SCRIPTURE
STUDIES
VOLUME SIX - THE NEW
CREATION
STUDY
II
Die
Neue Schöpfung.
Die Neue Schöpfung ist von
allen anderen verschieden und abgesondert. — Warum sie unter den
Menschen und nicht anderswo auserwählt wird. — Der Zweck ihrer
Auserwählung. —
Ihre gegenwärtige und zukünftige Bestimmung. —
Ihre Zeugung und Geburt
zur neuen Natur. —
Die nahe Verwandtschaft all ihrer Glieder untereinander
und mit ihrem Anführer, Haupt und Bräutigam. —
Entwicklung und Erprobung
zur Mitgliedschaft. —
Der sechste oder geistige Sinn der Neuen Schöpfung
zur Wahrnehmung geistiger Dinge. —
Nach wem soll sich die Neue Schöpfung
benennen, um dem Haupt treu und von keinem der Brüder getrennt zu sein?
Die Herauswahl des
Evangeliums-Zeitalters wird an vielen Stellen der Schrift eine Neue Schöpfung
genannt. Ihre schließlichen Glieder, die Überwinder, werden als „Neue
Schöpfungen in Christo Jesu“ bezeichnet. (2. Kor. 5:17) Unglücklicherweise
ist es jedoch sowohl unter völlig geweihten wie auch unter anderen
Christen gebräuchlich geworden, die Worte göttlicher Eingebung in flüchtiger,
oberflächlicher Weise zu lesen, wodurch man sich ihrer wirklichen
Tragweite nicht bewusst wird und sich vielen Segens und Trostes, ja,
vieler Belehrung beraubt, die allen zuteil würde, wenn sie nur verständiger
handeln wollten und mehr mit dem Jüngerschaftsgeiste, mit dem Wunsche,
die göttliche Offenbarung zu erfassen, erfüllt wären. Uns scheint es,
als ob die Hauptschwierigkeit darin bestände, dass die gewöhnlichen
Leser des Wortes nicht erwarten, dadurch belehrt zu werden, sondern es
gleichsam mehr gewohnheitsmäßig lesen, als erfüllten sie damit ein
Pflicht. Andere lesen es zur Erholung; und wenn sie Auskunft über den
Plan Gottes wünschen, so nehmen sie Bibelauslegungen oder Katechismen zur
Hand. Diese sowohl als auch die lebendigen Lehrer sollten Handleitungen
sein, die Pilgrime Zions zu einer klareren Erkenntnis des göttlichen
Planes und Charakters zu führen, aber leider ist oft das Gegenteil der
Fall, indem sie das Urteil verwirren und verdunkeln und dem Worte einen
Sinn geben, den es nicht hat, und wer ihnen traut, wird weiter vom Lichte
hinweg, anstatt näher hinzugeführt.
Diese Irreführung ist nicht
absichtlich. Sowohl Prediger als auch Schriftsteller geben, so sollten wir
es auffassen, ihren Hörern und Lesern natürlich das Beste, was sie haben.
Die Trübung des Wassers ist sehr alt; sie erfolgte nahe an der Quelle.
Vor achtzehnhundert Jahren, als die Apostel „entschliefen“, bekam der
Feind, Satan, freie Hand in der Kirche, dem Weizenfeld des Herrn, und säte,
wie es in des Herrn Gleichnis vorausgesagt ist, Unkraut unter den Weizen.
(Matth. 13:24, 36-43) Dieses Unkraut (Irrlehren) verunstaltete beinahe
jede Wahrheit göttlicher Offenbarung, und die Folge davon war, dass schon
vor Anbruch des vierten Jahrhunderts des Herrn Weizenfeld tatsächlich ein
Scheinweizenfeld geworden war, in dem der wahre Weizen in verhältnismäßig
geringer Minderzahl war. Die Nacht des Irrtums senkte sich mehr und mehr
auf die Kirche herab, und zehn Jahrhunderte lang herrschte das „Geheimnis
der Bosheit“ und dichte Finsternis bedeckte die Völker. Jene zehn
Jahrhunderte werden heutzutage von vielen der erleuchtetsten Leute der „christlichen
Welt“ als das „finstere Mittelalter“ bezeichnet, an dessen Ende die
Reformationsbewegung ihren Anfang nahm. Das Licht der Reformatoren fing
an, in die Finsternis hineinzuleuchten, und, Gott sei dank, dieses Licht
wurde seither heller und heller. Es darf uns nicht wundern, dass die
Reformatoren, die noch in der Finsternis erzogen waren, von ihr mehr oder
weniger beibehielten und es nicht dazu brachten, alle ihnen anhaftenden
Irrtümer loszuwerden; es käme uns viel wunderbarer, ja, als ein
unbegreifliches Wunder vor, wenn sie aus ihrer dichten Finsternis sofort
hinübergelangt wären in die volle ganze Erkenntnis des Charakters und
Planes Gottes.
Für die Nachfolger der Reformatoren
war in den letzten drei Jahrhunderten die Schwierigkeit die, dass sie es
als verdienstlich ansahen, die in der Reformationszeit aufgestellten „Bekenntnisse“
anzunehmen und hochzuhalten, dass sie auf diese sich etwas zugute taten
und jeden weiteren Schritt dem Lichte zu als nicht rechtgläubig ansahen.
Sie und wir sollten zwar die Reformatoren sowie ihre Treue und Festigkeit
in Ehren halten, sollten uns aber auch daran erinnern, dass sie nicht
Lichter der Herauswahl und ihr nicht als Leiter bestimmt waren, sondern
allerhöchstens ihre Helfer sein sollten. Als Führer hatte Gott vor allem
unseren Herrn und sodann die eigens zu diesem Zweck inspirierten, erwählten
und geleiteten Apostel bestimmt und drittens die heiligen Männer in der
Vergangenheit, die redeten und schrieben, wie sie der Geist Gottes trieb,
zu unserer Ermahnung. Dadurch, dass der Herr die Reformatoren einen Strahl
des wahren Lichtes schauen ließ, wurden sie befähigt, teilweise zu
erkennen, welch große Finsternis sie umgab, und den heldenmütigen
Versuch zu machen, ihr zu entrinnen und zurückzugelangen in das Licht der
Erkenntnis Gottes, das leuchtet im Angesichte unseres Herrn Jesu Christi
und durch sein und seiner Apostel Wort uns als unseres Fußes Leuchte und
als Licht auf unserem Weg gegeben ist, so dass es den Pfad der Gerechten
immer heller erstrahlen lässt, bis es vollkommener Tag ist. Wer jetzt ein
Nachfolger des Herrn und seines Lichtes sein will, muss acht darauf haben,
dass er, ohne menschliche Hilfsmittel in Wort oder Schrift zu übersehen,
von ihnen nur jene Belehrungen annimmt, die ihn das Wort Gottes wertzuschätzen
behilflich sind; „wenn sie nicht nach diesem Worte reden, so ist es,
weil kein Licht in ihnen ist.“
In früheren Betrachtungen haben wir
gesehen, dass unser Herr Jesus, lange bevor er „der Mensch Christus
Jesus“ wurde, der „Anfang der Schöpfung Gottes“ war. Wir haben eine
allmähliche Entwicklung der Schöpferwerke Gottes, die der geliebte Sohn
ausführte, bemerkt: Cherubim, Seraphim, Engel und jene verschiedenen
Klassen von Geistwesen, über die uns nur wenig geoffenbart worden ist. Im
vorigen Studium haben wir die irdische Schöpfung betrachtet, eine Schöpfung,
die von den Engeln und Menschen verschieden ist. Der himmlische Vater hat
Wohlgefallen an jeder Einzelheit seines Schöpfungswerkes, denn „all
sein Werk ist vollkommen“, und jeder Teil davon ist vollkommen, oder
wird es im großen Jubeljahr, von dem im vorigen Studium die Rede war,
werden. Die Erschaffung verschiedener Gattungen darf also nicht als Beweis
dafür betrachtet werden, dass Gott mit seinem Werk unzufrieden war und
Besseres, Befriedigenderes zu machen versuchte, sondern wir sollten hierin
eine weitere Illustration der „gar mannigfaltigen Weisheit Gottes“
erblicken. Die Mannigfaltigkeit in der Pflanzen- und Tierwelt offenbart
die Weisheit; alles ist in seiner Ordnung vollkommen. Es war nicht
Unzufriedenheit mit der Rose, die Gott zur Erschaffung der Veilchen und
Stiefmütterchen veranlasste; aber die Verschiedenheit der Blumen in Form,
Farbe und Geruch gestattet uns einen Einblick in die Länge, Breite, Höhe
und Tiefe des göttlichen Geistes. Übereinstimmung bei aller
Mannigfaltigkeit, Schönheit und Vollkommenheit finden ihren Ausdruck in
verschiedener Form, Gestalt und Farbe. So ist es auch mit den
vernunftbegabten Schöpfungen, den Söhnen Gottes auf den verschiedenen
Daseinsstufen.
