SCRIPTURE
STUDIES
VOLUME SIX - THE NEW
CREATION
STUDY
VIII
Der
Sabbat oder die Ruhe der Neuen Schöpfung.
Der Wechsel der göttlichen
Handlungsweise datiert vom Kreuze an. — Das Predigen der Apostel am
Sabbat in Synagogen keine Beipflichtung des jüdischen Sabbats oder
Systems als verbindlich für die Neue Schöpfung. — Das Haus, in dem man das
Evangelium verkündigt, hat nichts mit der Botschaft zu tun. —
Der Tag
auch nicht. —
Ursprung des ersten Tages der Woche als christlicher Sabbat. —
Er wurde lange vor der Zeit Konstantins gefeiert. —
Fast alle
Erscheinungen des auferstandenen Herrn geschahen am ersten Tage. —
Die
allgemeine Feier des ersten Tages ist dankenswert. —
Es geschieht jedoch
nicht auf göttliche Anordnung. —
Frankreich und die Zahl sieben. —
Israels Sabbat vorbildlich. —
Wann der Sabbat der Neuen Schöpfung begann,
und wie er fortdauert.
In
den vorhergehenden Studien haben wir gesehen, dass es für diejenigen, die
in Christo Jesu sind, kein anderes Gesetz gibt als das allumfassende
Gesetz der Liebe. Wir sahen klar und deutlich, dass die Neue Schöpfung,
das geistliche Israel, in keiner Hinsicht dem Gesetzesbunde unterstellt
ist, welcher der Sünde wegen hinzugefügt wurde, 430 Jahre nach der
Aufrichtung des Bundes, unter dem die Neue Schöpfung angenommen ist in
dem Geliebten. Gewiss, als unser Herr Jesus im Fleische war, beobachtete
er den Sabbat genau nach dem mosaischen Gesetze, wenn auch nicht nach
verkehrten Satzungen der Pharisäer und Schriftgelehrten. Er tat dies,
weil er dem Fleische nach ein Jude war, durch Geburt dem mosaischen
Gesetze unterstand, welches er, wie der Apostel erklärt, erfüllte, indem
er es ans Kreuz nagelte. Von da an unterstanden die Juden, die durch ihn
zum Vater kamen, dem Gesetze nicht mehr. Alle Juden, die Christum nicht
angenommen haben, sind noch durch sämtliche Vorschriften des
Gesetzesbundes gebunden, und davon frei werden können sie nur, indem sie
Christum als das Ende des Gesetzes annehmen, d.h. indem sie an ihn glauben.
– Röm. 10:4
Die Nationen waren, wie wir schon
gesehen haben, niemals dem Gesetze Moses unterstellt und konnten somit
nicht von ihm freigemacht werden. Unser Herr Jesus, der bei seiner Taufe
zur Neuen Schöpfung gezeugt und bei seiner Auferstehung aus dem Geiste
geboren wurde, war der gegenbildliche Isaak, der Same Abrahams, der Erbe
aller diesem Samen gemachten Verheißungen; und Juden wie auch Nationen,
soviel ihrer durch Glauben zu ihm und durch ihn zum Vater kommen, werden,
wenn einmal gezeugt von dem Heiligen Geiste, als Neue Schöpfungen und
Jesus Miterben am Bunde mit Abraham gerechnet, von denen aber keiner dem
hinzugefügten mosaischen oder Gesetzesbunde unterstellt ist. Darum hörte,
obwohl der Mensch Jesus unter dem Gesetze stand und das Sabbatgebot als
Teil desselben beobachten musste, diese Verpflichtung für ihn selbst und
für seine Nachfolger auf, sobald er gestorben war und dadurch dem Gesetze
von Rechts wegen ein Ende gemacht hatte für alle Juden, welche ihn
annahmen, durch ihn dem Gesetzesbunde starben und für den abrahamischen
Bund empfänglich wurden, wie er.
Es ist freilich nicht zu verwundern,
dass sogar die Apostel einiger Zeit bedurften, um die Bedeutung des
Zeitwechsels (vom Gesetz zur Gnade) völlig zu erfassen; - zu begreifen,
dass der Tod Jesu die Scheidewand zwischen Juden und Nationen abgebrochen
hatte, dass hinfort die Nationen ebenso wenig wie die Juden als unrein
galten, weil Jesus Christus, durch die Gnade Gottes, den Tod geschmeckt
hatte für Jedermann, und dass von nun an, wer immer zum Vater zu kommen wünschte,
er sei Jude oder aus den Nationen, angenommen werden könne in ihm, dem
Geliebten. Sogar noch einige Jahre nach der in Apostelgeschichte 15
berichteten Apostelberatung, in welcher Petrus und Paulus Zeugnis ablegten
von der Gnade, die Gott auch den Nationen erweisen wolle, und obwohl denen
aus den Nationen Gaben des Heiligen Geistes (Zungenreden usw.) zuteil
wurden, wie seinerzeit den Juden als Zeichen dafür, dass sie vom Heiligen
Geiste wiedergezeugt seien, finden wir Petrus noch schwankend und den Gläubigen
aus den Juden insofern nachgebend, als er sich von den Gläubigen aus den
Nationen trennte, so, als wären sie unrein. Er zog sich dadurch
bekanntlich den Tadel des Apostels Paulus zu, welcher die durch die neue
Einführung des Evangeliums-Zeitalters geschaffene Lage viel klarerer
fasst zu haben schien als die übrigen Apostel. Wenn nun selbst ein
Apostel des öffentlichen Tadels bedurfte, um über seine Rassenvorurteile
hinwegzukommen, wie viel eher dürfen wir annehmen, dass die Großzahl der
Gläubigen, fast nur Juden, während einiger Jahre über die gründliche
Änderung, die seit Golgatha im Verfahren Gottes Platz gegriffen, sich in
großer Verwirrung befand.
