SCHRIFTSTUDIEN
BAND
5 - DIE
VERSÖHNUNG DES MENSCHEN MIT GOTT
Studie
15
Das
„Lösegeld für alle” als einzige Grundlage für die Aussöhnung mit
Gott.
Keine Aussöhnung ohne Lösegeld.
— Gefunden, nicht erzwungen. — Das Vorrecht, Erlöser zu
sein. —
„Lösegeld” und „Rückkauf”. —
Welch ein Lösegeld ist für
die Menschen bezahlt worden? —
Rechtfertigung durch den Glauben möglich
gemacht. —
“Ihr seid um einen Preis erkauft”. —
Durch wen? —
Von wem? —
Warum? —
Zu welchem Zweck? —
Wie Liebe und Gerechtigkeit zusammen
wirkten. —
Der Kaufpreis ist nicht zurückgenommen worden. —
Erlösung
nicht Vergebung. —
Des Menschen Tod kein Lösegeld. —
Verkehrte
Schlussfolgerungen in Theorien der Universalisten. —
Das Verhältnis der
Gerechtigkeit zum Lösegeld. —
„Kein anderer Name”. —
Lösegeld: Bürgschaft. —
War ein anderer Heilsplan möglich?
„Es
ist ein Gott, und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch
Christus Jesus, der sich selbst gab zum Lösegeld für alle, (wovon) das
Zeugnis zu seiner Zeit (verkündigt werden soll).” - 1. Tim. 2:5, 6
Die
Wiederaussöhnung des Menschen mit Gott hing ab von der Darbringung eines
annehmbaren Sühnopfers für die Sünde des Menschen. So lange der Fluch,
das göttliche Verdammungsurteil nicht von der Menschheit abgewendet
werden konnte, so lange stand es der Wiederaufrichtung des Menschen,
seiner Wiederbringung in die Gunst Gottes, seinem gehorsamen und daher
ewigen Leben im Wege. Die göttliche Gerechtigkeit konnte und kann nur zum
Menschen sagen: “Du bist ein Sünder, durch wissentlichen und
willentlichen Ungehorsam in Eden ist Elend über dich heraufbeschworen
worden; das Todesurteil, das ich damals ausgesprochen, ist gerecht, und
ich kann es nicht aufheben, ohne mit meiner eigenen Gerechtigkeit, der
Grundlage meines Thrones, meiner Herrschaft (Psalm 89:14) in Widerspruch
zu geraten. Mein Urteilsspruch muss daher aufrecht erhalten bleiben; du
hast dich davor zu beugen, es sei denn, dass ein annehmbarer Bürger
deinen Platz vor diesem Urteil einnehme.”
Wir
haben gesehen, dass die über die Menschheit verhängte Strafe nicht ewige
Qual war, sondern der Tod. Der Schöpfer hat dies Adam offen und
unmissverständlich gesagt. Anzunehmen, es gebe noch ein andere Strafe für
Ungehorsam, wäre sonach gleichbedeutend mit der Annahme, Gott habe Adam
und Eva belogen oder falsch berichtet.
Wir
haben ferner gesehen, dass der Tod eine gerechte Strafe für die Sünde
ist. Da das Leben ausdrücklich an die Bedingung des Gehorsams geknüpft
war, so war im Fall des Ungehorsams der Schöpfer vollständig im Recht,
wenn er es wiederum entzog. Eine ewige Qual dagegen wäre keine gerechte
Strafe für den Genuss der verbotenen Frucht durch Vater Adam gewesen,
selbst unter Hinzurechnung der Absichtlichkeit und Wissentlichkeit seines
Ungehorsams zu seiner Schuld; viel weniger wäre sie nun eine gerechte
Strafe für die ungezählten Millionen Nachkommen Adams. Das Todesurteil
hingegen (mit allem, was damit in Verbindung steht, Krankheit und Leid),
das über Adam verhängt wurde, und das er auf seine Nachkommen vererbte,
einer verunreinigten Quelle vergleichbar, die kein klares Wasser mehr
hervorbringen kann, erscheint jedermann als vernünftig und gerecht, als
ein Urteil, gegen das kein Mund sich auftun darf; so sehr beweist es die
Gerechtigkeit und zugleich die Güte und Strenge Gottes.
Kennen
wir nun aufs bestimmteste die wegen der Sünde verhängte Strafe, so können
wir leicht sehen, was die Gerechtigkeit als Zahlung für diese Strafe
verlangen musste, bevor der Fluch aufgehoben und der Verurteilte aus dem
großen Gefängnis, dem Tode, heraus geführt werden konnte. (Jes. 61:1)
Wie der Tod nicht deshalb kam, weil die ganze Nachkommenschaft sündigt,
sondern weil ein Mensch gesündigt hatte, so dass das Todesurteil direkt
nur über diesen einen, Adam ausgesprochen wurde und sich von ihm auf uns
bloß vererbte, so konnte und musste die Gerechtigkeit sich darauf beschränken,
als Loskaufpreis von der Strafe nur das Leben eines anderen zu fordern,
bevor sie Adam und sein Geschlecht aus dem Kerker wieder entließ. Damit
war die Strafe ganz aufgehoben; denn wie eine Sünde das ganze Geschlecht
verderbte, so kaufte ein Sühnopfer das ganze Geschlecht los.
Adam,
der vollkommene Adam, der Übertreter des göttlichen Gebots, der zum Tode
verurteilte Adam war kein Engel, kein Erzengel, kein Geist, sondern ein
Mensch, ein wenig geringer als die Engel. Als Bürgen an seiner Statt
konnte daher die genaueste Gerechtigkeit nur einen Menschen von Adams
eigener Art anerkennen, einen Menschen, der, wie es Adam gewesen,
vollkommen war und mithin dem Todesurteil nicht unterstand. Solch ein Bürge
aber konnte unter den Menschen nicht gefunden werden, die alle von Adam
abstammen und deshalb seine Strafe, seinen Fall geerbt hatten. Darum
musste ein Wesen aus den himmlischen Örtern, ein Geistwesen die
menschliche Natur annehmen und dann als Bürge dieselbe hingeben als Lösegeld
für Adam und alle, die durch Adams Schuld das Leben verwirkt hatten.
Wer
war hierfür gut und zuverlässig genug ?
Unter
den Engeln, die ihre erste Behausung behalten und Gott treu geblieben
waren, hätte es sicher manche gegeben, die gerne des Vaters Willen zu erfüllen
gesucht hätten und des Menschen Loskaufpreis geworden wären. Wer aber
das wollte, musste sich auf die schwerste Prüfung seiner Treue gegen Gott
gefasst machen, um dann, wenn er diese Prüfung bestand, zu der höchsten
Stelle im Reiche der geistigen Söhne Gottes erhoben werden zu können,
hoch über Engel, Fürstentümer und Gewalten und alle Namen, die genannt
werden können. Gleichzeitig wollte Gott die Gelegenheit benutzen, um zu
zeigen, dass, wer nach seinem eigenen selbstsüchtigen Ehrgeiz zu handeln
sucht (wie Satan es tat), erniedrigt, dass aber, wer sich selbst
erniedrigte, und ganz dem Willen des Vaters in Gehorsam sich unterwarf,
entsprechend erhöht werden sollte. Gottes Plan war also, sein Erbarmen,
seine Liebe für die Welt auf eine Weise kundzutun, die dem Eingeborenen
vom Vater, seinem vielgeliebten Sohn, den er hoch ehren wollte,
Gelegenheit gab, seine Liebe, Demut und seinen Gehorsam zu erweisen, um
ihn des auf diesen Beweis gesetzten großen Lohnes teilhaftig werden
lassen zu können.
Wie
wir bereits gesehen, war unser Herr Jesus (vor seiner Menschwerdung der
Erzengel, der höchststehende Bote, der Logos, der Eingeborene vom Vater
voller Gnade und Wahrheit) Jehovas Vertreter im ganzen Schöpfungswerk.
Als Erstgeborner war er mit dem Vater gewesen vor der Erschaffung aller
andern Wesen, hatte ihn aufs genaueste gekannt, seine Herrlichkeit
geschaut und war der Kanal, das Werkzeug seiner Macht gewesen. Nun wurde
ihm auch noch, nach des Apostels Zeugnis, der Auftrag zuteil, Gottes Plan
mit der Menschheit hinauszuführen. Dieser Auftrag war ein Beweis des
absoluten Zutrauens, das er beim Vater genoss, und bedeutete eine
Gunstbezeugung wegen des großen Lohnes, der auf die Erweisung von so viel
Gehorsam, Demut und Hingabe gesetzt war. (Matth. 23:12; Jak. 4:10; 1. Petr.
5:6) Seinem Sohn zutrauend, dass er diesen großen Lohn verdienen werde,
und wünschend, dass derselbe gerade ihm zukommen möchte, gab der Vater
ihm zuerst Gelegenheit, die außerordentliche Erhöhung zu verdienen, ihm,
der in der Vergangenheit die wichtigste Rolle im Regiment des Vaters
gespielt hatte, gerade ihm, damit er diesen vornehmsten Rang behalte und
an keinen andern verliere - “auf dass er in allen Dingen den Vorrang
habe; denn es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle (des Vaters) in ihm
zu wohnen und durch ihn alle Dinge mit sich zu versöhnen - indem er
Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes - durch ihn, es seien
die Dinge auf der Erde oder die Dinge in den Himmeln (d.h. gefallene
Menschen und gefallene Engel, so viel ihrer von der Gelegenheit, sich mit
Gott auszusöhnen, Gebrauch machen würden).” - Kol. 1:18-20
Dass
ein Geistwesen dazu bestimmt wurde, der Menschheit Erlöser (Rückkäufer)
zu werden, bedeutet nicht, dass die Aufopferung des Lebens eines
Geistwesens als Rückkaufpreis für das Leben eines irdischen Wesens
gefordert war. Im Gegenteil: so wenig als die Hinopferung der Ochsen und Böcke
war das Leben eines Geistwesens der Gegenwart des verwirkten
Menschenlebens. Wenn Blut von Ochsen und Böcken des Menschen Sünde nicht
wegnehmen konnte, weil es weniger wert war als Menschenblut, so hätte
auch der Tod von Engeln oder Erzengeln Adams Sünde nicht weggenommen, wäre
kein entsprechendes Sühnopfer gewesen, weil auch Engel und Erzengel
anderer Natur sind als der Mensch. Was durch die Sünde verwirkt war, das
war eines Menschen Leben; so war denn auch nur eines Menschen Leben als Rückkaufpreis,
Loskaufsumme annehmbar. Deshalb musste unser Herr sich erniedrigen, seine
himmlische Natur gegen die menschliche austauschen, um das Lösegeld
zahlen zu können.
In
diesem Wechsel der Natur aber bestand die Darlegung des Lösegeldes
keineswegs. Er war nur die Vorbedingung, welche die Darlegung des Lösegeldes
ermöglichte. „Fürwahr”, schreibt der Apostel (Hebr. 2:16), „nicht
der Engel nimmt er sich an, sondern des Samens Abrahams”. „Weil nun
die Kinder (deren Erlösung aus den Banden von Tod und Sünde Gott
beabsichtigt) Fleisches und Blutes teilhaftig sind, so hat auch er
gleicherweise an denselben (Fleisch und Blut, an der menschlichen Natur)
teilgenommen, auf dass er durch (seinen) Tod zu Nichte machte den, der des
Todes Gewalt hat, das ist den Teufel (Hebr. 2:14), und (auf dass er) alle
befreite”. „Wie durch einen Menschen der Tod (kam), so auch die
Auferstehung der Toten” (1. Kor. 15:21). Dahin gehört auch des Johannes
Zeugnis: „Der Logos wurde Fleisch.” - Joh. 1:14
Dass
es aber hiermit nicht getan war, gibt Jesus dem Nikodemus (und uns mit ihm)
zu verstehen, wenn er sagt: “Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt
gesandt, auf dass er die Welt richte, sondern auf dass die Welt durch ihn
errettet werde.” (Joh. 3:17) Durch seine Menschwerdung hatte der Logos
also die Welt noch nicht erlöst; sie bedeutete nur die Sendung eines
Wesens, welches imstande sein sollte, die Welt zu erlösen durch Hingabe
seiner selbst. Hierzu war der Anfang, dass, wie er selbst sagt, “des
Menschen Sohn nicht gekommen ist, um bedient zu werden, sondern um (anderen)
zu dienen und (schließlich) sein Leben zu geben als Lösegeld für viele”
(Mark. 10:45). Das Erlösungswerk Jesu begann mithin nicht bei seiner
Geburt (Menschwerdung), sondern zur Zeit, wo er, zur reifen Männlichkeit
gelangt, im Alter von dreißig Jahren, sein Leben dem weihte, wozu er
gekommen war, zu dienen anfing, nachdem er seine Weihung äußerlich durch
das Wasserbad (die Taufe, Eintauchung) im Jordan kundgemacht hatte. So
wurde, wie der Apostel zeigt, die alte Weissagung erfüllt: “Siehe, ich
komme (in der Rolle des Buches ist von mir geschrieben) deinen Willen zu
tun, O Gott”. Er war gekommen, den Willen Gottes zu tun, das Sühnopfer
für die Sünde darzubringen, hatte es mithin nicht schon gebracht. Er
brachte es dar, als er sich weihte, sich als lebendiges Opfer in den
Dienst Gottes stellte, bis zum Tode. Durch diese freiwillige Handlung
seinerseits hat er nach des Apostels Zeugnis den vorbildlichen
Gesetzesbund alt gemacht (beseitigt), um den neuen, gegenbildlichen
Gnadenbund zwischen Gott und den Menschen aufrichten zu können durch das
wirkliche Sühnopfer, die Aufopferung seiner selbst, mit seinem Blut (Tod)
ihn besiegelnd und dadurch die Rolle des Mittlers des Neuen Bundes übernehmend.
Darum sagt auch unsere Eingangs angeführte Stelle, dass der Mensch Jesus
Christus sich selbst als Lösegeld für alle hingab, nicht der Logos in
seiner himmlischen Herrlichkeit.
Verweilen
wir noch ein wenig bei diesem
Ersten
Schritt zur Ausführung des Heilsplanes
Der
Apostel skizziert den selben kurz in Hebr. 2:5-9, und indem er auf die göttliche
Verheißung der Wiederherstellung des Menschen weist, beruft er sich auf
David (Psalm 8:4-8) dafür, dass es Gottes Absicht sei, die Menschheit
vollkommen zu machen, ihr den zukünftigen Erdkreis mit allen seinen
tiefer stehenden Bewohnern (Tiere), sie selbst aber den Gesetzen des göttlichen
Schöpfers zu unterwerfen. “Jetzt aber sehen wir ihm (dem Menschen) noch
nicht alles unterworfen.” Wir sehen das Ebenbild Gottes noch nicht im
Menschen verwirklicht, noch beherrscht er die Erde nicht vollständig;
aber den ersten Schritt zur Verwirklichung dieses Programms sehen wir: Wir
sehen Jesum ein wenig unter die Engel erniedrigt, damit er den Tod (des
Menschen) schmecken könne, gekrönt mit (der) Herrlichkeit und Ehre (der
menschlichen Natur in ihrer Vollkommenheit), so dass er durch Gottes Gnade
(nicht für sich, sondern als Vertreter) den Tod schmeckte für jeden
Menschen (und so die Wiederherstellung des Menschen ermöglichte). Jehova
hat also die Ausführung seines Heilsplanes damit begonnen, dass er zunächst
ein entsprechendes Lösegeld für unsern Rückkauf erbrachte(1. Mose
22:8), einen Menschen, an Herrlichkeit, Ehre und Vollkommenheit dem ersten
Menschen, Adam, gleich, ein Wesen, das zum Zwecke der Erlösung der
Menschen die Vorzüge einer höheren Natur preisgab und unter die Engel
erniedrigt wurde, über denen es zuvor gestanden, erniedrigt, damit es den
Tod schmecken könnte (als Vertreter) für jeden Menschen, ins Fleisch
gekommen wegen des Leidens des Todes, der Strafe, die über unser ganzes
Geschlecht verhängt war.
So
können wir uns denn freuen, dass für die Durchführung der gütigen
Absichten unseres himmlischen Vaters, seines Planes, uns loszukaufen,
wiederaufzurichten und mit ihm auszusöhnen, aufs reichlichste gesorgt ist,
und das auf der Grundlage der striktesten Gerechtigkeit, einer Grundlage,
die es Gott gestattet, gerecht zu bleiben und gleichwohl alle gerecht zu
machen, die an Jesum glauben.
Das
Opfer, das unser Herr Jesus für die Sünde des Menschen brachte, war,
also kein geistiges; es war nicht die Aufgabe seiner geistigen Natur, die
kein annehmbares Sühnopfer gewesen wäre, weil sie nicht einen
entsprechenden Loskaufpreis, ein in jeder Hinsicht gleichwertiges Lösegeld
für Adam dargestellt hätte. Dies führt uns zur näheren Betrachtung der
Begriffe:
„Lösegeld”
und „Rückkauf”
Das
Wort „Lösegeld” kommt im Neuen Testament nur zweimal vor und hat
einen sehr bestimmten, eng begrenzten Begriff. Das eine Mal braucht es der
Herr bei der Darlegung des Werkes, das er zu tun im Begriffe war, das
andere Mal braucht es der Apostel bei einem Hinweis auf das vollbrachte
Werk. Der Herr sagte (Mark. 10:45): „Der Sohn des Menschen ist gekommen,
sein Leben als Lösegeld (Lytron) zu geben für (anti) viele.” Der
Apostel Paulus sagt: „Der Mensch Christus Jesus hat sich selbst dahin
gegeben zu einem Lösegeld (Antilytron) für (hyper) alle, (wovon) das
Zeugnis zu seiner Zeit (verkündigt werden soll).” - 1. Tim. 2:6
Diese
Stellen lassen sich durchaus nicht “drehen und deuteln”. Nur wer
gewohnt ist, am Worte Gottes herum zumäkeln, kann sich stellen, als
verstehe er nicht, was der Herr mit diesem seinem Zeugnis, dieser seiner
Aussage betreffend sein großes Vermittlerwerk gemeint habe. Wer aber
Gottes Wort ernst nimmt, dem erscheint, je mehr er über den Begriff des Lösegeldes,
des entsprechenden Loskaufpreises nachdenkt, der Begriff immer kräftiger
und lichtvoller, so dass das ganze Versöhnungswerk verständlicher wird.
Der einzige mit dem Begriff verbundene Gedanke ist: wie Adam durch
Ungehorsam sein Dasein, seine Seele, all sein Anrecht auf Leben auf Erden
verwirkt, so hat Christus Jesus unser Herr, durch seinen (freiwilligen)
Tod, durch Niederlegung eines entsprechenden Loskaufpreises die Seele, das
Wesen Adams und seiner ganzen Nachkommenschaft, jede einzelne
Menschenseele, die von Adam den Verlust geerbt, zurückgekauft. - Röm.
5:12
Denselben
Gedanken geben viele andere Schriftstellen wieder, die unseres Herrn Werk
als einen Kauf, Rückkauf bezeichnen. Die beiden obigen Stellen scheinen
uns aber deshalb am wichtigsten, weil das darin enthaltene Wort „Lösegeld”,
Antilytron, den Gedanken am vollständigsten wiedergibt. Mit dem “Lösegeld”
ist die Menschheit nicht nur erkauft, zurückgekauft, sondern außerdem in
Freiheit gesetzt. Die anderen Stellen betonen bald mehr den erfolgten Kauf,
die Darlegung des Kaufpreises, bald mehr die daraus folgende Befreiung (Erlösung)
der Menschen. Auf die letztere legen die zahlreichen Leugner des
Kaufpreises, deren Oberster Satan ist, das Hauptgewicht, damit die
Christenheit möglichst aus den Augen verliere, dass die Vorbedingung der
Erlösung gerade die Darlegung des Kaufpreises ist, die bei der Taufe im
Jordan begann und auf Golgatha vollbracht wurde (Joh. 19:30). Wir wollen
daher alle die fraglichen Stellen hier kurz besprechen, und damit jeder
Leser volle Klarheit habe, gruppieren wir die Stellen nach den
verschiedenen Wörtern des griech. Urtextes, die mit Bezug auf Jesu Erlösungswerk
gebraucht werden, und deren Wechsel in den verbesserten deutschen Bibelübersetzungen
(Elberfelder Übersetzung) ziemlich gut berücksichtigt ist.
