SCHRIFTSTUDIEN
BAND
6 - DIE NEUE SCHÖPFUNG
Studie
15
Die
Feinde und Anfechtungen der Neuen Schöpfung.
„Der alte Mensch.“ — Die Welt als Feind der
Neuen Schöpfung. — Der große Widersacher. — Er war ein Lügner und ein
Mörder von Anfang. —
Satans Genossen. —
Legionen von bösen Geistern. —
Wie Satans erste Lüge sich forterhielt und forterhält. —
„Unser Kampf
ist nicht (nur) wider Fleisch und Blut.“ —
Der Dienst des Bösen. —
Die
Versuchung durch Satan. —
„Das Gebet des Glaubens wird den Kranken
heilen.“ —
„Wenn ein Satan den Satan austreibt, so kann sein Reich
nicht länger mehr bestehen.“ —
„Liebet Gerechtigkeit, hasset das
Unrecht.“ —
Mark. 16:9-20. —
Die Namenkirche ein Feind der Neuen Schöpfung. —
Die Waffenrüstung Gottes.
Unter den Feinden der Neuen Schöpfung
befindet sich mit in erster Linie der „alte Adam“, der alte Wille.
Lasst uns dabei jedoch nicht in den allgemeinen Irrtum fallen. Lasst uns
nicht glauben, die Neue Schöpfung habe zweierlei Gesinnung, zweierlei
Willen. „Ein wankelmütiger Mann ist unstet in allen seinen Wegen“ und
kann dem Herrn nicht gefallen. So ist die Neue Schöpfung nicht. Sie hat
nur eine Gesinnung, einen Geist, einen Willen, eine Richtung: den neuen
Willen, der, da er die Gesinnung Christi, der Heilige Geist ist. Die Neue
Schöpfung hat nicht einen Teil der Gesinnung Christi angenommen und im übrigen
den Willen des natürlichen Menschen mit übernommen; sie hat diesen
letzteren vielmehr daran gegeben, in den Dienst des Herrn gestellt; dieser
ist nun der Welt abgestorben und hat nicht mehr die Oberleitung der Dinge
des gegenwärtigen Lebens. Auf diesem Wege und so allein kann ein Mensch
ein Glied am Leibe Christi werden, und er kann es bleiben, wenn er durch
den Willen des Hauptes sich stetsfort regieren lässt. Auf diesem Wege und
so allein kann die Neue Schöpfung überhaupt gezeugt werden, für welche
alles Alte vergangen und alles neu geworden ist. Bei wem das nicht der
Fall ist, wer eine solche Darangabe nicht gemacht hat, der ist kein Glied
der Herauswahl, die da ist der Leib Christi, geworden, wenn er auch
Mitglied des Haushaltes des Glaubens sein kann, aus welchem alle
Mitglieder der Herauswahl, alle Glieder des Leibes Christi, kommen.
Doch obwohl bei der Weihung auf den
alten Willen in dieser Weise gänzlich und für immer verzichtet worden
ist, obwohl der alte Mensch in den Augen des Herrn und derer, die die
Dinge ansehen wie er, als tot, das Fleisch als der Sünde abgestorben und
Gott lebend gerechnet und in den Dienst des neuen Willens gestellt wird (Röm.
6:11; 8:11), so gibt es der Schwierigkeiten gar viele. Dieser als tot
gerechnete Leib und Wille versucht stets, sich wiederum geltend zu machen
und muss durch den guten Kampf des Glaubens stetsfort niedergehalten
werden. Wird der neue Wille gleichgültig, und hört er auf, das der Sünde
abgestorbene Fleisch als Diener hoher, geistiger Zwecke zu gebrauchen, so
gewinnt dieses Fleisch alsbald wiederum Leben und erhebt Ansprüche, die
dem neuen Willen zuwiderlaufen und der Neuen Schöpfung schädlich sind.
Diese muss daher fortwährend auf der Hut sein, den alten Willen mit
seinen Wünschen und Bestrebungen stetsfort kreuzigen. „Ich zerschlage
meinen Leib“, schreibt der Apostel in 1. Kor. 9:27, „und führe ihn in
Knechtschaft, auf dass ich nicht, nachdem ich anderen gepredigt, selbst
verwerflich werde“ - meine Berufung und Erwählung festzumachen verfehle.
Das Wort Gottes sagt vom Herzen des natürlichen
Menschen, es sei ein über alle Begriffe trügerisches und verzweifelt böses
Ding. (Jer. 17:9) Selbstredend ist hiermit nicht das „Herz“ genannte
Organ hinter unseren Rippen gemeint, sondern die Gesinnung, welche die
Schrift (und der allgemeine Sprachgebrauch - der Übers.) sehr oft „Herz“
nennt. Die Neue Schöpfung erhält ein neues Herz, d.h. eben eine neue
Gesinnung, einen neuen Willen, eine neue Geschmacksrichtung, sie liebt vor
allen Dingen Gott und seine Gerechtigkeit, seine Wahrheit, seinen Plan,
und schätzt alle Dinge nach ihrem Grad der Übereinstimmung mit Gott und
seiner Gerechtigkeit. Dem neuen Herzen stehen alle Glieder der Neuen Schöpfung
am nächsten; ja die Liebe für die Brüder ist gerade einer der
deutlichsten Beweise dafür, dass jemand zum Herrn in das besondere Verhältnis
getreten ist, welches das Teil der Neuen Schöpfung ist. Allein diese
Liebe schafft unsere Verpflichtungen anderen Menschen gegenüber nicht aus
dem Wege.
Die Neue Schöpfung, das neue Herz mit
seinen neuen Trieben, wird beständig belagert, bestürmt von dem alten
Herzen mit seinen alten selbstsüchtigen Trieben. Oft wendet dieses auch
List an, indem es zum neuen Herzen ungefähr so spricht: „Du rechnest
mich als tot, du hast mich vor die Tür gesetzt; nun bin ich auch dem
Alten abgestorben. Ich bin nicht mehr dasselbe alte Herz wie ehedem; ich
habe darum Anspruch auf einige Rücksicht. Du darfst mich nicht zu hart
behandeln; du musst zugeben, dass ich mich ganz bedeutend gebessert habe.
Nun musst du mir es nicht zu schwer machen; das wäre nicht gerecht. Du
musst bis zu einem gewissen Grade selbstsüchtig sein. Du musst Ausschau
halten nach Vorteilen für Nummer eins (dein liebes Ich) und deine Familie;
du musst derselben nicht nur das Notwendigste, sondern noch vieles dazu,
Reichtum, gesellschaftliche Stellung usw., verschaffen; für sie musst du
dich opfern.“
Welch ein feiner Betrug liegt in dieser
Sprache, und wie viele haben dies zu ihrem Verdruss geschmeckt und bemerkt,
dass ihre neue Gesinnung von der alten gefangen gesetzt worden ist. O
diese schweren Ketten! Mit Vorliebe hält das alte Herz der Neuen Schöpfung
den Rat vor: „So viel an euch, lebt mit allen Menschen in Frieden.“
Dieser Rat wird höher gestellt als das Gebot: „Du sollst den Herrn
deinen Gott lieben von ganzem Herzen, aus ganzer Seele, mit ganzem Gemüt
und mit allen deinen Kräften und deinen Nächsten wie dich selbst.“
Diesem Gebot kann nicht nachgelebt werden, wenn Friede um jeden Preis
gesucht wird. Wenn das alte Herz, die alte Gesinnung, der alte Wille den
neuen dazu bringt, um des Friedens willen von der Wahrheit oder unseren
Pflichten abzuweichen, so wird seiner Begehrlichkeit kein Ende sein, und
binnen kurzem wird es geschehen, dass um des lieben Friedens willen die
Neue Schöpfung dem Sinn und Geist ihres Bundes mit dem Herrn
entgegenhandelt und sich völlig dem alten Willen unterwirft, obwohl sie
es nicht will, obwohl sie fortfährt, gegen denselben Krieg zu führen.
Sie ist die Gefangene seines Betrugs, seiner geschickten Verdrehung des göttlichen
Wortes geworden.
In dieser Lage sollte der neue Wille
ganz frei erklären, dass der Friede zu Hause und überall zwar ein sehr wünschenswertes
Ding sei, aber in den Verheißungen des Herrn nicht in erster Linie stehe.
Im Gegenteil, der Herr hat die Seinen unterrichtet, dass, so sicher sie
gottselig zu leben trachten werden, sie verfolgt werden würden.
Verfolgung ist aber das Gegenteil von Frieden. Er hat sie unterrichtet,
dass, so sicher sie ihr Licht würden leuchten lassen, die Finsternis
dieses Licht hassen, bekriegen und versuchen werde, den Besitzer zum
Verbergen desselben unter dem Scheffel zu veranlassen. Auch diese Versuche
bedeuten alles andere als Frieden. Aber der Herr versichert uns, dass
diese Widrigkeiten bestimmt sind, die Neuen Schöpfungen daraufhin zu prüfen,
was ihnen lieber sei: Der Friede des Fleisches, der Friede mit dem
Nachbarn, mit der Welt, oder der Friede des Herzens, der Friede Gottes,
der alles Verstehen übersteigt.
Die Neue Schöpfung muss aus Erfahrung
lernen, dass sie diesen Frieden in ihrem Herzen haben kann, auch wenn die
äußerlichen Verhältnisse höchst unfriedlich sind, dass völlige Übereinstimmung
mit dem Herrn ein Lohn ist, welcher der Treue um jeden Preis nicht
vorenthalten bleibt. Allen Ansprüchen des Fleisches oder lieber Angehöriger
gegenüber muss daher die Neue Schöpfung immer erst untersuchen, ob die
Erfüllung dieser Ansprüche vereinbar ist mit dem Gebot: „Du sollst den
Herrn deinen Gott lieben von ganzem Herzen, aus ganzer Seele, mit ganzem
Gemüt und allen deinen Kräften.“ Dem Gehorsam diesem Gebot gegenüber
muss alles, das Ich, die Familie, die Nachbarn, untergeordnet werden.
Dabei muss sich aber die Neue Schöpfung
vor dem Fanatismus, d.h. davor hüten, dieses oder jenes nur deshalb zu
tun, weil es ihrem Fleisch beschwerlich fällt oder anderen missfällt,
oder zu glauben, die göttliche Gesinnung sei immer das Gegenteil von
ihren eigenen Neigungen. Es bedarf ein sehr ernstes und anhaltendes
Studium des göttlichen Wortes und des Geistes und Grundgedankens der göttlichen
Forderungen, um die Anleitungen der Schrift im täglichen Leben richtig zu
befolgen. Für die wenigsten freilich liegen Versuchungen in dieser
Richtung. Weitaus die Mehrzahl wird durch die Ansprüche des Fleisches
versucht und bedarf daher auf diesem Gebiet großer Wachsamkeit, damit sie
nicht ihm diene, nicht ihm sich unterwerfe und infolgedessen in einer mit
ihrem Weihegelübde nicht verträglichen Richtung wandle, oder, wenn es
soweit nicht kommt, sie nicht vom Fleische verhindert werde, nach dem
Geiste zu wandeln, dadurch zum Stillstand gebracht, in ihrem geistigen
Wachstum aufgehalten und dadurch verhindert wird, Früchte zu bringen, so
dass ihre Überwinderschaft, ihr Anteil am Erbe der kleinen Herde, in
Frage gestellt wird.
Der leitende Gedanke der Neuen Schöpfung
muss stets sein, dass sie alle irdischen, fleischlichen Interessen
geopfert hat, und dass einzig die völlige Darangabe dieser Interessen ihr
gestattet, sich völlig auszuwachsen und heranzureifen für ihren Anteil
„am Erbe der Heiligen im Licht“, an der ersten Auferstehung zu Ehre,
Herrlichkeit und Unsterblichkeit als ein Glied der Christus-Körperschaft.
Diese Darangabe ist einzig durch Rücksichten eingeschränkt, die wir
denen schuldig sind, deren Leben mit dem unseren verknüpft ist. Da ist es
eine Forderung der Nächstenliebe, dass wir das Richtige tun für unsere
Lieben nach dem Fleische, die nicht wie wir selbst sich völlig geweiht
haben.
Die
Weit als Feind der Neuen Schöpfung
In der gegenwärtigen Welt steht, weil
sie böse ist, alles mehr oder weniger im Widerspruch mit der
Gerechtigkeit und ist daher der Neuen Schöpfung zuwider, nach ihrem Maßstabe
unzulänglich. Als oberstes Gesetz in dieser Welt kann gemeinhin die
Selbstsucht bezeichnet werden, obwohl die Welt den Anspruch erhebt, und
keineswegs ohne Berechtigung, die Gerechtigkeit hoch zu schätzen. Wir gehören
nicht zu denen, die alle Gesetze und Einrichtungen der zivilisierten Welt
für schlecht halten; wir haben vielmehr oft Gelegenheit gehabt, uns über
die verhältnismäßige Erhabenheit der Gesetze in der Namenchristenheit
zu wundern, welche Verständigkeit und Gerechtigkeit, welchen Edelsinn sie
bekunden, wie einige von ihnen den Schutz des Schwachen vor dem Starken
und das gleiche Recht für alle bezwecken. Da jedoch die Selbstsucht sich
in einem jeden Gedanken, Worte und Werke in der ganzen Welt geltend zu
machen sucht, darf es uns nicht wundern, wenn diese Gesetze gelegentlich
von der absoluten Gerechtigkeit sich entfernen.
Wir sind vielmehr überrascht, dass
selbst die gefallene Menschheit Gesetzgebungen wie die der Vereinigten
Staaten und anderer Länder zustande gebracht hat. Man fühlt ihnen
vielfach an, dass die mosaische Gesetzgebung und deren erhabene Auslegung
durch unseren Herrn Jesum den Gesetzgebern mehr oder weniger unbewusst als
Vorbild vorgeschwebt hat. Aber jedermann wird zugestehen, dass die
Selbstsucht im Menschen stets fort kämpft gegen seine eigenen
Gerechtigkeitsbegriffe und sie immer auszuschalten bestrebt ist, und das
bekommt auch die Neue Schöpfung in reichlichem Maße zu schmecken.
Die Welt und ihr Hochmut, ihre
Selbstsucht usw. müssen demnach als einige der Hauptfeinde der Neuen Schöpfung
betrachtet werden. Die ganze Menschheit, getrieben vom Geiste dieser Welt,
ist einem großen Strome vergleichbar, dessen Wasser alle in der gleichen
Richtung fließen, wenn auch die einen rascher, die anderen langsamer. Die
Neue Schöpfung muss nun infolge ihrer Weihung, ihrer erneuten Gesinnung,
gleichsam stromaufwärts schwimmen. Sie gerät dadurch in Widerspruch zur
allgemeinen Anschauung, Herkömmlichkeit usw. und erscheint infolgedessen
als sonderbar. Sie hat die Reibung zu überwinden, die durch ihre Berührung
mit denen entsteht, die in der anderen Richtung vorwärts streben. Diese
Reibung ist unvermeidlich; sie bedeutet äußerlichen Kampf, nicht äußerlichen
Frieden; aber die Empfindung, von Gott gebilligt zu werden, schafft
inneren Frieden, innere Freude.
Die
Bestrebungen, Ziele und Methoden
der Welt sind nicht immer unedel und ungerecht. Allein selbst ihre
edelsten Bestrebungen und Ziele sind in der Regel der Neuen Schöpfung
zuwider, weil die Welt nach menschlicher Weisheit handelt, indes für die
Neue Schöpfung die Weisheit von oben maßgebend ist. Weltliche Weisheit
sieht in der Religion ein Mittel, die Massen in Schach zu halten. Sie hat
von Wohlwollen, Sittlichkeit, Glauben, Hoffnung, Liebe ihre eigenen
Begriffe und kann nicht begreifen, dass die Neue Schöpfung diese Begriffe
nicht hat. Die Begriffe der Neuen Schöpfung kommen daher der Welt
ausschließlich verkehrt vor; denn da sie den Plan Gottes nicht kennt,
kann sie auch nicht ermessen, wie unbedeutend alle Dinge des gegenwärtigen
Lebens sind, verglichen mit denen des zukünftigen, wie ohnmächtig alle
menschlichen Bemühungen zur Hebung der Menschheit sind, im Vergleich mit
den großartigen, erhabenen Maßregeln, welche Gott in Bereitschaft hält,
und welche das Königreich der Himmel ergreifen wird, sobald die
Herauswahl vollzählig mit ihrem Haupt und Herrn erhöht worden ist.
Die Neue Schöpfung darf daher der Hass
der Welt, auch der sittlich und religiös gut denkenden Weltleute, nicht
überraschen. Diesem Hass und Widerstreit der Welt, der zuweilen so sehr
zum Zorn reizt und die Treue und Geduld auf eine so schwere Probe stellt,
muss stets mit Freundlichkeit begegnet werden, dessen eingedenk, dass die
Welt immer noch verblendet ist vom Gott dieser Welt und die außerordentlich
großen und köstlichen Dinge, die tiefen Dinge des Geistes, nicht sieht,
in deren Licht wir durch die Gnade Gottes befähigt sind, alle Dinge (Prüfungen,
Schädigungen usw.) für nichts zu achten, auf dass wir die herrlichen
Dinge gewinnen möchten, die uns im Worte verheißen sind. Vor dem Geiste
dieser Welt sich zu neigen und zu beugen, um des lieben Friedens willen
ihren Anschauungen die Herrschaft über uns zu gestatten, würde beweisen,
dass wir den Herrn, seine Wahrheit und den Dienst an ihr nicht hoch genug
schätzen. Das hätte zur Folge, dass wir, wenn auch nicht alles, so doch
den Hauptpreis verlieren würden und möglicherweise unseren Anteil hätten
mit der „großen Schar, die aus großer Drangsal kommt“, und mithin in
der zukünftigen Herrlichkeit eine weniger erhabene Stellung erhielten.
Darum ermahnt der Apostel ernstlich:
„Liebet nicht die Welt, noch was in der Welt ist. Wenn jemand die Welt
liebt, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm.“ (1. Joh. 2:15) Wir müssen
uns demnach davor hüten, irgendeine Verwandtschaft und Hinneigung zu dem
Geiste dieser Welt zu bekunden. Dies will nicht sagen, dass wir keine
Liebe haben sollen zu unseren weltlichen Freunden, dass deren Glück oder
Unglück uns gleichgültig sein soll usw.; aber es bedeutet, dass, während
wir einerseits bestrebt sind, unsere Pflichten den Weltleuten gegenüber
aufs Pünktlichste zu erfüllen, Ehre zu geben, wem Ehre gebührt, Steuer,
wem Steuer gebührt, Unterhalt, wem Unterhalt gebührt, Güte und
Zuneigung, wem solche gebühren, wir einen Unterschied machen sollen
zwischen unseren Freunden und Nachbarn, die noch unter dem Einfluss des
Widersachers stehen, und dem Geist oder der Geistesrichtung, in der sie
stehen und gehen.