Die Juden in Palästina wie auch die in
der Zerstreuung benutzten ganz richtigerweise den ihnen vom Gesetze
gesicherten Ruhetag zum Lesen des Gesetzes und der Propheten sowie zum
Predigen in den Synagogen. Dieser Ruhetag galt in Palästina für das
ganze geschäftliche Leben und eignete sich daher vorzüglich für die
ersten Christen zu Versammlungen zum Lesen und Durchforschen des Gesetzes
und der Propheten im Lichte ihrer begonnenen Erfüllung und zu
gegenseitiger Ermahnung, um so mehr festzustehen, je mehr sie den Tag
herannahen sähen, den großen Tag des Herrn, den Tausendjahrtag, die Zeit
der Wiederherstellung, von welcher alle heiligen Propheten von jeher
geredet hatten. Die Apostel und Evangelisten, welche außerhalb Palästinas
reisten, fanden ebenfalls am Sabbat die beste Gelegenheit, zu denjenigen
zu reden, welche auf den Messias hofften; unter solchen Juden war es am
wahrscheinlichsten, hörende Ohren zu finden, und kein Tüttelchen in der
Schrift gibt es, das sie verhindert hätte, am Sabbat zu predigen anstatt
am Sonntage oder sonst einem Wochentage. Wir können dessen sicher sein,
dass diese ersten Missionare das Wort alle Tage verkündigten, wohin immer
sie kamen, und wo immer sie willige Ohren fanden.
Der Apostel, welcher erklärte, dass
Christo dem Gesetze dadurch ein Ende machte, dass er es ans Kreuz nagelte,
redete, soweit unsere Berichte reichen, kein Wort zu den ersten Christen
darüber, dass sie verpflichtet seien, den siebenten oder sonst einen
Wochentag besonders zu beachten. Die Apostel hielten denn auch fest an dem
Gedanken, dass die Herauswahl eine „Neue“ Schöpfung sei, unter
Christo, ihrem Haupte, dem ursprünglichen Bunde unterstehe, und dass ein
solches Haus der Söhne nicht dem (hinzugefügten) Gesetze unterstellt sei,
sondern der Gnade. Und Paulus zeigt ausdrücklich den Kolossern die
Freiheit, deren sich die Neue Schöpfung erfreut, indem er schreibt (Kol.
2:16, 17): „So richte euch nun niemand über Speise oder Trank, oder in
Ansehung eines Festes oder Neumondes oder von Sabbaten, die ein Schatten
der zukünftigen Dinge sind, der Körper (die Substanz, Wirklichkeit) aber
ist Christi.“
Die Apostel wünschten, die Herauswahl
möchte verstehen, dass all die verschiedenen Verordnungen, Feste, Fasten,
Zeiten und Tage betreffend, nur Teile des großen vorbildlichen Systems
seien, das Gott dem vorbildlichen Israel gab, dass sie aber nur Schatten
der „besseren Dinge“ seien, welche hernach kommen und für das
gegenbildliche Israel verwirklicht werden sollten. Für die Juden waren
jene Vorschriften Wirklichkeiten; sie waren ihnen durch das Gesetz vom
Sinai auferlegt; für die Neue Schöpfung aber sind sie nur Schatten zukünftiger
Dinge. Dass die Apostel die Gelegenheit benutzten, die ihnen der Sabbat
bot, um in den Synagogen die gute Botschaft von Christo zu verkündigen,
bedeutete keineswegs, dass sie nun auch der Neuen Schöpfung den Bund und
das Gesetz aufladen wollten, welchem die Juden unterstellt waren. Auch
heute noch würden wir, wenn uns die Gelegenheit geboten würde, in jüdischen
Synagogen zu predigen, dies nicht nur am Sonntage, sondern mit großer
Freudigkeit auch am Sabbat tun. Ja, wir würden Christum selbst in einem
heidnischen Tempel und an einem heidnischen Festtage verkündigen und wären
dabei keineswegs der Meinung, dass wir dadurch die Lehren oder den Festtag
der Heiden zu dem unsrigen gemacht hätten.
