Die Anklage des Propheten
In einem Punkte unterscheidet sich die
Bibel durchaus von jedem andern Buche, nämlich in ihrer Ehrlichkeit. Obschon David König
war, und
seine eigene Familie ihm Generationen hindurch folgte, so war doch nichts
imstande, die
vollen Einzelheiten seiner Missetat in bezug auf Urija und seine Frau zu
unterdrücken. Das Böse
wurde so völlig ans Licht gezogen, als sei der König der geringste Untertan gewesen.
Der Prophet Jehovas wurde auf
göttliches Gesetz direkt zum Könige gesandt. Durch ein Gleichnis zeigte er die Ungerechtigkeit
und fragte, welcher Art die gerechte Entscheidung sein müsse. David war zornig und wollte den
Namen des ungerechten Mannes wissen, damit er bestraft werde. Der Prophet Gottes
erklärte furchtlos: „Du bist der Mann." Demütig bekannte der König dem Herrn seine
Sünde. Er
hatte schon sein großes Unrecht eingesehen, aber das Gleichnis hatte es ihm noch tiefer
eingeprägt. In Sand und Asche weinte und betete er vor dem Herrn um Vergebung.
In dieser Hinsicht war David ein Mann
nach dem Herzen Gottes. Jedesmal, wenn er von einem Fehltritt übereilt und von seiner
eigenen Schwachheit umgarnt wurde, bekannte er sie, tat Buße und bat um Vergebung.
Gott erkannte David Buße an und wandte
ihm seine Gunst wieder zu; das schloss aber nicht aus, dass David für seinen Fehltritt
Strafe leiden musste. „Wen der Herr lieb hat, den züchtigt
er." (Hiob 5,17; Sprüche 3,11-12; Hebräer 12,5-6.)
Die Ehrlichkeit der Bibel erkennen wir
sowohl im Alten als auch im Neuen Testament. Die Bibel erzählt uns z.B.
von den
Fehltritten Abrahams, „des Freundes Gottes." Auch die Fehler der Apostel werden uns
berichtet. So
erfahren wir, wie der edle Petrus so von Menschenfurcht überwältigt
wurde, dass er seinen
Meister dreimal mit Schwüren verleugnete. Ferner wird uns von Petrus Heuchelei vor Juden und Heiden
berichtet. Auch wird uns erzählt, dass Paulus, der Apostel an Judas Statt,
einst der
grausame Saulus von Tarsus war, der die Steinigung des Stephanus gutgeheißen und die Urkirche
sehr verfolgt hatte. Von Petrus und Johannes lesen wir: „Sie waren unwissende und
unbelehrte Leute." Kein anderes Buch in der Welt legt eine so große Ehrlichkeit an den Tag oder
verdient dasselbe Vertrauen, wie die Bibel.
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"Der Herr ist mein Hirte"
--David
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