Wir haben auch unser Herz nicht an
irgendwelche Einrichtungen dieser Welt zu hängen, die auf Selbstsucht
gegründet sind und mit der goldenen Regel der Nächstenliebe mehr oder
weniger im Widerspruch stehen. Möglicherweise sind wir genötigt, die
Dinge des täglichen Lebens in höherem Grade, als uns lieb ist, den
selbstischen Regeln anzupassen, die in der Welt gelten; dann dürfen wir
aber nicht fortwährend darüber diskutieren, sondern nur unsere
Herzensstellung wahren und festhalten, welcher Selbstsucht zuwider und Nächstenliebe
Bedürfnis ist, und sodann suchen, dieser letzteren gemäß in möglichst
allen Berührungen mit der Welt nachzuleben.
Es ist nicht unsere Sache zu versuchen,
die Welt umzugestalten, die Gesellschaft und ihre Methoden zu stürzen.
Das ist eine Riesenarbeit, die der Herr sich selber vorbehalten hat, und
die an dem rasch heranrückenden „großen Tag“ gründlich besorgt
werden wird. Bis dahin sollte sich das Volk Gottes, das unter seiner Führung
steht, in der Welt, in der es ist, und mit der es notwendigerweise in Berührung
kommt, fremd fühlen. Wer sich eng an den Herrn anschmiegt und seine
Gerechtigkeit über alles liebt, der steht notwendigerweise in demselben
Widerspruch wie Gott zu jeglicher Ungerechtigkeit und Gesetzlosigkeit in
der Kirche und im Staat, in Geldfragen und in der Politik, in
gesellschaftlichen Sitten und Gebräuchen.
Diesen Widerspruch mehr oder weniger
deutlich erkennend, sind einige zu weit gegangen und haben die gegenwärtigen
Zustände in einer Art und Weise an den Pranger gestellt, die sie nicht
vom Herrn und seinen Aposteln haben lernen können. Wir sollten immer
dessen eingedenk sein, dass die Welt im großen und ganzen es so gut macht,
wie sie kann. Verhältnisse stetsfort zu tadeln, welche andere ebenso
wenig zu ändern imstande sind wie wir selbst, ist nutzlos, ja noch mehr:
es macht unglücklich, reizbar usw., und dies ganz umsonst. Johannes der Täufer
erteilt in diesem Stück guten Rat: Den römischen Soldaten, die ihn
fragten, was sie tun sollten, sagt er: „Tut niemandem Gewalt (brechet
nicht die Gesetze und Vorschriften, denen ihr unterstellt seid) und begnüget
euch mit eurem Solde.“ (Luk. 3:14) Es ist höchst unweise, jemanden mit
seiner Lage und Umgebung unzufrieden zu machen. Die Neue Schöpfung sollte
stets friedsam wirken, und hat sie auch keinen Anlass, die gegenwärtigen
Zustände zu rühmen, so braucht sie sie doch auch nicht mit Worten zu
verdammen. Sie hat darin ein treffliches Vorbild an dem Erzengel Michael,
der in seinem Wortwechsel mit dem Satan nicht wagte, ein lästerndes
Urteil über ihn zu fällen, sondern sprach: „Der Herr schelte dich“ -
zu seiner Zeit und in seiner Weise. (Judas 9) Wir desgleichen, da wir
einsehen, dass der Herr an den gegenwärtigen Einrichtungen zu seiner Zeit
und in seiner Weise Vergeltung üben wird, haben allen Grund, mit dem
Apostel zu sagen: „Habet nun Geduld, Brüder, bis zur Gegenwart des
Herrn“ - die bevorstehende Aufrichtung seines Königreiches wird allem
abhelfen. Vorher sich über diese Übelstände aufzuregen, ist nutzlos, ja
schädlich, es macht beide unzufrieden, den unzulänglichen Helfer und
die, denen er helfen will. Unter den Kindern dieser Welt wird der Herr,
wenn seine Zeit gekommen ist, Leute genug finden, die alles drunter und drüber
werfen. Unterdessen ist es Pflicht der Neuen Schöpfung, in der Vermeidung
solcher Gesprächsgegenstände, die Unzufriedenheit und Streit erregen,
Weisheit zu bezeugen und lieber im Kreise der Familie Gottes, derer, die
Ohren haben zu hören, von den tieferen Dingen des göttlichen Planes zu
reden, wobei sich schon da und dort Gelegenheit bietet, von der Zeit der
Drangsal zu reden, welche der Aufrichtung des Reiches unmittelbar
vorangehen muss.
Die Neue Schöpfung, die königliche
Priesterschaft, hat eine ganz andere Aufgabe als die Beschäftigung mit
den öffentlichen Angelegenheiten dieses Zeitalters. Sie muss die
silbernen Trompeten ertönen lassen, welche das Jubeljahr(tausend) ankündigen;
sie muss die Wahrheit vom Plane Gottes solchen verkündigen, die Ohren
haben zu hören, die vom Widersacher nicht blind noch taub gemacht sind.
Sie hat Arbeit am Volke Gottes; ihre Sache ist es, den Weizen in die
Scheune zu sammeln. - Matt. 13:37-43
In einem anderen Bilde erscheint die
Herauswahl als eine Braut, die sich schmückt für den Hochzeitstag. (2.
Kor. 11:2; Offb. 19:7) Das ist Beschäftigung genug für ihre Gemüter,
nimmt ihre Zeit und Kraft so voll und ganz in Anspruch, dass sie die Welt
nicht in der Weise lieb gewinnen kann, dass sie die Erhaltung derselben in
ihrer jetzigen Gestalt wünschen könnte, und ebenso wenig kommt sie auf
den Gedanken, den weisen Maßregeln des Herrn vorzugreifen, welche die
gegenwärtige arge Welt umgestalten sollen in die zukünftige Welt, in
welcher Gerechtigkeit wohnt. - Hebr. 2:5; 2. Petr. 3:13
Satan,
der große Widersacher
Der Apostel schreibt: „Euer
Widersacher, der Teufel“, als wollte er uns verständlich machen, dass
wir uns des Teufels viel ernstlicher erwehren müssen als der Schwachheit
unseres Fleisches oder der Mängel unserer Mitmenschen. Er wollte, dass
wir im Teufel einen sehr listigen Feind sehen, damit wir uns um so enger
an den guten Hirten anschließen, um aus der Versuchung errettet zu
werden, der Gewalt des Bösen zu entrinnen. Lasst uns hier eine Anzahl der
zahlreichen Stellen anführen, welche von diesem Widersacher handeln,
dessen Existenz heutzutage vielfach geleugnet wird:
„Euer Widersacher, der Teufel, geht
umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wenn er verschlinge.“ - 1.
Petr. 5:8
„Dann wurde Jesus von dem Geiste in
die Wüste hinaufgeführt, um von dem Teufel versucht zu werden.“ -
Matth. 4:1
„Dann wird er zu denen zu seiner
Linken sagen: Gehet von mir, Verfluchte, in das ewige Feuer (Gehenna,
Feuersee - zweiter Tod), das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln.“
- Matth. 25:41
„Die aber an dem Wege sind die,
welche hören; dann kommt der Teufel und nimmt das Wort von ihren Herzen
weg.“ - Luk. 8:12
„Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel,
und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun. Jener war ein Menschenmörder
von Anfang und ist in der Wahrheit nicht bestanden, weil keine Wahrheit in
ihm ist. Wenn er die Lüge redet, so redet er es aus seinem Eigenen, denn
er ist ein Lügner und ein Vater derselben.“ - Joh. 8:44
„Und während des Abendessens, als
der Teufel schon dem Judas, Simons Sohn, dem Iskariot, es ins Herz gegeben
hatte, dass er ihn überliefere.“ - Joh. 13:2
„Gebet nicht Raum dem Teufel.“ -
Eph. 4:27
Ziehet
an die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr zu bestehen vermöget wider
die Listen des Teufels.“ - Eph. 6:11
„Nicht ein Neuling, auf dass er
nicht, aufgebläht, ins Gericht des Teufels verfalle.“ - 1. Tim. 3:6, 7
„Und sie wieder nüchtern werden aus
dem Fallstrick des Teufels.“ - 2. Tim. 2:26
„Auf dass er (Jesus) durch den Tod
(die Darangabe seiner menschlichen Natur) den zunichte machte, der die
Macht des Todes hat, das ist der Teufel.“ - Hebr. 2:14
„Widerstehet
dem Teufel, und er wird von euch fliehen.“ - Jak. 4:7
„Wer die Sünde tut, ist aus dem
Teufel, denn der Teufel sündigt von Anfang. Hierzu ist der Sohn Gottes
geoffenbart worden, auf dass er die Werke des Teufels vernichte. Hieran
sind offenbar die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels. Jeder, der
nicht Gerechtigkeit tut, ist nicht aus Gott, und wer nicht seinen Bruder
liebt.“ - 1. Joh. 3:8, 10
„Michael aber, der Erzengel, als er,
mit dem Teufel streitend, Wortwechsel hatte um den Leib Moses’, wagte
nicht, ein lästerndes Urteil über ihn zu fällen, sondern sprach: Der
Herr schelte sich.“ - Judas 9
„Der Teufel wird etliche von euch ins
Gefängnis werfen, auf dass ihr geprüft werdet.“ - Offb. 2:10
„Und es wurde geworfen der große
Drache, die alte Schlange, welcher Teufel und Satan genannt wird, der den
ganzen Erdkreis verführt, geworfen wurde er auf die Erde, und seine Engel
wurden mit ihm hinabgeworfen.“ - Offb. 12:9
„Und er griff den Drachen, die alte
Schlange, welche der Teufel und der Satan ist, und er band ihn tausend
Jahre ... auf dass er nicht mehr die Nationen verführe, bis die tausend
Jahre vollendet wären.“ - Offb. 20:2, 3
„Und der Teufel, der sie verführte,
wurde in den Feuersee und Schwefelsee geworfen ... Dies ist der zweite
Tod, der Feuersee.“ - Offb. 20:10, 14
„Jetzt ist das Gericht dieser Welt,
jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden.“ - Joh. 12:31
„Ich werde nicht mehr vieles mit euch
reden, denn der Fürst der Welt kommt und hat nichts in mir.“ - Joh.
14:30
„Und wenn er gekommen ist, wird er
die Welt überführen ... von Gericht, weil der Fürst dieser Welt
gerichtet ist.“ - Joh. 16:8, 11
„In welchen ihr einst wandeltet nach
dem Zeitlauf dieser Welt, nach dem Fürsten der Gewalt der Luft, des
Geistes, der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams.“ - Eph.
2:2
„Wenn aber auch unser Evangelium
verdeckt ist, so ist es denen verdeckt, die verloren gehen, in welchen der
Gott dieser Welt den Sinn der Ungläubigen verblendet hat, damit ihnen
nicht ausstrahle der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des
Christus, welcher das Bild Gottes ist.“ - 2. Kor. 4:3, 4
„Die Pharisäer aber sagten, als sie
es hörten: Dieser treibt die Dämonen nicht anders aus, als durch den
Beelzebub, den Obersten der Dämonen. Und Jesus sprach: ... Wenn der Satan
den Satan austreibt, so ist er wider sich selbst entzweit; wie wird denn
sein Reich bestehen?“ - Matth. 12:24-26
„Der
Satan selbst nimmt die Gestalt eines Engels des Lichtes an.“ - 2. Kor.
11:14
„Ihn, dessen Ankunft nach der
Wirksamkeit des Satans ist, in aller Macht und allen Zeichen und Wundern
der Lüge, und in allem Betrug der Ungerechtigkeit denen, die verloren
gehen.“ - 2. Thess. 2:9, 10
„Auf dass wir nicht von Satan übervorteilt
werden; denn seine Gedanken sind uns nicht unbekannt.“ - 2. Kor. 2:11
„Denn unser Kampf ist nicht wider
Fleisch und Blut, sondern wider die Fürstentümer, wider die Gewalten,
wider die Weltbeherrscher dieser Finsternis, wider die geistlichen Mächte
der Bosheit in den himmlischen Örtern.“ (Luther: wider die bösen
Geister, die in der Luft herrschen - es sind die Dämonen oder gefallenen
Engel (1. Petr. 3:20; Judas 6), welchen die Heiden des Altertums dienten,
und mit denen heutzutage die Spiritisten verkehren.) - Eph. 6:12
„Wir wissen, dass jeder, der aus Gott
geboren ist (Joh. 1:3), nicht sündigt, sondern der aus Gott Geborene
bewahrt sich, und der Böse tastet ihn nicht an. Wir wissen, dass wir aus
Gott sind, und die ganze Welt liegt in dem Bösen.“ - 1. Joh. 5:18. 19
„Ich schaute den Satan wie einen
Blitz vom Himmel fallen.“ - Luk. 10:18: Jes. 14:12-14
„Hierzu bin ich dir erschienen, ...
ihre Augen aufzutun, auf dass sie sich bekehren von der Finsternis zum
Licht und von der Gewalt des Satans zu Gott.“ - Apg. 26:16, 18
„Der
Gott des Friedens wird in kurzem den Satan unter eure Füße zertreten.“
- Röm. 16:20
„Einen solchen dem Satan zu überliefern
zum Verderben des Fleisches.“ - 1. Kor. 5:5; 1. Tim. 1:20
„... dem Widersacher keinen Anlass
geben zur Lästerung; denn schon haben sich etliche abgewandt, dem Satan
nach.“ - 1. Tim. 5:14, 15
„Und es geschah eines Tages, da kamen
die Söhne Gottes, um sich vor Jehova zu stellen; und auch Satan kam in
ihrer Mitte.“ - Hiob 1:6-12; 2:1-7
„Und er ließ mich den Hohenpriester
Josua sehen, der vor dem Engel Jehovas stand; und der Satan stand zu
seiner Rechten, ihm zu widerstehen. Und Jehova sprach zu Satan: Jehova
schelte dich, Satan! Ja, es schelte dich Jehova, der Jerusalem erwählt
hat!“ - Sach. 3:1, 2
Als unser Herr sagte: „Gehe hinweg,
Satan!“ und wiederum, als er zu Petrus sagte: „Gehe hinter mich,
Satan! du bist mir ein Ärgernis; denn du sinnest nicht auf das, was
Gottes ist“ (Matth. 4:10; 16:23), da gab er damit zu verstehen, dass
Satan, weil er zu Gott im Widerspruch steht, Widersacher aller derer ist,
die mit Gott in Einklang stehen. Und Petri Aussage, der Teufel gehe umher
wie ein brüllender Löwe und suche, welchen er verschlinge, scheint zu
verstehen geben zu wollen, dass der Teufel nicht nur der Herauswahl,
sondern der ganzen Menschheit Feind ist. Unser Herr bezeichnete ihn direkt
als einen solchen. - Joh. 12:31; 14:30; 16:11
Wir tun wohl daran, die Erklärung
unseres Herrn, dass der Satan der große Widersacher nicht nur Gottes,
sondern auch der Menschheit ist, nicht als eine Wahnvorstellung, sondern
als Wahrheit zu betrachten. Er ist der Widersacher besonders der
Herauswahl in einem anderen Sinne als das Fleisch oder die Welt. Unser
Fleisch macht der Neuen Schöpfung Schwierigkeiten, nicht aus Hass oder
Erbitterung gegen sie, nicht um ihr zeitlichen oder ewigen Schaden beizufügen,
sondern einfach, weil es Dinge begehrt, welche von den Interessen der
Neuen Schöpfung durchkreuzt werden und die mit deren Aussichten
unvereinbar sind. Der Widerstand der Welt wiederum ist nicht böswillig,
sondern nur selbstisch; die Welt sieht die Dinge in einem anderen Lichte
als wir und verfolgt allerlei selbstsüchtige Ziele. Satan allein ist
absichtlicher, arglistiger Verschwörer, und er braucht seine die des
Menschen überragende Intelligenz und, soweit es zugelassen, auch seine
die des Menschen überragende Macht, um unser gefallenes Fleisch in seine
eigenen Gelüste zu verstricken. Oft dienen ihm auch, ohne dass sie es
wissen, Kinder dieser Welt als Werkzeuge in seinem Kampfe gegen
Gerechtigkeit und Wahrheit, gegen die, welche aus der Wahrheit sind.
Er
war ein Lügner und Mörder von Anfang
- Joh. 8:44 -
Nach dem wiederholten Bericht der
Schrift war Satan der erste Empörer gegen das göttliche Gesetz und
verleitete aus Herrschsucht unsere ersten Eltern zum Ungehorsam. Seit
Adams Fall ist der Teufel der unversöhnliche Widersacher Gottes, seiner
Gerechtigkeit und Wahrheit, der Irreführer der Menschheit geblieben, und
sein ganzes Dichten und Trachten war auf die Vereitelung des großen
Wiederaussöhnungsplanes gerichtet, den Gott entworfen hat und durch
Christum hinausführen lässt. Der Teufel scheint unter den Engeln keine
Mitverschwörer gehabt und vielmehr beabsichtigt zu haben, sich auf der
Erde ein Reich zu gründen, mit Gottes jüngster Schöpfung, den Menschen,
als Untertanen. Aus der Hand seines Schöpfers war der Satan sicher
vollkommen und aufrichtig hervorgegangen, selber ein Bild Gottes; denn
alle Werke Gottes sind vollkommen (5. Mose 32:4; Eph. 3:9), und Gott hat für
Recht und Gerechtigkeit nur einerlei Maßstab.
Aber gerecht erschaffen werden und
gerecht bleiben ist nicht dasselbe. Gott hat keines seiner intelligenten
Geschöpfe als Maschine erschaffen, die keiner Veränderung ihrer Denk-
und Handlungsweise fähig wäre. Es war vielmehr Gottes Wohlgefallen, alle
sittlich bewussten und denkfähigen Wesen nach seinem Bilde zu erschaffen,
befähigt, seinem Beispiel gemäß dem Rechten, Wahren, Reinen, Guten
nachzujagen, aber auch sich gegen seine gerechten Gesetze zu empören und
auf eigenen Wegen zu wandeln. Allein Beherrscher der Situation ist Gott
dadurch geblieben, dass er die Verleihung ewigen Lebens sich selbst
vorbehalten hat; er hat die Macht, diejenigen unter seinen Geschöpfen zu
vernichten, welche seinen gerechten Anforderungen Anerkennung und Gehorsam
verweigern. Auch ist es seine Absicht, solche in das Nichts, aus dem er
sie gezogen, zurückkehren zu lassen und nur solchen ewiges Leben zu gewähren,
deren Herzen mit seinen Forderungen einverstanden sind.
Unter den Engeln hohen Ranges (zu denen
ursprünglich Satan zählte) bestand wohl von jeher und besteht wohl noch
jetzt eine bestimmte Rangordnung; aber die Beziehungen unter ihnen sind
Liebe und Eintracht in der Ausführung der Befehle Gottes. Vielleicht
Jahrtausende lang wussten sie nichts als Güte, Liebe, Freundlichkeit,
Gehorsam gegen Gott, und darum waren sie glücklich. Allein als die Zeit
dazu gekommen war, trat ein neuer Zug im Plane Gottes in Erscheinung: Der
Mensch wurde erschaffen, ein von den Engeln verschiedenes, ihnen um ein
Kleines untergeordnetes, aber wie sie, denkfähiges Wesen, von der Erde
statt vom Himmel, Fleisch statt Geist, mit einem eigenen, von dem der
Engel getrennten Wohnplatze (der Erde) und mit der Befähigung, sich zu
mehren, eine Familie zu gründen. Diese letztere Befähigung geht den
Engeln ab; sie haben kein Geschlecht und stammen nicht einer vom anderen
ab. So staunten sie wohl über diesen neuen Beweis der Allmacht Gottes,
und ihrer Denkfähigkeit war ein neues Gebiet zur Betätigung eröffnet.