Was nun den von den meisten Christen
als Ruhetag betrachteten Sonntag betrifft, so ist es durchaus irrig, zu
behaupten, dass derselbe von der römisch-katholischen Kirche eingesetzt
worden sei. Wohl hatte zur Zeit Konstantins des Großen, mehr als
zweihundert Jahre nachdem die Apostel entschlafen waren, das leere
Formenwesen schon große Fortschritte unter den Christen gemacht; wohl
hatten damals schon Irrlehrer die Nachfolger des Herrn der „Geistlichkeit“
zu unterwerfen versucht; wohl übte diese infolge des Aberglaubens schon
einen bedeutenden Einfluss aus, wohl wurde zu jener Zeit ein Gesetz
erlassen, welches den Namenchristen vorschrieb, den Sonntag zu religiösen
Werken zu gebrauchen und sich der Arbeit der Hände zu enthalten (ausgenommen
in ländlichen Bezirken zur Erntezeit, da das Einbringen der Ernte als
Notarbeit gelten könne); wohl hat dieser kleine Anfang der Fesselung der
Christenheit und die dazu gegebene Erklärung, dass der christliche
Sonntag den jüdischen Sabbat ersetze, allmählich zu der Anschauung geführt,
als gälten sämtliche Vorschriften, die Gott den Juden hinsichtlich des
Sabbats gab, hinfort auch für Christen hinsichtlich des Sonntages.
Die Beobachtung des Sonntages unter den
Gläubigen reicht aber weit hinter Konstantin zurück, nur geschah
dieselbe nicht aus Zwang, sondern freiwillig. Sie galt nicht als Last,
sondern als Vorrecht. Die Tatsache allein, dass unser Herr am Sonntag
auferstand, hätte diesen Wochentag schon in den Augen seiner Gefährten
genügend ausgezeichnet; von jenem Tage an lebte ja ihre Hoffnung wieder
auf. Aber außerdem fanden die meisten Erscheinungen des Herrn nach seiner
Auferstehung auch an Sonntagen statt. Am Auferstehungstage selber erschien
er der Maria Magdalena als Gärtner, den beiden Jüngern auf dem Wege nach
Emmaus, „da ihr Herz brannte, als er ihnen die Schriften öffnete“ (Luk.
24:32), den versammelten Aposteln am Abend bei verschlossenen Türen. Und
dann zeigte er sich ihnen nicht eher als am folgenden Sonntag, diesmal den
Elfen zur Überzeugung des Thomas. So ist es denn ganz verständlich, dass
ohne besonderen Befehl seitens des Herrn oder seiner Apostel die ersten
Christen sich daran gewöhnten, sich am Sonntage zu versammeln zur
Erinnerung an die Freude, die sie über die Auferstehung des Herrn
empfanden, zur Erinnerung daran, wie ihr Herz brannte, als er ihnen an
einem Sonntage die Schrift öffnete.
Ja, so voller Freude war für sie die
Erinnerung an den Ostersonntag, dass sie selbst das Brotbrechen an jenem
Tage fortsetzten, nicht als Passah- oder Gedächtnismahl an den Tod des
Herrn, sondern weil zweien von ihnen an einem Sonntage beim Brotbrechen
die Augen geöffnet worden waren, und weil er den Elfen im Obergemach beim
Brotbrechen Zeugnisse genug dafür bot, dass er es wirklich sei, wenn er
auch ganz verändert war. (Luk. 24:30, 35, 41-43) Dieses Brotbrechen
geschah mit Freude und Fröhlichkeit, lesen wir - nicht zum Andenken an
seinen Tod, sondern zum Andenken an seine Auferstehung. Dieses Brotbrechen
stellte nicht den gebrochenen Leib des Heilandes dar, sondern das
Darreichen stärkender Speise für ihren Glauben; es war die nährende
Wahrheit, welche ihre Herzen mit Freudigkeit erfüllte über die herrliche
Hoffnung der Zukunft, deren Pfand seine Auferstehung aus den Toten war. (Dass
es sich nicht um das Gedächtnismahl handelt, geht außerdem aus dem
Umstande hervor, dass der Kelch bei diesem Brotbrechen nicht erwähnt wird.)
Die Versammlungen am Sonntage erfolgten aus Freude darüber, dass durch
die Auferstehung Jesu aus den Toten ein neues Zeitalter eingeführt worden
war.
Je mehr sich nun die Kirche vom
Judentum löste, insbesondere nachdem Jerusalem zerstört und der
Judenstaat aufgelöst war, schwand der Brauch der Sabbatfeier mehr und
mehr, und gewann der erste Tag der Woche, der durch die Auferstehung
unseres Herrn zu Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit ausgezeichnet
worden war, als Tag geistiger Ruhe und Erfrischung immer mehr Anhänger.
Den Heiden hat Gott keine besonderen
Gesetze oder Gebote gegeben. Sie haben nur den Überrest des Gesetzes, das
ursprünglich Adam ins Herz geschrieben wurde, und dieser Rest ist recht kümmerlich,
nachdem Sünde und Tod so lange an der Auslöschung der Urschrift
gearbeitet haben. Zu diesem Überrest hat Gott ein einziges Gebot hinzugefügt,
nämlich: „Tut Buße!“ (Ändert euren Sinn), weil eine neue
Gelegenheit, zum Leben zu gelangen, geboten ist (jetzt oder dann im
Tausendjahr-Zeitalter), und jede willentliche Handlung und Denkweise wird
in Betracht gezogen werden, wenn einst abgewogen wird, ob und inwiefern
von der gebotenen Gelegenheit Gebrauch gemacht worden ist. An diejenigen,
welche Christo nicht angehören, ergeht kein weiteres Gebot, als: „Tut
Buße!“ Zu denjenigen aber, welche diesem Gebote nachkommen, spricht
Gott weiter, je nachdem sie Ohren haben zu hören, und Herzen, die sich
seinem Willen zu unterwerfen bereit sind.
