SCHRIFTSTUDIEN
BAND
5 - DIE
VERSÖHNUNG DES MENSCHEN MIT GOTT
Studie
8
Der
Übermittler der Versöhnung
Der
heilige Geist Gottes.
Die Wirksamkeit des heiligen
Geistes, jetzt und im Millennium. — Die verschiedenartigen
Bezeichnungen des heiligen Geistes, als “Geist der Liebe”, “Geist
der Wahrheit” 2c. — Im Gegensatz, “unheiliger Geist”, “Geist des
Irrtums”, “Geist der Furcht” 2c. — Die
Bedeutung des Wortes “Geist”. —
“Gott ist ein Geist”. —
“Der
heilige Geist war noch nicht ausgegossen”. —
Gaben des Geistes. —
Umwandlung Kraft des heiligen Geistes —
Den Geist mit Maß oder ohne Maß
besitzen. —
Der “Geist der Welt”, der Antichrist. —
Der Kampf zwischen
diesem und dem heiligen Geist. —
Geistige Kämpfe innerhalb und außerhalb
der Heiligen. —
“Das Fleisch gelüstet wider den Geist”. —
Vom
heiligen Geist gelehrt. —
Der Parakletos oder der Tröster. —
Er wird euch
in alle Wahrheit leiten und zu völliger Versöhnung. —
Dies Aufsichtsamt
des heiligen Geistes hat fortgedauert, auch nachdem die Wundergaben aufhörten.
“Denn
so viele durch den Geist Gottes geleitet werden, diese sind Söhne Gottes
... einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in welchem wir rufen:
Abba, Vater! Der Geist selbst zeugt mit unserem Geiste, dass wir Kinder
Gottes sind.” - Röm. 8:14-14
“Und
danach wird es geschehen, dass ich meinen Geist ausgießen werde über
alles Fleisch.” - Joel 2:28
Das
große Werk der Versöhnung kann nicht richtig betrachtet und auch nicht
klar verstanden werden, wenn dabei das Wirken des heiligen Geistes außer
acht gelassen wird. Der heilige Geist hat viel mit dem Übermitteln der
Versöhnung zu schaffen, indem, er dem Gläubigen nicht nur die göttliche
Vergebung offenbart, sondern denselben auch zu völliger Herzensversöhnung
mit Gott leitet. dem zeugenden Einfluss des heiligen Geistes (welchen
Jesus anlässlich seiner Taufe, beim Antritt seines Lehramtes empfing) ist
es zuzuschreiben, dass unser Herr Jesus imstande war, den göttlichen
Willen, den richtigen Weg, d.h. den schmalen Pfad der Selbstaufopferung
klar und deutlich zu erkennen und die überaus großen und köstlichen
Verheißungen richtig zu würdigen, auch wenn deren Verwirklichung
jenseits seiner Demütigung, seiner Schmerzen und seines Todes auf
Golgatha stattfinden sollte. Durch den heiligen Geist also ist es unserem
Herrn Jesu möglich geworden, sein großes Werk hinaus zuführen, indem
derselbe ihn das tun lehrte, was dem Vater wohlgefällig und angenehm und
für die Erlösung der ganzen Menschheit erforderlich war. In ähnlicher
Weise wirkt der heilige Geist an der Kirche, an allen, welche die in dem
großen Sühnopfer geoffenbarte Gnade angenommen haben und die, gestützt
auf das Verdienst Christi, zum Vater gekommen sind, um sich ihm als
lebendige Opfer darzubringen (wie es die im Evangeliums-Zeitalter
dargebotene Berufung zur göttlichen Natur erfordert). Diese alle bedürfen
der Hilfe und der Leitung des heiligen Geistes. Ohne dessen Besitz ist es
keinem möglich, in das richtige Gemeinschaftsverhältnis mit dem Vater
und mit dem Sohne zu gelangen, und ist auch keiner imstande, zu prüfen,
“welches da sei der gute, annehmbare und vollkommene Wille Gottes”, um
ihn zu erfüllen. Nur unter der Leitung des heiligen Geistes ist es uns möglich,
über den bloßen Buchstaben des göttlichen Zeugnisses hinaus zukommen zu
einer vollen Würdigung all der köstlichen Dinge, welche Gott bereitet
hat denen, die ihn lieben - Dinge, welche das menschliche Auge nicht sieht,
die kein menschliches Ohr vernimmt, und die auch von keinem menschlichen
Herzen verstanden und gewürdigt werden können. - 1. Kor. 2:9, 10
Die
Wirkung des heiligen Geistes wird auch während des Millenniums eine nicht
weniger wichtige sein, indem durch dieselbe die ganze Menschheit wieder in
die göttliche Gemeinschaft und unter die Bestimmungen des Neuen Bundes
gebracht werden soll, als Frucht des von unserem teuren Erlöser
dargebrachten Opfers. Demgemäss hat uns der Herr schon durch den
Propheten Joel (Joel 2:28, 29) kundgetan, dass, während in diesem
Zeitalter sein Geist nur auf seine Knechte und Mägde kommen sollte,
dieselbe “danach”” über die ganze Menschheit, “über alles
Fleisch” ausgegossen werden wird. (Die Reihenfolge dieser Segnung ist
in der erwähnten Weissagung gerade umgekehrt, sehr wahrscheinlich damit
der Gegenstand bis zur rechten Zeit verdunkelt bleibe, auf dass so etwas
von der Länge und Breite und Höhe und Tiefe des göttlichen Planes
versteckt bliebe, bis zur Zeit, wo es erkannt und gewürdigt werden sollte.) Während des Millenniums wird dann der Fortschritt
der Welt mit dem heiligen Geist völlig übereinstimmen. Und in dem Verhältnis,
wie die Menschen mit diesem heiligen Geist in Einklang kommen, werden sie
sich als des ewigen Lebens und damit auch der Freuden und Segnungen späterer
Zeitalter würdig erweisen. Die Tatsache, dass der heilige Geist mit der
verherrlichten Kirche am Werk der Segnung “aller Geschlechter auf Erden”
mitwirken wird, bezeugt auch der Herr Jesus. Er zeigt uns die Herrlichkeit
des Millenniums, wo die Wahrheit und Lebensgelegenheit fließen wird wie
ein Strom, klar wie Kristall, und spricht: “Und der Geist und die Braut
sagen: Komm! und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst.”
- Offb. 22:17
Das
Amt und Wirken des heiligen Geistes ist aber seit Jahrhunderten von vielen
Gläubigen unrichtig verstanden worden, und erst im Lichte der aufgehenden
Sonne der Gerechtigkeit - im Lichte der Gegenwart des Menschensohnes -
erscheint uns dieser Gegenstand in seiner ursprünglichen Klarheit und in
voller Übereinstimmung mit all den verschiedenen diesbezüglichen
Schriftzeugnissen. Die Lehre von der Dreieinigkeit, welche, wie wir
gesehen, schon im zweiten Jahrhundert zu entstehen begann und sich im 4.
Jahrhundert rasch und weit verbreitete, ist hauptsächlich schuld an der
Finsternis, durch welche die Wahrheit dieses Gegenstandes so vielen
Christenherzen zum Schaden verdeckt und sie in Verwirrung versetzt wurden.
Die
heilige Schrift lehrt uns mit Bestimmtheit, dass der Vater und der Sohn in
Absicht und im Handeln vollständig mit einander einig gehen, wie wir uns
in vorhergehenden Kapiteln überzeugen konnten. Ebenso klar und bestimmt
ist nun auch ihr Zeugnis in Bezug auf den heiligen Geist - dass derselbe nämlich
nicht ein anderer Gott ist, sondern der Geist, der Einfluss oder die
Kraft, welcher von dem einen Gott, unserem Vater, und von seinem
eingeborenen Sohn ausgeht - in absoluter Einigkeit mit diesen beiden, die
auch unter sich einig sind. Aber wie sehr verschieden ist doch diese
Einigkeit zwischen dem Vater, dem Sohn und dem heiligen Geist von
derjenigen, welche die Trinitätsvertreter mit ungefähr folgenden Sätzen
uns schildern: “In dem Einen Gott unterscheiden wir Drei
Gottheitspersonen: den Vater, den Sohn und den heiligen Geist; und diese
drei sind Ein Gott, von derselben Substanz, in Macht und Herrlichkeit
einander gleich.” Diese Lehre passt wirklich gut auf die finsteren
Jahrhunderte, denen sie entsprang, und auf das Zeitalter, wo man
Geheimnisse lieber anbetete als aufklärte. Wie könnten die drei eins
sein in Person und Wesen, und wenn eins in Wesen, wie könnte man da noch
von Sichgleichsein reden?! Muss nicht jeder intelligente Mensch sich sagen,
dass, wenn Gott eins in Person, er also nicht drei sein kann? und dass,
wenn es drei Personen sind, es sich dann nicht um Einheit der Person
handeln kann, sondern dass da von Einigkeit in der Gesinnung, im Willen,
in der Absicht, im Zusammenwirken die rede sein muss ? Wahrlich, wenn
dieser trinitarische Unsinn nicht von Kind auf uns eingehüllt und nicht
mit allem Ernst in den theologischen Seminaren von Fakultäten und von
grauhaarigen Professoren (die sonst nicht unvernünftig sind) gelehrt würde,
so hielte ihn wohl kein Mensch einer ernsten Betrachtung wert.
Wer
die vorhergehenden Kapitel aufmerksam gelesen, hat sicherlich
Schriftstellen genug gefunden, welche beweisen, dass es nur einen Allmächtigen
Gott gibt - Jehova; und dass er seinen erst- und eingeborenen Sohn hoch
erhöhte zu seiner eigenen Natur und zu seinem eigenen Thron des
Universums, und dass als nächste Personen in Rangordnung und Herrlichkeit
die Kirche, die Braut des Lammes (die Brüder und Miterben Jesu Christi)
folgen. Diese “Brüder” Christi sollen seiner Herrlichkeit teilhaftig
werden, so wie sie in diesem Zeitalter auch an seinen Leiden teilgenommen
haben. Durch Nachdenken und Forschen wird man sich überzeugt haben, dass
die ganze heilige Schrift mit obigem Zeugnis in vollem Einklang steht, und
dass demgemäss keine demselben zuwiderlaufenden Schriftbeweise zu
erbringen sind, und zwar weder direkte noch indirekte, weder tatsächliche
noch scheinbare. Es steigt somit nun die Frage auf: Wer, wo, was ist der
heilige Geist?
Lasst
uns zur Beantwortung dieser Frage den gleichen Weg wandeln wie bisher!
Gehen wir zum Gesetz und zum Zeugnis Gottes, um daraus die uns nötige
Belehrung zu schöpfen! Sehen wir ab von jeder Menschenlehre! Befassen wir
uns nicht mit Zweifeln und Grübeleien anderer auch noch so guter Leute,
die nun gestorben oder noch unter uns leben; ebenso wenig lasst uns eigene
Gedanken über solche Gegenstände haben. Erinnern wir uns an was der
Apostel sagt: Das Wort des Herrn sei uns gegeben, “dass der Mensch
Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werke völlig geschickt.” (2. Tim.
3:16, 17) Setzen wir unsere Zuversicht gänzlich auf den Herrn, und suchen
wir, das zu verstehen, was Er uns bezüglich den heiligen Geist zu sagen
hat, indem wir alle Schriftzeugnisse unter sich in Einklang bringen und
dabei bedenken, dass die Wahrheit, aber auch nur die Wahrheit, eine solche
Prüfung und Untersuchung aushalten wird. Wenn wir so handeln, sorgfältig
und mit Gebet, so werden unsere Bemühungen sicherlich belohnt werden. Wer
anklopft, dem wird die Tür des Verstandes geöffnet, und wer sucht, dem
wird die Erkenntnis des heiligen Geistes geoffenbart werden. - Jes. 8:20;
Matth. 7:7, 8
* *
* *
Der
heilige Geist wird in der Schrift sehr verschiedenartig bezeichnet; und
wenn wir unseren Gegenstand gründlich betrachten und verstehen wollen, so
tun wir gut, wenn wir die verschiedenen Bezeichnungen sowohl zusammen als
auch jede einzeln nach ihrer Bedeutung untersuchen. So lesen wir denn von
dem “Geist Gottes”, “dem Geist Christi”, “dem Geist der
Heiligung”, vom “Geist der Wahrheit”, dem “Geist des gesunden
Sinnes”. Oft wird er uns auch geschildert Als “der Geist der Freiheit”,
“der Geist des Vaters”, der “heilige Geist der Verheißung”,
“der Geist der Sanftmut”, “der Geist des Verstandes”, “der Geist
der Weisheit”, “der Geist der Gnade”, “der Geist der Herrlichkeit”,
“der Geist des Rates”, “der Geist der Annahme”, “der Geist der
Weissagung”.
Diese
verschiedenen, oftmals wiederholten und abwechselnd gebrauchten Titel
zeugen schon an und für sich selbst, dass sie alle auf den gleichen
heiligen Geist sich beziehen; bei einigen Bezeichnungen ist das Wort
“heilig” sogar noch besonders beigefügt, wie z.B. “der heilige
Geist Gottes”, oder “der heilige Geist der Verheißung” 2c.
Wir müssen unseren Gegenstand nun so zu verstehen suchen, dass uns dabei
keine dieser Benennungen zuwiderläuft, sondern dass sie alle miteinander
übereinstimmen. Wollten wir an der gewöhnlichen Idee von einem Dritten
Gott festhalten, so wäre uns das rein unmöglich. Klar und verständlich
wird uns aber ein jeder dieser Ausdrücke, sobald wir dieselben als auf
den Geist, die Gesinnung und die Kraft des einen Gottes und auch als auf
den Geist, die Gesinnung und die Kraft Jesu Christi sich beziehend
erkennen. Dass sie sich auf beide, den Vater und den Sohn zugleich
beziehen können, kommt eben daher, dass die beiden in der Gesinnung und
im Willen mit einander einig sind. Und in einem gewissen Grad ist dieser
Geist auch der Geist, die Gesinnung aller derer, Engel oder Menschen,
welche wirklich dem Herrn angehören - in dem Verhältnis als sie mit ihm
eins geworden, mit ihm in Einklang gekommen sind.
