SCHRIFTSTUDIEN
BAND
5 - DIE
VERSÖHNUNG DES MENSCHEN MIT GOTT
Studie
6
Der
Mittler der Versöhnung
“Davids
Sohn und Herr”
Wieso ist er Davids Sohn?
—
Josephs Geschlechtsregister durch Salomo. —
Marias Geschlechtsregister
durch Nathan. —
Der Hohe erniedrigt, der Niedrige erhöht. —
Woher hat
Christus den Titel, “Davids Herr?” —
Inwiefern konnte er beides, die
Wurzel des Stammes Davids und ein Reis aus dem Stamme Isais sein? —
Die
Bedeutung seines Titels, “Ewigvater”. —
Wie er denselben erlangt hat,
und wie er angewendet werden kann. —
Wer sind die Kinder Christi? —
Die
Herauswahl seine Brüder: Kinder Gottes, des Vaters unseres Herrn Jesu
Christi.
“Jesus
fragte sie und sagte: Was dünkt euch über den Christus? Wessen Sohn ist
er? Sie sagen zu ihm: Davids. Er spricht zu ihnen: Wie nennt David ihn
denn im Geiste Herr, indem er sagt: Der Herr (Jehova) sprach zu meinem
Herrn (Adon, Meister, Herrscher): Setze dich zu meiner Rechten, bis ich
deine Feinde lege unter deine Füße. Wenn nun David ihn Herr (Adon,
Meister, Herrscher) nennt, wie ist er sein Sohn?” - Matth. 22:42-45
Vor
allem sollte man sich merken, dass die Besprechung dieser Frage sich nicht
auf die Präexistenz Christi (sein Leben vor seiner Menschwerdung) bezieht,
sondern bloß auf seine Verwandtschaft mit dem Menschengeschlecht. Wie wir
gesehen haben, ist er mit dem menschlichen Geschlecht verwandt geworden,
als er durch seine Mutter Maria unsere Natur annahm. Marias
Geschlechtsregister führt uns zurück zu David, durch dessen Sohn Nathan
(Luk. 3:31, Joseph wird hier als der “Sohn des Eli”
bezeichnet, d.h. er ist der Sohn Elis, Marias Vaters, geworden, indem er
die Maria heiratete, also durch das Gesetz. Wir würden heutzutage sagen:
“der Schwiegersohn Elis.” In Wirklichkeit ist nämlich Joseph ein Sohn
des Jakob und nicht des Eli. - siehe Matth. 1:16), während uns Josephs Register durch Salomo
zu David zurückführt (Matth. 1:6, 16). Da Joseph die Maria als sein Weib
annahm und auch deren Kind Jesus als das seinige anerkannte, so hätte
Jesus damit schon Grund genug gehabt, sich auf das Geschlechtsregister
Josephs zu stützen. Doch wäre dieses Verhältnis eigentlich gar nicht nötig
gewesen. Jesus wäre auch sonst ein Sohn Davids gewesen, indem seine
Mutter ebenfalls von David abstammte, freilich auf einer anderen Linie,
durch Nathan, wie wir gesehen.
Jesu
Anspruch auf den Thron Israels beruht auch nicht auf den Beziehungen
seiner Mutter zu Joseph, wie manche zu glauben scheinen. Im Gegenteil, wäre
Jesus der wirkliche Sohn Josephs gewesen, so wäre er gerade deshalb
jeglicher Erbrechte auf den Thron Davids entblößt gewesen; denn, wenn
auch alle Nachfolger Davids im Königreiche aus der Linie seines Sohnes
Salomo und nicht aus derjenigen des Nathan hervorgingen, so bezeugen uns
doch gewisse Schriftstellen auf das bestimmteste, dass der große Erbe des
davidischen Thrones nicht von dem königlichen Geschlecht Salomo abstammen
sollte. Eine klare Beweisführung dieser Aussage wird deshalb die
Behauptung, dass Jesus ebenso wohl der Sohn Joseph als Marias gewesen sei,
als völlig haltlos darstellen. Untersuchen wir also mit möglichster
Sorgfalt diesen wichtigen Gegenstand.
Wie
wir aus der Schrift deutlich sehen, ging die Absicht Gottes zweifellos und
in erster Linie dahin, dass der große Erbe des Weltenthrones, der große
König Israels, aus dem Geschlecht Davids hervorgehen sollte. Zweitens
wurde auch bestätigt, dass er ein Nachkomme der herrschenden Familie
Salomo sein werde, dies jedoch nur unter gewissen Bedingungen. Sollten
diese Bedingungen nicht erfüllt werden, so würde er einer anderen
Geschlechtslinie entspringen, auf jeden Fall aber aus dem Samen Davids,
damit er der göttlichen Weissagung gemäß beides, Davids Sohn und Davids
Herr sei.
Beachte
die prophetischen Worte der heiligen Schrift:
“Jehova
hat geschworen dem David in Wahrheit, er wird nicht davon abweichen: Von
der Frucht deines Leibes will ich auf deinen Thron setzen. Wenn deine Söhne
meinen Bund und meine Zeugnisse bewahren, welche ich sie lehren werde, so
sollen auch ihre Söhne auf deinem Thron sitzen immerdar.” (Ps. 132:11,
12)
“Und
von allen meinen Söhnen (denn Jehova hat mir viele Söhne gegeben) hat er
Salomo, meinen Sohn, erwählt, zu sitzen auf dem Thron des Königtum
Jehovas über Israel. Und er sprach zu mir: Salomo, dein Sohn, der soll
mein Haus und meine Höfe bauen.... Und ich werde sein Königreich
befestigen auf ewig, wenn er fest daran halten wird, meine Gebote und
meine Rechte zu tun, wie es an diesem Tage ist.” (1. Chron. 28:5-7)
“Wenn
deine Söhne acht haben auf ihren Weg, vor mir zu wandeln in Wahrheit mit
ihrem ganzen Herzen und mit ihrer ganzen Seele, so soll es, sprach er, dir
nicht fehlen (soll von dir und deinem Erbteil nicht abgeschnitten werden)
an einem Manne auf dem Thron Israels.” (1. Kön. 2:4)
Die
Verheißung von dem Messianischen Königreiche aus dem Geschlecht Salomo
und dessen Nachkommen nach dem Fleische ist also klar und deutlich an
Bedingungen geknüpft; sie setzt eine gewisse Treue, dem Herrn gegenüber
voraus, oder, mit anderen Worten gesagt: so gewiss, als die Nachkommen
Salomo je die Wege Jehovas verlassen und ihm untreu würden, ebenso gewiss
würden sie dadurch ihrer Rechte auf den Thron Israels und auf das
Messianische Königreich verlustig gehen. Nun steigt aber die Frage auf:
Haben Salomo und seine Söhne acht gehabt “auf ihren Weg, vor mir (Jehova)
zu wandeln in Wahrheit mit ihrem ganzen Herzen und mit ihrer ganzen Seele?”