Von diesem Standpunkt aus begreifen wir, dass, wie mannigfaltig auch die
Schöpfung Gottes sein mag, doch kein Anlass zur Eifersucht unter ihr
gegeben ist. Denn jedes Wesen ist auf seiner Stufe, in seiner Art, mit
seinen Daseinsbedingungen voll und ganz zufrieden und zieht sie tatsächlich
allen anderen vor. Ein Fisch ist lieber Fisch als Vogel, und umgekehrt ist
auch ein Vogel mit seiner Natur zufrieden; so wird auch die zur
paradiesischen Vollkommenheit wiederhergestellte Menschheit mit ihrer Lage
durchaus zufrieden sein und nicht begehren, der Engelnatur oder gar der
allerhöchsten, der „göttlichen Natur“ teilhaftig zu sein. (2. Petr.
1:4) Auch werden die Engel keinerlei Begehren tragen nach der Natur und
den Existenzbedingungen der Cherubim, Seraphim oder der Menschen, ja,
nicht einmal nach der göttlichen Natur. Alle werden schließlich
verstehen, dass die göttliche Natur die höchste ist, dass sie
Eigenschaften und Fähigkeiten hat, die ihr weitaus den ersten Rang
verschaffen; aber unter Gottes Fürsorge wird jede Naturstufe so völlig
zufrieden mit ihren eigenen Existenzbedingungen und ihrer Umgebung sein
und zu solcher Vollkommenheit gelangen, dass sie eben damit nichts anderes
wünschen wird.
Als Jehova Gott beabsichtigte, die „Neue
Schöpfung“ - Teilhaber der göttlichen Natur (2. Petr. 1:4), -
Teilhaber seiner eigenen „Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit“ (Röm.
2:7) - ins Leben zu rufen, erkannte er, dass niemand direkt zu so hoher
Stellung erschaffen und alsdann einer Prüfung unterworfen werden könne,
sondern dass vielmehr alle, die dieser Klasse der Neuen Schöpfungen angehören
sollten, zuerst geprüft und hinsichtlich ihrer Ergebenheit ihrem Schöpfer
gegenüber, ihres Festhaltens an seiner Gerechtigkeit, aufs gewisseste
erprobt sein müssten, bevor sie zu einem so hohem Stand, der Neuen Schöpfung
göttlicher Natur, erhöht werden könnten. Wir haben eben gesehen, wie für
die Prüfung und Erprobung des Menschen hinsichtlich seiner Würdigkeit,
ewig zu leben, gesorgt wurde; wir hörten von der ursprünglichen
Vollkommenheit des Menschen, seinem Fall, seiner Erlösung und der
Wiederherstellung aller derer des menschlichen Geschlechtes, die sich
dessen würdig erweisen werden. Wir haben gesehen, wie die Engel heilig
und vollkommen erschaffen und danach einer Prüfung unterworfen wurden;
aber es ist leicht ersichtlich, dass dieses Vorgehen bei der Erschaffung
der „Neuen Schöpfung“ nicht angängig ist, dass die „Neue Schöpfung
göttlicher Natur“ nicht zuerst vollkommen erschaffen und danach auf die
Probe gestellt werden konnte. Warum nicht? Weil eine der wichtigsten
Eigenschaften der göttlichen Natur die Unsterblichkeit ist. Wenn wir
einmal begriffen haben, dass Unsterblichkeit „nicht zu zerstörendes
Leben“ vom Tod bedeutet (Anmerkung: siehe Band 5), so erkennen wir auch,
dass die Erschaffung von Wesen göttlicher Natur, also unsterblicher Wesen,
und deren nachherige Prüfung, im Fall des Nichtbestehens der Prüfung zur
Folge gehabt hätte, dass unsterbliche Missetäter, die nicht hätten
vernichtet werden können, lebten. Das ewig währende Vorhandensein von Übertretern,
Sündern, würde so viele Flecken auf der Schöpfung des Weltalls, die
Gott schließlich ganz rein haben will, bedeuten, wie Neue Schöpfungen
diese Probe nicht bestanden hätten. So begreifen wir denn die tiefe
Weisheit des von Gott angenommenen Planes bezüglich seiner Absichten mit
der bevorzugtesten Klasse aller seiner Geschöpfe. Wir begreifen, warum er
sie peinlich prüft, solange sie noch sterblich, Angehörige einer anderen,
vom Tode erreichbaren Natur sind.
Wenn wir im Geiste uns in die Gedanken
des großen Schöpfers hinein versenken, als wären wir seine vertrauten
Freunde, und versuchen, uns seine Vorkehrungen für die Neue Schöpfung
vorzustellen, so könnte Jehova Gott ungefähr folgendermaßen bei sich
selbst überlegt haben: „Welcher Kategorie meiner Söhne soll ich das
Vorrecht anbieten, zur obersten Ordnung meiner Geschöpfe erhöht zu
werden? Jede dieser Ordnungen ist schon in meinem Bilde geschaffen: der
Mensch, die Engel, die Cherubim, die Seraphim und Erzengel; alle werden,
wenn einmal mein Plan durchgeführt ist und die Erprobungen ein Ende haben,
in ihrer eigenen Natur und Vollkommenheit außerordentlich glücklich sein.
Welchen von ihnen soll ich nun diese großen Segnungen anbieten, diese große
Gelegenheit geben, Teilhaber der göttlichen Natur zu werden?“ Natürlich
war der Erstgeborene auch der Erste, an den der Vater dachte; er war schon
der Höchststehende, der „Ausgezeichnetste unter Zehntausenden“, im
Range ihm zunächst stehend, der Mächtige, durch den er alle Dinge
erschaffen hatte, und der in jeder Beziehung sich dem Vater und Schöpfer
treu und ergeben erwiesen hatte; ihm also musste die Gelegenheit, die göttliche
Natur, Ehre, Herrlichkeit und Unsterblichkeit zu erhalten, zuerst geboten
werden. „Denn es war das Wohlgefallen des Vaters, dass die ganze Fülle
in ihm wohne, auf dass er in allen Dingen den Vorrang habe.“ (Kol.
1:18,19) Er stand schon über allen anderen Geschöpfen, und da er von
seinem Vorrang einen rechten Gebrauch machte, kam er auch in erster Linie
für die Beförderung zu weiterer Ehre und Würde, die der Vater zu
vergeben hatte, in Frage. „Wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle
habe.“ Treue erhält ihren Lohn, auch wenn dabei vorausgesetzt wird,
dass sie zunächst auf die denkbar schwersten Proben gestellt wird.
Wiewohl er der Sohn war, ja, ein sehr gehorsamer und ergebener Sohn,
konnte ihm ein Anteil an der göttlichen Natur nicht zugesichert werden,
bevor seine Treue und Ergebenheit sich nicht in den aller schwersten Prüfungen
als standhaft erwiesen hatte.