Zum
besseren Verständnis mag es hierbei manchem förderlich sein, zu wissen,
dass in der Bibel häufig auch ein anderer Geist mit ganz
entgegengesetzten Benennungen erwähnt wird, nämlich “der Geist der
Furcht”, “der Geist der Knechtschaft”, “der Geist der Welt”,
“der Geist des Irrtums”, “der Geist des Antichrists”. Es wird nun
wohl niemand annehmen wollen, dass diese verschiedenen Bezeichnungen zum
Glauben an die Existenz von zwei oder mehr Satanen berechtigen; nein,
jedermann gibt natürlicher- und richtigerweise zu, dass dieselben sich im
allgemeinen auf den falschen Geist, auf den Geist, die Gesinnung und die
Kraft Satans beziehen müssen, auf den Geist, der sich auch in allen Sünden-
oder Satansdienern mehr oder weniger offenbart. Ebenso wenig glaubt man,
dass mit diesen Benennungen persönliche Geister gemeint seien. Warum soll
nun aber das gleiche Wort “Geist”, wenn im guten Sinn gebraucht,
verschiedene Geist-Wesen oder sogar einen anderen Gott bezeichnen? Wenn
diese Benennungen zusammen betrachtet werden, so finden wir darin die
Darstellung der verschiedenen Charaktereigenschaften der Gesinnung, des
Geistes unseres Gottes Jehova, und in gewissem Grade des Geistes und der
Gesinnung aller derjenigen, welche seinen Geist empfangen haben und
dadurch der göttlichen Gesinnung teilhaftig geworden und mit dem göttlichen
Willen in Einklang gekommen sind.
Wir
finden absolut keinen Grund zu glauben, dass der heilige Geist ein anderer
Gott sei, der sich in der Person vom Vater und vom Sohne unterscheide;
ganz im Gegenteil können wir uns von der Tatsache überzeugen, dass es
des Vaters Geist war, welcher unserem Herrn Jesu mitgeteilt wurde, wie
denn auch geschrieben steht: “Der Geist des Herrn, Jehova, ist auf mir,
weil Jehova mich gesalbt hat, um die frohe Botschaft zu verkündigen.”
(Jes.61:1; Luk. 4:18) Derselbe Gedanke liegt auch in vielen ähnlichen
Stellen, wie z.B. in Jes. 11:2, 3, wo wir lesen: “Und auf ihm (auf
Christo) wird ruhen der Geist Jehovas, der Geist der Weisheit und des
Verstandes, der Geist des Rates und der Kraft, der Geist der Erkenntnis
und Furcht Jehovas.” Ähnlicherweise wird auch auf denselben Geist in
Christo Bezug genommen als auf “den Geist Christi”, die Gesinnung
Christi: “Diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christo Jesu war.”
- Phil. 2:5
Die
Bedeutung des Wortes “Geist”
Bei
der Untersuchung des Gegenstandes mag vielleicht manchem lieben Leser die
Frage aufsteigen: Welcher Sinn, welche Bedeutung liegt denn eigentlich in
den in der Schrift so oft vorkommenden Worten, “heiliger Geist”?
Welche Eigenschaften oder welche Fähigkeiten des Charakters oder der
Macht Gottes sollen mit dem Worte “Geist” dargestellt werden? Die
beste bezügliche Antwort erhalten wir, wenn wir zuallererst die genaue
Bedeutung des Wortes “Geist” untersuchen und dann dessen
verschiedenartige Anwendungsweise in der heiligen Schrift näher prüfen.
1.
Das
Wort “Geist” im Alten Testament ist eine Übersetzung des hebräischen
Wortes “Ruach”. Die Grundbedeutung dieses Wortes ist “Wind”. Im
Neuen Testament entspricht das Wort “Geist” dem griechischen Pneuma,
das seiner Wurzel nach ebenfalls Wind bedeutet. Hieraus soll nun ja
niemand schließen, dass wir zu beweisen suchen, der heilige Geist sei ein
heiliger Wind! Nein, nichts könnte unserem Gedanken ferner liegen als das!
Wir möchten aber diesen dunklen Gegenstand, wenn möglich, so darstellen,
dass beiden, Gelehrten und Laien, damit gedient ist. Wir beginnen deshalb
mit der anerkannten Grundbedeutung dieses Wortes, um erfahren zu können,
wie und warum dasselbe in Bezug auf unseren Gegenstand gebraucht worden
ist.
Da
der Wind sowohl unsichtbar als auch kraftvoll ist, so haben die beiden Wörter
“Ruach” und “Pneuma” nach und nach einen allgemeineren Sinn
angenommen, bis sie schließlich zur Bezeichnung irgend einer unsichtbaren
Kraft oder eines unsichtbaren Einflusses gebraucht wurden, sei diese Kraft
oder dieser Einfluss nun gut oder schlecht. Und da Gott seine Kraft durch
“Mittler” ausüben lässt, die nicht im Bereich des menschlichen Auges
liegen, so ist das Wort Geist immer mehr auf alle göttlichen Handlungen
angewendet worden. Folgerichtig kam dieses Wort dann auch bei menschlichen
Einflüssen in Anwendung, sofern dieselben unsichtbar sind. So wird z.B.
der Odem d.i. die Kraft, durch welche ein Mensch zu leben vermag, der
“Geist” des Lebens genannt, weil diese Kraft unsichtbar ist. Ähnlicherweise
werden auch die unsichtbaren geistigen Kräfte wie z.B. das Fassungsvermögen,
das Gedächtnis 2c. zusammengefasst in dem Ausdruck “der Geist des
Verstandes”. Das Leben an und für sich ist auch eine unsichtbare Kraft,
und darum haben es die Alten auch oft mit Geist bezeichnet. Zur Bekräftigung
des Gesagten lassen wir einige Beispiele von den verschiedenartigen
Anwendungen des hebräischen Ruach und des griechischen Pneuma folgen:
Ruach
wird im Alten Testament einige Mal mit Hauch, mehrere Mal mit Riechen,
Verstand, Herz, oft auch mit Odem, und sehr häufig mit Wind und windig übersetzt.
In jedem einzelnen Fall will das Wort eine unsichtbare Kraft oder einen
Einfluss bezeichnen. In den folgenden Stellen haben wir einige Muster von
den erwähnten Übersetzungsarten des Wortes Ruach:
“Und
durch den Hauch deiner Nase türmten sich die Wasser.” 2. Mose 15:8
“Alles
(Fleisch), in dessen Nase ein Odem des Lebenshauches war.” - 1. Mose
7:22
“Einen
Odem haben sie alle, da ist kein Vorzug des Menschen vor dem Tier.” -
Pred. 3:19
“Und
sie waren ein Herzeleid für Isaak und Rebekka.” - 1. Mose 26:35
“Und
Jehova roch den lieblichen Geruch.” - 1. Mose 8:21
“Eine
Nase haben sie und riechen nicht.” - Psalm 115:6
“Gott
ließ einen Wind über die Erde fahren.” - 1. Mose 8:1
“Du
Sturmwind, der du ausrichtest sein Wort.” - Psalm 148:8
“Wie
die Bäume des Waldes vor dem Winde beben.” - Jes. 7:2
Im
neuen Testament wird Pneuma (nebst Geist) mit Odem, geistlich und Wind übersetzt;
z.B.:
“Dem
Bilde des Tieres Odem zu geben.” - Offb. 13:15
“Da
ihr um geistliche Gaben eifert.” - 1. Kor. 14:12
“Der
Wind weht, wo er will, und du hörst sein Sausen.” - 1. Joh. 3:8
Lasst
uns nun bei all dem bedenken, dass die verschiedenen Übersetzungen alle
von Trinitariern (Dreieinigkeits-Gläubigen) gemacht wurden! Diese Übersetzungen
sind ja alle recht, wir haben nichts dagegen einzuwenden, wir wollen sie
aber als Beweise gelten lassen, dass die mit “Geist” übersetzten Wörter
Ruach und Pneuma keine Persönlichkeit, wohl aber eine unsichtbare Kraft
oder einen unsichtbaren Einfluss bezeichnen.
“Gott
ist ein Geist.”
2)
“Gott ist ein Geist; d.h. er ist ein mächtiges aber unsichtbares Wesen.
Gleicherweise werden auch Engel Geister genannt, weil auch sie den
Menschen unsichtbar sind, es sei denn, dass sie sich durch Wunderkraft
denselben für einige Augenblicke sichtbar machen. Unser Herr ist in
seinem menschlichen Zustande nie als ein Geist bezeichnet worden. Seit er
aber verwandelt und erhöht worden ist, lesen wir von ihm: “Der Herr
aber ist der Geist” - ein mächtiges, unsichtbares Wesen. Der Kirche
dieses Evangeliums-Zeitalters ist eine Naturverwandlung zur Gleichheit
ihres Herrn verheißen, indem geschrieben steht: “Wir werden ihm gleich
sein, denn wir werden ihn sehen, wie er ist.” Von der Kirche heißt es
darum hin und wieder, dass sie geistlich sei, und zwar in sofern, als sie
mit ihrem Herrn im Einklang steht und von dem Geiste einer neuen, der
geistigen Natur wieder gezeugt worden ist, unter der Versicherung, dass
das vom Geiste Gezeugte in der Auferstehung auch vom Geiste geboren werden
wird. In diesen Wendungen bezeichnet das Wort “Geist”, wie wir lesen,
Persönlichkeiten, Geistwesen. - 2. Kor. 3:17; 1. Joh. 3:2; Joh. 3:6
Dem
Worte Geist wird im Ferneren auch die Bedeutung von “erzeugender
Kraft” oder “Fruchtbarkeit” beigelegt. So lesen wir in 1. Mose 1:2:
“Und der Geist Gottes schwebte über den Wassern.” Das will sagen, die
Kraft oder der schaffende Wille Gottes erregte die Wasser und machte sie
fruchtbar. Einen ähnlichen Sinn hat die Stelle: “Heilige Männer Gottes
redeten, getrieben vom heiligen Geist.” Mit anderen Worten, der heilige
Einfluss oder die Kraft Gottes erregte ihren Verstand und erzeugte in
ihnen solche Gedanken, wie Gott sie geoffenbart haben wollte. - 2. Petr.
1:21
Gleicherweise
sind auch die von Mose zwecks Zubereitung der Stiftshütte ausgewählten,
geschickten Arbeitsleute unter dem Einfluss der göttlichen Kraft
gestanden, wodurch ihre natürlichen Fähigkeiten bedeutend gesteigert
wurden, ohne dass sie dabei in irgend einem moralischen Sinne beeinflusst
worden wären, so wenig wie die Wasser der großen Tiefe in moralischer
Beziehung beeinflusst worden sind. So steht denn geschrieben: “Jehova
hat mit Namen berufen Bezaleel, ... und hat ihn erfüllt mit dem Geiste
Gottes in Weisheit, in Verstand und in Kenntnis und in jeglichem Werke;
und zwar um Künstliches zu ersinnen, zu arbeiten in Gold, in Silber und
in Erz, und im Schneiden von Steinen zum Einsetzen und im Holz schneiden,
um zu arbeiten in jeglichem Kunstwerk; und zu unterweisen hat er ihm ins
Herz gelegt, ihm und Oholiab; ... er hat sie erfüllt mit Weisheit des
Herzens, zu machen jegliches Werk des Künstlers und des Kunstwebers und
des Buntwirkers.” - 2. Mose 35:30-35; 28:3; 31:3, 4
So
hat Jehova Gott auch auf Mose und die Ältesten in Israel seinen Geist
gelegt, d.h. sie mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet die
Angelegenheiten Israels zu richten, die Ordnung aufrecht zu erhalten 2c.
(4. Mose 11:17-26) Gleicherweise war der Geist Gottes mit Israels Königen,
d.h. so lange dieselben dem Herrn gehorsam waren. Beachte z.B. die
Geschichte Sauls (1. Sam. 11:6), und wie dieser, zur Regierung Israels gehörende
Geist der Weisheit von Saul wich und auf David übertragen wurde, dessen
Klugheit und Umsicht nachher besonders erwähnt wird (1. Sam. 16:13, 14).
Anstatt des Geistes der Weisheit, des Mutes und Vertrauens geriet dann ein
böser Geist über Saul, den ehemaligen Diener Gottes, ein Geist der
Schwermut, der Niedergeschlagenheit, ein Geist des Misstrauens, der ihn
zur Überzeugung brachte, dass der Herr ihn nicht mehr als seinen
Vertreter auf Israels Thron anerkannte. Und dieser Geist des Trübsinns,
der eine ganze Reihe böser Pläne in ihm erzeugte, sei “vom Herrn
gewesen”, sagt uns die Schrift. Das dürfen wir aber nicht so verstehen,
als wäre dies der Geist des Herrn gewesen, sondern der Herr ließ es wohl
zur Strafe zu, dass solch ein Schwermutsgeist über Saul geriet.
“Der
heilige Geist war noch nicht gegeben.”
Trotzdem
die Bibel uns von manchen Offenbarungen des Geistes Gottes zu berichten
weiß, die vor dem ersten Advent unseres Herrn Jesu stattgefunden haben,
so war doch keine derselben gleich wie die Wirksamkeit und Offenbarung des
Geistes in Christo von der Zeit seiner Taufe an bis zu seiner Kreuzigung
und in der Kirche Christi seit dem Tage der Pfingsten bis heute - ganz an
das Ende des Evangeliums-Zeitalters, wo der Lauf der Kirche vollendet und
die erste Auferstehung fällig ist. Als Erklärung für diese Tatsache
lesen wir: “Der Geist war noch nicht gegeben (ausgenommen unserem Herrn
Jesus), weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war.” - Joh. 7:39
Die
Wirksamkeit des Geistes Gottes während dieses Evangeliums-Zeitalters ist
eine ganz verschiedenartige von derjenigen früherer Zeiten, und diesen
Unterschied erkennen wir am besten in den Ausdrücken “Geist der
Sohnschaft”, “Geist der Heiligkeit”, “Geist der Wahrheit” und in
ähnlichen Bezeichnungen. Wie wir schon gesehen haben, ist nach Adams Fall
bis auf Christum kein Mensch mehr von Gott als Sohn angenommen worden. Den
höchsten Titel erhielt Abraham, der Glaubensheld, welchen Gott seinen
“Freund” nannte. Als aber der Logos “Fleisch ward”, präsentierte
er sich seinem Volke Israel, und “so viele ihn aufnahmen, denen gab er
das Recht (die Gelegenheit) Kinder (Söhne) Gottes zu werden”, und diese
waren von Gott gezeugt - vom Geist gezeugt - um Geistwesen zu werden,
gleichwie - “Was aus dem Geiste geboren ist, (ein) Geist ist.” - Joh.