Wenn nicht, so hatten sie das Recht verloren, die Vorfahren des Messias (nach
dem Fleische) zu sein.
Um
die richtige Antwort auf die soeben gestellte Frage zu erhalten, müssen
wir uns wiederum zur heiligen Schrift wenden, und da finden wir denn auch
auf das deutlichste bestätigt, dass Salomo und seine ganze königliche
Nachkommenschaft verfehlt haben, den Vorschriften Jehovas gemäß zu
wandeln. Es ist deshalb hieraus der sichere Schluss zu ziehen, dass der
Messias nicht aus der Geschlechtslinie Salomos, sondern aus derjenigen
eines anderen davidischen Nachkommens hervorgehen musste. Höre das Wort
des Herrn: “Und du, Salomo, erkenne den Gott deines Vaters und diene ihm
mit ungeteiltem Herzen ... Wenn du ihn suchst, wird er sich von dir finden
lassen; wenn du ihn aber verlässt, wird er dich verwerfen auf ewig.”
(1. Chron. 28:9)
“Da
erzürnte Jehova wider Salomo, weil er sein Herz von Jehova, dem Gott
Israels, abgewandt hatte ... Und Jehova sprach zu Salomo: Darum, dass
solches bei dir gewesen ist, und du nicht beobachtet hast meinen Bund und
meine Satzungen, die ich dir geboten habe, so werde ich dir das Königreich
gewiss entreißen ... Doch in deinen Tagen will ich es nicht tun, um
deines Vaters David willen; aus der Hand deines Sohnes will ich es reißen.
Nur will ich ihm nicht das ganze Königreich entreißen, einen Stamm will
ich deinem Sohne geben, um meines Knechtes David willen, und um Jerusalems
willen, das ich erwählt habe.” (1. Kön. 11:9-13)
Wie
wir wissen, hat die Geschichte diese Prophezeiung bestätigt, indem sich
das Reich sofort nach Salomos Tod teilte, wobei zehn Stämme sich vom
Herrscherhause Salomo losmachten und dessen Sohn und Nachfolger Rehabeam
nie als ihren König anerkannten. Lasst uns aber hören, was der Herr über
den Stamm Juda sagt und über Benjamin, welcher eine Zeitlang dem Hause
Salomo treu blieb und so scheinbar der Verheißung auf das gegenbildliche
Königreich und auf den Messias, den großen König mitteilhaftig wurde.
Die drei letzten Könige aus dem Geschlecht dem Salomo, welche auf seinem
Throne saßen, waren Jojakim, dessen Sohn Konja (Jekonja) und Zedekia,
Jojakims Bruder. Beachten wir das Zeugnis Jehovas gegen diese Männer und
seine Versicherung, dass keiner ihrer Nachkommen je auch dem Throne des Königreiches
Jehovas sitzen werde - und zwar weder auf dem vorbildlichen noch auf dem
wirklichen. Wir lesen:
“So
wahr ich lebe, spricht Jehova, wenn auch Konja, der Sohn Jojakims, der König
von Juda, ein Siegelring wäre an meiner rechten Hand, so würde ich dich
doch von dannen wegreißen .... Ist denn dieser Mann Konja ein verachtetes
Gefäß, das man zertrümmert, oder Gerät, an welchem man kein Gefallen
hat? Warum werden sie weggeschleudert, er und sein Same, und in ein Land
geworfen, das sie nicht kennen? O Land, Land, Land, höre das Wort Jehovas!
So spricht Jehova: Schreibet diesen Mann auf als kinderlos, als einen
Mann, der kein Gedeihen hat in seinen Tagen; denn von seinem Samen wird
nicht einer gedeihen, der auf dem Thron Davids sitze und fortan über Juda
herrsche.” - Jer. 22:24-30
“Darum
spricht Jehova also über Jojakim, den König von Juda: Er wird niemanden
haben, der auf dem Thron Davids sitze.” - Jer. 36:30
Und
in Bezug auf Zedekia heißt es mit aller Bestimmtheit:
“Und
du Unheiliger, Gesetzloser, Fürst Israels, dessen Tag gekommen ist zur
Zeit der Ungerechtigkeit des Endes! So spricht der Herr, Jehova: Hinweg
mit dem Kopfbund und fort mit der Krone! Dies wird nicht mehr sein. Das
niedrige werde erhöht und das Hohe erniedrigt! Umgestürzt, umgestürzt,
umgestürzt will ich sie machen; auch dies wird nicht mehr sein - bis der
kommt, welchem das Recht gehört: dem werde ich es geben.” - Hes.
21:30-32
Hier
haben wir die deutliche Erklärung, dass die salomonische Geschlechtslinie
gänzlich von der göttlichen Gunst ausgeschlossen wurde. Es war dies das
Geschlecht, welches seiner Zeit hoch erhöht worden war, das nun aber
erniedrigt werden sollte, während das unscheinbare Geschlecht Nathans,
das keine Rechte auf den Thron Davids besaß, zu seiner Zeit hoch erhöht
werden sollte, durch dessen Vertreter, den Messias; der von Maria geboren
wurde (nach dem Fleische).
Könnte
jemand ein bestimmteres Zeugnis verlangen, dass der Messias also nicht aus
der Nachkommenschaft Salomo erwartet werden durfte, da dieselbe ja doch
durch ihre Gottlosigkeit und Untreue all ihre Rechte und Ansprüche
verwirkt hatte? Die Behauptung, dass unser Herr der Sohn Joseph gewesen,
und dass er von Joseph all seine Rechte und Ansprüche geerbt haben müsse,
erweist sich also als grundfalsch, denn es soll kein Mann aus diesem
Geschlecht je auf des Herrn Thron zu sitzen kommen.
Diese
Übertragung des Königreiches vom Geschlecht Salomo auf eine andere
Geschlechtslinie aus dem Samen Davids wird auch in anderen Stellen klar
bezeugt. Wir lesen z.B.: “Siehe, Tage kommen, spricht Jehova, da ich dem
David einen gerechten Spross erwecken werde; und er wird als König
regieren und verständig handeln. ... In seinen Tagen wird Juda gerettet
werden und Israel in Sicherheit wohnen; und dies ist sein Name, womit
Jehova ihn nennen wird: Unsere Gerechtigkeit.” - Jer. 23: 5, 6
Maria,
die Mutter Jesu, scheint diesen Gedanken ebenfalls gehabt zu haben, oder
dann hat der heilige Geist sie veranlasst, die in ihrem bemerkenswerten
Lobgesange enthaltenen Weissagungen zu äußern (siehe Luk. 1:46-55):
“Er (Gott) hat zerstreut, die in der Gesinnung ihres Herzens hochmütig
sind. Er hat Mächtige von Thronen hinabgestoßen und Niedrige erhöht.