Beim Nachdenken über die mit dieser
neuesten Schöpfung Gottes verbundenen Möglichkeit kam nun einem jener
Engel höheren Ranges, welcher selbstsüchtige und ehrgeizige Gedanken
hatte in sich aufkommen lassen, die Idee, dass, wenn es ihm gelänge, das
neu erschaffene Menschenpaar zu fangen und Gott zu entfremden, er ein
eigenes Reich gründen könnte, in welchem er selbst Gott oder Fürst sein
und an Jehovas Statt verehrt werden könnte. Seitdem dieser Erzengel so
frevelhaften Strebens sich schuldig machte, trug er den Namen „Satan“,
d.h. Widersacher. Er strebte nicht nach Herrschaft über die Engel. Das wäre
ein aussichtsloses Bemühen gewesen, da ja alle Engel Gott selber kannten
und in Satan nur ihresgleichen sahen. Sie hätten mithin nicht auf den
Gedanken kommen können, seine Diener und Anhänger zu werden, um so
weniger, als es ihnen unter der gerechten, liebevollen und weisen
Herrschaft Jehovas des Allmächtigen sehr gut ging, und es sie mithin
nicht nach einem Wechsel gelüsten konnte.
Kaum hatte Satan der Selbstsucht und
dem Ehrgeiz Zutritt zu seinem Herzen gegeben, als er auch sofort Gott
dieselben selbstsüchtigen und ehrgeizigen Absichten zutraute, die er
selbst hatte. Das böse Herz ist also immer bereit, anderen Böses
zuzutrauen, seien sie noch so rein, ehrenhaft und wohlwollend. Ohne
Zweifel rechtfertigte Satan anfänglich vor sich selbst seine Verirrung
dadurch, dass er Gott zutraute, er habe die Menschen deshalb ein wenig
geringer gemacht als die Engel und ihm deshalb die Erde als ausschließlichen
Wohnplatz angewiesen, um ihn desto leichter und sicherer in der Sklaverei
zu erhalten. Nachdem Satan einmal diesen neidischen, aufrührerischen,
unheiligen Gedanken Zutritt zu seinem Herzen gegeben, war der weitere
Schritt zu offener Auflehnung und Sünde wider Gott nur noch eine Frage
der Zeit.
Möglicherweise geschah es in der
irrigen Meinung, einem Unterdrückten zu seinem Rechte zu verhelfen, dass
Satan Eva zu verstehen gab, das Verbot, von einem bestimmten Baume zu
essen, sei ein Willkürakt Gottes, und sie und Adam sollten sich dadurch
in der Freiheit, auf die sie Anspruch hätten, und die zu ihrem Vorteil
sei, nicht beschränken lassen. Er brachte Eva auf den möglicherweise in
seinem Herzen schon festgewurzelten Gedanken, dass Gott sie betrogen habe,
als er den Menschen sagte, das Essen von der verbotenen Frucht werde ihre
Vernichtung, ihren Tod, nach sich ziehen. Satan hatte den Tod eines im
Bilde Gottes geschaffenen intelligenten Wesens nie gesehen; und darum
mutete er in seines Herzens nunmehriger Verkehrtheit Gott nicht nur böse
Absichten wider seine Geschöpfe zu, sondern beschuldigte ihn direkt, dass
er seine Geschöpfe belüge, um sie in Unwissenheit zu erhalten und um so
leichter seiner Willkürherrschaft zu unterwerfen.
Die böse Saat ging alsbald auf in Evas
Herzen. Bis jetzt war sie dankbar gewesen und hatte Gottes Gnadengaben
hochgeschätzt, hatte in Gott den Urquell der Wahrheit, des Wohlwollens,
der Liebe, kurz den Urquell von allem gesehen, was lieblich ist. Nun
erwachte in ihr der Gedanke, sie sei betrogen worden, sie sei eines Teiles
ihrer Freiheit beraubt worden, damit sie ihre Kenntnisse nicht noch mehr
bereichern könne, sei von einem Versuch in dieser Richtung dadurch
abgeschreckt worden, dass sie und ihr Mann für den Fall des Essens von
der verbotenen Frucht mit dem Tode bedroht wurden. Da sei dieser neu
entdeckte Freund, Satan, doch ein viel besseres Wesen; er liebte sie mehr,
gönne ihnen alles, habe ihr Wohlergehen im Auge, wolle ihre Freiheit
wahren, wolle ihnen zu den Vorteilen verhelfen, welche der Genuss der
verbotenen Frucht gewähre, die also nicht töte, sondern klug mache. So
wurde Selbstsucht und Habsucht in Evas Herz gepflanzt, in welchem bisher
solche Gefühle nicht Raum gefunden hatten, weil sie keine Erfahrungen
gemacht hatte, die sie hätten erwecken können.
Seine
böse, im Paradies verwirklichte
Absicht schied Satan von Gott. Sein ganzes Dichten und Trachten ging
darauf aus, das Menschengeschlecht einzufangen, um es zu seinem Untertan
zu machen. Er mag ja diese Absicht als das löbliche Bestreben bezeichnet
haben, die Menschen aus der Willkürherrschaft Gottes zu befreien. Er war
wohl nicht weniger enttäuscht als Eva, als er die Folgen der Übertretung
sah: Den Ausschluss des Menschen vom Paradiese, den Entzug der Frucht des
Lebensbaumes, die ersten und später sich mehrenden Spuren des Zerfalls,
des langsamen Dahinsterbens. Adam wurde nach Pauli Zeugnis darin nicht getäuscht;
er wusste, was seiner im Falle des Ungehorsams wartete. Seine Teilnahme an
der Übertretung Evas war eine freiwillige; wir können sie fast als
Selbstmord bezeichnen. Der Gedanke, dass sein Weib nun sterben müsse,
weil sie von der verbotenen Frucht gegessen, war ihm schrecklich; diese
Aussicht bedeutete für ihn den Entzug alles Glücks, und darum entschloss
er sich, mit ihr zu sterben. Hätte er Gottes Charakter besser verstanden,
wie sich dieser in seinem großen Wiederaussöhnungsplane offenbart, so hätte
er wohl Vertrauen genug zu Gott gehabt, um zu glauben, er werde ihm aus
der Schwierigkeit heraushelfen, und wäre um jeden Preis gehorsam
geblieben.
Doch nun zurück zu Satan. Nachdem er
einmal eine falsche Richtung eingeschlagen, scheint jeder Schritt auf
seinem Wege ihn weiter und weiter von der Gerechtigkeit hinweggeführt zu
haben. Bei seiner ersten Lüge: „Ihr werdet mit Nichten des Todes
sterben“, mag noch ein gutes Stück guter Glaube mitgewirkt haben.
Seither jedoch, und auch heutzutage noch, sucht er mit allen Mitteln den
Glauben an seine erste Lüge zu erhalten und den Menschen vorzumachen,
dass es keinen Tod des Menschen gebe, dass die Gestorbenen vielmehr
weiterleben und lebendiger sind als zuvor. Es ist immer die alte Lüge,
wenn auch in neuem Gewande. Niemand weiß besser als Satan, dass der Tod
wirklich ist, dass die ganze Menschheit ihm verfallen ist. Aber auch
niemand weiß besser als er, dass, wenn die Menschheit die Wahrheit
erkennen würde, dass der Tod der Sünde Sold, dass das Lösegeld unsere
Schuld bezahlt, und dass der Menschheit eine Wiederherstellung verheißen
ist, diese Erkenntnis die Menschheit mit ihrem gerechten und barmherzigen
Schöpfer wieder aussöhnen würde.
Das gilt es zu verhindern. Darum füllt
Satan die Einbildungskraft der Menschen mit ganz unrichtigen Vorstellungen
vom Charakter und Plan Gottes. Er will nicht, dass die Menschen einsehen,
dass der Tod und der damit verbundene geistige, sittliche und leibliche
Zerfall Folgen des Ungehorsams gegen Gott sind, eine Folge davon, dass Eva
seiner Lüge ein williges Ohr geliehen. Er will vielmehr, und hat es auch
bei vielen dazu gebracht, dass die Menschen denken, der große Jehova, der
sich selbst für die Verkörperung der Liebe und der Gerechtigkeit
ausgibt, habe bei der Erschaffung des Menschen in ebenso liebloser wie
ungerechter Weise beabsichtigt, weitaus die meisten Menschen (alle
Unbekehrten - d. Übers.), Tausende von Millionen, einer ewigen Qual
entgegenzuführen und nur eine „kleine Herde“ herrlich zu machen, um
an ihr zu zeigen, was er an denen zu tun Macht habe, denen er wohlwollend
gesinnt sei.
Mit
dieser und mancher anderen Täuscherei hat der Widersacher 6000 Jahre lang
das Urteil der Menschen getrübt und den lebendigen Gott und die Wahrheit
dem Menschenherzen entfremdet, wie geschrieben steht: „Der Gott dieser
Welt hat den Sinn der Ungläubigen verblendet, damit ihnen nicht
ausstrahle der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus,
welcher das Bild Gottes ist.“ (2. Kor. 4:4) Denn dieser Lichtglanz würde
das Dunkel der Unwissenheit und des Missverständnisses verscheuchen, und
die Menschen erkennen lassen, wie geduldig, freundlich, gerecht und
barmherzig der himmlische Vater ist.
Wo die im Geiste und in der Wahrheit
verstandene Bibel ihr Licht scheinen lässt, steht Satans auf das Dunkel
berechnete Täuschung in Gefahr, als solche erkannt zu werden. Die
Wahrheit ist tausendmal vernunftgemäßer als Satans Irrlehre und würde
seiner rasch Meister, wenn er nicht so überaus listig wäre und durch häufigen
Kulissen- oder Kostümwechsel seine alte Lüge immer wieder unter neuen
Formen und Verhältnissen erscheinen ließe, um, wenn es möglich wäre,
selbst die Auserwählten zu täuschen. Eine seiner ersten, gewaltigsten
und erfolgreichsten Taten war die Schaffung des großen antichristlichen
Systems, des Papsttums, jener Verzerrung der wahren Kirche und des Reiches
Gottes, durch die er in der Namenchristenheit unter falschem Namen zu
regieren vermocht hat. Im Lichte der freiheitlicheren Gegenwart erscheint
jene Zeit den Menschen als das „finstere Mittelalter“, in welchem
Gewalttätigkeit, Aberglaube, unausgesetzte schreckliche Verfolgung derer,
die Gott ihrem eigenen Gewissen gemäß verehren wollten, vorherrschten,
und wo die Verfolgung um so grausamer wurde, je treuer und mutvoller
jemand sein Licht vor den Menschen leuchten ließ. So teuflisch war dieses
große System in seinem Vorgehen und seinem Einfluss, so trefflich
schattete es Satans List und Ehrgeiz und Täuscherei ab, dass der Herr es
als das Bild des Satans beschreibt. Es war auch sein Statthalter, wiewohl
es vorgab, Statthalter Christi zu sein. - Band 2, Kap. 9
Die Weissagung handelt häufig von
Satan und seinem Statthalter auf Erden, den, wer Augensalbe vom Herrn
gekauft hat, in den Bildern der Prophetensprache leicht zu erkennen
vermag. So bezieht sich die Beschreibung, welche Jesaja von der Befreiung
des natürlichen Israels vom Joche Babels gibt, auch auf die Befreiung des
gegenbildlichen Israels von der Herrschaft des gegenwärtigen Babels (des
Antichristen), und die Beschreibung vom Emporsteigen und Fall des natürlichen
Babylons sowohl auf die Bestrebungen Satans und deren Ende als auch auf
das Emporkommen und den Sturz des Antichristen.
Wir lesen in Jes. 14:12-17: „Wie bist
du vom Himmel gefallen, du Glanzstern, Sohn der Morgenröte! zur Erde gefällt,
Überwältiger der Nationen! und du, du sprachst in deinem Herzen: Zum
Himmel will ich hinaufsteigen, hoch über die Sterne Gottes meinen Thron
erheben, und mich niedersetzen auf den Versammlungsberg (das Königreich
des Volkes Gottes) im äußersten Norden. (Die nördlich gelegenen
Plejaden betrachtet man seit längerer Zeit als das Zentrum des
Universums, den Thron Jehovas.) Ich will hinauffahren auf Wolkenhöhen,
mich gleich machen dem Höchsten. Doch in den Scheol wirst du hinabgestürzt,
in die tiefste Grube. Die dich sehen, betrachten dich, schauen dich an:
Ist das der Mann, der die Erde beben machte, Königreiche erschütterte;
der den Erdkreis der Wüste gleich machte und dessen Städte niederriss,
dessen Gefangene nicht in die Heimat entließ?“
Wie Babylon sich selbst erhöhte über
die Königreiche der Erde, so auch das Papsttum, der Antichrist. Er
versuchte, die Völker zu weiden mit eiserner Rute und behauptete ein
Recht darauf zu haben, weil er an Christi Statt stehe. Wie Babylon zu Fall
gebracht wurde, so harrt auch der großen Babylon, der Mutter der Huren,
der endgültige Sturz, von dem sie sich nimmer erheben soll. War der
Ehrgeiz und die Herrschsucht beider Babel auch so groß, so war doch
Satans Herrschsucht und Ehrgeiz noch größer: er wollte größer sein als
die anderen Geschöpfe Gottes; er wollte ein eigenes Reich und eigene
Untertanen haben; er wollte neben Gott regieren und auf der Erde
herrschen, wie Gott im Himmel herrscht. Allein wie die beiden Babel, so
wird auch dieses Reich nicht auf ewig bestehen. Sein Fürst wird zunächst
tausend Jahre gebunden werden, während welcher Zeit der Erlöser
herrschen, den Fluch aufheben und die Welt segnen wird; aber hernach wird
dieser Fürst vernichtet werden mit allen seinen Engeln, seinen Boten,
denen, die sich seiner Führung anvertrauten und auf seinem bösen Pfade
wandeln. - Matth. 25:41; Hebr. 2:14; Offb. 20:10
Satans
Genossen - Legionen von Dämonen
Im Anfang seiner Auflehnung gegen Gott
scheint Satan keine Parteigenossen unter den Engeln gehabt zu haben,
wenigstens sagt die Schrift nichts davon, jedoch deutet sie an, dass
„die damalige Welt“ (vor der Sintflut) den Engeln anvertraut worden
war. (Hebr. 2:5) Dies geschah, weil sie mit Gottes Regiment einverstanden
waren und den Versuch machen wollten, den weiteren Fall der Menschen
aufzuhalten und diese wieder mit Gott auszusöhnen. Damals lernten die
Engel kennen, was Sünde, Ungehorsam gegen Gott und sittliche Mängel
sind. Das war eine Erprobung für sie, indem sie sahen, dass es möglich
ist, auf bösem Wege zu wandeln, den Willen Gottes nicht zu erfüllen,
dass es auf diesem bösen Wege Vorteile und Annehmlichkeiten gibt:
„Des
Lasters Bahn ist Anfangs zwar
Ein Weg durch blüh'nde
Auen.“
Ob die Engel ihn wohl wählen oder dem
großen Jehova ergeben bleiben würden? Die Schrift belehrt uns, dass
einige dieser Engel, die bis dahin heilig waren, Übertreter wurden und in
Sünde fielen. Judas und Petrus reden von diesen Engeln, die ihre
Behausung (Natur, ihren ersten, ursprünglichen Zustand) nicht bewahrten,
und darum von Gott ihrer Freiheit beraubt, in Ketten der Finsternis
geschlagen worden seien und aufbewahrt würden für den noch zukünftigen
großen Tag des Gerichtes, an dem auch ihr Fall zur Verhandlung kommen
werde. - 2. Petr. 2:4; Judas 6
Von den heilig gebliebenen Engeln
seither getrennt, heißen diese gefallenen Engel nunmehr Dämonen oder
Teufel, und Satan ist ihr Oberster, ihr Anführer; und wie dieser, so sind
auch sie jetzt damit beschäftigt, Unheil unter den Menschen anzurichten.
Da sie zu Gutem nicht verwendet werden und ganz sich selbst überlassen
sind, darf es uns nicht wundern, dass ihre Bosheit und Verderbtheit groß
wurde, und dass sie Satans Lüge: „Ihr werdet mit Nichten des Todes
sterben“, getreulich weiter verbreitet haben. Schon bald nach der Flut
wahrscheinlich begannen die Dämonen, die Menschen durch falsche Religion
zu entsittlichen. Da sie selbst der Freiheit oder Fähigkeit beraubt
waren, als Menschen zu erscheinen, fanden sie bald unter den gefallenen
Menschen jene heraus, die bereit waren, ihnen als ihre Agenten oder Medien
zu dienen, ihre Leiber in ihren (der Dämonen) Dienst zu stellen. Diese
menschlichen Vermittler des Verkehrs zwischen der Menschheit und der Dämonenwelt
galten früher als Wahrsager, Zauberer, Hexen, Totembeschwörer, Priester
falscher Religionen. Die Heilige Schrift erzählt verschiedene ihrer
Versuche, das Volk Israel, welches Gott für einige Zeit zu seinem
Vertreter auf Erden bestellte, in ihre Gewalt zu bekommen. Nicht umsonst
warnten die heiligen Propheten von Moses an vor ihnen, und der Beruf des
Geisterbeschwörers wurde im Volke Israel bei Todesstrafe verboten.
Der Mensch ist, weil zum Bilde Gottes
bestimmt, ein zur Freiheit und Unabhängigkeit bestimmtes Wesen. Diese
Freiheit kommt ihm auch in sittlicher Beziehung zu. So sehr er der Sklave
seiner Begierden oder seiner Mitmenschen werden kann - sein Wille bleibt
frei, er hat Gewalt über seinen Geist. Wenn er ihn dem Willen des Herrn
unterwerfen will, so kann er es; wenn er ihn einem bösen Einfluss
unterwerfen will, so kann er es auch; wenn er weder Gott noch der Bosheit
die Herrschaft gönnen will, so hat er dazu auch Macht, soweit seine Körper-
und Geisteskräfte reichen. Allein diese Kräfte sind durch den Fall
erheblich vermindert; sein Urteil, seine Erkenntnis, seine Denkfähigkeit
sind getrübt; darum läuft seine sittliche Unabhängigkeit Gefahr, wenn
er von betrügerischen Geistern und „Lehren der Dämonen“ angegriffen
wird, als was die Schrift den bösen Einfluss in der Welt bezeichnet. (1.