Agorazo,
Exagorazo
Beider
Wörter Grundbedeutung ist „auf dem Markte kaufen” (Agora, Marktplatz
- Matth. 20:3; Mark. 12:38; Luk. 7:32; Apg. 16:19). Das Erstere der zwei Wörter
wird im Neuen Testament dreimal, nämlich Offb. 5:9; 14:3, 4, in Bezug auf
Jesu Erlösungswerk gebraucht. Er bezeichnet den Vollzug eines öffentlichen
Kaufes und alle anderen 28 Stellen, in welchen das Wort agoraza sonst noch
vorkommt, bestätigen den durchaus „geschäftlichen” Begriff, der
diesem Worte anhaftet. Es ist wichtig, dies festzuhalten, damit uns der
einst den Heiligen überlieferte Glaube, dass ein Preis für unsere
Befreiung bezahlt worden, nicht wie so vielen „Christen” auch abhanden
komme.
In
der Zusammensetzung exagorazo finden wir das Wort noch viermal; es fügt
zum Begriff des Kaufes den des zu Händen Nehmens. Die Stellen sind
folgende:
1.
„Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes, indem er ein
Fluch für uns geworden ist.” - Gal. 3:13
Der
Apostel will damit sagen, dass Christen, die zuvor Juden und folgerichtig
dem jüdischen oder Gesetzesbund unterstellt gewesen waren, nicht nur von
den Strafbestimmungen desselben losgekauft, sondern auch von den ihnen
durch denselben auferlegten Verpflichtungen (Beschneidung, Sabbath,
Unterscheidung reiner und unreiner Tiere) befreit worden seien. Der
Bestandteil agorazo bezeichnet den ergangenen Kauf, das vollzogene Geschäft,
die Vorsilbe ex die durch diesen Kauf herbeigeführte Befreiung von den (vorbildlichen)
Bestimmungen des Gesetzes.
2.
„Gott sandte seinen Sohn, geboren von einem Weibe, geboren unter Gesetz,
auf dass er die unter Gesetz (Gesetzesbund) Befindlichen loskaufte, auf
dass wir als Söhne angenommen werden könnten.” - Gal. 4:4, 5
Auch
hier ist von der Losmachung des Volkes Israels von dem Gesetz durch
Freikauf die Rede, und von der Freimachung der Gläubigen unter diesem
Volk, so dass sie Gottes Söhne werden konnten. - Joh. 1:12
3,
4 „Sehet nun zu, dass ihr sorgfältig wandelt, nicht als Unweise,
sondern als Weise, die gelegene Zeit auskaufend, denn die Tage sind böse.”
- Eph. 5:15; Kol. 4:5
Auch
hier ist der Begriff des Kaufens nicht zufällig hingesetzt, wie wir
gleich sehen werden. Kinder Gottes wissen und fühlen, dass sie inmitten
einer bösen Welt leben, deren Bestreben dahin geht, sie samt ihrer
Arbeitslust, ihrem ewigen Einfluss, ihrer Zeit sündhaften oder törichten
oder doch wenigsten, im Vergleich zu den ihnen als Kinder Gottes zunächst
am Herzen liegenden, durchaus wertlosen Interessen dienstbar zu machen.
Wir sollen nur aus dieser bösen Zeit heraus, trotz den entgegenstehenden
Beeinflussungen, einen möglichst großen Teil heraus kaufen, um ihn höheren
Zwecken, unserer geistigen Ernährung und Erstarkung und der Darreichung
geistiger Güter an andere, dienstbar zu machen. Für diesen Kauf werden
wir gelegentlich diese oder jene Ähnlichkeit als Preis hergeben müssen.
Selbstverleugnung wird bestehen im Verzicht bald auf die Befriedigung natürlicher
Triebe, bald auf die Billigung oder das Verständnis unserer Mitmenschen,
die es befremdlich finden können, dass „wir nicht mitlaufen zu dem
Treiben der Ausschweifung” wie ehedem. - 1. Petr.
4:4
Lytroo,
Lytrosis, Apolytrosis
(16
Stellen)
Wir
haben weiter oben gesehen, dass Lytron in Verbindung mit anti
“entsprechender Kaufpreis, Lösegeld” bedeutet. Dem entspricht auch
die Bedeutung der drei obigen Wörter; sie legen den Nachdruck auf die
Freiheit. Die erste Stelle, wo dies besonders fühlbar wird, ist -
1.
„Wir hofften, dass er der sei, der Israel erlösen sollte.” - Luk.
24:21
Die
Apostel und übrigen Jünger verstanden vor der Ausgießung des heiligen
Geistes nicht, worin das Lösegeld bestehen und was losgekauft werden
sollte. Sie dachten an eine Losmachung Israels von der römischen
Herrschaft, indes hatte Gott nicht nur den Loskauf Israels, sondern der
ganzen Welt beabsichtigt, nicht allein von der Herrschaft Roms, sondern
auch von der des Teufels mit seinem großen Gefängnis, dem Tode. Der
hierfür zu erlegende Preis war ein unverwirktes menschliches Leben, unser
Herr Jesus allein konnte ihn bezahlen und hat ihn mit seiner Weihung und
mit seinem Tode bezahlt, indem er -
2.
„Sich selbst für uns gegeben hat, auf das er uns loskaufte von aller
Gesetzlosigkeit.” - Tit. 2:14
Hier
wird der Gedanke weitergesponnen. Der Preis, den unser Herr zu Gunsten der
Menschheit darbrachte, genügt nicht nur, um der Großzahl der Menschen
ein Erwachen aus dem Tode, in Gottes vorbestimmter Zeit, während des
Millenniums, und eine Gelegenheit, zur Erkenntnis der Wahrheit und Aussöhnung
mit Gott auf der Grundlage des Neuen Bundes zu sichern, sondern auch, um
denen, die für die gute Botschaft jetzt ein offenes Ohr haben, die Möglichkeit
zu verschaffen, der Knechtschaft der Sünde zu entrinnen, sodass wir nicht
länger der Sünde als Sklaven dienen müssen, sondern dem dienen dürfen,
der für uns gestorben ist und uns erkauft hat durch sein eigenes teures
Blut.
3.
„Ihr wisset, dass ihr erlöst worden seid, nicht mit verweslichen
Dingen, als Silber oder Gold, von eurem eiteln, von den Vätern überlieferten
Wandel, sondern mit dem kostbaren Blute Christi, als eines Lammes ohne
Fehl und ohne Flecken.” - 1. Petr. 1:18, 19
Auch
diese Stelle behandelt nicht sowohl unsere schließliche Erlösung aus dem
Tod durch die Auferstehung, als vielmehr unsere gegenwärtige Freimachung
von einem bösen Wandel, von eitler Verkehrtheit, von törichten
Unterhaltungen und Unrecht überhaupt. Diese Freiheit ist uns erworben
worden durch das Blut Christi, gerade wie die größere noch zukünftige
Freiheit in der Auferstehung. Ohne Darlegung des Lösegeldes, ohne
Befriedung der Rechtsansprüche der Gerechtigkeit konnte Gott uns nicht
als Söhne annehmen, mithin nicht mit uns handeln als mit Söhnen, uns
nicht als seine Söhne versiegeln mit dem Geist der Aufnahme in seine
Familie. Die verschiedenen Gnadenmittel, die jetzt den Gläubigen zugänglich
und für uns das Wirken Gottes zu unserer Errettung sind, welches in
unseren Herzen die Macht der Sünde bricht und an ihrer Stelle den Geist,
die Gesinnung des Herrn als Herrschergewalt auf den Thron erhebt, diese
Gnadenmittel wären nicht in unsere Nähe gerückt worden.
4.
„Sie trat zu derselben Stunde hinzu, lobte den Herrn und redete von ihm
zu allen, welche auf Erlösung warteten in Jerusalem.” - Luk. 2:38
Hanna
redete zu Leuten in Jerusalem, welche Befreiung vom römischen Joche
erwarteten, aber nicht notwendigerweise verstanden, dass eine größere
Befreiung bevorstand, für welche ein Lösegeld bezahlt werden musste.
5.
„Christus, gekommen als Hohepriester ... ist, nicht mit Blut von Böcken
und Kälbern, sondern mit seinem eigenen Blut ein für allemal in das
Heiligtum eingegangen, wodurch er uns eine Befreiung auf ewig erwarb.” -
Hebr. 9:11, 12
Der
Apostel spricht hier nicht von der Art und Weise, wie unser Herr unsere
ewige Freiheit erhielt, und redet also nicht von dem bezahlten Preis. Er
hat vielmehr nur die gegenwärtige und zukünftige Freiheit der Kinder
Gottes im Auge und nicht den Weg, auf dem sie erworben worden vor dem
Eingang unseres Herrn in das Heiligtum, den Weg, bestehend in der Weihung
seiner selbst als Lösegeld für die Menschheit.
6.
„Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, dass er besucht und Erlösung
geschafft hat seinem Volke.” - Luk. 1:68
Aus
dem vorhergehenden Vers sahen wir, dass wir es hier mit einer Weissagung
zu tun haben: noch nicht Erfülltes wird erwähnt, als wäre es schon erfüllt.
Nur der erste Schritt zur Befreiung Israels war getan, und schon wird so
freudig davon gesprochen, als wäre das ganze Werk schon getan. Dagegen
deutet die Wendung keineswegs an, wie die Befreiung würde herbei geführt
werden. Dass dies durch Darlegung eines Lösegeldes und durch Aufrichtung
des Reiches Gottes geschehen würde, erfahren wir aus anderen Stellen.
7.
„Wenn aber diese Dinge anfangen zu geschehen, so blicket auf und hebet
eure Häupter empor, weil eure Erlösung naht.” - Luk. 21:28
Auch
hier wird das Lösegeld, die Vorbedingung zur Erlösung (Befreiung) der
Herauswahl nicht erwähnt, sondern einfach die Tatsache ihrer Befreiung.
8.
„Umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung
(Befreiung), die in Christo Jesu ist.”
Mit
diesen Worten deutet der Apostel nicht auf das Lösegeld hin, sondern
lediglich auf die Befreiung, deren sich die Kinder Gottes erfreuen, jetzt
gerechneterweise und allmählich in nahe Aussicht gerückt, beim
Herannahen der Auferstehung. Die Angelegenheit ist vom Standpunkt Gottes
aus besprochen: wer glaubt, wird umsonst, bedingungslos gerechtfertigt,
ohne dass er dabei auf irgend ein Verdienst seinerseits hinzuweisen
berechtigt wäre. Dies ist vollbracht durch die Befreiung, für die Gott
gesorgt hat in unserem Herrn Jesus Christus. Erst im folgenden Vers sagt
der Apostel, wie die Befreiung bewerkstelligt wurde, indem er ausführt:
“Welchen (Jesus) Gott dargestellt hat zu einem Gnadenstuhl
(Begnadigungsmittel) durch Glauben an sein Blut (d.h. an das Opfer, das für
die Sünden der ganzen Welt bezahlte Lösegeld).”
9.
„Auch wir selbst, die wir die Erstlinge des Geistes haben (die
Herauswahl) seufzen in uns selbst, erwartend die Sohnschaft (Annahme an
Sohnes Statt), d.h. die Erlösung (Befreiung) unseres Leibes (d.h. der
Herauswahl, die da ist der Leib Christi, der zu seiner Zeit herrlich
gemacht werden soll, wie sein Haupt, Jesus, es jetzt schon ist).” - Röm.
8:23
Nicht
die geringste Anspielung auf das auf Golgatha bezahlte Lösegeld, den
Preis unserer Befreiung findet sich in dieser Stelle. Sie handelt vielmehr
schlechthin von der Befreiung der Kirche, welche eines der Ergebnisse des
auf Golgatha vollendeten Erlösungswerkes, eine der um das Lösegeld
erworbenen Segnungen ist.
10.
„Christus Jesus, der uns von Gott gemacht ist zur Weisheit,
Gerechtigkeit, Heiligkeit und Erlösung (Befreiung)1.Kor.1:30
Auch
hier mit keiner Silbe des auf Golgatha bezahlten Lösegeldes gedacht. Der
Apostel spricht nicht davon, was unser Herr bereits für uns getan hat,
sondern davon, was er noch für uns tun will. Er ist unsere Weisheit in
sofern, als wir unseren eigenen Willen beiseite stellen und seinen Willen
allein annehmen und so den Geist eines gesunden Verstandes haben und “in
Weisheit wandeln”. Er ist unsere Gerechtigkeit insofern, als er sich als
unser Vertreter hingab als Lösegeld für alle und jetzt in seiner
Gerechtigkeit ebenfalls alle vertritt, die durch ihn zum Vater kommen. Er
ist unsere Heiligung insofern, als wir durch sein Verdienst vom Vater als
(gerechterweise vollkommene) lebendige Opfer angenommen werden, während
es tatsächlich das Wirken Christi (durch den heiligen Geist) in uns ist,
das uns befähigt, uns als lebendige Opfer darzubringen, in seinen Fußstapfen
zu wandeln und unsere Bundesverpflichtungen zu erfüllen. Er ist unsere
Befreiung insofern, als das Wiederleben dessen, der uns durch Gottes Gnade
erkauft hat mit seinem kostbaren Blute, eine Garantie dafür ist, dass
auch wir wieder leben sollen, dass er zu seiner Zeit seine Herauswahl, die
er erkauft hat mit seinem eigenen Blut, aus den Banden der Verwesung und
des Todes befreien wird. Von der Befreiung ist die Rede, nicht von der
Bezahlung des Lösegeldes. Aber freilich hat ihm diese letztere das Recht
gegeben, für jedermann Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung und Befreiung
zu sein.
11.
„Er hat uns begnadigt (angenommen) in dem Geliebten, in welchem wir die
Erlösung (Befreiung) haben durch sein Blut, die Vergebung der
Vergehungen, nach dem Reichtum seiner Gnade.” - Eph. 1:6, 7
Der
Apostel bezieht sich mit dieser Stelle nicht auf den auf Golgatha
bezahlten Kaufpreis, das für uns bezahlte Lösegeld. Im Gegenteil, er
spricht von unserer Annahme beim Vater und erklärt, dass diese Annahme
auf etwas beruht, das der Vater für uns getan hat in seinem Geliebten,
unserem Herrn Jesus, durch dessen Blut (das Sühnopfer, Lösegeld) wir
befreit sind. Der Satzbau zeigt deutlich, dass der Apostel sagen will, wir
seien vom Todesurteil, der Strafe für die Sünde befreit, denn er erklärt,
unsere Befreiung sei die “Vergebung der Vergehungen.” Der Sinn der
Stelle ist deshalb folgender: Der himmlische Vater, der schon zuvor die
Annahme einer kleinen Herde von solchen beabsichtigt hat, die Söhne göttlicher
Natur und Miterben des erstgeborenen und hochgeliebten Sohnes, unseres
Herrn, sein sollten, tat auch die nötigen Schritte, um seine
Gnadenabsichten an uns verwirklichen zu können. Er hat uns in dem
Geliebten angenommen; denn in dem Geliebten, durch sein Blut, durch seinen
Opfertod sind wir freigemacht von dem Fluch und Zorn Gottes, sind unsere Sünden
vergeben, sind wir von unseren Sünden freigemacht oder gerechtfertigt.
12.
„Das Unterpfand unseres Erbes, zur Erlösung (Befreiung) des erworbenen
Besitzes.” - Eph. 1:14
Der
Besitz, das Eigentum, das Christus erworben durch das Opfer für die Sünden,
das er als Vertreter des Menschen dargebracht, schließt sowohl die
Menschheit im allgemeinen, so viel ihrer die Gabe unter den Bedingungen
der guten Botschaft annehmen werden, als auch die Herauswahl, die Braut
ein. Die Zeit der Befreiung ist sein 1000-jähriges Reich. Die Herauswahl
sollte da zuerst gefreit werden, “früh am Morgen”. Aber auch die Erde
selbst, einst Eigentum der Menschheit, ist durch die Bezahlung des Lösegeldes
zurückgekauft worden. Darum wird auch sie vom Fluch, der auf ihr
gelastet, befreit werden und werden wie ein Garten des Herrn, ein
Paradies. Der Preis ist erlegt, der Kauf ist perfekt, aber die Befreiung
selbst steht an bis zu Gottes vorbestimmter Zeit.
13.
„In welchem wir die Erlösung (Befreiung) haben durch sein Blut, die (da
ist die ) Vergebung der Sünde.” - Kol. 1:14; vergl. die unter 11
betrachtete Stelle Eph. 1:6, 7
Wir,
die da glauben, haben schon die Befreiung, d.h. die Vergebung der Sünden,
und sind deshalb mit dem Vater versöhnt. Die Stelle handelt nicht von dem
Wege, auf dem unsere Freiheit erworben wurde, sondern von dem bereits
erzielten Resultat. Immerhin deutet der Apostel den Weg an, indem er erklärt,
dass unsere Befreiung aus der Knechtschaft der Sünde durch des Herrn
Blut, seinen Tod, sein Sühnopfer für die Sünde, durch die Bezahlung des
Lösegeldes kam.
14.
„Betrübet nicht den heiligen Geist Gottes (trübet nicht die Gesinnung,
das Bild Gottes, das ihr an euch traget), durch welchen ihr versiegelt
seid auf den Tag der Erlösung (Befreiung).” - Eph.4:30
Auch
hier ist nicht die Rede von dem auf Golgatha vollendeten Sühnopfer. Doch
kam der heilige Geist auf keinen Menschen, um ihm den Stempel als Sohn
Gottes aufzudrücken, bevor das Sühnopfer vollendet, die Gabe im
Allerheiligsten vorgelegt und vom Vater angenommen worden. Jetzt aber müssen
die, welche versiegelt sind (den Stempel der Gesinnung Gottes tragen), dafür
Sorge tragen, dass sie diesen Stempel behalten, ihn nicht verlieren; denn
er ist das Embryo der ihnen verheißenen göttlichen Natur (Leiblichkeit).
Dieses Embryo, die Vorfrucht, ist alles, was in diesem gegenwärtigen
Leben verliehen wird; auf den Empfang der vollen aus Gnaden verliehenen göttlichen
Natur müssen wir warten, bis die vom Vater bestimmte Zeit, der Tag
unserer Befreiung kommt. Dieser Tag ist das Tausendjahr-Reich, mit Bezug
auf welches die Schrift den Auserwählten, der Braut Christi verheißt:
“Gott wird ihr helfen beim Anbruch des Morgens.” (Psalm 46:5) Wer den
heiligen Geist und sein Siegel (den Stempel der göttlichen Gesinnung)
verliert, wird keinen Teil haben an der ersten Auferstehung am Morgen des
“Tages der (vollständigen) Befreiung” aus der Gewalt der Sünde und
des Todes.
15.
„Darum ist er Mittler des neuen Bundes, damit, durch das Mittel des
Todes für die Erlösung (Befreiung) von dem unter dem ersten Bund
begangenen Übertretungen, die Berufenen die Verheißung des ewigen Erbes
empfangen.” - Hebr. 9:15
Für
das Volk Israel bedeutete der Tod unseres Herrn mehr als für die
Nationen, nämlich nicht nur Loskauf von Adams Übertretung und der dafür
verhängten Strafe, dem Tode, sondern auch Befreiung vom Fluche, von der
angedrohten Strafe des Gesetzesbundes, einer Strafe, die sie sich durch
das Nichteinhalten der Bundesbedingungen zugezogen. Israel stand unter
doppeltem Fluch; so ist auch seine Befreiung eine zweifache.
16.
„Andere wurden gefoltert, da sie die Befreiung nicht annahmen, auf dass
sie eine bessere Auferstehung erlangten.” - Hebr. 11:35
In
dieser Stelle hat der Sinn die Übersetzer gehindert, das Wort Apolytrosis
mit “Erlösung” zu übersetzen, wie sie in den 9 vorhergehenden
Stellen getan.