Hungrige hat er mit Gütern erfüllt, und Reiche leer fortgeschickt.”
Hierin finden wir einen Vergleich zwischen dem begünstigten Geschlecht
Salomo und der bescheidenen Stammlinie Nathan. Gott hat dem Kopfbund und
die Krone von Zedekia weggenommen, um sie dem zu geben, “dessen Recht es
ist” - dem gerechten Sprössling aus der davidischen Wurzel.
Wir
haben nun gesehen, inwiefern unser Herr ein Zweig, ein Schössling oder
Sohn Davids ist, und auf welcher Linie diese Sohnschaft richtigerweise und
schriftgemäß nachgewiesen werden kann. Lasst uns nun auch untersuchen,
in welcher Hinsicht unser Herr Jesus Christus “Davids Herr” gewesen
ist. Wie konnte er der Sohn und Herr Davids sein?
Auf
jeden Fall ist er nicht durch seine vormenschliche Existenz (sein Leben
vor seiner Menschwerdung) der “Herr Davids” geworden, sowenig als er
in diesem seinem früheren Zustand ein Sprössling oder Sohn Davids hätte
sein können. Erst als er das große Erlösungswerk als Mittler der Versöhnung
hinausgeführt hatte und Jehova ihn zum Lohn hoch erhöhte und ihn zum
Herrn aller Herren machte, da ist er auch Davids Herr geworden: “Denn
hierzu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden, auf dass er
herrsche (ein Herr sei) sowohl über Tode als Lebendige.” - Röm. 14:9
Der
Logos hätte freilich sehr wohl auch als ein Herr, ein Hoher in Autorität
bezeichnet werden können, so gut als er mit “ein Gott” (ein Mächtiger
oder Einflussreicher) bezeichnet worden ist. (Es sei nur bemerkt, dass
wir hier nicht das im Alten Testamente so oft mit Herr übersetzte Wort
“Jehova” besprechen. Es handelt sich um andere Wörter, die auch mit
“Herr” übersetzt sind, wie in dem früher erwähnten Text: “Der
Herr (Jehova) sprach zu meinem Herrn (Adon - Meister): Setze dich zu
meiner Rechten”, 2c) Gleichfalls konnte auch der Mensch Christus Jesus
richtigerweise “ein Herr” genannt werden; seine Jünger wenigstens
haben es getan, denn wir lesen: “Ihr heißet mich Lehrer und Herr, und
ihr saget recht, denn ich bin es.”(Joh. 13:13) Er war der besondere
Bundesengel, vom Vater geheiligt und in die Welt gesandt, damit er dieses
erlöse. Ihn hatte der Vater in jener Weise geehrt und von ihm bezeugt:
“Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.” Und so war
es denn auch ganz am Platze, dass alle, die seine Herrlichkeit sahen,
“als die Herrlichkeit des Eingeborenen vom Vater”, ihn hörten, ihm
gehorchten und ihm als des Vaters Stellvertreter alle Ehre erwiesen. Wie
wir aber aus den oben angeführten Worten des Apostels schließen müssen,
ist unser Herr Jesus durch seinen Tod und seine Auferstehung in einem ganz
besonderen Sinn ein Herr oder Meister geworden.
Dieser
besondere Sinn, in welchem der auferstandene Christus der “Herr aller”,
“beides der Toten und der Lebendigen”, geworden ist, steht in engstem
Zusammenhang mit seinem großen Werk als Versöhnungsmittler. Gerade aus
diesem Grund ist er ja Mensch geworden. Die ganze Menschheit in ihrem
gefallenen Zustand, durch Vater Adams Ungehorsam “unter die Sünde
verkauft”, war äußerst hilflos; sie schmachtete unter der Herrschaft
der Sünde und der Todesstrafe: und um ihre Befreiung von all diesem Übel
zu erwirken, musste gemäß der göttlichen Gerechtigkeit die ganze auf
dem adamitischen Geschlecht lastende Schuld getilgt und die bezügliche
Strafe getragen werden. Das Geschlecht musste von der Sünde losgekauft
werden. Nun ist Christus dessen Käufer geworden, dessen Eigentümer,
“der Herr aller.” Aus diesem Grund hat er die Herrlichkeit seines früheren
Daseins verlassen und ist er Mensch geworden, der Mensch Christus Jesus.
Und die heilige Schrift erklärt: “Er gab sich selbst als Lösegeld”,
als Loskaufpreis, für das in Adam verurteilte Geschlecht. So ist denn die
ganze Welt mit einem Preis erkauft worden, nämlich mit dem teuren Blut (oder
Leben) Jesu Christi.
Aber
obwohl Jesus die Menschheit erkauft hatte und gerechtigkeitshalber deren
Eigentümer geworden ist, so hat er sie doch nicht erkauft, um sie wieder
in Knechtschaft zu bringen, sondern, im Gegenteil, um sie von Sünde und
Tod zu befreien, d. h. alle diejenigen, welche die durch Christum
dargebotene Gnade Gottes annehmen werden. Und der Zweck des Messianischen
Königreiches besteht darin, dass der Menschheit all die in Eden
verlorenen Rechte und Ansprüche wieder zurückgegeben werden, indem
dieselben auf Golgatha durch einen Preis zurückgekauft wurden. Um die
Menschheit erlösen zu können, ist also unser Heiland der Käufer, der
Eigentümer oder Herr aller geworden. So ist der Messias durch seinen Tod
der Herr Davids geworden. indem auch David als Glied des
Menschengeschlechtes durch Christi Blut erkauft worden ist.
“Die
Wurzel und der Sprössling Davids”
-
Offb. 22:16 -
In
diesen von unserem Herrn an die Kirche gerichteten Worten liegt so
ziemlich derselbe Gedanke wie in der vorher betrachteten Stelle. Nach dem
Fleische war unser Herr (durch seine Mutter) der Sohn, das Geschlecht, der
Nachkomme oder Sprössling Davids, wie wir bereits gesehen haben. Dadurch
aber, dass er sein eigenes, unbeflecktes Leben aufopferte, ist er sowohl
die Wurzel, als auch der Herr Davids geworden. Der in dem Wort
“Wurzel” liegende Gedanke unterscheidet sich nämlich ein wenig von
demjenigen des Wortes “Herr”. Die “Wurzel” Davids ist
gleichbedeutend mit “der Ursprung” oder “die Lebensquelle” Davids.
