SCHRIFTSTUDIEN
BAND
5 - DIE
VERSÖHNUNG DES MENSCHEN MIT GOTT
Studie
4
Der Mittler der Versöhnung
“Der Unbefleckte.”
Scheinbar
sich widersprechende Schriftstellen in Harmonie gebracht. —
Die römisch-katholische Lehre von Maria unbefleckter Empfängnis ist
nicht biblisch. —
Dass Jesus frei von der Erbsünde geboren wurde, ist ein wesentliches
Moment im Plane Gottes, da sonst sein Lösegeld möglich. —
Die Ergebnisse
der neuesten wissenschaftlichen Forschungen betreffend Lebensübertragung.
—
Der Logos ward Fleisch. - Geboren von einem mit Erbsünde befleckten
Weibe. —
Wie konnte dasselbe den Sündlosen gebären? —
Ähnliches
Verfahren Gottes in anderen Teilen seines Planes wird von der Schrift
bezeugt.
“Wie
könnte ein Reiner aus einem Unreinen kommen? Nicht ein einziger.” -
Hiob 14:4
“Er
ist geoffenbart worden, auf dass er unsere Sünden wegnehme; und Sünde
ist nicht in ihm.” “Ein solcher Hohepriester geziemte uns: heilig,
unschuldig, abgesondert von den Sündern.” - 1. Joh. 3:5; Hebr. 7:26
Die
hier angeführten Schriftworte scheinen sich ziemlich scharf zu
widersprechen, indem die erste Stelle deutlich besagt, dass das ganze
Menschengeschlecht durch seine Abstammung von Adam, dem vergifteten
Brunnen, verdorben, mit Sünde befleckt ist (hiermit stimmt auch unsere
alltägliche Erfahrung überein), während die beiden anderen Stellen
bezeugen, dass der Mensch Christus Jesus ohne Sünde war und sich dadurch
von der übrigen Menschheit unterschied. Da nun die ganze in der heiligen
Schrift niedergelegte Lehre von der Versöhnung unbedingt verlangt, dass
unser Erlöser ein unbefleckter Mensch - von unserem Geschlecht und doch
von demselben abgesondert - sei, so ist dies für jedes denkende Kind
Gottes ein wichtiger Punkt; und es kann sich erst dann beruhigen, nachdem
es darüber Klarheit empfangen. Wie hat Gott im Falle unseres Herrn Jesus
hinaus geführt, was aller menschlichen Erfahrung und Hiobs Zeugnis gemäß
bei den Menschen unmöglich war? Eine befriedigende Erklärung hierüber
zu geben, soll die erfreuliche Aufgabe dieses Kapitels sein.
Nicht
zwar, dass eine Kenntnis der Art und Weise, wie dieses Wunder sich vollzog,
für den Glauben oder die Errettung des von Gott gelehrten wahren Jüngers
Christi wesentlich wäre. Aber bei dem Licht, das die (bald mit Recht,
bald mit Unrecht) vernichtende Kritik unserer Tage über die religiösen
Überlieferungen verbreitet, ist es wertvoll, wenn diese Wahrheit recht
fest gestützt wird, indem dieselbe in engster Verbindung mit der Versöhnungslehre
steht, welche ihrerseits den Kern, die Grundlage wahren Christentums
bildet. Dadurch werden die Kinder Gottes auch besser befähigt, in ihrem
Glauben festzustehen, trotz allen von Lehrstuhl, Presse und Kanzel aus
gegen sie gerichteten Angriffen des Widersachers. Jahrhundertlang genügte,
Gott sei dank, den Heiligen das Zeugnis der Schrift betreffend die Sündlosigkeit
unseres Herrn, jetzt aber kommt als Speise zu seiner Zeit für den
Haushalt des Glaubens der wissenschaftliche Beweis für die Möglichkeit
dessen hinzu, was Gottes Wort diesbezüglich in vollkommener Übereinstimmung
mit den Naturgesetzen bezeugte.