* * *
Im
Alten Testament steht das Wort Gaal für loskaufen, erlösen, und seine
Ableitungen. Wir zitieren nur einige Beispiele:
“Ich
weiß, dass mein Erlöser lebt.” - Hiob 19:25
“Gott
der Höchste ihr Erlöser.” - Psalm 78:35
“Der
dein Leben erlöst vom Verderben.” - Psalm 103:4
“Einer
seiner Brüder mag ihn lösen (loskaufen), oder sein Oheim, oder seines
Oheimes Sohn mag ihn lösen (loskaufen), oder kann er es, so mag er sich
selbst lösen (loskaufen).” - 3. Mose 25:48, 49
“Umsonst
habt ihr euch verkauft, so sollt ihr auch ohne Geld erlöst (losgekauft)
werden.” - Jes. 52:3; vergl. 1. Petr. 1:18
“Der
Erlöser wird kommen für Zion.” - Jes. 59:20
* * *
Wir
haben oben alle diese Stellen aus dem Neuen Testament unter Zuziehung des
griechischen Urtextes deshalb angeführt, weil die Übersetzung des
griechischen Wortes mit “erlösen”, “Erlösung” statt mit
“befreien”, “Befreiung” den Leugnern des Lösegeldes gestattet,
Stellen anzuführen, die für ihre Anschauungen zu sprechen scheinen.
Richtig übersetzt lassen sie jene anderen Stellen in voller Kraft
bestehen, in denen der heilige Geist durch die Verfasser der Schriften des
Neuen Testaments aufs unzweideutigste bezeugt, dass die Erlösung des
Menschengeschlechtes ein Kaufgeschäft war, bestehend in der Darlegung des
vollen Preises. Daraus können die Kinder Gottes die Zusicherung
entnehmen, dass die Aufhebung der Strafe für die Sünde (die Aufhebung
des Todes durch die Auferweckung) keine Verletzung des göttlichen
Gesetzes der Gerechtigkeit war, sondern dadurch ermöglicht wurde, dass
der Gerechtigkeit Genüge geleistet wurde, indem ein Sündloser, der sein
Leben nicht verwirkt hatte, für die Sünder, die ihr Leben verwirkt
hatten, starb. Die Gerechtigkeit und die Liebe Gottes wirken in voller Übereinstimmung
zusammen. Sie haben selbst den großen Rückkaufpreis beschafft, mit dem
die Menschheit und die Erde vom Tode und vom Fluch zurückgekauft worden.
Die Kinder Gottes können also dessen getrost und sicher sein, dass Liebe
und Gerechtigkeit das Weltall in alle Zukunft regieren werden, dass der
Fluch, der Zorn Gottes von einem jeden wird genommen werden, der sich
durch Jesum den Vermittler mit Gott aussöhnen wird, dass aber, wer sich
nicht wird aussöhnen lassen, vom zweiten Tode wird verschlungen werden;
denn “der Zorn Gottes bleibt über ihm.” - Apg. 3:23; Joh. 3:36; Offb.
22:3
Für
die Erkauften selber freilich ist es ganz einerlei, wie Gottes Liebe und
Gerechtigkeit die Angelegenheit der Vergebung unserer Sünden geordnet
haben. Für die Menschen ist diese Vergebung so oder anders immer eine
freie Gabe, ein Geschenk, das wir nur erhalten können, wenn wir es als
solches annehmen. Wir können sie nicht kaufen, können Gott keinen Preis
dafür bezahlen.
Wenn
sie nun eine Gabe ist, warum bemühen wir uns denn, darüber
nachzuforschen? Warum ist dem Herrn daran gelegen, uns zu offenbaren, dass
die Gabe für uns gekauft worden ist um einen Preis, den Tod Jesu? Warum
betont die Schrift so ausdrücklich, dass dieser Tod Jesu genau der Preis,
der volle Preis, nicht mehr und nicht weniger, war, der um unserer Sünden
willen bezahlt werden musste? Das Geschieht alles, weil Gott uns durch den
Einblick, den er uns in die Einzelheiten seines Liebesplanes tun lässt,
erleichtern und ermöglichen will, ihn und seine Gesetze und deren
wunderbares Zusammenwirken kennen zu lernen. Wir sollen eben verstehen,
dass Gott sein Urteil gegen die Sünde weder zurücknimmt noch beiseite
stellt, dass Gott niemals die Sünde für zulässig, erlaubt oder
wenigstens entschuldbar hält. Wir sollen darüber ganz ohne Zweifel sein,
dass seine Gerechtigkeit unabänderlich ist, dass selbst seine Liebe den
Anforderungen seiner Gerechtigkeit nicht im Wege stehen kann, dass der
einzige Weg, auf dem das gegen die Sünde und die Sünder gefällte
Todesurteil aufgehoben werden konnte, darin bestand, dass durch Darlegung
eines Lösegeldes, durch Bezahlung des Saldos den Anforderungen der
Gerechtigkeit entsprochen wurde. Adam hatte gesündigt, war deshalb zum
Sterben verurteilt worden und war gestorben. Keine Hoffnung blieb ihm, es
sei denn, dass Gottes Liebe und Gnade einen Bürgen für Adam beschaffte.
Und dieser Bürge musste, wie wir gesehen, von der gleichen Natur sein,
als Adam gewesen war, musste menschlicher Natur sein, musste genau so frei
von Sünde, vom Fluch und vom Zorn Gottes, genau so vollkommen, schuldlos,
abgesondert von der Sünde und den Sündern, genau so Gott wohlgefällig,
als Adam vor seiner Übertretung es gewesen war.
Darum
wurde unser Herr Jesus Fleisch (nicht sündiges Fleisch), - doch
vollkommen (heilig), schuldlos, abgesondert von Sündern (Kap. 3). Deshalb
war der Mensch Christus Jesus ein vollkommener Mensch, die Reproduktion
des ersten Menschen, der zweite Adam, und darum geeignet, unser Erlöser,
unser Lösegeld zu sein, sein Leben und alle seine Ansprüche als Mensch
hinzugeben als Kaufpreis zum Rückkauf Adams und seines Geschlechtes, die
ihr Leben und ihre Ansprüche als Menschen verwirkt hatten. Unser Herr,
der Mensch Jesus Christus, weihte, opferte und gab alles auf, was er
hatte, um des Menschen willen. Er lässt darüber in seiner Lehre keinen
Zweifel. Er ist jener Mann, der einen im Acker verborgenen Schatz fand,
hinging und alles verkaufte, was er hatte, und den Acker kaufte (Matth.
13:44). Der Acker bezeichnet sowohl die Menschheit als die Erde (Eph.
1:14). Dort sah unser Herr einen Schatz; er sah mit dem Auge des Propheten
das Ergebnis des Erlösungswerkes, die Befreiung vieler aus den Banden der
Verderbtheit zur vollen Freiheit der Kinder Gottes (der Herauswahl im
gegenwärtigen und der sich würdig Erweisenden im kommenden Zeitalter).
Angesichts dieses Schatzes kaufte er den Acker. Und im Hinblick auf das
Ergebnis der Darlegung des Lösegeldes und auf den Stand des Erlösungs-
und Befreiungswerkes am Ende des Tausendjahr-Zeitalters, sagt der Prophet
von unserem Herrn: ”Von der Mühsal seiner Seele wird er Frucht sehen
und davon befriedigt sein.” (Jes. 53:11) Unser Herr war ganz zufrieden,
sein Leben und alles, was er damals hatte, daran zu geben, um die Welt zu
kaufen.
Welches
Lösegeld ist nun für die Menschen
bezahlt
worden?
Was
unser Herr für uns tat, was er an unserer Statt bezahlte, was er aufgab,
indem er starb, musste, da es das Lösegeld für alle, der volle Kaufpreis
war, genau dem entsprechen, wozu der Mensch verurteilt war. Unser Herr
ging nicht in die ewige Qual. Dies ist ein unzweideutiges Zeugnis dafür,
dass ewige Qual nicht der Sünde Sold, nicht der von dem großen Richter
geforderte Gegenwert für die Sünde ist. Nein, die ewige Qual ist eine
der Lügen des großen Widersachers, an die er einen großen Teil der
Menschheit hat können glauben machen. So sicher als, was der Herr an des
Menschen Statt, als sein Bürge erlitt, die volle Strafe war, die die
Menschen sonst erleiden müssten, so sicher war auch ewige Qual niemals
angedroht, beabsichtigt oder über Menschen verhängt worden. Wer Gottes
Zeugnis in seinem Worte anerkennt, glaubt, dass „Christus für unsere Sünden
starb”, dass er „starb, der Gerechte für die Ungerechten, uns zu Gott
zu bringen, dass er „die Genugtuung ist für unsere Sünden (die der
Herauswahl), doch nicht für unsere allein, sondern auch für die Sünden
der ganzen Welt”; dass „Gott unser aller Missetat auf ihn legte, auf
dass wir durch seine Streiche (die Dinge, die er an unserer Statt litt,
seine Selbstverleugnung bis zum Tode) geheilt würden”. - 1. Kor. 15:3;
1. Petr. 3:18; 1. Joh. 2:2; Jes. 53:5, 6
Wie
vernunftgemäß und untereinander übereinstimmend sind doch diese
Zeugnisse der Schrift, und wie voller Widersprüche sind doch die
schriftwidrigen Vorspiegelungen Satans, die wir überliefert bekommen
haben, und die noch fast allgemein für wahr gehalten werden!
„Der
Sünde Sold ist der Tod” und „die Seele, welche sündigt, die soll
sterben” - erklärt die Schrift (Röm. 6:23; Hes. 18:4), und darauf
zeigt sie uns, wie vollständig der Gegenwert zu unseren Gunsten
aufgebracht und bezahlt worden ist, indem sie bezeugt: „Christus ist für
unsere Sünden gestorben, nach den Schriften und um unserer Gerechtmachung
willen wieder auferstanden.” (1. Kor. 15:3; Röm. 4:25). Sein Tod war
des Lösegeldes Bezahlung, aber diese Bezahlung machte uns noch nicht
gerecht. Erst musste unser Herr dieses Lösegeld dem Vater zu unseren
Gunsten vorlegen; das tat er als er gen Himmel fuhr, um daselbst für uns
vor Gott zu erscheinen. Dort und an jenem Tage war es, dass er das
Verdienst seines Sühnopfers für uns nutzbar machte. So ist denn
Gerechtmachung das Ergebnis 1. der Bezahlung des Lösegeldes und 2. der
Anwendung desselben auf alle Menschen, welche an Jesum glauben und ihm
gehorchen werden. Die Auferstehung und die Himmelfahrt unseres teuren Erlösers
waren also notwendig, damit sein Opfertod uns zu gute kommen könne. - Röm.
4:25
„Ohne
Vergießung von Blut gibt es keine Vergebung der Sünden” (Hebr. 9:22).
Das ganze Gesetzes - oder jüdische Zeitalter hindurch brachte Gott diesen
Zug seines Gesetzes so recht zum Bewusstsein, indem er die Opferung von
Stieren und Böcken anordnete. Nicht, dass diese Opfer Sünden hätten
hinwegnehmen können; aber sie sollten in Gottes vorbestimmter Zeit
erkannt werden als Vorbilder besserer Opfer, durch welche Sünden getilgt
werden. Der Ausdruck “Vergießung von Blut” bezeichnet einfach Tod,
Aufgeben des Lebens, wiewohl der Gedanke des Opfers, des Opfertodes durch
den Ausdruck auch angedeutet wird, des Opfertodes im Gegensatz zu dem
sogenannten natürlichen (unblutigen) Tod - wiewohl genau genommen der Tod
für den Menschen überhaupt nicht natürlich ist. Die Natur des Menschen
ist zum Leben bestimmt; der Tod des Menschen ist eine Durchbrechung, des
Naturgesetzes, unter dem er stand, eine Durchbrechung, herrührend von der
Übertretung, die er sich hatte zu schulden kommen lassen, und wofür er
durch den Fluch, die Verurteilung zum Tode, bestraft wurde.
Den
Anforderungen der göttlichen Gerechtigkeit wäre entsprochen worden, auch
wenn die Juden Jesum auf andere Art getötet hätten. Das unausweichliche
Erfordernis war die Hingabe eines schuldlosen (unverwirkten) Lebens als Lösegeld
oder Bürge für ein mit Sünde behaftetes (verwirktes) Leben. Das Lösegeld
wäre auch bezahlt gewesen, gewesen, wenn unser Herr nicht verwundet, sein
Blut nicht vergossen worden wäre. Die Strafe für die Sünde ist der Tod,
das Aufhören der Existenz. War es hierzu gekommen, so war die Strafe voll
bezahlt. Der Tod am Kreuz und die Öffnung der Seite hatten andere Gründe.
Das
auf die Erde, an den Fuß des Opferaltars fallende Blut bedeutete, dass
nicht die Menschheit allein, sondern auch die Erde selbst zurückgekauft
und mit Blut besprengt war (ein Symbol der Reinigung). Die Schmach der öffentlichen
Kreuzigung als eines Verbrechers war notwendig, weil unser himmlischer
Vater beschlossen hatte, den Gehorsam unseres Herrn Jesu auf die aller
schwerste Probe zu stellen. Er wurde nicht nur daraufhin geprüft, ob er
bereit sei, Mensch zu werden, sondern auch daraufhin, ob er willig sei,
als des Menschen Bürge oder Lösegeld zu sterben, ja ob er willig sei,
die aller größte Schmach auf sich zu nehmen, auf dass er unbestreitbar
seine Würdigkeit erweise, von seinem Vater aufs höchste erhöht zu
werden.
Der
Apostel stellt die Sache in diesem Lichte dar. Denn, nachdem er uns
berichtet, wie er (der Logos) seine himmlische Herrlichkeit um
unsertwillen verlassen und ein Mensch geworden, fügt er (der Apostel)
bei: “Und in (seiner) Haltung als ein Mensch erfunden, erniedrigte er
sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tode - ja zum Tode am Kreuz. Darum
hat ihn auch Gott hoch erhoben und ihm einen Namen (Ehrentitel) gegeben,
der über jeden Namen ist”; des Vaters Namen oder Titel ausgenommen. -
Phil. 2:8, 9; 1. Kor. 15:27
Jede
Stelle der Schrift, in der von Rechtfertigung (Gerechtmachung) durch
Glauben, von unserer Gerechtmachung durch das Blut Christi die Rede ist,
zeugt zu Gunsten von dem weiter oben Gesagten, nämlich, dass Gott in
Christo war, die Welt mit sich selbst versöhnend, ihnen ihre Übertretungen
nicht zurechnend, sondern sie dem zurechnend, “der für uns gestorben
und wieder auferstanden ist” (2. Kor. 5:19; 1. Thess. 4:14; 5:10). Die
Schuld des Sünders wurde übernommen vom Erlöser, der den vollen Preis
zur Tilgung unserer Schuld bezahlte, auf dass alle, die nach Gerechtigkeit
trachten würden, um des Verdienstes von Jesu Opfer willen als gerecht
gerechnet werden könnten (Röm. 5:17-19). Die Tatsache, dass wir der
Gerechtmachung bedurften, beweist, dass wir ungerecht, böse waren in
Gottes Augen. Die Tatsache, dass Menschen sich nicht selbst durch Werke
rechtfertigen (im Sinn von “gerecht machen”) können, wurde durch die
Geschichte Israels unter dem Gesetzesbund klargemacht; sie beweist, dass
das Böse, die Sünde der gefallenen menschlichen Natur anhaftet. Daher
die Notwendigkeit, dass wir losgekauft und gerecht gemacht würden durch
das Verdienst, das Opfer eines anderen, eines sündlosen Erlösers (Bürgen,
Rückkäufers).
Gerecht
oder vollkommen gemacht werden wir indes in diesem Leben nicht tatsächlich,
sondern nur gerechneterweise, wenn wir an Christi Gerechtigkeit und sein
stellvertretendes Opfer glauben und dessen Wirkungen für uns als freie
Gabe annehmen. Überall in der Schrift wird die Befähigung unseres Erlösers,
uns gerecht zu machen, als eine Folge seines Opfers an unserer Statt
hingestellt. Dass unsere eigenen Werke uns nicht gerecht oder vor Gott
annehmbar machen können, lesen wir in Gal. 2:16; Röm. 3:27, 28. Dass das
Gesetz die ihm Unterstellten nicht gerecht machen konnte, lesen wir Gal.
5:4; Röm. 3:20. Dass allein der Glaube an das von Christus vollbrachte
Werk gerecht macht, lesen wir in Gal. 2:17; 3:13, 14; Röm. 4:24, 25.
Verschiedene
andere Stellen sprechen mehr oder weniger deutlich von unserer Waschung,
Reinigung von der Sünde. Sie alle stützen die Lehre vom Lösegeld, indem
sie das Blut Christi als das Reinigungsmittel unserer Reinigung, also als
ein Verdienst unseres Herrn, der sich für uns dahin gegeben, bezeichnen.
- 1. Joh.
1:7; Offb. 1:5; 1. Kor. 6:11; 2. Petr. 2:22; Tit. 3:5; Hebr. 9:14; 1. Petr. 1:19
Die
Gerechtmachung wird im Gleichnis vorgeschattet durch ein Kleid der
Gerechtigkeit, von reiner, weißer Leinwand, mit dem der Herr die Fehler
und Unvollkommenheiten aller derer zudeckt, die er um ihres Glaubens an
sein teures Blut willen annimmt. Alle Anstrengungen, die wir machen, um
aus eigener Kraft gerecht zu werden, statt durch das Verdienst Christi,
werden im Gleichnis “das unflätige Kleid” unserer eigenen
Gerechtigkeit genannt (Jes. 64:6). Gewiss, bestimmte Stellen reden auch
von unseren Bemühungen, gerecht zu sein, den göttlichen Geboten zu
gehorchen, und bezeichnen sie als ein Reinigungswerk, welches während
unserer ganzen Laufbahn auf Erden als Christen fortgeführt werden muss.
So spricht der Apostel davon, dass wir “unsere Leiber mit reinem Wasser
gewaschen haben”, und dass die Herauswahl gereinigt wird “durch die
Waschung mit Wasser durch das Wort” (der Wahrheit). Diese Stellen
zeigen, wie die Reinigung unserer Herzen vor sich geht, der Schmutz des
Fleisches entfernt wird. Das ist Arbeit für alle Tage unseres Lebens auf
Erden. Aber all diese Reinigung der Gedanken, Worte und Werke, diese Bemühungen,
unseren Leib dem Willen Gottes in Christo möglichst untertan zu machen,
stellen ab auf die vorausgegangene Annahme Christi und den Glauben, dass
wir durch sein Blut gerecht gemacht werden. Denn die Schrift lehrt, dass
von dem Augenblick an, da wir Christum annehmen, alle unsere Fehler und
Unvollkommenheiten vor des Herrn Augen gleichsam verdeckt sind um des
Verdienstes des Sühnopfers willen. Das Jehovas Güte und Gnade beschafft
hat, und das wir uns durch Glauben daran zu nutze machen können. Da
einzig, was vollkommen ist, bei Gott annehmbar ist, und da wir, so sehr
wir uns bemühen und reinigen, doch immer unvollkommen bleiben, so ist es
klar, dass unsere Annahme durch den Vater nur möglich ist, wenn wir
gleichsam eingehüllt sind in das Kleid der Gerechtigkeit Christi, wenn
seine Vollkommenheit uns zugerechnet wird. So sind wir denn zunächst
„angenommen in dem Geliebten” (Eph. 1:6), und dann beweisen wir unsere
Liebe zur Gerechtigkeit, unseren Wunsch, dem Herrn zu gefallen, täglich
dadurch, dass wir der Heiligkeit (Vollkommenheit) zustreben.
Wie
oft spricht doch die Schrift von unserem Herrn als von einem Sühnopfer,
“dem Lamm Gottes, dass die Sünde der Welt hinwegnimmt!” (Joh. 1:29)
Alle Opfer, die im Gesetz vorgeschrieben waren, alles Blut, dass auf
Israels Altären vergossen wurde, deuteten hin auf jenes große Opfer für
die Sünde, das für uns geschlachtet werden sollte; denn “das Blut der
Stiere und Böcke konnte niemals Sünden hinweg nehmen”; das konnte
einzig das gegenbildliche Opfer, das kostbare Blut. - Hebr. 9:22; 10:10;
Eph. 5:2; 1. Kor. 5:7; 1. Petr. 2:22-24; 2. Kor. 5:21
Dass
dieses Opfer für die Herauswahl und für alle Menschen gebracht worden,
bezeugt die Schrift ebenfalls aufs deutlichste. “Er (Jesus) schmeckte
den Tod für jeden” - für Gerechte und Ungerechte, uns zu Gott zu
bringen, für uns und alle Menschen einen Weg zu bereiten, auf dem wir zum
himmlischen Vater zurückkehren, mit ihm ausgesöhnt werden können, einen
Weg, auf dem wir zum ewigen Leben, der Gnadengabe des Vaters für alle,
die wahrhaft seine Kinder sind, zurück gelangen können. - 1. Thess.