Tim. 4:1) Es ist daher keineswegs verwunderlich, dass diese bösen Geister
zu jeder Zeit und an jedem Ort Menschen gefunden haben, die sich in ihren
Dienst stellten. Sie richteten dabei ihr Augenmerk vor allem auf die
geistig Befähigtesten, um durch sie Einfluss auf die Massen ausüben zu können.
Bei den Heiden finden wir unter den Priestern, Wahrsagern und
Geisterbeschwörern die begabtesten Menschen. In den „christlichen“ Ländern
heißen die Agenten der bösen Geister spiritistische Medien oder
Verkehrsvermittler, und die Bezeichnung ist überaus zutreffend, ob nun
der Verkehr mit der Geisterwelt durch Klopfen, Schreiben oder Reden
vermittelt wird.
Zu allen Zeiten haben die bösen
Geister durch ihre Medien die Lehre verbreiten lassen, sie seien
verstorbene Menschen, und nur ausnahmsweise sind sie keck genug, sich als
das zu geben, was sie sind, als Dämonen. (1. Kor. 10:20) Indem sie sich für
verstorbene Menschen ausgeben, erreichen sie mannigfaltige Zwecke:
1. Sie stützen die alte Lüge: „Ihr
werdet mit Nichten des Todes sterben.“
2. Durch diese Lüge verblenden sie den
menschlichen Sinn, so dass er die gute Botschaft von den
Gnadenvorkehrungen Gottes nicht erreichen kann.
3. Der Rückkauf, die Wiederherstellung
des Menschen von der Sünde und ihrem Solde, dem Tode, erscheint infolge
dieser Teufelslehre als unvernünftig, sinnlos. Ihre Lehre, dass nicht der
Tod, sondern ewige Qual der Sold der Sünde sei, ist nicht nur eine Lästerung
Gottes, dem dadurch Ungerechtigkeit und Grausamkeit zugetraut wird,
sondern sie macht auch die biblische Lehre vom Lösegelde lächerlich,
indem selbst der Verstand des natürlichen Menschen erfassen kann, dass
Christi Sterben auf Golgatha das Geschlecht nicht von der ewigen Qual
freikaufen könnte, weil das Lösegeld alsdann in keinem Verhältnis zur
Strafe gestanden hätte.
4. Die Lehre von der Auferstehung, auf
welche in 1. Kor. 15 so großes Gewicht gelegt wird, erscheint als unnütz
und unverständig. Wenn es keine Toten gibt, so kann es auch keine
Auferstehung der Toten geben. Wenn alle beim Sterben lebendiger werden als
zuvor und (die „Bekehrten“, „Frommen“, Kirchgänger usw. - der Übers.)
in den Himmel kommen und es besser haben denn zuvor, wozu bedarf es dann
einer Auferstehung? Warum wird dann die Auferstehung von der Schrift als
unsere einzige Hoffnung hingestellt?
5. Diese Lehre bereitet verstrickenden
Irrtümern den Weg. Unter den Heiden hat die Lehre der Seelenwanderung
wunderliche Gestalt gewonnen. Es gibt manche, die glauben, die angebliche
„unsterbliche“ Seele des Menschen werde, nachdem sie einige Zeit ohne
Leib weiter existiert habe, in verschiedene Tiere (Hunde, Katzen, Pferde,
Kühe, Ratten, Mäuse usw.) hineingeboren, oder, wenn sie dessen würdig,
komme sie in bessere Verhältnisse.
6. In der Namenchristenheit hat diese
Lehre ihre teuflischste Gestalt gewonnen. Sie wurde der Ausgangspunkt des
größten Aberglaubens, dessen die wahren Christen sich aufs kräftigste
erwehren mussten. Niemals hätte die gotteslästerliche Lehre von der
ewigen Qual aufgestellt, verbreitet und geglaubt werden können, wenn
nicht zuvor die Lüge Satans, die Teufelslehre von der Unsterblichkeit der
Seele, von der bewussten Fortexistenz der Verstorbenen, von der Fähigkeit,
etwas zu empfinden, sich in den Köpfen festgesetzt hätte. Die Lehre vom
Fegefeuer stellt auch auf diese Fortexistenz und Empfindungsfähigkeit der
Verstorbenen ab; und dank dieser konnte der Antichrist Messen und Gebete für
die Verstorbenen verkaufen und bei diesem Geschäft reich werden und dabei
die Menschheit in beständiger Furcht und in verkehrten Anschauungen über
den Charakter und die Absichten Gottes erhalten.
7. Obwohl nun in der Reformation das
Papsttum an Macht einbüsste, so blieb doch die grundlegende Teufelslehre
von der Unsterblichkeit der Seele bestehen und die Dämonen fuhren fort,
unter allen Nationen Kundgebungen zu veranstalten, welche das Fortleben
nach dem Tode beweisen sollten. Die Reformatoren blieben im Banne dieser
Lehre, und so wurde sie auch im Protestantismus die Grundlage aller
Schwierigkeiten und Irrtümer, mit denen sich die verschiedenen
Gemeinschaften seither abgemüht haben. Sie hat sie in großem Maße dem
Lichte des Wortes Gottes gegenüber verblendet und sie verhindert, „völlig
zu erfassen mit allen Heiligen, welches die Breite und Länge und Tiefe
und Höhe der Liebe Gottes sei.“ - Eph. 3:18
8. In den letzten fünfzig Jahren hat
sie in Anpassung an die neuen Zustände die Rolle des Lichtträgers der
Kirche angenommen und geheuchelt, alle Wahrheitshungrigen zu leiten. Darin
ist sie dem für sie im Worte Gottes bezeichneten Charakter getreu, denn
der Apostel erklärt: „Satan selbst nimmt die Gestalt eines Engels des
Lichtes an.“ - 2. Kor. 11:14
9. Der Spiritismus ist nicht
erfolgreich im Einfangen der Mehrheit der Christen gewesen. Obwohl sie
durch die falsche Lehre, dass ihre toten Freunde lebendig seien, gehemmt
werden, so haben die Christen im allgemeinen doch auf irgendeine Art
instinktiv erkannt, dass die Medien (die besten Hilfsmittel, die Satan
bekommen konnte) nicht die Mittel sind, die Gott gebrauchen würde, um
Auskunft zu geben und Kanäle der Gemeinschaft zwischen ihnen und ihren
Freunden, die sie irrtümlicherweise als lebendig und ihnen häufig, wenn
auch ungesehen, nahe glauben, zu sein; folglich hat der große
Widersacher, während er dem Spiritismus erlaubte, so viele wie möglich
zusammenzubringen und zu halten und zum Bösen zu verführen, es für nötig
gehalten, noch spitzfindigere Versuchungen, noch genauere Nachahmungen
wahren Christentums einzuführen, unter dem Namen von
„Christliche
Wissenschaft“ und „Theosophie“
Diese Systeme, die eine Hochachtung vor
dem Worte Gottes vortäuschen und ohne an Christum als ihren Erlöser zu
glauben, seinen Namen missbrauchen, werden als Lockvögel für solche
Christen gebraucht, die in der gegenwärtigen Zeit erwachen, um ihre
Begierde nach etwas Neuem und Besserem als die Hülsen menschlicher Überlieferungen,
von denen sie sich so lange genährt haben, zu befriedigen. Sie behaupten,
ihre Nachfolger mit wissenschaftlicher Wahrheit zu füttern, während sie
Wahrheit und Wissenschaft in jedem Sinne des Wortes unbeachtet lassen.
10. Da der Widersacher gewahrt, dass
die Wiederherstellung bald Platz greifen wird, so versucht er, die
Aufmerksamkeit der Menschen von dem göttlichen Plane, von dem die
Wiederherstellung ein Teil ist, abzuziehen durch vorübergehende
Wiederherstellung einzelner Individuen durch die Geheimmittel der
„Scientisten“, „Theosophen“ und „Hellseher“. Diese
Nachahmungen, die verhindern sollen, dass der Glaube an das Lösegeld, die
bleidende Erlösung und die Wiederherstellung zum Durchbruch gelange, sind
in unseren Augen Beweise dafür, dass Satans Täuschereien im Begriffe
sind, bei denkenden Christen nicht mehr zu verfangen, dass sein Reich
erschüttert ist und bald verfallen wird. Der Tausendjahrtag für die
Menschheit bricht an und beleuchtet vor den Augen der Welt die Gaukelkünste
der großen Verfechters des Truges, Wahnes und Irrtums, die daher immer
offener der Namenkirche, dem Antichristen, den Rücken wendet, ohne
freilich zunächst den Weg zum Leben zu finden. Gott sei gepriesen, dass
Satan demnächst für tausend Jahre gebunden und verhindert werden wird,
die Menschheit weiter zu täuschen, dass das Tausendjahrreich Christi
Licht verbreiten und die ganze Erde mit der Erkenntnis der Wahrheit erfüllen
wird, wie Wasser den Meeresgrund bedeckt.
In der Heidenwelt gewahren wir auf den
ersten Blick das Zerstörungswerk der Dämonen in der Verkommenheit der Völker,
deren Geistesfreiheit in die Fesseln der Zauberer und Wahrsager geschlagen
ist. Die Schrift gibt uns Beispiele dafür, wie die gute Botschaft vom
Reiche Christi auf diese gefallenen Geister wirkt; sie bezeugt auch, dass
einzig das Licht der Wahrheit die Welt zu erleuchten und die Nacht zu
verscheuchen vermag, in die der Widersacher die Menschheit gebracht hat.
Daher die Angst der Dämonen in den Besessenen vor dem Heilande der Welt.
Merke auch auf den in Apg. 19:18-20 verzeichneten Bericht: „Viele von
denen, die gläubig geworden waren, kamen und bekannten und verkündigten
ihre Taten. Viele aber von denen, welche vorwitzige Künste getrieben
hatten, trugen die Bücher zusammen und verbrannten sie vor allen; und sie
berechneten den Wert derselben und fanden ihn zu fünfzigtausend Stück
Silber. Also wuchs das Wort des Herrn mit Macht und nahm überhand.“
Die Apostel hatten beständig mit
diesen bösen Geistern zu kämpfen, die zuweilen der guten Botschaft zu
widerstehen suchten, im allgemeinen jedoch gewahrten, dass sie der durch
die Apostel wirkenden geistigen Gewalt nicht gewachsen waren. Bei einer
Gelegenheit suchte ein böser Geist Verbindung mit der guten Botschaft und
veranlasste daher sein Medium, den Aposteln zu folgen und wiederholt
auszurufen: „Diese Menschen sind Knechte Gottes, des Höchsten, die euch
den Weg des Heils verkündigen.“ Ob dieser Dämon die Lehre der Apostel
in die Gesellschaft des Dämonismus oder Spiritismus bringen, oder nur die
Bevölkerung erregen und einen den Aposteln feindlichen Auflauf herbeiführen
wollte, das wissen wir nicht. Wohl aber belehrt uns die Schrift, dass die
Apostel darüber völlig im Klaren waren, wer in diesen „Medien“
wirkte: nämlich nicht angeblich unsterbliche Seelen verstorbener
Menschen, sondern böse Geister, gefallene Engel. Und diese selbst wussten
das so gut, dass sie vor den Aposteln niemals ihre Identität
verleugneten. - Apg. 16:16-19; 19:15; Jak. 2:19
Zur Zeit des Herrn Jesu fanden die bösen
Geister unter den Juden manche bereit, sie aufzunehmen. Das waren die
Besessenen, die oft, wenn zuviel Dämonen Wohnung bei ihnen machten,
epileptisch wurden oder den Verstand verloren, indem die bösen Geister
jede geistige Fähigkeit des Leibes des Besessenen mit Beschlag belegten.
Viele von diesen Besessenen heilte der Herr und ebenso auch die von ihm
mit Kraft von oben ausgerüsteten Jünger. Besonders interessant sind die
Stellen in Luk. 4:34-37 und Matth. 8:28-33, aus denen hervorgeht, dass die
bösen Geister nicht nur keinen Versuch machten, ihre Identität zu
verleugnen, wenn sie mit dem Herrn redeten, sondern überhaupt seine Macht
über sie erkannten und ihrer Erwartung Ausdruck gaben, dass er einmal
ihrer Gefangenschaft ein Ende machen, über sie zu Gericht sitzen und
ihren Fall endgültig entscheiden werde.
„Unser
Kampf ist nicht wider Fleisch und Blut (allein)“
Aus dem Vorhergehenden erkennen wir,
dass Satan und die mit ihm verbundenen gefallenen Engel die Großmacht
sind, welche in den Menschen und durch Menschen Gott und seinem Wiederaussöhnungsplane
entgegenwirkt, dessen Ausführung mit der Menschwerdung und in der
Darangabe seines Sohnes als „Lösegeld für alle“ ihren Anfang nahm.
Darum sagt auch der Apostel: „Unser Kampf ist nicht wider Fleisch und
Blut, sondern wider die Fürstentümer, wider die Gewalten, wider die
Weltbeherrscher dieser Finsternis, wider die geistlichen Mächte der
Bosheit in den himmlischen Örtern.“ (Eph. 6:12) Da nun der Mensch so
gar nicht imstande ist, sich selbst des listigen Widersachers zu erwehren
(die meisten vielmehr von seinen Lügen und Täuschereien betört werden
und sie für Wahrheit halten), und da selbst das auserwählte Volk des
Herrn den gelegten Schlingen Satans nur in dem Maße entrinnen kann, als
es dem Herrn treu ergeben bleibt und auf sein Wort achtet, und solchen
wird besondere Hilfe zuteil und Erlösung vom Übel (Befreiung vom
Irrglauben an eine unsterbliche Seele und deren ewige Qual in einer Feuerhölle),
welches sonst auch die Auserwählten ereilen und irreführen würde - da
dies so ist, so entsteht ganz natürlich die Frage: Warum lässt Gott zu,
dass der große Widersacher die Menschen derart verführt mit schwer
erkennbaren Irrtümern, falschen Lehren, und bis zu einem Grade zur
Unterstützung derselben sogar mit Wundern (als da sind die Kundgebungen
der bösen Geister auf Befehl der Spiritisten, welche in der Absicht
gegeben sind, des Teufels Lehre zu unterstützen, dass die Gestorbenen
nicht tot sind, nicht schlafen, sondern ihre „vom Leibe befreiten
Seelen“ zu leben und bewusst zu sein fortfahren?
Die einzige befriedigende Antwort auf
diese Frage ist, dass Gott im gegenwärtigen Zeitalter gar nicht versucht,
die ganze Welt mit sich auszusöhnen, gar keinen Versuch macht, die ganze
Menschheit wieder mit sich selbst in Einklang zu bringen, sondern nur eine
Herauswahl aus dem ganzen zurückgekauften Geschlecht sucht: Die Neue Schöpfung,
die kleine Herde derer, welche ihre Berufung und Erwählung unter göttlicher
Aufsicht festmachen, indem sie im Herzen Abbilder des geliebten Sohnes
Gottes, ihres Käufers, ihres Herrn, ihres Bräutigams, werden. Erst im
Tausendjährigen Reich wird der Welt klar gemacht werden, wie sehr der
Widersacher sie getäuscht hat. Erst dann wird sie lernen, dass alle
anderen Geister außer dem Geist der Wahrheit den Menschen herabwürdigen.
Alle werden alsdann erkennen, wie sehr Satan sie getäuscht und in
allerlei falschen Vorstellungen gefangen gehalten (2. Tim. 2:26), wie sehr
der Gott dieser Welt sie verblendet hat gegen das wahre Licht, in welchem
durch Christum der Charakter Gottes als das erscheint, was er ist. (2.
Kor. 4:4) Alsdann werden die Menschen lernen: 1. dass Gott der wahre
Freund aller seiner Geschöpfe ist, und dass seine Gesetze deren
Wohlbefinden im Auge haben; 2. dass das Böse ein tiefeingewurzeltes Übel
ist, wie sie es an Satan, an den gefallenen Engeln, an sich selbst haben
erfahren können; 3. dass in ihrem gefallenen Zustande ihr Urteil unzuverlässig,
ihre Kenntnis unzulänglich gewesen ist, und dass ihnen darum Licht wie
Finsternis und Finsternis wie Licht vorkam, gut als böse und böse als
gut erschien. Diese Belehrung durch Erfahrung wird von bleibendem Werte
sein (ihr Rauch, d.h. die Erinnerung daran, wird aufsteigen in die
Zeitalter der Zeitalter, und die Menschheit wird alsdann lernen, mehr auf
Gottes Weisheit, Macht und Güte zu vertrauen.
Der
Zweck des Bösen
Unterdessen dienen diese Verirrungen
und Wahnvorstellungen dazu, die Menschen in der Knechtschaft zu halten zu
einer Zeit, da sie noch nicht imstande sind, von der Freiheit einen
richtigen Gebrauch zu machen. Denn nur vollkommene Menschen, Menschen, in
denen Gottes Abbild verwirklicht ist, welche von Gott sich leiten lassen,
sind befähigt, die Freiheit zu ihrem Vorteil zu benutzen. Das zeigt die
Geschichte gewisser Revolutionen, welche auf den Dichter Schiller einen so
tiefem Eindruck machten, dass er schrieb:
„Wehe
denen, die dem ewig Blinden
Des
Lichtes Himmelsfackeln leihn;
Sie
scheint ihm nicht, sie kann nur zünden
Und
äschert Städt’ und Länder ein.“
Unterdessen richtet sich der Widerstand
Satans, der gefallenen Engel und der von ihnen missleiteten Welt gegen die
Wahrheit und ihre Diener, und dieser Widerstand wird um so heftiger, je
eifriger und fester auf der anderen Seite zur Wahrheit gestanden wird.
Unser königlicher Meister, der treueste aller Diener des lebendigen
Gottes, sagte ja zu denen, die in seinen Fußspuren wandeln würden:
„Wenn die Welt euch hasst, so wisset, dass sie mich vor euch gehasst
hat. Wenn ihr von der Welt wäret, würde die Welt das Ihrige lieben; weil
ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt auserwählt
habe, darum hasst euch die Welt.“ (Joh. 15:18, 19) Es ist mithin ganz
natürlich, dass „alle, die gottselig leben wollen in Christo Jesu,
verfolgt werden.“ (2. Tim 3:12) Und diese Verfolgung und dieser
Widerstand der Welt, des Fleisches und des Teufels sind in Gottes Hand
Hammer und Meißel zur Zubereitung der lebendigen Bausteine zu seinem
Tempel, zur Heran- und Ausbildung der Neuen Schöpfungen.