1:12, 13; 3:3-8
In
diesem Sinne des Wortes ist der heilige Geist also nur dem Haus der Söhne
zugesichert, und dieses Haus der Söhne war nicht bekannt, bis der
“Geliebte Sohn” im Fleisch offenbar wurde und die Welt erkaufte, wobei
er allen, die ihn aufnahmen, das Vorrecht gewährte, die Sohnschaft zu
empfangen. (Gal. 4:5; Eph. 1:5) Wie uns der Apostel zu verstehen gibt, war
diese Sohnschaft ursprünglich dem Volk Israel als Erbteil in Aussicht
gestellt. Da sich aber in Israel die Zahl der zur Sohnschaft Bestimmten
bei weitem nicht vorfand, so gefiel es Gott wohl (nachdem er den Überrest
aus Israel gesammelt), die Nationen heimzusuchen, “um aus ihnen ein Volk
zu nehmen für seinen Namen”, damit sie als Söhne Gottes, Miterben
Christi, aufgenommen würden. Und dies alles war von den Propheten zuvor
erkannt und vorausgesagt. - Röm. 9:4, 29-33; Apg. 15:14
In
welcher Hinsicht unterscheidet sich nun aber die Offenbarung der göttlichen
Macht, des göttlichen Geistes oder Einflusses während des
Evangeliums-Zeitalters von derjenigen in früheren Zeiten? Der Apostel
Petrus beantwortet uns diese Frage, indem er uns versichert, dass die Würdenträger
des Alten Bundes manches sagen und schrieben, was sie selbst nicht
verstehen konnten, trotzdem sie durch des Geistes Wirken zum Weissagen
veranlasst wurden. Gott gebrauchte sie als seine Diener, um Wahrheiten zu
verkündigen, die zu ihrer Zeit noch nicht fällig waren, sondern welche
durch das Wirken des gleichen heiligen Geistes oder der heiligen Kraft
Gottes erst von uns, dem “Hause der Söhne”, den vom Geist Gezeugten,
verstanden werden sollten. Die Wirkung des Geistes war in den vergangenen
Zeitaltern fast ausschließlich eine mechanische; in uns wirkt er hauptsächlich
erklärend, erleuchtend und mitfühlend, indem er durch die in der Kirche
verordneten Apostel und Lehrer den göttlichen Plan auslegen lässt, damit
die Söhne imstande seien, “zu begreifen mit allen Heiligen die Breite
und Länge und Höhe und Tiefe” der göttlichen Weisheit und Güte, wie
sie in diesem Plan enthalten sind. Aus den Worten der Apostel können wir
zudem mit Sicherheit schließen, dass nicht einmal die Engel (deren der
Herr sich hin und wieder bediente, um mit den Propheten, den “Medien”
des Geistes, zu verkehren) die Botschaften verstehen konnten, welche sie
den Propheten zu überbringen beauftragt waren. Wir lesen nämlich:
“Über
welche Errettung Propheten nachsuchten und nachforschten, die von der
Gnade gegen euch geweissagt haben, forschend auf welche (Zeit) oder
welcherlei (buchstäbliche oder symbolische) Zeiten der Geist Christi, der
in ihnen war, hindeutete, als er von den Leiden, die auf Christum kommen
sollten, und von der Herrlichkeit darnach, zuvor zeugte. Welchen es
geoffenbart wurde, dass sie nicht für sich selbst, sondern für euch die
Dinge bedienten, die euch jetzt verkündigt worden sind durch die, welche
euch das Evangelium gepredigt haben durch vom Himmel gesandten heiligen
Geist, in welche Dinge sogar Engel hinein zuschauen begehren.” - 1.
Petr. 1:10-12; 2. Petr. 1:21
“Verschiedenheiten
von Gaben”, derselbe Geist”, “derselbe Herr”, “derselbe Gott”
“Es
sind aber Verschiedenheiten von Gnadengaben, aber derselbe Geist; und es
sind Verschiedenheiten von Diensten, und derselbe Herr; und es sind
Verschiedenheiten von Wirkungen, aber derselbe Gott, der alles in allem
wirkt. Einem jeden (Glied der Kirche) aber wird die Offenbarung des
Geistes zum Nutzen gegeben. Denn einem wird durch den Geist das Wort der
Weisheit gegeben, einem anderen aber das Wort der Erkenntnis nach
demselben Geiste; einem anderen aber Glauben in demselben Geiste, einem
anderen aber Gaben der Heilungen in demselben Geiste, einem anderen aber
Wunderwirkungen, einem anderen aber Prophezeiungen, einem anderen aber
Unterscheidungen der Geister; einem anderen aber Arten von Sprachen, einem
anderen aber Auslegung der Sprachen. Alles dieses aber wirkt ein und
derselbe Geist, einem jeden insbesondere austeilend wie er will.” - 1.
Kor. 12:4-11
Hier
sind einige von den Gaben aufgezählt, welche durch den heiligen Geist der
Kirche anvertraut wurden; wir müssen aber scharf unterscheiden zwischen
dem heiligen Geist selbst und den Gaben oder Offenbarungen, welche der
Urkirche geschenkt wurden. So wie dieselbe die verschiedenartigen Gaben
nicht dem Wirken verschiedener Geister, sondern eines und desselben
Geistes zuschreiben sollte, so sollte sie sich auch nicht einen anderen
Herrn oder Meister vorstellen, welchem sie diese Gaben zu verdanken hatte,
sondern alles sollte dem einen, heiligen Einfluss zugeschrieben werden,
der von dem einen Herrn ausging, dem Stellvertreter des einen Gottes über
alle - Jehova. Nach Vers 5 und 6 wurden die verschiedenen Gaben also durch
“Verschiedenheiten von Diensten” oder “Wirkungen” offenbar, und
dass der Geist Gottes, der heilige Geist seine Wirkungsweise in der Kirche
auch nachher noch änderte, geht aus der Tatsache hervor, dass manche von
den erwähnten Gaben, die in der Urkirche allgemein waren, später ganz
zurückblieben, wie es der Apostel auch voraussagte: “Seien es aber
Prophezeiungen, sie werden weggetan werden, seien es Sprachen, sie werden
aufhören.” - 1. Kor. 13:8
Alle
diese “Gaben” waren jedenfalls nötig zur Einsetzung der Kirche am
Anfang dieses Zeitalters; sie wurden aber entbehrlich, sobald die Kirche
eingeführt und der Kanon der inspirierten Schriften vollständig war,
indem diese Schriften nach des Apostels Erklärung fortan genügten, um
“weise zu machen zur Seligkeit” und um den Menschen Gottes vollkommen
zu machen, “zu jedem guten Werke völlig geschickt.” - 2. Tim. 3:15,
17
Es
sind nun freilich nicht alle diese Gaben “weggetan” worden; auch dürfen
wir das Aufhören der einzelnen Gaben keineswegs als Beweis gelten lassen,
dass der Herr heute weniger mächtig wäre als vor fast 19 Jahrhunderten;
noch auch dürfen wir daraus schließen, dass Gottes Kinder heutzutage
weniger würdig seien und deshalb von ihrem Herrn weniger begünstigt
werden. Im Gegenteil, wir sehen hierin bloß eine “Verschiedenheit der
Wirkung”, die uns bezeugt, dass die Kinder Gottes von heutzutage nicht
mehr nötig haben, auf fast greifbare Weise belehrt und von ihrer Annahme
zur Sohnschaft überwiesen zu werden, wie es bei der Urkirche der Fall
war. Anstatt solcher auf wunderbare Art mitgeteilter Gaben scheint der
Geist oder die Kraft Gottes nun in jedem einzelnen seiner geweihten Kinder
zu wirken - bei den einen gemäß ihren natürlichen Eigenschaften, bei
anderen mehr durch schon vorhandenen Diensteifer. Als Bestätigung hierfür
finden wir, dass der Apostel in seinen letzten Briefen die Kirche
ermuntert, hauptsächlich auf die Pflege und Entwicklung der geistigen
Gaben, Kräfte und Fähigkeiten im und für den Dienst des Herrn, seiner
Kinder und seiner Wahrheit bedacht zu sein.
Diese
persönlich entwickelten Gaben sollen höher geschätzt werden als die auf
wunderbare Weise mitgeteilten, das bezeugt selbst Paulus, indem er sagt:
“Und einen noch vortrefflicheren Weg zeige ich euch”; “strebt nach
der Liebe; eifert aber (pflanzet, pfleget) um die geistlichen Gaben,
vielmehr (besonders) aber, dass ihr weissaget (öffentlich ausleget)”.
(1. Kor. 12:31; 14:1) Der Apostel hebt hervor, dass das “in anderen
Sprachen Reden” bloß “ein Zeichen” sei, welches die Aufmerksamkeit
der Ungläubigen auf die Kirche und ihre Bräuche lenken sollte. (1. Kor.
14:22) Er stellt diese “Gabe”, die von einigen Brüdern in Korinth
sehr hoch geschätzt wurde, als eine der “am wenigsten geistlichen”
dar, indem durch sie dem Wachstum der geistigen Kirche wenig gedient werde
und sie sich bloß im Verkehr mit der unbekehrten Welt einigermaßen nützlich
erweise. Diese Gabe und auch andere ähnlicher Art sind denn auch schnell
aus der Kirche verschwunden, nachdem letztere Wurzeln geschlagen und in
der Welt Beachtung erlangt hatte.
Die
“Früchte des Geistes” jedoch sollten mit immer größerer Sorgfalt
gepflanzt und gepflegt werden, auf das sich daraus die köstlichste, die
vollkommene Frucht der Liebe gegen Gott, gegen die “Brüder” und die
mitfühlende Liebe gegen die ganze Menschheit entwickle. Als Früchte des
Geistes nennt der Apostel: “Liebe, Freude, Friede, Langmut,
Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit.” (Gal.
5:22, 23) Wenn wir das Wort “Frucht” näher betrachten, so finden wir
darin eine doppelte Bedeutung: Eine Frucht ist stets eine “Gabe”, die
aber bei ihrer allmählichen Entwicklung und Ausreifung auch der Pflege
bedarf, also ein gewisses Maß von Arbeit erfordert. So verhält es sich
mit den Gaben des Geistes: “Jede gute Gabe und jedes vollkommene
Geschenk kommt von oben herab, vom Vater der Lichter.” (Jak. 1:17) Aber
solcherlei Früchte sind keine Wundergaben, sondern indirekte, allmählich
sich entwickelnde Gaben, welche durch die Verheißungen des Vaters und
durch das Wort unseres Herrn Jesu Christi (seiner Apostel und Propheten)
in uns erzeugt werden. Und diese Gaben entwickeln sich in uns in dem Verhältnis,
wie wir unsere Gedanken, Worte und Werke dem Wirken des Geistes vom Vater
unterstellen, der uns wiedergezeugt hat, und durch den wir mehr und mehr
zur Heiligkeit, zu einer heiligen Gesinnung erzogen werden sollen, nach
dem Vorbilde des geliebten Sohnes Gottes, unseres Herrn und Erlösers. So
werden die Getreuen unter dem Wirken des heiligen Geistes der Wahrheit
zubereitet, um dann in der Ersten Auferstehung “vom Geiste geboren” zu
werden (als Geistwesen), wie sie zur Zeit ihrer Weihung vom Geiste gezeugt
wurden. Als vollkommen gemachte Geistwesen wird die Kirche dann die
Erbschaft Gottes und Miterbschaft Christi unseres Herrn antreten und zur völligen
Einigkeit und Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohne gelangen, der als
des Vaters Stellvertreter im Königreich das Haupt jedes Fürstentum und
jeder Gewalt sein wird; und dann wird sie auch ganz erfüllt werden vom
Geist des Vaters und des Sohnes - vom heiligen Geist.
Aus
der vorhergehenden Betrachtung unseres Gegenstandes haben wir gesehen,
dass derselbe Geist oder die gleiche Kraft des himmlischen Vaters, Jehova,
welche die Schöpfung der Welt bewirkte, und die auf eine andere Art sich
auch an seinen Knechten in der Vergangenheit offenbarte, in wieder anderer
Weise an der Entwicklung der Kirche in diesem Zeitalter wirkt, indem sie
die Kirche mit Gott in Einklang bringt und sie zubereitet, um als “Leib
Christi” am Königreich teilzunehmen. Und es wird derselbe heilige Geist
oder Einfluss Gottes sein, der während des Millenniums auf nochmals
verschiedene Art und Weise durch Christum und seine verherrlichte Kirche
an der Menschheit wirken wird, damit dieselbe mit dem König aller Könige
und Herrn aller Herren und mit den Grundregeln der Gerechtigkeit in
Einklang gebracht werde.
Nichts
auf dieses Werk sich beziehendes macht die Existenz eines anderen Gottes
in irgend einer Weise notwendig. Ganz im Gegenteil! Die Tatsache, dass es
der eine Gott ist, welcher unter verschiedenen Umständen und Bedingungen
und unter Anwendung verschiedener Mittel für die Verwirklichung seiner
einen Absicht arbeitet, gibt uns um so sicheren Glaubensgrund, dass all
seine guten Absichten verwirklicht werden, und dass, wie er erklärt, das
Wort, das aus seinem Munde geht, nicht leer zu ihm zurückkehren, sondern
durchführen werde, wozu er es gesandt. - Jes. 55:11
Göttlicher
Wille, Einfluss, Geist, göttliche Kraft
Aus
dem Vorhergehenden werden wir gewahr, dass die Ausdrücke “Geist
Gottes” oder “heiliger Geist” gleichbedeutend sind mit göttlichem
Willen, Einfluss oder Macht, welche überall und für solche Zwecke ausgeübt
werden, die mit dem göttlichen Plan übereinstimmen; und da der göttliche
Wille ein heiliger Wille ist, so muss natürlicher Weise auch die
Wirksamkeit des heiligen Geistes eine heilige sein. Gott übt seinen
Willen, seine Energie in verschiedener Weise aus, und er bedient sich auch
verschiedener Vermittlungen um seine mannigfaltigen Resultate zu erzielen.
Was der Herr aber irgend durch mechanische oder intelligente Vermittlung
geschehen lässt, ist so sicher sein Werk, als wenn er selbst der direkte
Täter wäre, indem jene Vermittlungen ja doch alle Erzeugnisse seiner Schöpfung
sind. Unter Menschen sagt man ja auch, dieses oder jenes Gebäude sei von
einem gewissen Baumeister erstellt worden, obgleich derselbe nie Hand
angelegt hat. Es ist jedoch sein Werk, weil er es auch nach seinen Plänen,
mit seinem Material und durch seine Arbeiter hat erstellen lassen.