5:10; Röm. 5:8; 1. Kor. 15:3; 2. Kor. 5:14, 15; Joh. 10:15; 11:50-52; 1.
Petr. 2:24; 3:18
Dass
es der Tod des Menschen Christus Jesus, sein Blut war, was uns Befreiung
aus Sünde und Tod garantiert, ist auch wiederum so unzweideutig in der
Schrift bezeugt, dass es nur geleugnet werden kann, wenn die göttliche
Eingebung der Schrift geleugnet oder „die Schrift verdreht” (2. Petr.
3:16) oder “das Wort Gottes unredlich gehandhabt wird”. - 1. Petr.
1:2; Apg. 4:12; 20:28; Offb. 5:9; 1:5; Röm. 5:9; Hebr. 13:12
“Ihr
seid erkauft um einen Preis” Durch wen? von wem? warum?
„Ihr
seid erkauft um einen Preis, werdet nicht der Menschen Sklaven.” - 1.
Kor. 7:23
„Du
hast uns erkauft für Gott durch dein Blut.” - Offb. 5:9
„Es
werden falsche Lehrer unter euch sein, welche verderbliche Irrlehren neben
einbringen werden, den Gebieter verleugnend, der sie erkauft hat.” - 2.
Petr. 2:1
Da
die Schrift so ausdrücklich bezeugt, dass der Mensch erkauft worden ist,
und zwar, wie das griechische Wort zeigt, in gleicher Weise erkauft worden
ist, wie die Geschäfte auf dem Markt abgeschlossen werden, so müssen wir
nun den Fragen näher treten: 1. Wer hat ihn erkauft? 2. Wem wurde er
abgekauft? 3. Wozu wurde der Mensch erkauft?
1.
Die erste dieser Fragen ist rasch beantwortet. Die heilige Schrift
bezeichnet den Herrn Jesus Christus selber als den Käufer und bezeugt,
dass sein Blut, die Hingabe seines Lebens, der Tod des Menschen Christus
Jesus, der sich hergab als ein Lösegeld für viele, der bei dem Kauf
bezahlte Preis war.
2.
Wem wurde der Mensch abgekauft? Gegner der Wahrheit fragen höhnisch, ob
uns der Herr dem Teufel abgekauft habe oder nicht. Für sie gibt es
niemanden anderes, dem das Lösegeld hätte bezahlt werden können; denn
wer die Lehre vom Lösegeld verwirft, der verfällt in Trugschlüsse und
kann nicht glauben, dass Gott eine der handelnden Parteien sei, glaubt
vielmehr, Gott habe sich die Gefolgschaft der Menschheit zu erwerben
gesucht und seit Alters her alles getan, was er vermocht, um den Menschen
auszusöhnen und ihn so von Sünde und Tod zu befreien. Danach hätte Gott
nicht die vorgängige Bezahlung eines Lösegeldes verlangt, bevor er den
Menschen wieder losgelassen. Dies alles ist durch und durch schriftwidrig.
Die Schrift lehrt freilich, dass Gott die Liebe ist und auch mit dem Sünder
Erbarmen hat; sie lehrt aber gleichzeitig, dass Gott gerecht ist, und dass
der Mensch, nachdem er gerechterweise verurteilt worden, nicht ebenfalls
gerechterweise dem Verdammungsurteil entrückt werden könne, es denn ein
Lösegeld für ihn bezahlt und dadurch die Schuld getilgt worden.
Nun
setzt freilich die Schrift die Verhängung der Todesstrafe der Herrschaft
des Teufels gleich, indem sie schreibt: “Weil nun die Kinder Fleisches
und Blutes (der menschlichen Natur) teilhaftig sind, so hat auch er
gleicherweise an denselben teilgenommen, auf dass er durch seinen Tod
zunichte machte den, der des Todes Gewalt hat, das ist den Teufel”
(Hebr. 2:14), und indem sie den Teufel als den Fürsten dieser Welt
bezeichnet (Joh. 14:30). Aber nirgends lehrt die Schrift, dass der Teufel
auf diese Herrschaft ein Recht hat. Im Gegenteil, die Schrift bezeichnet
Satan als einen Usurpator (Machträuber), der mit Hilfe der gefallenen
Natur des Menschen dessen Verständnis für göttliche Dinge geblendet,
ihn selbst betrogen und mittelst Unwissenheit, Aberglauben und seinen
eigenen Schwächen geknechtet hat. Satan ist der Urheber der Sünde, und
dadurch hat er die Gewalt des Todes bekommen. Hätte die Menschheit nicht
gesündigt, Satan hätte keine Herrschaft über sie ausüben können.
Wegen wissentlicher Sünde wurde Adam aus der Gunst Gottes verstoßen;
aber erst später, als die Menschheit deutlich zeigte, dass sie nicht
danach fragte, an Gott zu denken, gab Gott sie hin in allerlei
verderbliche Lüste. (Röm. 1:28) Mehr als angemaßtes Recht über die
Menschheit, mehr als eine Tatsächliche, durch die Sünde ermöglichte
Herrschaft über sie hat Satan nicht zu beanspruchen.
Da
nun einmal das Urteil ergangen war: “Du wirst des Todes sterben”, so
erhielten eben Satan und irgend andere böse Mächte Anteil an der
Vollstreckung des Urteils. Gott benutzt ja bisweilen, wie den Zorn böser
Geister, so auch den Zorn eines Menschen, um seine wunderbaren Pläne
auszuführen, und macht auf diese Weise, dass selbst der Grimm des
Menschen ihn preist. (Psalm 76:10) Aber als rechtmäßigen Eigentümer des
Menschengeschlechtes hat Gott den Teufel niemals anerkannt. Das Geschlecht
war Gottes Schöpfung; alles verdankte es ihm und nur, weil es ihn nicht
erkannt, ihm nicht gehorcht hat, kam es unter den Fluch, das göttliche
Todesurteil zu stehen, unwürdig hinfort des Lebens. Unter diesem Fluch
steht es noch heute.
Göttliche
Gerechtigkeit war es, die über unsere ersten Eltern das Todesurteil verhängte.
Göttliche Gerechtigkeit ist es, die das ganze Geschlecht noch im Gefängnis
des Todes zurückhält. Da gibt es keine Hoffnung auf Befreiung, neues
Leben, als durch den von Christo Jesu vollzogenen Loskauf. Da es also die
göttliche Gerechtigkeit war, die des Menschen Leben als verwirkt erklärte,
so musste auch der göttlichen Gerechtigkeit der Loskaufpreis bezahlt
werden, wenn anders der Schuldige, Adam, und das mit ihm verurteilte
Geschlecht, aus Schuld und Strafe sollte entlassen werden können.
So
sehr er es auch gewünscht hätte, niemals hätte Satan seine Macht über
die Menschen ausüben können, wenn es ihm nicht von dem obersten
Gewalthaber Jehova gestattet worden wäre. Und niemals hätte Jehova
zugelassen, dass die große Not des Todes, durch Satans Vermittlung oder
anderswie, über die Menschen hereingebrochen wäre, es sei denn als eine
Strafe für die Sünde, die Übertretung des Gesetzes Jehovas. Satans
Gewalt ist wie die des Scharfrichters eine übertragene Gewalt. Der
Scharfrichter ist nur ein Diener des von der obersten Staatsgewalt
gegebenen Gesetzes, als solcher beauftragt, die im Gesetz vorgesehenen
Strafen zu vollziehen. So ist Satan ein Diener des vom Herrscher über
alle Kreatur erlassenen Gesetzes und für eine bestimmte Zeit als
Vollzieher des Todesurteils über die Menschen bestellt.
Wollten
wir eines Gefangenen Lösegeld zahlen, so würden wir dasselbe nicht dem
Gefängniswärter oder Scharfrichter anbieten, sondern dem Gerichtshof,
dessen Urteil das Lösegeld erforderlich gemacht hat. Genau so konnte das
Lösegeld für die Sünde nicht dem Teufel bezahlt werden, sondern musste
derjenigen Macht bezahlt werden, die die Sünde verurteilt, die Strafe
verhängt und die Hinrichtung des Schuldigen angeordnet hatte, also Gott,
dem Richter aller.
Bestätigt
die Schrift dieses Erfordernis unseres gesunden Menschenverstandes? Sagt
sie, dass das Opfer Christi Gott dargebracht wurde oder dem Teufel? Für
uns ist diese Frage aufs deutlichste beantwortet, durch die vorbildlichen
Opfer des jüdischen Zeitalters, welche das bessere Opfer vorschatteten,
das die Sünden der Welt hinwegnimmt. Sie wurden alle Gott dargebracht von
den Priestern, den Vorbildern unseres Herrn Jesu. - 3. Mose 4:3, 4, 24,
27, 31, 35; 5:11, 12; 9:2, 6, 7; 2. Mose 30:10; 2. Chron. 29:7-11, 20:24
Wem
diese Zeugnisse nicht genügen, den verweisen wir auf des Apostels eigene
Worte: “Wenn das Blut von Stieren und Böcken ... zur Reinigung des
Fleisches heiligt, wie viel mehr wird das Blut des Christus, der durch den
ewigen Geist sich selbst Gott geopfert hat ohne Flecken ... und darum ist
er der Mittler des Neuen Bundes geworden.” - Hebr. 9:13-15, 26; vgl.
7:27; 10:4-10, 12, 20; Eph. 5:2; Tit. 2:14; Gal. 1:4; 2:20; 1. Joh. 3:16; Joh. 1:19; 1. Petr. 1:19, 1. Kor.
10:20; Röm. 12:1
Diese
Stellen führen für uns den Beweis der Schriftgemäßheit der Lehre, dass
Gott den Tod Christi als Lösegeld für die Menschheit forderte und annahm.
3.
Warum wurde der Mensch erkauft? Da die göttlichen Eigenschaften der
Gerechtigkeit, Liebe, Weisheit und Macht in uns, als gefallenen und
unvollkommenen Geschöpfen nur sehr unvollkommen vorhanden sind, haben
viele von uns Mühe, die göttliche Methode zu begreifen, wonach ein Lösegeld
gefordert und angenommen werden musste. Wer es nun nicht mit seinem
Verstand begreifen kann, tut wohl daran, das Zeugnis des göttlichen
Wortes anzunehmen und sich nicht davon aufhalten zu lassen, dass er auf
das Warum und Wozu keine befriedigende Antwort weiß. Gleichwohl möchten
wir hier einige Gedanken anbringen, die möglicherweise einigen helfen können,
die Sache, die sie glauben, auch zu begreifen.
In
uns als gefallenen, unvollkommenen Geschöpfen sind die Eigenschaften
Weisheit, Liebe, Gerechtigkeit und Vermögen beständig mehr oder weniger
im Widerstreit. Bei unserem himmlischen Vater hingegen sind sie in beständiger
Übereinstimmung. Erst überschaute die Weisheit das Terrain (Gebiet) und
legte dann den besten Plan zur Rettung der Menschheit vor, einen Plan, dem
Liebe, Gerechtigkeit und Allmacht zustimmten. So wurde denn auf der
Weisheit Antrag der Mensch sofort einem Gesetz unterstellt, auf dessen Übertretung
die Todesstrafe, die Strafe, bestehend in Verwirken der Existenz und in
allem Leid und Leiden, das dem Tode vorangeht oder ihn begleitet, gesetzt
war. Die Weisheit wusste, dass der Mensch, der Erfahrung mangelnd, fallen
würde, aber ihr Antrag rechtfertigte sich dadurch, dass der Mensch auf
diese Weise wohltuende Belehrung erhalten würde. Sie zeigte den Weg, den
die göttliche Vorsehung gehen würde, wie wir es in der Schrift
geoffenbart finden.
Sobald
der Mensch gefallen, trat die Gerechtigkeit vor, erklärte ihn für einen
Empörer, der dem Todesurteil verfallen sei, und trieb ihn aus Eden,
hinweg von der für ihn bereiteten Lebensquelle, und überlieferte ihn dem
Satan, damit er mit Unannehmlichkeiten heimgesucht werde und schließlich
die volle Strafe für seine Übertretung erdulde: “Sterbend sollst du
sterben!” Während nun die Gerechtigkeit so mit dem Menschen handelte,
war die Liebe zwar nicht gleichgültig, aber machtlos, und zwar aus zwei
Gründen: einerseits konnte sie der Gerechtigkeit nicht widerstreiten, die
Anwendung der Strafe nicht verhindern, den Menschen nicht der Gewalt der
Gerechtigkeit entziehen, weil Gerechtigkeit die Grundfeste der göttlichen
Herrschaft ist, und anderseits konnte die Liebe das Lösegeld damals noch
nicht zahlen, weil dies im Widerspruch gestanden hätte mit dem von der
Allweisheit bereits vorgelegten Heilsplan. So mussten denn Liebe und
Allmacht Gottes zunächst an sich halten, konnten der Menschheit zunächst
nicht helfen und mussten der Gerechtigkeit den Lauf lassen und der
Allweisheit gestatten, dass sie der Gerechtigkeit sechstausend Jahre lang
den Lauf ließ, was für die Menschheit Seufzen und Leiden und Sterben
bedeutete. Die Liebe beschränkte sich denn demgemäss darauf, dem
Menschen Trost zuzusprechen und ihn zu belehren, indem sie ihm Verheißungen
gab und vorbildliche Opfer anordnete, welche die Art und Weise
vorschatteten, wie die Liebe einst, in der von der Weisheit vorbestimmten
Zeit, die Erlösung des Menschen bewerkstelligen werde. Die Liebe harrte
also geduldig auf den richtigen Augenblick, in welchem sie unter Führung
der Weisheit würde handeln und später noch die Allmacht zu Hilfe rufen
können.
Dieser
Augenblick, da die Liebe eingreifen konnte, kam schließlich, als die Zeit
erfüllt war (Gal. 4:4), in Gottes vorbestimmter Zeit (Röm. 5:6), als
Gott seinen Sohn aussandte als den Menschen Christus Jesus, auf dass er
durch die Gnade (Güte) Gottes den Tod schmeckte für jedermann. (1. Tim.
2:5; Hebr. 2:9) Bis zu jenem Augenblick war die Liebe Gottes der
Menschheit nicht kundgetan, wiewohl sie schon vorhanden war. Darum lesen
wir auch: Hierin ist die Liebe Gottes geoffenbart worden, dass Christus für
uns starb, da wir noch Sünder waren. - 1. Joh. 4:9; Röm. 5:8
Indem
sie dem Gesetze Gottes gemäß Eingriff und den Anforderungen dieses
Gesetzes genügte, geriet die göttliche Liebe nicht in Widerspruch mit
der göttlichen Gerechtigkeit. Darum versuchte auch die Liebe nicht, das
Urteil der Gerechtigkeit aufzuheben oder auch nur abzuschwächen, sondern
sie beschaffte einen Bürgen, einen Vertreter, der für die Menschheit das
Lösegeld zahlte. Durch Aufsichtnahme der von der Gerechtigkeit
geforderten Todesstrafe, machte die Liebe die Menschheit frei von der
Schuld Adams, vom Fluch, vom Tode. Dies war gleichzeitig ein Triumph für
die Liebe wie für die Gerechtigkeit Gottes: Die Liebe triumphierte, indem
sie der Gerechtigkeit das Lösegeld, Jesum, anbot, und die Gerechtigkeit
trat so recht als dasjenige Element im Charakter Gottes in Erscheinung,
das den göttlichen Anordnungen und Strafen ihre volle Kraft verleiht.
Freilich
ist der Triumph der Liebe noch nicht vollständig. Sie hat wohl das Lösegeld
beschafft, aber sie will mehr tun. Sie will für alle, die nach gemachten
Erfahrungen willig sind, Gott wieder zu gehorchen und seinem Gesetz
untertan zu sein, die Wiederherstellung herbeiführen. Doch wie der Verfügung
der göttlichen Weisheit gemäß die Liebe mehr denn 4000 Jahre gewartet,
ehe sie das Lösegeld aufbrachte und zahlte, so wartete sie wieder nahezu
2000 Jahre, bevor sie das Wiederherstellungswerk begann. (Apg. 3:19-21)
Unterdessen gestattete die Weisheit der Liebe, sich an einer besonderen
Klasse zu erweisen, an der kleinen Herde, der Auserwählten des
Evangeliums-Zeitalters - auf dass sie aus den Erkauften heraus “ein Volk
für seinen Namen”, die Braut, die Miterben Christi, die Kirche
(Herauswahl) sich erwählte.
Die
Notwendigkeit des Rückkaufes des Geschlechts durch Christum ergab sich
aus dem Umstand, dass Vater Adam sich selbst und sein Geschlecht der Sünde
(und ihrem Sold, dem Tode) verkauft hatte um den Preis des Ungehorsams. (Röm.
7:14; 5:12) So bedurfte er denn, aus der Knechtschaft der Sünde zurückgekauft
zu werden, und die Einzahlung des Lösegeldes war nötig, bevor irgend
jemand aus der Strafe entlassen werden oder neu beginnen konnte mit dem
Versuch, sich des ewigen Lebens würdig zu erweisen.
Doch
nun lasst uns zum Schluss den vollzogenen Kauf in seiner ganzen Größe
ins Auge fassen. Derselbe machte unseren Herrn Jesum nicht bloß in der
Theorie, sondern tatsächlich zum Eigentümer, Regenten, Vater des
Geschlechts, da er ja den Preis für dessen Erlösung bezahlt. Bei diesem
Handel nahm er die Stelle Adams ein, der seiner Zeit sein Geschlecht
verkauft hatte. Wie Adam durch seine Übertretung das Geschlecht in
Selbstherrlichkeit, in Ungehorsam gegen Gott verkauft hatte, so hat der
Mensch Christus Jesus durch Aufopferung seiner selbst in Gehorsam dem
Willen des Vaters gegenüber, die da ein vollgültiges Lösegeld für Adam
bedeutete, das Geschlecht wiederum erkauft. So sagt denn auch die Schrift:
„Christus ist hierzu beides gestorben und auferstanden und wieder
lebendig geworden, auf dass er herrsche beides über die Toten und die
Lebendigen.” (Röm. 14:9) Durch seinen Opfertod wurde unser Herr Eigentümer,
Regent und Vater des Geschlechtes, erhielt er volle Verfügung über
dasselbe als über seine eigenen Kinder, die er durch sein Opfer
freigemacht vom Fluch des göttlichen Verdammungsurteils. In diesem Sinne
ist unser Herr der zweite Adam geworden, denn er hat sich nun an die
Stelle des ersten Adams gesetzt, ein neues Haupt (ein neuer Ausgangspunkt,
Urheber) des Geschlechtes, das er durch Hinopferung seines eigenen Lebens
erwarb, zurückkaufte. Doch war es auch der Mensch Christus Jesus, der
sich selbst als Lösegeld hingab, so konnte es andererseits nicht der
Mensch Christus Jesus sein, der der Vater des Geschlechts würde. Der
Mensch Christus Jesus gab alles, was er hatte, hin als Lösegeld für den
Menschen Adam und sein Geschlecht, ein gleichwertiges Leben, einen
Menschen für einen Menschen. Das Geschlecht Adams (zur Zeit der Übertretung
Adams noch nicht geboren) war nicht direkt, sondern indirekt verurteilt;
so bedurfte es auch nicht eines direkten Rückkaufs, ein indirekter genügte.
Ein ungeborener Keim (Same) in den Lenden des Menschen Christus Jesus
wurde zum Kaufpreis, zum Lösegeld für den zur Zeit des Sündenfalls
gleichfalls ungeborenen Keim (Samen) Adams.
Der
Kaufpreis ist nicht zurückgenommen worden.
Wie
wir schon gesehen, lehrt die Schrift ausdrücklich, dass unser Herr im
Fleisch getötet, aber im Geist wieder lebendig gemacht worden ist; er
wurde getötet als ein Mensch, aber er stand auf aus den Toten als ein
Geistwesen höchster Ordnung, göttlicher Natur. Nachdem er das Werk, um
deswillen er Mensch geworden, vollbracht, seine Aufgabe in dem Vater
wohlgefälliger Weise gelöst, wurde er auferweckt aus den Toten zu außerordentlicher
Ehre und Herrlichkeit, weit über alle Engel und Fürstentümer und
Gewalten und jeden Namen, der genannt wird.