Gott gebraucht diese Werkzeuge, die ihm
sein eigener Widersacher verschafft, und bringt es dazu, dass die Wut und
der Widerstand (der Menschen und der Dämonen) „ihn preisen“, indem
die Widrigkeiten und Prüfungen der Herauswahl für „uns“ ein weit überwiegendes
und ewiges Gewicht von Herrlichkeit bewirken. (2. Kor. 4:17) Die Behauung
der Bausteine muss dem Zusammenfügen derselben zum Tempel vorausgehen,
und, Gott sei Dank, dieses Zusammenfügen steht unmittelbar bevor und wird
zur Folge haben, dass alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden - und
zwar so viele, wie mit dem Herrn wieder ausgesöhnt werden wollen. Wenn
Gottes Kinder einmal erkannt haben, dass der Widerstand, den ihnen
Nebenmenschen entgegenstellen, zum großen Teil die Folge des Falles, des
Wahnglaubens und der Blindheit ist, die der große Widersacher Gottes und
Feind der Gerechtigkeit in ihnen erzeugt hat, dann können sie Erbarmen fühlen
nicht nur für die Welt im allgemeinen, sondern auch gerade für die,
„welche sie beleidigen und verfolgen“. Weit entfernt, auf Rache zu
sinnen, werden sie ihre Feinde lieben, denen wohl tun, die sie verfolgen,
indem ihnen klar ist, dass ihre Peiniger im vollsten und wahrsten Sinne
des Wortes „nicht wissen, was sie tun“.
Unter den Menschen, welche von der Aussöhnung
mit Gott nichts wissen wollen, erkennen wir manche, die auf verschiedene
Weise und aus verschiedenen Beweggründen Direkt Mitarbeiter des großen
Widersachers sind, der alles tut, was er kann, um die Aussöhnung der
Menschen mit Gott zu verhüten. Wenn wir die Bordellhalter, Kneipwirte,
Spielhöllenhalter, die Fetischpriester, Medien und Wahrsager in erster
Linie dazu zählen würden, so fänden wir wohl die Zustimmung großer
Massen. Aber in Gottes Augen tragen die führenden Geister in der
zivilisierten Welt, diejenigen, die dem Lichte der Wahrheit widerstehen,
aber dabei vorgeben, ihr zu dienen, weitaus die größte
Verantwortlichkeit. Sie sind Satans beste Werkzeuge, freilich oft, ohne es
zu wissen. - Apg. 3:17
Wir
hoffen, dass viele von denen, die während
des ganzen Evangeliums-Zeitalters und auch jetzt noch der Wahrheit,
nachdem sie damit in Berührung gekommen sind, widerstanden und
widerstehen, dies teilweise aus Blindheit taten und tun, wie der Apostel
von denen sagt, die den Heiland gekreuzigt haben: „Ich weiß, dass ihr
in Unwissenheit gehandelt habt, gleichwie auch eure Obersten.“ (Apg.
3:17) Dies gestattet uns, auf die einstige Erleuchtung selbst der
heftigsten Gegner der Wahrheit zu hoffen, seien sie Evolutionisten,
Theosophen, Spiritisten oder Scientisten, Katholiken oder Protestanten.
Bedenklicher erscheint uns der Fall derer, welche durch die gegenwärtige
Wahrheit erleuchtet wurden, dann aber aus Ehrgeiz, Eifersucht oder Hochmut
mit dem Wunsche, selbst etwas zu sein, dem Erntewerk Gottes zu widerstehen
beginnen, Universalisten werden, die Lehre vom Lösegelde und die durch
die zweite Gegenwart des Herrn geschaffene Lage aus den Augen verlieren.
Zu richten haben wir freilich niemanden; wohl aber ist es heilsam, uns vor
solchen Abwegen zu fürchten, eingedenk der Worte des Apostels: „Es ist
unmöglich, diejenigen, welche einmal erleuchtet waren und geschmeckt
haben die himmlische Gabe und teilhaftig geworden sind des Heiligen
Geistes, und geschmeckt haben das gute Wort Gottes und die Wunderwerke des
zukünftigen Zeitalters, und abgefallen sind, wiederum zur Buße zu
erneuern, indem sie den Sohn Gottes für sich selbst kreuzigen und ihn der
Schmach preisgeben.“ (Hebr. 6:4-6) Es ist heilsam für uns zu wissen,
dass die Voraussagungen der Schrift in Erfüllung gehen, damit wir keine
Gemeinschaft haben mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, dieselben
vielmehr missbilligen, den Umgang mit solchen meiden, die nicht nach der
Apostel Lehre wandeln und nicht den einst den Heiligen überlieferten
Glauben noch den Geist desselben festhalten. Denn alle solche stehen auf
der Seite Satans, widerstehen dem Herrn und seinem Plan, dessen Mittel-
oder Angelpunkt das Lösegeld, die Wiederaussöhnung ist. - 2. Petr. 2:21; 2. Thess. 3:6; Juda 3
Bedenken wir, wie bereits in Band 5
Kap. 5, ausgeführt worden ist, dass die Versuchungen, welche an den Herrn
herantraten, aufs deutlichste die Versuchungen andeuten, denen die Neuen
Schöpfungen ausgesetzt sind.
Die
Einflüsterung des Widersachers
Eine Einflüsterung des Widersachers,
die mit den Neigungen des Feindes sehr gut zu harmonieren scheint, ist
die, dass der Schutz, dessen sich die Neue Schöpfung seitens Gottes
erfreut, ihr zeitliches Wohl in allen Stücken fördern müsse. Das ist
ein Gedanke des natürlichen Menschen, in der Schrift findet sich aber
hierin kein Anhaltspunkt, und nur die Schrift darf Richtschnur der
Denkweise der Neuen Schöpfung sein. Der alte Mensch besteht darauf, dass
die Aufnahme in die Familie Gottes und die daran sich knüpfende Verheißung
der Miterbschaft mit Jesu Christo den Segen und die Gunst Gottes in allen
zeitlichen Dingen selbstverständlich machen. Am hartnäckigsten
argumentiert das Fleisch hinsichtlich der Gesundheit: „Warum sollten
unsere darangegebenen sterblichen Leiber krank, schmerzertragend sein?
Gott sendet uns doch gewiss keine Schmerzen und Leiden; somit sind sie vom
Teufel. Sind sie demnach nicht ein Zeichen, dass Gott uns seine Gunst
entzogen hat, und sollten wir nicht um Befreiung davon beten?“
Der Widersacher sucht auf mancherlei
Weise eine bejahende Antwort auf diese Frage - ob Krankheit ein Beweis
verlorener Gunst bei Gott sei - herbeizuführen, und zwar in einer Weise,
die gar nicht vermuten lässt, dass er die Hand im Spiele hat. Er gibt
ein, die Anwendung von Heilmitteln werde einen Mangel an Glauben zu Gott
beweisen; um Gottes Gunst wiederzufinden, sei es notwendig, sich nur auf
das Gebet des Glaubens zu verlassen; das Volk Israel habe dieses Vorrecht
auch gehabt und davon Gebrauch gemacht, wie viel mehr sollte demnach das
geistliche Israel es so halten, Gott allein als seinen Heiler
anzuerkennen! Mormonen und Scientisten, Anhänger Dowies, Blumenhardts,
Zellers usw., argumentieren alle so, um, wenn es möglich wäre, selbst
die Auserwählten irrezuführen, zu fangen, ihre Aufmerksamkeit von der
Wahrheit abzulenken.
Die Interessen der Neuen Schöpfung und
die des sterblichen Leibes, in dem sie wohnt, stehen einander oft
entgegen. David sagt: „Bevor ich gedemütigt ward, irrte ich.“ Die
Neue Schöpfung, nicht ihr sterblicher Leib, ist ein Adoptivkind Gottes;
die Darangabe des aus Glauben gerechtfertigten Fleisches ist die
Vorbedingung zu unserer Neuzeugung, unserer Aufnahme in die Familie
Gottes. Israel nach dem Fleische hatte zeitliche Verheißungen, die die
Verhältnisse, wie sie im Tausendjahrreiche auf Erden herrschen werden,
vorschatteten. - 2. Mose 15:26; 3. Mose 26:3-15; 5. Mose 28:1-14
Es gehört zur Schulung der Neuen Schöpfungen,
dass sie hinsichtlich irdischer Dinge im Glauben und nicht im Schauen
wandeln, dass sie Verfolgung erdulden, Selbstverleugnung üben, und dass
sie, obwohl die Wahrheit redend, als Lügner gelten, obwohl (im Glauben)
alles besitzend, als Nichtbesitzende, obwohl weise in Gottes Augen, töricht
in Menschenaugen sind. Und das alles in einem Maße, dass auch von ihnen
bis zu einem gewissen Grade gelten könnte: „Wir hielten ihn für
bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt.“ Der Prophet erklärt:
„Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Striemen ist
uns Heilung geworden.“ Unsere Heilung, d.h. Gerechtmachung, ist unserer
Annahme als Glieder am Leibe Christi vorausgegangen, und unsere Aufnahme
auf die höhere Stufe der Sohnschaft und Miterbschaft ist an die Bedingung
geknüpft, dass „wir mit leiden“, dass „wir ergänzen in unserem
Fleische, was noch rückständig ist von den Drangsalen des Christus.“ -
Jes. 53:4, 5; Röm. 8:17; Kol. 1:24
Unser Herr freilich war selbst nie
krank; denn er war vollkommen. Aber es steht geschrieben, dass er des
Menschen Schwachheit zu schmecken bekam, dass er der Menschen Krankheit
auf sich nahm; die Schwachheiten des Menschen nahmen die Stelle der Kraft
ein, die von ihm ausging, und mit der er die Menge der Kranken heilte. -
Hebr. 4:15; Matth. 8:17; Luk. 6:19
So auch müssen wir als Unterpriester
die Leiden der Welt zu schmecken bekommen, bevor wir ihre Könige,
Priester und Richter werden können. Aber es ist hierzu weder nötig noch
möglich, dass wir viel von unserer Lebenskraft an andere abgeben und
deren Schwachheiten und Krankheiten auf uns nehmen. Wir bekommen die
Folgen des Falles ohnedies zu schmecken, denn dem Fleische nach sind wir
Kinder des Zornes gleich wie andere und gehören mit diesen zu der
seufzenden Schöpfung. Die Abgabe von Lebenskraft seitens unseres Herrn
geschah nicht zugunsten der Herauswahl; eine solche konnte es nicht geben,
bevor nicht das Sühnopfer vollbracht, dem Vater dargebracht und von ihm
angenommen war, was erst zu Pfingsten bekundet wurde. Bevor die Jünger
nicht den Heiligen Geist empfangen hatten, war es nutzlos, zu versuchen,
ihnen von himmlischem Dingen zu reden. (Joh. 3:12; 16:13; 1. Kor. 2:10-12)
So wurde denn unseres Herrn Lebenskraft ausgegeben in Gestalt von
Gleichnissen, die später unter Anleitung des Heiligen Geistes verstanden
werden sollten, insbesondere aber in Gestalt von Heilungen körperlicher
Krankheiten und Gebrechen, um damit die großartigen Heilungen
vorzuschatten, an denen wir jetzt schon und im kommenden Königreiche
Anteil haben können; die Öffnung der Augen des Verständnisses, das
Werk, den sittlich Toten die Stimme des Herrn vernehmlich zu machen, und
ihnen so zu ermöglichen, ein neues Leben zu beginnen. So können wir
unser Leben darangeben im Dienste der Brüder und zu ihren Gunsten ergänzen,
was rückständig ist von den Drangsalen des Christus. - 1. Joh. 3:16;
Kol. 1:24
Es ist nicht zulässig, die Worte ihres
Inhaltes zu berauben und zu denken, das Darangeben unseres Lebens für die
Brüder koste uns keine Lebenskraft und die Trübsale des Christus kein
Leiden. Wir sehen aus den Tatsachen, dass der Herr müde war, dass die
Kraft von ihm ausging, dass er unsere Schwachheit zu schmecken bekam.
Darum dürfen wir nicht hoffen, dass es uns in irdischer Beziehung besser
gehe als der Welt; sondern wir müssen vielmehr erwarten, Verluste zu
erdulden, mit ihm zu leiden. Das gilt nicht nur hinsichtlich der Ehre vor
den Menschen, nicht nur von Geld und Gut, - unser Meister und seine
Apostel gehörten auch nicht zu den Großen dieses Zeitlaufes und wurden
oder blieben arm, indem sie bereit waren, uns durch ihre Armut reich zu
machen - sondern das gilt auch von der Gesundheit, wie es das häufige
Unwohlsein des Timotheus, Pauli „Pfahl im Fleisch“ und des
Epaphroditus Krankheit beweisen. Gewiss in dem Sinne, dass Satan die Sünde
erfunden, und dass die Sünde nicht ohne Folgen geblieben ist, waren diese
Leiden vom Teufel; aber sie waren es in keinem anderen Sinne als die Gefängnisstrafen,
die Schläge, der Schiffbruch oder die Hinrichtung. Satan war
wahrscheinlich, direkt oder indirekt, Bringer aller dieser äußerlichen
Leiden, wie sie unter den Menschen zu finden sind. Aber die Apostel, wenn
ihnen solches widerfuhr, schlossen daraus nicht, dass sie aus Gottes Gunst
gefallen seien, sondern lobpreisen ihn dafür, indem sie es als ein Teil
der Leiden um Christi und der Wahrheit willen ansahen, und je mehr ihre
Leiden die ihrer Mitmenschen übertrafen, um so mehr freuten sie sich,
indem sie daran dachten, dass ihre künftige Herrlichkeit auch
entsprechend größer sein würde.
Allein wir müssen wohl unterscheiden
zwischen Leiden um der Wahrheit willen und Leiden für begangenes Unrecht.
Der Apostel gibt zu verstehen, dass viel Leiden herrührt von einem
Einmischen in anderer Leute Angelegenheiten und von anderen Verfehlungen,
zu denen wir Unmäßigkeit (Phil. 3:19) und Mangel an Selbstbeherrschung zählen
möchten. Über Leiden aus solcher Quelle sollte sich keiner freuen,
sondern solche sind vielmehr ein Gegenstand der Trauer, des Betens und
Fastens, zur Ausübung strammerer Selbstzucht. Wenn aber irgendein Leiden
die Folge eifriger Benutzung einer Gelegenheit zum Dienste Gottes ist und
die Welt uns deswegen schmäht, dann wollen wir uns nicht schämen,
sondern Gott um solcher Trübsale willen lobpreisen als solche, die würdig
erachtet worden sind, um Christi willen zu leiden.
Leiden, die nicht von Sünde oder
Selbstsucht herrühren, dürfen mit Geduld und Danksagung getragen werden
als Unterricht im Mitleid mit der seufzenden Schöpfung und Hoffen auf die
Aufhebung des Fluches beim Anbruch des siebenten Tausendjahrtages. Die
richtige Herzensstellung zu Gott übt gewiss einen sehr guten Einfluss auf
unsere ganze Lebenshaltung aus; aber sie vermag nicht unsere durch den
Fall beschädigten Leiber neu zu schaffen, wiederherzustellen, es sei denn
durch ein direktes Wunder. Und Gott wird Wunder nicht verrichten, welche
uns verleiten würden, im Schauen anstatt im Glauben zu wandeln, und die
eine Menschenklasse in die Herauswahl hineinziehen würden, die Gott noch
nicht anzuziehen sucht. Er macht uns aus Glauben gerecht, er rechnet uns
zwar als seien wir vollkommen, lässt uns aber in unserem unvollkommenen
Zustande. Die richtige Herzensstellung macht nicht, dass wir Hitze oder Kälte,
Hunger und Durst nicht empfinden; sie macht nur, dass wir es, wenn es
unvermeidlich ist, geduldig ertragen im Vertrauen auf unseren himmlischen
Vater und seine Verheißungen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum
Guten mitwirken, wenn sie mit Geduld und Glauben ertragen werden.
Sollten wir nun aber, im Gegensatze zur
Welt, keine Medikamente brauchen, um unsere Leiden zu erleichtern? Sollte
die Neue Schöpfung ihren Glauben durch solche Enthaltung beweisen?
Keineswegs. Gott handelt im Evangeliums-Zeitalter mit seinem Volke nicht
nach dem Fleische; er sieht in ihm nur die Neue Schöpfung; „das Fleisch
ist nichts nütze“; wir haben es ohnehin darangegeben zur Vernichtung;
was unserer Neuen Schöpfung wohl bekommt, ist unser größtes Interesse.
Und da nun unser adamischer Leib vorläufig das einzige Werkzeug unserer
Neuen Schöpfung ist, so haben wir das Recht, dieses Werkzeug in tunlichst
bestem Zustande zu erhalten, damit wir unseren Opferdienst dem Weihegelübde
gemäß verrichten können. Hunger und Durst sollten wir stets auf eine
Weise stillen, die uns zur höchstmöglichen Leistung befähigt. Durch dem
Herrn wohlgefällige Kleidung dürfen und sollen wir Schutz gegen die Kälte
suchen. Sind wir krank, so hat der Herr allerlei heilsame Kräuter wachsen
lassen, um es uns zu erleichtern; zu diesen sollen wir unsere Zuflucht
nehmen, nicht zu Hellsehern, Scientisten, Magnetiseuren und anderen
Zauberern dieser Art, die unsere Leiden durch Beeinflussung mit Hilfe des
Widersachers wegzaubern und uns damit der Gefahr aussetzen, in die
Schlingen des Teufels zu fallen. Die Neue Schöpfung hat hinsichtlich der
Pflege ihres armen gebrechlichen, sterblichen Leibes genau dieselben
Rechte wie der natürliche Mensch. Ja, es ist Pflicht eines jeden Wesens,
für seinen Leib Sorge zu tragen; diese Pflicht ist im Falle der Neuen Schöpfung
noch verschärft, indem sie den Leib dem Herrn zum Opfer geweiht hat bis
in den Tod und nun dieses Opfer so groß wie möglich machen soll.
Zwischen selbst bereiteten Salben und
Apothekerwaren, eigenen Maßnahmen und ärztlicher Hilfe einen Unterschied
zu machen, hat keinen Sinn. Ist es recht, sich selbst zu helfen, so ist es
auch kein Unrecht, Arzt und Apotheker zu Hilfe zu nehmen. Mit demselben
Recht müsste man es sonst ablehnen, sich mit anderen als
selbstgefertigten Kleidern gegen die Kälte zu schützen oder mit anderem
als selbstgefertigtem Brote eigener Aussaat den Hunger zu stillen. Oder
ist es etwa Sünde, einen Bruder oder Nachbarn oder einen fremden Arzt zu
Rate zu ziehen, wenn man krank ist, während gegen die Inanspruchnahme des
Schneiders, Sämanns, Bäckers oder Fleischers nichts einzuwenden wäre?
Gewiss nicht! Nicht, dass wir beständige Anwendung von Apothekertränklein
und Pillen empfehlen möchten, was sehr leicht in üble Gewohnheit
ausartet, wir ermuntern nur zum Gebrauch unseres gesunden
Menschenverstandes. Erhaltung der Gesundheit durch richtige Auswahl der
Nahrung ist natürlich immer in erster Linie zu beobachten. „Lasset eure
Mäßigkeit kund werden allen Menschen.“ Diese Ermahnung an die Neue Schöpfung
gilt sowohl hinsichtlich der Nahrung als auch der Arzneien.
Was taten Jesus und seine Apostel? Nie
heilten sie Glieder der Herauswahl, soweit das Neue Testament berichtet.