Wenn
wir zum Beispiel lesen, “Jehova Gott machte Himmel und Erde” (1. Mose
2:4), so glauben wir doch nicht, dass er persönlich dazu Hand anlegte. Er
bediente sich verschiedener Vermittlungen, denn “er sprach, und es war;
er gebot, und es stand da” - er gab Befehle, und sie wurden schnell
ausgeführt. (Psalm 33:6, 9) Die Schöpfung war auch nicht in einem
Augenblick vollendet, denn wir lesen, dass sie gewisse Zeit in Anspruch
nahm - sechs Tage oder Zeiträume. Und während uns bestimmt gesagt wird,
dass “alle Dinge vom Vater” sind - Erzeugnisse seiner Energie, seines
Willens oder Geistes - so wissen wir doch ebenso bestimmt, dass jene
Energie durch seinen Sohn, den Logos, ausgeübt wurde, wie wir auch schon
früher gesehen.
* *
*
Die
Wirksamkeit der sinnesändernden Kraft des heiligen Geistes, die während
dieses Zeitalters die Gläubigen zur völligen Versöhnung mit ihrem Gott
geführt hat, ist eine tiefere und deshalb weniger leicht verständliche
als die Wirksamkeit der in 1. Mose 1:2 erwähnten Kraft Gottes. In der Schöpfung
erstreckte sich die wirkende Kraft Gottes auf gefühllose Gegenstände
(Himmel und Erde), während sie in diesem Zeitalter mit dem Verstand, dem
freien Willen des Menschen zu tun hat.
Im
Lichte der heiligen Schrift betrachtet verstehen wir unter dem heiligen
Geist:
(a) Die
in irgend einer Weise ausgeübte Kraft Gottes; da deren Ausübung aber
stets den Grundregeln der Gerechtigkeit und Liebe entspricht, so ist sie
folglich stets eine heilige Kraft.
(b) Diese Kraft kann eine Lebenstätigkeit, eine physikalisch erschaffende
Kraft oder eine Gedanken erregende, inspirierende Kraft sein, oder auch
eine erweckende, Leben gebende Kraft, wie sie sich bei der Auferstehung
unseres Herrn offenbarte und sich bei der Auferstehung der Kirche, seines
Leibes, offenbaren wird.
(c)
Die zeugende, sinnesändernde Kraft der Erkenntnis der Wahrheit - in
dieser Hinsicht als “der Geist der Wahrheit” bezeichnet. Gottes Wege
entsprechen immer seiner eigenen Gerechtigkeit und Wahrheit, deshalb wird
Gottes Wort, durch welches uns Gott Absichten und Wege geoffenbart werden,
auch die Wahrheit genannt - “Dein Wort ist die Wahrheit”. So wird von
allen, die unter den Einfluss des göttlichen Planes der Gerechtigkeit und
Wahrheit kommen, richtigerweise gesagt, dass sie unter dem Einfluss des
Geistes der Wahrheit stehen; mit anderen Worten, sie sind durch die
Wahrheit zur Neuheit des Lebens gezeugt worden.
Der
Vater zieht die Sünder zu Christo, indem er ihren Verstand erleuchtet,
sie von ihrer Sündhaftigkeit überzeugt und in ihnen das Bedürfnis eines
Erlösers erweckt. Diejenigen nun, welche Christum als ihren Heiland und
Mittler annehmen und sich durch Christum völlig ihrem Gott weihen, werden
von Gott Gezeugte genannt. Sie sind durch das Wort der Wahrheit, durch den
Geist Gottes zu einem neuen Leben gezeugt worden. Wenn die “Gezogenen”
mit den göttlichen Bedingungen und Geboten in Einklang gekommen sind,
dann betrachtet Gott ihre Weihung als vollkommen; er übersieht dabei die
Schwachheiten des Fleisches, indem er sie mit dem Rock der Gerechtigkeit
Christi - der Rechtfertigung durch den Glauben - bekleidet und sie als
“neue Kreaturen in Christo Jesu” annimmt, deren Verlangen es dann ist,
sich durch den Geist in alle Wahrheit führen zu lassen und unter jenem
heiligen Geist oder Einfluss zum völligen Gehorsam, zur Selbstaufopferung
bis in den Tod zu gelangen. Von solchen erklärt die Schrift, dass sie
“den Geist der Sohnschaft” empfangen haben, weil Gott durch Christum
mit ihnen als mit Söhnen einen Bund schließt. Und wenn sie im Geiste der
Wahrheit bleiben, so will ihr Vater laut seiner Verheißung dafür sorgen,
dass alle Dinge, alle Angelegenheiten des Lebens, zu ihrem Besten dienen
sollen: damit der Geist der Gerechtigkeit, der Wahrheit, des Friedens und
der Freude immer mehr sich in ihnen entwickle; und in dem Verhältnis, wie
sie im Gehorsam gegen den Geist der Wahrheit fortschreiten, wird sich auch
der heilige Geist in ihnen mehren. Daher die Ermahnungen: “Seid erfüllt
mit dem Geist”, “wandelt nach dem Geist”, “lasset den Geist
Christi reichlich in euch wohnen, und ihr werdet weder träge noch
fruchtleer sein” 2c. Der heilige Geist, welcher in dem Gläubigen mit
dem Zeitpunkt seiner völligen Weihung an den Herrn zu wirken beginnt, ist
derselbe heilige Geist oder Einfluss vom Vater, der in unserem Herrn Jesu
Christo wirksam war, deshalb wird er auch “der Geist Christi” genannt,
und wir werden versichert, dass wer irgend Christi Geist nicht hat, der
ist nicht sein. - Röm. 8:9
Den
Geist “mit Maß” und “ohne Maß” besitzen
Unser
Herr Jesus wurde bei seiner Taufe, seiner Weihung, durch den Geist
gezeugt, und so werden auch die Glieder seines Leibes, seine Kirche, wie
wir gesehen haben, bei ihrer “Taufe in seinen Tod”, d.h. zur Zeit
ihrer völligen Weihung “gezeugt”. Aber da müssen wir nun beständig
einen Unterschied machen. Christus, das Haupt der Kirche, empfing nämlich
den heiligen Geist ohne Maß, in unbeschränktem Maß (Joh. 3:34), während
seine Nachfolger denselben bloß in beschränktem Maß in sich aufnehmen können.
Ein gewisses Maß des Geistes wird freilich jedem Glied seines
“Leibes” ausgeteilt. (1. Kor. 12:7; Röm. 12:3) Die Ursache dieses
Unterschiedes liegt auf der Hand: Christus, unser Herr, war ein
vollkommener Mensch, während wir, seine Nachfolger, obwohl durch den
Glauben gerechtfertigt, in Wirklichkeit sehr unvollkommen sind. Der
vollkommene Mensch konnte als Gottes Ebenbild in völliger Harmonie mit
Gott und seinem Geiste der Heiligkeit leben, und zwar in jeder und in
allen Einzelheiten; aber für uns ist durch den Sündenfall diese
Gemeinschaft und Eintracht gestört worden, und je tiefer die Entartung
eines Menschen, desto größer auch seine Entfernung von Gott. Obwohl es
nun Pflicht und Vorrecht eines jeden Gläubigen ist, den Willen seines
himmlischen Vaters möglichst gründlich erkennen und tun zu suchen und
demselben in keiner Weise zu widerstehen, so ist doch kein Glied des
gefallenen Geschlechtes imstande, den Geist des Herrn in unbeschränktem
Maße zu empfangen - in ungetrübte Harmonie mit Gott zu kommen. Unter
denen, welche glauben und sich selbst weihen, finden wir den Geist der
Sohnschaft denn auch in recht ungleichem Maße ausgeteilt, indem dieses Maß
einerseits von dem Grade unserer Gesunkenheit, anderseits aber auch von
dem seit unserer Geisteszeugung erlangtem Maß der Gnade und des Glaubens
abhängig ist. Je gründlicher wir unsere eigenen Unvollkommenheiten
erkennen und gestehen, je völliger wir uns dem Herrn weihen, und je
eingehender wir seinen Willen in seinem Worte studieren, um denselben in
unseren Lebensangelegenheiten zu berücksichtigen, desto größer ist auch
das Maß des heiligen Geistes, das der Herr uns anvertraut, und desto
schneller gelangen wir infolgedessen zu einer tiefen Erkenntnis des göttlichen
Planes und zu inniger Übereinstimmung mit all dessen Einzelheiten.
Im
gleichen Verhältnis, wie die geweihten Gläubigen dem Herrn sich übergeben
und, ihren eigenen Willen nicht beachtend, auf Gottes Wegen zu wandeln
suchen, werden sie “vom Geist geleitet”, “vom Geist gelehrt” und können
sie “dem Herrn dienen in Neuheit des Geistes”. Wenn sie nun in dieser
Leitung und Belehrung beharren wollen, so müssen sie “den Geist der
Sanftmut” besitzen (Gal. 5:22, 23; 6:1), “auf dass der Gott unseres
Herrn Jesus Christi, der Vater der Herrlichkeit, euch (ihnen) gebe den
Geist der Wahrheit und Offenbarung in der Erkenntnis seiner selbst, damit
ihr (sie), erleuchtet an den Augen eures Herzens, wisset; welches die
Hoffnung seiner Berufung ist und welches der Reichtum der Herrlichkeit
seines Erbes in den Heiligen.” - Eph. 1:17, 18
In
all den verschiedenen Darstellungen des Werkes des heiligen Geistes, die
irgend dem aufmerksamen Bibelforscher begegnen können, finden wir also
nirgends die Notwendigkeit eines anderen Gottes; ganz im Gegenteil. Ein
richtiger Begriff von dem einen Gott wird jeden Gläubigen zu der
Erkenntnis leiten, dass seine unbeschränkte Macht zur Verwirklichung
seines Planes vollständig hinreicht, und dass derjenige, welcher Israel
zurufen ließ: “Höre, O Israel, Jehova, dein Gott ist ein einiger
Gott”, nicht auf andere Hilfe angewiesen ist. Und wenn diejenigen,
welche behaupten, es sei ein anderer Gott nötig, um alle sich auf das
Wirken des heiligen Geistes beziehenden Angelegenheiten zu besorgen, nur
ein wenig konsequent sein wollen, dann müssen sie mit der gleichen
Entschiedenheit behaupten, dass es viele persönliche Geister oder Götter
gebe: einen Geist der Sohnschaft, einen Geist der Sanftmut, einen Geist
Christi, einen Geist vom Vater, einen Geist der Liebe, einen Geist der
Gerechtigkeit, der Barmherzigkeit, der Heiligkeit, einen Geist der
Erkenntnis, einen Geist der Gnade - für jedes “Departement” einen
besonderen Gott. Der Apostel erklärt aber, dass alle diese
Wirkungsverschiedenheiten auf den einen Geist des einen, allmächtigen
Jehovas zurückzuführen sind.
Der
Geist der Welt - Geist des Antichrists
Der
Geist der Welt ist das Gegenteil vom Geiste Gottes. Da die ganze Welt in
einem gefallenen Zustande sich befindet und dem blendenden und verführerischen
Einfluss des Widersachers unterworfen ist, so muss ihr Geist, ihre
Gesinnung, infolgedessen in beständigem Widerspruch mit dem heiligen
Geist, den er seinen Kindern durch sein Wort schenkt, und mit all den
heiligen Einflüssen, die sich in so verschiedener Weise an denselben
geltend machen. So wie Satans Geist der Selbstsucht, des Hasses, des
Neides und Zankes in den Kindern der Welt tätig ist und sie regiert, so
wirkt der heilige Geist Gottes, der Geist der Liebe, der Freundlichkeit,
der Sanftmut, der Geduld in den Kindern Gottes. Und diese beiden, der
Geist oder die Gesinnung der Liebe und Güte einerseits, der Geist oder
die Gesinnung der Selbstsucht und Bosheit anderseits, stehen in fortwährender
Zwietracht, sie sind gänzlich unvereinbar.
Die
Schrift nennt den in der Welt dem heiligen Geist entgegen wirkenden Geist
unter anderem auch den “Geist des Antichrists“ - einen Geist, eine
Gesinnung, die Christo entgegenwirkt. Auf das erste ist es das Bestreben
dieses Geistes, Christum gänzlich zu leugnen, zu bestreiten, dass ein
solcher je auf dieser Erde wandelte. Gelingt ihm das nicht, so sucht er
Christum als einen gewöhnlichen, sündigen Menschen darzustellen, der
kein besonderes Werk getan habe und auch bloß unser Vorbild sei, in
keiner Hinsicht unser Erlöser. So ermahnt uns denn die Schrift, “zu prüfen
die Geister” - die Lehren, die sich uns darbieten, behauptend, sie seien
von dem Geist der Wahrheit ausgegangen. Wir sollten dieselben nicht nach
ihrem Schein und ihren Behauptungen prüfen, sondern an dem Worte Gottes.
“Geliebte, glaubet nicht jedem Geiste, sondern prüfet die Geister, ob
sie aus Gott sind. . . Erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist
des Irrtums.” - 1. Joh. 4:1, 6
Heilige
und unheilige Einflüsse in gegenseitigem Kampf
Gottes
Charakter-Vollkommenheiten bilden den Maßstab, die Richtschnur, für die
Heiligkeit, Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit all seiner Geschöpfe. Jedes
Ding, jede Kreatur, die mit dieser Richtschnur nicht übereinstimmt, ist
unheilig, unwahr und ungerecht. Diese widerlichen Einflüsse werden sehr
oft dem Satan zugeschrieben, denn er ist Gottes Erzfeind, der erste
Verschwörer gegen die göttliche Gerechtigkeit, der Urheber des Irrtums,
der “Vater der Lüge” und des Betruges. Wir müssen aber böse
Geistwesen sehr wohl von bösen geistigen Einflüssen zu unterscheiden
wissen, gerade so wie wir auch zwischen heiligen Geistwesen und heiligen,
geistigen Einflüssen einen großen Unterschied machen. Unter den
Gebildeten, welche die Bibel vernachlässigen oder zu kritisieren sich
erlauben, herrscht vielfach die Neigung vor (als Folge der
Fortentwicklungslehre), die Persönlichkeit Satans und der mit ihm
verbundenen bösen Geister zu leugnen (Eph. 6:12) und zu behaupten, es
gebe überhaupt keine bösen Einflüsse als solche, der Mensch kämpfe bloß
gegen die Unkenntnis und Missleitung seiner eigenen guten Eigenschaften.
Andere sind (im Irrtum) noch weiter vorgerückt, noch höher gebildet (in
Unwahrheit) und noch mehr von (fälschlich sogenannter) Weisheit erfüllt,
so dass sie zum Schluss gelangen, es gebe auch keinen persönlichen Gott,
sondern bloß “gute Einflüsse”, die der Mensch ererbe, und die nach
und nach bis zur Vollkommenheit sich entwickeln können.