Wir
stellen uns jedoch nicht auf den Boden der katholischen Lehre, welche von
der Jungfrau Maria unbefleckte Empfängnis behauptet und aus derselben die
Möglichkeit der unbefleckten Geburt unseres Herrn Jesu ableitet. Wir
halten Maria, die Mutter des Herrn, für einen Nachkommen Adams, mit der
Erbsünde belastet wie wir, voll menschlicher Schwachheiten und Gebrechen
und deshalb auch dem Todesurteil verfallen. Wir behaupten aber, dass der
“Mensch Christus Jesus” eine Ausnahme war, die einzige Ausnahme dieser
Art. Dabei wollen wir nicht vergessen, dass sich die Vorsehung Gottes den
Menschen gegenüber auch sonst wie in Durchbrechung sonst allgemein gültiger
Naturgesetze offenbart. Das bekannteste Beispiel hierfür ist die Tatsache,
dass, entgegen dem Gesetz, wonach die Hitze die Körper ausdehnt, das
Wasser beim Gefrieren, also beim Kälter werden, sich ausdehnt. Wäre das
nicht der Fall, so wäre das Eis schwerer als das Wasser, würde auf den
Grund der Seen und Flüsse sinken und sich daselbst anhäufen, dass der
Sommer nicht genügte, um es zu schmelzen. Wie mit dem Wasser, so verhält
es sich auch mit dem Antimon, und dieses Metall wird deshalb mit dem Blei
der Buchdruckertypen vermischt, damit dieselben bei allen Temperaturen
ihre Form und Ausdehnung behalten. So ist auch in unserem
Menschengeschlecht der einzige Ausnahmefall von Unbefleckt sein mit der
Erbsünde dessen einzige Hoffnung, dessen Lösegeld und Rettung, gemäß göttlichem
Ratschluss. Dies festhaltend, lasst uns nun untersuchen, wie “der Logos
Fleisch ward”, “vom Weibe geboren”, “aus dem Samen Abrahams”,
und dennoch von Erbsünde frei, auf dass er ein hinreichendes und
annehmbares Lösegeld für Adam und sein Geschlecht werden konnte.
Die
Schrift bestätigt durchweg die Tatsache, dass das Leben, der Lebenskeim
oder die Lebenskraft eines jeden Organismus vom Vater und nicht von der
Mutter kommt; die Mutter empfängt den Samen oder Keim vom Vater, der in
ihr einen Zellkern befruchtet, woraus sich alsdann ein dem ihrigen
entsprechender Leib entwickelt; sie ernährt das keimende Wesen solange,
bis dasselbe fähig ist, unabhängig zu leben, d.h. die zum Unterhalt
seines Lebens nötigen, von Erde und Luft gelieferten Elemente in seinem Körper
selbst zu verarbeiten; dann wird es geboren.
Das
Wort „Vater” bedeutet „Lebensgeber”. In diesem Sinne war Gott der
Vater (Lebensgeber), die Erde dagegen die Mutter Adams und somit des
ganzen Menschengeschlechtes. (Luk. 3:38) Adams Leib oder Organ war von der
Erde (die in dem Sinne seine Mutter war, dass alle, seinen Körper
bildenden Stoffe der Erde entnommen waren), aber das Leben, das in diesem
Leibe oder Organismus pulsierte und erst einen Menschen daraus machte, kam
von Gott (welcher auf diese Weise des Menschen Vater oder Lebensgeber
wurde). Und nur in dem Manne hat seither das Vermögen gewohnt, den
Lebenskeim auf Nachkommen zu übertragen.
In
Übereinstimmung mit diesem Prinzip sagt denn auch die Schrift, dass die
Kinder von ihren Vätern erzeugt und von ihren Müttern geboren werden (1.