Diese Begrenzung der Neuen Schöpfung
und diese Bestimmung des Eingeborenen, Herr und Haupt der Neuen Schöpfung
zu werden, nachdem er sich in allen Prüfungen, Demütigungen und anderen
notwendigen Erfahrungen würdig erwiesen hatte, war im Ratschluss Gottes
schon eine beschlossene Sache, bevor der Mensch erschaffen war. Gott
wusste voraus, dass der Mensch fallen würde; er hatte beschlossen, dass
die Strafe dafür der Tod sein, und zuvor bestimmt, dass die Probe, auf
die sein Eingeborener gestellt werden solle, dahin gehe, dass er aus
freiem Willen der Erlöser und Rückkäufer der Menschheit werden und
durch das große Opfer, das ihn dies kostet, seine Treue und seinen
Glauben gegenüber dem Vater beweisen werde. So war er denn in dem göttlichen
Vorsatz „das Lamm, geschlachtet von Grundlegung der Welt an.“ Von
diesem Standpunkt aus gewahren wir, dass er keineswegs gezwungen wurde,
der Erlöser der Menschen zu werden, dass der Vater nichts Ungerechtes von
seinem Sohn verlangte, dass dies vielmehr des Vaters Weg war, um den Sohn
hoch über Engel, Fürstentümer und Gewalten und jeden Namen zu erhöhen,
um ihn zum Teilhaber seiner eigenen Natur und seines eigenen Thrones zu
machen. - Hebr. 1:4; Eph. 1:21; Offb. 3:21
So
gesehen, wundert es uns nicht mehr,
wenn der Apostel sagt, dass der Herr es auf sich genommen habe, um der vor
ihm liegenden Freude willen unser Erlöser zu werden. (Hebr. 12:2) Die
Freude war nicht nur ein Vorgeschmack des Ehrenplatzes, den er in der
Neuen Schöpfung einnehmen sollte, hoch über allen anderen Geschöpfen,
sondern dieser Vorgeschmack war auch ein Teil seiner Freude. Dennoch
bemerken wir in unseres Erlösers Gebet, dass er, solange er den Prüfungen
unterworfen war, mit bezeichnender Bescheidenheit sich nichts auf diese
große Würde und Ehre, auf die ihm verheißene und von ihm erhoffte
Unsterblichkeit zugute tat; in ansprechender Demut bat er vielmehr nur, er
möchte zu seiner früheren Ehrenstellung wiederhergestellt werden, als
achtete er es schon als der Ehre genug, vom Vater als Werkzeug zur Durchführung
weiterer Züge des göttlichen Planes erwählt worden zu sein, wie er
schon das geehrte Werkzeug gewesen war in der Schöpfung aller Dinge, die
gemacht sind. (Joh. 1:3) Seine Worte sind: „Und nun verherrliche du,
Vater, mich bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte,
ehe die Welt war.“ (Joh. 17:5) Aber des Vaters Antwort war sehr
bedeutungsvoll, als die Stimme vom Himmel herabkam: „Ich habe ihn
verherrlicht und ich werde ihn nunmehr verherrlichen.“ – Joh. 12:28;
Codex Vatikanus
Aber der Vater hatte sich vorgenommen,
dass die Neue Schöpfung nicht nur aus einer einzigen Person bestehen,
sondern „Brüder“ haben sollte. (Hebr. 2:17) Wer sollten nun diese Brüder
sein? Unter welchen Geschöpfen sollten sie herausgewählt werden? Unter
den Cherubim? Den Seraphim? Den Engeln? Oder unter den Menschen? Woher sie
auch genommen werden sollten, mussten sie zuvor genau denselben
Erprobungen unterstellt werden, wie sie der Eingeborene hatte bestehen müssen,
weil sie wie er Ehre, Herrlichkeit und Unsterblichkeit erhalten sollten.
Die Probe, auf die er gestellt wurde, war Gehorsam „bis zum Tode.“
(Phil. 2:8) Demnach müssen alle, die als Neue Schöpfungen mit ihm der göttlichen
Natur teilhaftig werden wollen, auch seine Erprobung und Prüfung
durchmachen, sich getreu erweisen bis in den Tod. Wäre das Angebot einem
Angehörigen der einen oder anderen Engelklasse gemacht worden, so hätte
dies einen anderen Plan Gottes vorausgesetzt als den, dessen Ausführung
wir jetzt sehen können. Wir haben gesehen, dass die heiligen Engel ihre
Erkenntnis und Erfahrung aus der Beobachtung und nicht aus der Berührung
mit Sünde und Tod schöpfen; und anzunehmen, dass der Tod unter den
Engeln existierte, würde voraussetzen, dass auch die Sünde unter den
Engeln herrsche, dass einer den anderen verfolge usw.; denn nur dies hätte
den Tod herbeigeführt; oder aber, es hätte vorausgesetzt, dass einige
Engel, wie unser Herr Jesus es tat, ihre höhere Natur abgelegt und
Menschen geworden wären, um den Tod zu schmecken. Gott aber hatte dies
nicht vorgesehen; aber da er bestimmt hatte, dass die Menschheit erfahren
solle, was die Sünde und ihr Sold, der Tod, sei, beschloss er, dass auch
die übrigen Angehörigen der Neuen Schöpfung aus den Menschen erwählt würden.
So stand nicht nur die Erprobung des Eingeborenen im Zusammenhang mit der
menschlichen Natur und der unter den Menschen herrschenden Sünde und dem
Tode, sondern gleicherweise würden alle, die Miterben der neuen Natur mit
ihm werden wollten, gleiche Gelegenheiten, Erfahrungen und Prüfungen
haben. So wurde der Eingeborene, der erst den Namen Jesus, hierauf den
Titel Christus, das heißt Gesalbter, erhielt, ein Vorbild für die
anderen Glieder der Neuen Schöpfung, von denen verlangt wird, dass sie
ihm in der Gesinnung gleich, das heißt „dem Bilde seines Sohnes gleichförmig“
werden. (Röm. 8:29) Hierin wie anderswo sehen wir, wie sparsam Gott in
den verschiedenen Teilen seines Planes zu Werke geht: Sünde und Tod
sollten in einem einzigen Teil seiner vernunftbegabten Schöpfung wirksam
sein; und zwar so, dass es nicht nur die Menschen, sondern auch die Engel
belehren, und dennoch eine überaus schwere Erprobung für jene bedeuten würde,
die einst würdig erfunden werden sollen, Anteil zu haben an der Neuen
Schöpfung.
Viele haben nicht beachtet, dass die
Schriften des Neuen Testamentes, die Lehren Jesu und der Apostel, an diese
Neue Schöpfung gerichtet sind, oder an solche, die den Glauben und
Gehorsam als jene Bedingungen, die ihnen einen Platz in der Neuen Schöpfung
einbringen können, ins Auge fassen. Das hat zur Folge gehabt, dass viele
der Lehre der Schrift entgegen glauben, Gott beabsichtige mit allen
Menschen dasselbe. Sie haben übersehen, dass die Berufung des gegenwärtigen
Evangeliums-Zeitalters eine hohe Berufung, eine himmlische Berufung
genannt wird. (Hebr. 3:1; Phil. 3:14) Dass nicht erkannt worden ist, dass
Gott seinen Plan zur Rettung der ganzen Welt und daneben eine besondere
Errettung für die Herauswahl dieses Evangeliums-Zeitalters bereitet hat,
hat manche Ausleger verwirrt, die den Unterschied nicht sahen zwischen der
auserwählten Klasse und deren Verheißungen einerseits und der viel
zahlreicheren nicht auserwählten Klasse und den Segnungen, die durch die
auserwählte Klasse ihr zuteil werden sollen. Man hat vermutet, dass
Gottes Plan zu Ende gehen wird, wenn die Herauswahl vollständig ist,
anstatt zu sehen, dass er dann hinsichtlich der menschlichen Natur und der
für die Welt im Großen bestimmten Wiederherstellungserrettung - für
alle, die sie unter des Herrn Bedingungen annehmen werden - erst beginnen
wird.
Diese Unklarheit in der Auffassung, die
Verwechslung zwischen zwei Errettungen - nämlich jener der Kirche zu
einer neuen, der göttlichen Natur, und dieser der Menschheit zur
Wiederherstellung zu menschlicher Vollkommenheit; dies hat in den Köpfen
jener Schriftgelehrten viel Verwirrung angerichtet. Sie denken von diesen
Erretteten bald eines, bald das andere. Einige halten diese Erretteten für
Geistwesen, und doch verwechseln sie diese Geistwesen bei aller Ehre,
Herrlichkeit und Unsterblichkeit, die sie ihnen zutrauen, mit menschlichen
Wesen, die auch Fleisch und Bein in geistiger Natur (verklärtes Fleisch?)
haben. Andere machen aus der menschlichen Wiederherstellung den
Mittelpunkt ihrer Gedankenwelt und versetzen in das irdische Paradies auch
den Herrn und seine Heiligen, wiewohl in Geistesleibern. Sie verstehen
eben nicht recht, was das Wort „geistig“ bedeutet, sonst würden sie
begreifen, dass ein geistiger Leib nur zur geistigen Natur passt und durch
Fleisch und Bein nur behindert würde. Andererseits würden sie auch
begreifen, dass der menschliche oder irdische Leib eben den Verhältnissen
auf Erden angepasst ist und nicht vergeistigt werden kann, ohne dabei ein
Zwitterding zu werden.