Auch
hätte unser Herr nicht als ein Mensch aus den Toten auferweckt und
gleichzeitig unser Lösegeld in den Händen der Gerechtigkeit gelassen
werden können. Um Adam (und sein mit ihm verurteiltes Geschlecht) vom
Urteil und aus dem Gefängnis des Todes wieder frei zu machen, musste
vielmehr der Mensch Christus Jesus nicht nur Sterben, sondern auch tot
bleiben, als Lösegeld für uns in alle Ewigkeit.
Wäre
unser Herr Jesus als Mensch wieder auferstanden, so hätte das zwei
Nachteile gehabt: zu erst wäre damit unser Lösegeld zurückgenommen
worden, und wir ständen nach wie vor unter dem Todesurteil; zweitens aber
würde es für unseren Herrn den bleibenden Verlust der höheren Natur
bedeutet haben, die er verlassen hatte, um Mensch zu werden und unser Erlöser
(Rückkäufer) zu sein; sein Gehorsam bis zum Tode hätte somit zum
Resultat gehabt, dass er auf ewig von der höheren geistigen zur
niedrigeren menschlichen Natur degradiert worden wäre. Aber die göttliche
Vorkehrung kennt keine solchen Verkehrtheiten. Unser Herr erniedrigte sich
selbst, und wurde ein Mensch und gab Menschentum auf als Lösegeld (Rückkaufpreis)
für die gefallene Menschheit, und zum Lohn für den dabei bewiesenen
Gehorsam stellte ihn der himmlische Vater nicht allein wieder als
bewusstes Wesen her, sondern er verlieh ihm nun eine Natur, die nicht nur
höher war, als die menschliche; sondern auch höher als die, welche er
vorher gehabt; er verlieh ihm die göttliche Natur mit ihren höchsten
Eigenschaften und Würden. In seiner jetzigen erhöhten Stellung wäre der
Tod unmöglich; er ist jetzt unsterblich. (siehe
Studie 13)
Da
der Mensch Jesus das Lösegeld war, welches für den Rückkauf Adams und
seines Geschlechtes hatte bezahlt werden müssen, so kann auch nicht der
Mensch Jesus der zweite Adam, der neue Vater des Geschlechtes an Adams
Statt sein. Denn der Mensch Jesus ist tot, für immer tot und könnte
mithin nicht Vater, Lebensgeber für die Menschenwelt sein. Nein, der sich
den Titel “Vater der Menschenfamilie” zu eigen erworben, ist der
auferstandene, herrlich gemachte Jesus, der Teilhaber an der göttlichen
Natur. Er ist der zweite Adam.
Wie
wir gesehen, war unser Herr Jesus im Fleisch nicht der zweite Adam.
(siehe hierüber Studie 6) Er
war im Fleisch nicht Vater eines Geschlechtes, sondern er kam lediglich
zum Zwecke, Adam und sein Geschlecht zu erwerben und auf diese Weise der
Vater zu werden. Und dies zu erwerben, kostete ihm alles, was er hatte;
nichts wurde ihm gelassen. Dies ist die Auffassung der Schrift, wie der
Apostel es ausdrückt: „Der erste Mensch ist von der Erde, von Staub
(irdisch), der zweite Mensch (der zweite Adam ist der Herr) vom Himmel (während
seiner zweiten Gegenwart im Tausendjahr-Reich) ... Wie wir das Bild dessen
von Staub (des irdischen Adams) getragen haben, so werden wir (die
Herauswahl, die Miterben Christi, die Teilhaber an der großen Verheißung
- Röm. 8:17; 2. Petr. 1:4) auch das Bild des himmlischen (zweiten Adam)
tragen. So steht auch geschrieben: Der erste Mensch Adam wurde eine
lebendige Seele, der letzte (zweite) Adam ein lebendig machender Geist;
aber das Geistige war nicht zuerst, sondern das Natürliche, danach (kam)
das Geistige.” - 1. Kor. 15:45-49
Wenn
wir der Frage, weshalb die Menschheit gekauft wurde, weiter nachgehen, so
finden wir bei dem Apostel die Erklärung, dass durch den vollzogenen Kauf
unser Herr Jesus der Mittler des Neuen Bundes wurde (d.h. zu werden das
Recht erwarb). (Hebr. 8:6; 9:14-16) Der Neue Bund ist eine
Gnadenvorkehrung Gottes, die ihm Erbarmen mit dem gefallenen Geschlecht
und Begnadigung (Hafterlassung) desselben möglich machen sollte. Der neue
Bund bedurfte, um in Kraft treten zu können, eines Mittlers. Dieser
Mittler musste Gott bestimmte Garantien zu Gunsten der Menschheit geben.
Vor allem musste er dieselbe aus dem Tode zurückkaufen, indem er das
volle hierfür geforderte Lösegeld zahlte. Dieses Opfer, welches unser
Herr Jesus brachte, heißt deshalb das “Blut des Bundes”, weil durch
dasselbe der Bund in Kraft treten konnte. Nachdem er die Menschheit von
dem wegen der Sünde über ihr bleibenden Todesurteil losgekauft und den
Neuen Bund (Vertrag) versiegelt und anwendbar gemacht, ist der Mittler
wohl ausgerüstet und vollberechtigt, für das erkaufte Geschlecht alles
zu tun, was er vermag, es zurückzubringen zu voller, menschlicher
Vollkommenheit, zu voller Übereinstimmung mit Gott, auf dass er sie ohne
Fehl und Flecken dem Vater vorstellen könne, den sie alsdann lieben, und
sie mithin nicht länger der Vermittlung eines besonderen Versöhnungsbundes,
eines Mittlers bedürfen. Aber dieses Werk steht noch in seinen ersten Anfängen.
Die Welt ist noch nicht annehmbar für den Vater, und es wird die ganze
Wiederherstellungsarbeit des Tausendjahr-Zeitalters bedürfen, um die
Willigen und Gehorsamen zu vollständiger Aussöhnung und Übereinstimmung
mit dem Vater zu bringen.
Bis
diese Zeit anbricht (d.h. in dem ihr vorangehenden, nun bald abgelaufenen
Evangeliums-Zeitalter), wird eine kleine Zahl unter den Erkauften berufen,
und die, so den göttlichen Ruf hören und durch Glauben an den Mittler
und sein Werk zum Vater kommen, werden als gerechneterweise vollkommen
angenommen, um ihnen zu ermöglichen, sich, wie ihr Erlöser (Rückkäufer)
es vor ihnen getan, als lebendige Opfer zu weihen zum Dienst des Vaters
gemäß seinem Plane und so in sich selbst die Ähnlichkeit mit Gottes
geliebten Sohne zu entwickeln. Zum Lohn dafür sollen sie auch, wenn sie
willig und fröhlich mit ihm gelitten, bald mit ihm herrlich gemacht
werden und Miterben und Teilnehmer sein an seinem Tausendjahrwerk, die
Welt nach der Weise des Neuen Bundes zu segnen. Diese wenigen sind aber
Ausnahmen; sie, die Auserwählten des Evangeliums-Zeitalters sind
gerechnet als Brüder Christi, als Leib Christi, der da ist die Kirche
(Herauswahl); nie heißen sie Kinder Christi. Sie sind vielmehr vom
himmlischen Vater als Söhne angenommen, gezeugt zur himmlischen Natur
mittelst des Wortes der Wahrheit und des Geistes dieses Wortes. Sie dürfen,
wie wir gesehen, Jehova als ihren Vater betrachten, der sie direkt gezeugt
hat (Joh. 1:13), und so sind sie denn Brüder Christi Jesu. - 1. Petr. 1:3
Der
Plan, den Gott mit der Welt vorhat, ist in einiger Hinsicht verschieden.
Statt dass sie durch Glauben gerechtfertigt und zur göttlichen Natur neu
gezeugt (wiedergezeugt) wurde, muss sie bis zum Tausendjahr-Zeitalter
warten, und in diesem wird sie nicht etwa von Jehova zu einer neuen Natur
gezeugt, sondern zu ihrer alten Natur, zur menschlichen Natur
wiederhergestellt, befreit von dem Schaden, den ihr die Sünde gebracht.
Die Hoffnung der Welt ist die Wiederherstellung dessen, was in Eden
verloren ging. (Matth. 18:11; Apg. 3:19-21) Gottes Gnadenvorkehrung für
die Welt ist die Beschaffung des Lösegeldes: - Der Mensch Christus Jesus
gab seine vollkommene Menschlichkeit mit allen damit verknüpften
Vorrechten freiwillig als Sühnopfer hin um damit für die Menschheit zurückzukaufen,
was verloren war: die menschliche Vollkommenheit, die schon in Eden
verloren ging, die Herrschaft über die Erde, alle Rechte und Vorzüge des
vollkommenen Menschen, die Übereinstimmung mit Gott, ewiges Leben. Diese
Dinge sind für die Menschheit erworben worden und werden zu rechter Zeit
allen Völkern unter den Bedingungen des Neuen Bundes angeboten werden.
Die
Herauswahl des Leibes Christi im Laufe des Evangeliums-Zeitalters hat für
die Welt insofern Bedeutung, als sich unser Herr Jesus, das große Haupt
der Herauswahl, die Besorgung, der Welt Leben zu geben, nicht allein
vorbehalten hat, sondern sie mit einer “kleinen Herde” solcher teilen
will, die ihm ähnlich sind, die an den Leiden dieser Zeit Anteil gehabt
haben und mit ihm Teilhaber der zukünftigen Herrlichkeit sein, mit ihm
den großen Propheten, großen Hohenpriester, großen König, Lebensgeber
oder Vater für die Menschheit bilden sollen, welcher jedem Leben geben
wird, der es unter den im Neuen Bunde geltenden Bedingungen annehmen will.
Darum gibt auch die Schrift unserem Herrn u.a. den Titel “Ewig-Vater”.
Diese Besorgung hat er noch gar nicht begonnen; aber nachdem er die Welt
um den Preis seines eigenen unverwirkten Lebens erkauft, hat er nun auch,
nach dem Plan Gottes, die Macht und das Recht, so vielen, als willig sind
und die Bedingungen annehmen, alles, was verloren ging und zurückgekauft
wurde, alle Rechte, alle Vorzüge des Menschen samt größerer Erkenntnis
mitzuteilen.
Da
Er nun legitimer Vater der Menschheit ist und ihr ein Leben gibt, das ihm
sein eigenes gekostet hat, so verfügt er auch nach dem Zeugnis der
Schrift in durchaus freier Weise über sie. Er erklärt jeden einzelnen
des ewigen Lebens würdig oder unwürdig. Bei der Welt wird er es im
Tausendjahrzeitalter tun an des Vaters Statt; bei der Herauswahl, seiner
Braut tat und tut er es im gegenwärtigen Zeitalter. Darum sagt der
Apostel, dass, wie der Vater das Haupt Christi, so Christus das Haupt der
Herauswahl sei. Als der Mann ist er des Weibes Haupt und der Vorsteher des
Haushaltes. Darum lesen wir (Joh. 5:22): “Der Vater richtet niemanden,
sondern alles Gericht hat er dem Sohn übertragen”. Die Braut Christi
hat keine Beziehungen zum Vater, es sei denn in und durch ihren geliebten
Bräutigam; ihre Bitten werden in seinem Namen vorgebracht und um seines
Verdienstes willen berücksichtigt. So wird es bleiben, bis das
Vollkommene gekommen sein wird, bis sie herrlich gemacht worden sein und
die volle Freiheit der Söhne Gottes erhalten haben wird durch die Erste
Auferstehung.
Ähnlicherweise
kann auch die Menschheit im allgemeinen, die Kinder Christi, einzig mit
ihrem Haupt, ihrem Vater Beziehungen haben. Mit dem himmlischen Vater können
sie erst verkehren, von ihm werden sie erst anerkannt werden, wenn sie
nach Ablauf des Tausendjahr-Zeitalters zur Vollkommenheit
wiederhergestellt sein, sich den Bedingungen des Neuen Bundes unterworfen
haben und damit seiner Segnungen teilhaftig geworden sein werden. Dann,
wenn unser Herr Jesus das Reich Gott dem Vater übergeben wird, dann erst
werden auch sie dem großen Vater aller, dem allmächtigen Jehova
vorgestellt und seiner direkten Herrschaft unterstellt werden. - 1. Kor.
15:24
Unser
Herr Jesus heißt darum in der Schrift mit Recht der Vater des erkauften
und wiederhergestellten Geschlechts. Wenn er - wiewohl Schöpfer Adams
(Joh. 1:3) - nicht als Vater Adams und seiner Nachkommen anerkannt wurde,
so lag der Grund hierfür darin, dass der Logos bei der Schöpfung nur als
Vertreter Jehovas handelte und das Werk ganz auf dessen Kosten, nicht auf
seine eigenen vollbrachte, während er als “zweiter Adam” den Menschen
Leben geben wird auf eigene Kosten - Leben, das er um den Preis seines
teuren, kostbaren Blutes erworben hat.
Erlösung
nicht Vergebung
Der
Umstand, dass der Unterschied zwischen „Erlösung” und „Vergebung”
nicht beachtet worden ist, hat in vielen Köpfen große Verwirrung
verursacht. Daher kommt es, dass ganz vernünftige Christen in einem
Atemzug einerseits von Erlösung aus Grabesbann, Erkaufung vom Tode um
einen kostbaren Preis, dem des Blutes Christi, und anderseits von der
freien Vergebung aller Sünden seitens des Vaters reden können. Offenbar
denken nur wenige, was viele wissen müssen, dass „Erlösung” und
„Vergebung” zwei einander entgegengesetzte Gedanken ausdrücken. Beide
Wörter kommen zwar in der Bibel vor, überall wo von dem Verfahren Gottes
mit dem gefallenen Menschen die Rede ist. Aber sie stehen nicht eins für
andere, von den Verfassern ohne Rücksicht vertauscht, sondern haben jedes
ihren besonderen Sinn. Werden sie vertauscht, so geben sie den etwa angeführten
Bibelstellen einen anderen Sinn, und dies stiftet Verwirrung, indem
alsdann das Wort Gottes nicht mehr mit sich selbst übereinstimmt. Es
kommt auch etwa vor, dass die Worte von den Auslegern absichtlich
vertauscht werden, und letztere jede Aufklärung über den wahren Sinn der
fraglichen Stellen ablehnen, weil diese alsdann ihre Lehren, wonach ein Lösegeld
überflüssig, verdammen würden.
Nichts
ist handgreiflicher, als dass Gott dem Adam seine Übertretung nicht
verziehen, seine Strafe nicht erlassen hat. Ein Blick auf die seufzende
dahin sterbende Menschheit einerseits und in das Wort Gottes anderseits überzeugt
uns, dass der Fluch, der Tod als Sold der Sünde die Herrschaft führt,
dass Gott also der Welt nicht verziehen, ihr die Strafe nicht erlassen
hat, unter der sie nun seit 6000 Jahren dahingeht.
Wer
die Gerechtmachung des Sünders durch das Verdienst des Sühnopfers
Christi, des Stellvertreters und Loskäufers des Sünders, verwechselt mit
Vergebung ohne Zahlung, der hat noch nicht vollständig geübte Sinne.
Hätte
Gott Adam verziehen, so hätte er ihm wieder die Vorzüge verschafft, die
er in Eden genoss, vorab den Genuss der Frucht des Baumes des Lebens, und
Adam lebte noch jetzt, und sein ganzes Geschlecht wäre nicht gestorben um
„des Ungehorsams des einen willen”.
Käme
Gott zu irgend einer Zeit einem Menschen durch seine Vergebung zu Hilfe,
so würde das für den Betreffenden Befreiung von jeglichem Schaden,
Krankheit, Leiden und Tod, Wiederbeschaffung alles dessen, was verloren
gegangen, bedeuten.
So
hat Gott also sichtlich die Ursünde nicht verziehen, sondern vollstreckt
noch stets fort das auf sein heiliges Gesetz gegründete Todesurteil an
dem Sünder. Es gibt kein sichtbares Zeichen dafür, dass die Menschheit
erlöst, erkauft worden ist. Einzig Gläubige wissen davon und nehmen die
Kunde davon an, im Glauben an des Herrn Wort, ohne äußerlich etwas zu
sehen. Die vielen Stellen der Schrift, welche davon zeugen, haben wir
schon angeführt (Studie 15). Geschaut mit Augen werden die Zeichen des
Loskaufs während des Tausendjahr-Reiches werden, wenn das
Wiederherstellungswerk im Gange sein, wenn der Rückkäufer beginnen wird,
seine erkauften Wiederhersteller-Rechte und Vollmachten auszuüben.
Vergeben
wird überhaupt nicht die Ursünde, noch der Welt ihre Sünde, sondern
vergeben wird nur denen, die durch Glauben an den Erlöser und sein Werk
gerechneterweise vom Tode zum Leben, von der Verurteilung zur
Gerechtmachung hindurch gedrungen sind. Der große Mittler, welcher sie
und die gegen sie bestehenden Anklagen erkauft hat, , vergibt ihnen aus
freien Stücken und stellt sie auf die Probe, ob sie auch des Lebens würdig
seien, und leitet sie dabei mit dem Geist, nicht mit dem Buchstaben des
Gesetzes. Ja nicht nur die vergangenen Sünden vergibt er, sondern er fährt
fort, ihnen auch alle ihre laufenden Sünden zu verzeihen (wenn diese so
lange nicht willentlich sind, als sie den neuen Sinn haben (1. Joh. 3:9;
5:18), diese unwillentlichen Sünden in Gedanken, Worten und Werken
rechnend, als seien sie Teile der Ursünde und des davon herrührenden
Schadens, der sich in ihrem Fleisch fortgeerbt hat. Gleicherweise heißt
es vom himmlischen Vater, dass er sich unser (d.h. seiner Kinder) erbarmt,
unsere Übertretungen vergibt und uns seine Gnade (Gunst) zu teil werden lässt:
aber das alles um des Sühnopfers unseres Herrn Jesu Christi willen;
“wir werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung,
die in Christo Jesu ist, welchen Gott gesetzt hat zu einer Sühne, durch
den Glauben an sein Blut zur Erweisung seiner Gerechtigkeit beim Erlass
der (Strafe für die) Sünden” (Röm. 3:25, 26). „Wir haben die Erlösung
durch sein Blut, die Vergebung der Übertretungen nach dem Reichtum seiner
Gnade.” - Eph. 1:7; Kol. 1:14
„Wir
sind mit Gott versöhnt durch den Tod seines Sohnes” heißt also: Gott
hat aufgehört, unsere Sünden gleichsam zu empfinden, da die Schuld
getilgt, das Lösegeld bezahlt worden ist, das er selber beschafft hat,
er, der uns so sehr geliebt hat, dass er seinen Sohn gab, um uns zu
erkaufen. So ist es ebenfalls zu verstehen, wenn wir lesen: „Gott war in
Christo, die Welt mit ihm selbst versöhnend, ihre Übertretung ihr nicht
anrechnend” (sondern seinem geliebten Sohn, den er aus freien Stücken
als unsern Bürgen hingab). Die Sünden wurden der Menschheit angerechnet,
bis Jesus gestorben war; von da an schenkte Gott „uns”, hörte auf,
„uns” (d.h. der Herauswahl) anzurechnen, was durch unsern Bürgen,
unsern Rückkäufer bezahlt worden. Gott verzieh nicht in dem Sinn, dass
er auf den Vollzug der Strafe verzichtet hätte, sondern er vollzog
vielmehr die Strafe an ihm (unserm Rückkäufer), indem er unser aller
Ungerechtigkeit auf ihn legte (Jes. 53:6). „Er trug (die Strafe für)
unsere Sünden in seinem eigenen Leib an das Holz” (1. Petr. 2:24).
Daran sehen wir, in welcher Weise uns Gott aus freien Stücken (die
Schuld) schenkte „um Christi willen” - weil er die Strafe zahlte,
welche der Forderung der Gerechtigkeit entsprach. - 1. Joh.
1:7; 2:12; Eph. 4:32; Apg. 4:12; 10:43; 13:38; Luk. 24:47
Beachten
wir aber ja, dass Gott den Gerechten nicht zwingen könnte, für die
Ungerechten zu sterben. Die Gerechtigkeit könnte nicht dem Unschuldigen
die Strafe für die Schuldigen auferlegen, es sei denn, der Unschuldige
habe aus freien Stücken sich hergegeben als Bürge für die Schuldigen.
