tierwelt auch.
Im
Paradies sehen wir Adam und Eva in ihrer Vollkommenheit, im Besitz
sittlicher und intellektueller Eigenschaften, die denen ihres Schöpfers
ähnlich waren. Sie waren daher ihren Untertanen, der Tierwelt, weit überlegen,
Wesen, Seelen höherer Ordnung dank ihrem höheren, feineren Organismus.
Was
war nun Gottes Absicht für sie? War ihm wie den Tieren bestimmt, einige
Jahre zu leben und dann zu sterben, um anderen Wesen seiner Gattung Platz
zu machen? Oder war dem nicht so, trotzdem er die Eigenschaft der
Unsterblichkeit, wie wir gesehen haben, nicht besaß? Nein, sicherlich
nicht! Aber dafür finden wir Zeugnisse genug, dass Gott das nötige
vorgekehrt hat, damit diejenigen, die den Erfordernissen entsprechen, ewig
leben können. Diese Vorkehrung bestand nicht in der Verleihung der
Unsterblichkeit, sondern in dem guten Willen und Vorsatz des Schöpfers,
in dem „wir leben und weben und sind”.
Gelegentlich
könnte jemand den Schluss ziehen, der Mensch sei unsterblich, unzerstörbar,
weil die Wissenschaft dargetan habe, dass die Materie unzerstörbar sei.
Aber das wäre ein Trugschluss; denn Materie ist nicht Mensch, und das
Leben, die Seele, ist nicht Materie. Wohl ist der Leib Materie, aber um
den Leib des Menschen zu bilden, muss die Materie einen zweckgemäßen
besonderen Aufbau haben, und dann muss erst noch Odem, Lebensgeist
dazukommen, damit dieser zweckgemäße Aufbau der Materie eine Seele, ein
Mensch werde. Niemand wird behaupten wollen, dass ein Organismus unzerstörbar
sei. Es kann daher jeder denkfähige Mensch einsehen, dass das von einer
bestimmten Beschaffenheit und Funktion des Organismus abhängige Wesen
(Seele) eben wie der Organismus selbst zerstört werden kann. Dies
verneinen würde übrigens der Analogie wegen auch den niedrigsten
Lebewesen (Insekten, Kriechtieren) Unsterblichkeit, Unzerstörbarkeit
zuerkennen. Es ist eben ein sehr großer Unterschied zwischen Vernichtung
(Zunichtemachung) von Materie und von Leben.
Gott
erklärte nach dem biblischen Bericht unserem Vater Adam, dass er seines
Lebens sicher sei und es so lange sein werde, als er ein gehorsamer Sohn
Gottes sei, dass nur Ungehorsam ihn (sein Wesen, seine Seele) dem Tode
aussetzen würde. Allein unsere ersten Eltern fielen und wurden zur Strafe
hierfür zum Tode verurteilt. Hierzu konnten sie nur als lebendige Wesen,
als Seelen verurteilt werden; das Urteil traf daher nicht den an sich
leblosen Leib, noch die unpersönliche Lebenskraft, sondern das Produkt
ihrer Vereinigung, die Seele; die sollte sterben.
Nun
hätte der Herr das Todesurteil sofort nach der Übertretung des göttlichen
Gebotes vollstrecken können. Allein statt dessen entrückte er nur die
Vorkehrungen für die fortdauernde Unterhaltung des Lebens dem Bereich
Adams, so dass dieser allmählich starb. Diese Vorkehrungen bestanden in
der Hervorbringung von genießbaren Früchten durch den “Baum des
Lebens”, deren Genuss das Leben fort erhielt, indem dadurch die Einbuße
und Abnutzung jedes Tages wieder gutgemacht wurde. Von diesem Baum (oder
Baumgruppe) wurde der Mensch sofort nach seiner Übertretung
abgeschnitten, und so geriet er in die Gewalt des Todes, wie die
niedrigeren Tiere. Beim Menschen jedoch wird der Tod ausdrücklich als ein
Fluch, eine Strafe bezeichnet, die er sich durch Verletzung göttlicher
Bestimmungen zugezogen. Dieser Fluch, der auf dem König der Erde lastet,
wurde zu einem Fluch über das ganze Herrschaftsgebiet und alle
Untertanen, die niedrigeren Tiere, denn nachdem der König seine
Vollkommenheit eingebüßt, riss Unordnung in seinem Herrschaftsgebiet
ein.