Oder ist einzig die Art, wie die Kranken von Jesu geheilt wurden,
diejenige, in der wir geheilt werden dürfen? Nimmermehr; nicht die
Geheilten, sondern ihr Heiler ist unser Vorbild. Weil Jesus die Volksmenge
auf wunderbare Weise speiste, sollten wir erwarten, dass er auch uns so
ernähre? Nimmermehr! Im Gegenteil, er hat uns ein ganz anderes Beispiel
gegeben, indem er ablehnte, die göttliche Wunderkraft für seine eigene
Bequemlichkeit in Anspruch zu nehmen. (Matth. 4:2-4; 26:53) Wie er seine Jünger
aussandte, um Brot zu kaufen, wenn ihn hungerte, wie er sich am Brunnen
oder anderswo setzte, wenn er müde war, wie er nicht um Befreiung von der
Beschwerde bat, die ihm das Schmecken unserer Schwachheiten verursachte,
sondern sie als einen Teil seines Opfers freudig auf sich nahm, so sollten
wir es auch in allen diesen Dingen halten.
Ja noch mehr: unser Herr gibt zu
verstehen, dass die Zuhilfenahme der Wunderkraft zur Befriedigung eigener
zeitlicher Bedürfnisse sündiger Missbrauch einer ihm zu anderen Zwecken
verliehenen Macht gewesen wäre. Den göttlichen Schutz gegen diesen oder
jenen Teil des Sterbevorganges anzurufen, wäre Sünde, Bundesbruch, Zurücknahme
der geweihten Opfergaben gewesen. „Wenn jemand sich zurückzieht, so
wird meine Seele kein Wohlgefallen an ihm haben.“ - Hebr. 10:38
Für die
Herauswahl gilt dasselbe, denn sie wandelt in des Anführers Fußspuren. Göttliche
Hilfe zugunsten unserer in den Tod geweihten sterblichen Leiber anzurufen
wäre ein Abweichen von unseren Bundespflichten, da wir alle unsere durch
Jesu kostbares Blut für uns erworbenen Ansprüche auf die
Wiederherstellung als Menschen preisgegeben haben, um als Neue Schöpfungen
den Lauf nach dem Kleinod der Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit
mitmachen zu dürfen. Um Rückgabe des Preisgegebenen beten würde einem
Wunsche entsprechen, das Opfer zurückzunehmen, den Bund aufzugeben und
auf das himmlische Erbe unserer Neuen Schöpfungen zu verzichten. Diese
Ansicht über das Beten um die irdischen Dinge ist vielleicht dem einen
oder anderen neu; diesem oder jenem mag auch das Gewissen schlagen bei dem
Gedanken, dass er so gebetet, ja dass Gott ihm den Wunsch erfüllt habe.
Sollte das bedeuten, dass sie hinfort vom Laufe nach dem Kleinod
ausgeschlossen sind? Wir denken, nein, und halten dafür, dass, wie
irdische Eltern mit unwissenden Kindlein geduldig sind und Langmut üben,
auch Gott unabsichtliche Irrungen übersieht und auf die Denkungsart, die
sich im Beten offenbart, nicht auf den Wortlaut des Gebetes achtet. Und
wie irdische Eltern gelegentlich einer unpassenden Bitte des Kindleins ihm
diese gewähren, so, glauben wir, hat Gott oftmals den Glauben seiner
Kinder der Erhörung gewürdigt, auch wenn er unrichtig angewendet wurde.
Wenn wir aber in der Gnade und Erkenntnis wachsen, so wird unpassendes,
den Bundespflichten zuwiderlaufendes Beten Sünde, ein Zeichen unseres
Abwendens von der Bevorrechtung, deren Gott uns gewürdigt, ein Zeichen
unseres Bundesbruches werden.
Das
Gebet des Glaubens wird den Kranken heilen
-
Jak. 5:14-16 -
Auf diese
Stelle, sowie auf Mark. 16:17, 18 stützen sich diejenigen, welche der
Meinung sind, die Neue Schöpfung solle sich im Krankheitsfalle einzig auf
die Macht Gottes, zu heilen, verlassen. Bekanntlich ist nun aber der
Schluss des Evangeliums Markus (von V. 9 an) unecht; er ist eine spätere
Ergänzung, etwa aus dem 5. Jahrhundert. Die Stelle im Jakobusbrief zeigt,
dass die dort erwähnte Krankheit, eine Strafe für Sünde war, nicht ein
unbedeutendes Unwohlsein, sondern eine schwere Krankheit, welche das
Zusammenberufen der Ältesten der Versammlung rechtfertigte. Aus der
gedachten Situation scheint hervorzugehen, dass Jakobus Fälle im Auge
hatte, bei denen der Sünde soweit Zutritt gewährt wurde, dass der kranke
Sünder sich von Gott abgeschnitten fühlte. In solcher Lage gilt es:
„Bekennet denn einander die Vergehungen und betet für einander. Und das
Gebet des Glaubens wird den Kranken heilen (oder: retten, nämlich aus dem
Abgeschnittensein), und der Herr wird ihn aufrichten (zum Zeichen wieder
gewährter Gunst gesund machen), und obschon er Sünden getan hat, so wird
ihm vergeben werden.“ – Jak. 5:15, 16
Wenn
Satan den Satan austreibt, so kann sein Reich nicht bestehen.
-
Matth. 12:26 -
Als bei der ersten Gegenwart die Pharisäer
unseren Herrn beschuldigten, er treibe die Dämonen aus durch Satans
Macht, so gab seine Antwort deutlich zu verstehen, dass solches bei Satan
wohl möglich wäre, dass es aber nicht wahrscheinlich sei. Zu diesem
Mittel, seine Herrschaft zu erhalten, würde er erst greifen, wenn es mit
seiner Macht bald zu Ende gehe, wenn er kein anderes Mittel mehr zur Verfügung
haben werde, um die Menschen zu täuschen. Wir bezeichnen nun nicht
kurzweg alle Gebetsheilungen und ähnliche Wunder als teuflisch, aber wir
empfehlen dringend, sich die Personen oder Organisationen, welche Wunder
verrichten zu können vorgeben, genau anzusehen, ob sie aus Gott sind. Der
Neuen Schöpfung gilt der Rat: „Prüfet die Geister, ob sie aus Gott
sind“ - oder aus Satan. Stellet sie auf die Probe und verhaltet euch
ihnen gegenüber, je nachdem diese Probe ausgefallen ist. - 1. Joh. 4:1
Zur Gründung der Herauswahl (im ersten
Jahrhundert unserer Zeitrechnung) bedurfte es der Wunder zur Kundmachung
der Macht Gottes. Für die Gegenwart kann die Notwendigkeit der Wunder
nicht mehr behauptet werden, nachdem die Herauswahl längst gegründet ist
und bald vollzählig sein wird. Hingegen weist der Apostel auf das Ende
des Zeitalters hin, wenn er von Satan sagt, er werde sich gebärden wie
ein Engel des Lichts (als ein Bote des Friedens, der Heilung) und den
Irrtum überaus täuschend gestalten. Ferner setzt der Apostel voraus,
dass Gott dieser Täuscherei viel Erfolg lassen wird, alle irrezuführen,
die auf der Erde wohnen, sofern ihre Namen nicht geschrieben sind im
Lebensbuche des Lammes. „Deshalb sendet ihnen Gott eine wirksame Kraft
des Irrtums, dass sie der Lüge glauben, auf dass alle gerichtet (d.h.
erkennbar) werden, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern Wohlgefallen
gefunden haben an der Ungerechtigkeit (am Irrtum).“ Macht und alle
Zeichen und Wunder der Lüge und Betrug der Ungerechtigkeit (des Irrtums)
sind fällig am Ende des Zeitalters. (2. Thess. 2:9-12) Und der Her selber
sagt: „Viele werden sagen an jenem Tage (des Gerichtes, der Rache - der
Übers.): Herr, Herr! haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt
(gepredigt) und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch deinen
Namen viele Wunderwerke getan (Kranke geheilt usw.)? und dann werde ich
ihnen bekennen: Ich habe euch niemals gekannt; weichet von mir, ihr Übeltäter!“
- Matth. 7:22, 23
Es ist gewiss an der Zeit, dass alle,
deren Augen des Verständnisses aufgetan worden sind, sodass sie erkennen,
dass wir am Ende des Zeitalters, wo die Erfüllung aller dieser
Weissagungen fällig ist, leben, sich danach umsehen und imstande sind, in
den Irrlehren und Lügenwundern mitten in der Namenchristenheit diese Erfüllung
zu erkennen.
Allein wie können wir uns dessen
vergewissern, dass alle diese Wunder Satans Betrügereien und nicht von
Gott sind? Durch Anlegen des Maßstabes der Schrift: „Wenn sie nicht
nach diesem (nämlich Gottes) Worte reden, so ist es, weil kein Licht in
ihnen ist.“ (Jes. 8:20) Ihr Abweichen vom Worte ist mannigfach, bald in
diesem bald in jenem Punkte. Die meisten dieser Geister sind leicht daran
erkennbar, dass sie die Grundlehre des Evangeliums, das Lösegeld,
verwerfen. Natürlich tun sie dies nicht direkt; um zu täuschen, geben
sie sogar vor, an die Notwendigkeit und Wirksamkeit des großen Sühnopfers
auf Golgatha zu glauben, weil dank desselben die Sünden vergeben werden
und die Aussöhnung mit dem Vater stattfinden könne. Allein das wird
diejenigen auf die Dauer nicht täuschen, welche sich erinnern, dass das
griechische mit „Lösegeld“ übersetzte Wort buchstäblich
„entsprechender Preis“ oder „entsprechender Kaufpreis“ bezeichnet.
Dieser Prüfstein der göttlichem Wahrheit wird bald offenbar machen, dass
die Evolutionstheorie das Gegenteil der Wahrheit ist, weil sie leugnet,
dass der Fall stattgefunden hat und eine Wiederaufrichtung aller nötig
macht. An diesem Prüfstein ist die Antichristlichkeit der christlichen
Wissenschaft sofort erkennbar, indem dieselbe lehrt, die Sünde, der Tod
und alle Übel seien nicht wirklich, sondern Wahnvorstellungen. Dieser Prüfstein
lässt erkennen, dass es ein Irrtum ist, zu glauben, dass Gott der Urheber
des Bösen, der Sünde sei. Denn die ganze Bibel zeigt, dass Gott ein
Feind der Sünde ist und seit Jahrtausenden einem bestimmten Plane gemäß
handelt, um die Menschen, gemäß dem Plane der Erlösung, der in den
Zeiten der Wiederherstellung vor aller Augen zu Ende geführt werden wird,
aus den Banden der Sünde und des Todes zu befreien.
Doch was sollen wir von denen sagen,
die Gottes heiligen Namen durch Lehren von Dämonen lästern, indem sie
verkünden, dass für die große Mehrheit der Menschen eine Ewigkeit in
Qualen vorgesehen ist, während die Schrift im Gegenteil sagt, dass sie in
ihren „Gräbern“ auf die verheißene Segnung aller Geschlechter der
Erde warten? Wenn solche Leute Heilungen vollbringen „in meinem
Namen“, sollen wir da annehmen, dass der Herr ihre gotteslästerlichen
Lehren gutheißt? Nimmermehr! Der große Tausendjahrtag bricht herein, und
mit ihm schwindet jede Entschuldigung für so große Finsternis mehr und
mehr. Von solchen können wir nicht glauben, dass sie zu denen gehören,
die der Apostel meint, wenn er schreibt: „Ihr aber, Brüder, seid nicht
in Finsternis, dass euch der Tag wie ein Dieb ergreife.“ Daran ändert
auch der Umstand nichts, dass sie ihre Wunderwerke ihrem Glauben an
Christum als den bald kommenden König zuschreiben. Wer eine so gotteslästerliche
Teufelslehre wie die von der ewigen Qual in den Mund nimmt oder im Herzen
festhält, von dem glauben wir, dass seine Wunderwerke ebenso sehr vom
Teufel sind, wie diejenigen der Scientisten und anderen Spiritisten.
Auch das lebhafte Interesse, das solche
Namenchristen der Heidenmission entgegenbringen, sollte unsere allgemeine
Anschauung in diesem Punkte nicht erschüttern. Freilich geben wir gerne
zu (und hoffen es), dass viele Missionsfreunde wahre Kinder Gottes sind,
die nur durch die Lehre von der Notwendigkeit der Bekehrung der Welt in
diesem Zeitalter bezaubert worden sind, die aber binnen kurzem von diesem
Wahn, der noch auf dem mystischen Babylon lastet, befreit werden dürften.
Unser Herr hat bei seiner ersten Gegenwart von der Missionstätigkeit der
Frommen gesagt: „Ihr durchziehet das Meer und das Trockene, um einen
Proselyten zu machen; und wenn er es geworden ist, so machet ihr ihn zu
einem Sohne der Gehenna, zwiefältig mehr als ihr!“ (Matth. 23:15)
Welchen Nutzen können die Heiden davon haben, dass ihnen die Irrlehren
des Widersachers beigebracht werden? Die wenigen, die von ihnen erreicht
werden, werden einfach in der Zeit der Wiederherstellung sich einen Irrtum
mehr abgewöhnen müssen. Wie zur Zeit der ersten Gegenwart, so gilt auch
jetzt noch: „Ihr seid dessen Sklaven, dem ihr gehorcht.“ Satan wirkt
viel in der Namenkirche, vom Lehrstuhl und von der Kanzel aus. Von ihm
irregeführt, müssen die Obersten der Priester und Schriftgelehrten die
Wahrheit, das Licht hassen (das ihre Verwirrung erkennbar macht) und es
auszulöschen suchen.
„Gehet aus ihr (Babylon) hinaus mein
Volk, auf dass ihr nicht ihrer Sünden mit teilhaftig werdet und nicht
empfanget von ihren Plagen.“ - Offb. 18:4
Satans Reich ist am Einstürzen.
(Matth. 12:26) Das Lüften des Schleiers der Unwissenheit, die Zunahme der
Erkenntnis auf jedem Gebiet, macht es ihm unmöglich, die Menschen in
mittelalterlichem Aberglauben gefangen zu halten. Er muss neue Täuschereien
erfinden, damit die Menschen ihn nicht auf der Lüge ertappen und auf ihn
zu horchen aufhören. Er ist daher äußerst tätig als scheinbarer
„Engel des Lichts.“ Den einen predigt er Evolutionstheorie (wonach
sich die Affen zu Menschen, die Menschen zu Engeln entwickeln); er gibt
vor, die Heiden durch Furcht vor der Feuerhölle bekehren zu wollen; als
ein Elias bot er sich selbst als der Wiederhersteller der Menschheit an;
als Scientist überredet er die Menschen, sie hätten keine Schmerzen, und
macht sie körperlich gesund, um ihre Begriffe um so mehr zu verwirren,
sodass sie hernach Wahres und Falsches nicht mehr zu unterscheiden vermögen.
Satan mag sich einbilden, er habe mit dem allem Erfolg; aber unser Herr
sagte voraus, dass diese „Teufelsaustreibung“ durch Satan dem Einsturz
des Reiches des Fürsten dieser Welt unmittelbar vorausgehen werde; dass
er heute den Arzt und Heiler spielt, zeigt, dass sein Fall nicht mehr fern
ist. Gott sei Dank, dass er in kurzem ganz gebunden werden wird, sodass er
die Nationen nicht mehr wird täuschen, betrügen und irreführen können.
Liebet
Gerechtigkeit, hasset Ungerechtigkeit
Um die Verfahrensweise Gottes mit der
Neuen Schöpfung im gegenwärtigen Zeitalter völlig zu erfassen, müssen
wir im Gedächtnis halten, dass nach seinem Ratschluss diejenigen, welche
der Vollkommenheit der göttlichen Natur teilhaftig werden sollen, nicht
nur die gute Absicht haben müssen, in dem Sinne, dass sie das Recht dem
Unrecht vorziehen, sondern sie müssen auch aus eigener reichlicher
Erfahrung die Annehmlichkeiten und Vorteile der Gerechtigkeit klar
erfassen und richtig würdigen. Darum wird die Neue Schöpfung (in ihrem
Embryo-Zustand) ganz besonderen Widrigkeiten und Erprobungen unterworfen,
mehr als es seinerzeit die Engel wurden, und mehr als einst die übrigen
der Menschen es sein werden - an ihrem tausendjährigen Gerichtstage.
Soweit unsere Kenntnis reicht, hatten die Engel keine Erprobungen zu
bestehen bis zu dem Augenblick, wo einer von ihnen vom rechten Wege
abwich, nach selbständiger Herrschaft über die Erde strebte und dadurch
der Teufel wurde. Aber wir dürfen wohl annehmen, dass der Fall der
Menschheit in Sünde und Tod eine Erprobung für die Engel wurde, nicht
nur für diejenigen, welche ihre erste Behausung (ursprüngliche Natur)
verließen, sondern auch für die heilig gebliebenen. Es musste ihr
Vertrauen auf die Macht Jehovas auf die Probe stellen, Zeugen zu sein,
nicht allein der schrecklichen Folgen des Ungehorsams, sondern auch der
scheinbaren Ohnmacht Gottes, ihnen zu steuern. Da kann in einem jeden von
ihnen der Gedanke aufgetaucht sein, dass auch sie sündigen könnten, ohne
dass Gott sie zu strafen vermöchte; und wenn sie nun (in ihrer Mehrzahl)
gehorsam blieben, so zeigt das, dass ihre Herzensstellung die richtige
war, dass sie demütig und der Gerechtigkeit zugetan waren. Jetzt sehen
sie die Hauptlinien des Planes Gottes, wie der Christus ihn zur Ausführung
bringen soll, und in kurzem wird die Durchführung dieses Planes ihr
Vertrauen auf die Weisheit, Liebe, Gerechtigkeit und Macht vollauf
rechtfertigen.
Diese Prüfung der Engel war jedoch in
gewisser Hinsicht nicht so schwer wie diejenige, der die Neuen Schöpfungen
in Christo Jesu unterworfen werden infolge ihres Wohnens im Fleische und
ihrer aus diesem Grunde beständigen Berührung mit der menschlichen
Unvollkommenheit. Dies stellt nicht nur Glaube und Liebe, sondern auch
Geduld und Eifer auf eine große Probe, bis in den Tod. Auch die Prüfungen
(das„Gericht“), denen die Welt im Tausendjahrreiche wird unterworfen
werden, werden zwar unnachsichtlich und derart sein, dass offenbar werden
wird, wer von Herzen zum Herrn und seiner Gerechtigkeit steht und wer
nicht, werden sich aber dennoch wesentlich von den Prüfungen der Neuen
Schöpfung unterscheiden, weil alsdann die Umgebung (die moralische
Atmosphäre) die Entscheidung des Menschen für die Wahrheit und
Gerechtigkeit und den Gehorsam ihr gegenüber begünstigen wird. Im
Gegensatz hierzu erfahren die Neuen Schöpfungen im gegenwärtigen
Zeitalter die Richtigkeit der Erklärung des Apostels, dass, wer gottselig
leben wolle, zu leiden habe. Diese Bereitwilligkeit, zu leiden um des
Herrn und seines Reiches willen, und der Glaube, der hierzu erforderlich
ist, sind die Prüfsteine, an denen Gott erkennt, ob wir den für das
himmlische Erbe unentbehrlichem Charakter besitzen. Was er über die Neuen
Schöpfungen in ihrem Embryozustande kommen lässt, bezweckt deren Förderung
in der Heiligkeit und in der Freudigkeit, um seiner Wahrheit und
seinetwillen zu leiden, der Wahrheit zu dienen um den Preis aller
irdischen Annehmlichkeiten, Ehren, Belohnungen, ja selbst um den Preis des
Lebens.