Dies tat unser Herr Jesus. Die Schrift erklärt, dass er sein Leben
freiwillig hergab, nicht aus Frucht vor dem Zorn Gottes, nicht aus Zwang,
sondern: um der Freude willen, die ihm in Aussicht gestellt war (die
Freude, dem Vater zu gehorchen, die Menschheit zurückzukaufen und
wiederherzustellen und eine Anzahl Söhne herrlich zu machen), erduldete
er das Kreuz. - Hebr. 12:2
Die
griechischen Wörter (apolyo, aphiemi, Aphesis) sind im Neuen Testament
mit “vergeben” und “Vergebung” übersetzt. Wir ziehen die Übersetzung
“schenken” vor, weil der Gedanke nicht der ist, dass die Schuld ohne
Genugtuung als getilgt betrachtet, der Sünder bedingungslos aus der Haft
(des Todes) entlassen wurde. Den Menschen wird der Rest der Strafe
geschenkt, Gott hört auf, ihre Schuld zu empfinden, weil er ein Lösegeld
ausfindig gemacht hat, welches zur Tilgung der Schuld hinreicht (Hiob
33:24). “Der Mensch Christus Jesus hat sich selbst hingegeben zum Lösegeld
für alle” (zur Tilgung der Schuld aller) 1. Tim. 2:6. Darum werden
alle, die in den Gräbern (im Gefängnis des Todes) sind, zur rechten Zeit
seine Stimme hören und hervorgehen, dann nämlich, wenn ihr Rückkäufer
seine große Macht und seine Herrschergewalt an sich genommen haben wird.
Das
dem Wort „vergeben” im Sinne von „die Strafe nicht anwenden” am nächsten
kommende griechische Wort ist nicht aphiemi, sondern karazomai. Es kommt
aber nur zwölfmal im Neuen Testament vor. Wir werden an einigen
Beispielen sehen, dass diese Stellen mit der Oben vertretenen Anschauung
durchaus in Einklang stehen. Wir lesen:
„Einander
vergebend, wie auch Christus euch vergeben hat.” - Kol. 3:13
“Da
sie nicht hatten zu bezahlen, schenkte er es beiden aus freien Stücken.”
- Luk. 7:42
„Er,
dem er mehr geschenkt hatte.” - Luk. 7:43
In
diesen vier Fällen ist Tilgung der Schuld ohne Gegenleistung gemeint.
Aber man bemerke: es ist nicht Jehova, sondern es sind Christus Jesus und
seine Jünger, die (in diesem Sinne) vergeben. Unser Herr Jesus hat durch
sein Erdenleben und seinen Tod gerade das Lösegeld für Simon, Maria und
andere bezahlt, und wissend, dass der Preis die Schuld im Hauptbuch der
Gerechtigkeit tilgen würde, konnte er, der den Preis aufbrachte, ihnen
vergeben, auf die Strafe verzichten. Das war ja gerade der Zweck, zu dem
er die Sünder erkauft, dass er sie aus freien Stücken von dem
Todesurteil wieder frei machen, sie aus dem Gefängnis herausführen könne.
Hätte unser Herr Jesus denen, die er mit seinem eigenen Blut erkauft,
nicht vergeben wollen, sondern fortgefahren, ihnen die durch Adams Fall
entstandene Schuld anzurechnen, so hätte sein Sühnopfer für sie keinen
Wert gehabt; sie wären verflucht, verurteilt geblieben wie zuvor.
Anderseits, hätte Gott uns vergeben, die Schuld einfach aufgehoben, so wäre
Christi Tod überflüssig, also wertlos geworden; er hätte keine Schuld
mehr getilgt.
Jedermann
wird zugeben, dass Gott gerecht ist. Demnach war sein Urteil, das den
Menschen des Lebens beraubte, kein zu strenges. War aber diese Strafe vor
6000 Jahren gerecht, so ist sie es auch heute noch und wird sie es bleiben
für alle Zeit. War die Strafe zu streng, und hebt Gott sie ohne weiteres
auf, so war Gott entweder damals oder ist Gott jetzt ungerecht. War es vor
6000 Jahren gerecht, den Menschen um der Sünde willen des Lebens zu
berauben, so wäre es für alle Zeit ungerecht, ihm das Leben wieder zu
schenken, es sei denn zuvor die Schuld durch Darlegung des Betrages
regelrecht getilgt worden. Und dies konnte einzig und allein geschehen
durch die freiwillige Hinopferung eines Wesens der selben Art, dessen
Recht aufs Leben nicht verwirkt war.
Eben
weil Gottes Gerechtigkeit unabänderlich ist und fest gegründet wie die
Berge, setzen wir ein so festes Vertrauen auf seine Verheißungen. Die
Schrift erklärt, er sei derselbe, - gestern, heute und für immer; es sei
bei ihm keine Veränderung noch ein Schatten von Wechsel (Jak. 1:17). Wäre
er so veränderlich, dass er zu Adams Zeit das Geschlecht zum Sterben
verurteilt, sechs (Tausendjahr -) Tagen später aber sein Urteil
widerrufen hätte, was hätten wir für einen Verlass, dass er nicht nach
abermals sechs (Tausendjahr -) Tagen, oder vorher, oder auch später,
seine Begnadigung widerrufen und alle oder einige wiederum in den Kerker
des Todes zurückschicken würde? Als ein Geschlecht von Sündern gibt es
für uns Hoffnung auf ein zukünftiges ewiges Leben nur auf Grund der
Tatsache, dass durch Gottes Gnade Christus für uns starb und so die gegen
uns stehende Forderung der Gerechtigkeit tilgte.
So
wird uns denn von Gott vergeben und das Leben geschenkt dank seiner
eigenen Vorkehrung, dank Christo, der unsere Schuld getilgt und damit den
Anforderungen der Gerechtigkeit genügt hat. Unser Herr Jesus aber, der
uns erkauft hat, er vergibt aus freien Stücken jedem, der durch ihn zum
Vater kommen will.
Das
Ergebnis des Planes Gottes für uns ist mithin ein sehr günstiges: es ist
gerade, als hätte uns der Vater bedingungslos und ohne Lösegeld
vergeben, und befähigt uns außerdem, das ganze Verfahren zu erkennen, zu
verstehen, wie wir, da doch unsere Sünden blutrot sind, weißer gemacht
sind denn Schnee, und wie Gott gerecht bleiben und gleichwohl uns gerecht
machen und uns aus der Haft entlassen kann. Dadurch hat uns Gott eine
sichere Grundlage beschafft für unseren Glauben und unser Vertrauen.
Tilgt
denn nicht des Menschen Tod seine Schuld?
Nun
gibt es aber nicht wenige, denen, wenn sie einmal erkannt haben, dass der
Sünde Sold der Tod ist, nicht die ewige Qual, der große Widersacher weiß
zu machen sucht, dass alsdann jeder dadurch, dass er stirbt, seine Schuld
bezahlt. Damit beseitigt (oder sucht zu beseitigen) der Widersacher den
Glauben an die Notwendigkeit eines Erlösers und eines Lösegeldes, indem
ja jeder durch Erleiden seiner Strafe seine Schuld bezahle. Danach hätte
die Gerechtigkeit vom Menschen nichts weiter zu fordern, als dass er den
Tod erleide, und somit sei die Auferstehung ganz in der Ordnung, ganz
selbstverständlich, und die Forderung eines Lösegeldes wäre
ungerechtfertigt seitens der Gerechtigkeit, da dieses einer doppelten
Bezahlung der Schuld gleichkäme.
Dieser
Trugschluss ist ermöglicht worden durch die irrige Vorstellung, wonach
der Tod nur ein vorübergehendes Ereignis, ein Vorgang ist. In
Wirklichkeit ist aber der Tod an sich ein Zustand, der Zustand des
Nichtseins, und nur dank Gottes Heilsplan ist der Tod das letztere nicht
mehr, sondern bloß ein Schlaf. Der Tod ist nicht ein Durchgangspunkt,
sondern der Endpunkt der Existenz der gefallenen adamitischen Natur des
Menschen, und die Auferweckung ist die Verleihung eines erneuten Wesens
(Daseins) an den Menschen.
Die
Schlussfolgerung beruht aber nicht auf obiger irriger Voraussetzung; sie
ist zudem durchaus schriftwidrig. Die Schrift erklärt vielmehr, dass wir
eines Erlösers bedürfen, dass dieser ein Lösegeld für uns bezahlen
musste, sollten wir anders aus der Strafe für Adams Sünde entlassen
werden können und Anspruch auf ein zukünftiges Leben haben. Wir wollen
hier nicht wiederum alle einschlägigen Bibelstellen anführen, sondern
nur nachzuweisen suchen, dass richtiges Denken und heilige Schrift auch
hier wiederum harmonieren, dass jenes zur Erkenntnis der Richtigkeit der
Erklärung der Schrift führt, wonach der Tod unseres Herrn Jesus als
unser Lösegeld nötig war, damit Gott gerecht bleiben und gleichwohl
gerecht machen könne, wer an Jesum glauben, ihn als seinen Erlöser (Rückkäufer)
anerkennen würde.
Die,
Adam angedrohte Strafe war nicht, bloß zu sterben, sondern tot zu
bleiben. Die Strafe für die Sünde, der Sünde Sold ist nicht das
Sterben, sondern der Tod, das Aufhören der Existenz. Die Seele (das
Wesen), die da sündigt, die soll sterben (zu existieren aufhören), und
dieses Aufhören hätte ewig gedauert, wenn nicht eine Erlösung von Gott
erfunden, das Lösegeld von Christo Jesu bezahlt worden wäre. Dieser hat
durch Tilgung der Schuld der göttlichen Gerechtigkeit genügt, die
gestorbene und dahinsterbende Menschheit erkauft und wird sie mit
Zustimmung der Gerechtigkeit zur vorbestimmten Zeit wieder auferwecken.
Ohne diese Heilsvorkehrung, ohne Erlösungswerk wäre der adamitische Tod
schon, was der Zweite Tod sein wird, d.h. “ewige Vernichtung hinweg von
dem Angesicht des Herrn und der Herrlichkeit seiner Macht”.
Wer
das einmal klar erfasst hat, für den wird es selbstverständlich, dass
zur Bezahlung der Schuld alles nötig war, was ein Mensch hat und ist,
dass nichts übrig bleibt, das Freude oder Schmerz zu empfinden imstande wäre.
Die Lage des Menschen war deshalb dank der Sünde eine durchaus
verzweifelte, und nichts konnte ihn aus derselben befreien als die
Beschaffung eines hinreichenden Lösegeldes. Und dieses Lösegeld konnte
nur aufgebracht werden durch bedingungslose, freiwillige,
unwiederbringliche Drangabe einer schuldlosen, dem Tode nicht verfallenen
menschlichen Natur. Der Tod bedeutete mithin für unsern Herrn Jesus die
vollständige, ewige Vernichtung der menschlichen Natur. Seit seiner
Auferstehung kennen wir daher Christum nicht mehr “im Fleisch”. Und
dass der Preis (die menschliche Natur) bei der Auferstehung Jesu nicht zurückgenommen
wurde, ist unsere Sicherheit dafür, dass alle Segnungen, alle Früchte
des Lösegeldes der gesamten Menschheit (den Toten wie den Sterbenden) zu
gute kommen werden, soweit den Bedingungen des Neuen Bundes nachgelebt
wird. Alle Vollkommenheiten, alle Rechte und Ansprüche welche unserem
teuren Erlöser in seiner Eigenschaft als Mensch gehörten, wurden statt
Adams ursprünglich gleiche, dann aber verwirkten Rechte dahin geben und
werden alsdann allen wiederum verliehen werden (zu gute kommen), die sie
unter den von Gott gesetzten Bedingungen anzunehmen bereit sind. Dies
geschieht “in den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, von denen
Gott durch den Mund aller seiner heiligen Propheten seit Anbeginn der Welt
geredet hat”, und die gerade hiervon ihren Namen haben. - Apg. 3:19-21
“Welcher
will, dass alle Menschen errettet
werden und zu Erkenntnis der Wahrheit
kommen.”
-
1. Tim. 2:4 -
Manche,
die zuvor, im Glauben an Menschenwort, ohne Nachprüfung an Hand der
Schrift, geglaubt haben, ewige Qual sei der Sold der Sünde und alle
verfallen ihr, die nicht reinen Herzens sind, zur kleinen Herde, zur
auserwählten Kirche gehören, die aber jetzt von diesem schrecklichen
Wahn geheilt sind, fallen nun leicht ins entgegengesetzte Extrem und
ersetzen ihren Glauben an die ewige Qual durch einen Glauben an das ewige
Heil aller.
Die
Mehrzahl dieser Irrgläubigen verwirft die Lehre vom Lösegeld durchaus;
einige aber stützen sich für ihren Glauben an diese Irrlehre gerade auf
ihren Glauben an das Lösegeld, weil sie nicht recht verstehen, in welcher
Weise das Lösegeld zu unsern Gunsten wirkt. Sie berufen sich dann auf
obige Schriftstelle und denken: “Wenn Gott will, dass alle Menschen
gerettet werden, so ist die Sache in Ordnung. Die Zeit kommt, da auf Erden
sein Wille ebenso gut geschieht wie im Himmel. Das Lösegeld, das der
Mensch Christus Jesus bezahlt hat für alle, ist also eine Sicherung für
die Durchführung der Absicht Gottes, alle zu retten. Ja durch Annahme des
Lösegeldes ist Gottes Gerechtigkeit geradezu verpflichtet, alle Sünder
zu retten und ihnen das in Eden verlorene ewige Leben wiederzugeben.”
Möge
es uns gegeben sein, im folgenden darzulegen, worin der Trugschluss liegt.
Der
Hauptfehler besteht darin, dass nicht alle einschlägigen Schriftstellen
betrachtet und zur Bildung eines schriftgemäßen Urteils herangezogen
werden. Außerdem aber werden die Schriftstellen, die diese Irrlehre stützen
sollen, unvollständig zitiert und unrichtig ausgelegt.
Unser
himmlischer Vater erklärt: “Ich habe keinen Gefallen am Tode des
Sterbenden; so kehret um und lebet.” - Hesk. 18:32
Dieses
große Anerbieten, dass unser himmlischer Vater der verurteilten
Menschenwelt macht, ist aber nichts neues; er ändert nicht; er hatte
jederzeit diese gute Absicht mit seinen menschlichen Geschöpfen. Er hätte
ja diese zu intellektuellen und sittlichen Maschinen machen können, die
nicht frei gewesen wären, etwas seinem Wohlgefallen Zuwiderlaufendes zu
wollen oder zu tun. Aber er wollte keine menschlichen Maschinen schaffen,
sondern Wesen nach seinem eigenen Bilde, begabt mit der Freiheit, zwischen
Gut und Böse zu wählen. Er sucht nicht die Verehrung solcher, die sie
nicht verweigern könnten; er sucht sie nicht bei solchen, die dazu nur
gezwungen würden, er sucht vielmehr nach seinem eigenen Wort (Joh. 4:23)
die Verehrung solcher, die ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten, aus
freien Stücken, aus Liebe, die Verehrung solcher, die seine Gerechtigkeit
zu würdigen und hochzuschätzen imstande sind.
Gerade
deshalb ließ Gott Adam die Freiheit, zwischen Gehorsam und Ungehorsam zu
wählen. Und als Adam den Ungehorsam erwählt hatte, da fällte der selbe
Gott, der kein Wohlgefallen hat am Tode derer, die da sterben, das
Todesurteil und ließ dasselbe mehr denn 6000 Jahre lang an allen
vollstrecken. Nun aber, nachdem er eine Erlösung gefunden in Christo
Jesu, die jedem einzelnen Menschen eine Gelegenheit verschafft, wieder mit
Gott in Einklang zu kommen und durch Christum ewiges Leben zu erlangen,
muss er wie zuvor die Darlegung dieses ewigen Lebens an bestimmte
Bedingungen knüpfen. Diese Bedingungen sind im Neuen Bunde ein erneutes
Herz, eine aufrichtige Gesinnung gegen Gott und ein absoluter Gehorsam ihm
gegenüber. Die Erfüllung dieser Bedingungen ist aber unmöglich ohne die
Hilfe des Mittlers des Neuen Bundes. Darum lesen wir (Joh. 3:36): „Wer
dem Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht glaubt (folgt),
wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.”
Dies
stimmt sowohl mit der Aussage der Schrift, dass Gott kein Wohlgefallen hat
am Tode dessen, der da stirbt, als mit derjenigen, dass Gott wolle, dass
alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Wer
dieses Anerbieten der göttlichen Huld in Christo zurückstößt, verschmäht
damit die göttliche Gunst und wird sicher des Zweiten Todes sterben, der
da der Sold, die Strafe ist für seine Bevorzugung der Sünde vor der
Gerechtigkeit.
Im
übrigen sagt der hier betrachtete Text nichts von einem ewigen Heil,
sondern er spricht von einer Errettung aus der Unwissenheit, Blindheit und
Gefallenheit, die über die Menschheit gekommen ist infolge der Sünde
Adams. Nur was Vater Adam verloren hat, das soll wiederhergestellt werden.
Und er hat nicht ewiges Leben verloren; denn wiewohl er eines vollkommenen
Lebens sich erfreute und der Tod ihm nichts sollte anhaben können, so war
er eben doch nur auf Probe in Eden und sollte dort durch seinen gehorsam
eine gottähnliche Gesinnung entwickeln, die ihn ewigen Lebens würdig
gemacht hätte.
Wenn
also Adam und seine Nachkommen vom Fluche des Todes zurückgekauft worden
sind, so bedeutet dieser Rückkauf, diese Errettung vom Todesurteil nicht
die Verleihung ewigen Lebens, sondern einer gleich günstigen Gelegenheit,
wie Adam sie hatte, um sich des ewigen Lebens würdig zeigen zu können.
Diese
neue Gelegenheit wird sogar in gewisser Beziehung günstiger sein als es
die erste gewesen war, wegen der großen Zunahme der Erkenntnis. Der
Mensch wird vollauf Gelegenheit gehabt haben, die außerordentliche Sündhaftigkeit
der Sünde zu kosten; er wird alsdann Gelegenheit bekommen, die Vorzüge
der Gerechtigkeit und der Gnade Gottes in Christo zu schmecken. Die
gemachten Erfahrungen werden jedem, der sich davon wird belehren lassen
wollen, von nutzen sein, wenn er, im Tausendjährigen Reich, daraufhin auf
die Probe gestellt wird, ob er auch ewigen Lebens würdig sei, wenn
tausend Jahre lang die ganze Menschheit vor dem großen weißen Thron auf
ihre Würdigkeit geprüft wird. - Offb. 20:4
Diese
Errettung vom Fluch, diese Beschaffung einer günstigen Gelegenheit zur
Erkenntnis der Wahrheit zu kommen, ist es, die Gott will. Hierzu hat er
den Mittler bestellt zwischen ihm und den Menschen, den Menschen Christus
Jesus, der sein Leben hingab als Lösegeld für alle, wovon das Zeugnis
zur vorbestimmten Zeit verkündigt werden sollte.
Vergleiche
mit unserer Stelle (1. Tim. 2:4), was Paulus in Römer 11:26 schreibt:
“Und so wird ganz Israel errettet werden”. Dort ergibt sich ebenfalls
aus dem Kontext, dass Israel nicht auf ewig gerettet werden soll, sondern
dass es von seiner Blindheit (Verstockung) geheilt werden soll, in die es
als Volk geraten zur Strafe für seine Verwerfung des Messias. Gott will
also nicht nur alle Menschen wieder frei machen von dem gerechtermaßen über
sie verhängten und an ihnen vollstreckten Todesurteil, welches der
Erprobungszeit Adams ein Ende machte (dieser Teil seiner Absicht ist durch
den Opfertod seines Sohnes erfüllt worden), sondern er will außerdem,
dass alle Menschen wieder geheilt werden sollen von der Unwissenheit und
Verblendung, womit Satan seit dem Fall ihre geistigen Fähigkeiten
verdunkelt hat: “Der Gott dieser Welt hat denen, die nicht glauben, den
Sinn verblendet, damit ihnen nicht scheine der Lichtglanz des herrlichen
Evangeliums des Christus, der da Gottes Bild ist.” (2. Kor. 4:4) Auf
diese Weise will Gott alle freimachen von all dem Tross von Übeln, die
auf Adams Fall und Verurteilung folgten, auf dass sie Kenntnis erhalten
von der Wahrheit. Warum will er dies? Damit sie, im Besitze einer klaren
Erkenntnis der Wahrheit, bei ihrer Erprobung auf ihre Würdigkeit ewig zu
leben, möglichst gut bestehen. Um diesen Teil des Willens Gottes auszuführen
wird der Messias sein 1000-jähriges Regiment antreten, dessen erste
Verrichtung die Bindung Satans ist, damit von außen her keine bösen
Einflüsse mehr an die Menschen herantreten. Alsdann werden die Menschen
von ihrer Blindheit geheilt werden, wie geschrieben steht: „Die Augen
der Blinden sollen aufgetan werden.” - Jes. 35:5 - Aus demselben Grund,
d.h. um die Chancen der Menschen bei ihrer Erprobung zu verbessern, wird
dieses Erprobungswerk schrittweise vor sich gehen und im ganzen tausend
Jahre dauern.