Was nun die Namenchristenheit unserer
Tage betrifft, so hat sie die wahre Tragweite der von Gott angebotenen
Gunst und des gegenwärtigen Rufes an die Neue Schöpfung zu erkennen
verfehlt. Ebenso fehlt ihr das Verständnis für das Gesetz der Neuen Schöpfung,
ihre Freiheiten, ihre Symbole usw. Die Namenkirche lehrte die Welt falsche
Theorien über die Taufe, das Abendmahl, den Sabbat, das göttliche Gesetz
und den göttlichen Bund. Offenbar war es niemals die Absicht des Herrn,
von der Namenkirche in diesen Stücken verstanden zu werden. Wie der
Apostel sagt: „Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in
keines (natürlichen) Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat
denen, die ihn lieben“, - ebenso wenig haben sie die Absichten Gottes
mit der „kleinen Herde“ zu erfassen vermocht - aber „Gott hat diese
Dinge uns geoffenbart durch seinen Geist, denn der Geist erforscht alle
Dinge, selbst die tiefen Dinge Gottes“ (seine guten, annehmbaren,
vollkommenen Absichten mit seinen Kindern, jetzt und in Zukunft). Wo der
Sinn für die hohe Berufung und das „vollkommene Gesetz der Freiheit“
fehlt, weil es am Geiste des Herrn (am Gesinntsein wie Gott) gebricht, da
kann das Formel- und Formenwesen (Festtage, Bußeübungen, Enthaltungen
dieser oder jener Art, Sonn- und Feiertage) aufblühen und die
Namenchristenheit fesseln und ketten. Das ist ebenso wenig überraschend
wie die Tatsache, dass einige wahre Kinder Gottes, Erwählte, zur kleinen
Herde Gezählte, sich durch dieses alles derart in Banden schlagen ließen,
dass sie ein gutes Teil der den Söhnen Gottes zugedachten Freiheiten einbüßten.
Wir wollen hiermit keineswegs gegen die
Beobachtung des Sonntages Front machen. Im Gegenteil, wir freuen uns, dass
Gott es so gefügt hat, dass dieser Tag in der ganzen zivilisierten Welt
beobachtet wird. Denn dieser Brauch bietet den Geweihten des Herrn
besondere Vorteile, die ihnen entgehen könnten, wenn der Sonntag weniger
allgemein beobachtet würde. Die Neue Schöpfung kann sich nur von Herzen
freuen darüber, dass ihr einer von sieben Tagen für Anbetung, zum
Umgange mit Gleichgesinnten usw. zur Verfügung steht. Ein Abgehen der
Welt von der Sonntagsruhe wäre auch für die Neue Schöpfung ein sehr
ernster Verlust; darum allein schon, von anderen Gründen gar nicht zu
reden, geziemt es sich für alle, die des Herrn sind, nicht nur, den
Sonntag hochzuhalten und zu heiligen und zu geistlicher Übung und Freude
zu benutzen, sondern außerdem noch ihren Einfluss zugunsten der
Sonntagsruhe in die Wagschale zu werfen, durch kein Wort, keine Handlung
die Beobachtung des Ruhetages zu gefährden.
Aber wenn es ein Trugschluss ist zu
denken, dass der jüdische Sabbat alle übrigen Menschen verpflichte, so
ist es gleichermaßen ein Irrtum, zu glauben, dass der christliche Sonntag
eine Fessel sei, dass er äußerlich geheiligt werden müsse, wie es beim
Sabbat der Fall war. Selbst religiös fast gleichgültige Leute halten
sehr auf diese äußere Sonntagsheiligung und verlieren ihren Respekt vor
Kindern Gottes, welche die ihnen am Sonntage gebotene Gelegenheit zu
Gottesdiensten vernachlässigen und den Sonntag für weltliche Geschäfte
verwenden. Wir sind nun hierin der Meinung, dass diejenigen, welche die
Freiheit des Christus am besten verstehen, dieselbe nicht dazu
missbrauchen sollen, um andere zu ärgern, sondern vielmehr die ihnen vom
allgemeinen Brauch gebotene Gelegenheit benutzen sollten zur Förderung
ihres Wachstums in der Gnade und Erkenntnis und in allen Früchten des
Geistes. Wir sind der Meinung, dass die Gott Geweihten und, soweit ihr
Einfluss reicht, auch ihre Familien, nicht nur die minderjährigen,
sondern auch die erwachsenen Kinder, den Sonntag treulich beobachten
sollten. Alle sollten darüber belehrt werden, dass es gut sei, einen Tag
in der Woche für Gottesdienste zu bestimmen, und dass ein regelmäßig
wiederkehrender Ruhetag nicht für die Kirche allein, sondern auch für
die übrigen Menschen eine Notwendigkeit sei.