Die mangelhafte Erkenntnis dieses Zuges
im Plane Gottes stiftet bei manchen Verwirrung hinsichtlich Gottes
vorsorglicher Art und Weise in der Behandlung der kleinen Herde. Es gibt
Kinder Gottes, die nicht erkennen, dass, wie zur Zubereitung des Stahles,
so auch zur Zubereitung seiner künftigen Werkzeuge bei der
Wiederherstellung und Segnung der Menschheit die voraufgehende Härtung
und Bewährung im Feuerofen der Trübsal unentbehrlich ist. Übel ist nie
gut, und Gott ist nie der Urheber moralischen Übels, der Sünde; aber in
seiner Weisheit und Macht vermag er die Dinge so zu überwalten, dass ihr
Ende, ihre Wirkung gut wird. Wir haben z.B. eben gesehen, dass Gott den
ersten gefallenen Engel nicht zum Sündigen veranlasste. Er hatte ihn, wie
die anderen, vollkommen aufrichtig und rein erschaffen; er hatte ihm unter
anderen Segnungen auch den freien Willen gegeben. Der Gebrauch desselben
im Widerspruch zur göttlichen Ordnung machte aus dem einst heiligen Engel
einen Widersacher, den Teufel. Der Allmächtige hätte nun den Fehlbaren
sofort vernichten können; aber er sah voraus, wie nutzbringend für Engel
und Menschen ein gründliches Schmecken und Beobachten des Bösen und
seiner Folgen sein würde. Gott hätte ebenso die Sünde zu jeder Zeit
ausrotten können, wie er es demnächst tun wird; allein er sah in seiner
Weisheit voraus, wie selbst die Bosheit des Menschen, ohne es zu wollen
und zu wissen, ihn verherrlichen werde. Gottes Kinder brauchen daher
nichts zu fürchten; der Herr wird schließlich über Sünder und Sünde
den Sieg davontragen. Sie können sich darauf verlassen, dass weder der
Erzwidersacher, noch seine mehr oder weniger wissentlichen oder
unwissentlichen Nachfolger eine endgültige Meisterschaft erringen werden.
Der Plan Gottes ist schon soweit gediehen, dass nunmehr das große
Geheimnis von der Zulassung des Bösen, dem Gedeihen der Sünde und der Sünder
und ihres Widerstandes gegen Gott und seine Getreuen verständlich wird.
Lasst uns nicht vergessen, dass, wenn
auch Krankheit und Tod auf den großen Widersacher zurückzuführen sind,
indem er den Keim der Sünde in das Herz des Menschen pflanzte, Gott die
Sache so überwaltet, dass die verschiedenen Teile des Fluches, der wegen
der Sünde über die Menschheit kam, sowohl zum Besten der Welt als auch
der Neuen Schöpfung dienen. Erstere lernt als seufzende Schöpfung, wie sündhaft
und unheilbringend die Sünde ist; letztere muss als Braut und zukünftige
Miterbin Christi das Leiden des Menschen zu schmecken bekommen, damit ihre
Glieder mitfühlende, mitleidige Priester werden können, damit keiner
sich finde in der heiligen Körperschaft, der nicht Erbarmen zu haben vermöchte.
Alle werden aus Erfahrung wissen, was leiden heißt, und daher der armen
Welt aufzuhelfen wissen, wenn die Zeit ihrer Heimsuchung, ihrer
Auferweckung zum Gericht und ihrer Unterwerfung unter die Prüfungen des
kommenden Zeitalters angebrochen sein wird. Unser Herr war auch im
Fleische vollkommen: er hätte mithin unsere Schwachheiten nicht schmecken
können, wenn er nicht die Kranken dadurch geheilt hätte, dass er ihnen
von seiner Lebenskraft abgab und dafür Schwäche- und Schmerzgefühle der
Kranken empfand. Wie geschrieben steht: „Er selbst nahm unsere
Schwachheiten und trug unsere Krankheiten.“ (Matth. 8:17) Wer als Glied
am Leibe (in der Körperschaft) Christi berufen ist, hat gewöhnlich wenig
Lebenskraft auf wunderbare Weise zu vergeben; er schmeckt einfach die
Schwachheiten, unter denen das Geschlecht zu leiden hat, in seinem eigenen
Fleische, was ihn befähigt, Mitleid zu empfinden wegen des allgemein
verbreiteten Elends.
Aus dem Vorhergehenden kann man
erkennen, dass wir keineswegs der Meinung sind, dass die Glieder des
Leibes Christi erwarten dürften, von den leiblichen, gesellschaftlichen
oder geschäftlichem Widrigkeiten, die über die Welt kommen, verschont zu
bleiben. Bei Israel nach dem Fleische war dies freilich der Fall. Ihr Lohn
für Gesetzestreue bestand darin, dass sie von solchen Widrigkeiten,
Leiden usw. verschont blieben; mit den Neuen Schöpfungen ist es ganz
anders; bei ihnen, dem Samen Abrahams, sorgt Gott für das Wohlergehen
nicht des Fleisches, sondern des Geistes (des himmlischen Embryos). Für
sie wirken alle Dinge zu ihrem geistigen Wohle mit; Gottes Segen bleibt
ihnen, solange sie Christo treu und gehorsam bleiben. Nichts kann in
diesem Fall die Neue Schöpfung antasten; sie ist (wie jedes Embryo) vor
allem Schädlichem geborgen. Aber ihr Glaube an die Vorsorglichkeit Gottes
wird beständig auf die Probe gestellt, um zu erkennen, ob sie auch das
Geistige höher schätzt als das Irdische. Der Zweck dieser Erprobung ist,
sie dahin zu bringen, dass sie das Geistige immer höher schätzen und
schließlich, wenn das Opfer des Irdischem völlig dargebracht ist, als
vollkommene Neue Schöpfung geboren werden kann.
Wenn also die Neuen Schöpfungen in
Christo Jesu finden, dass sie viel Feuer der Trübsal erdulden müssen,
welcher Art es auch sei, so sollen sie darin Beweise ihrer Treue erkennen,
Beweise dafür, dass Gott sie als Söhne ansieht, sie auf ihr Festhalten
am Bunde hin prüft und befähigt, für ihre Vollendung im Geiste und für
die zukünftige Herrlichkeit zubereitet zu werden. Wenn also
Schwierigkeiten sie treffen, sollten sie nicht mit denselben Augen
betrachtet werden wie die Schwierigkeiten, die über die Welt kommen. Mit
den verschiedenen Unglücks- und Wechselfällen, die über die Welt
kommen, hat der Herr nichts zu tun, wie dies der Heiland anlässlich der
Niedermetzelung der Galiläer beim Opfer und des Einsturzes des Turmes von
Siloam, der achtzehn Arbeiter begrub, erklärt hat. Solche Opfer bei Unglücksfällen
sollten nicht als besondere Sünder angesehen werden. (Luk. 13:1-5) Gott lässt
dem Zorne Satans und der Menschen innerhalb gewisser Schranken freie Bahn,
soweit die Welt in Betracht kommt; hinsichtlich seiner Herauswahl aber hält
er es anders. Nichts befällt sie von ungefähr. „Kostbar ist in den
Augen Jehovas der Tod seiner Frommen.“ Nicht ein Haar kann von ihrem
Haupte fallen ohne Vorwissen ihres Vaters im Himmel. (Psalm 116:15; Matth.
10:30) Darum erwiderte auch Jesus auf die Frage des Pilatus: „Weißt du
nicht, dass ich Gewalt habe, dich loszugeben, und Gewalt habe, dich zu
kreuzigen?“, mit den Worten: „Du hättest keinerlei Gewalt wider mich,
wenn sie dir nicht von oben gegeben wäre.“ (Joh. 19:10, 11) Das gilt
gleicherweise von jedem Gliede am Leibe Christi, vom Augenblicke seiner
Zeugung als Neue Schöpfung an. Ja, wir haben allen Grund, anzunehmen,
dass die besondere Fürsorge Gottes sich sogar über die Neuen Schöpfungen
hinaus auf jene erstreckt, deren Leben und Interessen eng mit ihnen
zusammenhängen. Wenn mithin die Neuen Schöpfungen Feuer der Trübsal
erdulden, soll es sie nicht verwundern noch befremden, sondern sie sollten
bedenken, dass schwere Erfahrungen über alle Glieder des Leibes Christi,
vom Haupte an abwärts, gekommen sind und noch kommen werden, bis die
letzten Fußglieder erprobt, gereinigt, angenommen und herrlich gemacht
sein werden. Wenn solche Prüfungen in Gestalt von Widerstand und
Verfolgung im Hause oder von Seiten früherer Freunde und sonst
nahestehender Mitmenschen oder der Namenchristen, in Gestalt von geschäftlichem
Ruin oder hoffnungsloser Armut, in Gestalt von Krankheit, Unfällen,
Leiden aller Art über das Volk Gottes kommen, muss es zufrieden sein im
festen Vertrauen darauf, dass der Vater es liebt und nur sein Bestes im
Auge hat. Dieses feste Vertrauen ist ein Prüfstein unseres Glaubens. Ja,
es stellt den Glauben derer, die berufen sind, im Glauben und nicht im
Schauen zu wandeln, wenn sie einst als Überwinder gelten wollen, auf eine
furchtbar harte Probe, wenn ihnen einerseits gesagt wird, sie seien Kinder
und mithin Erben Gottes, und Gott sorge für sie, andererseits ihnen aber
allerlei schwere Erfahrungen zustoßen. So lasst uns denn mit unerschütterlichem,
liebendem Vertrauen aus Gottes Hand Tröstliches und Schweres
entgegennehmen und daraus lernen, was der Herr uns klarzumachen
beabsichtigt.
Diese Sicherheit, dass Gott um unser
Bestes, hier wie dort, besorgt ist, sollte uns jedoch nicht gleichgültig
machen hinsichtlich unserer zeitlichen Angelegenheiten. Wir sollen uns
vielmehr als Verwalter von anvertrautem Gute betrachten, heiße dies Geld,
Stellung oder Gesundheit; es ist uns gegeben, unser Möglichstes zu tun,
um gesellschaftliche Gebrechen, wo wir sie treffen, zu heilen. Wir müssen
freundlich und überlegt sein, und, soweit als möglich unsere Motive und
Absichten verständlich machen, erklären und vor verkehrten Auslegungen
schützen. Wir müssen jeden Schein von Aberglauben und Fanatismus
vermeiden und so unserem Gott, seinem Charakter, seinem Worte und seiner
Herauswahl vor denen, die draußen sind, eine Empfehlung sein. In dieser
Weise sollen wir unser Licht leuchten lassen. In geschäftlichen Dingen müssen
wir klug und sparsam und nicht nachlässig sein, gerade als hätten wir
keinen Gott und als hinge alles von unserer Bemühung ab, dabei aber im
Herzen und bei der Besprechung geschäftlicher Angelegenheiten im Schosse
des Haushaltes des Glaubens unser Vertrauen auf Gott festhalten und
bezeugen, da wir ja sein sind und seines Schutzes uns erfreuen. Und wenn
uns alsdann trotz alledem Verluste beschieden sind, wenn wir alsdann trotz
alledem arm bleiben, so wollen wir die Sache so auffassen, dass unser
himmlischer Vater wisse, dass dies unserer Neuen Schöpfung zuträglicher
sei als größeres Wohlsein und besseres Gelingen. Was uns auch beschieden
sei, wir müssen es aus seiner Hand annehmen als ein Mittel, durch das er
uns segnen will. Gleicherweise mit der Gesundheit. Werden wir krank, so
ist es unsere Pflicht, als treue Verwalter zu tun, was in unseren Kräften
steht, die besten uns erreichbaren Mittel anzuwenden. Stellen uns
dieselben her, so haben wir Gott dafür zu danken; heilen sie uns nicht,
so sollen wir deshalb nicht an seiner Macht zweifeln, sondern nach
weiteren Segnungen Ausschau halten, die uns durch Ertragen des
zugelassenen Leidens zuteil werden können. In allen Schwierigkeiten
sollten die Neuen Schöpfungen des Ihrige tun, um sie zu überwinden, im
übrigen aber vertrauensvoll zum Herrn aufblicken mit dem Wunsche, zu
erfahren, was Gott sie dadurch lehren will, und ob sie Züchtigungen für
begangenes Unrecht oder aber der Stecken und Stab sind, mit dem der gute
Hirte seine Schafe von einem Irrwege, der sie hinwegführen könnte von
den Spuren seiner Füße, wieder ablenken will. „Dein Stecken und Stab
trösten mich.“ Das Volk des Herrn darf sich nicht nur glücklich fühlen,
wenn es ihm äußerlich gut geht, sondern kann sich des Friedens Gottes
unter allen Umständen erfreuen, ob es nun mit dem Stabe geleitet oder mit
der Rute zurechtgewiesen wird. Mit dem alten Propheten können viele Neue
Schöpfungen sagen: „Bevor ich gedemütigt ward, irrte ich.“ Viele von
ihnen haben erfahren, dass Trübsale oft mit großem Segen verknüpft sind.
Von der Herauswahl und der Fürsorge
des Herrn für sie ist im 103. Psalm die Rede, wenn wir lesen: „Der da
heilet alle deine Krankheiten.“ Anwendung dieser Aussage auf die
leibliche Gesundheit der Auserwählten ist nicht möglich. Wer ist, der
nicht wüsste, dass vom Haupte der Herauswahl bis herab auf die letzten Fußglieder
des Leibes Christi es dem Herrn nicht gefallen hat, alle körperlichen
Gebrechen zu heilen? Dass sehr viele Heilige an ihrer Krankheit gestorben
sind? Auch unser geliebter Erlöser war nach Ansicht der medizinischen
Wissenschaft, obgleich er körperlich vollkommen war, von einer Krankheit
befallen, als er in Gethsemane Blut schwitzte; diese Krankheit ist den Ärzten
nicht unbekannt. Wer ist, der nicht wüsste, dass der Apostel Paulus einen
Pfahl im Fleische zu ertragen hatte (seine Halbblindheit), und dass der
Herr sich weigerte, ihn zu heilen, und ihm zu verstehen gab, dass
geduldiges Ertragen seines Leidens ihm um so größeren Segen einbringen
werde? Passt mithin die angeführte Psalmstelle nicht auf
Leibeskrankheiten, so passt sie um so besser auf die geistige
Beschaffenheit der Neuen Schöpfungen. Die Neue Schöpfung hat mit
Krankheiten und Leiden geistiger Natur zu tun; für solche ist die Salbe
Gileads bestimmt. Die außerordentlich großen und köstlichen Verheißungen
des göttlichen Wortes, jener Friede und jene Freudigkeit, welche die Welt
weder zu geben noch zu nehmen vermag, heilen die Herzen von aller Unruhe
und erfüllen sie mit Liebe und heiliger Gesinnung.
Markus
16:9-20 unecht
Der Schluss des Markus-Evangeliums wird
allgemein von Fachleuten als unecht bezeichnet. Er fehlt in den ältesten
griechischen Handschriften und gibt sich schon durch seinen Stil als aus
anderer Feder stammend zu erkennen. Es ist nicht wahr, dass alle an den
Herrn Jesus Glaubenden Giftgetränke einnehmen, von Giftschlangen
gebissen, von ansteckenden Krankheiten befallen werden können, ohne beschädigt
zu werden. Es ist nicht wahr, dass alle die Macht hätten, Krankheiten zu
heilen oder Teufel auszutreiben. Die besseren Bibelübersetzungen setzen
den ganzen Abschnitt in Klammern. Sich darauf berufen, ist mithin
gleichbedeutend damit dem Worte Gottes etwas hinzuzufügen, und kann nur
die in Bezug auf einen wichtigen Punkt bereits schon vorherrschende
Verwirrung noch vermehren.
Die
Meinung, dass Gottes Volk
hinsichtlich seiner Gesundheit oder sonst in äußerlicher Hinsicht von
Gott begünstigt werde, ist, wie wir schon sahen, ein Irrtum und das
gerade Gegenteil von dem, was die Neue Schöpfung zu erwarten hat. Der
Herr und seine Apostel sind unsere Vorbilder; sie erwarteten keineswegs,
von den Widrigkeiten, unter deren Last die ganze Schöpfung seufzt,
befreit zu werden, sondern ihr Weihegelübde schloss freudiges Ertragen
derselben ein, damit sie die menschlichen Gebrechen schmecken könnten.
Unser Herr lehnte es z.B. ab, seine göttliche Macht dazu zu gebrauchen,
seinen Hunger in der Wüste auf wunderbare Weise zu stillen. (Matth. 4:3,
4) Am Jakobsbrunnen setzte er sich, weil er müde war, und sandte seine Jünger
in die Stadt, um Speise zu kaufen, anstatt göttliche Macht zur
Herstellung seiner Kräfte in Anspruch zu nehmen. (Joh. 4:6) Speise war in
diesem Fall die richtige Medizin für seinen Hunger und Rast das richtige
Heilmittel für seine Mattigkeit; der Herr wandte sie darum auch an. Die
Schrift sagt nichts davon, dass der Herr an irgendeinem chronischen Leiden
gelitten habe; hätte er es, so zweifeln wir gar nicht daran, dass er sich
für frei und berechtigt gehalten hätte, Heilwurzeln, Heilkräuter oder
andere Heilmittel eben so gut anzuwenden, wie er Speise einnahm, wenn ihn
hungerte, und rastete, wenn er müde war. Die organische Störung, welche
den blutigen Schweiß in Gethsemane und das Brechen seines Herzens am
Kreuze herbeiführte, trat wohl erst am Ende seiner irdischen Laufbahn
ein. Damals war seine Stunde gekommen.
Wenn er aber auch ablehnte, seinen
Hunger auf wunderbare Weise zu stillen, seine Mattigkeit auf wunderbare
Weise loszuwerden, Engellegionen zu seinem Schutze herbeizuführen, so war
er doch völlig frei, von seiner Wunderkraft zugunsten seiner Nachfolger
oder auch anderer Gebrauch zu machen (s. die Speisung der Fünftausend und
der Viertausend; die Stillung des Sturmes; die Beschaffung des
Steuergroschens). - Matth. 14:15-21; 17:24-27; Mark. 4:36-41
Ebenso gebrauchten die Apostel die
ihnen verliehene Macht nicht zu ihrer eigenen Heilung oder Erleichterung.