Mose 24:47). In diesem Sinne kann sie von den 70 Kindern oder Nachkommen
Jakobs reden, die denselben nach Ägypten begleiteten und von denen noch
ausdrücklich beigefügt wird, dass ein jedes aus den Lenden Jakobs
gekommen sei (1. Mose 46:26, 27; 2. Mose 1:5). Gleicherweise lesen wir
auch von Salomo, dass er aus den Lenden Davids gekommen (1. Kön. 8:19; 2.
Chron. 6:9). So beanspruchte auch Paulus mit den übrigen Israeliten, dass
er und alle übrigen aus den Lenden Abrahams gekommen seien, während wir
in Bezug auf Levi geschrieben finden: “Er war noch in der Lende seines
Vaters, als Melchisedek ihm entgegen ging.” - Hebr. 7:5, 10
So
sehen wir also, dass das ganze Menschengeschlecht von Adam kommt, seinem
Vater, durch Eva, seine Mutter, aber nicht von Eva. So steht auch
geschrieben, dass “alle in Adam sterben” (nicht, alle in Eva). Weil
das ganze Geschlecht von Adam stammt, ist es durch seine Versuchung auf
die Probe gestellt, wegen seines Fallens verurteilt und mit unter seine
Strafe gezogen worden.
Zu
diesem Resultat, dass nämlich das Leben, wie die Schrift lehrt, vom männlichen
Geschlecht übermittelt wird, ist nun auch die wissenschaftliche Forschung
gelangt; wir wollen derselben aber nicht in all ihren Kreuzgängen folgen,
sondern nur ein jedermann leicht begreifliches Beispiel erwähnen, - das Hühnerei.
Dasselbe birgt ursprünglich kein Leben in sich, sondern stellt nur die
Keimzelle dar, welche imstande ist, einen Organismus hervorzubringen,
sobald sie von dem Samen des Hahnes belebt oder befruchtet ist. Das Ei
enthält außer der Keimzelle noch die zur Ernährung des von der Zelle
hervorzubringenden Organismus nötigen Elemente im richtigen Verhältnis
und fördert dadurch die Entwicklung der Zelle zum “Embryo” des Küchleins.
Dasselbe lebt nun von dieser Nahrung, dem Eiweiß, bis es imstande ist,
andere Nahrung zu ertragen und selbst zu sich zu nehmen; dann durchbricht
es die Schale. Nach denselben Grundsätzen entwickelt und ernährt sich
auch das Embryo des Menschen und der Säugetiere.
Wenn
also, wie die Bibel und die Wissenschaft übereinstimmend bezeugen, das
Leben vom Vater stammt, so folgt daraus, dass wenn der Vater vollkommen
ist, auch das von ihm gezeugte Kind vollkommen wird. Unter auch nur
einigermaßen günstigen Verhältnissen wird der Same eines vollkommenen männlichen
Wesens in der Keimzelle der Mutter ein kräftiges und gesundes Embryo
erzeugen, das imstande ist, die ihm förderlichen Elemente unter der ihm
gebotenen Nahrung herauszufinden, zu verwerten und die ihm schädlichen zu
vermeiden oder auszuscheiden; diese Fähigkeit behält auch der aus einem
so gezeugten, vollkommenen Embryo sich entwickelnde Organismus. Anderseits
aber wird der Keim oder Same eines unvollkommenen männlichen Wesens ein
dementsprechend schwaches Embryo erzeugen, das nicht imstande ist, die es
umgebenden ungünstigen Verhältnisse zu überwinden, sondern das vielmehr
alle ihm von der Mutter dargereichten Nahrungselemente, ob zuträglich
oder schädlich, in sich aufnimmt und erkrankt.