Die Schönheit und Symmetrie des göttlichen
Planes kann nur deutlich gesehen werden, wenn man erkennt, was die Neue
Schöpfung ist, wenn man begreift, dass die zukünftigen Mitglieder dieser
Neuen Schöpfung von Gott berufen werden, etwas ganz anderes als Wesen
menschlicher Natur zu werden. Darum heißt eben diese Berufung die
himmlische oder hohe Berufung. Solche Berufene haben zunächst ihre
Berufung und Erwählung festzumachen, dann haben sie aber auch ein zweifältiges
Werk zu verrichten mit Bezug auf die Menschheit, aus der sie herausgewählt
werden. Erstens sollen sie Gottes Werkzeuge sein, um die erwählte Klasse
zu sammeln, und vor der Welt ein Zeugnis abzulegen als Mitglieder der Versöhnungs-Priesterschaft,
und geduldig die Leiden ertragen, die ihnen ihre Treue einerseits und die
Blindheit der Welt andererseits einbringen. Danach sollen sie mit ihrem
Herrn und Haupt eine göttliche, königliche, geistige Priesterschaft
werden, in deren Hände die Angelegenheiten der Welt gelegt werden sollen.
Als Mittler zwischen Gott und den Menschen werden sie allen denjenigen des
menschlichen Geschlechtes helfen und sie aufrichten, die sich gehorsam
erweisen, und unter ihnen ein Reich der Gerechtigkeit nach Gottes Plan
aufrichten, das die Menschen belehren und wiederherstellen soll.
Es ist leicht einzusehen, dass keine
andere Klasse von Wesen sich zur Beherrschung und Segnung der Welt gemäß
den Absichten Gottes so gut eignete wie die Neue Schöpfung. Sie war
vordem den Menschen gleich, „Kinder des Zornes“, wie die anderen,
wohlbekannt mit ihren Schwachheiten, Unvollkommenheiten, bösen Neigungen
und Versuchungen, denen die Menschheit infolge der Erbsünde ausgesetzt
ist. Dies bereitet sie zu maßvollen Herrschern und barmherzigen Priestern
vor, da ihre absolute Vollkommenheit in der göttlichen Natur sie befähigen
wird, durchaus gerecht und dennoch liebevoll zu sein in allen ihren
Entscheidungen, die sie an jenem Tag des Gerichtes des Herrn als Richter
der Welt zu treffen haben werden.
Obwohl nun dieses große und wichtige
Werk der Hebung, Beherrschung und Segnung der Menschheit und der
gefallenen Engel, sowie deren Beurteilung in den Proben, denen sie
unterstellt werden - obwohl dieses Werk insbesondere den Neuen Schöpfungen
der göttlichen Natur anvertraut werden wird, und keine anderen Wesen im
Weltall für dieses Werk so wohl vorbereitet sind, da sie eine eigene dafür
bestimmte Schule unter göttlicher Leitung durchgemacht haben, so wird
dies gleichwohl keineswegs die einzige Aufgabe sein, die ihrer wartet. Im
Gegenteil: ihre tausendjährige Herrschaft über die Erde wird nur ein
Anfang ihres Regimentes in Ehre, Herrlichkeit und Unsterblichkeit sein.
Wenn am Ende dieser tausend Jahre das Reich Gottes dem Vater übergeben
werden wird und der Menschheit als den herrlich gemachten Vertretern des
Vaters die Erde zur Beherrschung überlassen wird, dann wird sich für die
Neue Schöpfung ein noch viel größeres Wirkungsgebiet eröffnen, auf dem
sie in Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit wird tätig sein können.
Denn steht nicht geschrieben, dass der himmlische Vater seinen Sohn zum
Teilhaber nicht nur der eigenen göttlichen Natur, sondern auch seines
Thrones gemacht habe, und dass der Sohn sich mit dem Vater auf seinen
Thron gesetzt habe? (Offb. 3:21) Selbst wenn er in bestimmtem Sinne diese
Stellung während des Tausendjahrreiches aufgibt, um sich der besonderen
Verwaltung seines irdischen Besitzes und Herrschergebietes ausschließlich
zu widmen, bedeutet das sicherlich nicht, dass er nach der Vollendung des
ihm anvertrauten Werkes weniger Ehre haben und eine Stellung einnehmen
werde, die jener untergeordnet wäre, die er bei seiner Himmelfahrt
empfing, nachdem er durch die Hingabe seiner selbst das Lösegeld für
unsere Sünden dargebracht hatte.
Wir wissen nicht, welch große Werke
unser Schöpfer für seinen eingeborenen und geliebten Sohn, den er zum
Erben aller Dinge gemacht hat, noch in Aussicht genommen hat, aber wir
wissen aus dem Munde unseres Meisters, dass, wenn wir herrlich gemacht
sein werden, wir ihm gleich sein, ihn sehen werden wie er ist, Teilhaber
an seiner Herrlichkeit, und bei dem Herrn sein werden allezeit. Welches
also die zukünftige Tätigkeit des Eingeborenen in seiner Eigenschaft als
Erbe aller Dinge auch sein mag, so werden wir mit ihm sein, teilhaben an
seiner Tätigkeit, Herrlichkeit und Natur. Soviel lehrt uns das
geschriebene Wort Gottes. Doch kann es nicht unrecht für uns sein, im
Lichte des göttlichen Planes auch in das Buch der Natur zu blicken, das
Wort Gottes gleichsam als Teleskop zu gebrauchen, um zu sehen, dass die
verschiedenen Planeten und Welten im Universum nicht zwecklos gebildet
worden sind. Es könnte also eine Zeit kommen, wo auf diesen ein Schöpfungswerk
zu beginnen hätte. Alsdann wird er, der in allen Dingen den Vorrang hatte,
auch wiederum den Vorrang haben und göttliche Schöpferkräfte wie zuvor
ausüben. Wir brauchen nicht gerade annehmen, dass die Erfahrung mit der Sünde,
die auf der Erde vorgenommen wurde, sich auf anderen Planeten wiederholen
müsse. Wir können im Gegenteil dessen sicher sein, dass diese eine
Erfahrung zur Darlegung der außerordentlichen Sündhaftigkeit der Sünde
und deren schrecklichen Folgen genügen und vom Herrn als ewige Lektion
auch für die Wesen, die auf anderen Welten in seinem Bilde geschaffen
werden könnten, benutzt wird, und dass jene Wesen nicht durch Erfahrung,
sondern durch Beobachtung und Belehrung lernen werden.
Zu jener Zeit werden Satan und seine
Engel und jeder böse, schädliche Einfluss zerstört sein; die herrlich
gemachte Herauswahl wird durch Erfahrung weise und wohl befähigt worden
sein, vollkommene Geschöpfe anderer Welten zu belehren. Vielleicht werden
Menschen dieser Erde sogar hinüberverpflanzt als Lehrer; Menschen, die
die Sünde gekannt und geschmeckt haben und hernach durch den Herrn
geheilt, gehoben und gesegnet worden sind. Wie weise mögen alsdann jene
neuen Geschöpfe werden! Wie gut werden sie wissen, was gut und böse und
welches der Lohn dafür ist! Ihre Lehrer werden in der Lage sein, ihnen
die Geschichte von der Empörung Satans, des großen Verführers der
Menschheit, von dem schrecklichen Fall der Menschheit in Sünde und Elend,
von dem großen Erlösungswerk, von der Belohnung des Erlösers und seiner
Miterben, und von den Wiederherstellungs-Segnungen, die der Menschheit
zuteil wurden, zu erzählen. Sie werden versichern können, dass diese
Belehrung und Beispiele aus der Geschichte dazu bestimmt seien, für alle
Ewigkeit zum Nutzen der ganzen Schöpfung Gottes zu dienen. Diese
Belehrungen werden machtvoll genug sein, um neue Geschöpfe davon
abzuhalten, in Sünde zu fallen, und ihnen zu zeigen, wie notwendig es ist,
dass jedes Geschöpf einen Charakter entwickelt, der mit dem göttlichen
Gesetz der Liebe in Übereinstimmung ist. Im gegenwärtigen Zeitalter ist
die Aufgabe dieser Neuen Schöpfung, wie wir schon gezeigt haben, eine
zweifache. Ihre Zeugung durch den Heiligen Geist macht sie zu Priestern;
aber nur ihre Gesinnung ist von neuem gezeugt. Der Leib ist noch von
dieser Erde, irdisch, und daher sagt der Apostel: „Wir haben aber diesen
Schatz (die neue Natur) in irdenen Gefäßen, auf dass die Überschwenglichkeit
der Kraft sei Gottes und nicht aus uns.“ (2. Kor. 4:7) Die neugezeugte
Gesinnung, der Wille, ist alles, was gegenwärtig die neue Natur ausmacht,
und zwar so lange, bis in der ersten Auferstehung dieser neue Wille einen
für ihn geeigneten Körper empfangen wird, einen geistigen Leib,
vollkommen gemacht und durchaus im Einklang mit dem Willen Gottes. Bis
dies der Fall sein wird, wirkt in uns die Macht Gottes, der Heilige Geist,
der in unserer Gesinnung vorherrscht und uns dadurch zu Neuen Schöpfungen
und Priestern macht und uns anleitet, Opfer darzubringen. Diese Opfer
umfassen alle unsere natürlichen Interessen, Bestrebungen, Ziele usw., wo
immer sie in irgendeinem Grad mit den von Gott für die „Neuen Schöpfungen“
vorgesehenen Bedingungen im Widerspruch stehen. So erringt die Neue Schöpfung
den Sieg um den Preis der eigenen menschlichen Natur, und dieser Sieg ehrt
Gott und seine Macht, der sowohl das Wollen als auch das Wirken durch
seine Verheißungen in uns zu vollbringen vermag. Er könnte in dieser
Weise nicht geehrt werden, wenn unsere natürlichen Verhältnisse in Übereinstimmung
wären mit seinen Anforderungen, so dass ein Opfer nicht erforderlich wäre.