Das
Verhältnis der Gerechtigkeit zum Lösegeld
Ein
anderer Trugschluss, der auch etwa vorkommt, ist der, dass Gott nun,
nachdem das Lösegeld bezahlt ist, durch seine eigene Gerechtigkeit
gebunden, verpflichtet sei, jeden Menschen wiederherzustellen. Gott ist
durchaus keine Verpflichtung eingegangen gegenüber der Menschheit; er hat
diese bloß unserem Herrn Jesus Christus verkauft, welcher, wie wir
gesehen, sie mit seinem eigenen kostbaren Blut gekauft hat. Der himmlische
Vater hat keine Verantwortlichkeit für das Geschlecht übernommen; er hat
mit demselben nichts mehr zu tun; er beabsichtigt nicht einmal, dasselbe
auf die Probe zu stellen, um zu sehen, ob es sich ewigen Lebens würdig
erweise oder nicht. Im Gegenteil, die Schrift bezeugt ausdrücklich, dass
er die ganze Angelegenheit seinem Sohne überlasse, der das Geschlecht
erkauft hat, daher dessen Haupt, Regierender, Eigentümer, Richter,
Prophet (Verkünder der Wahrheit), Priester und König ist und im Einklang
mit des Vaters Plan die nötigen Vorkehrungen trifft, um die Herauswahl
des Evangeliums-Zeitalters sich selbst gleich zu machen, damit sie
teilnehmen können an dem großen Werk, die Welt aufzuklären und die
Gehorsamen wieder herzustellen.
Es
ist aber nicht aus Mangel an Interesse, dass der himmlische Vater das
ganze Geschlecht unserem Herrn Jesus überlassen hat, sondern nur aus
Achtung vor den Anforderungen seines eigenen Gesetzes. Die göttlichen
Gesetze sind unbeugsam; sie gestatten auch nicht den geringsten Grad von
Unvollkommenheit oder Sündhaftigkeit. Sie sind eingerichtet für
vollkommene Wesen, denn nie hat unser himmlischer Vater etwas
Unvollkommenes erschaffen. Jede Unvollkommenheit und Sündhaftigkeit ist
eine Entartung, die nach dem Schöpfungsakt eintrat. Würde der Vater ein
wenig Sündhaftigkeit im Menschen zulassen oder mit unvollkommenen
Menschen direkt handeln, so würde das entweder die baldige Verurteilung
derselben als unvollkommene und unwürdige Wesen zur Folge haben oder aber
eine mit den Gesetzen seines Reiches im Widerspruch stehende Duldung und
Begnadigung der Sünde bedeuten. Um also einerseits den Menschen eine gute
Gelegenheit zu verschaffen und doch anderseits sich an seine eigenen
Gesetze zu halten, hat der Vater das ganze Geschlecht in die Hand Jesu,
unseres Erlösers verkauft. Jesus kann mit dem Geschlecht in der Weise
verfahren, dass er denen, die zwar unvollkommen sind, aber nach
Vollkommenheit streben, Gnade für Recht angedeihen lässt, und das so
lange, bis er sie schrittweise aufwärts geführt hat bis zur
Vollkommenheit, bis ans Ende des Millenniums, an welchem Zeitpunkt die, so
dem großen Propheten gehorchen, zubereitet sein werden, um aus der Hand
ihres Mittlers in die des Vaters entlassen zu werden, nachdem sie durch
Christum den vom göttlichen Maßstab geforderten Grad der Vollkommenheit
werden erreicht haben. Alle anderen werden durch den Zweiten Tod
dahingerafft werden. (Apg. 3:23) Gerade weil selbst nach Tilgung der alten
Schuld unsere gegenwärtige Unvollkommenheit uns vor dem Richterstuhl des
Vaters und seiner Gerechtigkeit ein zweites Todesurteil zuziehen würde,
warnt der Apostel so ernstlich, dem Spielen mit der uns in Christo
gebotenen Gelegenheit zu entrinnen, indem er sagt: “Es ist schrecklich,
in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.” (Hebr. 10:31) Die göttliche
Gnadenvorkehrung für die Sünder kennt keine andere Gnade als die in und
durch Christum, unsern Mittler und sein Werk der Wiederaussöhnung und
Wiederherstellung; von diesem Ausweg abgesehen ist Gottes Gesetz starre
Gerechtigkeit, unnachsichtig, ein verzehrendes Feuer für alles, was von
der Vollkommenheit abgefallen ist.
Wer
ist, der nicht einsehe, dass, wenn Gott mit den Sündern verkehren, ihre Sünden
zulassen, sich mit ihren gutgemeinten, aber unvollkommenen Anstrengungen
begnügen könnte, es eines Erlösers (Rückkäufers), eines neuen, mit
seinem Blute versiegelten Bundes nicht bedurft hätte?
Könnten
in dem Falle nicht auch die heiligen Engel mit Recht sagen, wenn sie
wollten: “Gott hat dem Menschengeschlecht eine Sünde übersehen; er wäre
wohl uns gegenüber nicht weniger gnädig; wenn wir es wünschen, so sind
wir mithin frei, eine Sünde zu begehen; wir können seitens der göttlichen
Gnade auf Verzeihung zählen; Gott wird uns nicht wegen einer Sünde aus
seiner Gesellschaft stoßen?” So bestände in aller Ewigkeit die Gefahr
weiter, dass diejenigen unter den sittlichen Geschöpfen Gottes, die noch
nicht in Sünde gefallen, sündigen könnten. Jeder, der in dieser Weise für
die Entschuldigung der Sünde sich darauf verlassen könnte, dass die göttliche
Gnade das Gesetz der göttlichen Gerechtigkeit durchlöchern würde, gäbe
einen neuen Präzedenzfall, so dass schließlich ein heiliger Engel nach
dem andern auf Probe sündigen und sich die Sünde von Gott verzeihen
lassen würde. So kann es uns denn nicht verwundern, dass Gott im
wohlverstandenen Interesse aller seiner heilig gebliebenen Geschöpfe und
zu seiner eigenen Freude bestimmt hat, in jeglichem Geschöpf nur die
Vollkommenheit gutzuheißen, und dass er die Gerechtigkeit zur Grundlage
seines Thrones gemacht hat. - Psalm 89:14
Kein
anderer Name, in welchem wir errettet werden können.
So
erkennen wir denn deutlicher als je zuvor, dass jede Bezeugung göttlicher
Gnade dem gefallenen Geschlecht nur in und durch Christum zu gute kommen
kann, dass der himmlische Vater persönlich und unabhängig vom Sohne
niemanden begnadigt, und dass “kein anderer Name unter dem Himmel
gegeben ist unter den Menschen, durch welchen wir könnten gerettet
werden”. (Apg. 4:12) Wir erkennen im ferneren, dass das Werk des
Heilandes damit noch nicht hinausgeführt war, dass er das Geschlecht zurückkaufte,
sondern dass er vielmehr noch der große Arzt seiner Erkauften sein, sie
von der Erbsünde heilen, sie neu zum Leben bringen, ihnen die
Vollkommenheiten ihrer Natur alle anerziehen muss, um, nachdem er tausend
Jahre an dem Geschlecht erzieherisch gearbeitet, alle diejenigen, die
gehorchen wollen, zubereiten zu können, dass er sie am Ende des
Millenniums als vollkommene Geschöpfe dem Vater vorstellen kann. - 1.
Kor. 15:28
So
wollen wir denn noch untersuchen, ob der Mittler, in des Hände “alle
Gewalt”, zu retten, gelegt ist, beabsichtigt, die, so er erkauft, alle
auf ewig zu retten, oder ob er diese Errettung an bestimmte Bedingungen
geknüpft hat. Da finden wir in der Schrift denn auch in der Tat, dass
gewisse Bedingungen gestellt werden. In Jeremia, Kap. 31, z.B. lesen wir
bei der Beschreibung des Tausendjahr-Zeitalters als derjenigen Zeit, in
welcher Adams Fluch hinweggenommen, die Menschen ihm nicht mehr
unterstellt sein werden, und das Sprichwort nicht mehr gelten soll: “Die
Väter haben Herlinge gegessen, und den Kindern sind darauf die Zähne
stumpf geworden.” - da lesen wir (Vers 29, 30), dass jeder, der alsdann
stirbt, um seiner eigenen Sünde willen sterben wird, und nicht um der Sünde
eines andern willen. Wir finden ferner in Psalm 37:9 die Erklärung, dass,
wenn der Herr die Nationen regieren wird, der Übeltäter hinweggerafft
werden soll. Wir finden, dass der Apostel Petrus, nachdem er von diesen
Zeiten der Erquickung und der Wiederherstellung, eben dem
Tausendjahr-Zeitalter gesprochen, erklärt: Alsdann wird es geschehen,
dass, wer jenen Propheten (den erhöhten Christus - Haupt und Leib) nicht
hören (ihm nicht gehorchen) wird, aus der Mitte des Volkes hinweggerafft
wird - durch den Zweiten Tod. - Apg. 3:19-23
Und
wiederum auf Moses als das Vorbild jenes großen Propheten hinweisend,
schreibt ein anderer Apostel: „Jemand, der das Gesetz Moses verworfen
hat, stirbt ohne Barmherzigkeit; ... wie viel schwererer Strafe, meinet
ihr, wird der Wert geachtet werden, der den Sohn Gottes mit Füßen
getreten und das Blut des Bundes, durch welches er geheiligt worden ist
(Gott annehmbar, gerecht gemacht worden ist), für unheilig (etwas Gewöhnliches)
gehalten und den Geist der (göttlichen) Gnade verschmäht hat? Es ist
furchtbar, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen! Denn wenn wir
mit Willen sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit (die
Erkenntnis der Gnade Gottes in Christo, zu welcher Gott alle einmal führen
will) empfangen haben, so bleibt kein Schlachtopfer für Sünden mehr übrig
(das Lösegeld für Adams Sünde deckt keine absichtlichen Sünden gegen
volles Licht und volle Erkenntnis), sondern ein bestimmtes, furchtvolles
Erwarten des Gerichts (der Vergeltung) und ein Feuereifer, der die
Widersacher verzehren wird.” - Hebr. 10:26-31
Hier
werden wir belehrt, dass Widersacher des gegenbildlichen Moses (des erhöhten
Christus) auf viel schrecklichere Weise verzehrt oder vernichtet werden
sollen, als die einstigen Widersacher Moses (die Rotte Korah). Aber wenn
doch schon die Widersacher Moses mit dem Tode bestraft wurden, was bleibt
denn noch für eine schwerere Strafe für die Widersacher des Christus?
Die von Moses verhängte Strafe kürzte nur das Restchen Leben ab, das
seine Widersacher von Adam geerbt hatten; das Wesen, die Person, welche
Gott zurückzukaufen beabsichtigte und später durch Christi Sühnopfer
auch tatsächlich zurückkaufte, konnte die Strafe Moses nicht treffen.
Wer aber, nachdem er erkannt, dass er zurückgekauft, dem gegenbildlichen
Moses den Gehorsam verweigert, dem werden nicht ein paar Jahre eines schon
verwirkten Lebens, sondern die Existenz, das Wesen, die Seele überhaupt,
auf immer und unwiederbringlich genommen. Solche, wie alle Widersacher
werden verbrannt werden als Spreu, als Dornen und Disteln, als die da das
Land hindern.
Gleicherweise
bezeugt das ganze Neue Testament aufs bestimmteste, dass der Mittler das
gegen die Sünde gerichtete Gesetz Gottes strikte durchführen, dass nur
Schwachheit und Unwissenheit als Entschuldigung für die Übertretungen
dieser festen Regeln gelten, dass das Wiederherstellungswerk des
Tausendjahr-Zeitalters diese Schwachheit und Unwissenheit befestigen, dass
alsdann die Forderungen des Gesetzes der Gerechtigkeit höher und höher
gestellt werden, und dass schließlich am Ende des Tausendjahr-Zeitalters
unser Herr Jesus an alle, die noch übrig bleiben werden, einen ebenso
strengen und unbeugsamen Maßstab legen wird als der himmlische Vater. Bei
dieser Erprobung werden alle dem Zweiten Tod anheimfallen, welche Sünde
in irgend einer Form oder irgend einem Grad tun oder lieb haben. Denn
alsdann werden die Würdigen unter den Menschen die Vollkommenheit erlangt
haben, und die Gerechtigkeit wird mithin auch berechtigt sein, diese
Vollkommenheit in Worten, Werken und Gedanken zu verlangen.
So
wird denn Gottes Wille auf Erden geschehen sein wie im Himmel. Denn es ist
Gottes Wille, dass alle vom Fluche Adams geheilt werden und zur Erkenntnis
der Wahrheit gelangen sollen; es ist ferner Gottes Wille, dass allen
Gehorsamen ewiges Leben geschenkt wird; es ist endlich Gottes Wille, dass
alle Ungehorsamen hinweggerafft werden aus der Mitte des Volkes. Auch
hierin muss der Wille Gottes auf Erden geschehen so gut wie in den andern
Punkten.
Einige
behaupten zwar, dass, da der Zweck des Lösegeldes die Heilung des ganzen
Geschlechts vom Schaden Adams ist, eine plötzliche Wiederherstellung der
Vollkommenheit der menschlichen Natur zu erwarten sei. Aber diese
Erwartung entspricht weder der Schrift noch den Anforderungen der
Vernunft. Gar nichts deutet eine solche Plötzlichkeit der
Vollkommenmachung an; vielmehr gibt sie zu verstehen, dass das Werk der
Wiederherstellung schrittweise vor sich gehen werde. Die Neigung, an eine
plötzliche Wiederherstellung zu glauben, kommt her von mangelhaftem,
unrichtigem Denken, wobei von der Voraussetzung ausgegangen wird, dass,
weil Adam als vollkommener Mensch auf die Probe gestellt worden, so auch
sein Geschlecht als vollkommene Menschheit auf seine Würdigkeit, ewig zu
leben, geprüft werden müsse, um gleich gute Chancen zu haben. Wir werden
indes nachweisen, dass die Aussichten des Geschlechts viel besser sind,
wenn es, so lange es noch unvollkommen, auf die Probe gestellt wird. Der
weiteren unrichtigen Voraussetzung, dass die, allen Menschen gemeinsamen
Schwachheiten und Unvollkommenheiten ebenso viele Hindernisse, Gott zu
gehorchen, für die Zurückgekauften bedeuten würden, werden wir den
Beweis entgegenhalten, dass Gott für Beseitigung dieser Hindernisse schon
gesorgt hat.
Würde
die Menschheit durch plötzliche Vollkommenmachung auf ihren
Ausgangspunkt, die Vollkommenheit Adams zurückversetzt, so wären die
Folgen:
1.
Dass sofort von ihr vollkommener Gehorsam gegenüber dem vollkommenen
Gesetz verlangt werden müsste, und keine Entschuldigung für die geltend
gemacht werden könnte, so wenig wie seiner Zeit für Vater Adam. Einige
wenige würden dank den schlimmen Erfahrungen, die sie jetzt mit der Sünde
zu machen Gelegenheit haben, eine so schwere Probe wohl bestehen; aber
weitaus die Mehrzahl wüsste von der Sünde und ihren Folgen gerade so
wenig als Adam davon wusste, weil erstlich die größere Hälfte der
Menschheit überhaupt im Kindesalter stirbt, und sodann ein großer Teil
nie zu einer klaren Unterscheidung von Gut und Böse gelangt ist.
2.
Dass die große Mehrzahl keine Gelegenheit hätte, die Segnungen der
Rechtschaffenheit kennen zu lernen. Während 6000 Jahren hat die Welt die
Sündhaftigkeit der Sünde und deren schlimme Folgen kennen gelernt; die
Vorteile, die die Rechtschaffenheit bietet, kennen zu lernen, dazu fehlte
es an Gelegenheit. Die werden die Menschen eben im Tausendjahr-Reich
erhalten.
3.
Dass die im ersten Leben gemachten Erfahrungen von keinem Nutzen für sie
wären. Plötzlich zur Vollkommenheit zurückgeführt, wäre das
Geschlecht ein ganz neues Geschlecht, keiner wäre imstande, sich selber
wiederzuerkennen, in sich den einst mit allerhand Schwachheiten und Unfähigkeiten
behafteten unvollkommenen Menschen zu erkennen. Die Kinder erst recht wüssten
gar nicht, wer sie sind. Wollte Gott so verfahren, so hätte er ebenso gut
Millionen Menschen erschaffen und sie alle in Eden auf die Probe stellen können,
statt sie einer Weise wiederherzustellen, in der sie von ihren früheren
Erfahrungen keinen Nutzen hätten.
4.
Dass der Herauswahl und ihrem Haupt die Gelegenheit genommen würde, als
der Same Abrahams die Welt zu segnen, sich an ihr als die königliche
Priesterschaft zu erweisen. (Gal. 3:16, 29) Da doch Gott für eine solche
königliche Priesterschaft gesorgt, so müssen welche da sein, die sie
aufzurichten und zu unterrichten hat, von denen sie Sühnopfer und
Schuldopfer entgegen zunehmen hat, denen sie Gnade und Vergebung zu Teil
werden lassen kann. Hierzu hätte sie keine Gelegenheit, wenn beim zweiten
Advent das Wiederherstellungswerk ein plötzliches wäre; denn vollkommene
Menschen bedürfen keiner Aufrichtung, keines Unterrichts, keiner Opfer,
keiner Gnade und keiner Vergebung.
5.
Dass das Tausendjahr-Reich eine viel zu lange Zeit für das
Wiederherstellungswerk wäre. Wozu so lange mit der Probe an vollkommenen
Menschen warten? Ein Jahr wäre lange genug dazu.
6.
Dass die Menschen nicht nach Gnade und Barmherzigkeit, sondern nur nach
strengem Recht beurteilt werden könnten. Barmherzigkeit fände keinen
Raum Angesichts gewollter, überlegter, absichtlicher Übertretungen
seitens vollkommener Wesen. Außerdem würde jeder einzelne, der eine Übertretung
sich zu schulden kommen ließe, das Todesurteil über sich heraufbeschwören
als über einen willentlichen Sünder; es wäre mithin für solche kein Rückkauf
möglich. Jeder wäre selber ein Übertreter und würde selber (persönlich,
nicht infolge von Erbschaft) zum Tode verurteilt. In Adams Fall war es
ganz anders; da schloss eines Menschen Ungehorsam seine ganze
Nachkommenschaft ein, und ein anderer vollkommener Mensch wurde der Rückkäufer
dieser Nachkommenschaft. Die Strafe für auch nur eine Übertretung eines
einzelnen aufzuheben, würde je ein Menschenleben für jeden Übertreter
erfordern. Eine Million Übertreter könnten nur durch den Opfertod von
einer Million gerechter und heiliger Menschen wieder erkauft werden. Aber
Gott hat keine neue Gnadenvorkehrung, die so schwere Opfer erforderte,
getroffen; seine Gnadenvorkehrung in Christo ist hinreichend für alle
Menschen. Diese hätten auch nach ihrer Wiederherstellung durch Christus
nichts mehr zu gut von dessen Sühnopfer; sie hätten in der
Wiederherstellung schon alles empfangen, was ihnen der Tod Christi an
Gnadengaben erwirkt.
Nun
lasst uns die Verständigkeit des göttlichen Vorsatzes (Planes), wonach
die Wiederherstellung schrittweise vor sich gehen, mit der Zunahme des
Einverständnisses des Menschen mit dem Schöpfer und seinen Gesetzen
Schritt halten wird, und dessen Vorteile für die Menschheit betrachten.