Wir
aber beachten die Aussprüche Gottes - sein Wort, von welchem der Apostel
erklärt, es sei imstande, “weise zu machen zur Seligkeit”, und wir
haben darin auch einen Born von Licht und Leben und von heiligem Geist der
Wahrheit gefunden, mit dem die menschlichen Lehren und Lichtlein bei
weitem den Vergleich nicht aushalten. Das Wort zeigt uns Gott als einen
Geist (ein Geistwesen) dessen Geist oder Einfluss stets mit seiner
Gerechtigkeit übereinstimmend wirkt; es sagt uns ferner, dass alle,
welche in Harmonie und in Versöhnung mit Gott gelangen wollen, seinen
Geist der Heiligkeit besitzen müssen. Das Wort schildert uns den
Eingeborenen Sohn, in welchem die Fülle des göttlichen Geistes wohnt; es
erzählt uns von Engeln, die keinen anderen Willen haben als den heiligen
Willen oder Geist des Vaters, und von einer Herauswahl aus den Menschen,
welche ein gewisses Maß von dem Geist oder der Gesinnung ihres Hauptes
besitzen (sonst gehörten sie ihm nicht an), und deren Bestreben es ist,
immer mehr mit diesem Geist der Heiligkeit erfüllt und dafür von allen
unheiligen Neigungen und Einflüssen befreit zu werden.
Das
Wort lehrt aber ebenso bestimmt, dass auch Satan ein Geistwesen ist und
einen Geist, eine Gesinnung, eine Neigung besitzt, die aber unheilig und böse
ist, und dass auch er seinen unheiligen Geist oder Einfluss durch
verschiedene Mittel und Agenten geltend macht. Die gefallenen Engel, die
ebenfalls Geistwesen sind, mussten von Gott verworfen werden, weil sie
ihren Geist der Heiligkeit verloren und Gott und seinen gerechten Gesetzen
den Gehorsam verweigerten. So sind auch sie unheilige Geister geworden,
d.h. sie besitzen einen unheiligen Geist oder Sinn und suchen diesen ihren
bösen Geist oder Einfluss wirken zu lassen, wo irgend sich ihnen
Gelegenheit bietet. (siehe “Was sagt die heilige Schrift über Spiritismus?”) Und
die durch Adam gefallenen Menschen sind Sklaven der Sünde geworden. Die
einen sündigen willentlich, weil sie darin Gefallen und Vergnügen
finden, andere sündigen unfreiwillig und empfinden ein gewisses Sehnen
nach Gott, alle aber sind vom Widersacher verblendet und betrogen, alle
werden vom Geist des Irrtums regiert.
Die
Menschheit - der Verstand oder die “Herzen” der Menschen - bildet den
Kampfplatz, wo der heilige Geist des Lichtes, der Liebe, der
Gerechtigkeit, der Wahrheit, der Heiligkeit, der Geist Jehovas und seines
Sohnes (als der Erlöser der Menschen) streitet mit dem bösen Geist
Satans, dem Geist der Sünde, der Finsternis, der Lüge, des Hasses, der
Bosheit 2c. Von den ersten Eltern unter die Sünde verkauft, sind alle
Angehörigen des Menschengeschlechtes “der Sünde Sklaven” geworden -
infolge der vererbten Schwächen und Gebrechen (Röm. 5:12, 21; 6:16-23;
7:14; 8:20, 21). In diesem Zustande der Gefangenschaft sind sie verblendet
worden von dem Gott (dem Fürsten) dieser gegenwärtigen argen Welt, indem
derselbe Böses als gut und Finsternis als Licht darzustellen suchte. - 2.
Kor. 4:4; Eph. 6:12; Jes. 5:20
Die
größte Mehrzahl der Menschen sind auf solche Weise verwirrt und verführt
worden, und dadurch wurde das “Bösestun” immer leichter, das
“Gutestun” aber je länger je schwieriger. Zeitliche, irdische
Vorteile gewährt der Satan größtenteils nur solchen, die sich seinem
Geist, seinem Einfluss unterstellen, und darum begreifen wir, wie er sich
solch allgemeine Gewalt aneignen konnte - die große Masse hält er durch
Unwissenheit im Zaume, die Intelligenten und Gebildeten durch Stolz und
durch Selbstsucht, 2c
Der
Kampf hat nicht vor dem ersten Kommen unseres Herrn begonnen, denn der
Geist der Wahrheit kam auf unseren Herrn Jesus zuerst, und am Tage der
Pfingsten dann auch auf seine Kirche. (Der Kampf des Gesetzes der
Gerechtigkeit war auf das kleine Volk Israel beschränkt und, wie Gott es
voraussah, “konnte das Gesetz nichts vollkommen machen” - kein
einziger konnte in diesem Kampfe obsiegen und das wurde auch von keinem
erwartet, sondern Christus Jesus sollte dadurch als der alleinige
Gesetzeserfüller und als Mittler der göttlichen Barmherzigkeit offenbar
werden. Nebenbei diente es dem Volke zur Erziehung, d.h. es wurde “ein
Überrest” aus dem Volke durch Hinweisung auf Christum für die
Heilszeitordnung des Geistes vorbereitet) In der Welt war es finster,
als unser Herr Jesus als das Licht der Welt erschien, erfüllt mit dem
Geiste Gottes, dem Lichte der göttlichen Wahrheit; da hat aber sofort der
Kampf angefangen und ist seit Pfingsten auch weitergeführt worden,
freilich nicht von den Namenkirchen, sondern von den Vertretern des wahren
Lichts, den wahren Gliedern des Leibes Christi, den Besitzern seines
heiligen Geistes. Der Kampf konnte nicht eher beginnen, indem kein Glied
des Menschengeschlechtes ein Gefäß des heiligen Geistes sein konnte;
keiner war tauglich als Gottes Gesandter und “Streiter des Kreuzes”
Gerechtigkeit und Wahrheit zu vertreten, denn - “sie sind allzumal Sünder”.
Vor allem aus musste eine Versöhnung für die Sünden der Menschheit
gebracht werden, bevor der heilige Geist überhaupt irgend eine Mission in
den Menschen zu besorgen bekam, bevor irgend etwas zu erkämpfen war. Wenn
die Menschen als Feinde der Gerechtigkeit zum Tode, zur ewigen Vernichtung
verurteilt waren, wozu dann noch ein Kampf für die Verurteilten? Warum hätten
sie zur Gerechtigkeit angehalten werden sollen, wenn ihnen doch keine
Belohnung für ihre Anstrengungen hätte in Aussicht gestellt werden können?
Darum ist denn auch richtigerweise das Lösegeld zuerst bezahlt worden,
und es war ein Beweis dafür, dass der Vater jenes Lösegeld angenommen
hatte, dass der heilige Geist allen denen gegeben wurde, die durch
Christum als Söhne in Gottes Familie aufgenommen wurden.
Manch
einer könnte hier nun einwenden, so lange der Kampf nun schon gewährt
habe, sei der Erfolg stets gegen den heiligen Geist der Bosheit gestanden
- ist doch infolge natürlicher Vermehrung die Zahl der Sündenklaven weit
größer als zur Zeit, da der Kampf begann! Ja, sie wächst sogar viel
schneller als die Zahl der bloßen Namenchristen, obgleich der Kampf nun
schon 19 Jahrhunderte lang fortgedauert!
Sogar
bei unserem Herrn Jesus selbst hat der Geist der Bosheit so weit über den
heiligen Geist triumphiert, dass Jesus an das Kreuz geheftet wurde;
gleicherweise hat er auch über all die getreuen Glieder des Leibes
Christi triumphiert, indem es ihm stets gelang, dieselben so zu verleumden
und zu plagen, wie es die Zeitverhältnisse, der Ort und die Umstände
zuließen. Der Zweck dieser Angriffe des Geistes der Bosheit und seiner
Gehilfen auf den Geist der Heiligkeit und dessen Getreue ist immer
derselbe gewesen, nämlich den Einfluss des Geistes der Wahrheit zu dämpfen,
zu untergraben, das Heilige als unheilig, den Reinen und Selbstlosen als
gemein und selbstsüchtig erscheinen zu lassen, und dafür Finsternis als
Licht darzustellen. Die Diener der Unheiligkeit sind es oft nicht einmal
gewahr, was sie tun: sie sind mit dem Geist der Bosheit, dem Geist des
Hasses, des Neides, des Zankes so betrunken und verblendet, dass “sie
nicht wissen, was sie tun”, ja, dass sie oft noch glauben, “Gott einen
Dienst zu tun”. Warum denn dieses beständige Unterliegen auf Seiten des
heiligen Geistes? Soll das immer fortdauern?
Um
diese Einwendung richtig zu beantworten, brauchen wir bloß auf den
Umstand aufmerksam zu machen, dass die “Niederlage” des heiligen
Geistes immer eine scheinbare und nie eine wirkliche gewesen ist. Inder
Tat hat der Geist der Heiligkeit fortwährend gesiegt, so lange der Kampf
gewährt; und seine zweifache Mission ist immer prompt erfüllt worden.
1.
In den Kindern Gottes ist der heilige Geist stets mit Erfolg wirksam
gewesen, und zwar je nach dem Grade ihrer Weihung und ihres Eifers für
Gott und seine Gerechtigkeit; wenn der Geist der Bosheit, der in der Welt
ist, dabei auch seine Übermacht offenbaren wollte, so durfte daraus doch
nur Gutes für die Kinder Gottes hervorgehen, denn gerade dadurch hatten
sie Gelegenheit, ihren Charakter zu entwickeln und Gott gegenüber Treue
zu beweisen, indem es unter gegenwärtigen Verhältnissen immer noch
zutrifft, dass, wer irgend gottselig leben will in dieser Zeit, Verfolgung
leiden muss; der muss es, wie sein Meister, geduldig hinnehmen, wenn
“allerlei Böses” fälschlich wider ihn geredet wird, und wenn er dem
Herrn und seiner Sache bis ans Ende und um jeden Preis treu bleiben will,
so darf ihm auch sein irdisches Leben nicht teuer sein. - 2. Tim.
3:12; Matth. 5:11; 1. Petr. 2:23; Apg. 20:24
2.
Das
Licht, das in den Kindern Gottes wohnte, sollte seinen Schein auch auf die
Welt werfen, damit es alle diejenigen anzöge, welche von dem verkehrten
Geiste des Widersachers noch nicht völlig geblendet worden. Es sollte
eindringen in die Finsternis der Sünde, um dieselbe zu verurteilen - um
gegen alle Ungerechtigkeit zu zeugen, auf dass dadurch sogar auch
verblendete Gewissen aufgeweckt und an ihre Verantwortlichkeit gegen Gott
und an einen kommenden Tag der Vergeltung erinnern würden. So hat auch
unser Herr seine Jünger beauftragt (nach dem Empfang des heiligen
Geistes), die Wahrheit unter allen Völkern zu verkündigen “zu einem
Zeugnis über sie”, das sie annehmen oder verwerfen können.
Der
heilige Geist hat beide Zwecke, um welcher willen er gesandt wurde,
trefflich und völlig erreicht. Als erstes Resultat seines Wirkens ist
eine treue “kleine Herde” von Überwindern zubereitet und gesammelt
worden, welche den Pfaden der Gerechtigkeit gefolgt sind - Jesus der
Hauptmann und seine treuen Kreuzessoldaten, alle “bis in den Tod”
geweiht, denen als Lohn das Königreich beschieden werden soll, sobald die
letzten Glieder völlig erprobt und durch Leiden um der Gerechtigkeit
willen vollkommen gemacht sein werden. Aber auch in Bezug auf den zweiten
Zweck - das Zeugnis in der Welt - hat der heilige Geist triumphiert. Unser
Herr sagte zum voraus, dass durch das Zeugnis des Geistes die Welt überführt
werde von Sünde, von Gerechtigkeit und von einem kommenden Tag des
gerechten Gerichts, in welchem jede böse Tat dieses gegenwärtigen Lebens
vergolten werden wird, und zwar je nach dem Licht, das der Übertreter
besessen hat. - Joh. 16:8
Dieses
Zeugnis hat denn nah und fern gewirkt, so dass heutzutage die Welt als
Ganzes diese drei Dinge, von welchen der in der Herauswahl wohnende Geist
der Heiligkeit sie überführt, erkannt hat, nämlich Sünde,
Gerechtigkeit und Gericht. Es ist wahr, die Welt hat keinen klaren
Begriff, weder von der Sünde, noch von der Gerechtigkeit, auch kann sie
den Charakter und den Endzweck des kommenden Gerichts nicht verstehen, sie
weiß nicht, dass es ein Tausendjahrtag sein wird. Die Welt begreift auch
nicht die Berufung der Kirche während dieses Zeitalters: dass gewisse
Menschen dem Weltgerichtstag entgehen, ja sogar an demselben als Richter
werden tätig sein dürfen, indem sie jetzt irdische Interessen und
Vorrechte um der Gerechtigkeit willen freiwillig opfern - den Fußstapfen
ihres Erlösers folgend. Für die Welt ist es nicht nötig, diese
Einzelheiten zu erkennen, sie könnte dieselben nicht erfassen, denn das
sind “Tiefen Gottes”, welche nur diejenigen zu würdigen imstande sind
, welche nur diejenigen zu würdigen Imstande sind, welche dem Ruf des
Herrn von Herzen gehorsam sind, welche sich selbst weihen; solche
empfangen den Geist des Vaters; und als Adoptivsöhne werden sie mit den
Einzelheiten des göttlichen Planes vertraut gemacht. - 1. Kor. 2:10, 11
Wird
es aber immer so bleiben? Nein, denn sobald dieses Zeitalter die zur
Miterbschaft Christi berufene “kleine Herde” vollzählig gemacht haben
wird, werden auch die gegenwärtigen Verhältnisse aufhören. Die nächste
Aufgabe des heiligen Geistes oder der Kraft Jehovas wird die Aufrichtung
jenes Königreiches sein - die Einsetzung von Gerechtigkeit und Gericht
auf Erden. Durch seine Kraft wird der Herr “das Recht zur Richtschnur
und die Gerechtigkeit zum Senkblei machen”, und jede Falschheit, jeder
Betrug wird vor einer vollen Erkenntnis der Wahrheit weichen müssen.