Wie der Glaube, die Weihung und das
Opfer der Neuen Schöpfung ein Gegenbild ist von den Opfern Aarons und
seines Hauses in Israel, ein Gegenbild, das in allen Zügen dem Vorbild
genau entspricht, so wird, wie der Apostel erklärt, das zukünftige
Priestertum dieser Neuen Schöpfung dargestellt und vorgeschattet durch
das glorreiche Priestertum Melchisedeks. Melchisedek war nicht ein
Priester, der im weißen Kleid Opfer darbrachte; er war ein Priester, der
zugleich König war, „ein Priester auf seinem Thron.“ Darum ist seine
Stellung als Vorbild höher als die Aarons, denn Aaron war der Nachkomme
Abrahams, und Abraham bei all seiner Größe, zahlte Melchisedek den
Zehnten und wurde von ihm gesegnet. Wie der Apostel erklärt, nimmt die
opfernde Priesterschaft eine niedrigere Stellung ein als die königliche
Priesterschaft in Ehre und Herrlichkeit, und deshalb sind die Neuen Schöpfungen
in ihrer glorreichen Aufgabe, die ihrer im Tausendjahrreiche wartet,
vorgeschattet durch Melchisedek. Wie dieser, werden auch sie nicht mehr zu
opfern haben, sie werden herrschen, segnen, helfen und vollständig dazu
befähigt sein, die Verheißungen Gottes in Erfüllung gehen zu lassen,
dass durch sie alle Geschlechter der Erde gesegnet werden sollen. Sie
werden Gottes Werkzeuge sein, durch deren Vermittlung ein jeder, der nur
will, zur vollen Übereinstimmung mit dem Schöpfer und seinen Gesetzen
zurückgebracht werden wird. - 1. Mose 22:18; Gal. 3:16, 29
Alle die verschiedenen Bilder und
Gleichnisse, durch welche der Herr die Beziehungen beleuchtet, die
zwischen dem Eingeborenen, dem Erlöser, und der Herauswahl, der zukünftigen
Neuen Schöpfung, den zukünftigen Miterben der göttlichen Natur,
bestehen, zeigen sehr deutlich, wie eng und herzlich diese Beziehung, wie
vollständig diese Übereinstimmung zwischen beiden Teilen ist. Gleich als
hätte der Herr - wie es ja der Fall ist - zuvor gewusst, dass die Demütigen
unter seinen menschlichen Geschöpfen in ihrem Glauben zagen müssten beim
Nachdenken über das grenzenlose Interesse und diese Liebe des Schöpfers
für sie, ob es auch möglich sei, dass er sie berufe zur höchsten Stufe
der ganzen Schöpfung, dem Vater und Sohne zunächst, finden wir die
Verheißung oft und unter verschiedenen Bildern wiederholt, damit in uns
ja kein Zweifel und keine Furcht sich festsetze, auf dass wir ja nicht in
Frage ziehen möchten, ob er denn auch ein so großes Versprechen halten
werde, ob die „hohe Berufung“ denn auch für uns wirklich bestimmt und
ernst gemeint sei.
Wir wollen hier einige dieser Bilder in
Erinnerung rufen. In dem einen erscheint der Herr als Eckstein an der
Spitze einer Pyramide und die Herauswahl als die lebendigen Steine, die zu
ihm gezogen, behauen und bereitet werden nach den durch die Kanten und Flächen
angedeuteten Richtlinien seines Charakters, auf dass sie Glieder der großen
Pyramide werden möchten, welche Gott das ganze Evangeliums-Zeitalter
hindurch aufbaut, und die im kommenden Zeitalter die Welt segnen und in
Ewigkeit Gott Ehre machen wird.
Dieses Bild der Pyramide ist jenem vom
Tempel ähnlich. Wir werden belehrt, dass Salomos Tempelbau ein Vorbild
war für den mit größerer Weisheit ausgeführten geistigen Tempelbau
Gottes. (1. Petr. 2:5) Wie im Vorbild jeder Baumstamm und jeder Stein für
einen bestimmten Platz in Aussicht genommen und demgemäss behauen wurde,
so werden auch die Glieder der Herauswahl, der Neuen Schöpfung, für die
Stellung, die sie einnehmen sollen, jetzt zubereitet. So wie die Ausführung
des vorbildlichen Tempelbaues erfolgte (ohne Lärm und Aufregung), ohne
dass ein Hammerschlag gehört wurde, so soll auch die Herauswahl,
vollkommen als Neue Schöpfung, am Ende des Evangeliums-Zeitalters aus den
Toten auferstehen, wie der Herr, ihr Haupt, am Anfang dieses Zeitalters
bei seiner Auferstehung der Erstgeborene aus den Toten war. - 1. Kön. 6:7
Ein weiteres Bild ist das des
menschlichen Leibes mit seinen verschiedenen Gliedern. Der Apostel Paulus
ist es, der uns die engen Beziehungen der Auserwählten zum Herrn als dem
Haupt des Leibes, der da ist die Kirche (Herauswahl), besonders klar und
deutlich zeigt. (Röm. 12:4, 5; 1. Kor. 12:12) Wie das Haupt den Leib
regiert, für ihn denkt und sorgt und ein Glied des Leibes in den Dienst
des anderen stellt, so überwacht auch der Herr in seiner Herauswahl ein
jedes Glied und stellt es hin, wohin es ihm gefällt. Er überwaltet so
weislich die Angelegenheiten all derer, die ihre Berufung und Erwählung
festzumachen suchen, dass sie ganz sicher sein können, dass, solange sie
in der richtigen Herzensstellung verharren, demütig und gläubig bleiben,
ihnen „alle Dinge zum Guten mitwirken“, weil „sie Gott lieben und
nach seinem Vorsatz berufen sind.“
Von den anderen Bildern, die das Verhältnis
zwischen Christus und seiner Kirche beleuchten (er der Heerführer, wir
die Kriegsknechte, er der Hirte, wir die Schafe usw.) gibt keines einen
vollständigeren, umfassenderen Begriff von des Meisters Liebe und
Interesse für seine Auserwählten als jenes vom Bräutigam und der Braut.
