Calvin und Servetus
In Genf in der Schweiz wurde vor einigen
Jahren ein Denkmal enthüllt, das die folgende Inschrift trägt: "Zum Andenken an
Michael Servetus, ein Opfer religiöser Unduldsamkeit seiner Zeit; verbrannt wegen seiner
Überzeugung zu Champel am 27. September 1553.
Errichtet von den Nachfolgern Johann
Calvins, dreihundertfünfzig Jahre danach, zur Sühne dafür und zur Verurteilung jeden
Zwanges in Glaubenssachen".
So haben also die Nachfolger Johann
Calvins der Welt gezeigt, dass sie über die Lehren ihres Führers hinaus im Geiste wahren
Christentums, den Geist der Gerechtigkeit und der Liebe, Fortschritte gemacht haben. Die
Calvinisten sind wegen dieses Fortschrittes von Seiten aller Christen zu beglückwünschen, von
Seiten der Katholiken sowohl als auch der Protestanten, welche alle in den verflossenen vier
Jahrhunderten ähnliche Fortschritte gemacht haben.
Heute heißt es niemand gut,
dass Calvin
Servetus verbrennen ließ. Andere Märtyrer wurden meist mitten auf
den Scheiterhaufen verbrannt, wobei das Einatmen des Rauches und der Flammen das
Opfer schnell bewusstlos und unempfindlich für die Leiden machte. Ein satanisches
Erfindungstalent hieß dessen bei Servetus den Feuerbrand in einiger Entfernung anlegen. Dadurch
wurde er buchstäblich lebendig unter furchtbaren Qualen fast fünf Stunden lang gebraten-
und das im Namen Gottes und Jesu Christi, im Namen der Gerechtigkeit der
Wahrheit, der Liebe, des
Christentums und der Zivilisation.
Merkwürdig, dass wir erst jetzt
erkennen, dass ein Mann, der so wenig den Geist Christi offenbarte, dass er seinen Bruder
ermordete, nicht als ein Lehrer des Wortes Gottes und seines Geistes gelten gelassen werden kann.
Heute sehen Bibelforscher ein, dass Calvin nicht der Entdecker der Lehre der Gnadenwahl war,
sondern lediglich der Erfinder der gotteslästerlichen Lehre, dass alle
Nichterwählten ewiglich leiden müssten. Heute erkennen wir, dass Ausdrücke
"die Erwählten, die Auserwählten",
zwar biblische Ausdrücke sind, und dass diejenigen, welche ihre Berufung und Erwählung
festmachen, in der ersten Auferstehung verherrlicht werden sollen; aber wir erkennen auch
jetzt, dass die Auserwählten in dem Königreiche Jesu Genossen sein werden, und
dass sie mit
ihm die Nichterwählten, "alle Geschlechter der Erde" segnen werden. (Galater 3:29.)
85