Das
alte Sprichwort, “Des einen Speise ist des anderen Gift”, liegt diesem
Prinzip zu Grunde: Eine Person mit kräftigen und gesunden
Verdauungsorganen kann eine Speise genießen und derselben Kräfte
entnehmen, während dieselbe Speise einer Person mit schwachem
Verdauungsapparate Krankheit oder sogar den Tod bringen kann. Das stärkere
Element entnimmt den genossenen Speisen die zuträglichen Stoffe und
sondert die schädlichen ab; das schwächere vermag diese Scheidung nicht
zu vollziehen, wird so “vergiftet”, oft bis zur Erzeugung von
sichtlicher Krankheit. Nun ist aber kein Mitglied unseres Geschlechts auch
nur annähernd vollkommen, und keines vermag von seinem Organismus all die
Myriaden der Feinde fernzuhalten, die in Speise, Trank und Luft an ihn
herantreten; aus diesem Grund ist auch keines als vollkommen geboren
worden, und niemand vermag somit den Folgen seiner Schwäche auf die Dauer
zu widerstehen, sie treffen bei allen früher oder später ein. Sie machen
sich zuerst an den schwächsten Organen geltend, und diese reißen schließlich
den ganzen Körper mit in das Verderben.
Von
diesem Gesichtspunkte aus erkennen wir, dass, wenn Eva allein gesündigt hätte,
das Menschengeschlecht deshalb nicht hätte sterben müssen. Der
vollkommen gebliebene Adam hätte auf seine Nachkommen ungeschwächte und
gesunde Lebenskraft vererbt, und sie wären ohne Fehl geboren worden,
selbst wenn auch über Eva das Todesurteil verhängt gewesen und sie ihre
Vollkommenheit verloren gehabt hätte. Die Frucht eines vollkommenen
Samens würde bloß die ihr zuträglichen Nahrungsstoffe in sich aufnehmen,
die schädlichen aber, selbst wenn dargeboten, unberührt gelassen, oder,
wenn eingenommen, ohne Schaden wieder ausgestoßen haben.
Wenn
aber, umgekehrt, Adam allein gesündigt hätte, und Eva vollkommen
geblieben wäre, so wäre dennoch das über Adam verhängte Todesurteil
auf seine ganze Nachkommenschaft durchgedrungen. So vollkommen die von Eva
gebotene Keimzelle und Nahrung auch gewesen wäre, sie hätte nicht
vermocht, aus dem vollkommenen Samen ein vollkommenes Lebewesen
hervorzubringen. Darum sagt denn auch die Schrift mit Recht: “Wie sie in
Adam alle sterben” (1. Kor. 15:22); und “durch eines Menschen
Ungehorsam ... ist der Tod auf alle Menschen durchgedrungen”. - Röm.
5:12, 19
Welch
einen herrlichen Parallismus finden wir hier zwischen dem ersten Adam und
seinem Weibe und dem zweiten Adam und seiner Braut! Wie der Tod nicht
durch Eva, sondern durch Adam auf das ganze Menschengeschlecht hindurch
gedrungen ist, trotzdem die erstere mitgeholfen hat, das Todesurteil
herbeizuführen, so wird das wiederhergestellte Leben auch gar nicht auf
die Braut Christi, sondern auf Jesum, den Erlöser, zurückzuführen sein,
obgleich aus göttlicher Gnade seine Braut mithelfen darf, wieder zurückzubringen,
“was verloren war”.
Wir
wiederholen: Da in Adam (im Manne) die Lebensquelle der Menschheit durch
die Sünde vergiftet worden ist, so kann niemand unter seinen Nachkommen
ohne Erbsünde sein, denn: “Wie könnte ein Reiner aus einem Unreinen
kommen? Nicht ein einziger”. Mit dieser Stelle muss offenbar der Mann
gemeint sein, nicht das Weib. Keiner, welcher der verunreinigten Quelle
entstammt, kann rein sein. Darum sagt die heilige Schrift: “Da ist nicht
ein Gerechter, auch nicht einer”, folglich “vermag keineswegs jemand
seinen Bruder zu erlösen, nicht kann er Gott sein Lösegeld geben.” - Röm.