Jawohl, der Eingeborene ist ein herrlicher Bräutigam für alle, deren
Augen des Verständnisses geöffnet wurden, so dass sie seine Charaktergröße
und Wahrhaftigkeit erkennen. Darum legt auch der Prophet der Herauswahl,
die sein Leib ist, das Lob ihres Bräutigams in den Mund: „Du bist der
Schönste unter Zehntausend“. (Hohel. 5:10) Der Apostel gebraucht dieses
Bild in 2. Kor. 2, wo wir lesen: „Ich habe euch einem Manne verlobt, um
euch als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen.“ Nach dem
damaligen jüdischen Brauch, auf den der Apostel Bezug nimmt, sagt das
mehr, als eine in der Namenchristenheit gebräuchliche Verlobung
vorschatten würde. Heutzutage ist die Verlobung eine Verbindung auf
Probe, die aufgelöst werden kann, wenn der eine Teil sie für töricht
und unvorteilhaft betrachtet. Anders war die Verlobung bei den Juden, die
offenbar ein Vorbild der Verlobung Christi und seiner Braut zu werden
bestimmt war. Bei den Juden ist die Verlobung schon der Heirat gleich; sie
wird meist gestützt durch schriftliche Abmachung zwischen den Vertretern
des Bräutigams und der Braut, hinsichtlich Ausstattung usw. Und diese
Abmachungen gelten als verbindlich, auch wenn die Hochzeit erst ein Jahr
später stattfindet. So verhält es sich auch mit den Abmachungen, dem
Vertrag zwischen dem Herrn, dem himmlischen Bräutigam, und denen, die er
als Braut anerkannt hat. Sie müssen beiderseits als gültig betrachtet
werden; sie bekunden eine Verbindung der Herzen und Interessen und setzen
Liebe und Hingebung voraus. Es wäre eine ernste Sache für uns, diesen
Abmachungen zuwiderzuhandeln; und vom Bräutigam bezeugt der Apostel:
„Treu ist, der euch ruft; der wird es auch tun.“ (1. Thess. 5:24) Auf
uns also kommt es an, ob auch wir treu sein und uns an die Abmachungen
halten wollen.
Am Ende des Zeitalters kehrt der Bräutigam
zurück; aber er wird nur „kluge Jungfrauen“ annehmen. Jene, die nach
ihrer Verlobung töricht und unachtsam gewandelt haben, werden nicht würdig
geachtet, zur Hochzeit geführt zu werden; die Tür wird vor ihnen
geschlossen werden (Matth. 25:1-12); sie gehen der großen Vorrechte, die
ihr Teil geworden sein könnten, wenn sie treu geblieben wären,
verlustig. Doch freut es uns zu wissen, dass, obwohl ihre Untreue schuld
daran ist, dass sie die große Trübsal durchmachen müssen und ihren
Anteil am Reiche und der göttlichen Natur verlieren, sie deshalb doch
nicht in die ewige Qual gehen müssen. Nein, Gott sei gedankt, das Licht
des Wortes ist jetzt hell genug, dass wir sehen können, dass etwas so Grässliches
ihnen nicht widerfahren wird. Das Festmachen der Berufung und Erwählung
bringt jenen, denen es gelingt, große ewige Gnadengüter ein; und ihr
Verlust wird an und für sich schon eine sehr harte Strafe dafür sein,
dass die Törichten ihren Verpflichtungen nicht sorgfältig genug
nachkamen und von der Welt und ihrem Geiste befleckt wurden.
Wiewohl nun die „Neuen Schöpfungen
in Christo Jesu“ meist in den unteren Schichten der Gesellschaft gesucht
werden und die Welt uns deshalb nicht kennt, gleichwie sie ihn nicht
kannte, so schätzt dennoch Gott, der nicht auf äußere Erscheinung,
sondern auf Herzensstellung sieht, seine Auserwählten, die jetzt
ausgesucht und für die Neue Schöpfung zur Entwicklung gebracht werden,
sehr hoch. Er redet nicht nur im allgemeinen von seiner Überwaltung ihrer
Angelegenheiten, wobei er dafür sorgt, dass alle Dinge zu ihrem Besten
dienen, sondern er erklärt uns auch in etwa, wie sich diese Fürsorge
geltend macht: Engel seien dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um
derer willen, welche die Seligkeit ererben sollen; der Engel des Herrn
lagere sich um die, welche sein sind, und befreie sie, und diese
Schutzengel der kleinen Herde sehen allezeit das Angesicht des himmlischen
Vaters, und bildlich gesprochen, kein Haar könne ihnen gekrümmt werden
ohne das Vorwissen des Vaters. In voller Übereinstimmung mit diesen zärtlichen
Zusicherungen göttlicher Fürsorge lesen wir: „Der Herr kennt die sein
sind“, und: „Sie werden mein sein an jenem Tage, da ich meine
Kleinodien sammeln werde.“ - 2. Tim. 2:19; Mal. 3:17
Es liegt nahe, hier auch noch die Frage
der Wiedergeburt zu betrachten, da ja die „Neue Schöpfung“ zur
Neuheit des Lebens berufen ist. Die natürliche Geburt der menschlichen
Natur ist hier als Bild benutzt für eine neue Geburt, nämlich die Geburt
der Neuen Schöpfung. Wie der natürlichen Geburt die Zeugung und das
Wachstum des eingepflanzten Embryos vorausgeht, so finden wir denselben
Vorgang auch bei der Neuen Schöpfung; sie muss erst vom Geist Gottes
mittels des Samens des Wortes gezeugt werden; dann muss sie wachsen unter
dem Einfluss des Geistes der Wahrheit, den sie empfangen hat, und wenn
dieses Wachstum voranschreitet, wenn das Wort Gottes reichlich in ihr
wohnt, wenn sie weder müßig noch unfruchtbar wird, wird sie sich
auswachsen bis zur Geburt, das heißt zu einer Teilhaberschaft an der
ersten Auferstehung als Glied am Leibe Christi. Über jene Auferstehung
und die vollständige Verwandlung von natürlicher, menschlicher,
irdischer Natur zu geistigen, himmlischen Wesen, der göttlichen Natur,
werden wir später mehr zu sagen haben; hier aber betrachten wir
insbesondere nur die Zeugung. Das Wort sagt hier unmissverständlich, dass
die Zeugung der Söhne Gottes nicht aus Geblüt, noch aus dem Willen des
Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes geschieht, sondern durch Gott.
(Joh. 1:13) Das deutet auch der Apostel an, wenn er in einer Darlegung von
der aus-erwählten Klasse der „Neuen Schöpfung“ und ihrem Haupt,
Jesus Christus, und der Ehrenstellung, zu der sie berufen ist, schreibt:
„Niemand nimmt sich selbst die Ehre, sondern als von Gott berufen,
gleichwie Aaron.“ – Hebr. 5:4
Die Schrift unterscheidet immer scharf
zwischen diesen auserwählten „Neuen Schöpfungen“ und dem
Menschengeschlecht überhaupt. Hierfür nur zwei Beispiele. Wenn der
Apostel von der Erlösung der Welt spricht, macht er sogar eine zweifache
Anwendung des Sühnopfers von Golgatha: und zwar eine für die Herauswahl,
und die andere für die Welt. „Er ist eine Sühnung für unsere (das heißt
der Herauswahl) Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch
für die ganze Welt“, lesen wir in 1. Joh. 2:2. Und wiederum, wenn von
den Beschwerden und Hoffnungen der Herauswahl und der Welt die Rede ist,
lesen wir (Röm. 8:23): „Nicht allein aber sie (die ganze Schöpfung,
die ganze Welt, seufzt zusammen usw., Vers 22), sondern auch wir selbst
(die Herauswahl), die wir die Erstlinge des Geistes haben, auch wir
seufzen in uns selbst, erwartend die Sohnschaft: die Erlösung unseres
Leibes“ - des einen Leibes, der Herauswahl, von der Christus das Haupt
ist, und der verheißen ist, dass sie in der ersten Auferstehung bei der
zweiten Gegenwart Christi befreit werden soll. Wir seufzen nicht äußerlich
wie die Welt; denn wir haben durch unsere Zeugung durch seinen Geist einen
Trost erhalten in allen Enttäuschungen, Prüfungen und Beschwerden der
jetzigen Zeit. Es sind eben jene herrlichen Hoffnungen und Verheißungen,
die ein Anker sind für unsere Seelen, der auch in das Innere des Vorhangs
hineinreicht. In unseren mannigfaltigen Beschwerden und Prüfungen sorgen
wir uns nicht wie andere, die keine Hoffnung haben. Die Welt aber, „die
ganze Schöpfung seufzt zusammen in Geburtswehen“; sie hat nur wenig
Mittel, um die Wunden und Schmerzen zu heilen, die einen Teil dieser Zeit
der Geburtswehen ausmachen; sie lernt nur aus Erfahrung die außerordentliche
Sündhaftigkeit der Sünde und das Weh der darauf gesetzten Strafe des
Dahinsterbens und des Todes kennen. Aber der Apostel sagt uns, dass die
Welt wartet auf die Offenbarung der Söhne Gottes. (Röm. 8:19, 22) Sie
wartet nicht darauf in der Hoffnung, sich selbst zu diesen Söhnen Gottes
gezählt zu sehen, sondern sie wartet auf die Segnungen, die jene Glieder
der Neuen Schöpfung, bekleidet mit der Herrlichkeit und Macht des
Tausendjahrreiches, über die Erde ausgießen werden nach der Verheißung
Gottes, wonach alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden sollen.