Anstatt die Welt noch länger von kommenden Gericht zu überführen, wird
der Geist ihr bezeugen, dass dieses Gericht begonnen hat, und dass nun
jede Übertretung sofort mit dem gerechten Maß von Strafe heimgesucht
wird. Anstatt die Kirche zu ermahnen; “richtet nichts vor der Zeit”,
wird er ihr das Gegenteil bezeugen, dass sie als Gottes Werkzeug besonders
ausgerüstet sei, die Welt mit Gerechtigkeit zu richten. Die, welche in
dieser Zeit mit Gott im Einklang lebten und den heiligen Geist der
Gerechtigkeit und Wahrheit besaßen, werden auch nicht mehr um der
Gerechtigkeit willen leiden müssen, sondern sie werden als Könige und
Priester der Gerechtigkeit gekrönt und mit der Herrschaft über die Erde
betraut werden, damit sie dieselbe segnen und zur Vollkommenheit und
Gerechtigkeit wiederherstellen - damit sie aber auch alle vom Leben
abschneiden und zur ewigen Vernichtung überliefern, welche willentlich
die während einem solch gesegneten Gerichtstag durch Gottes Liebe und
Kraft des Lösegeldes Jesu Christi dargebotenen Gelegenheiten von sich stoßen.
So wird der große Jehova und sein Geist der Heiligkeit mit allen, die
sich ihm unterziehen, schließlich triumphieren; Sünde und Satan und der
Geist der Bosheit werden vertilgt werden, und “keinerlei Fluch wird mehr
sein”. - Jes. 28:17; 1. Kor. 4:5; 6:2; Apg. 3:23; 2. Thess. 1:9;
Offb. 22:3
Geisteskämpfe
in- und außerhalb der Heiligen
Den
allgemeinen Charakter des Kampfes haben wir soeben betrachtet, und so
lasst uns denn auch auf einige seiner gegenwärtigen Phasen (Teile) unser
Augenmerk richten. Während man ihn einerseits wohl den Kampf der Kirche
nennen kann, so ist er doch andererseits nicht weniger ein persönlicher
Kampf gegen die Sünde. Wenn die Kirche schließlich als Siegerin aus
ihrem Kampfe hervorgeht, so sind es ausschließlich die persönlichen Überwinder,
von welchen sie zusammengesetzt ist; und wenn der Sieg der Kirche ein Sieg
des heiligen Geistes oder Einflusses Gottes über den Geist der Bosheit
und Ungerechtigkeit ist, so ist das auch bei jedem einzelnen Heiligen der
Fall.
Die
große Mehrzahl der Christen weiß wenig von den wirklichen Geisteskämpfen
und Siegen zu berichten, weil sie sich nie richtig geweiht und deshalb
auch den heiligen Geist der Wahrheit nie empfangen hat. Die einen haben
sich einer Sekte geweiht und dafür einen sektiererischen Geist empfangen:
den Geist der Liebe, der Ergebung, der Dienstfertigkeit und
Opferfreudigkeit für ihre Sekte. Andere haben sich einen oder mehrere
moralische Grundsätze als ihr Ideal vorgestreckt und sich gelobt, diese
Grundsätze nie zu verletzen. Solche empfangen den Geist der Moralität -
einen Geist der Selbstbefriedigung und der Selbstgerechtigkeit. Wieder
andere haben sich irgend eine Tugend erwählt, die sie nun anbeten, und
deren Geist sie empfangen - die Geduld zum Beispiel. Sie sind denn auch völlig
zufrieden, wenn sie ein gutes Maß von Geduld und deren Geist erlangt
haben. Noch andere weihen sich, für Jesum “zu arbeiten”, und sind
befriedigt, wenn sie sich in aufregende Tätigkeit hineinarbeiten können.
Es kümmert sie wenig, welcher Art dieses Werk sei, wenn es nur kein
offenbares Werk Satans ist, wenn es nur recht viel zu tun gibt und sie
dabei eine hervorragende Stellung einnehmen dürfen. Es ist ihnen offenbar
mehr um die Arbeit als um den Erfolg zu tun, folglich sind sie ganz
zufrieden, wenn sie “Luftstreiche” ausführen können und am Ende
einsehen dürfen, dass sie wenigstens nicht viel Schaden gestiftet. Das
Wort Gottes zu erforschen, um sich zu vergewissern, was für Arbeiter der
Herr sucht, und welcherlei Werk er auszuführen beabsichtigt, würde
solchen Leuten als eine Verletzung ihres Weihegelübdes erscheinen, denn
sie haben sich geweiht zu arbeiten, darum fühlen sie sich erst von Herzen
glücklich, wenn sie in eine fieberhafte Aufregung sich versetzen können.
Andere sind etwas weiser (freilich auch nicht wahrhaft weise). Sie weihen
sich für eine besondere Art des Dienstes für Gott und Menschen, und zwar
für den Dienst, welchen sie als den notwendigsten betrachten. Wenn sie
sich für das “Temperenz-Werk” weihen, so empfangen sie den Geist
dieses Werkes und genießen den damit kommenden Segen; oder wenn sie sich
für soziale Reform-Bestrebungen weihen, so empfangen sie den Geist für
Sozialreform und deren Segnungen.
All
diese Weihungen samt den daraus entstehenden Neigungen haben ihre guten
und bösen Einflüsse. Jede derselben ist freilich weit besser als eine
Weihung zur Bosheit und deren Geist, weit besser auch noch als eine
Weihung für das eigene Ich mit dem daraus entstehenden Geist der
Selbstsucht, ja sogar noch viel besser als ein zweckloses, für nichts
geweihtes Leben. Aber keine derselben vermag in irgend einer Weise den
Vergleich mit der Weihung auszuhalten, wie die heilige Schrift sie
vorschreibt, und wie wir sie an unserem Herrn Jesus, dem Welterlöser,
verwirklicht sehen, als Beispiel für seinen Leib, die Kirche. Einzig
durch diese, die wahre Weihung, kann das Herz den heiligen Geist
empfangen, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht bekommt.
Diese
wahre und richtige Weihung unterscheidet sich denn auch von jeder anderen.
Wer irgend darauf eingeht, hat nur den einen Altar, vor welchem er sich
beugt. Er unterwirft sich dem Willen Jehovas, indem er sich selbst, seinen
eigenen Willen, als lebendiges Opfer auf des Herrn Altar legt - ein
“vernünftiger Gottesdienst.” Ein solcher macht dem Herrn weder
Vorschriften noch Bedingungen, sondern wie der Hohepriester, so spricht
auch ein jedes Glied des “königlichen Priestertums”. “Ich bin nicht
gekommen, dass ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich
gesandt hat”; “siehe, ich komme (in der Rolle des Buches steht von mir
geschrieben), dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott.” (Joh. 6:38; Psalm
40:8) Solche werden zu Teilhabern des heiligen Geistes gemacht.
Diejenigen,
welche ihren Willen opfern und sich durch Christum rückhaltlos dem Wort
und Willen Gottes unterziehen, werden von der Schrift als himmlisch oder
geistlich Gesinnte bezeichnet. Sie sind so verändert von ihrer früheren
irdischen Stellung, dass sie “neue Kreaturen” genannt werden, und
diese Bezeichnung würde nicht auf sie passen, wenn damit nicht mehr als
eine gründliche Sinnesänderung gemeint wäre, die sie an sich erfahren
haben. Und es liegt wirklich eine tiefere Bedeutung in diesem Namen; denn
wer durch den heiligen Geist der Wahrheit jetzt aus der Welt erwählt wird
und sich auf dem durch das große Sühnopfer eröffneten neuen, lebendigen
Weg zu Gott naht, der ist in der Tat eine neue Kreatur, - freilich noch im
Entwicklungsstadium, - deren Vollkommenheit (die göttliche Natur) am Ende
dieses Zeitalters bei der Ersten Auferstehung sich offenbaren wird,
vorausgesetzt, dass der betreffende als neue Kreatur den Führungen des
heiligen Geistes bis ans Ende treu gefolgt ist.
Diese
neue Geistesschöpfung oder die veränderte Gesinnung, das “Embryo”
der neuen Kreatur - das in der Auferstehung zu vollkommenem Sein gelangen
wird - ist jedoch immer noch in einem menschlichen Leib identifiziert,
darum erklärt der Apostel: “Wir haben aber diesen Schatz (die neue
Gesinnung, die neue Kreatur) in irdenen Gefäßen.” (2. Kor. 4:7) Und
von demselben Gegenstand redend, versichert er uns ferner, dass, wenn
unser irdisches Haus zerstört wird (aufgeopfert und tot in Christo), wir
einen Bau von Gott haben, ein neues Haus, einen herrlichen, für das
Innewohnen der neuen Gesinnung und des Geistes der Heiligkeit in jeder
Hinsicht passenden Leib (2. Kor. 5:1), unter der Bedingung jedoch, dass
wir zu den treuen Überwindern gehören, die bis ans Ende ihrer
Pilgerschaft auf dem schmalen Pfade wandeln, den Fußstapfen des Meisters
folgend.
Das
Wort heilig stammt von heil und bedeutet: vollständig, vollkommen. Darum
ist der heilige Geist ein ganzer oder ein vollkommener Geist. Und so
verwundert es uns nicht, wenn wir sehen, dass alle, welche irgend ein
gutes Maß des heiligen oder vollkommenen Geistes besitzen, an ihrem
Charakter in jeder Hinsicht ausgebildet und vervollkommnt werden - sie
sind viel besser imstande, jede Angelegenheit, die sie betrifft, richtig
zu beurteilen; sie besitzen “den Geist der Besonnenheit”, so laut auch
der blinde und feindselige Geist der Welt ihnen zurufen mag, “Du hast
einen Teufel und bist von Sinnen”, weil die Dinge, für die sie leben,
wofür sie arbeiten, und worauf sie sich freuen, freilich jetzt noch
unsichtbar sind, dafür aber “bleiben ins ewige Leben”, in den
Himmeln. - 2. Tim. 1:7; Joh. 10:20; 6:27
Persönlich
betrachtet, ist für diejenigen, welche durch die göttlichen Ratschlüsse
und Verheißungen zur Heiligkeit des Geistes gezeugt worden sind, der böse
Geist der Furcht einer der gefährlichsten Feinde. Er versucht es immer,
uns glauben zu machen, dass Gott die überaus großen und herrlichen
Verheißungen entweder nicht inspiriert habe, oder dass dieselben nicht für
uns bestimmt seien, oder auch, dass wir dieselben aus irgend einem Grunde
nicht zu erreichen vermögen. Alle Kinder Gottes sind den Angriffen dieses
falschen Geistes der Furcht und des Zweifels mehr oder weniger ausgesetzt,
und darum müssen auch alle diesen bösen Geist mutig bekämpfen und immer
wieder in die Flucht schlagen, sonst werden sie von demselben übermannt;
und als Folge davon sterben die Früchte des heiligen Geistes ab, bis
dieser schließlich selbst gedämpft, von uns ausgetrieben wird.
Dieser
“Geist der Furcht”, welcher in unseren Herzen wohnt, ist aber weder
ein geistiger Gott noch ein geistiger Teufel, sondern es ist einfach ein
geistiger Einfluss, dem jedes gefallene und doch noch nicht hochmütige
menschliche Wesen ausgesetzt ist. Er wird erzeugt durch die Erkenntnis,
dass man unvollkommen, der göttlichen Gnade unwürdig ist. Das einzige
und beste Mittel gegen diesen Geist der Furcht ist der heilige Geist der
Wahrheit und das gläubige Annehmen und Festhalten seiner Lehren. Der
heilige Geist sagt uns, dass wir freilich Grund genug hätten, uns vom
Geist der Furcht einnehmen zu lassen, dass diese Gründe aber nicht mehr
vorhanden seien, seitdem wir neue Kreaturen in Christo geworden seien. Er
lenkt unsere Gedanken von unseren unabsichtlichen Fehlern weg auf die von
unserem Herrn Jesus erwirkte große Versöhnung und erinnert uns an die
Worte des inspirierten Apostels: “Wenn Gott für uns ist, wer wider uns?
Er, der doch seines eigenen Sohnes nicht geschont, sondern ihn für uns
alle hin- (in den Tod) gegeben hat: wie wird er uns mit ihm nicht auch
alles (Nötige) schenken? Wer wird wider Gottes Auserwählte Anklage
erheben? Gott ist es, welcher rechtfertigt, wer ist, der verdamme?
Christus ist es, der gestorben ist (und dadurch unsere Schuld bezahlt und
unsern Mangel ersetzt hat), ja noch mehr (der verherrlichte und hoch erhöhte
Christus ist es), der auferweckt, der auch zur Rechten Gottes ist, der für
uns bittet.” - Röm. 8:31-34
Wenn
der “Geist des Glaubens” als eine “Furcht” des “Geistes” der
Heiligkeit und der Wahrheit” so gefördert und von der neuen Kreatur
unterhalten wird, so ist der Sieg über den Geist der Furcht bald
errungen; und Friede und Freude im heiligen Geist des Glaubens und der
Liebe und auch ein festes Vertrauen in Gott sind dann die Folgen eines
solchen Sieges. Diese Kämpfe wiederholen sich freilich oft während
unseres Pilgerlaufs, wir dürfen aber nie darin unterliegen; so können
wir den “Geist der Furcht” zu einem nützlichen Diener für die neue
Kreatur machen, während derselbe weder als Meister noch als Freund in dem
Herzen geduldet werden darf. Halten wir ihn als Haushund vor der Tür des
Herzens, dann mag er uns sehr gute Dienste leisten, indem er uns auf Diebe
und Mörder aufmerksam macht, welche sich uns in frecher Weise zu nähern
beabsichtigten, um uns die Schätze der Heiligkeit, der Freude, des
Friedens, der Liebe und der Gemeinschaft mit unserem himmlischen Vater und
den “Brüdern” zu rauben.
Sind
wir durch das Austreiben aller hindernden Einflüsse und das Empfangen
seines Geistes in die richtige Stellung zu Gott gekommen, so lasst uns
wachsam sein, uns fürchten vor Angriffen von außen, damit keiner von uns
als ein solcher erfunden werde, der bereit ist, mit dem Bräutigam
auszuziehen, aber noch am frühen Morgen von einem Geist der Trägheit,
der Sorglosigkeit und Schlafsucht übermannt wird, so dass er, den törichten
Jungfrauen gleich, für den Hauptmoment - für “die Hochzeit” - nicht
zubereitet ist.