Zudem
traf der Fluch die Kinder Adams, da sie von ihm, ihrem Vater, Ansprüche,
Vorrechte und leibliche Vollkommenheit nicht mehr erben konnten, nachdem
er sie verwirkt und verloren hatte. Nun sind wir, wie auch die Schrift
erklärt, alle in Adam zum Tode verurteilt und als zur
Gottebenbildlichkeit bestimmte, vernunftbegabte und den Wert ewigen Lebens
zu schätzen vermögende Geschöpfe darauf angewiesen, unsere Augen zu
Gott zu erheben, um zu sehen, ob seine unendliche Weisheit, Liebe,
Gerechtigkeit und Macht eine Methode, einen Plan zu entdecken imstande,
nach welchem Gott gerecht bleiben und dennoch der Gerechtmacher aller
derer werden kann, die an Jesum glauben. - Röm. 3:26
Diese
Erwartung unserseits ist nicht trügerisch. Gottes Vorkehrung durch
Christum besteht, wie die Schrift lehrt, in der Auferweckung der Toten, in
der Wiederherstellung des Menschen zu seiner ursprünglichen
Vollkommenheit. Zwar sind Schranken und Bedingungen da, und nicht alle
werden Gottes Gunst finden; aber eine Gelegenheit, sie zu finden, wird
allen geboten werden, wobei wir des frohen Glaubens leben, dass die
Mehrzahl der Nachkommen Adams, wenn sie einmal die Wahrheit kennen, Gottes
Gnadenvorkehrung durch Christum sich dankbar zu nutze machen und ihren
Wandel durch Glauben an den Erlöser so gestalten werden, dass er mit den
Anforderungen des Neuen Bundes in Einklang kommt.
Es
ist jedoch nicht an uns oder an jemand anderem, die Frage: „Werden
wenige errettet werden?” zu beantworten, nachdem unser Herr Jesus sich
weigert, die Antwort darauf zu geben (Luk. 13:23). Darauf aber dürfen wir
und müssen wir hinweisen, dass unser Herr ein Lösegeld für alle bezahlt
hat, und dass zur rechten, vorbestimmten Zeit alle zur Erkenntnis dieser
großen Wahrheit kommen und somit eine Gelegenheit erhalten sollen, ewiges
Leben zu empfangen von Ihm, dem großen Licht, der jeden erleuchten soll,
der in diese Welt kommt (1. Tim. 2:4-6; Joh. 1:9). Wir rufen daher immer
wieder, so lange dieses Zeitalter noch währt, allen denen, die Ohren
haben zu hören, des Meisters Worte zu: “Ringet darnach, durch die enge
Pforte einzugehen; denn viele, sage ich euch, werden einzugehen suchen und
es nicht (mehr) vermögen, von da an, wenn der Hausherr aufgestanden ist
und die Tür verschlossen hat” (Luk. 13:24, 25). Der einzige Ruf, der im
jetzigen Evangeliums-Zeitalter ergeht, ist der, auf dem schmalen Weg der
Selbstaufopferung zu wandeln. Da sollte denn kein irdischer Vorteil uns
blenden und unseren Blick abziehen von dem großen Preis der
Unsterblichkeit, der jetzt noch angeboten wird denen, die den Lauf
vollenden. Wenn einmal die Vollzahl der Nationen eingegangen, die Zahl der
Auserwählten voll ist, und die große Trübsal am Ende dieses Zeitalters
beweist, dass die Herauswahl vollzählig und erhöht ist, dann wird es
viele geben, welche die Angelegenheiten dieser Welt, die jetzt ihre
Aufmerksamkeit ablenken und sie hindern, ihre Weiheverpflichtungen zu erfüllen,
mit ganz anderen Augen ansehen werden.
Gottes
Heilsplan für die Nachkommen Adams im allgemeinen besteht darin, einem
jeden während des Millenniums oder Tausendjahrtages das ewige Leben
anzubieten unter den Bedingungen des neuen Bundes, der mit dem teuren Blut
des Lammes versiegelt ist. Unsterblichkeit, göttliche Natur aber wird
dann nicht mehr zu erhalten sein; das sind Gaben, die der Herauswahl
dieses Evangeliums-Zeitalters, der kleinen Herde, der Braut, des Lammes
Weib, vorbehalten sind. Für die anderen bedeutet das Anerbieten ewigen
Lebens Wiederherstellung (Apg. 3:19-21) zu Leben und Gesundheit und
Vollkommenheit der menschlichen Natur, wie sie Adam, als Ebenbild Gottes,
besaß vor seinem Fall aus der Gnade in Sünde und Tod.
Wenn
dann am Ende des Millenniums alle gehorsamen Menschen erhalten haben
werden, was durch Adam verloren ging und von Christo zurückgekauft wurde,
dann werden auch alle, nachdem sie nun volle Erkenntnis gewonnen und
deshalb in den Stand gesetzt sind, die Prüfung zu bestehen, einzeln (wie
Adam) einer strengen Prüfung unterzogen werden (Offb. 20:7-10), und nur
die, welche sich bei dieser Prüfung als von Herzen und im äußerlichen
Wandel mit Gott und seinen gerechten Anforderungen einverstanden erweisen,
werden über das Millennium hinaus in die ewige Zukunft des Zeitalters
ohne Ende hinein leben. Die übrigen wird der Zweite Tod auf immer dahin
raffen - aus der Mitte des Volkes. - Apg. 3:22
Wenn
nun auch kein Tod, kein Seufzen und kein Weinen mehr sein soll, so wird
das nicht etwa die Folge der Verleihung der Unsterblichkeit an die Überwinder
des Tausendjahr-Zeitalters sein, sondern die Folge davon, dass die
Menschen zwischen gut und böse und den Früchten beider zu unterscheiden
gelernt und dadurch einen Charakter entwickelt haben werden, der sie mit
Gott und seiner Gerechtigkeit in vollem Einklang stehen lassen wird, die
Folge davon, dass sie eine Prüfung werden bestanden haben, die beweist,
dass sie auch dann nicht zu sündigen wünschten, wenn sie dazu
Gelegenheit erhielten und keinerlei Strafe sie dafür treffen würde. Sie
werden nicht Leben in sich selbst haben, sondern noch abhängen von Gottes
Vorkehrungen zur Erhaltung des Lebens (Nahrung). - Offb. 21:4, 6, 8; 7:16;
Matth. 5:6
Wie
der Fluch den Tod der Menschheit nach sich zog, so bedeutet die Aufhebung
des Fluches die Aufhebung aller gesetzlichen Hindernisse für die Rückkehr
des Menschen zu den Segnungen, deren er in Eden teilhaftig werden sollte.