Das Kennzeichen der Mitgliedschaft, der
Zugehörigkeit zur Neuen Schöpfung, ist nicht abhängig von der Zugehörigkeit
zu irgendeiner irdischen Gemeinschaft, sondern die Verbindung mit dem
Herrn als Glied seines Leibes beruht auf dem Grundsatz, den der Apostel
beschreibt: „Ist jemand in Christo, so ist er eine Neue Schöpfung; das
Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden.“ (2. Kor. 5:17) Um
überhaupt als ein Glied am Leibe Christi gelten zu können, müssen wir
alle alten oder irdischen Dinge - Ehrgeiz, irdische Hoffnungen, Stolz,
Eitelkeit und Narrheit - aus unserem Willen ausgemerzt haben, auch dann,
wenn sie uns bis zu einem gewissen Grad noch anhaften, eben weil sie für
das Fleisch in gewissem Maße angenehm sind. Die neue Gesinnung ist es,
die der Herr als „Neue Schöpfung“ anerkennt: das Wachstum und
Erstarken der neuen Gesinnung ist es, worauf der Herr sieht und eine
Belohnung setzt.
Die Schrift zeigt deutlich, dass zum
Bleiben in Christo mehr notwendig ist als Weihung. Die letztere öffnet
die Tür, hilft uns den richtigen Standpunkt einnehmen, bringt uns in
Beziehung zu Gott, sichert uns einen Rückhalt an den ermutigenden Verheißungen
Gottes, ermöglicht uns also, die Früchte des Geistes zu pflegen und
Miterben zu werden mit unserem Herrn an der himmlischen Herrlichkeit. Aber
seinen Platz am Leibe Christi behauptet nur, wer Früchte hervorbringt,
wer Beweise seiner Liebe und seiner Hingabe gibt, wie wir in einem
Gleichnis unseres Meisters lesen: „Jede Rebe in mir, die Frucht bringt,
die reinigt er, auf dass sie mehr Frucht bringe.“ (Joh. 15:2) Wer einmal
vom Herrn als Neue Schöpfung in Christo Jesu angenommen worden ist, von
dem scheint also vorausgesetzt zu werden, dass er mehr oder weniger wachse
in Gnade, Erkenntnis und in den Früchten des Geistes; sonst geht der
Anspruch auf die Sohnschaft verloren, und ein anderer nimmt den Platz
unter den Auserwählten ein; die Krone, die für ihn bereitgehalten war,
wird einem anderen zuteil, der sein Vorrecht besser zu würdigen weiß,
der sich mehr darum bemüht, der herrlichen Dinge teilhaftig zu werden,
die Gott denen, die ihn lieben, verheißen hat, der also williger ist,
alle irdischen Dinge für Verlust, ja, für Kehricht zu halten, auf dass
er Christum, einen Platz in der gesalbten Klasse, gewinnen möge. Dieses
Feststehen in Christo wird nicht nur bezeugt durch eine Mehrung der Früchte
des Geistes, sondern der Apostel Petrus gibt uns außerdem die
Zusicherung: „Wenn ihr diese Dinge tut, so werdet ihr niemals
straucheln. Denn also wird euch reichlich dargereicht werden der Eingang
in das ewige Reich unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi.“ (2. Petr.
1:10, 11) Das bedeutet jedoch, dass, wie der Apostel Paulus es ausdrückt,
die neue Gesinnung, die „Neue Schöpfung“, dem Willen Gottes so
durchaus gleichförmig ist, dass sie täglich bestrebt ist, „den alten
Menschen mit seinen Lüsten und Begierden abzulegen.“ Denn die Neue Schöpfung
ist im Bilde dargestellt durch einen neuen Menschen, dessen Haupt
Christus, dessen Leib die Herauswahl ist. Dieser Leib muss sich Auferbauen
und zum vollen Wuchse eines Mannes in Christo Jesu hingelangen, jedes
Glied muss voll entwickelt sein, sein Maß ausfüllen, nicht in unserer
eigenen Kraft, im Fleische, sondern in ihm, der unser lebendiges Haupt
ist, und dessen Gerechtigkeit für unsere unabsichtlichen Fehler aufkommt.
Die Menschheit beurteilt ihre
Angelegenheiten mittelst der fünf Sinne: Gesicht, Geruch, Gehör,
Geschmack, Gefühl. Diese Sinne zu gebrauchen haben die Neuen Schöpfungen
volle Freiheit, solange sie ihren Schatz in irdenen Gefäßen tragen. Aber
diese Sinne sind nicht genügend für die Neue Schöpfung, die weiterer
Sinne bedarf, um geistliche Dinge wahrzunehmen, die der menschliche
Organismus nicht zu sehen, noch zu riechen, noch zu schmecken, noch zu fühlen
vermag. Diesem Bedürfnis wird durch die Verleihung des Heiligen Geistes
entsprochen, wie der Apostel sagt: „Der natürliche Mensch aber nimmt
nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm eine Torheit, und er
kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird. Was kein Auge
gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist
(durch die gewöhnlichen Sinne der Wahrnehmung), was Gott bereitet hat
denen, die ihn lieben; uns (der Neuen Schöpfung) aber hat Gott es
geoffenbart durch (seinen) Geist, denn der Geist erforscht alles, auch die
Tiefen Gottes.“ - 1. Kor. 2:9, 10, 14
Dieser geistliche Sinn mag der sechste
Sinn der zur Neuen Schöpfung Gezeugten genannt werden, oder man könnte
auch sagen, die Neue Schöpfung sei im Besitz eines vollständigen Systems
geistlicher Sinne, die den leiblichen Sinnen entsprechen und sie ergänzen.
Allmählich gehen ihnen die „Augen des Verständnisses“ weiter und
weiter auf für Dinge, die das natürliche Auge nicht sieht; allmählich
nimmt das Gehör des Glaubens zu, das ihnen schließlich jede gute Verheißung
des Wortes Gottes bedeutsam und wirksam erscheinen lässt; unterdessen
kommen die Neuen Schöpfungen in Berührung mit dem Herrn und seinen
unsichtbaren Kräften; mit der Zeit schmecken sie auch, dass der Herr sehr
gütig ist, und schließlich gelangen sie dahin, jene Opfer und
Weihrauchgebete zu schätzen, die dem Herrn ein lieblicher Geruch sind.
Wie die natürlichen, so können auch die geistlichen Sinne geübt werden,
und ihre Übung (oder wenigstens die Bemühungen, sie zu üben) ist ein
Merkmal, sozusagen ein Barometer, für unser Wachsen in der Gnade, unsere
Entwicklung als Neue Schöpfungen, die der ersten Auferstehung als ihrer
Geburt entgegensehen, in der unser neues Selbst mit der Ehre, Herrlichkeit
und Unsterblichkeit der göttlichen Natur bekleidet werden soll.
Unter
welchem Namen soll die Neue Schöpfung bekannt sein?
Auf den ersten Blick ist die Frage
sonderbar, befremdend. Wenn wir bedenken, dass die Herauswahl dem Herrn
als Braut verlobt ist, so scheint es sonderbar, erst zu fragen, welchen
Namen sie haben soll. Für die Braut geziemt sich sicherlich kein anderer
Name als der des Bräutigams, und schon der bloße Gedanke an einen
anderen Namen verrät eine unrichtige Auffassung der Beziehungen zwischen
dem Herrn und seinen Geweihten, den Gliedern seines Leibes, der Braut, dem
Weibe des Lammes. Der biblische Name dafür sollte genügen: Ekklesia
(Herauswahl), der Leib, die Versammlung Christi. Werden weitere Namen gewünscht,
so finden wir in der Schrift folgende Bezeichnungen: die Herauswahl
Christi, die Herauswahl Gottes. (Röm. 16:16; Apg. 20:28) Beide Namen sind
gleichbedeutend, da der Vater und unser Herr der Herauswahl das gleiche
Interesse entgegenbringen. Wie die Herauswahl den Leib Christi bildet, von
dem er das Haupt ist, so ist die ganze Herauswahl, Haupt und Leib, die
Schar oder Gruppe oder der Gesalbte des Vaters, durch den es ihm gefällt,
alle großen, wundervollen Züge seines Erlösungswerkes, von denen er uns
schon in seinen großen und kostbaren Verheißungen einen Umriss gegeben
hat, hinauszuführen. Eine noch nähere Bezeichnung der Getreuen finden
wir in des Apostels Ausdruck „die Versammlung des lebendigen Gottes“,
als sollte die Herauswahl, deren Haupt Christus ist, dadurch unterschieden
werden von anderen Körperschaften oder religiösen Systemen, die den
wahren Gott nicht richtig kennen und von ihm auch nicht als seine Kirche
betrachtet werden.