Die Schrift nennt David “ein Reis” oder Sprössling Isais: also war
Isai natürlicherweise Davids Wurzel. Wann und wie ist aber Christus die
Wurzel oder der Vater Davids geworden? Auf keinen Fall bevor er “Fleisch
gemacht ward”; und da, als er Fleisch, der Mensch Christus Jesus ward,
ist er durch seine Mutter mit Adams Geschlecht verwandt geworden. (Hebr.
2:14-18) In dieser Verwandtschaft war er aber der Zweig oder Sprössling,
und nicht die Wurzel Davids. Wie und wann ist er aber dessen Wurzel
geworden? Wir antworten: In ganz gleicher Weise und zu ganz derselben
Zeit, als er Davids Herr geworden ist: nämlich durch seinen Tod, womit er
sich die Lebens-Rechte Adams und dessen ganzer Nachkommenschaft, also auch
Davids, ankaufte - der Zeit nach bei seiner Auferstehung von den Toten als
Erlöser und Heiland Adams und seines Geschlechtes, und folglich auch als
Erlöser Davids.
Nicht
der vor-menschliche Logos, und auch nicht der Mensch Jesus, sondern der
auferstandene Messias ist also Davids Herr und Davids Wurzel. Wenn David
im Geiste (d. h. unter dem Einfluss des prophetischen Geistes) Jesum
“Herr” nannte, indem er sagte: “Jehova sprach zu meinem Herrn
(Jesus): setze dich zu meiner Rechten” 2c, so hat er sich damit nicht
auf den “Menschen Jesus Christus” bezogen, der sein Opfer noch nicht
vollendet, sondern auf den Sieger Jesus; auf den Herrn des Lebens und der
Herrlichkeit, auf den “Erstgeborenen von den Toten, den Fürst und König
der Erde.” (Offb. 1:5) Von diesem hat auch Petrus bezeugt: “Ihn hat
Gott am dritten Tage auferweckt .... Dieser ist aller Herr.” (Apg.
10:36, 40) Von demselben erklärt Paulus, er werde sich bei seinem zweiten
Kommen als “König der Könige und Herr der Herren” offenbaren. -
1:Tim. 6:15
“Der
zweite Adam”
Die
erste Wurzel oder der Vater des menschlichen Geschlechtes hatte infolge
seines Ungehorsams gegen Gott die Kraft verloren, Nachkommen in seiner
Gleichheit, d. h. im Ebenbild Gottes zu erzeugen; er war nicht nur unfähig,
seinem Geschlecht ewiges Leben zu schenken, sondern er hatte sogar sein
eigenes Lebensrecht verwirkt; und deshalb vererbte er auch auf seine Sprösslinge
den Tod mit all seinem Gefolge: Gesunkenheit, Schwäche und Krankheit. Der
Logos ward Fleisch, ward Mensch, “der Mensch Christus Jesus”, damit er
als zweiter Adam an Stelle des ersten Adams treten und das Werk desselben
rückgängig machen könne, indem er ihm und seiner ganzen
Nachkommenschaft (die Halsstarrigen, Ungehorsamen ausgeschlossen) völligeres
Leben, ewiges Leben gibt unter denselben günstigen Verhältnissen, wie
sie vor dem Sündenfall bestanden.
Es
ist aber ein großer Fehler, zu glauben, dass der Mensch Christus Jesus
der zweite Adam gewesen sei. O nein! “Der zweite Adam ist der Herr vom
Himmel” - sagt der Apostel in 1. Kor. 15:47 - der Herr, welcher vom
Himmel wiederkommen wird, um die Rechte und Pflichten eines Vaters zu übernehmen
- als Vater des adamitischen Geschlechtes, das er mit seinem eigenen,
teuren Blut auf Golgatha losgekauft hat. Bevor unser Herr Jesus der Vater
oder Lebensgeber des Menschengeschlechtes werden konnte, musste er
dasselbe von der gerechten Strafe befreien, loskaufen; und dieses große
Werk (aber das allein) hat er bei seinem ersten Kommen vollbracht. Zum 2.
Mal kommt er, um die Menschheit durch die Wiederherstellung emporzuheben,
um ihr ewiges Leben zu schenken samt all den Vorrechten und Segnungen, die
durch den ersten Adam verloren gingen. Während dem zwischen den beiden
Kommen liegenden Zeitalter sollte dem göttlichen Plane gemäß aus dem
erlösten Geschlecht eine gewisse Klasse herausgesucht werden, eine kleine
Schar von Leuten, deren Charaktereigenschaften schon zum voraus bestimmt
waren: “Denn, welche er zuvor erkannt hat, die hat er auch zuvor
bestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu sein”. (Röm. 8:29)
Gemäß der heiligen Schrift sind diese Erwählten die Unterpriester des königlichen
Priestertums; sie sind der Leib oder die Kirche Christi und die Braut des
Lammes, und als solche Miterben der Ehren, der Segnungen und des Dienstes
in seinem Königreiche.
Dementsprechend
wird das zukünftige Werk, das Werk des 1000-jährigen Zeitalters, um
dessentwillen der Messias herrschen wird, die Wiederherstellung genannt,
oder die Wiedergeburt. Die Welt, d. h. die Menschheit, ist einmal durch
Adam erzeugt worden, hat aber verfehlt, das Leben zu erlangen; sie wurde
vielmehr in die Sünde und deren Strafe, den Tod, geboren. Aber der neue
Vater der Menschheit, der zweite Adam, beabsichtigt eine allgemeine
Wieder-Geburt. Die Zeit, da diese Wieder-Zeugung oder Wieder-Geburt der
Welt vor sich gehen wird, ist das 1000-jährige Zeitalter, das bezeugen
unser Herr und seine Apostel. Jesus sagte: “Ihr, die ihr mir nachgefolgt
seid, auch ihr werdet in der Wiedergeburt ... auf zwölf Thronen
sitzen”, 2c
(Matth. 19:28) Die Tatsache, dass die während dem Evangeliums-Zeitalter
heraus gewählte Kirche eine Wiedergeburt durchmachen muss, wird von
Bibelkundigen allgemein anerkannt. Viele jedoch verfehlen zu erkennen,
dass noch eine andere, verschiedenartige Wiedergeburt bevorsteht, eine
solche, die das Menschengeschlecht als Ganzes umfassen wird: nicht, dass
jeder einzelne die völlige Wiedergeburt an sich erfahren wird, aber alle
werden Gelegenheit haben, zu völliger, gänzlicher Wiedergeburt zu
gelangen, wenn sie sich nur diese Gelegenheit zu nutze machen werden.