Aber jetzt ist der Mensch geistig, sittlich und körperlich so herunter
gekommen, dass er nicht fähig ist, wie Adam es war, sich der
Vollkommenheit eines Lebens im Paradies zu freuen. Darum hat Gott für
Zeiten der Wiederherstellung, für ein Tausendjahr-Reich gesorgt, in
welchem die Menschheit, für deren Sünden unser Herr Jesus durch seinen
Tod die Strafe bezahlt hat, von Ihm, dem Lebensspender und Befreier zurückgebracht
werden wird aus den Banden des Todes und der Sünde zur Freiheit
vollkommener Gottesebenbildlichkeit. So ist es denn Gottes Wille, dass des
Menschen Bekanntschaft mit der Sünde für ihn eine ewige Warnung vor
deren “außerordentlichen Sündhaftigkeit” und ihrem Sold, dem Tod,
bilden soll, damit, wenn er im Laufe des Millenniums mit der
Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit, Güte, Liebe und den anderen Eigenschaften
des Charakters Gottes bekannt geworden, er sich unterwerfen und gehorchen
und das Vorrecht ewigen Lebens in einer Weise würdigen lerne, wie es
Vater Adam nie zu würdigen vermocht hätte, da er das Gegenteil davon
nicht durch gekostet hätte, wenn er nicht gefallen wäre.
Dieser
Erfahrung zuliebe musste unser Geschlecht den Tod langsam kosten und wird
es auch die Auferstehung (Wiederherstellung) langsam zu kosten bekommen.
Zoll für Zoll wird es gehoben, herausgezogen werden aus dem Sumpf der Sünde,
aus dem schrecklichen Abgrund der Verkommenheit und des Todes, empor zu
der großartigen Höhe des Lebens und der Vollkommenheit, von der es in
der Person Adams fiel. Hiervon machen nach der Schrift nur die wenigen
Ausnahme, die zuvor mit Gott in Übereinstimmung gebracht worden sind, der
Same Abrahams nach dem Fleisch und nach dem Geist. - Gal. 3:29; Hebr.
11:39, 40
So,
im Lichte der Schrift betrachtet, erscheint die Unsterblichkeit in ihrem
vollen Glanz. Sie vertritt nicht den Weg “dem ewigen Leben, der Gabe
Gottes”, welche bestimmt ist für alle, die es von ihrem Erlöser unter
den einzigen Bedingungen, unter denen es für sie ein Glück bedeutet,
werden annehmen wollen. Sie machen es unmöglich, nicht für die des
ewigen Lebens Unwürdigen die gerechte Strafe, die der große Richter
aller verkündet:
„Der
Sünde Sold ist der Tod.” - Röm. 6:23
„Die
Seele, die da sündigt, die soll sterben.” - Hes. 18:4, 20
„Wer
dem Sohn nicht glaubt, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes
(der Fluch, Tod) bleibt über ihm.” - Joh. 3:36
So
ist denn auch in dieser Frage, wie anderswo, die Weisheit des Wortes
Gottes tiefer und klarer und viel vernunftgemäßer als die heidnischen
Lehrsysteme und Lehrsätze. Gelobt sei Gott, dass er sein Wort der
Wahrheit beschafft und Herzen zubereitet hat, die es gerne als die
Kundmachung der Weisheit und Macht Gottes annehmen! Den Kleingläubigen
aber, der da zweifelt, dass Gott in der Auferstehung die Millionen
Menschen so genau werde wiederherstellen können, dass sie sich selbst
wiedererkennen und aus den Erfahrungen ihres ersten Lebens werden Nutzen
ziehen können, möchten wir nur an die Tatsache erinnern, dass selbst der
Mensch imstande ist, mittelst des Phonographen seine eigenen Worte
festzuhalten und wiederzugeben. Wie viel mehr muss unser Schöpfer
imstande sein, für unser ganzes Geschlecht Gehirn-Organismen wieder zu
erzeugen, die jedes Gefühl, jeden Gedanken, jede Erfahrung wiedergeben
werden. Von dieser Macht scheint David im 139. Psalm zu reden. (siehe Vers
14-16)