Wenn wir auch völlig frei sind vom
Zwang des jüdischen Gesetzes, so können wir doch annehmen, dass, da die
Vorschriften vom Herrn kamen, sie auch irgendeinen greifbaren Nutzen
hatten. Das gilt insbesondere von den Speisegesetzen mit ihrer
Unterscheidung von reinen und unreinen Tieren. Nicht dass wir uns einer Sünde
schuldig machen, wenn wir Schweinefleisch essen, denn wir stehen nicht
unter dem jüdischen Gesetze. Allein der Umstand, dass es den Juden
verboten war, legt doch den Gedanken nahe, dass es ungesund ist, und in
dieser Beziehung sollten wir vorsichtig sein, weil wir verpflichtet sind,
den Gesetzen der Gesundheit zu gehorchen, sofern wir dieselben erkennen.
Ähnlich können wir in der Ruhe des
siebenten Tages, welche Gott für das Volk Israel verordnete, nicht nur
ein Vorbild sehen, sondern auch eine unter den damaligen Umständen
notwendige Vorkehr. Selbst religiös gleichgültige Leute geben zu, dass
die alle sieben Tage stattfindende Unterbrechung der Arbeit für Menschen
und Lasttiere nützlich sei. Ja, es gibt Leute, welche selbst leblosen
Dingen dasselbe Ruhebedürfnis zuerkennen. Der „London Express“
schrieb einmal in dieser Beziehung:
„Es mag befremden, wenn jemand von
einer müden Stahlachse oder einer müden Eisenschiene spricht; allein auf
der Eisenbahn und in Fabriken hört man so reden und wundert sich nicht
darüber. Der Laie mag darüber lächeln; der Techniker aber bleibt dabei,
dass die Metallteile der Maschine müde werden und der Ruhe bedürfen wie
die Menschen. „Was hat den Achsenbruch verschuldet?“ fragt der
Fabrikherr. „Müdigkeit des Metalls“, lautet die Antwort des
Inspektors. Diese Antwort wird oft erteilt und ist in Übereinstimmung mit
den Tatsachen. Oft bricht eine Achse oder springt ein Rad bei wenig mehr
als üblicher Belastung, ohne dass die gewissenhafteste Untersuchung einen
Schaden oder schwachen Punkt zu entdecken vermag. Darum reden die
Ingenieure von müdem Metall, das seine Ruhe nicht hat; es verweigert
schließlich die gewohnte Leistung und bringt Gefahr. Die Ingenieure führen
diese Erscheinung darauf zurück, dass der Zusammenhang der Moleküle
durch ununterbrochene Arbeit gelockert wird, bis der Punkt erreicht wird,
wo das Metall bricht.“
Der republikanische Kalender der französischen
Revolution setzte an die Stelle der biblischen Periode von sieben Tagen
die Dekade mit je einem Ruhetage nach neun Arbeitstagen; allein die Sache
erwies sich bei allem Wunsche der Franzosen, das Dezimalsystem überall
anzuwenden, als undurchführbar. Die Natur weist in unzweideutiger Weise
immer auf die Zahl 7. Die kritischen Tage bei schweren Krankheiten fielen
z.B. auf den 7., 14., 21. oder 28. Tag und ordneten sich dem französischen
Dezimalsystem nicht unter.
Wir sind daher weit entfernt, das
Aufheben der Sonntagsfeier zu empfehlen. Wir empfehlen im Gegenteil
dringend, sie beizubehalten, weil sie nicht allein für den natürlichen
Menschen, sondern auch für die Neue Schöpfung vorteilhaft ist. Wir
empfehlen dringend, nichts zu tun, das diesen großen Segen, der durch das
jüdische Gesetz auf uns gekommen ist, beeinträchtigen könnte. Freilich
wären wir froh, wenn alle am Sonntag zur feiwilligen Anbetung Gottes
sehen könnten; da dies aber bei den meisten Menschen nicht der Fall ist,
so ist es einerlei, ob wir sie in ihrem harmlosen Irrtum hinsichtlich
eines Sonntagsgebotes lassen oder nicht; da derselbe ja zu ihrem Vorteile
ist.
Die Neue Schöpfung bedarf hinsichtlich
des richtigen Gebrauches des Sonntags keiner besonderen Anweisungen. Ihr
Leben ist ganz dem Herrn und seinem Dienste geweiht. Da sie nicht nach dem
Fleische, sondern nach dem Geiste wandelt, wird sie eine so gute
Gelegenheit, Gott im Leibe und Geiste, welche sein sind, zu verherrlichen,
nicht unbedingt verstreichen lassen. Der Sonntag wird von ihr benutzt
werden zu Lobpreisung und Danksagung, zur Betrachtung des Wortes Gottes,
und zur Ermahnung im Anschlusse daran.