Freilich
tun wir wohl, wenn wir uns bei dieser Gelegenheit des sehr großen
Unterschiedes erinnern, der zwischen der Wiedergeburt der Kirche und
derjenigen der ganzen Menschheit besteht: zu der während diesem Zeitalter
dargebotenen Wiedergeburt der Kirche zu gelangen, sind wohl “viele
berufen”, aber wenige werden erwählt, wenige erreichen die völlige
Wiedergeburt, wozu sie eingeladen worden sind, nämlich, neue Kreaturen in
Christo und, als solche, Teilhaber der göttlichen Natur zu werden. Wie
wir aber gesehen haben, handelt es sich bei der Welt nicht um eine
Wiedergeburt in eine neue Kreatur, sondern um die Wiederaufrichtung, um
die Wiederherstellung der menschlichen Natur in ihrer Vollkommenheit.
So
steht denn auch geschrieben: “Der erste Mensch, Adam, ward eine
lebendige Seele (animalisches Wesen, wie denn auch Tiere “lebendige
Seelen” genannt werden), der letzte Adam ein lebendigmachender Geist.
Aber das Geistige war nicht zuerst, sondern das Natürliche (Animalische),
danach das Geistige.” - 1. Kor. 15:45-47
Und
wirklich ist unser Herr Jesus in den Tagen seines Fleisches denn auch mit
dem ersten Adam und seinem Geschlecht verwandt geworden durch den Samen
Abrahams, da er “ein wenig unter die Engel wegen des Leidens des Todes
erniedrigt war, ... so dass er durch Gottes Gnade für jeden den Tod
schmeckte,” Nachdem er aber seinen Zweck erreicht hatte, wurde er vom
Tod auferweckt als Teilhaber der göttlichen Natur, als Loskäufer des
menschlichen Geschlechtes - aber nicht mehr als Glied desselben, nicht länger
von der Erde, irdisch - sondern als der Herr des Himmels, der zweite Adam,
ein lebendigmachender Geist.
Der
erste Adam war die ursprüngliche “Wurzel”, aus welcher die ganze
menschliche Familie hervorsprosste, folglich ist auch unser Herr Jesus
nach dem Fleische, als Sohn der Maria, als Sohn David und Abrahams, ein
Reis oder Zweig aus Adam geworden (jedoch mit ungeschwächtem Leben von
oben ausgerüstet, das ihn von Sünden getrennt hielt, wie wir gesehen
haben). Durch seine Selbst-Aufopferung oder Selbst-Hingabe hat er sich
aber nicht bloß seine eigene Erhöhung zur göttlichen Natur erworben,
sondern er hat sich dadurch das ganze Geschlecht Adams erkauft und somit
auch Adams Rechte als Vater oder “Wurzel” des Geschlechtes. Auf diese
Weise, durch das Sich-Aneignen der Stellung und der Rechte Adams, ist
unser Herr der zweite Adam geworden. Und wie er sein eigenes menschliches
Leben für dasjenige des Adam hingab, so hat er auch sein Recht, auf natürlichem
Wege selbst eine Nachkommenschaft zu erzeugen, um der Kinder Adams willen
aufgeopfert, damit er zu seiner Zeit aus Adams Nachkommenschaft alle, die
es wünschen, als seine Kinder annehmen könne, um sie wiederherzustellen,
um ihnen ewiges Leben zu geben unter den günstigsten Bedingungen. So ist
unser Herr nicht länger ein Zweig oder “ein Reis” aus dem Stamme
Isais und Davids, sondern er ist eine neue Wurzel geworden, die bereit
ist, neues Leben, neue Kraft an die Menschheit abzugeben - an Adam,
Abraham, David und an jedes Glied der gefallenen Menschenfamilie, sofern
dasselbe das dargebotene Leben unter den Bestimmungen des “Neuen
Bundes” anzunehmen begehren.
Und
dem ersten Werke des Herrn für seine Kirche während diesem Zeitalter
wird auch sein Werk für die ganze Menschheit (die es annehmen) während
dem Tausendjahr-Zeitalter gleich sein. Sein erstes Werk für seine Kirche
ist deren Rechtfertigung zum (menschlichen) Leben in Übereinstimmung und
in Gemeinschaft mit Gott: zum selben Leben, welches der vollkommene Mensch
Jesus genoss, bevor er sich anlässlich seiner Taufe in den Tod weihte;
demselben, welches auch der vollkommene Mensch Adam besaß, bevor er sündigte
- mit dem Unterschied jedoch, dass Adam und Christus ihre Vollkommenheit
des Lebens wirklich besaßen, währenddem die unserige uns bloß
zugerechnet wird - wir sind “gerechtfertigt durch Glauben”.
Unser
Herr vergleicht sich und seine Kirche mit einem Weinstock; und dieses Bild
gibt uns eine treffliche Illustration zu unserem gegenwärtigen Thema über
Wurzel und Zweig. Adam war der ursprüngliche Weinstock, und sein
Geschlecht die Reben; aber dieser Stock war samt den Reben vom giftigen Sündenwurm
angefressen, er brachte deshalb schlechte Früchte: Krankheit und Tod.
Unser Herr ist eine neue Rebe geworden, die, in den adamitischen Weinstock
eingepfropft, eine neue Frucht brachte. Der Weinstock hat eine ganz
besondere Eigenschaft, die darin besteht, dass seine Zweige, die Reben,
begraben werden können und dieselben dann zu Wurzeln sich umgestalten. So
ist auch die in den adamitischen Stock eingepfropfte Rebe - Christus, als
sie begraben wurde, nicht mehr eine Rebe geblieben, sondern zur Wurzel
geworden. Seine Kirche bildet während diesem Zeitalter die Reben in ihm,
die ihrerseits “Früchte zur Heiligkeit” (Röm. 6:22) tragen, indem
sie den nötigen Saft, das neue Leben, von ihm beziehen. Aber von diesen
Reben wird nicht bloß erwartet, dass sie als Reben “viel Frucht
bringen”, wie er (Christus), sondern, dass sie sich schließlich gleich
ihm begraben lassen, damit auch sie umgestaltet werden zu Teilen jener
Wurzel, welche während dem kommenden Zeitalter der wiedergeboren
werdenden Menschheit Kraft und Leben spenden wird.