Die Neigung, sich andere Namen
beizulegen als die vom Herrn und seinen Aposteln gegebenen, offenbarte
sich schon sehr früh. Wie in heutiger Zeit die Christen sich etwa
Lutheraner, Kalvinisten, Wesleyaner, Darbyisten, Irwinginaner usw. nennen,
und doch alle beanspruchen, Christo anzugehören, so war es schon in der
ersten Kirche, wie wir in 1. Kor. 1:12; 3:4-6 lesen. Der Partei- oder
Sektengeist war in die Brüder zu Korinth gefahren; der Name Gottes und
Christi genügte ihnen nicht mehr, und so suchten sie andere Namen beizufügen
und nannten sich paulinische, petrinische oder apollonische Christen. Der
inspirierte Apostel tadelte dies und zeigt, dass dies nicht der Heilige
Geist, sondern fleischliche Gesinnung sei, was zur Teilung des Leibes
Christi und zur Menschen-Nachfolge führt. Seine Frage: Ist denn Christus
zerteilt? bedeutet: Gibt es mehrere Leiber Christi? Gibt es mehrere
Kirchen Christi oder nur eine? Und wenn es nur eine gibt, warum sie
zerteilen? Wer ist denn Paulus? Wer ist Apollos? Wer Petrus? Sie waren nur
Diener des Hauptes der Herauswahl, die er zum Segen seines Leibes
benutzte, der da ist die Versammlung. Wären sie hierzu nicht bereit, so hätte
er andere, die das tun würden, was sie taten. Preis und Ehre für alle
Segnungen, die durch die Apostel vermittelt wurden, gebühren also dem
Haupt der Herauswahl, der diese Fürsorge für die Bedürfnisse seines
Leibes traf. Dies bedeutet nicht, dass nicht auch wir jene anerkennen und
ehren, die der Herr anerkannt und geehrt hat; aber es bedeutet, dass wir
sie nicht als Häupter der Kirche betrachten, nicht die Herauswahl in
Parteien und Sekten zerteilen, nicht hinter Menschen herwandeln sollen,
und wären es auch Paulus oder Petrus. Die Apostel, oder wen der Herr auch
sonst als Werkzeuge gebraucht hat, haben niemals die Herauswahl zu
zerteilen, sondern vielmehr die einzelnen Glieder zu sammeln, die
verschiedenen geweihten Gläubigen um so fester mit dem einen Haupt und
dem einen Herrn zu verbinden gesucht, durch den einen Glauben und durch
die eine Taufe.
Was würde wohl der Apostel sagen, wenn
er heute im Fleische unter uns lebte und die Zerteilung der
Namenchristenheit in zahlreiche verschiedene Benennungen sähe? Sicher würde
er sagen, dass dieser Zustand ein großes Maß fleischlicher Gesinnung,
des Geistes dieser Welt, verrate. Das will nicht heißen, dass alle, die
noch in diesen Systemen sind, persönlich fleischlich gesinnt sind und des
Geistes des Herrn gänzlich ermangeln. Aber es zeigt, dass, je mehr wir
vom Geiste des Herrn haben, und je mehr wir freigemacht sind von
fleischlicher Gesinnung, je weniger wir uns von ihr leiten und
beeinflussen lassen, umso weniger werden wir Wohlgefallen finden an der
Teilung um uns herum, an den verschiedenen Kirchenbezeichnungen; und je
reichlicher der Geist des Herrn in uns wohnt, umso ungenügender wird uns
jeder andere Name als der des Herrn erscheinen, bis wir schließlich unter
der Führung des Geistes dahin gelangen, nur die eine Kirche anzuerkennen,
nur die eine Gliederung, nur die Versammlung der Erstgeborenen, deren
Namen im Himmel angeschrieben sind; nur den einen Weg zu dieser
Versammlung, die Taufe in des Meisters Leib, der da ist die Versammlung,
die Taufe in seinen Tod. So werden wir alle eins und gleichgesinnt mit ihm
und untereinander.
Es ist nicht unsere Aufgabe, die
Christenheit jetzt dahin zu bringen, dass sie ihre Anschauungen über
diesen Gegenstand den unseren anpasst. Zu solcher Aufgabe reichen
menschliche Kräfte nicht hin. Für uns alle gilt es nur, persönlich dem
Bräutigam treu zu bleiben; für einen jeden, der den Namen Christi nennt,
gilt es abzustehen von der Ungerechtigkeit, von jedem Unrecht im Glauben,
Handel und Wandel. Solche werden nicht wünschen, bei irgendeinem anderen
Namen genannt zu werden als dem des Bräutigams, und wenn man sie nach
ihrem Namen fragt, werden sie sich zu seinem Namen und nur zu diesem
allein bekennen, zu dem einzigen Namen, der unter dem Himmel oder unter
den Menschen gegeben ist, durch den wir errettet werden können. Dem Geist
dieser Wahrheit gemäß werden wir abseits stehen von jedem Namen und
jedem Rahmen einer Sekte, damit wir im Herrn frei dastehen können! Das
bedeutet nicht, dass wir uns trennen sollen von solchen Menschen, die,
obwohl sie die Gesinnung des Herrn haben, noch im Rahmen einer Sekte oder
„Kirche“ stehen. Die Worte des Herrn „Gehet aus ihr hinaus, mein
Volk, auf dass ihr nicht ihrer Sünden mitteilhaftig werdet, auf dass ihr
nicht empfanget von ihren Plagen“ - setzen vielmehr voraus, dass einige
seiner Kinder in Babylon zurückgeblieben, also noch nicht zur Klarheit
hinsichtlich der Namen und Rahmen der Sekten gelangt sind. An uns ist es
nur, unser Licht leuchten zu lassen und das übrige dem Herrn anheim
zustellen.
Wir verwerfen nicht nur die Benennung
der Herauswahl nach irgendeinem menschlichen Namen, sondern jeden Namen,
der einige Kinder Gottes von anderen Kindern Gottes trennen würde. Wir würden
Bezeichnungen wie „Christliche Kirche“ oder „Versammlung Gottes“
vermeiden, da solche Namen zur Bezeichnung besonderer Gruppen oder
Glaubensschattierungen unter dem Volke des Herrn dienen. Eher würden wir
uns nach allen in der Schrift gegebenen Namen nennen, Jünger, Herauswahl
Christi, Versammlung des lebendigen Gottes, Versammlung zu Korinth usw.
(Nach letzterem Beispiel würden wir dann sagen: Versammlung in Brooklyn,
London, Magdeburg, Bern usw.) Wir werden es nicht vermeiden können, dass
viele uns hierin nicht verstehen können. Auch sollten wir es ihnen nicht
übel nehmen, wenn sie, dem Brauch unter den Namenchristen folgend, auch für
uns einen Sondernamen bereithalten. So mögen sie uns „Tagesanbrüchler“
oder „Wachttürmler“ nennen; wir aber sollten uns solche Namen nicht
selbst beilegen. Dennoch sollte uns der Geist der Sanftmut, der Geduld,
des Friedens und der Liebe davon abhalten, uns durch solche Bezeichnungen
beleidigt zu fühlen. Wir sollten voraussetzen, dass keine bösen
Absichten oder doch keine absichtlichen Verleumdungen in diesen Namen
liegen; wir sollten daher diese Namen freundlich, nicht barsch ablehnen
und zeigen, dass wir verstehen, wir seien damit gemeint, so kurz und
freundlich wie möglich erklären, dass wir es vorziehen, keinen Sekten-
und Parteinamen zu tragen, kurz und gut Christen zu heißen im weitesten
und vollsten Sinne des Wortes, was bedeutet, dass wir kein anderes Haupt
haben als unseren Herrn Jesus Christus, und keine andere Organisation
anerkennen als die von ihm ins Leben gerufene, die eine Versammlung des
lebendigen Gottes, die Herauswahl oder der Leib Christi, deren Namen im
Himmel angeschrieben sind.