Freilich hören wir von keinen körperlichen Leiden bei ihnen, mit
Ausnahme des Augenleidens Pauli (Apg. 9:8, 18; Gal. 4:15; 6:11), das der
Herr selbst auf seines Dieners Gebet hin zu heilen sich weigerte, ihm
damit andeutend, dass diese Erprobung seiner Geduld und Demut in der
reichlichen Gnade, die ihm zuteil geworden sei, mehr als ihren Gegenwert
habe. (2. Kor. 12:7-9) Des Apostels Glaube und Vertrauen ist allen
Wanderern auf dem schmalen Wege von seinen Tagen bis auf unsere Zeit eine
Trostquelle gewesen, und doch bat er den Herrn nicht um zeitliche Güter,
Geld, Grundbesitz, Speise, Kleidung usw. Er bezeugt selbst, dass er
zuweilen daran Mangel litt, und dass er dann arbeitete, sein
Teppichwirkerhandwerk wieder aufnahm. Andere, die bedeutend weniger heilig
waren als er, hätten solche Händearbeit nicht für gut genug befunden, hätten
auch irgendeine Anstellung verschmäht und hätten versucht, wie sie
sagen, „vom Glauben zu leben“, d.h. ohne zu arbeiten, ein Ding, das
der Apostel aufs bestimmteste verwirft, indem er sagt: „Wenn jemand
nicht arbeiten will, so soll er auch nicht essen“ und: „Wer gestohlen
hat, der stehle nicht mehr, sondern arbeite vielmehr und wirke mit seinen
Händen das Gute, auf dass er dem Dürftigen mitzuteilen habe.“ (2.
Thess. 3:10; Eph. 4:28) Manche, die so irrigerweise sich vorstellen, es
sei der Wille des Herrn, dass sie aus Glauben leben, während andere von
ihre Händearbeit leben und diese „Glaubenshelden“ erhalten, sind dann
oft keck genug, um das Geld, die Speise, die Kleidung usw., um die zu
arbeiten sie sich weigern, zu beten. Wir wollen hiermit nicht sagen, dass
alle, die solches tun, böse seien; vielmehr glauben wir, dass einige
Kinder Gottes solcher Ansicht sind, weil sie hinsichtlich Gottes
Handlungsweise mit ihnen und hinsichtlich der Natur ihrer Berufung nicht
richtig unterrichtet worden sind. Wir wollen auch nicht in Abrede stellen,
dass der Herr zuweilen solche Gebete erhört, auch wenn sie nicht völlig
mit seinem Willen übereinstimmen. Wir sind der Ansicht, dass der für die
Neuen Schöpfungen passendste und Gott wohlgefälligste Wandel in der möglichst
genauen Nachfolge Christi und seiner Apostel besteht. Ihre Annahme als
Neue Schöpfungen setzte voraus, dass sie die Tatsache erkannten, dass
irdische Segnungen das Teil des mit seinem Schöpfer in Einklang stehenden
natürlichen Menschen sind; dass mithin durch den Glauben an Christum vor
Gott gerechtfertigte Gläubige Anspruch haben auf diese Segnungen, dass
sie aber diese Ansprüche weihten, hingaben, auf den Opferaltar legten, um
der himmlischen, geistigen, höheren Segnungen und Vorrechte teilhaftig zu
werden, die das Vorrecht der Neuen Schöpfung sind, zu dem sie während
des Evangeliums-Zeitalters berufen wird. Nachdem nun diese irdischen Ansprüche
darangegeben, ausgetauscht worden sind gegen ein himmlisches Guthaben, wie
könnte die Neue Schöpfung wieder darum bitten und beten? Ganz etwas
anderes ist es, um jene zeitlichen Segnungen zu beten, die nach des Herrn
Weisheit zu unserem Besten dienen, oder um die Segnung unserer Lieben nach
dem Fleische zu beten, aber auch in diesen Dingen sollte die Liebe und
Weisheit des Herrn stets als höher anerkannt werden als die unsere, und
unsere Willigkeit, seinem Entschlusse uns zu unterwerfen, sollte nicht
allein in unseren Herzen verbleiben, sondern im Gebete ausgedrückt
werden. Die Neue Schöpfung sollte, nachdem sie vom Worte Gottes belehrt
worden ist, ihre geistigen Interessen viel höher schätzen als zeitliches
Wohlergehen, und im Fleische nur solche Erfahrungen wünschen, die
geeignet sind, die Neue Schöpfung zu voller Entwicklung zu bringen, und
sie für ihre königliche Würde und Aufgabe zuzubereiten. Das Neue
Testament beschäftigt sich mehr mit den Erfahrungen desjenigen Apostels,
der die Stelle des Judas Iskariot einnahm, als mit den Erfahrungen aller
anderen Apostel zusammen, und beginnt dabei mit seiner Berufung auf dem
Wege nach Damaskus. Da gewahren wir denn, dass Paulus seine Gabe, Wunder
zu verrichten, in manchen Fällen zugunsten solcher gebrauchte, die sich
der Wahrheit nahten. Aber kein Fall ist namhaft gemacht, in dem er seine
Gabe, zu heilen, für sich selbst oder für solche benutzt hätte, die
geweihte Heilige waren. Nicht etwa, dass die letzteren nichts zu ertragen
gehabt hätten; wir wissen im Gegenteil, dass Timotheus ein chronisches
Magenleiden hatte; Epaphroditus war dem Tode nahe, nicht um einer Sünde
willen, sondern, wie der Apostel erklärt, um des Werkes des Christus
willen, indem er dabei sein Leben aufs Spiel setzte. (Phil. 2:25-30) Wir
wissen nicht, welches die Speisen und Heilmittel waren, die der Herr zur
Wiederherstellung des Epaphroditus segnete; aber im Falle des Timotheus
sandte der Apostel kein wundertätiges Taschentuch oder Schweißtuch an
den Kranken und riet ihm nicht, um Heilung zu beten, sagte ihm auch nicht,
dass er für seine Heilung gebetet habe, sondern schrieb ihm: „Gebrauche
ein wenig Wein, um deines Magens und deines häufigen Unwohlseins
willen.“ (1. Tim. 5:23) Den Wein empfahl Paulus nicht als Getränk, noch
als Betäubungsmittel, sondern als Arznei.
Was in diesen Fällen zu merken ist,
ist, dass ein Wunder Gottes zugunsten der genannten Heiligen nicht erbeten
worden ist; dass Paulus sie nicht durch Handauflegen heilte. Sie ertrugen
geduldig ihre Leiden und Trübsale und schöpften aus ihnen Gnade um
Gnade. Das hinderte nicht, dass sie auf natürliche Weise sich
Erleichterung zu schaffen suchten, so gut sie es verstanden. Wir halten
dies für ein von allen geweihten Neuen Schöpfungen zu befolgendes
Beispiel. Sie sollten um Heilung von eigener Krankheit ebenso wenig bitten
wie um äußere Annehmlichkeiten des irdischen Lebens. Des Herrn
Mustergebet zeigt dass um das gebetet werden soll, was nach Gottes
Weisheit für uns das Beste ist, und die Bitte um das tägliche Brot
sollte begleitet sein von unserer Hände Arbeit und von der
zuversichtlichen Erwartung, dass der Herr den Ertrag derselben so regeln
werde, wie es für unsere Charakterentwicklung am zuträglichsten ist. Fällt
dieser Ertrag nach Gottes Willen spärlich, ja so aus, dass er knapp für
Nahrung und Kleidung hinreicht, so kann der Geführte darin einen
Unterricht in der Geduld und im Glauben an den Herrn erblicken. Fällt
umgekehrt der Ertrag reichlich aus, so soll die Erprobung darin erblickt
werden, einen wie großen Teil dieses Ertrages wir in den Dienst an der
Wahrheit und an den Brüdern zu stellen bereit sind. Wem Gesundheit und Rüstigkeit
verliehen ist, wird daraufhin geprüft, ein wie großer Teil seiner Kräfte
auf den Dienst in der Wahrheit und an den Brüdern verwendet werden, oder
ob alles zu eigensüchtigen Zwecken benutzt wird. Und umgekehrt hat, wem
Gott die Lebenskräfte kärglich zugemessen hat, Gelegenheit, seinen Eifer
und seine Treue durch bestmögliche Ausnützung seiner kärglichen Mittel
zu erweisen.
Die
Namenkirche als ein Widersacher der Neuen Schöpfung.
Der Umstand, dass es die Namenkirche
war, die zuerst von Gott zu uns redete, macht viele geneigt, dieselbe als
ihre geistige Mutter zu betrachten und sich ihr gegenüber zu Anhänglichkeit
verpflichtet zu fühlen. Solchen wird es schwer, einzusehen, dass alle
irdischen Systeme (Babylon) Feinde der Neuen Schöpfung sind. Das rührt
daher, dass sie zu wenig umfassende Begriffe haben. Von höherer Warte aus
werden sie gewahren, dass vor Gott zwischen der Namenkirche und der
Herauswahl ein ebenso großer Unterschied ist wie zwischen Weizen und
Scheinweizen. So wenig Scheinweizen Weizenkörner hervorbringen kann,
ebenso wenig kann das Namenchristentum wahre Christen erzeugen, sondern
eben nur Namenchristen. Die Schrift erklärt, dass es die Kraft Gottes
ist, welche uns befähigt, zu wollen und zu tun, was Gott wohlgefällt. Es
ist die Kraft des neuen Lebens, welches unter Gottes Fürsorge sich
entwickelt und mehr und mehr erstarkt. Die Zeugung durch den Geist der
Weltlichkeit kann solches nicht bewirken. Die Namenkirche besteht, zum
Unterschied von der Herauswahl, aus solchen Leuten, welche gewisse Züge
der Wahrheit wahrgenommen haben, welche mehr oder weniger befähigt worden
sind, Recht und Unrecht zu unterscheiden, daher gewisse Begriffe von Gut
und Böse haben, aber im weiteren sorglos den Willen Gottes zu übersehen
und von seiner Gnade soweit Gebrauch zu machen geneigt sind, wie es ihnen
persönlichem und gesellschaftlichen greifbaren Nutzen eintragen kann,
mehr nicht. Die Herauswahl hingegen besteht aus solchen, welche die
Wahrheit nicht allein gehört, sondern auch alles dem geweiht haben, der
sie geliebt und erkauft hat mit seinem kostbaren Blute, welche von den
ersten Kenntnissen weitergedrungen sind bis zur Erkenntnis des Herrn und
zum Gehorsam, soweit sie es vermögen, und dabei ihr Leben nicht lieb
haben. Die Namenkirche ist nicht das Licht der Welt, sondern eine Klasse
von Menschen, welche dem Dämmerlicht vor der Finsternis den Vorzug geben,
welche ein wenig von dem Lichte haben, das die wahren Christen erleuchtet,
außerdem aber heidnischen oder fälschlich für wissenschaftlich
geltenden Anschauungen folgen. Die Glieder der Herauswahl hingegen sind,
ein jedes für sich, hell brennende Lichter, wo sie sich auch befinden
mögen.
Je fühlbarer der Unterschied zwischen
beiden Klassen ist, um so besser für die Herauswahl. Die Lampen der
getreuen Lichtträger haben meist um so heller geleuchtet, je dicker die
Finsternis in der Namenkirche, je feuriger die Verfolgung der Herauswahl
durch die Namenkirche war, von welcher alle Verfolgungen ausgegangen sind.
Wenn wir einmal erkannt haben, dass
Gott die Angelegenheiten der Neuen Schöpfung in allen Einzelheiten überwacht,
nicht nur in ihrer Berufung, sondern auch in ihrer Zubereitung für die Königswürde
durch Widrigkeiten, Prüfungen und Verfolgung, dann schätzen wir die
Mitwirkung menschlicher Einrichtungen in der Verwirklichung des Planes
Gottes weniger hoch ein. Diese Einrichtungen stammen nicht vom Herrn; er
hat auch niemanden beauftragt, sie zu treffen; sie sind fleischlich, und
sonach gelüsten sie wider den Geist. Damit wollen wir nicht sagen, dass
die Herauswahl nicht in enger Berührung mit der Namenkirche gestanden
habe; aber wir erachten, dass sie wohl in, aber nicht von diesen Systemen
war, dass sie stets einen anderen Geist (eine andere Gesinnung,
Auffassung) hatte. Die Zeugung der geistigen Kinder Gottes durch das Wort
seiner Gnade und ihre teilweise Würdigung durch die Scheinweizensysteme
wird ziemlich gut vorgeschattet durch gewisse Insekten, welche ihre Eier
auf den Rücken anderer ihnen feindlich gesinnter Insekten legen, deren Körperwärme
sie dann ausbrüten. Wenn aber die Jungen ausschlüpfen, so stirbt meist
das Insekt, das die Eier ausgebrütet hat. So sind auch die von Gott
gezeugten Neuen Schöpfungen mehr oder weniger in den Einrichtungen
Babylons warm geworden, haben dadurch unter Gottes Vorsehung und Fürsorge
eine Entwicklung genommen, welche Babylon zuwider ist, bis sie, zu einer
gewissen Reife gelangt, den Ruf dessen vernehmen, der sie gezeugt hat:
„Gehet aus ihr hinaus, mein Volk, auf dass ihr nicht ihrer Sünden
mitteilhaftig werdet, und auf dass ihr nicht empfanget von ihren
Plagen.“ - Offb. 18:4
Es findet eine beständige Versuchung
der Neuen Schöpfung durch die Namenkirche statt, nicht nur durch die in
derselben verbreiteten Irrlehren, sondern auch durch das dort gern
gesehene Formenwesen, wo ein jeder Gefahr läuft, mit den Lippen Gott zu
nahen, indes das Herz fern bleibt, d.h. Gedanken, Gefühle und Werke im
Widerspruch stehen zum Geiste der Wahrheit und zur Weihung, zu der dieser
antreibt. Die Versuchungen der Welt hätten fast keine Macht über die
Neue Schöpfung, wenn nicht in der Namenkirche Weltsinn und Christennamen
zu einem so verführerisch schönen Ganzen zusammengemengt wäre. Der
Dienst in derselben ist angenehm, bringt Ehre vor den Menschen, befreit
vom Opferbringen, führt zum Genuss des Besten, was die Welt zu bieten
hat. Das ist der Köder, den Babylon stetsfort der Neuen Schöpfung hin hält.
Es gibt in der Hand des Widersachers kaum wirksamere, täuschendere,
verlockendere Verführungen als diese.
Die
Waffenrüstung Gottes
„Ziehet nun an die ganze Waffenrüstung
Gottes, damit ihr zu bestehen vermöget wider die Listen des Teufels ...
an dem bösen Tage.“ - Eph. 6:11-13
In dieser Stelle wiederum warnt der
Apostel vor dem Ende des Zeitalters, indem er es „den bösen Tag
nennt“, in dem Satans Kräfte in besonderer Weise fühlbar werden würden,
„um so, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen“.
Gleichzeitig verweist uns der Apostel auf eine Waffenrüstung, die Schutz
gewähren würde wider alle Täuschereien Satans. Diese Waffenrüstung ist
nicht für das Fleisch, sondern für die Gesinnung, für die Neue Schöpfung.
Gott ist ihr Hersteller, und Menschen waren seine Werkzeuge bei dieser
Arbeit. Diese Waffenrüstung ist sein Wort, seine Botschaft, seine
Wahrheit. Am „bösen Tage“ wird diese Waffenrüstung allein schützen,
und man wird ihrer vollständig bedürfen, mögen auch frühere
Generationen mit einem Teile davon genug gehabt haben.
Der
Gürtel um die Lenden stellt die Weihung zum Dienen dar, und der Apostel
ermahnt uns dringend, darauf zu achten, dass wir nicht dem Irrtum dienen,
sondern der Wahrheit. Ein jeglicher untersuche seinen Gürtel, ob es auch
der richtige sei, gürte sich dann damit und werde ein Diener der
Wahrheit, oder sei wenigstens dienstbereit.
Der
Brustharnisch der (zugerechneten) Gerechtigkeit (Christi) ist ebenfalls
unentbehrlich. Der Herr erkennt niemanden an als Kreuzessoldaten, der
seinen Maßstab der Gerechtigkeit nicht von anderen Maßstäben zu
unterscheiden vermag und ihm vor allen anderen den Vorzug gibt, niemanden,
der die Lehre von der Gerechtmachung aus Glauben (durch Glauben), gestützt
auf das kostbare Blut seines Sohnes, verwirft.
Die
Füße müssen beschuht sein mit der Bereitschaft des Evangeliums des
Friedens. Der Kreuzessoldat, der ohne den Frieden Gottes, der ihm über
raue Stellen auf seinem Wege hinweghilft, in den Krieg zieht, wird weniger
ausrichten und mehr Mühe haben, als der, der Frieden zu halten sucht,
soviel an ihm ist mit allen Menschen, soweit dies ohne Verleugnung der
Wahrheit möglich ist. Wer ohne Schuhe auszieht, geht auf die Jagd nach Trübsal
und kann sicher sein, solche zu finden.
Den
Schild des Glaubens benötigen wir zum Schutze gegen die feurigen Pfeile
des Widersachers: die Lehren der Zweifler, höheren Textkritiker,
Evolutionisten und die Lehren des Teufels. „Ohne Glauben ist es unmöglich,
Gott wohlzugefallen.“ „Dies ist der Sieg, der die Welt überwunden
hat: unser Glaube.“ - Hebr. 11:6; 1. Joh. 5:4
Der
Helm des Heils bedeutet das Erfassen des Planes Gottes mit der Vernunft.
Das war ehedem weniger notwendig als jetzt; aber jetzt, in der
„Ernte“, da der Widersacher die Wahrheit so wütend angreift und aus
Bildung und Wissenschaft Waffen, die Wahrheit umzustoßen, zu schmieden
sucht, ist dieser Helm unentbehrlich. Und jetzt erst ist dieser in einer
Gestalt und Form erhältlich, die selbst dem geringsten Kreuzessoldaten
passt. Der Herr hielt seinerzeit den Angreifer weit genug von den Seinen,
dass der Schild des Glaubens sie schützen konnte; jetzt aber beschafft er
die ganze Waffenrüstung, und fürwahr zur rechten Stunde.
Das Schwert des Geistes, das Wort Gottes, ist die einzige Angriffswaffe
der kleinen Schar des Herrn. Ihr Anführer siegte in seinem guten Kampfe
gegen den Widersacher, indem er ihm sein: „Es steht geschrieben“
entgegenhielt. Dies ist auch der Schlachtruf der Seinen. Andere als die
wahren Kreuzessoldaten haben für den Herrn gekämpft mit fleischlichen
Waffen, mit menschlichen Lehren, mit weltlicher Weisheit und Methode, mit
Beschlüssen von Konzilien, Synoden, Kirchenräten usw. Unsere Zuflucht im
Streit an diesem bösen Tage sei einzig das Wort Gottes. Was dort
geschrieben steht, sei unser Glaube; darauf allein wollen wir uns berufen!
Wir müssen nicht Pfeile brauchen wie Satan, nicht Zorn, Bosheit, Hass und
Streit. Das Schwert des Geistes aber kann nur der richtig handhaben, der
das Wort Gottes unter der Leitung des Heiligen Geistes gründlich
durchforscht, mit heiligen Gesinnung, nicht mit der Absicht, es zu
meistern, sondern sich belehren zu lassen, zum Eintritt in den Dienst, der
Einreihung unter die Kreuzessoldaten.