Die
gefallene Frucht, Adam (mit seiner Gehilfin Eva), erzeugte die
Menschenfamilie in die Bande der Sünde und des Todes. Der zweite Adam,
Christus (mit seiner Braut und Gehilfin), ist bereit, all die Willigen und
Gehorsamen wieder zu zeugen in Freiheit, Vollkommenheit und dauerndes
Leben. Dieses Werk wird von der Schrift die “Wiederherstellung”
genannt (Apg. 3:19-23), weil dadurch alle in Adam verloren gegangenen
Vorrechte und Segnungen zurückgebracht werden sollen, auf dass auf diese
Weise die geheilte Menschheit, als Rebe des Herrn, viel Früchte zu
bringen vermöge, zum Preise Gottes des Vaters. Es sollte aber beachtet
werden, dass dieses Vorrecht, in die Wurzel verwandelt werden zu dürfen,
auf eine gewisse Klasse beschränkt ist, nämlich den Christus, Haupt und
Leib, welcher während diesem Zeitalter heraus gewählt wird, gemäß dem
göttlichen Vorherwissen, durch Heiligung des Geistes und Glauben an die
Wahrheit. (1. Petr. 1:2) Ein David z.B., sowie all die Treuen des Alten
Bundes können nicht zu Teilen der Wurzel verwandelt werden (indem sie
alle starben, bevor der wahre “Sprössling” oder die “Rebe”
begraben und zur “Wurzel” umgestaltet wurde); ebenso wenig können es
die, welche sich im Millennium treu erweisen werden. Alle jedoch werden
befriedigt sein, wenn sie zu seinem Bilde wieder gelangen werden, sei es
nun das irdische oder das himmlische. Der Menschheit wird das Vorrecht
eingeräumt, zur Gleichheit des vollkommenen Menschen - Christus Jesus,
der heiligen “Rebe” gelangen zu dürfen, während die Herauswahl, die
Braut oder der Leib Christi - welche zu ergänzen hat, was noch rückständig
ist an den Drangsalen des Christus, und welche ihm in seinem Tod
gleichgestaltet werden soll - das Bild des Himmlischen tragen wird. - 1.
Kor. 15:48, 49; Hebr. 11:39, 40
“Der
Ewigvater”
“Man
nennt seinen Namen: Wunderbarer, Berater, Starker Gott, Vater der Ewigkeit
(oder “Ewigvater”), Friedefürst.” - Jes. 9:6
Wir
haben schon gesehen, auf welche Weise der Titel “Starker Gott” auf
unseren Herrn Jesum angewendet werden kann, und wohl wenige werden in
Abrede stellen, dass er der “Wunderbarste” der ganzen göttlichen
Familie ist; niemand bestreitet ihm die Eigenschaft als großer
“Berater” oder Lehrer. Und wenn er auch sein Königreich durch eine
schreckliche Trübsalzeit (zur Zerstörung der gegenwärtigen bösen Verhältnisse)
herbeiführt, so wird er dennoch auch seinem Titel als “Friedefürst”
alle Ehre machen, indem er auf Grund der Gerechtigkeit, und dem göttlichen
Charakter und Plane gemäß einen sicheren und dauernden Frieden schaffen
wird. So lasst uns nun auch seinen Titel “Ewigvater” aufmerksam
untersuchen; und wir werden finden, dass derselbe nicht weniger passend
und bedeutungsvoll ist als die anderen.
Einige
glauben hierin einen Widerspruch gegen diejenigen Bibelstellen zu finden,
welche erklären, dass Jehova Vater der Ewigkeit sei, oder “der Gott und
Vater unseres Herrn Jesu Christi”, wie Petrus in seiner 1. Epistel (1:3)
bezeugt. Von Widerspruch ist aber auch hier nicht die Rede; die Schrift
zeigt uns vielmehr selbst, in welch besonderer Hinsicht dieser Titel auf
unseren Herrn angewendet werden kann - bei seinem zweiten Kommen, wenn er
sich als Vater der während dem Millennium wiederherzustellenden
Menschheit offenbaren wird. Und in der Tat ist dieser Titel bloß eine
Bestätigung der anderen, die wir soeben betrachteten. Der neue “Herr”
Davids und der Menschheit, die neue “Wurzel”, der “zweite Adam”
ist niemand anders als Christus, der Ewigvater - der Vater, welcher ewiges
Leben gibt.
Zumal
unser Herr auf kosten seines eigenen Lebens die Menschheit erkaufte und
dadurch ihr Herr, ihr Wiederhersteller und Lebensspender wurde (und da das
Wort Vater nichts anderes bedeutet als Lebensgeber), so konnte für
unseren Herrn kein besser passender Name oder Titel gefunden werden, um
sein Verwandtschaftsverhältnis gegenüber der durch Auferstehung und
Wiederherstellung wiedergeborenen Menschheit zu offenbaren, als der Titel
“Ewiger Vater”. Die Welt wird ihr Leben unmittelbar dem Herrn Jesu zu
verdanken haben, welcher sie nach göttlicher Anordnung erkauft und der
Gerechtigkeit dafür den vollen Preis bezahlt hat. Nach erfolgter
Wiederherstellung wird die Welt aber nichtsdestoweniger Jehova als den großen
Urquell alles Lebens und Segens, als den Autor des großen Heilsplanes
anerkennen - als den großen Vater und Ober-Herrn über alle. - 1. Kor.
15:24-28; 3:23; Matth. 19:28
Hiermit
stimmt denn auch völlig eine gewisse Schriftstelle überein, die während
Jahrhunderten Weise und Unweise, Professoren und Studenten verwirrt hat; nämlich:
“An
deiner Väter Statt werden deine Söhne sein;
zu Fürsten wirst du sie
einsetzen im ganzen Lande.”
-
Psalm 45:16 -
Die
Patriarchen und Propheten und besonders die, welche dem Geschlecht angehörten,
aus welchem schließlich der Messias, der gerechte Sprössling hervorkam,
sind lange mit dem Titel “Väter” bezeichnet worden, gleicherweise wie
auch, gemäß den weiter oben angeführten Stellen, David als Wurzel
bezeichnet wurde, aus welcher der Messias hervorsprießen sollte, wonach
Christus dem Fleische gemäß also ein Sohn Davids war. Das alles wird
sich jedoch ändern, wenn die Kirche, der Leib Christi, vollendet und mit
ihrem verherrlichten Haupt vereinigt sein wird, um als “Ewigvater” der
Menschheit die Wiederherstellung der Welt in Angriff zu nehmen. All die früheren
Väter werden dann die Kinder sein; denn von Abraham, Isaak und Jakob
hatte keiner das Leben im richtigen Sinne des Wortes: sie waren alle
Mitglieder des zum Tod verurteilten Geschlechtes. Und wenn unser Herr sich
zur menschlichen Natur erniedrigte und mit dem Samen Abrahams und Davids
verwandt wurde, um das Versöhnungswerk zu vollenden, so ist er dabei
nicht nur der Erretter der Menschheit im allgemeinen geworden, sondern
ebenso wohl auch der Erretter (Lebensgeber) Davids, Abrahams 2c., welche dem Fleische gemäß seine Väter waren. Er
hat sie alle erkauft, und niemand erlangt das Leben (vollständiges,
vollkommenes und ewig dauerndes Leben), als nur durch ihn. “Wer an den
Sohn glaubt, hat ewiges Leben, wer aber dem Sohne nicht glaubt, wird das
Leben nicht sehen.” (Joh. 3:36) Hieraus folgt, dass Abraham, Isaak,
Jakob und David und all die Propheten nebst der übrigen Menschheit das
zukünftige, ewige Leben von Christo und sonst von keinem anderen
empfangen können. Außer Christo ist also überall Verdammnis. Es ist
deshalb klar, dass, wenn zu der von Gott bestimmten Zeit alle Menschen vom
Tode erweckt werden, dies durch den großen Lebensgeber Jesus geschehen
wird, der sich in diesem Sinne als ihr Vater offenbaren wird.