So
nützlich uns aber der Geist der Furcht als Diener auch sein mag, so
wollen wir doch stets bedenken, dass er nicht aus Gott ist und deshalb nie
Platz greifen darf in dem Herzen des Christen, das völlig von den
verschiedenen Gliedern der “heiligen Gottes-Familie” wie Liebe,
Freude, Friede, 2c. , erfüllt sein soll; denn die vollkommene Liebe
treibt sowohl den Geist der Furcht aus, als auch alle anderen Glieder der
“unheiligen Geistes-Familie” - Zorn, Bosheit, Hass, Eifersucht,
Unzufriedenheit, Hochmut, Ehrsucht 2c “Denn Gott hat uns nicht einen
Geist der Furcht gegeben, sondern (den Geist) der Kraft und der Liebe und
der Besonnenheit.” - 2. Tim. 1:7
Manchmal
kommen die Angriffe auch von hinten, statt von vorn - durch eine Furcht für
Freunde, durch eine Furcht für die Welt oder durch eine Abneigung, auch
in Bezug auf andere dem Herrn zu vertrauen, obwohl man ihm, was die eigene
Person betrifft, gern vertraut. Das ist auch eine ernste Sache, denn
gerade dadurch kann ein gutes Maß von Freude und Frieden vertrieben und können
unsere Anstrengungen irregeleitet werden. Der “Geist der Furcht” sagt:
Es ist ein großer Fehler, zu glauben, dass Christus für alle starb, und
eine unverantwortliche Vermessenheit, zu erwarten, dass, dank dem Lösegeld,
schließlich jedermann einen Segen, eine Gelegenheit zum Leben erlangen
kann. Oder, wenn der Geist der Furcht uns nicht zu überwinden vermag,
dann probiert sein böser Gefährte, “der Geist des Irrtums”, uns ins
andere Extrem zu treiben, indem er uns glauben machen will, dass zuletzt
alle ohne Ausnahme zu ewigem Leben gelangen werden, weil Gott durch deren
Weiterleben nicht kompromittiert würde. Vernichte er die willentlich
Gottlosen, so sähe es aus, als fürchte er sie, und diesen Schein werde
er sicher vermeiden wollen.
Der
“Geist des Irrtums” will weiser sein als das Wort Gottes, er
veranlasst die menschliche Vernunft, Gott nach ihren Begriffen zu
beurteilten, anstatt diese falschen Begriffe und Prinzipien der Menschen
durch das Wort der göttlichen Offenbarung zu berichtigen. So probiert der
Geist des Irrtums, der Geist der Furcht, der Knechtschaft (alle als
Elemente des Geistes des Widersachers, des unheiligen Geistes) auf
verschiedene Weise, die Aussagen des Geistes der Wahrheit als Lügen
darzustellen: dass z.B. “Christus Jesus von Gottes Gnade den Tod
schmeckte für jedermann”, dass schließlich jeder Kreatur Gelegenheit
geboten werden soll, in Gottes Gemeinschaft zurückzukommen, und dass,
wenn alle Menschen zur vollen Erkenntnis der Wahrheit gekommen sein
werden, sie durch dieselbe gerichtet und entweder des ewigen Lebens würdig
erachtet, oder aber zur ewigen Vernichtung, dem zweiten Tode verurteilt
werden. “Hieraus erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist des
Irrtums.” - 1. Joh. 4, 5, 6; Apg. 3:23
Der
Geist Gottes, der Geist der Heiligkeit, offenbart sich als ein Geist der
Freude und des Friedens in allen, welche ihn empfangen, und zwar in dem
Verhältnis, wie sie ihn empfangen - in dem Verhältnis, wie sie mit dem
himmlischen Vater in Einklang kommen und mit dem Erlöser, der denselben
Geist, dieselbe Gesinnung, in sich trägt. Der Geist des Herrn führt zum
Glauben an die göttlichen Verheißungen; der Geist des Irrtums lenkt die
ihm Gehorchenden gerade in die entgegengesetzte Richtung: er leitet sie
zur Verachtung des göttlichen Wortes, zu menschlichen Grübeleien, zu
Leichtgläubigkeit und Aberglauben, kurz gesagt, zum Glauben an Dinge,
welche Gott nie gesagt, und welche jedem, der den “heiligen Geist”,
den “Geist der Besonnenheit” besitzt, als unvernünftig erscheinen.
Der Geist der Wahrheit führte die Seinigen zu Arbeit und Interesse an der
göttlichen Sache, und er lässt sie es als Vorrecht erkennen und schätzen,
wenn sie in irgend einer Weise Gottes Mitarbeiter sein dürfen; der Geist
des Irrtums dagegen ist ein “Geist der Schlafsucht” und der
Sorglosigkeit in Bezug auf himmlische Dinge, in Bezug auf irdische Dinge
freilich ein Geist der Sorgfalt - ein Geist der Sorglosigkeit betreffs der
wahren Kirche und deren Band der Liebe, dafür aber ein Geist der
Wachsamkeit in Bezug auf menschliche Einrichtungen und deren
Bekenntnis-Bande. - Röm. 11:8
“Das
Fleisch gelüstet wider den Geist”
Wie
wir schon bemerkt haben, sind die geweihten Kinder Gottes - die vom Geist
gezeugten “neuen Kreaturen” - nun zweifache Wesen; das neue, nicht völlig
entwickelte, noch nicht “geborene” und auch noch keinen passenden Leib
besitzende Wesen lebt in dem alten, fleischlichen Leib, welcher tot
gerechnet ist; - d.h. welcher von dem erneuerten Willen während dessen
Entwicklungszeit dienstbar gemacht wird. (Damit ist aber nicht gesagt,
dass die Christen zwei Naturen besitzen, denn solch ein Gedanke wäre
unvereinbar mit dem wissenschaftlichen Standpunkt der Bibel). Der neue
Geist, die Gesinnung Christi oder der heilige Wille wird nur von Gott
erkannt und von den “heiligen Brüdern, deren Miterben der himmlischen
Berufung”, nichtsdestoweniger steht aber dieser neue, durch das Wort
Gottes gezeugte Wille in stetigem Kampf mit dem alten Willen, mit dem
Geist oder den Neigungen unseres gefallenen Fleisches.
Der
neue Geist, die neue Kreatur, die vom heiligen Geist der Liebe gezeugt
ist, neidet nicht; wie geschrieben steht: “Die Liebe neidet nicht, tut
nicht groß” 2c
. (1. Kor. 13:4) Wenn also unsere Handlungen, Worte oder Gedanken irgend
vom Geist des Neides, des Hasses, des Zankes oder der Ruhmsucht regiert
werden, so ist das ein sicheres Zeichen, dass unser ehemaliger böser
Geist im Begriffe steht, wieder einen Sieg über uns als neue Kreaturen zu
erringen. Je mehr wir uns aber dieser bösen Eigenschaften entledigen, und
dafür mit den Elementen des heiligen Geistes ausrüsten können - mit
Freundlichkeit, Güte, Sanftmut, Brüderlichkeit, Liebe desto mehr gewinnt
Christus (welcher des Vaters Ebenbild ist) in uns Gestalt, desto mehr
werden wir mit dem heiligen Geist erfüllt; nicht erfüllt mit einer
Geistesperson, sondern mit dem Geist, dem Einfluss oder Willen einer
Person, nämlich mit demjenigen unseres Vaters Jehovas - mit demselben
Geist, welcher auch in seinem Eingeborenen Sohn war und noch jetzt ist.
Der
Apostel Paulus gibt uns eine treffliche Bestätigung dieses Kampfes
zwischen dem Geiste, der Gesinnung oder den Neigungen unseres Fleisches
und dem neuen Geiste, der neuen Gesinnung und den guten Neigungen, zu
welchen wir wiederhergestellt worden sind; aber er behandelt den
Gegenstand als vom neuen zugerechneten Standpunkt aus betrachtet: als ob
wir nicht mehr “das Fleisch” seien, sondern als ob das Fleisch unser
Feind sei, und nur die neue Kreatur in uns anerkannt und der heilige Geist
als unsere einzige Gesinnung betrachtet würde. Wir lesen: “Ich sage
aber: Wandelt im Geiste, und ihr werdet die Lust (die Neigungen) des
Fleisches nicht vollbringen. Denn das Fleisch gelüstet wider den Geist,
der Geist aber wider das Fleisch; diese aber sind einander
entgegengesetzt, auf dass ihr nicht das tuet, was ihr (als neue Kreaturen)
wollt.” Der fortwährende Widerstand und Betrug des Fleisches verhindert
uns, vollkommene Taten zu wirken; durch seine Gnade nimmt uns Gott
freilich trotzdem an als “neue Kreaturen”, deren Herz, Gesinnung oder
Geist dem Vater heilig und angenehm ist durch den Geliebten. - Gal. 5:16,
17
“Von
Gott gelehrt” durch den heiligen Geist
Wenn
wir uns nun alles vergegenwärtigen, was wir in Bezug auf den heiligen
Geist der Wahrheit gelernt haben und in Bezug auf dessen Wirksamkeit in
den Kindern Gottes (durch seinen erleuchtenden Einfluss auf ihren
Verstand, durch das Aufdecken und Verscheuchen von Irrtümern und durch
das Erklären und Aufschließen des lebendigen Wortes der Wahrheit), dann
fangen wir an, des Apostels Worte zu verstehen und zu würdigen: “Was
kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, und in keines Menschen Herz
gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben; uns aber hat es
Gott bereitet hat denen, die ihn lieben; uns aber hat es Gott geoffenbart
durch seinen Geist; denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen
Gottes.” (1. Kor. 2:9, 10) Das heißt, nachdem wir unseren Willen dem
Herrn übergeben haben, damit wir von ihm belehrt würden und in seinen
Wegen wandeln möchten, sind wir mit seinem Willen, seiner Gesinnung,
seinem Geiste eins geworden, und wir lernen dann auch, alle Dinge von
diesem neuen Standpunkt aus - von dem Standpunkt einer neuen, richtig
geleiteten Gesinnung - zu betrachten, wir sehen sie in einem neuen Licht,
darum wird uns alles neu. Die neue Gesinnung, der neue Wille drängt uns,
die tiefen Gottes zu erforschen, das Wort Gottes zu studieren, damit wir
als gehorsame Söhne seinen Willen erkennen und auch tun können. Besitzen
wir die Gesinnung, den Geist unseres Vaters, dann beachten wir jede
Einzelheit seiner Instruktionen und suchen nach seinem Gefallen zu
wandeln. “Denn wer von den Menschen weiß, was (welche Gesinnung, welch
ein Wille, welche Pläne) im Menschen ist, als nur der Geist (der
Verstand) des Menschen, der in ihm ist? Also weiß auch niemand, was in
Gott ist, als nur der Geist Gottes.” (1. Kor. 2:11) Das will sagen, so
wie kein Mensch den Sinn oder die Pläne eines anderen Menschen verstehen
kann, es sei denn, er habe sie ihm geoffenbart, so kann auch niemand den göttlichen
Willen und Plan erkennen, ausgenommen, wenn er mit der Göttlichen
Gesinnung in Einklang kommt - wenn er den heiligen Geist empfängt.
Nun
haben wir empfangen “den Geist (die Gesinnung, den Willen), der aus Gott
ist, auf dass wir die Dinge kennen, die uns von Gott geschenkt sind ...
Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist,
denn es ist ihm eine Torheit und er kann es nicht erkennen, weil es
geistlich beurteilt wird.” Diese Dinge können nur von denen verstanden
werden, die den Geist oder die Gesinnung Gottes, den Geist seines Planes,
den Geist der Wahrheit, empfangen haben. Alle solche müssen einen der
Gerechtigkeit und Wahrheit entsprechenden Sinn haben, soweit sie deren
Grundsätze verstehen, und es sollte ihr tägliches Bestreben sein, die
Wege und Gedanken, den Willen Gottes immer besser zu verstehen und immer
mehr von seinem Geist, von seinen Eigenschaften zu erlangen. Solch
gehorsame Söhne werden denn auch immer mehr “erfüllt mit dem Geist”
der Wahrheit und des Gehorsams (gegen die Wahrheit). In diesen Zustand
gelangen sie aber nicht durch ein Vergleichen der geistigen mit den natürlichen
Dingen, wie der natürliche Mensch es zu tun geneigt ist, sondern allein
durch das Befolgen des göttlichen Rates und durch das Vergleichen
geistlicher mit geistlichen Dingen. “Der Geistliche (welcher den
heiligen Geist empfangen hat) beurteilt alles (er ist imstande, beides
menschliche und Geistliche Dinge im Lichte des göttlichen Planes richtig
zu verstehen und nach ihrem wahren Wert zu schätzen), er selbst aber wird
von niemandem beurteilt.” Kein natürlicher Mensch kann die Motive
verstehen oder richtig beurteilen, welche die geistlich gesinnten “neuen
Kreaturen” veranlassen, solche Dinge freiwillig zu opfern, die dem natürlichen
Menschen wertvoll erscheinen - und für solche Hoffnungen und Aussichten
zu opfern, welche dem letzteren höchst unwahrscheinlich und unvernünftig
erscheinen; darum werden die Nachfolger des Herrn “als Narren
geachtet” von den weltlich Gesinnten, von denen, die den Geist der Welt
besitzen. - 1. Kor. 2:12-16; 4:10
Der
Parakletos, Tröster oder Sachwalter
Parakletos
ist in Johannes 14:16, 26 mit “Sachwalter” oder “Tröster” übersetzt,
diese Bezeichnungen sind aber hier nicht ganz am Platz. Die richtige
Bedeutung dieses Wortes ist Hilfe, Ermutigung, Beistand, Stärkung. So
deutete die Verheißung unseres Herrn an, dass der heilige Geist, welchen
der Vater in Jesu Namen und als Jesu Stellvertreter senden wollte, seinen
Nachfolgern jederzeit nahe sein werde, um ihnen in allen ihren Nöten und
Bedürfnissen beizustehen - die heilige Kraft, durch welche er sein Volk
leiten und befähigen wollte, “im Glauben zu wandeln und nicht im
Schauen.” Und unser Herr gibt uns in der Tat zu verstehen, dass all die
Dienstleistungen des Geistes seine eigenen Dienste sind, indem er sagt:
“Ich werde euch nicht Waisen lassen, ich komme zu euch.” (Vers 18) Er
identifiziert somit den heiligen Geist mit sich selbst. “Wenn aber
jemand Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein” - und hat auch den
Parakletos, den göttlichen Beistand nicht.
Diese
Kraft Gottes ist mit der ganzen Kirche, doch empfängt jedes Glied auch
seinen persönlichen Teil an dem heiligen Einfluss - durch persönliche
Verbindung mit den Mitteln und Wegen der Mitteilung des Geistes, oder,
bildlich gesprochen, mit den “Kanälen” des Geistes. Die Wahrheit
selbst ist der Hauptkanal, durch welchen der Geist der Wahrheit uns zufließt,
aber alle, die mit der Wahrheit eng verbunden sind und deren Geist
besitzen, sind in dem Verhältnis auch selbst Kanäle, durch welche der
Geist wieder andere beeinflusst, andern beisteht.