3:10; Psalm 49:7
Es
wird freilich zugestanden, dass die Gemütsart des Weibes während der
Schwangerschaft einen wesentlichen Einfluss, im Guten wie im Bösen, auf
die Charakteranlagen ihrer Kinder ausübt; wir haben zahlreiche Beispiele,
sowohl von geistigen als auch von körperlichen Muttermalen. Inwiefern nun
aber, oder ob überhaupt ein von vollkommenem Samen gezeugtes vollkommenes
Embryo durch eine böse Sinnesart der Mutter in schädlicher Weise
beeinflusst werden könnte, das kann unter heutigen Verhältnissen nicht
entschieden werden, denn die bezüglichen Belege wären schlechthin nicht
beizubringen. Zudem bedürfen wir einer Entscheidung dieser Frage bei
unserer Untersuchung gar nicht; denn der Mensch Jesus Christus ist nicht
von einem Weibe böser Sinnesart geboren worden; die Schrift erklärt
vielmehr, 1. dass Gott als Mutter Jesu eine fromme Jungfrau erwählte,
“gesegnet unter den Weibern”, und die “Gnade bei Gott
gefunden”(Luk. 1:28, 30, 42); 2. dass Maria voll Glaubens war und sich
im Herrn freute, ein Werkzeug bei der Hinausführung seines Planes sein zu
dürfen; und 3. dass sie sich nicht fürchtete vor möglichen Vorwürfen
Josephs oder der Welt, sondern in der Freude ihres Gottes lebte, wie sie
denn auch selbst bezeugt: “Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist
frohlockt in Gott meinem Heiland.” (Luk. 1:45-47) So sehen wir denn,
dass die Sinnesart der Mutter Jesu der Entwicklung des Embryos zur
Vollkommenheit nicht hinderlich, sondern sogar förderlich war.
Aus
dem gesagten ergibt sich also, dass die einzige Schwierigkeit für die
Erzeugung eines vollkommenen Menschen und seiner Geburt von einer
unvollkommenen, sündhaften aber gut gesinnten Mutter in der
Beschaffenheit eines vollkommenen Vaters lag, welcher vollkommenen Samen
zur Verfügung gehabt hätte. Und so erscheint uns denn die Lehre der
Schrift klar und verständlich, dass nämlich im Falle Jesu durch göttliche
Kraft ein vollkommenes Leben (nicht aus adamischer Quelle) aus seinem früheren
Zustande auf ein menschliches Embryo übertragen wurde, und dass das aus
diesem Embryo entstandene Wesen “heilig” (rein und vollkommen) war,
trotzdem es von einer unvollkommenen Mutter geboren worden. (Luk. 1:35)
Dass Jesus also von den geistigen, sittlichen und körperlichen Gebrechen,
die seiner Mutter wie allen anderen Menschen anhafteten, unbeeinflusst
bleiben konnte, entspricht demnach den Anforderungen der Vernunft sowohl
als auch den Aussagen der heiligen Schrift und den neuesten Ergebnissen
der Wissenschaft.
Eine
andere Tatsache, welche von Gelehrten bewiesen wird, und die auch mit der
Schrift Übereinzustimmen scheint, ist die, dass, obwohl das Leben vom
Vater kommt, die Gestalt und Natur von der Mutter stammt. Die
beigebrachten bezüglichen Beweise scheinen uns indes unklar und sind für
den Laien jedenfalls schwer verständlich. Das einzige Beispiel, worüber
wir ausführlich unterrichtet sind, bleibt unser Herr Jesus, welcher,
wiewohl göttlicher Zeugung, doch menschlicher Gestalt und Natur war, wie
seine Mutter. Wenn andere Beispiele fehlen, oder wenigstens nicht bekannt
sind, so ist das eben auf Gottes Ordnung in seiner Schöpfung zurückzuführen.