Bei
dieser Aufweckung wird sich der himmlische Vater nicht in direkter Weise
beteiligen; dagegen aber bezeugen uns viele Schriftstellen, dass er der
“Vater”, oder der “Erzeuger” der Kirche, der Braut Christi ist.
“Der Gott und Vater unseres Herrn Jesu Christi ... hat uns
wiedergezeugt.” (1. Petr. 1:3) Der Apostel Johannes erklärt ebenfalls,
dass wir “aus Gott geboren” (sollte heißen “von Gott gezeugt”)
sind. (1. Joh. 5:18) Und Paulus sagt: “Für uns ist ein Gott, der
Vater.” (1. Kor. 8:6) Er hat uns seinen Geist gegeben, durch welchen wir
zu ihm rufen “Abba, Vater!” (Röm. 8:15) Auch unser Herr Jesus bezeugt
diese Tatsache, indem er nach seiner Auferstehung zu seinen Jüngern (den
ersten Gliedern der Herauswahl) sagt: “Ich fahre auf zu meinem Vater und
eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott.” (Joh. 20:17) Im Evangelium
Johannes (1:12) finden wir eine weitere Bestätigung: “So viele ihn aber
aufnahmen, denen gab er das Recht, Gottes Kinder zu werden.” Und von all
diesen Kindern heißt es, Vers 13, dass sie nicht vom Geblüt, noch den
Willen des Fleisches, noch durch den Willen des Mannes, sondern von Gott
gezeugt sind. Und von diesem Vater der Lichter erklärt Jakobs: “Nach
seinem eigenen Willen hat er uns durch das Wort der Wahrheit gezeugt, auf
dass wir eine gewisse Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe seien.” (Jak.
1:18) In der Tat, jede sich auf die Kirche beziehende Stelle zeigt uns an,
dass die Getreuen dieses Evangeliums-Zeitalters nicht Kinder Christi,
sondern Kinder seines Vaters sind, von des Vaters Geist zu des Vaters
Natur gezeugt. Und so sind wir denn “Erben Gottes und Miterben Christi,
wenn wir anders mitleiden, auf dass wir auch mitverherrlicht werden.” -
Röm. 8:17
Unser
Verwandtschaftsverhältnis gegenüber unserem Herrn Jesus ist gemäß dem
Vorhergesagten also nicht dasjenige von Söhnen, sondern von Brüdern, was
uns übrigens die Schrift auch wiederholt und deutlich bezeugt. In Bezug
auf die Kirche sagt der Apostel: “Er schämt sich nicht, sie Brüder zu
nennen.” Und prophetischer Weise hat schon der Psalmist erklärt: “Ich
will deinen Namen kundtun meinen Brüdern, inmitten der Versammlung will
ich dir lobsingen.” Und ferner: “Siehe, ich und die Kinder (Gottes),
die mir Gott gegeben hat.” Dies sind die “vielen Söhne”, die der
Vater zur Herrlichkeit bringen will unter der Leitung des Herzogs ihrer
Seligkeit, Christi Jesu; und hinsichtlich dieser Kirche finden wir im
ferneren bestätigt, dass unser Herr Jesus in seiner Auferstehung “der
Erstgeborene unter vielen Brüdern” sei. - Röm. 8:29; Hebr. 2:10-13
Dieses
große Werk der Zurückgabe des Lebens an die ganze Menschheit wird aber
nicht fällig sein, bis der “Leib” des Lebensgeber vollendet ist, d.h.
bis die “Brüder” mit ihrem Herrn und Erlöser als Söhne der
Herrlichkeit aufgenommen und so bereit sein werden, das
Wiederherstellungswerk in Angriff zu nehmen. Sogar diejenigen Menschen,
deren Glaube und Gehorsam gegen den göttlichen Willen bereits geprüft
und als bewährt erfunden worden sind (die Frommen des Alten Bundes),
gelangen nicht zur Auferstehung, bis der Leib des großen, gegenbildlichen
Mose (die Kirche) ganz vollendet sein wird (Apg. 3:22, 23), wie denn auch
geschrieben steht: “Auf dass sie (die Treuen des Alten Bundes) nicht
ohne uns (die Überwinder des Evangeliums-Zeitalters, den Leib des
Gesalbten) vollkommen gemacht würden” - die ihnen verheißenen
irdischen Segnungen ererben würden. - Hebr. 11:39, 40
Wenn
wir die durch Christum Jesum geschehene Erlösung von diesem Standpunkt
aus betrachten, wenn wir sehen, wie die durch Adam verloren gegangene
Paradiesseligkeit und Erdenherrschaft durch das teure Blut Christi für
die Menschheit wieder zurück erkauft ist, dann erkennen wir, in welch
herrlicher Weise sich Christus als Vater und Lebensgeber gegen alle
diejenigen offenbaren wird, welche unter den Bestimmungen des Neuen Bundes
die Restitutions-Segnungen annehmen wollen. Von diesem Standpunkt aus
allein können wir begreifen, inwiefern unser Herr Jesus die Wurzel und
der Sprössling, der Sohn und der Vater oder Herr Davids zugleich sein
kann.
In
Anbetracht dieser Umstände möchte man aber fragen: Wie kommt es, dass
die Kirche dieses Zeitalters, deren Glieder von Natur doch auch “Kinder
des Zorns” sind, wie die übrigen (Eph. 2:3), und der Sündenvergebung
und des Verdienstes Christi ebenso sehr bedürfen, sich in irgend einem
gerechten Sinn von der Welt unterscheidet und auszeichnet, so dass sie als
“Söhne Gottes” bezeichnet werden kann, währenddem die Welt als
“Kinder des Lebensgebers”, des Christus bezeichnet wird?