Doch sind wir wiederum nicht der
Meinung, dass der Sonntag zu nichts anderem als zum Gottesdienste
verwendet werden dürfe. Gott hat solches nicht geboten, und darum hat
auch niemand ein Recht, solches zu gebieten. Wo aber unser Herz ist, wohin
uns die Vorliebe zieht, da werden wir auch gerne weilen, und wir können
zuversichtlich annehmen, dass jedes Mitglied der Neuen Schöpfung keine größere
Freude und Lust kennt, als den Umgang mit dem Herrn und den Brüdern und
daher selten die Versammlungen versäumen wird. - Hebr. 10:25
Was wir freiwillig tun, als dem Herrn,
ohne dass es uns befohlen wird, das ist ein um so deutlicheres Zeichen dafür,
dass wir ihn und die Seinen lieben, und das wird der Herr entsprechend
wertschätzen. Viele Glieder der Neuen Schöpfung haben Kinder oder
Untergebene; dieselben sollten hinsichtlich der Bedeutung des Sonntags
aufgeklärt und ermutigt werden, von der gebotenen Ruhegelegenheit einen
vernünftigen und vorteilhaften Gebrauch zu machen. Das Wort Gottes
empfiehlt nirgends eine so knechtische Sonntagsfeier wie die puritanische,
der zufolge es eine Sünde ist, am Sonntag zu lächeln, ein Verbrechen,
sein Kind zu küssen, eine Entheiligung, einen Spaziergang zu machen oder
unter einem Baume zu sitzen und Gottes herrliche Natur zu betrachten.
Wenn wir aber dieses Extrem vermeiden,
werden wir wohl daran tun, nicht in das andere zu fallen, wie manche,
indem sie es gutheißen, dass am Sonntage einer lauten Fröhlichkeit, dem
Spiele, der weltlichen Musik gefrönt oder eine Arbeit verrichtet wird,
die ebenso gut an einem Wochentage verrichtet werden kann. Die Kinder der
Neuen Schöpfung sollten in jeder vernünftigen Weise den Widerschein des
Geistes eines gesunden Sinnes tragen, welchen Gott ihren Eltern verheißen
hat durch sein Wort der Wahrheit und durch die Erfüllung mit seinem
Heiligen Geiste. Eine vernünftige, anständige Beachtung des Sonntags als
eines Ruhetages, an welchem geistliche und sittliche Förderung, Umgang
mit der Familie und den Gliedern der Familie Gottes, der Neuen Schöpfung
gesucht wird, kann allen nur von großem Segen sein.
Ein anderer
Grund für die Beobachtung des Sonntags liegt in der bestehenden
Gesetzgebung, welche in vielen Staaten den Sonntag als Ruhetag vorschreibt.
Die Kinder Gottes aber müssen nicht weniger, sondern mehr als andere
Menschen den Gesetzen untertan sein, sofern dieselben nichts ihrem
Gewissen Zuwiderlaufendes enthalten. Würde das bürgerliche Gesetz zwei
oder drei Ruhetage in der Woche vorschreiben, so hätten die Neuen Schöpfungen
dieselben zu beobachten und dafür zu sorgen, dass ihnen diese Ruhetage
zur geistlichen Förderung dienen sollen. Doch weil es sich um ein
Menschen- und nicht um ein Gottesgebot handeln würde, wären sie nicht
verpflichtet, in ihrer Beobachtung über das hinauszugehen, was die Welt
als hinreichend ansähe.
Israels
Sabbat vorbildlich
Wir
haben schon bemerkt, dass das Sabbatgebot vom Sinai keinem anderen Volke
als Israel gegeben und mithin kein anderes Volk durch dasselbe
verpflichtet worden ist. Die erste Beobachtung des Sabbats, von der die
Schrift redet, ist die durch das Volk Israel nach seinem Auszug aus Ägypten.
Da wurde ihm geboten, am siebenten Tage das Ausgehen zum Einsammeln des
Mannas zu unterlassen. Adam, Henoch, Noah, Abraham, Isaak, Jakob war kein
Sabbatgebot gegeben worden. Die einzige Erwähnung eines Sabbats vor dem
Auszuge aus Ägypten findet sich im Schöpfungsbericht, wo erzählt wird,
dass Gott am siebenten Tage ruhte (d.h. aufhörte, schöpferisch tätig zu
sein). Das war aber nicht ein Tag von 24 Stunden, sondern, wie wir bereits
gesehen haben, ein solcher von siebentausend Jahren.
Durch das Sabbatgebot stellte Gott die
Ruhe des Volkes Israel an jedem siebenten Tage von 24 Stunden in eine
Parallele mit seiner eigenen Ruhe nach einem ausgedehnteren höheren Maßstabe;
und dies bringt uns auf den Gedanken, dass, abgesehen von dem Segen, den
Israel von dieser Ruhe hatte, das Sabbatgebot eine vorbildliche Belehrung
für die Neue Schöpfung enthält; wie wir denn überhaupt in allem, was
Israel und sein Gesetz betrifft, vorbildliche Belehrungen sehen.