Er schuf ein jedes Geschöpf “nach seiner Art”, dass es sich besame,
“ein jedes nach seiner Art”. Darum sind auch Bastarde in der Tierwelt,
wie Maulesel, nicht fähig, sich fortzupflanzen, und darum hat Gott auch
die Nephilim (Gefallene), welche von Engeln (die ihre Behausung verließen)
in den Töchtern der Menschheit gezeugt worden (1. Mose 6:2, 4; Judas 6;
2. Petr. 2:4), durch die Sintflut vernichtet. Da sie als der göttlichen
Ordnung betreffend den Unterschied der Naturen (siehe Band 1, Kap. 10) zuwider Gezeugte, in Gottes Augen nicht
existenzberechtigt waren. Sie sind daher auch nicht, wie Adam, auf die
Lebens- und Gehorsams- Probe gestellt worden. Die Menschen hätten an
diesen Nephilim harte Bedrücker erhalten, denn sie waren den Ersteren
sowohl in geistiger als auch in körperlicher Hinsicht weit überlegen;
sie waren “Riesen” und “Helden”, wie die Schrift sie nennt, und es
war nichts als Gnade, wenn Gott diese “Unmenschen” aus der Welt schuf,
damit nicht das ganze Menschengeschlecht verderbt würde; denn, wie wir
aus 1. Mose 6:9 schließen können, hatte sich bereits der größere Teil
der Menschen mit diesen Nephilim vermischt; es entstand ein “neues
Geschlecht”, indem neues Leben, neue Kraft von neuen Vätern hereinkam.
Noah aber war unter göttlicher Vorsehung rein geblieben in seinem
Geschlecht (in seiner Abstammung von Adam), darum wurde er auch dazu
ausersehen, dass in ihm die Vermehrung der Menschen einen neuen Anfang
nehmen sollte. Und um die Wiederverunreinigung der menschlichen “Art”
zu verhüten, schlug dann Gott jene Engel “in Ketten der Finsternis”
und nahm ihnen die Fähigkeit, je wieder menschliche Gestalt anzunehmen.
Die
Erinnerung an diese Nephilim lebte jedoch noch lange fort. Sie erscheint
in den Göttersagen der Heiden bis auf unsere Tage (bei den alten Griechen
in der Sage der Titanen); und nach vielen hundert Jahren noch war die
Furcht vor diesen Nephilim bei den Israeliten so lebendig, dass der
(falsche) Bericht der Kundschafter, es seien in Kanaan solche gesehen
worden, eine große Panik unter dem Volke hervorrief. Freilich gab es in
Kanaan zuweilen große Menschen, wie die Schrift berichtet, aber nie
werden sie als Nephilim bezeichnet, außer in jenem falschen Bericht der
Kundschafter. - 4. Mose 13:33; 14:36, 37
Eine
andere Anwendung des Grundsatzes, wonach das Leben vom Vater, Gestalt und
Natur aber von der Mutter kommt, zeigt uns die Schrift, wenn sie uns
berichtet, dass Jehova, der selber göttlicher Natur ist, Söhne
verschiedener Naturen gezeugt habe. Er ist nach Hiob 2:1; 38:7 und Hebr.
2:9 der Vater oder Lebensgeber sowohl für die Engel, als auch für die
Menschen laut Luk. 3:38, und für die “”neuen Kreaturen” (Joh.
1:13), die in der ersten Auferstehung der göttlichen Natur teilhaftig
werden sollen. (2. Petr. 1:4) Der Geist, die Lebenskraft Jehovas erzeugte
durch Benutzung geistiger Substanzen die Engel, durch Benutzung irdischer
Materien die Menschen und die Tiere. (1. Mose 2:7; 1. Kor. 15:47) Und wenn
Gott uns die Empfängnis der neuen Kreaturen zur göttlichen Natur klar
machen will, so stellt er sie dar als gezeugt vom Worte der Verheißung im
Mutterleibe des Bundes, den er mit Abraham geschlossen hatte, welcher Bund
durch ein Weib, Sarah, vorbildlich dargestellt wurde, uns versichernd,
dass, so wie Isaak der Erbe Abrahams und das Kind der Verheißung war
(durch Sarah), so seien wir, wie Isaak, Kinder Gottes, Kinder der Verheißung,
des in Sarah abgeschatteten Bundes. - Gal. 4:23-31; 1. Petr. 1:3, 23; 2.