Der
Unterschied liegt in der Tatsache, dass die Welt ihre menschlichen
Lebens-Rechte durch Christus nicht bloß zurückerhalten wird, sondern er
den Gehorsamen dieses erkaufte Leben auch gänzlich vervollkommnen wird
durch eine stufenweise Entwicklung während dem 1000-jährigen Reich. Die
Kirche aber erhält das wiederhergestellte oder vervollkommnte Leben, das
ihr Herr für sie erkaufte, nicht sondern es wird den Gläubigen dieses
Zeitalters bloß zugerechnet, indem dieselben nicht wirklich, sondern
durch den Glauben gerechtfertigt (als menschliche Wesen vollkommen gemacht
oder wiederhergestellt) sind. Und diese durch den Glauben zugerechnete
menschliche Vollkommenheit dient ihrem ganz besonderen Zwecke: nämlich,
damit all die Betreffenden Gelegenheit haben, das ihnen zugerechnete Leben
samt dessen Rechten und Vergünstigungen im göttlichen Dienste
aufzuopfern, um als Ersatz dafür die Hoffnung auf die Erbschaft der göttlichen
Natur zu empfangen.
Irdisches
Leben und irdische Segnungen sind durch Adam verloren gegangen; dieselben
und keine anderen sind aber durch Christum für die Menschheit zurück
erkauft worden; und darum wird denn auch der Menschheit zu den Zeiten der
Wiederherstellung kein anderes, sondern dieses selbe Leben mit den
entsprechenden Segnungen zurückerstattet. Aber die Kirche, der Leib oder
die Braut Christi, wird vorher aus der Mitte der Menschheit berufen, als
eine besonders “erwählte” Klasse, bestimmt für einen “himmlischen
Ruf”, einen “hohen Ruf” - Miterben Jesu Christi, ihres Herrn und Erlösers,
zu werden. So wie Christus sein vollkommenes Opfer darbrachte, sich selbst
als “Menschen Christus Jesus”, und dafür mit der göttlichen Natur
belohnt wurde, so wird auch den Gläubigen dieses Evangeliums-Zeitalters
gestattet, ihr unvollkommenes (aber durch das teure Blut Christi als
vollkommen gerechtes) Selbst auf den Altar Gottes zu legen. Und wenn sie
das tun, so sind sie durch den Geist zu neuen Kreaturen gezeugt, sie sind
“Söhne des Höchsten” und werden als Brüder Christi angenommen zu
Gliedern des “königlichen Priestertums”, dessen Hohepriester er ist.
Diese
werden vom Vater gezogen, nicht vom Sohn, wie es während dem Millennium
mit der Welt der Fall sein wird. (vergl. Joh. 6:44 mit 12:32) Diejenigen,
welche der Vater zu Christo “zieht”, werden von letzterem, als dem älteren
Bruder, als seine Brüder aufgenommen, und er steht ihnen bei und hilft
ihnen, in seinen Fußstapfen zu wandeln, auf dem schmalen Weg der
Selbstaufopferung bis in den Tod zu gehen. So können sie, ihm in seinem
Tod ähnlich, als Mitopferer gelten, um dann aber auch der Miterbschaft in
seinem Königreich würdig erachtet zu werden. Von diesen heißt es
deutlich, dass sie in ihrem Fleisch “ergänzen was noch rückständig
ist von den Drangsalen des Christus”, dass sie mit ihm leiden, um auch
mit ihm zu herrschen. (Kol. 1:24; 2. Tim. 2:12) So sehen wir also, dass
die Stellung der Kirche ganz verschieden ist von derjenigen der Welt, wie
auch ihr Ruf ein “hoher, himmlischer Ruf” ist, und wie ihr Lohn in der
göttlichen Natur bestehen wird.” - 2. Petr. 1:4
Dies
ist das große Geheimnis, wie der Apostel sagt (Kol. 1:26), der Schlüssel,
ohne welchen es unmöglich ist, die Prophezeiungen und Verheißungen des göttlichen
Wortes zu verstehen. Der himmlische Vater hatte sich vorgenommen, ein
Menschengeschlecht zu erschaffen, “ein wenig geringer als die Engel”,
von der Erde, irdisch, und als solches auch der Erde in deren
paradiesischem Zustand angepasst. Aber er hatte auch die Folgen des Sündenfalles
vorausgesehen und darin eine Gelegenheit erblickt, wo er seine göttliche
Gerechtigkeit, seine Liebe, seine Weisheit und Allmacht in wunderbarer
Weise entfalten konnte. Und so wie der Vater zuvor verordnete, dass seinem
eingeborenen Sohn, dem Logos, Gelegenheit zum Beweis seiner Treue dem
Vater und den Prinzipien der Gerechtigkeit gegenüber, gegeben werden
sollte, dadurch, dass er der Erlöser der Menschheit wurde und als solcher
dann die Reichtümer der göttlichen Gnade ererbte und zum Herrn aller, nächst
dem Vater, vorrückte, damit er in allen Dingen den Vorrang habe, so hat
es dem Vater auch gefallen, die Hebung der allgemeinen Menschheit, durch
deren Erlöser, auf eine bestimmte Zeit hinauszuschieben, damit er sich
vorher noch eine “kleine Herde” heraussuche, die er, nachdem sie auf
ihren Charakter und auf ihre Treue geprüft worden, zur Miterbschaft mit
dem Eingeborenen gelangen lassen will, zur Teilnahme an der Königreichsherrschaft,
hoch erhöht über alle Engel, Fürstentümer und Gewalten und über jeden
Namen, der genannt wird.
In
Übereinstimmung hiermit hat der Apostel bezeugt, dass wir “auserwählt
sind nach Vorkenntnis Gottes des Vaters durch Heiligung des Geistes.”
(1. Petr. 1:2) Zu noch besserem Verständnis dieses Gedankens lesen wir in
Röm. 8:29: “Denn welche er zuvor erkannt hat, die hat er auch zuvor
bestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der
Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.” Auch wünscht der Apostel, dass
“ihr, erleuchtet an den Augen eures Herzens, wisset, welches die
Hoffnung seiner Berufung ist, und welches der Reichtum der Herrlichkeit
seines Erbes in den heiligen, und welches die überschwengliche Größe
seiner Kraft an uns, den Glaubenden.” Er erklärt ferner, dass diese
Gnade zu uns gekommen sei, ohne das geringste Verdienst unserseits; denn
“als auch wir in den Vergehungen tot waren, hat uns Gott mit dem
Christus lebendig gemacht und hat uns mit auferweckt und mit sitzen lassen
in den himmlischen Örtern in Christo Jesu: auf dass er erwiese in den
kommenden Zeitaltern den überschwenglichen Reichtum seiner Gnade in Güte
gegen uns in Christo Jesu .. Denn wir sind sein Werk, geschaffen in
Christo Jesu zu guten Werken.” - Eph. 1:17-19; 2:4-10