Der 7. Tag, der 7. Monat, das 7. Jahr
waren im Gesetze alle hervorgehoben. Der 7. Tag diente zur Unterbrechung
der Arbeit, zur körperlichen Ruhe; im 7. Monat fand der Versöhnungstag
statt, an welchem für die Sünden des Volkes im Vorbilde Sühnung getan
wurde, damit es Ruhe hätte von seinen Sünden; im 7. Jahre endete die
Knechtschaft. Außerdem folgte nach 7 mal 7 Jahren das 50. oder Jubeljahr,
in welchem alle Forderungen und Urteile verjährten und jede Familie zu
ihrem Eigentume zurückkehrte, befreit von allem, was infolge früherer
Verirrung oder Vergehung auf ihr lastete. Das Gegenbild dieses
Jubeljahres(siehe Band 2, Kap. 6) ist das Tausendjahrreich, in welchem
stattfinden wird „die Wiederherstellung aller Dinge, von welcher Gott
geredet hat durch den Mund aller heiligen Propheten von jeher.“ Doch
wird dieses Gegenbild nicht einem Volke allein, sondern der ganzen
Menschheit zugute kommen. Lasst uns nun den vorbildlichen Sabbat näher
betrachten und den Umstand, dass nach 7 mal 7 Tagen, also nach je 7
Sabbaten, der 50. oder Jubeltag folgte, welcher den Gedanken der Ruhe mit
größerem Nachdruck zur Geltung brachte.
Welches ist die Segnung, deren die Neue
Schöpfung als Gegenbild zum Sabbat der Israeliten teilhaftig wird? Darüber
gibt uns Hebr. 4:1-11 Auskunft, wo wir lesen: „Fürchten wir uns nun,
dass nicht etwa, da eine Verheißung, in seine Ruhe einzugehen,
hinterlassen ist, jemand von euch scheine zurückgeblieben zu sein ...
Denn wir, die wir geglaubt haben, gehen in die Ruhe (das Halten des
Sabbats) ein ... Weil nun übrig bleibt, dass etliche in dieselbe
eingehen, und die, welchen zuerst die gute Botschaft verkündigt worden
ist, des Ungehorsams (Unglaubens) wegen nicht eingegangen sind ... so
bleibt noch eine Sabbatruhe dem Volke Gottes übrig. Denn wer in seine
Ruhe eingegangen ist, der ist auch zur Ruhe gelangt von seinen Werken,
gleichwie Gott von seinen eigenen. Lasst uns nun Fleiß anwenden, in jene
Ruhe einzugehen, auf dass nicht jemand nach demselben Beispiel des
Ungehorsams (Unglaubens) falle.“
Hiermit lehrt uns der Apostel
zweierlei, nämlich: 1. Dass es unser Vorrecht ist, jetzt zur Ruhe
einzugehen, und tatsächlich erfreuen sich alle, welche den Herrn
wahrhaftig angenommen haben, ihm vertrauen und ihm alles übergeben, jetzt
schon des gegenbildlichen Sabbats, der Ruhe durch den Glauben, und 2.
dass, um diese Ruhe zu behalten und einzugehen in den ewigen „Sabbat,
welcher noch dem Volke Gottes übrigbleibt“ (das Königreich der
Himmel), wir in der Gunst beim Herrn bleiben und ihm fortwährend
Vertrauen und Gehorsam erweisen müssen.
Den Gliedern der Neuen Schöpfung
braucht man nicht erst zu sagen, wann und wie sie in die Ruhe des Glaubens
eingegangen sind, wann und wie der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt,
in ihren Herzen zu herrschen und völliges Vertrauen auf ihn alle Furcht
und Unzufriedenheit zu verscheuchen begann. Dies geschah bei der bewussten
Annahme des Herrn Jesu als den Hohepriester, welcher das Opfer
dargebracht, bei welcher Annahme unsere Schulden bedeckt wurden durch das
uns zugerechnete Verdienst (Vermögen) unseres Erlösers, des Messias.
Friede und Ruhe nahmen zu, als wir in ihm das Haupt der Neuen Schöpfung
erkannten, den Erben der dem Abraham gegebenen Verheißung; als wir
verstanden, dass wir von Gott zu Miterben an der Segensherrschaft des
Hauptes berufen werden sollten. Die vollkommene Ruhe, die Sabbatfreude,
aber kam, als wir unser Alles dem Herrn übergeben und uns freudig seiner
verheißenen Führung auf dem schmalen Wege zum Königreiche anvertraut
hatten. Von da an ruhten wir von unseren eigenen Werken, von aller Bemühung,
uns selbst gerecht zu machen; wir bekannten, dass wir unvollkommen, der
Gunst Gottes unwürdig und unfähig waren, uns selbst derselben würdig zu
machen. Damals nahmen wir dankbar das göttliche Erbarmen an, welches uns
geboten wurde in der Erlösung, die da ist in Christo Jesu, unserem Herrn;
wir ergriffen die verheißene Hilfe in jeder Zeit der Not und unternahmen
es, Schüler Jesu zu werden, seinen Fußspuren „bis in den Tod“
nachzugehen.
Der Apostel erklärt, dass wir von
unseren Werken ruhen, wie Gott „Ruhte von seinen eigenen Werken.“ Wir
haben schon gesehen, dass Gott sein Schöpfungswerk unterbrach, nachdem er
den Menschen zu seinem Bilde erschaffen hatte. Er hat es seither
zugelassen, dass Sünde und Tod seine herrliche Schöpfung befleckten und
beschädigten; er hat seinen mächtigen Arm nicht erhoben, um diesem Laufe
der Dinge zu wehren, oder um Satan, den großen Betrüger, in seinem
Schalten und Walten zu hindern. Gott hat alles Gericht dem Sohne übergeben
und wartet nun, bis die Zeit gekommen ist, da der Messias alles
wiederherstellen wird. Wir sind durch Glauben eingegangen in die Ruhe
Gottes, wenn wir in Christo Jesu den Gesalbten Gottes erkennen, der Macht
hat, es auszurichten, nicht nur zum Besten der Neuen Schöpfung, der
Glieder seines Leibes, sondern zum Heil und Segen für alle Welt, zur
Wiederherstellung aller derjenigen, welche die Gnade Gottes in ihm
annehmen.