Petr. 1:4
Der
hier geltende Grundsatz stand auch im vorbildlichen jüdischen Zeitalter
in Kraft, indem laut Gesetz das Erbe des Vaters nach Maßgabe der Gunst
und des Ranges, in welchen die verschiedenen Frauen desselben standen, auf
deren Kinder verteilt wurde. Der Mutter Natur, Rechte, Privilegien und
Freiheiten gingen mithin auf die Kinder über, nicht aber ohne weiteres
die des Vaters. - 1. Mose 21:10; 2. Mose 21:4; Gal. 4:30
So
verhielt es sich auch mit unserem Herrn Jesus. Als vom Weibe geboren, war
dessen menschliche, irdische Natur auf ihn übergegangen; er war “von
der Erde, irdisch”. Obwohl er die Reinheit und Vollkommenheit seines früheren
geistigen Lebens beibehielt, so nahm er doch als Same im Leibe der Maria
deren Natur an und “ward Fleisch”, “vom Weibe geboren”. Doch kam
das Reine nicht von dem verunreinigten Geschlecht Adams, sondern “er ist
von Gott ausgegangen und gekommen”, und er erhielt von Maria nur Nahrung
und Gestalt. - Joh. 8:42; Gal. 4:4
Übereinstimmend
mit dem hier besprochenen Grundsatz wird auch von Jesu, obgleich er
seither zur göttlichen Natur erhoben worden und nicht mehr Mensch ist,
geweissagt, dass er der Vater oder Lebensgeber des ganzen
Menschengeschlechtes sein und die durch Adam verloren gegangene
Vollkommenheit der menschlichen Natur wiederherstellen werde. Der
Lebensgeber ist also göttlicher, die Kinder aber werden menschlicher
Natur sein, geboren vom Wiederbringungsbunde, der durch Kethura, Abrahams
dritte Gattin, vorgeschattet ist.
Auf
die vorangegangenen Erläuterungen zurückblickend, erkennen wir, dass die
wunderbare Geburt unseres Herrn Jesu, als vollkommener, sündloser Mensch,
wiewohl von einer unvollkommenen Mutter geboren, durchaus nicht im
Widerspruch sondern in schönster Übereinstimmung mit der gewöhnlichen
Vorgehungsweise Jehovas steht: wir sehen ferner, dass auch Adam, als
Gottes Sohn, vollkommen “geboren” wurde, obwohl seine Mutter, die
Erde, mit Ausnahme des Garten Eden, noch nicht vollkommen war. Wenn also
die Schrift bezeugt, dass unser Herr Jesus vor seiner Geburt ein
vollkommenes geistiges Lebewesen war, dessen Lebensprinzip in den
Mutterleib Marias verpflanzt wurde, so ist uns das Bürgschaft genug dafür,
dass er auch als “heilig, unschuldig, unbefleckt und abgesondert von den
Sündern” geboren wurde. Gerade ein solcher “geziemte uns”, passte für
die Anforderungen unserer verzweifelten Lage. So einer konnte von der göttlichen
Gerechtigkeit als unser Lösegeld angenommen werden; und wenn er nun als
Hohepriester der Menschheit bestellt worden ist, deren Beziehungen mit
Gott wieder in das Reine zu bringen, so ist er imstande, den Mühseligen
und Beladenen Erbarmen und Mitgefühl entgegenzubringen, indem “er
selbst unsere Schwachheiten auf sich nahm und unsere Krankheiten trug.”
- Matth. 8:16, 17; Hebr. 7:26
Wir
gehen nun über zur Betrachtung, wie er ohne Sünde sein und dennoch “in
allem den Brüdern gleich werden konnte.