Die
Kraft (oder der Geist) Gottes ist für die Menschen unsichtbar, aber ihre
Wirkungen sind fühlbar und sichtbar. Das kann am besten mit dem
elektrischen Strom im Kupferdraht illustriert werden. Der Strom selbst ist
unsichtbar; sobald aber der mit einem richtigen Motor versehene Wagen
(einer elektrischen Bahn) mit seinem “Arm” den Draht berührt, dann
wird die Kraft durch die Bewegung des Wagens offenbar. Vermittelst anderer
Einrichtungen versieht dieselbe Kraft den Wagen mit Licht und Wärme. Und
dieselbe Kraft ist es auch, welche durch eigene Apparate den
telegraphischen und telephonischen Verkehr ermöglicht. All das sind
Segnungen der elektrischen Kraft; sie kann aber ebenso wohl auch zerstörend
und todbringend wirken durch den elektrischen Hinrichtungsstuhl (oder
durch unglückliches Berühren einer Starkstromleitung). So ist der
heilige Geist die geistige Energie oder Kraft Gottes - er bewegt,
erleuchtet, erwärmt und belehrt alle, welche, die richtigen Bedingungen
besitzend, durch die richtigen “Kanäle” in Verbindung mit ihm
gebracht werden. Allen böswilligen Sündern aber bringt er den Zweiten
Tod. Wie sehr ist es deshalb jedem Kinde Gottes nötig, die richtige Ausrüstung
zu besitzen und in der richtigen Verbindung zu stehen, damit es mit dem
Geist erfüllt und zu jedem guten Werk fähig werde!
Aber
auch in dieser Bezugnahme auf den heiligen Geist als auf einen andern Tröster,
Helfer oder Kraftspender finden wir keine Hindeutung auf einen andern Gott
oder auf eine andere Person einer Dreieinigen Gottheit. Der Zusammenhang
beweist uns im Gegenteil, dass der tröstende, sachwaltende oder stärkende
heilige Geist kein anderer als der Geist des Vaters und der Geist des
Sohnes ist. Vers 18 und 23 bezeichnen den Vater und den Sohn als
diejenigen, welche die Kirche stärken, leiten und trösten - durch den
Geist. So erklärt unser Herr auch anderweitig: “Siehe ich bin bei euch
alle Tage, bis ans Ende des Zeitalters” - durch den heiligen Geist,
nicht persönlich.
“Er
wird euch in alle Wahrheit leiten.”
Mit
dieser Erklärung machte uns der Herr auf den “Kanal” aufmerksam,
durch welchen diese Kraft Gottes, “der Geist der Wahrheit” auf sein
Volk kommen sollte. “Die Worte, die ich zu euch rede, sind Geist und
sind Leben.” Damit will er sagen: Durch meine Worte wird die Gesinnung,
der Wille, der Geist Gottes offenbar. Wollen wir also irgend auf Sieg
hoffen, so ist es unbedingt nötig, dass wir das Wort der Wahrheit beständig
und reichlich unter uns wohnen lassen. Beachten wir deshalb die
Ermunterung des Herrn: “Suchet in der Schrift”, vergessen wir nicht,
wie der Apostel das Betragen der Beröer als ein edles anempfiehlt, weil
sie “täglich die Schriften untersuchten”, und wie er selbst die Gläubigen
zum Schriftforschen ermuntert: “Deswegen sollen wir um so mehr auf das
achten, was wir gehört haben”; und “alle Schrift ist von Gott
eingegeben und nütze, ... auf dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu
jedem guten Werk völlig geschickt.” Beherzigen wir nicht minder auch
die Ermahnung des Petrus: “Und wir besitzen das prophetische Wort
befestigt, auf welches zu achten ihr wohl tut.” - Joh. 5:39 (Luther);
Apg. 17:11; Hebr. 2:1; 2. Tim. 3:17; 2. Petr. 1:19
Die
Verheißung, “mit dem Geist erfüllt” zu werden, gilt nicht denen, die
das Wort Gottes bloß besitzen, noch auch denen, welche es nur lesen,
sondern allein denjenigen, welche es ernstlich erforschen und zu verstehen
suchen und, wenn sie es verstehen, dann auch eifrig bestrebt sind, ihm
gehorsam zu sein. Wenn wir vom Geist Gottes erfüllt zu werden wünschen,
dann müssen wir reichlich aus dem Brunnen der Wahrheit - aus seinem Worte
- schöpfen; und da unsere irdischen Gefäße unvollkommen und leck sind,
so ist es leicht möglich, dass uns geistige Dinge wieder entschlüpfen,
in welchem Fall der uns beständig umgebende Geist der Welt sofort einströmt,
um den leeren Raum auszufüllen. Der Geist der Welt übt einen beständigen
Druck auf die Kinder Gottes aus, um den neuen Geist, die neue Gesinnung,
den Geist der Heiligkeit, wieder aus ihnen zu verdrängen; für die
Getreuen des Herrn, die neuen Kreaturen in Christo ist es darum das beste,
wenn sie so nah als möglich bei dem Urquell der Wahrheit, bei dem Herrn,
wohnen und so nah als möglich bei seinem Wort, damit der Geist Gottes in
ihnen nicht gedämpft und sie anstatt desselben vom Weltgeist erfüllt
werden.
Auf
einen Umstand möchten wir bei dieser Gelegenheit noch aufmerksam machen:
während nämlich eine Erkenntnis der Wahrheit, der heiligen Schrift, für
den Besitz des Geiste der Wahrheit wichtig, ja sogar unumgänglich nötig
ist, so ist es einem Menschen doch auch möglich, viel Erkenntnis der
Wahrheit zu besitzen ohne das geringste Maß von deren Geist empfangen zu
haben. Den Geist empfangen heißt, in Herzensübereinstimmung mit der
Wahrheit und mit dem im Wort geoffenbarten göttlichen Willen zu kommen,
und dieser Zustand kann nur auf einem Weg erreicht werden: indem wir
erstens den Herrn Jesum als unseren Erlöser und Rechtfertiger annehmen
und uns dann rückhaltlos weihen, seinen Willen zu erkennen und zu tun.
Dieser
“Geist der Wahrheit”, dieser “heilige Geist” oder die mit Gott und
seiner Gerechtigkeit harmonierende Gesinnung, sollte aber nicht mit den
“Gaben des Geistes” verwechselt werden, auch nicht mit den “Früchten
des Geistes”, obgleich dessen Besitz die letzteren, die “friedsamen Früchte
der Gerechtigkeit”, als Sanftmut, Geduld, Gütigkeit, Liebe, immer
hervorbringt. Der Geist der Wahrheit muss in uns wohnen, bevor er solche
Früchte in unserem täglichen Leben erzeugen kann; auch ist der zur
Entwicklung schöner und angenehmer Früchte erforderliche Zeitraum bei
den einen länger als bei den andern; ein jeder sollte sich aber an die
Worte unseres Herrn erinnern: “Hierin wird mein Vater verherrlicht, dass
ihr viel Frucht bringt - und ihr werdet (auf diese Weise) meine Jünger
sein.” Auch sein Gleichnis vom Weinstock sollte uns stets im Gedächtnis
bleiben. Seine geweihten Jünger vergleicht er darin mit den Reben, und
von diesen spricht er: “Jede Rebe in mir, die Frucht bringt, die reinigt
(beschneidet) er (der Vater), auf dass sie mehr Frucht bringe, und jede,
die nicht Frucht bringt, die nimmt er weg.” - Joh. 15:8, 2
Der
Gläubige wird eine Rebe von dem Augenblick seiner Weihung an, und er
nimmt teil an dem Saft der Wurzel, er ist Teilhaber des heiligen Geistes.
Nun kann aber nicht von ihm erwartet werden, dass er sofort die Früchte
des Geistes alle und in ihrer Vollkommenheit hervorbringe. Die ersten
Beweise seiner Verbindung mit dem “Weinstock der Kirche” werden seine
Gemeinschaft mit den andern Reben, sein Zusammenhang mit der Wurzel und überhaupt
Lebenszeichen irgend welcher Art sein. Als Nächstes folgen (um das Bild
der Rebe weiter auszuführen) die Ranken, wodurch die Rebe wächst und
sich befestigt; dann kommen die Blätter (die Bekenntnisse), später Blüten,
und schließlich Früchte. Aber die Früchte sind zuerst recht klein und
sauer, und es erfordert geraume Zeit und auch viel Hitze, bis die Traube
dem großen Hausherrn in Größe und Geschmack angenehm ist. So entwickeln
sich die “Früchte des Geistes” Christi, welche von jeder Rebe am
Weinstock - von jedem Glied des Leibes Christi, der Kirche - erwartet
werden. Wenn diese Früchte des Geistes - Sanftmut, Güte, Geduld, Glaube,
Hoffnung, Liebe - zur erwarteten Zeit nicht erscheinen, dann wird die Rebe
nicht länger mehr als eine solche, sondern als ein Schmarotzer betrachtet
und vom Weinstock weggeschnitten, als des ferneren Saftgenusses unwürdig.
Was
die “Gaben des Geistes” anbelangt, die zu Anfang dieses Zeitalters
mittelst Einsetzung der Kirche ausgeteilt wurden, haben wir bereits
gesehen, dass sie sich von den “Früchten des Geistes” unterscheiden.
Die Gaben wurden durch das Händeauflegen der Apostel mitgeteilt; von
selbst, d.h. ohne deren Vermittlung, kamen sie nur in Ausnahmefälle.
(Apg. 2:4; 10:45) So war z.B. Simon der Zauberer nicht imstande, anderen
die Gaben mitzuteilen (trotzdem er getauft war und eine Gabe für seinen
eigenen Gebrauch empfangen hatte), und er bekam von Petrus einen scharfen
Verweis, weil er diese rein apostolische Kraft mit Geld zu erkaufen
begehrte. (Apg. 8:13-21) Und aus der gleichen Erzählung ersehen wir, dass
sogar Philipper, der Evangelist, die Gaben des Geistes anderen nicht
mitteilen konnte, trotzdem er selbst “Zeichen und große Wunder” zu
tun vermochte, sondern er war genötigt, die Apostel kommen zu lassen,
damit die durch ihn Begehrten von denselben die gaben empfingen. Alles das
stimmt völlig mit der Erklärung des Apostels Paulus überein, dass viele
dieser Gaben aufhören, verschwinden würden. Das musste so kommen, sobald
die Apostel und auch alle diejenigen gestorben waren, welche die
“Gaben” durch die Vermittlung der Apostel empfangen hatten. Die Gaben
des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, von denen der Apostel erklärte,
dass sie anhalten würden, waren keine Wundergaben, sondern Erzeugnisse,
“Früchte”, wie er sie an anderer Stelle beschreibt. - 1. Kor. 13:8;
Joh. 15:16
Unter
den Gaben des Geistes unterscheidet der Apostel (1) die der Apostel, (2)
die der Propheten, (3) die der Lehrer. Die Gabe von Aposteln haben wir
noch jetzt unter uns, denn wir besitzen in den neutestamentlichen
Schriften ihre Lehren so klar und vollständig, dass es keines Dazutuns
mehr bedarf; darum hatten und brauchten die Apostel keine Nachfolger. Wir
lesen übrigens nur von “zwölf Aposteln des Lammes”. Sie sind die
“zwölf Sterne”, die Krone der Kirche, oder “die zwölf Grundlagen
des Neuen Jerusalem” - der verherrlichten Kirche. (Joh. 6:70; Offb.
12:1; 21:14) Auch die Gaben von Propheten oder Auslegern und Lehrern haben
wir noch unter uns - Diener Gottes und seiner Kirche, die verschiedene
Sprachen reden. Diese Gaben werden aber nicht mehr augenblicklich und auf
wunderbare Weise offenbar: ohne vorhandene Talente, ohne vorausgegangene
Erziehung, einfach durch das Auflegen apostolischer Hände. Solche Wunder
sind nicht mehr nötig und werden auch nicht mehr gebraucht - sicherlich
nicht mehr in dem Maße wie früher. Dafür erwählt sich der Herr nun
solche, die durch natürliche Begabung und durch Erziehung für seinen
Dienst geeignet sind. Bedenken wir dabei aber immer, dass in den Augen des
Herrn der Herzenszustand eines Menschen viel mehr den Ausschlag gibt, als
alle seine Fähigkeiten zusammen, und dass er seine Erwählten (weil mit
seinem Geist erfüllt) als seine besonderen Diener und Sendboten sehr wohl
zu gebrauchen imstande ist. Er hat stets Mittel und Wege genug, um den
Seinigen die nötige Hilfe zu verschaffen: so gab er z.B. seinem
besonderen Diener Mose, dem “an Lippen Unbeschnittenen”, den Aaron als
Sprecher bei.
Die
Kinder Gottes sollten nicht vergessen, dass, wenn auch die Verwaltung oder
die Methode geändert hat, es doch immer derselbe Herr ist, der durch den
gleichen heiligen Geist die Angelegenheiten der Kirche überwacht und
leitet - wenn nach außen auch weniger Aufsehen erregend, geht er dabei
doch stets mit der gleichen Sorgfalt zuwege. Und die Glieder von der Herde
des Herrn, die von seinem Geist geleitet und von seinem Wort belehrt
werden, sollten allen denen mit Vorsicht begegnen, welche Lehrer und
Evangelisten zu sein scheinen, oder zu sein vorgeben. Sie sollten nicht
ohne weiteres jeden als Lehrer und Evangelist aufnehmen, der sich als
solcher anmeldet, sondern nur diejenigen, welche vom Herrn mit den dazu nötigen
Gaben ausgerüstet sind; einer der Hauptprüfsteine ist ihre Stellung zum
Worte Gottes - dass sie nicht sich selbst verkündigen, sondern die Kraft
und die Weisheit Gottes und Jesum Christum als den Gekreuzigten. Wenn
irgend jemand mit irgend einem anderen Evangelium zu uns kommt, so dürfen
wir ihn laut ausdrücklicher Vorschrift nicht als Lehrer der Wahrheit
aufnehmen, sondern wir haben ihn als einen Knecht des Irrtums zu
betrachten, sei er sich seiner Stellung bewusst oder nicht.
So
belehrt der Geist oder Einfluss Gottes (der heilige Geist oder Einfluss
der Wahrheit) seine Kinder, indem er sie (direkt oder indirekt) zu einer
Erkenntnis Gottes leitet. So ist er der “Kanal”, der Übermittler,
durch welchen jetzt der Kirche die Versöhnung zu teil wird, und durch
welchen dieselbe im kommenden Zeitalter auch der übrigen Menschheit
zukommen wird - wenn “der Geist und die Braut (die verherrlichte Kirche)
sagen werden, Komm!... wer da will, nehme das Wasser des Lebens
umsonst.” - Offb. 22:17