Wir sehen klar, wann unsere Ruhe als
Neue Schöpfung begann, doch es wird von Nutzen sein, rückwärts zu
blicken, um zu sehen, wann die Ruhe der Neuen Schöpfung als Ganzes
begann. Die Apostel erfreuten sich eines gewissen Maßes von Ruhe und
Frieden, als der Herr im Fleische bei ihnen war. Das war aber nicht
vollkommener Friede. Sie freuten sich darüber, dass der Bräutigam in
ihrer Mitte war, sie freuten sich in ihm, aber sie erkannten noch nicht
die ganze Tragweite seiner Liebe und seines Dienstes. Als ihr Meister
starb, gingen ihre Ruhe, ihre Freude und ihr Frieden in Trümmer, und der
Grund für ihre Enttäuschung lag nach ihren eigenen Worten darin, dass
sie gedacht hätten, er sei der, welcher Israel erlösen (von der
Herrschaft Roms befreien) sollte. Darin hatten sie sich also getäuscht.
Nachdem er aus den Toten auferstanden war, nachdem er sich ihnen gezeigt
und seine Auferstehung bewiesen hatte, fingen Furcht und Zweifel an, der
Hoffnung Platz zu machen. Aber Freude und Friede kehrten nicht in vollem
Maße zurück. Noch herrschte einige Unklarheit in den Köpfen und Herzen
der Apostel. Allein sie liehen doch den Wortes des Auferstandenen ihr Ohr
und warteten, seiner Ermahnung gemäß, in Jerusalem, bis sie mit Kraft
ausgestattet wurden.
Sie warteten und hielten Ausschau - wie
lange? Sie warteten 7 mal 7 Tage und am folgenden fünfzigsten Tage, am
Jubeltage, ließ Gott seine gnädige Verheißung in Erfüllung gehen und
sorgte dafür, dass die, welche Jesum angenommen hatten, nun auch in seine
Ruhe eingingen, in den großen Sabbat der Neuen Schöpfung. Dies geschah
durch Verleihung des Pfingstsegens, des Heiligen Geistes, welcher Frieden
gibt durch Jesum Christum. Dieser Heilige Geist belehrte sie, dass, wenn
auch Jesus für die Sünder gestorben und der Auferstandene in den Himmel
zurückgekehrt und jetzt ihren Augen entrückt war, er doch vor Jehova
Wohlgefallen gefunden und ein vollgültiges Sühnopfer für die Sünde
dargebracht hatte: so konnten sie nun ruhen im Verdienste des Werkes, das
er vollbracht hatte, darüber völlig beruhigt zu sein, dass Gottes Verheißungen
alle Ja und Amen seien in ihm und durch ihn, dass ihre Sünden vergeben
und sie selbst von Gott angenommen seien. Dies gab ihnen völlige
Sicherheit dafür, dass die außerordentlich großen und kostbaren Verheißungen,
welche Jesum zum Mittelpunkte haben, auch in Erfüllung gehen würden,
dass sie selbst teilhaben würden an seiner Herrlichkeit, wenn die Gnade
ihre Herzen gereinigt haben würde, sofern sie selbst ihren
Vertragspflichten getreulich nachgekommen wären, ihre Berufung und Erwählung
fest gemacht hätten durch ihr Verbleiben in Christo, durch Gehorsam dem
Willen Gottes gegenüber.
Alle Neuen Schöpfungen, die den
Heiligen Geist (d.h. die heilige Gesinnung) empfangen haben, sind dadurch
eingegangen in den gegenbildlichen Sabbat, und anstatt einen von sieben
Tagen der körperlichen Ruhe zu weihen, feiern sie jeden Tag Sabbat, Ruhe
des Herzens, des Gemütes, des Glaubens an den Sohn Gottes. Allein diese
Ruhe aus Glauben ist noch nicht das Ende; sie ist nicht das volle
Gegenbild des jüdischen Sabbats. Die große „Ruhe, die übriggeblieben
ist dem Volke Gottes“, wird am Ende des Laufes kommen - für alle, die
ihn mit Freuden vollenden werden. Unterdessen muss unsere Ruhe aus Glauben
anhalten; denn sie ist das Pfand, die Sicherheit für die Ruhe der
Zukunft. Zur Erhaltung dieser Ruhe aus Glauben ist nicht allein Gehorsam
in Gedanken, Worten und Werken erforderlich, soweit wir dessen fähig
sind, sondern auch Vertrauen auf die Gnade des Herrn. So können wir stark
sein im Herrn und in der Macht seiner Stärke und in seinen Fußspuren
wandeln. Unsere Zuversicht muss sein, dass er sowohl fähig als auch
willig ist, uns zu „mehr als Überwindern“ zu machen, uns Anteil zu
geben an dem großen Werke des gegenbildlichen Jubeljahres.