1.
Zunächst wird jeder aus dem Todesschlummer aufgeweckt, dies infolge des für
ihn bezahlten Lösegeldes. Das ist die erste Stufe in der
Wiederherstellung. Dann kommt er unter die Aufsicht und Fürsorge der königlichen
Priesterschaft, deren Kampf mit der Sünde und Sieg über dieselbe während
des Evangeliums-Zeitalters sie fähig gemacht haben, sich an denen, über
die sie als Könige und Priester regieren soll, geduldig und hilfreich zu
erweisen. - Offb. 5:10
Die
Identität des einzelnen wird dadurch gesichert werden, dass ein jeder
beim Erwachen aus dem Tode in die Umstände zurückkehrt, die er im
Augenblick des Todes aus den Augen verlor, und die verschiedenen Stufen,
die er auf seinem aus der Sünde heraus führenden Pfade zu durchlaufen
haben wird, die Schwachheiten, die ihm ehedem (im gegenwärtigen Leben)
angehaftet, werden sehr nutzbringende Belehrungen für ihn darbieten,
sowohl was die Schuldigkeit der Sünde, als auch was die Vorteile der
Gerechtigkeit anbelangt. So wird der große Rückkäufer (Erlöser) den
Menschen Schritt für Schritt der Vollkommenheit näher bringen, und jeder
wird gerade so viele Fortschritte machen, als er selber machen will. Wer
aber bei aller ihm vermittelten Kenntnis, bei aller ihm verschafften
Erleichterung keine Fortschritte macht, wird im Alter von hundert Jahren
durch den Zweiten Tod aus dem Lande der Lebendigen hinweg gerafft werden,
ohne Aussicht auf Wiederherstellung und neue Gelegenheit. Denn wer die
verschaffte Gelegenheit unbenutzt gelassen und Recht und Unrecht genügend
unterscheiden gelernt hat, der verschmäht die in Christo angebotene Gnade
Gottes, wenn er der Weisungen des großen Propheten nicht achtet und sich
weigert, auf dem Hochweg der Heiligung Fortschritte zu machen (Jes. 65:20;
35:8). Nach der Andeutung des Propheten werden sie auch im Alter von 100
Jahren noch als Kinder gelten, da sie, wenn sie einige Fortschritte hätten
machen wollen, wenigstens bis ans Ende des Tausendjahr-Zeitalters (des
Millenniums) hätten leben können.
2.
So lange nun die Welt auf dem während des Tausendjahrzeitalters eröffneten
Hochweg zur Heiligung fortschreiten muss, also noch nicht vollkommen ist,
bleibt sie für den Fehlbetrag (für das, was zu ihrer Vollkommenheit noch
fehlt) gedeckt durch das Verdienst des Sühnopfers, sofern sie lernt, was
sie bedarf, und verschiedene Früchte des (neuen) Geistes hervorbringt. Während
dieser Zeit werden Verirrungen infolge von Versuchen, auf anderem Wege
fortzukommen, als Folge ihrer von Adam ererbten Schwachheiten gerechnet
und insoweit von dem großen Priester verziehen werden können.
Wer
behaupten wollte, dass Vollkommenheit der Natur oder Vollständigkeit der
Erkenntnis die notwendige Voraussetzung der Erprobung auf Würdigkeit, zu
leben, sei, leugnet damit, dass die Herauswahl gegenwärtig auf ihre Würdigkeit
geprüft wird: und doch bezeugt die Schrift deutlich, dass dies letztere
der Fall ist. Solche Vollkommenheiten werden nicht einmal wesentlich sein
bei der Erprobung der Welt. Die Menschen werden zuerst, wie es jetzt uns
ergeht, zur Erkenntnis der Gnade Gottes in Christo gebracht werden, bevor
sie irgend eine Probe werden zu bestehen haben. Diese Erkenntnis ist ihnen
ausdrücklich verheißen, und zur Bedeckung ihrer vererbten Schwächen während
ihrer Erprobungszeit wird dasselbe Kleid von Christi ihnen zugerechneter
Gerechtigkeit dienen, das jetzt uns Auserwählte bedeckt, so lange wir in
den uns durch die Schrift vorgezeichneten Schranken laufen.
3.
Die Schrift bezeichnet das Tausendjahr-Reich als den Tag des Gerichts für
die Welt. “Gott hat einen Tag gesetzt, an welchem er den Erdkreis
richten wird in Gerechtigkeit durch jenen Mann, den er dazu bestimmt
hat” (den Christus, Haupt und Leib). - Apg. 17:31
Wäre
es Gottes Absicht, alle Menschen zu zwingen, jeden einzelnen Nachkommen
Adams zwangsweise zu retten, wie könnte alsdann das kommende Zeitalter
der Tag des Gerichts genannt werden? “Gericht” heißt “Erprobung”,
“Prüfung” und setzt ebenso sehr die Annahme und Segnung derer, die
die Prüfung bestehen als die Verwerfung derer, die sie nicht bestehen,
voraus. Ein jeder wird, sei es ewigen Lebens würdig, sei es ewigen Todes
schuldig befunden werden.
Wir
erinnern hier an das Gleichnis von den Schafen und den Böcken, das nicht
im Evangeliums-Zeitalter, sondern im Millennium seine Anwendung findet.
Darum beginnt dasselbe auch mit den Worten: “Wenn aber des Menschen Sohn
in seiner Herrlichkeit kommen und auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzen
wird”. Dies geschieht zu einer Zeit, da, der Verheißung gemäß, seine
Auserwählten mit ihm erhöht sind und an seinem Reich und seiner
Herrlichkeit als Braut teilhaben. „Dann werden vor ihm versammelt werden
alle Nationen, und er wird sie scheiden (richten), gleichwie der Hirte die
Schafe von den Böcken scheidet, und wird die Schafe zu seiner Rechten
stellen (in Gnaden annehmen) und die Böcke zu seiner Linken (ihnen die
bisher erwiesene Gnade entziehen)”. Dieses Richten und Scheiden wird das
ganze Tausendjahr-Zeitalter andauern, und erst am Schluss desselben werden
„die Schafe” in des Vaters Gunst, zu ewigem Leben zurückkehren, die
ungehorsamen „Böcke” dagegen samt ihrem Anführer dem Teufel und
seinen Engeln (ungehorsam gebliebenen bösen Geistern) mit ewiger
Vernichtung, unwiederbringlicher Abtrennung von der Quelle des Lebens, mit
dem Zweiten Tod (im Bilde „Feuersee”) bestraft werden. - Matth.
25:31-46; 1. Kor. 15:24
Die
Schrift stellt das Gericht jenes großen 1000-jährigen Gerichtstages dar
als eine Verhandlung vor einem großen weißen Thron der Heiligkeit und
Gerechtigkeit, und deutet an, dass nach Entscheidung des Richters
diejenigen, welche während jener Zeit den Geist (die Gesinnung) des
himmlischen Vaters, den Geist der Liebe sich gänzlich werden angeeignet
haben, als des Herrn Volk betrachtet werden und das (irdische) Reich
ererben sollen, das ihnen bereitet ist von Grundlegung der Welt an. Die
andern aber, welche während der ihnen verschafften günstigen Gelegenheit
verfehlt haben werden, die vom Geist der Liebe getragene Gesinnung ganz
zur ihrigen zu machen, ganz dem Herrn gleich zu werden, die werden als des
Herrn Widersacher gelten und mit Satan vernichtet werden. - Offb. 20:9-13
Lösegeld:
Bürgschaft
Die
Lehre von der Stellvertretung (Bürgschaft) ist zwar in der Schrift
deutlich zu finden und ist auch jahrhundertlang von Christen geglaubt
worden; jetzt aber fängt man auch da an, daran zu zweifeln, wo dies
vorher nicht der Fall, weil infolge des genaueren Denkens von heutzutage
man erkennt, dass, wenn ewige Qual der Sold der Sünde wäre, unser Herr
Jesus, wenn er an unserer Statt die Schuld zu tilgen hat, dann eben ewige
Qual leiden müsste, damit wir davon frei wären. Der Schluss ist durchaus
richtig, aber die Voraussetzung ist falsch; denn nicht ewige Qual, sondern
Tod (Vernichtung) ist der Sold der Sünde; auf Tod lautet der Schuldbrief
der Menschheit. Aber die irrige Voraussetzung lässt bei manchen ihre
Frucht zurück, auch wenn sie erkannt haben, dass Tod der Sünde Sold ist,
dass unser Herr Jesus des Menschen Bürge im Tode war und sein konnte,
dass er genau das erlitt, zu was der Mensch verurteilt war; die böse
Frucht heißt Abneigung gegen das Wort “Stellvertretung”, “Bürgschaft”.
Braucht es auch die Schrift, wenn sie von der Erlösung spricht? Darauf
antworten wir:
Wo
sie es nicht tut, rührt das von der Übersetzung her. Das griechische
Wort, mit welchem die Rolle, die unser Herr Jesus auf sich nahm,
bezeichnet wird, enthält den Begriff der Bürgschaft oder Vertretung an
vielen Stellen. Das Original, der griechische Urtext ist aber maßgebend für
den Gedanken seiner Verfasser, und daher ist es wichtig, dass überall, wo
diesen der Begriff der Bürgschaft vorgeschwebt, dies auch in der Übersetzung
bemerkbar sei, denn was mit dem Begriff der Bürgschaft im Widerspruch
steht, das steht auch im Widerspruch mit dem Begriff des Lösegeldes. Wie
wir schon gesehen, wiederholt die Schrift sehr oft, dass wir mit dem
kostbaren Blut Christi erkauft sind, dass er uns erlöst hat, indem er
sein eigenes Leben in den Tod gab, uns zu erkaufen. Was ist das anderes
als Vertretung, Bürgschaft? Wenn etwas gekauft wird, so vertritt das, was
dafür bezahlt wird, den gekauften Gegenstand. Z. B. wenn wir einen Laib
Brot kaufen, so tauschen wir denselben ein gegen ein Geldstück; für den
Verkäufer vertritt das Stück Geld den Laib Brot. Wenn ein Bauer einen
Sack Weizenkorn in die Mühle trägt und dafür einen gleich gewerteten
Sack Mehl empfängt, so ist das Mehl für den Bauer zum Vertreter des
Weizens, der Weizen für den Müller zum Vertreter des Mehls geworden. Das
eine ist der Gegenwert, das Lösegeld, der Vertreter des anderen. Genau
so, als Gegenwert, Lösegeld, Vertretung, Bürgschaft, hat unser Herr, als
Mensch Christus Jesus, sich selbst für Vater Adam (und das mit ihm
verlorene Geschlecht) in den Tod gegeben. Ja, bei diesem Wertaustausch
entsprechen sich die ausgetauschten Werte noch genauer als in jedem
anderen, den wir beispielsweise anführen könnten. Am nächsten kommt ihm
der Austausch von Gefangenen im Krieg. Da wird darauf gesehen, dass ein
Mann gegen einen Mann, ein Oberst gegen einen Oberst, ein General gegen
einen General freigegeben wird. Der Ankauf eines Brotes ist kein so
genaues Bild dafür, denn da ist nur der Wert der ausgetauschten Gegenstände
gleich, nicht aber ihre Natur, denn Brot ist nicht Geld, und Geld ist
nicht Brot. Beim Rückkauf des Menschengeschlechtes verlangte Gott einen
absoluten Gegenwert, der dem verlorenen Gegenstand in Natur, in
Vollkommenheit, in allem gleich war, einen vollkommenen Bürgen, der den
Gegenwert vollständig aufzubringen vermochte; vorher konnte das
Todesurteil über das Menschengeschlecht nicht aufgehoben werden.
Ein
Gebrauch des Wortes „Stellvertreter” hat dazu beigetragen, die
Begriffe hinsichtlich der Erlösung zu verwirren. In gewissen Ländern hat
ein zum Militärdienst Einberufener manchmal das Recht, einen
Stellvertreter zu suchen, der an seiner Statt Dienst tut. Der den
Stellvertreter gefunden, ist dann von der Verpflichtung, selbst zu dienen,
befreit. Bis zu einem gewissen Grade ist auch dies Bild freilich
zutreffend. Der Stellvertreter muss sich körperlich zum Militärdienst
ebenso gut eignen als der, den er vertreten soll, sodann muss er nicht
schon selber einberufen wurde, sondern aus freien Stücken zu dienen in
der Lage sein. So anbot sich unser Herr, Adams Stelle einzunehmen: er
entsprach hierbei allen Anforderungen der göttlichen Regierung, indem er
genau wurde, wie Adam gewesen war, und nicht schon zum Tode verurteilt
war, als er an unsere Stelle trat und sein Leben anbot und als Lösegeld
angenommen wurde. Er hatte ein vollkommenes Leben hinzugeben an Stelle des
verwirkten Lebens Adams.
Aber
hier hat die Übereinstimmung der zweierlei Vertretung ein Ende. Denn die
Verpflichtung, die im Fall des Soldaten dessen Stellvertreter übernimmt,
ist die Ableitung des Kriegsdienstes, im Falle Adams aber ist es die
Hingabe des Lebens. Die Übereinstimmung zwischen beiden Fällen bricht
also da ab, wo der Stellvertreter angenommen wird und in die Uniform schlüpft,
was im Fall Jesu die Annahme (seitens Gottes) seines Anerbietens und die
Hingabe (seitens Jesu) seines Lebens (symbolisch durch die Taufe im Jordan
bekundet) war. Weil der Stellvertreter angenommen, wird der Name des
Einberufene aus der Liste der Einberufene gestrichen; und als Christus für
Adam den Tod schmeckte, wurde Adams Name im Schuldbuch gestrichen, sofern
die Verurteilung durch Gott in Betracht fällt. Weiter geht die Übereinstimmung
nicht.
Wir
tun nun wohl daran, wenn wir nicht ohne zwingende Gründe solchen das Wort
“Bürgschaft” aufdrängen, deren Urteil infolge von mangelndem Verständnis
befangen ist, und die daher, wegen dieser Befangenheit nicht imstande
sind, den hier behandelten Gegenstand richtig und ungetrübt zu begreifen.
Aber auf unsere eigenen Herzen müssen wir acht haben, dass wir da den
Begriff der Bürgschaft durchaus festhalten, weil derselbe der Lehre vom Lösegeld
zu Grunde liegt. Wer, nachdem er richtig verstanden, nicht glaubt, dass
Christus unser Bürge, Stellvertreter ist, dem fehlt der Glaube an das Lösegeld,
der ermangelt also des Glaubens, der vor Gott gerecht macht.
War
kein anderer Heilsplan möglich?
Manche,
die die Lehre vom Lösegeld nur unvollständig erfassen, sind geneigt;
diese Frage zu bejahen. Sie behaupten, nicht einsehen zu können, warum
Gott nicht vermocht hätte, die Welt auf eine andere Weise zu retten als
durch den freiwilligen Tod seines Sohnes als Bürge oder Loskaufpreis für
den Menschen. Solchen antworten wir, dass sie die Frage nicht richtig
stellen. Es handelt sich nicht darum, ob Gott keinen anderen Weg hätte
gehen können, sondern darum, ob Gott diesen oder aber einen anderen Weg
ging.
Natürlich
hätte die göttliche Weisheit auch einen anderen Plan für die Errettung
der Menschheit ausfindig machen können. Aber wir können ganz bestimmt
feststellen, dass kein besserer, ja, soweit wir sehen und verstehen, kein
auch nur ebenso guter Heilsplan sich, selbst von dem Allmächtigen, hätte
finden lassen, bei dem alle Voraussetzungen, Umstände und Ziele so schön
mit einander übereingestimmt hätten. Der Umstand, dass Gott mit den
gefallenen Engeln anders verfuhr, beweist, in unsern Augen, dass er auch
mit den gefallenen Menschen anders hätte verfahren können. Er hätte z.
B. es den Menschen gerade so machen können, wie den Engeln, aber das wäre,
wie wir gesehen haben (siehe “Was sagt die heilige Schrift über den
Spiritismus?”) nach dem Urteil vieler, nicht gnädiger, vielleicht
weniger erwünscht gewesen.
Selbst
angenommen, dass auf diesem Wege gleichviel Menschen hätten gesegnet und
schließlich wiederhergestellt werden können, so wären doch folgende Übelstände
aus diesem Verfahren erwachsen:
1.
Wie viel schrecklicher wäre die sittliche Verkommenheit unseres
Geschlechtes, wenn es, nachdem es sittlich Schaden gelitten, im Vollbesitz
der ihm bestimmten körperlichen und geistigen Vollkommenheit geblieben wäre.
Wenn wir sehen, wie viel Sünde der Mensch in zehn, zwanzig, fünfzig oder
hundert Jahren zu lernen vermag, welche Tiefen der Bosheit hätte er da
nicht ergründet, wenn er sechstausend Jahre, fern von Gott, aber nicht
zum Tode verurteilt, fortgelebt hätte!
2.
Solch ein Heilsplan hätte, selbst wenn er der gleichen Anzahl zu gute
gekommen wäre, als der von Gott befolgte, uns nimmer so viel von den
Eigenschaften des Charakters Gottes offenbart. Wie es jetzt ist, sehen wir:
a)
Gottes Gerechtigkeit bei der Verhängung der Todesstrafe auch über die,
so nicht gesündigt hatten, wie Adam, die nur in Ungerechtigkeit geboren,
in Sünden empfangen, infolge Erbschaft geborene Sünder sind (Röm. 5:14,
12; Psalm 51:5). Er hat uns dadurch eine Gerechtigkeit offenbart, die den
Schuldigen nicht freispricht, und vor der nur das Vollkommene bestehen
kann.
b)
Gottes Liebe, die uns nachging und, “da wir noch Sünder waren”, uns
um den großen Loskaufpreis (das kostbare Blut Jesu Christi) wieder
erkaufte. Wie hätten wir diese Liebe merken können, wenn er mit uns
verfahren wäre, wie mit den gefallenen Engeln?
c)
Gottes Allmacht; denn die Menschen zum Tode verurteilen, wiederum erkaufen
und schließlich, zur rechten Zeit, wiederherstellen, ihrer 50.000
Millionen wiederbringen und zwar so, dass sie sich auch selbst wieder
erkennen, das erfordert eine noch weit größere Macht als die Erschaffung
eines einzigen Menschen, die doch auch schon ein großes Wunderwerk war.
d)
Gottes Allweisheit. Kein anderes Verfahren, soweit wir uns solche
vorstellen können, hätte uns einen so hohen Begriff von Gottes Weisheit
geben können, als es der einmal durchgeführt Plan Gottes tun wird.
Derselbe wird zeigen, wie er alle Dinge nach seinen eigenen Willen
gelenkt, auch da, wo weder Engel noch Menschen den Zweck seiner
Vorkehrungen erkannten, wo Satan und die gefallenen Engel seine Absichten
zu durchkreuzen beabsichtigt hatten. Der Beweis wird unwiderleglich
erbracht sein dafür, dass Gott imstande ist, alle Dinge zur Herbeiführung
des Guten, zur Verwirklichung seines Vorsatzes zusammenwirken zu lassen.
Schließlich wird erwiesen sein, dass das Wort, das aus seinem Munde geht,
nicht leer zu ihm zurückkehrt, sondern ausrichtet, was ihm gefällt, und
durchführt, wozu es gesandt ist. - Jes. 55:11
Endlich
wäre, falls Gott mit der Menschheit das gleiche Verfahren eingeschlagen hätte
wie mit den gefallenen Engeln, oder sonst einen andern Weg gegangen wäre,
keine so gute Gelegenheit gewesen für die Auserwählung der
Evangeliums-Kirche, die berufen war, der Leib Christi zu sein. Denn
alsdann hätte der Logos die schwere Probe seiner Treue und seines
Gehorsams gegen den himmlischen Vater abzulegen, den großen Preis, die göttliche
Natur zu erwerben, - hätte die kleine Herde in seinen Fußstapfen zu
wandeln - nicht die Gelegenheit gehabt.
Diese
Belehrung ist nicht nur für die Menschheit von nutzen, sondern für alle
vernunftbegabten Geschöpfe Gottes, nicht nur für einige Jahrhunderte,
sondern für alle Ewigkeit.
“O
Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes!
Wie unausforschlich sind seine Gerichte und unausspürbar seine Wege! Denn
wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer ist sein Mitberater gewesen? ...
Denn von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge; ihm sei die
Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.” - Röm. 11:33, 36